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Show don't tell – Gefühle beschreiben

 
 
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Tinkseltown
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
T

Alter: 23
Beiträge: 10



T
Beitrag10.02.2019 10:13
Show don't tell – Gefühle beschreiben
von Tinkseltown
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Viele von euch werden wahrscheinlich Pinterest.com nutzten. – Ohne Frage! Es ist eine tolle Seite. Man kann dort vieles finden, was man zum Schreiben. Neue Techniken, Charakterinspirationen, etc.
Aber manchmal, wenn ich nach Tipps für »Show don’t tell« suche; dann finde ich sehr häufig diese Anchor Charts. – Jedoch sind sie nicht gerade hilfreich. Denn sie fassen oft – vor allem, was Gefühle angeht – nur das notwendigste bzw. klischeehafte zusammen. Zum Beispiel steht beim Gefühl »Angst«, dass man ja zittern würde. Ein Weichei vielleicht. Aber jeder Mensch ist anders: Manche vertragen es besser, andere eben nicht.
Deshalb würde ich vorschlagen, dass wir jetzt Gefühle nehmen und die Körpersprache (wenn wir sie haben) beschreiben. Wie z.B.:

Wut
Die Figur könnte schreien;
Zusammengekniffene Augen;
Zähne fletschen;
Hände auf dem Kopf/ Haare raufen;
Die Figur könnte eine andere Figur anschreien;
Die Figur könnte die Tür zu knallen;
Die Figur könnte die Faust bzw. die Hand auf den Tisch knallen;
Bei Ich-Erzähler: Die Figur könnte erwähnen, dass das Herz schneller wird und sie evtl. Kopfschmerzen bekommt;
Die Figur könnte knurren
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Gerling
Geschlecht:männlichExposéadler
G

Alter: 59
Beiträge: 2385
Wohnort: Braunschweig


G
Beitrag10.02.2019 11:26

von Gerling
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Dann mach das doch ....

_________________
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5437
Wohnort: OWL


Beitrag10.02.2019 15:10

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Die meisten dieser Beispiele klingen wie Anweisungen für Comiczeichner. Wink

Man erzeugt keine Spannung, wenn man zu jedem Gefühl noch das passende Klischee auftreten läßt. Angesehen natürlich von der Literaturgattung, die sich in der Bedienung von Erwartungshaltungen des Lesers erschöpft.

Das heißt nicht, daß solche Beschreibungen überflüssig sind. Wenn ich (als Leser/Protagonist) NICHT weiß, daß mein Gegenüber ärgerlich ist, DANN wird die äußere Beschreibung erst interessant.

Also nicht: "Mein Chef ziemlich wütend. Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch, lief rot an und zog die Augenbrauen zusammen."

Sondern: "Er lief rot an, zog die Augenbrauen zusammen und trommelte mit den Fingern auf den Tisch." Dann denkt nämlich der LESER: Oh, der ist bestimmt wütend!

Wenn dann eine (eigentlich überflüssige) Bemerkung wie "Kein Zweifel: Er war ziemlich wütend" folgt, kann man sogar noch einen Schlag Ironie mit reinbringen, indem man die verbreitete Erklärungswut auf die Schippe nimmt. Wenn man's kann! Cool
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JanaC
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
J

Alter: 63
Beiträge: 53
Wohnort: Niedersachsen


J
Beitrag02.03.2019 12:35

von JanaC
Antworten mit Zitat

Willebroer hat ein schönes Beispiel geliefert. Ich finde es auch schwierig, dieses "Show, don´t tell" umzusetzen, zuviel ist auch nicht passend.

Ich helfe mir manchmal mit einem Brainstorming zu einem Begriff. Begriff in die Mitte des Blattes  und zu diesem Begriff weitere Möglichkeiten suchen.


