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Prolog | Calum


 
 
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Herr M
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Beiträge: 40



H
Beitrag19.04.2019 21:30

von Herr M
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Liebe Frauenreiterein,
bei
Zitat:
Mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen.

da hat du mich leider verloren. Das geht überhaupt nicht. Sorry. Habe ab da nicht mehr weiter gelesen. Bei solchen Sätzen ist es einfach aus.
Herzliche Grüße
Herr M[/quote]
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


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Beitrag19.04.2019 22:11

von firstoffertio
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Ich weiß nicht, warum jemand aus der Schweiz hier das ß einführen muss, wenn es dort nicht verwendet wird.
Aber wenn Autor will: mit  Gerold kein Problem.
(Ich benutze den immer dafür.)
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag19.04.2019 22:12

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Mit dieser Meinung steht der Herr M aber ziemlich allein. Man muss nicht mit Gewalt das Rad neu erfinden bzw. möglichst kreative Umschreibungen erzwingen wollen, wenn auch eine, zugegeben alte Floskel passt.

_________________
Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen.
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Herr M
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
H


Beiträge: 40



H
Beitrag19.04.2019 22:18

von Herr M
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@Thomas74 Gerade darum geht es bei Literatur, die immer gleichen Themen neu zu schreiben. Sonst wird es langweilig.
Herzlichst
Herr M
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a.no-nym
Klammeraffe
A


Beiträge: 699



A
Beitrag20.04.2019 17:58

von a.no-nym
Antworten mit Zitat

Herr M hat Folgendes geschrieben:
Liebe Frauenreiterein,
bei
Zitat:
Mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen.

da hat du mich leider verloren. Das geht überhaupt nicht. Sorry. Habe ab da nicht mehr weiter gelesen. Bei solchen Sätzen ist es einfach aus.
Herzliche Grüße
Herr M


Wenn das für Dich nicht geht, Herr M, ist Dir das natürlich unbenommen.  Ich habe aber Zweifel, ob sich Deine Aussage verallgemeinern lässt. Vieles im Leben beinhaltet Wiederholung - und das ist auch gut so, denn Bekanntes vermittelt Sicherheit und Geborgenheit - das Fundament dafür, dass wir auch Neues verkraften. Es leuchtet mir überhaupt nicht ein, dass es ein "No-Go" sein soll, Vertrautes dort einzusetzen, wo es angemessen ist. Mich würde etwas Geschriebenes, das für alles und jedes immer nur neue, noch nie dagewesene Bilder erfindet, eher abschrecken. Das wäre mir schlicht zu anstrengend. Die vertrauten  Bilder haben den Vorteil, dass ich mir ohne jedes Rätselraten sofort etwas darunter vorstellen kann, während neu erschaffene Bilder erstmal enträtselt werden müssen und so vielleicht den Lesefluss an Stellen bremsen, an denen das eher nicht angebracht ist. Wie auch in Bezug auf andere Stilmittel dürfte der Lesergeschmack auch in diesem Punkt sehr unterschiedlich sein. Nicht jeder mag experimentelle Literatur mit ihrem vielen Neuland, genau wie es auch viele Menschen gibt, die Stuckdecken und antike Möbel lieben oder heute immer noch Mozart hören und Goethe lesen.

Wie immer liegt m.E. die Kunst auch beim Verwenden von Bildern darin, das rechte Maß zu finden. Dem militanten Verdammen von allem, was sich sprachlich bewährt hat, stehe ich jedenfalls kritisch gegenüber. Ich gehe vielmehr davon aus, dass bestimmte Bilder gerade deshalb so etabliert sind, weil sie so gut funktionieren. Ich schrieb es schon an anderer Stelle: Ich sehe das analog zum Essen: Ich mag bestimmte Gerichte. Die werden immer wieder auf die gleiche Art zubereitet - und ich habe nicht das Bedürfnis, daran etwas zu verändern. Das heißt nicht, dass ich nicht auch gern mal was Neues probiere. Und genauso geht es mir auch beim Lesen! smile

Freundliche Grüße
a.
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Herr M
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Beiträge: 40



H
Beitrag20.04.2019 20:42

von Herr M
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@a.no-nym
Zitat:
Dem militanten Verdammen von allem, was sich sprachlich bewährt hat, stehe ich jedenfalls kritisch gegenüber.

