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Die Tochter des Teufels - Konsaliks Romanaufbau als Muster?

 
 
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BerndHH
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Beitrag06.04.2019 07:27
Die Tochter des Teufels - Konsaliks Romanaufbau als Muster?
von BerndHH
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Die Tochter des Teufels - Konsaliks Romanaufbau als Muster?

Moinsen,

ich würde gerne einmal mit Euch diskutieren, ob sich Konsaliks Romanaufbau als Muster für eine gelungene Erzählung in der Moderne eignet?

Beispiel: Die Tochter des Teufels
Heinz G. Konsalik: Die Tochter des Teufels, Lichtenberg, München 1967; Heyne, München 1971, 1987 (Heyne Allgemeine Reihe 01/827), ISBN 3-453-00168-0.

Anmerkung: Konsalik arbeitet wenig mit Absätzen. Der Text ist häufig wie eine einzige große Texttapete ins Buch geknallt. Wenig lesefreundlich. Zudem die Schriftgröße in den alten Ausgaben auch noch winzig ist. Aber das liegt dann wohl am Layout, was der Verlag daraus gemacht hat.
In diesem Roman gibt es immerhin zwei Teile und mehrere Kapitel. Aber diese Kapitel sind meist große monolithische Textblöcke. Na ja.

Die Tochter des Teufels. Reißerischer Titel, formuliert bereits das Leitmotiv. So etwas wie „Niemand kann seinem Schicksal entrinnen“ oder „Was ein Familienfluch alles anrichten kann.“

Schon der Einstieg ist durchaus gelungen. Die Mutter der Protagonistin wird vorgestellt. Eine wohlhabende Frau, die der animalischen Anziehungskraft eines Wanderpredigers nicht standhalten kann und mit ihm in einer kurzen aber stürmischen Romanze eine Tochter zeugt. Die edle, freie und schöne Mutter und der dreckige, ungehobelte sibirische Muschik (einfacher Bauer, arm und Analphabet), ungewaschen, der penetrant (ekelhaft?) nach Schweiß, Zwiebeln und Wodka stinkt, aber mit einem Charisma, dem sich die Frauenwelt einfach nicht entziehen kann.

Die schöne Helena und der tierhafte Dämon Rasputin.
Григорий Ефимович Распутин.

Die historische Gestalt Rasputin ist Widerspruch und Rätsel zugleich. Väterchen Rasputin ist ein Herumtreiber. Wanderprediger, der Mann mit der starken Stimme und den heilenden Hände. Die Landbevölkerung verehrt und fürchtet ihn. Er reist durch die unendlichen Weiten Sibiriens, schläft mal hier, mal da. Er verführt fromme Kirchgängerinnen der russisch-orthodoxen Kirche und wenn er es mal nicht freiwillig bekommt, dann gebraucht er Gewalt. In einigen Bezirken (область Oblast auf Russisch) wird er polizeilich gesucht.

Durch die Wunderheilung des Zarewitsch wird er am Hofe des Zaren aufgenommen. Durch eine Beziehung zur Zarin erhält er immer mehr Einfluss, sogar auf die russischen Staatsgeschäfte. Er bewirkt, dass seine Tochter Nadja ebenfalls vom Zarenhof aufgenommen wird und ebenso wie die hochwohlgeborenen Töchter mit phantastischen Privilegien leben darf.  
Konsalik schildert in allen grausamen Details wie Nadjas Mutter von Wölfen gefressen wird und wie Rasputin vom Fürsten Jussupoff und seinen Häschern ermordet wird. Vergiftet, erschossen und erschlagen und dann in einem Eisloch der St. Petersburger Newa versenkt.

Alles Stoff, aus dem die ganz großen Geschichten sind!

Mutter und Vater tot und das bewegte Schicksal der Tochter (Prota) wird in bombastisch großen Bildern vor dem Hintergrund des Russischen Bürgerkrieges geschildert. Die beiden Helden der Geschichte Nadja und Nikolai schlagen sich abwechselnd auf die Seite der Bolschewiken und der Weißen. Es folgen wildromantische und hochgefährliche Abenteuer in der Steppe Kasachstans, die Verbannung nach Fernost (Sibiriens hinterster Winkel), Straflager und schließlich die Emigration nach Europa.