_________________
Liebe Grüße
JanaC
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5000
Wohnort: Berlin


Beitrag02.03.2019 13:15

von Nina
Antworten mit Zitat

Hallo Tinkseltown,

am besten liest Du (mehr) Gedichte, denn das ist die höchste Form der Verdichtung / "Verdeutlichung" von Gefühlen (die nicht explizit ausgesprochen werden). Oder Du liest Kafka. Hinter seinen Texten, zwischen den Zeilen und Buchstaben liegt etwas verborgen / geborgen, das nicht ausgesprochen ist, doch sehr deutlich (fühlbar) spricht.

Liebe Grüße
Nina
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5437
Wohnort: OWL


Beitrag02.03.2019 14:41

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Es kann sogar nützlich sein, wenn man selber mal Gedichte schreibt (oder es versucht). Braucht ja keiner zu wissen. Cool

Allerdings gibt es auch Leser, die alles ganz genau wissen wollen - Dinge, die mich persönlich eher langweilen würden. Dazwischen ist die Navigation nicht immer leicht.

Wichtig aber immer: Gefühle entstehen nicht im Text, sondern im Kopf des Lesers.
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Catalina
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 427
Wohnort: Kehdingen


Beitrag02.03.2019 16:00

von Catalina
Antworten mit Zitat

Du kannst Dich auch mal in ein Café setzen und Leute beobachten. Meist ist man da umgeben von den verschiedensten Gefühlen - und jeder drückt sie anders aus...
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3210
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag03.03.2019 11:10

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Ich verwende auch gerne "sie presste die Lippen zusammen", "ihr Herz schlug schneller", "sie lachte auf" und ähnliches. Vielleicht zu oft, aber ich bemühe mich inzwischen, die Notwendigkeit zu prüfen. Manchmal ist man sich zu unsicher, ob es ohne dieses "show" (z.B. "nur" über die direkte Rede) so verstanden wird, wie man es meint. Zum Glück gibt es TestleserInnen gegen die Betriebsblindheit.

_________________
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag10.03.2019 10:09

von Rodge
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aus meiner Sicht geht es nicht darum, Platitüden und vorgefertigte Klischees zu liefern, so a la "trieb ihm die Zornesröte ins Gesicht".

Es muss frisch und nicht ausgetreten sein und zu Deiner Figur passen! Jemand der introvertiert ist, wird nicht einfach los brüllen. Falls du es nicht weißt: Stell dir vor, wie deine Figur wohl in solchen oder ähnlichen Situationen reagiert. Dann schreib es so auf, dass es nicht langweilig wirkt. Manchmal hilft es auch, den Prota zu interviewen und das dann erst mal für Dich aufzuschreiben.

Das ist schwerer und aufwändiger, als Synonymen nachzujagen, führt aber im Ergebnis zu lebhafteren Figuren, die sich von anderen unterscheiden.

Grüße
Rodge
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RocketJo
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 102
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Beitrag10.03.2019 11:45

von RocketJo
Antworten mit Zitat

Ich oute mich mal, dass ich sogar ein Buch hier liegen habe, wo jemand die üblichen Reaktionen zu verschiedenen starken Gefühlen zusammengetragen hat. Unterteilt in körperliche Reaktionen (äußerlich), biologische Reaktionen (innerlich), mentale Reaktionen und Anzeichen dafür, dass jemand das Gefühl unterdrückt bzw. schon länger hegt. Außerdem gibt es eine kurze Erklärung zum Gefühl und einen Hinweis, zu welchen anderen Gefühlen es führen kann.

Ich arbeite damit recht gern, um meine üblichen Reaktionen aufzubrechen (die meisten meiner Figuren kratzen sich am Kopf, als hätten sie Läuse und nicht, als seien sie verwirrt *lol*). Die Angaben in dem Buch sind dabei so gehalten, dass ich sie realtiv gut in eine Handlung einbauen kann, auch mit Kulisse und Requisit. Außerdem muss ich die Hilfestellung immer seltener in Anspruch nehmen ^^

Und Rodge hat recht, es ist wichtig, dass es zur Figur und zur Situation passt.
Mein Heerführer würde niemals vor Trauer vor Leuten weinen. Er tritt dann erst recht herrisch auf, um seine Gefühle zu überspielen. Und generell mache ich viel über Dialog und (in den entsprechenden Erzählperspektiven) über Gedanken (ok, da übe ich noch ^^). Ich komme aber auch ganz ganz ursprünglich mal aus dem Theaterbereich, vielleicht hat es damit zu tun.