Ich wollte beileibe nicht militant rüberkommen. Das lag mir fern. Ich wollte nur anregen, vielleicht sprachlich zu variieren. Es tut mir leid, wenn ich das falsch ausgedrückt habe.
Herzlichst
Herr M[/quote]
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jon
Geschlecht:weiblichEselsohr
J

Alter: 57
Beiträge: 270
Wohnort: Leipzig


J
Beitrag21.04.2019 08:53

von jon
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß nicht, warum jemand aus der Schweiz hier das ß einführen muss, wenn es dort nicht verwendet wird.
Aber wenn Autor will: mit  Gerold kein Problem.

Muss er meiner Meinung nach nicht. Nur das Argument, dass der Verzicht aufs ß eine grundsätzlich gute Idee sei, kann man so nicht unkommentiert stehen lassen.


_________________
Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages)
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Carola
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
C

Alter: 54
Beiträge: 20
Wohnort: Hamburg


C
Beitrag23.04.2019 14:00

von Carola
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Spannend zu lesen.

Erst dachte ich: Er/Sie? sieht eine Frau ... dann sah ich sie....
Interessant, was es mit dem Flascheninhalt auf sich hat.
Sollte es Richtung Fantasy gehen, würde ich weiterlesen wollen. Für Katastrophen bin ich nicht so zu haben. (Ist Geschmackssache)
Die Überlegungen im letzten Absatz könnte man auch weglassen.
Toller guter letzter Satz
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Equestrice
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 20
Beiträge: 27
Wohnort: Schweiz


Beitrag25.04.2019 17:15

von Equestrice
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CALUM

Ich war gerade damit beschäftigt, den Auffangbehälter nach innen zu bringen, als es passierte.
Ein ohrenbetäubender Knall. Meine Ohren surrten, von Weitem erklangen gedämpfte Schreie. Der Boden unter mir erzitterte. Ich stolperte, das kostbare Restwasser schwappte über den Eimerrand. Verärgert richtete ich mich auf und wollte gerade zu einer Tirade ansetzen, als ich innehielt.

Irgendetwas stimmte nicht. Plötzliche Stille legte sich über den Ort; bedrückend und unheimlich zugleich. In der Luft schwang etwas, das meine aufgewühlten Sinne nicht einzuordnen vermochten; etwas, das mich davon abhielt, mich umzudrehen. Und nach wenigen Sekunden begriff ich.

Es war die Ruhe vor dem Sturm.

Die Alarmglocken explodierten in meinem Kopf. Ruckartig brach ich aus meiner Starre, meine Augen weiteten sich in Horror. Ein bedrohliches Grollen, das mehr an ein bestialisches Knurren erinnerte, katapultierte mich endgültig in die Realität. Am Horizont bildete sich eine gigantische Rauchwolke, die in den blassen Himmel emporstieg und die Sonne auslöschte. Der Himmel verdunkelte sich, während das pechschwarze Ungetüm immer näher rückte und die Dächer der Nachbarstadt verschluckte.

Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Der Eimer fiel aus meinen Händen, trübes Wasser sickerte durch die trockene Erdschicht. Doch das spielte nun keine Rolle mehr. Eine Welle der Erkenntnis krachte über meinem Kopf zusammen; Panik überflutete mich, in diesem Moment verlor ich die Kontrolle über meinen Körper. Der unregelmäßige Takt meines Herzens übertönte jeglichen vernünftigen Gedanken, Schwindel vernebelte meinen Verstand. Ich stand da, während ein Gefühlschaos in meiner Brust tobte, unfähig, mich von der Anziehung dieser Wolke loszureißen.

Dann kamen die Schreie.
Und der Gedanke, nicht so enden zu wollen.

Ich sprintete zur Tür, das unheilvolle Grollen der Todeswolke hallte in meinen Ohren. Meine Füße hatten ihren eigenen Willen, ich stolperte, mein Gesicht kam hart auf dem Boden auf. Hustend rappelte ich mich wieder auf, mit tränenden Augen stürzte ich in den provisorisch eingerichteten Raum, mein Blick flackerte panisch hin und her, während ich Gegenstände vom Tisch fegte; Papiere zerstreuten sich und segelten zu Boden, Tinte ergoss sich über die wertvollen Aufzeichnungen. Doch jetzt waren sie unbedeutend, verbissen durchwühlte ich die durchtränkten Papiere; auf der Suche nach meiner einzigen Hoffnung. Vor Verzweiflung liefen mir Tränen übers Gesicht, mit tintenverschmierten Händen rieb ich sie weg; Schweißperlen vermischten sich mit meinen Tränenspuren, am Rande der Erschöpfung tastete ich den Boden ab-

Da!

