Manfred von Richthofen

[Ralphie]

Kann mir jemand von euch helfen? Ich glaube, mir ist ein wilder Anachronismus unterlaufen. In meinem Roman erzählt die Protagonistin, dass ihr Mann in der Flugstaffel Manfred von Richthovens diene. Das Ganze handelt 1915. Aber jetzt habe ich wieder einen Internetzugang und lese in der Wikipedia, dass von Richthoven 1915 noch ein kleiner Beobachter an der Ostfront war. Der Text ist 35 Jahre alt und ich weiß heute nicht mehr, wie mir ein solcher Fauxpas unterlaufen konnte. Was meint ihr? Soll ich diesen Anachronismus stehen lassen? Diese Textpassage gefällt mir noch immer, und es handelt sich nur um ein einziges Jahr.

[Calvin Hobbs]

https://www.dhm.de/lemo/biografie/manfred-richthofen

1915:
Mai-Juli: Freiherr von Richthofen meldet sich freiwillig zur Fliegertruppe für den Luftkrieg, wo er zunächst als Beobachter tätig ist. Seine ersten Aufklärungsflüge unternimmt er an der Ostfront.
August: Er kommt an die Westfront zurück und fliegt bei Ostende (Belgien) seinen ersten Kampfeinsatz in einem Bombergeschwader auf einem Großflugzeug mit.

[Ralphie]

Danke, Calvin. Aber das ist mir inzwischen bekannt. Meine Frage läuft darauf hinaus, ob ich den Text stehen lassen soll. Der Text gefällt mir noch immer und ich müsste das ganze Kapitel ummodeln.

[Calvin Hobbs]

Kommt darauf an, für wen der Text ist und inwieweit es dem Kern der Geschichte hilft oder ihn behindert.

[Ralphie]

Nun ja, ich habe diese Geschichte nur zum eigenen Vergnügen geschrieben und die Passage spielt im Roman nur eine sehr, sehr untergeordnete Rolle. Trotzdem wurmt der Text mich.

[Gast]

Kannst du im Nachwort richtig stellen. Meiner Meinung nach ist das Ganze halb so wild.

[Ralphie]

Denke ich mir auch. Ich habe das betreffende Kapitel 1984 geschrieben. Damals gab es noch kein Internet und ich hatte meine Informationen aus der "Chronik des 20. Jahrhundert". Heute Vormittag stieß mir die Passage dann sauer auf.

[Ralphie]

Die beiden Kadetten schnellten hoch, verbeugten sich vor Luise Kapustka und hauchten ihr nacheinander einen galanten Kuss auf den rechten Handrücken. »Mein Name ist Luise Kapustka«, sagte sie geschmeichelt, »und mein Mann dient in der Flugstaffel Manfred von Richthofens, allerdings nur beim Bodenpersonal. Die Herren Kadetten fahren gewiss auch nach Königsberg, um Seine Majestät zu sehen?«

Das ist mehr oder weniger alles, worum es sich handelt.

[Rübenach]

Ist es denn für die Geschichte zwingend notwendig, dass Luise Kapustka in dieser Szene die Wahrheit sagt? Vielleicht will sie sich ja nur interesant machen oder sie weiß es nicht besser, weil ihr Mann sie angeflunkert hat.

[Ralphie]

Danke, Rübenach. An diese Möglichkeit habe ich noch gar nicht gedacht.

[BirgitJ]

Wenn es dir so sauer aufstößt, dass du hier ein Thema eröffnest, würde ich es ändern.

Warum sollte Luise flunkern und ausgerechnet mit dem Namen Richthofen? Sie kann ja 1915 noch gar nicht wissen, was aus ihm einst werden wird.

[Ben Vart]

Mir stellt sich in diesem Zusammenhang eine andere Frage. War von Richthofen zu diesem Zeitpunkt schon so bekannt, dass man seinen Namen kennen musste? Und vor allem klingt die Aussage: "Mein Mann dient in der Flugstaffel von …" so, als sei von Richthofen Staffelführer oder sogar noch höher eingesetzt.
War er das 1915 tatsächlich schon?