Der Zweite Teil behandelt das Schicksal der Exilrussen in Frankreich und der USA.
Nadja „La Russe“ ist die schönste Frau von Paris, eine geheimnisvolle Tänzerin, der die Männer zu Füßen liegen. All ihre Liebschaft mit Männern enden damit, dass diese dann sterben müssen. Mal aus Eifersucht – Rivalen töten sich im Duell – mal aus anderen Gründen.

Nadja ist eine „Rasputina“.

Ein Mädchen aus dem Hause Rasputin und sie kann ihrer Genetik nicht entkommen. Sie wird als unglaublich schön, attraktiv und mit einem wilden, raubtierhaften Wesen beschrieben. Für ihre Liebe kann sie bestechen, verführen, töten, … sie ist sogar in der Lage, wilde Löwen zu bändigen. Eines dieser Löwenmännchen tötet dann aus Eifersucht ihren letzten Liebhaber – sie rächt sich natürlich fürchterlich – denn sie ist eine „Rasputina“, ein reißendes Tier aus Sibirien.

Am Ende kehrt sie nach Paris zurück und heiratet einen älteren aber steinreichen Bankier, der ihr und ihrer Tochter ein abgesichertes Leben in fürstlichem Wohlstand bieten kann. Dieser trat zwar schon vorher in Erscheinung, hatte aber gegen ihre jugendlich-virilen Liebhaber keine Chance.

Was können wir von Konsalik lernen?
{Wer es denn will, denn viele werden Konsalik als „Schnulzenschreiber“ aus heutiger Sicht nicht mögen}

Der Stoff und die Mischung müssen passen für das Gesamtrezept. Eine wilde stürmische Zeit voller Spannungen (Zarenreich versus Oktoberrevolution), scharfe soziale Gegensätze (die geknutete russische Landbevölkerung versus verschwenderisches Leben von Adel und Zarenfamilie), Gewalt (das Böse ist überall und der Ideenreichtum böser Menschen unendlich. Sie wollen den Zaren töten, sie wollen grausame Rache nehmen an der Bourgeoisie, den Großfürsten), Intrigenspiel (ohne Ende am Zarenhof. Kampf um die Gunst der Mächtigen), prunkvolle Kulissen (die Sommerfrische der Zaren, der Winterpalast, etc.), leidenschaftliche, stürmische Liebe (Rasputin und Helena. Nadja und Nikolai. Nadja und René, etc.), Liebe voller Opfer – Nadja begleitet sogar den Gefangenentransport ihres Geliebten, indem sie einen Schneeschlitten hinter sich zieht – und Entbehrungen. Außerdem noch eine gepfefferte Prise Erotik, doch damit spart Konsalik, um auf die Lesegewohnheiten der 1960er Jahre Rücksicht zu nehmen.

Viele Grüße,
Bernd


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BerndHH
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Beitrag06.04.2019 07:38

von BerndHH
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Der Stoff aus dem die Träume sind.

Dies soll ja auch nur eine Anregung aus Konsaliks klassischem Rezeptbuch sein:
Gefährliche Liebschaften, schöne, wilde Frauen, die (gewollt/ungewollt) Männer ins Unglück stürzen (eher weniger umgekehrt), wildromantische Kulissen, großartig und erhaben und so reden die Figuren auch: „Wie können wir denn jemals ohne den Himmel Russlands leben? Mütterchen Russland ist ewig. Was sind schon Paris oder Texas? Hast Du jemals geliebt, wenn der Schneesturm durch die Taiga peitscht?“ Bösartige Intrigen mit einer kriminellen Energie, die in Erstaunen versetzt. Fanatische und irre Mönche, eifersüchtige und abgewiesene Nebenbuhler, etc.

Konsalik bietet da ein ganzes Kaleidoskop an Stoff für großartige Geschichten (meiner Meinung nach). Ich weiß aber nicht, ob man dafür heutzutage noch seine Leserschaft bekommt?


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BlueNote
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Beitrag06.04.2019 08:46

von BlueNote
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Zitat:

ich würde gerne einmal mit Euch diskutieren, ob sich Konsaliks Romanaufbau als Muster für eine gelungene Erzählung in der Moderne eignet?