Ich griff nach der Kiste, meine Finger fummelten hektisch am rostigen Schloss. Zweimal rutschte ich ab, schließlich brach sie mit einem leisen Klicken auf. Die Kiste war abgesehen von einem winzigen Fläschchen leer. Für einen Moment reflektierte das spärliche Licht die silbernen Sprenkel, die wie Fettaugen in der blutroten Flüssigkeit schwammen. Tief durchatmen, wiederholte ich immer wieder in Gedanken, doch mein Atem ging immer unregelmäßiger. Ich umkrallte das Gefäß so fest, dass ich befürchtete, es könnte zerspringen.
Draußen knickten die Bäume um wie Strohhalme, ihr wehleidiges Ächzen ein Vorbote der kommenden Katastrophe. Mit einem Krachen zersplitterte das Holz in alle Richtungen, zitternd drückte ich mich an die kalte Betonwand, während Bäche von Schweiß über mein Gesicht liefen. Mein Mund fühlte sich staubtrocken an, ich schluckte schwer. Binnen wenigen Sekunden legte sich ein dunkelgrauer Filter über die Welt, die Atmosphäre schien nur aus kleinen schwarzen Partikeln zu bestehen, die wie Schneeflocken in der Luft schwebten, nur um vom aufbrausenden Wind mitgerissen zu werden.

Sie war da.

Plötzlich barsten die Fenster, eine schwarze Wolke verdichtete sich vor meinen Augen und streckte ihre Tentakeln gierig nach mir aus. Glassplitter erzitterten, als die Todeswolke den Raum auszufüllen versuchte, während sie den metallischen Geruch von Blut mit sich schleppte. Mein Rücken drängte sich bereits an die Betonwand, weiter konnte ich nicht zurückweichen. Erschöpft sank ich zu Boden, meine Gedanken kreisten nur darum, von der Schwärze verschluckt zu werden. Und für einen winzigen Moment hoffte ich auf ein übernatürliches Wunder, ein göttliches Zeichen, das mich von meiner nächsten Entscheidung abhalten würde.

Eine Entscheidung, die mich mein Leben kosten würde. Der Preis, um trotzdem am Leben zu bleiben.

Wie oft hatte ich mir dieses Szenario ausgemalt, wie oft die Haare vor Verzweiflung gerauft? Ich hatte mir selbst ein Versprechen gegeben; ich hatte mir geschworen, nichts mit diesen Immunitäten anzufangen. Es war meine Naivität, die mich in Sicherheit wähnen und Hoffnung schöpfen ließ; Hoffnung, dass eine Todeswolke nach so langer Zeit unmöglich wäre.

Wie sehr ich mich getäuscht hatte.
Mir blieben keine weiteren Überlegungen.

Mit einem satten 'Plopp' löste sich der Deckel, sofort stieg ein penetranter Geruch auf, der mich an Verwesung erinnerte. Ich kippte die Flüssigkeit in einem Schluck hinunter, augenblicklich verzog ich die Lippen, als die Bitterkeit meine Zunge betäubte. Die Flüssigkeit verätzte meinen Rachen, sodass ich aufstöhnte vor Schmerz, während ich gegen die Ohnmacht ankämpfte.

Keine Millisekunde danach hüllte mich das finstere Gewand des Todes ein, röchelnd schnappte ich nach Luft, als es mich zu ersticken drohte. Stumme Schreie umfingen mich von allen Seiten, entsetzt hielt ich mir die Ohren zu, als ich realisierte, dass es die Schreie der Toten waren. Doch ich war machtlos, und der schwarze Rauch infiltrierte meine Lunge; kraftlos sank ich auf die Knie, auf ein Häuflein Elend reduziert.

Das Letzte, woran ich dachte, war mein gebrochenes Versprechen.


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Thomas74
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Alter: 49
Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag25.04.2019 17:57

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Zitat:
zitternd drückte ich mich an die kalte Betonwand
,

 
Zitat:
Mein Rücken drängte sich bereits an die Betonwand


finde ich doppelt...

Zitat:
Restwasser
klingt so nach letzter Neige vom Grund, nenn es einfach nur Wasser, das hört sich nicht so kompliziert an.
Zitat:
Ich stand da, während ein Gefühlschaos in meiner Brust tobte, unfähig, mich von der Anziehung dieser Wolke loszureißen.



