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Autor |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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01.06.2019 17:50 briefing sieben Uhr dreißig von Tula
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Briefing sieben Uhr dreißig
die Sonne quetscht sich dreist durch mein Rouleau und trifft
sogar die Wade bleibt dabei: der Morgen ist
noch grauer als der Abend glaub' ich weiß es selbst
der Keks in meiner Kaffeetasse widerspricht
dem archimedischen Prinzip denn er verdrängt
rein gar nichts läuft nach seinem dunklen Drang so läuft
er sich nur voll im schwarzen Analeptikum
versagt auch ihm ein letzter Auftrieb und versinkt
in meinen Träumen sitze ich auf einem Berg
von Opfertieren ausgedörrt berechne ich
die Aussichten auf einen Grenzwert über Null
bevor's zu spät wird les' ich schnell mein Horoskop:
ich könnt' ja mal 'was Schönes schreiben
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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03.06.2019 11:24
von poetnick
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Hallo Tula,
hoffe das Briefing dieses Morgens vermittelt stärkeren Auftrieb.
Zitat: | der Morgen ist
noch grauer als der Abend | vielleicht auf Anhieb nicht so ganz erhellend, da die Sonne sich zuvor schon durchs Rouleau quetschte. Ja, liegt sicher im Empfinden des Beschienen, dennoch - gäbe es eine Alternative?
Zitat: | dem archimedischen Prinzip denn er verdrängt
rein gar nichts läuft nach seinem dunklen Drang |
Das mit dem Keks ist ein findiges Bild des beschwerenden Sogs, der selbst LyIchs Wade im Grau des Morgens belässt.
Hm, der Berg von Opfertieren im Traum...eine Strecke von Erlegtem, oder Abgelebtem, das zurückbleibt und selbst einen guten Teil zum Verzehr des Lyichs in doppeltem Sinne beitrug?
Tröstlich, dass, wie ein Wasserzeichen des Archimedes, ein feiner, lakonischer Humor durchschimmert.
Gut, seinem Horoskop zu folgen.
LG - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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03.06.2019 21:26
von Tula
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Lieber poetnick
Vielen Dank für deine Zeilen und den seelischen Beistand
Nun ja, du hast es dir sicherlich erschlossen, Lyri ist nicht immer gut drauf, aber auch unter diesem Umstand nimmt er sich trotzdem nicht allzu ernst.
Was die beiden Stellen anbelangt, man sagt doch, dass der Morgen schlauer als der Abend ist, und bei geschlossenem Fenster bleibt es eben bei einem eher farblosen Lagebericht bzw. -plan für den kommenden Tag.
Der Berg von Opfertieren ist nun wieder für das Gedicht extrem wichtig, denn dieser erklärt Lyrich's miserablen Zustand. Also keine Jagdtrophäen, ganz das Gegenteil.
Da fällt mir jetzt zum Thema einer der besten Hits der DDR Rockgeschichte ein. Die Musik war damals nicht so berauschend im Vergleich zu rollenden Steinen anderswo. Aber es gab erstaunlich lyrische Songtexte. Einer meiner Lieblinge ist der von Renft "als ich wie ein Vogel war ...". Ich gehe ihn jetzt mal suchen ...
Hier issa https://www.songtexte.com/songtext/renft/als-ich-wie-ein-vogel-war-2bca74d2.html
Auch auf youtube schnell zu finden.
Also nochmals vielen Dank. Lyrich geht's wahrscheinlich wieder besser und die nächste Opfergabe wird sich schon finden
LG
Tula
PS: bliebe noch eine wichtige Stelle in S2, die es auf recht faust-dicke Weise in unsere deutsche sprichwörtliche Schatztruhe gefunden hat. Auch diese sollte den Bogen zur dritten spannen. Lyri will schon auf dem richtigen Weg schreiten ...
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Anoa Leseratte
A Alter: 67 Beiträge: 143 Wohnort: Berlin
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A 04.06.2019 08:06
von Anoa
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Tut mir leid, aber ich habe nicht verstanden. Um was geht es? Oder lähmt mich die hitze?
_________________ Mona Ullrich, Berlin |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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04.06.2019 10:16
von poetnick
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Nur kurz:
habe mal reingelesen und gehört, stark, und schön die Rosenblätter.
LG - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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04.06.2019 22:43
von Tula
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die Ironie des Schicksals
liebe Anoa, stellt dein aufrichtiger Seufzer nur allzu deutlich unter Beweis. Denn genau DARUM geht es: du siehst es (bzw. Lyri) nicht, dort oben auf seinem virtuellen Opferberg. Er hat sich hehre Ziele gesteckt, will doch nur 'das Richtige' machen, aber:
Zitat: | rein gar nichts läuft nach seinem dunklen Drang |
was den findigen Leser durchaus an den alten Faust erinnern sollte:
Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange,
ist sich des rechten Weges wohl bewußt.
Leichter gesagt als getan wenn die guten Taten gar nicht wahrgenommen werden, und da kann auch der eifrigste und ehrenvollste aller "sich-Aufopfernden" verzagen.
Beim Schreiben dachte ich nicht an den alten Song von Renft, aber gestern beim Kommentieren fiel mir auf, wie schön er eigentlich zu meiner Absicht hier passt. Da hatte ich gestern sogar die Befürchtung, etwas zu deutlich gewesen zu sein.
Ich überlege, ob der Text nicht einen Schwung zu albern ist. Das Thema ist nämlich ernst. Wohl jeder, der sich schon mal 'zu viel vorgenommen hat' dürfte solche Erfahrungen des fehlenden Erfolgs bzw. der ausbleibenden Anerkennung kennen, ob als dichtender Dichter, Sportler, arbeitender Mensch, Liebender und nicht zurück-Geliebter oder einfach nur als (verkannter) Freund. Das wollte ich offen lassen; mag sich der Leser in seiner Erinnerung seine eigenen Enttäuschungen suchen.
Dann aber ist der ironische Unterton auch wieder ein wichtiger Bestandteil der 'mässitsch', denn gerade Humor hilft uns in unseren Tiefpunkten weiter. Wehe dem, der in solchen Momenten nicht über sich selbst lachen kann.
In diesem Sinne, hoffentlich nicht unverstandene Grüße
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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07.06.2019 15:59
von menetekel
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Es gibt solche Tage.
Die sind grauer als ihre Vorgänger, egal wie licht die Sonne scheint.
Sie bergen lediglich eine Kette von Widrigkeiten. Alle gebrachten Opfer haben sich längst überlebt - bis auf das eine, das nur in seiner Wiederholung wirkt.
Kurzum: Auf mich wirkt dies alles recht schlüssig. Bin ich doch mit "goldenen Serien" nur allzugut bekannt.
Herzliche Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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09.06.2019 10:12
von Tula
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Danke dir liebe menetekel
nun habe ich in der Tat versucht, mal 'was Schönes zu schreiben
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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