Auf keinen Fall! Sonst könnte man ja gleich die alten Schinken von damals lesen (und das macht ja wohl überhaupt keinen Sinn).
Bei Konsalik handelt es sich um Trivialliteratur in Reinkultur, die den Massengeschmack vor mehreren Jahrzehnten bedient hat. Wenn du genauso Trivialliteratur schreiben möchtest wie er, solltest du dich an aktueller Trivialliteratur orientieren und dich an die aktuellen Wünschen und Vorstellungen von Trivialliteraturlesern anpassen.
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BerndHH
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Beitrag06.04.2019 11:55

von BerndHH
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Ja natürlich, dann bekenne ich mich ohne Scheu und mit allergrößtem Vergnügen zur Trivialliteratur!

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Beitrag06.04.2019 11:59

von BlueNote
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Und schon wieder ist eine Seele verloren. wink
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Minerva
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Beitrag06.04.2019 12:23

von Minerva
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Hm, also unter Tivialliteratur verstehe ich eher Groschenromane, mies geschriebene, primitive Arten von Selfpublisherbüchern, Klischees, 08/15 ... - die Telenovelas unter den Büchern.

Zählt Konsalik nicht eher zur Unterhaltungsliteratur?
Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Sie kann ja auch sprachlich gut sein, schöne stilisitsche Wendungen enthalten usw.
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BlueNote
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Beitrag06.04.2019 12:56

von BlueNote
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Was ist Trivialliteratur, wenn nicht Konsalik?
Zitat:

Über seine zur Trivialliteratur zählenden Werke, die von einigen Kritikern als „Herz-Schmerz-Schmalz mit teutonischer Landser-Rhetorik“ bezeichnet wurden,  sagte er selbst: ...

https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_G._Konsalik

Ich denke, "teutonische Landser-Rhetorik" ist nun wirklich nicht mehr zeitgemäß.
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BerndHH
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Beitrag06.04.2019 13:36

von BerndHH
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Zugegeben sein Deutschland-/Russland-/Frauenbild ist alles andere als zeitgemäß und wurde häufig völlig zu Recht kritisiert.

Ja, aber das muss man einfach ausblenden. Für mich ist er einfach ein großartiger Erzähler. Für mich sind Szenen wie der Schneesturm, Wölfe, die hinter den Schlitten hinterher rennen, Rasputins Ermordung und noch viele andere mehr, einfach das Beste, was ich seit langem gelesen habe.
Das ist aber reine Geschmackssache und es wird sicherlich auch viele Menschen geben, die ihn nicht mögen.

Für ihn selbst gab es den Begriff Trivialliteratur nicht, einfach nur erfolgreiche und nicht erfolgreiche Romane. Er gehörte zu den Autoren mit den höchsten Auflagen, weil er seinen LeserInnen genau das lieferte, was sie von ihm wollten und das - für meinen Geschmack - mit hoher sprachlicher Brillanz.


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BerndHH
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Beitrag06.04.2019 13:42

von BerndHH
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Es ist bei "Die Tochter des Teufels" auch viel Bullshit dabei.

Warum kann Nadja ihre Tochter gegen Bezahlung bei Fremden in Wladiwostok abgeben, um ihren Geliebten und dem Sträflingstransport in die entlegendsten und lebensfeindlichsten Gegenden Sibiriens zu folgen?
Allein durch den Tiefschnee einen Schlitten hinter sich herziehend.

Das würde keine "normale Mutter" machen. Viel zu groß das Risiko, dass sie dabei drauf geht und die Tochter ihre Mutter nie wieder sieht.

Nadja hat erst in Paris wieder Muttergefühle/Mutterinstinkt. Ihre Tochter wird von Cassini entführt und sie ist bereit, sich von ihm vergewaltigen zu lassen, nur damit sie ihre Tochter wiedersehen darf.

Aber der geneigte Leser verzeiht ihm all die Handlungs(un)logik nur für eine Handvoll richtig gut gelungener Szenen.