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Gast







Beitrag25.04.2019 18:31

von Gast
Antworten mit Zitat

Liebe Equestrice,

das, was mir auf Anhieb aufgefallen ist, habe ich im Text markiert bzw. kommentiert. Ich finde einige deiner Veränderungen gelungen, allein der Schluss gefällt mir leider nicht mehr so sehr wie die ursprüngliche Version. Welchem Genre ordnest du denn deine Geschichte zu? Dystopie?

Equestrice hat Folgendes geschrieben:
CALUM

Ich war gerade damit beschäftigt, den Auffangbehälter nach innen zu bringen, als es passierte.
Ein ohrenbetäubender Knall. Meine Ohren surrten, von Weitem erklangen gedämpfte Schreie. Der Boden unter mir erzitterte. Ich stolperte, das kostbare Restwasser es genügt, wenn du hier nur Wasser schreibst,  denn erstens beschreibst du es schon als kostbar und im weiteren Textverlauf wird klar, dass es sich um eine ziemlich trockene Gegend handelt. Zweitens hört es sich besser an Very Happy schwappte über den Eimerrand. Verärgert richtete ich mich auf und wollte gerade zu einer Tirade ansetzen, als ich innehielt.

Irgendetwas stimmte nicht. Plötzliche Stille legte sich über den Ort; bedrückend und unheimlich zugleich. In der Luft schwang etwas, das meine aufgewühlten Sinne nicht einzuordnen vermochten; etwas, das mich davon abhielt, mich umzudrehen. Und nach wenigen Sekunden begriff ich.

Es war die Ruhe vor dem Sturm.
unheimliche Atmosphäre, toll geschrieben!

Die Alarmglocken explodierten in meinem Kopf. Ruckartig brach ich aus meiner Starre, meine Augen weiteten sich in Horror der Ausdruck gefällt mir nicht so gut, ich finde z. B. vor Panik passender. Ein bedrohliches Grollen, das mehr an ein bestialisches Knurren erinnerte, katapultierte mich endgültig in die Realität. Am Horizont bildete sich eine gigantische Rauchwolke, die in den blassen Himmel emporstieg und die Sonne auslöschte. Der Himmel verdunkelte sich, während das pechschwarze Ungetüm immer näher rückte und die Dächer der Nachbarstadt verschluckte.

Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Der Eimer fiel aus meinen Händen, trübes Wasser sickerte durch die trockene Erdschicht. Doch das spielte nun keine Rolle mehr. Eine Welle der Erkenntnis krachte brach über meinem Kopf zusammen; Panik überflutete mich, in diesem Moment verlor ich die Kontrolle über meinen Körper. Der unregelmäßige Takt meines Herzens wenn man panisch ist, hat man eigentlich Herzrasen, oder? Zumindest keinen unregelmäßigen Herzschlag. übertönte jeglichen vernünftigen Gedanken, Schwindel vernebelte meinen Verstand. Ich stand da, während ein Gefühlschaos in meiner Brust tobte, unfähig, mich von der Anziehung dieser Wolke loszureißen.

Dann kamen die Schreie.
Und der Gedanke, nicht so enden zu wollen.

Ich sprintete zur Tür, das unheilvolle Grollen der Todeswolke hallte in meinen Ohren. Meine Füße hatten ihren eigenen Willen, ich stolperte, mein Gesicht kam schlug hart auf dem Boden auf. Hustend rappelte ich mich wieder auf, mit tränenden Augen stürzte ich in den provisorisch eingerichteten Raum, mein Blick flackerte panisch hin und her, während ich Gegenstände vom Tisch fegte; Papiere zerstreuten sich und segelten zu Boden, Tinte ergoss sich über die wertvollen Aufzeichnungen. Doch jetzt waren sie unbedeutend, verbissen durchwühlte ich die durchtränkten Papiere; auf der Suche nach meiner einzigen Hoffnung. Vor Verzweiflung liefen mir Tränen übers Gesicht, mit tintenverschmierten Händen rieb ich sie weg; Schweißperlen vermischten sich mit meinen Tränenspuren, am Rande der Erschöpfung tastete ich den Boden ab-

Da!

