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Nachricht |
Hallogallo
 Klammeraffe
Alter: 61
Beiträge: 644
Wohnort: Auenland
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 23.04.2019 08:43
Ein altmodisches Frühlingsgedicht
von Hallogallo
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Schüchtern lauer Frühlingswind
treibt weiße Blütenblätter vor sich her
neckt grünzarte Triebe
die wie Jungfernhäutchen unberührt
an noch gestern nackten Bäume schimmern
jetzt nur nicht schlafen
nichts verpassen
viel zu kurz nur währt die Pracht
fürs Denken ist später Zeit genug
jetzt gilt es
zu fühlen
zu schmecken und
zu lieben
jetzt darf man verwundbar sein
jetzt darf man grundlos lachen
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Jocelyn
Bernsteinzimmer
Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
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23.04.2019 12:24
Re: Ein altmodisches Frühlingsgedicht
von Jocelyn
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| Hallogallo hat Folgendes geschrieben: | Schüchtern lauer Frühlingswind
treibt weiße Blütenblätter vor sich her
neckt grünzarte Triebe
die wie Jungfernhäutchen unberührt
an noch gestern nackten Bäume schimmern
jetzt nur nicht schlafen
nichts verpassen
viel zu kurz nur währt die Pracht
fürs Denken ist später Zeit genug
jetzt gilt es
zu fühlen
zu schmecken und
zu lieben
jetzt darf man verwundbar sein
jetzt darf man grundlos lachen |
Lieber Hallogallo,
ich kann deine Frühlingsleidenschaft gut nachempfinden,
die Lust am Frühling, die du hier zeichnest, in der Verbindung der Explosion der Natur mit der Libido.
Für meinen Geschmack reißt das Gefühl am Gedichtende aber grundlos ab. Wieso lachen, es damit so laut und irgendwie allgemein werden lassen, wenn du Sinnlichkeit fühlst? Das hast du vielleicht gar nicht gemeint? Eher das Ungestüme und ungebremste Genießen?
Ich tue mich ja auch etwas schwer mit "man" in gefühlvoller Lyrik. Denke dann immer, es wäre besser, das Kind beim Namen zu nennen, sich zu bekennen. Warum also nicht Ich?
Persönlich würde ich gleich deine Zeilen anders schreiben wollen, kann es nur tun, nicht so gut erklären, warum so oder so. Auf alle Fälle möchte ich das aufsatzmäßige "die wie" in der 4. Zeile entfernen. Auch das Wort "Pracht" passt mir nicht in deinem zarten Bild:
Schüchtern lau der Frühlingswind
treibt weiße Blütenblätter vor sich her
neckt grünzarte Triebe
an nackten Bäumen schimmern sie
wie Jungfernhäutchen
jetzt nur nicht schlafen
nichts verpassen
fürs Denken später Zeit genug
jetzt gilt es
zu fühlen
zu schmecken und
zu lieben
jetzt darf man grundlos
und mit allen Wunden Sinnen offen
durch Blumenräusche schwimmen streifen
_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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lilli.vostry
Wortschmiedin
Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden
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23.04.2019 15:21
aw:EinaltmodischesFrühlingsgedicht
von lilli.vostry
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Hallo Hallogallo,
hab Dein Frühlingsgedicht gern gelesen, und so altmodisch find ich es gar nicht.
Eigentlich zeitlos, der Versuch diesen ewig gleichen, doch immer wieder neu aufregend schönen Rausch der Sinne der aufblühenden Natur, Lebens- und Sinneslust in Worte zu fassen, ohne dass es verbraucht wirkt...
Das kenne ich gut.
Die Version von Jocelyn gefällt mir gut, behutsam verfeinert.
Eine schöne Frühlingszeit noch wünscht,
Lilli
_________________
Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Hallogallo
Klammeraffe
Alter: 61
Beiträge: 644
Wohnort: Auenland
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23.04.2019 15:39
von Hallogallo
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Danke für das kompetente Feedback!
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