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Ribanna
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Beitrag06.04.2019 15:53

von Ribanna
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Es gibt Erzähler, Romanautoren, die es verstehen, den Leser in die Geschichte hinein zu ziehen.  Konsalik hat sicher dazu gehört.
Ich persönlich mag diese Schubladen (Trivialliteratur, Unterhaltungsliteratur, usw.) nicht sehr, denn es liegt doch sehr im Auge des Betrachters und des Zeitgeistes. Viele Bücher des von mir sehr geschätzten Karl May waren Jugendbücher - was hat das schon zu bedeuten?
Eine gute Geschichte, mitreißend geschrieben, ein Protagonist, mit dem man sich identifizieren kann - mehr verlange ich von einem guten Buch erst einmal nicht.


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Pütchen
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Beitrag06.04.2019 18:07

von Pütchen
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Ich bin da bei dir, Bernd.
Konsalik hatte die Fähigkeit, Menschen mit seinen Geschichten zu fesseln und, auch wenn er heute nicht mehr populär ist, gab es wenige deutsche Autoren, die ein derart großes Leserpublikum begeistern konnten.

Sicher ist er heute nicht mehr zeitgemäß, aber der generelle Aufbau hat sich ja in der Zeit wenig geändert (ich spreche nicht von den Frauenbildern Laughing )

Als Jugendliche habe ich die Bücher von Konsalik verschlungen (gut, damals hatte ich alles verschlungen, was Buchstaben hatte^^) und kürzlich fiel mir mal eines seiner ersten in die Hand und ich habe neugierig hineingeblättert. Und ich muss sagen: Spannungsaufbau beherrscht er. Very Happy

Damals wollte ich mir ein Buch von ihm in der Bücherei ausleihen, da wurde mir schon gesagt, dass sie Trivialliteratur nicht führen Laughing
Ich halte nicht viel von Schubladendenken - was für mich zählt ist, ob ein Autor die Leser in irgendeiner Weise berühren, unterhalten und in eine andere Welt mitnehmen kann. Und das konnte er in vielen seiner Bücher, die damals schon oft an exotischeren Orten gespielt haben. Und zumindest hatte er damals auch Geschichten, die man nicht schon gefühlt hunderte Male in diversen anderen Büchern gelesen hat.
"Das geschenkte Gesicht" hat mich damals, mit ungefährt 16, nachhaltig beeindruckt und der Stoff würde auch heute gut für einen Psychothriller herhalten Laughing


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Minerva
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Beitrag06.04.2019 19:16

von Minerva
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Hm, das interessiert mich jetzt doch mal. Welchen seiner trivialen Romane kann man den als den besten ansehen? Würde das mal lesen, um mir selbst ein Bild zu machen.

Ich erinnere mich, dass meine Großtante wohl einen Roman von ihm hatte.
Wenn er so erfolgreich war, kann man ja nie auslernen. Ich lese auch ab und zu mal so einen Bestseller oder erfolgreiches Buch, auch wenn er nich gerade als sprachliches und inhaltliches Meisterwerk gilt - einfach um herauszufinden, welche Dinge die Leser so begeistern.

Damals wollte ich mir ein Buch von ihm in der Bücherei ausleihen, da wurde mir schon gesagt, dass sie Trivialliteratur nicht führen.


Also online geprüft: Meine Bibo führt 14 Romane von ihm ^^


"Liebesnächte in der Taiga" ... ich ahne Schlimmes ... Laughing
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Pütchen
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Beitrag06.04.2019 19:22

von Pütchen
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Minerva hat Folgendes geschrieben:

Damals wollte ich mir ein Buch von ihm in der Bücherei ausleihen, da wurde mir schon gesagt, dass sie Trivialliteratur nicht führen.


Also online geprüft: Meine Bibo führt 14 Romane von ihm ^^


Das ist doch schon was Laughing

Minerva hat Folgendes geschrieben:
Hm, das interessiert mich jetzt doch mal. Welchen seiner trivialen Romane kann man den als den besten ansehen? Würde das mal lesen, um mir selbst ein Bild zu machen.


Sein bekanntester ist sicherlich "Der Arzt von Stalingrad".

Mich hat "Das geschenkte Gesicht" wohl am nachhaltigsten beeindruckt, aber ich weiß nicht, was ich heute dazu sagen würde, wenn ich es wieder lesen würde. Sollte ich vielleicht mal Laughing
(Ich habe damals in der Schule ein Referat dazu gemacht - vielleicht hat das auch geprägt^^)


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Minerva
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Beitrag06.04.2019 19:34

von Minerva
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Nun ja 10 der 14 Romane sind auch nur als E-Book erhältlich. Leider keiner der beiden genannten, aber die bekommt man sicher auch als Pfennigware hinterhergeschmissen.