Ich griff nach der Kiste, meine Finger fummelten hektisch am rostigen Schloss. Zweimal rutschte ich ab, schließlich brach sie mit einem leisen Klicken auf. Die Kiste war abgesehen von einem winzigen Fläschchen leer. Für einen Moment reflektierte das spärliche Licht die silbernen Sprenkel, die wie Fettaugen in der blutroten Flüssigkeit schwammen. Tief durchatmen, wiederholte ich immer wieder in Gedanken, doch mein Atem ging immer unregelmäßiger. Ich umkrallte das Gefäß so fest, dass ich befürchtete, es könnte zerspringen.
Draußen knickten die Bäume um wie Strohhalme, ihr wehleidiges Ächzen ein Vorbote der kommenden Katastrophe. Mit einem Krachen zersplitterte das Holz in alle Richtungen, zitternd drückte ich mich an die kalte Betonwand, während Bäche von Schweiß über mein Gesicht liefen. Mein Mund fühlte sich staubtrocken an, ich schluckte schwer. Binnen wenigen Sekunden legte sich ein dunkelgrauer Filter über die Welt, die Atmosphäre schien nur aus kleinen schwarzen Partikeln zu bestehen, die wie Schneeflocken in der Luft schwebten, nur um vom aufbrausenden Wind mitgerissen zu werden.

Sie war da.

Plötzlich barsten die Fenster, eine schwarze Wolke verdichtete sich vor meinen Augen und streckte ihre Tentakeln gierig nach mir aus. Glassplitter erzitterten, als die Todeswolke den Raum auszufüllen versuchte, während sie den metallischen Geruch von Blut mit sich schleppte. Mein Rücken drängte sich bereits an die Betonwand, weiter konnte ich nicht zurückweichen. Erschöpft sank ich zu Boden, meine Gedanken kreisten nur darum, von der Schwärze verschluckt zu werden. Und für einen winzigen Moment hoffte ich auf ein übernatürliches Wunder, ein göttliches Zeichen, das mich von meiner nächsten Entscheidung abhalten würde.

Eine Entscheidung, die mich mein Leben kosten würde. Der Preis, um trotzdem am Leben zu bleiben.

Wie oft hatte ich mir dieses Szenario ausgemalt, wie oft die Haare vor Verzweiflung gerauft? Ich hatte mir selbst ein Versprechen gegeben; ich hatte mir geschworen, nichts mit diesen Immunitäten anzufangen. Es war meine Naivität, die mich in Sicherheit wähnen und Hoffnung schöpfen ließ; Hoffnung, dass eine Todeswolke nach so langer Zeit unmöglich wäre.

Wie sehr ich mich getäuscht hatte. Ab hier gefällt mir deine erste Version besser.
Mir blieben keine weiteren Überlegungen.

Mit einem satten 'Plopp' löste sich der Deckel, sofort stieg ein penetranter Geruch auf, der mich an Verwesung erinnerte. Ich kippte die Flüssigkeit in einem Schluck hinunter, augenblicklich verzog ich die Lippen, als die Bitterkeit meine Zunge betäubte. Die Flüssigkeit verätzte meinen Rachen, sodass ich aufstöhnte vor Schmerz, während ich gegen die Ohnmacht ankämpfte.

Keine Millisekunde danach hüllte mich das finstere Gewand des Todes ein, röchelnd schnappte ich nach Luft, als es mich zu ersticken drohte. Stumme Schreie umfingen mich von allen Seiten, entsetzt hielt ich mir die Ohren zu, als ich realisierte, dass es die Schreie der Toten waren.
Das klingt alles ein bisschen dick aufgetragen, und bei den stummen Schreien der Toten muss ich an das Bild "Der Schrei" von Munch denken Laughing. Versteh mich nicht falsch, die Toten dürfen ruhig schreien, aber dann geräuschvoll und nicht stumm. Doch ich war machtlos, und der schwarze Rauch infiltrierte meine Lunge; kraftlos sank ich auf die Knie, auf ein Häuflein Elend reduziert.

Das Letzte, woran ich dachte, war mein gebrochenes Versprechen.


Himmelherrgottnochmal, was ist denn da los? Ich würde zu gerne wissen, wie es weitergeht ... Daumen hoch

LG Katinka
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Equestrice
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

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Beiträge: 27
Wohnort: Schweiz


Beitrag25.04.2019 22:11

von Equestrice
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Hallo zusammen!