Ich werde wohl mal "Im Tal der bittersüßen Träume" versuchen. Das spricht mich vom Titel eher an als "Liebe lässt alle Blumen blühen" ...also mal ehrlich, wer denkt sich denn so nen Titel aus? Das klingt wie die Überschrit eines Kleine-Mädchen-Gedichts.

Ich bin mal gespannt.

"Liebe ist stärker als der Tod" kostet bei Amazon als gebundenes Buch derzeit 567,00€ Laughing
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BerndHH
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Beitrag07.04.2019 05:22

von BerndHH
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Hallo Leute,

ja ich kann Konsalik nur empfehlen.
Ich finde seine Schreibe absolut genial!!!
Die Romane, die mir am besten gefallen haben sind:

- Die Tochter des Teufels, Lichtenberg, München 1967; Heyne, München 1971, ISBN 3-453-00168-0.
- Das Schloß der blauen Vögel. Lichtenberg, München 1968; Editionnova, Rudersberg 2010, ISBN 978-3-941329-35-5.
- Frauenbataillon. Hestia, Bayreuth 1981; Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2002, ISBN 3-404-14684-0.

Andere bekannte Werke, dich allerdings selbst noch nicht gelesen habe, sind:
Liebesnächte in der Taiga. Lichtenberg Verlag, München 1966. ISBN 978-3-641-14093-9.
Zum Nachtisch wilde Früchte. Lichtenberg Verlag, München 1967. ISBN 3-453-00142-7.
Der Leibarzt der Zarin. Bastei-Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1972. ISBN 978-3-641-13461-7.
Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen. Heyne Verlag, München 1973. ISBN 3-453-00407-8.
Die Verdammten der Taiga. Hestia Verlag, Bayreuth 1974. ISBN 3-453-04781-8.
Transsibirien-Express. Heyne Verlag, München 1974. ISBN 3-442-35432-3.
Der Dschunkendoktor. Heyne Verlag, München 1983. ISBN 3-453-87116-2.
Wer stirbt schon gerne unter Palmen

Ideale seichte Lektüre, wenn man gerade in den Flieger nach Mallorca steigt, für den Strand, etc. Meiner Meinung nach hat es kaum einer so genial wie Konsalik verstanden, seine LeserInnen in eine fremde/exotische Welt zu entführen.

Und ja, man bekommt gebrauchte Taschenbücher von ihm für nur wenige Cent auf den meisten Flohmärkten, bei Amazon ---- allerdings ist die Schriftgröße meist winzig, das ist ärgerlich!


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BerndHH
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Beitrag07.04.2019 05:49

von BerndHH
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@Pütchen: Du hast recht. "Das geschenkte Gesicht" ist wirklich stark! Es geht um ein ernstes Thema: die vielen Kriegsversehrten, die mit entstelltem Körper in ihre
Heimat zurückkehrten. Eine Szene daraus habe ich nie verstanden: da nimmt eine Frau die höchsten Opfer auf sich, erniedrigt sich und macht weiß Gott nicht alles,
nur um ihren Geliebten mit dem entstellten Gesicht zurückzubekommen. Doch der benimmt sich ihr gegenüber außerordentlich feindselig, hochaggressiv und behandelt sie
wie Dreck - angeblich, damit sie ihn verlässt. Er ist mit seinem kaputten Gesicht ja hässlich wie die Nacht! Aber muss er sie deshalb so beschissen behandeln?
Habe ich nie verstanden! Na ja, geht wohl mit der altruistischen Opferrolle der Frau in den 1940er/1950er Jahren einher.

"Die Tochter des Teufels" ist auch ein überaus inspirierendes Werk.
Obwohl ich da der Meinung bin, dass Konsalik daraus noch wesentlich mehr hätte machen können. Er wollte ja immer sein letztes, ganz großes RUSSLAND-EPOS über die
Ewigkeit dieses faszinierenden Landes schreiben. Hat er nicht mehr geschafft - ich würde so gerne sein Erbe antreten Wink Smile

Nadja Grigorijewna Woronzowna, spätere Gurjewa, und ihr zwiespältiges Verhältnis zu ihrem berühmt-berüchtigtem Vater.
Meiner Meinung nach ist die Erklärung, warum er ausgerechnet seine uneheliche Tochter am Hofe des Zaren installieren konnte, bleibt unbeantwortet.
Er hatte ja noch zwei eheliche Töchter: Maria Rasputina/Matrjona Grigorjewna Rasputina und noch eine andere. Warum also Nadja? Weil sie seine Lieblingstochter war?
Hat das der konservative russische Zarenhof nie kritisch hinterfragt? Offensichtlich ja nicht. Da er ja den Zarewitsch durch Handauflegen von seiner Bluterkrankheit geheilt
hat, war ihm die Zarin wohl unendlich dankbar und hat ihm aus der Hand gefressen. Sie konnte ihm keinen Wunsch abschlagen.

Also "Die Tochter des Teufels" ist wirklich lesenswert. Eine unglaublich starke Frau, die aus der Kraft der Liebe heraus, ihren Geliebten bis zu seinem letzten Gang begleitet. Die Verurteilung zu Strafarbeit in Sibirien kam damals einem Todesurteil gleich. Zu abgelegen, zu lebensfeindlich in der Wildnis, zu arktisch die Temperaturen im Winter … und Nadja zieht unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte den Schlitten hinterher, lebt wie ein Hund, nur um ihren Nikolai nah sein zu dürfen.  

Ja viel Kitsch, Schnulz und Schmalz aber GENIAL geschrieben!!!


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Beka
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Beiträge: 2378



Beitrag07.04.2019 10:50

von Beka
Antworten mit Zitat

Ich habe in den 70ern einige von Konsalik gelesen, sehr zum Entsetzen des Bibliothekars der Bücherei in der ich mir die geliehen habe. An viel erinnere ich mich nicht mehr. Das  geschenkte Gesichtt hat mich auch sehr beeindruckt. Sonst weiß ich nur, dass er Landschaftsbeschreibungen gut konnte.  Masuren, die Taiga, usw.  hat er so bildhaft beschreiben, dass ich da hin wollten. Seine Liebesgeschichte waren mir meistens zu klischeehaft, starker Mann, Frau wird sofort schwach und kreigt feuchte Augen, wenn sie ihn nur sieht. Aber ich erinnere mich, das viele Romane von ihm kein Happy End haben, was heute im LiRo gar nicht mehr geht.

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*Die Sehnsucht der Albatrosse*
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*Die Tochter der Toskana*
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*Sterne über der Toskana*
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*Der Himmel über Amerika - Esthers Entscheidung*
*Der Himmel über Amerika - Leahs Traum*
*Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit*
*Bergleuchten*
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Kiara
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Beitrag07.04.2019 11:07

von Kiara
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Man mag es klischeehaft nennen, ja.
Starker Mann, schwache Frau usw.
In "Liebesnächte in der Taiga" geht es zwar auch um eine solche romantische Verbindung, doch wird hier anstatt von den titelgebenden Liebesnächten eher eine Abenteuergeschichte eines Lebens erzählt. Diverse Schwankungen - wenn einmal im Buch alles gut ist, ist auch schnell klar (ganz wie bei Ken Follett), dass es bald wieder schlimmer wird.
Das ermüdet etwas und so hat das Buch - gleich dem erwähnten Follett - seine Längen, aber (dank wem auch immer) handelt es nicht ausschließlich von Liebesnächten in der Taiga.

Der Titel passt für mich nicht und sollte wohl das einschlägige Publikum ansprechen...
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BerndHH
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Alter: 60
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Wohnort: HH


Beitrag07.04.2019 14:15

von BerndHH
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Also Rasputins Tochter Nadja ist von ihrer Natur her eine ziemlich starke Frau.
Aber Konsalik beschreibt sie auch gleich wieder als wild, raubtierhaft und enorm leidensfähig, was selbst den hartgesottesten Kerkermeister zum schmelzen bringt.

Ihr habt aber absolut recht, Konsaliks Frauenbild mag der damaligen Zeit entsprechen, wirkt aber heutzutage natürlich völlig wirklichkeitsfremd und bizarr.


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