Danke für eure zahlreichen Anmerkungen Smile

Carola hat Folgendes geschrieben:
Sollte es Richtung Fantasy gehen, würde ich weiterlesen wollen. Für Katastrophen bin ich nicht so zu haben.


Schade, die wirkliche Katastrophe kommt erst noch. Aber vielleicht darf ich dich trotzdem als zukünftige Leserin beibehalten? Wink

Thomas74 hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
zitternd drückte ich mich an die kalte Betonwand
,

Zitat:
Mein Rücken drängte sich bereits an die Betonwand


finde ich doppelt...


Ist mir gar nicht aufgefallen, danke! Das muss ich umformulieren...

Und das mit dem Wasser, urgh...! Unglaublich, dass man so ein kleines Detail nicht vernünftig hinkriegen kann Rolling Eyes

@Katinka2.0

Was genau gefällt dir besser am Schluss der ersten Version? Okay, irgendwie ist Version zwei schon vieeeel dramatischer. Rolling Eyes Und bei deiner Assoziation von stummen Schreien mit Munchs Bild kriegte ich fast einen Lachanfall Laughing Ja, geräuschvolle Schreie machen mehr Sinn.

Zitat:
Welchem Genre ordnest du denn deine Geschichte zu? Dystopie?


Eigentlich geht es eher in diese Richtung. Schwierig, es genau zu sagen, da ich erst die Haupthandlung zusammengebastelt habe...

Danke auch für die restlichen Korrekturen!

Gruss, Equestrice


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Bunt Speck
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Wohnort: Brimm


Beitrag26.04.2019 09:52

von Bunt Speck
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Also ich finde es nach wie vor gut geschrieben und kann dich nur weiter ermutigen dran zu bleiben - vor allem (entschuldige das Argument, aber es ist nicht von der Hand zu weisen) für deine Altersangabe. Da habe ich schon ganz andere Sachen gelesen.

Grundsätzlich finde ich, dass der/die Protagonist/in sich an manchen Stellen zu viele Gedanken in Anbetracht der doch schnell nahenden Bedrohung macht. Auch in der Wahrnehmung: an einer Stelle ist beschrieben, wie das Wasser im trockenen Boden versickert, während schon die Panik einsetzt. Ich denke, dass der/die Protagonist/in darauf keinen Gedanken mehr verschwenden würde bzw. das gar nicht mehr wahrnimmt, wenn er/sie schon ahnt, was da in den nächsten Zeilen auf sie/ihn zukommt.

Auch die Schluckszene: vor dem Schlucken wandern viele Gedanken durch den Kopf des Charakters obwohl die Bedrohung so unmittelbar ist. Klar: es sollen einige Fragen für den Leser aufgeworfen werden. Aber, wie wäre es, wenn Du deinen Charakter das Zeugs eher panisch schlucken und dann nachdenken lässt? Während er auf die Wirkung wartet und nur dem schnell nahenden Wolkenungetüm entgegensehen kann. Letzte Gedanken vor dem Unvermeidlichen. Hätte der Charakter nicht doch das ganze lassen und lieber fliehen sollen? Hätte er das überhaupt schaffen können? Für mich wäre nach dem Schlucken und während dem Warten auf das Ende der Zeitpunkt, wo er nicht mehr machen kann, als letzte Gedanken zu durchdenken ... dann setzt die Wirkung ein und ihn umfängt die Wolke.

Viele Grüße und reife Leistung
Bunt


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Thomas74
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Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag26.04.2019 16:41

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Ein Logikfehler ist mir noch aufgefallen:
Zitat:
Mein Rücken drängte sich bereits an die Betonwand, weiter konnte ich nicht zurückweichen. Erschöpft sank ich zu Boden, meine Gedanken kreisten nur darum,


Zitat:
Keine Millisekunde danach hüllte mich das finstere Gewand des Todes ein, röchelnd schnappte ich nach Luft, als es mich zu ersticken drohte. Stumme Schreie umfingen mich von allen Seiten, entsetzt hielt ich mir die Ohren zu, als ich realisierte, dass es die Schreie der Toten waren. Doch ich war machtlos, und der schwarze Rauch infiltrierte meine Lunge; kraftlos sank ich auf die Knie, auf ein Häuflein Elend reduziert.


Wenn man mit dem Rücken an der Wand steht und zusammensackt, landet man zwangsläufig auf den Knien.
Übrigens muss der Prota gehockt oder mindestens gekniet haben, im Liegen kann man nichts in einem Schluck in den Rachen kippen.


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