Wenn man schon bei Tipps ist:
Gedichte und Songtexte sind gut, um das Gleichgewicht zu lernen (Tell ist ja nicht grundlegend böse!). Theaterstücke bringen dir realtiv viel darüber bei, wie man die Gefühle einer Figur nur mit Worten ausdrücken kann. Generell lohnen sich Ausflüge in andere Gattungen schon sehr ^^
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
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Beitrag10.03.2019 12:02

von Rodge
Antworten mit Zitat

RocketJo hat Folgendes geschrieben:

Mein Heerführer würde niemals vor Trauer vor Leuten weinen. Er tritt dann erst recht herrisch auf, um seine Gefühle zu überspielen. Und generell mache ich viel über Dialog und (in den entsprechenden Erzählperspektiven) über Gedanken (ok, da übe ich noch ^^). Ich komme aber auch ganz ganz ursprünglich mal aus dem Theaterbereich, vielleicht hat es damit zu tun.


M. E. sollte man dann noch darauf achten, dass man nicht in Sterotype fällt. Also, ein Heerführer, der immer starkt ist etc. Sonst besteht die Gefahr, dass Figuren zu Abziehbildern werden (Heerführer sind immer so und so, Soldaten immer mürrisch etc.). So sind ja auch wir nicht! Also sollten die Figuren etwas Besonderes haben, einzigartig sein, vielleicht auch etwas Gebrochenes haben, auf jeden Fall, Dinge, mit denen man so nicht rechnen würde, das macht sie so interessant, dass wir uns damit identifizieren können und mitfiebern. Warum also nicht ein Heerführer, der knallhart sein kann, und dennoch vor seinen Leuten weint...Das muss dann natürlich in seinem Charakter gut begründet sein, und darin liegt die Schwierigkeit.
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Rainer Prem
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Alter: 66
Beiträge: 1271
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Beitrag11.03.2019 07:01

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

RocketJo hat Folgendes geschrieben:
Ich oute mich mal, dass ich sogar ein Buch hier liegen habe, wo jemand die üblichen Reaktionen zu verschiedenen starken Gefühlen zusammengetragen hat. Unterteilt in körperliche Reaktionen (äußerlich), biologische Reaktionen (innerlich), mentale Reaktionen und Anzeichen dafür, dass jemand das Gefühl unterdrückt bzw. schon länger hegt. Außerdem gibt es eine kurze Erklärung zum Gefühl und einen Hinweis, zu welchen anderen Gefühlen es führen kann.


Hallo,

ich glaube nicht, dass es eine Forenregel gibt, die die Namensnennung von hilfreichen Bücher verbietet. Also heraus damit: Wie heißt es? Smile

Grüße
Rainer
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Rodge
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Beitrag11.03.2019 15:30

von Rodge
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als show, don´t tell gestartet, als Schablone gelandet. Wenn das die ganze Kunst sein soll, Attribute und Adverbien in einem Buch nachzuschlagen, dann kann man auch ein Makro schreiben, dass passende Satzteile miteinander verbindet und voilà: Fertig ist das neue Buch!

Das klingt dann wie bei Bauer sucht Frau: Der sympathische Schweinehirt Johannes verführt die üppige, liebevolle Joanna. Bis nächste Woche auf dem Hoffest.
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MoL
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Beitrag11.03.2019 16:25

von MoL
Antworten mit Zitat

Rodge hat Folgendes geschrieben:
als show, don´t tell gestartet, als Schablone gelandet. Wenn das die ganze Kunst sein soll, Attribute und Adverbien in einem Buch nachzuschlagen, dann kann man auch ein Makro schreiben, dass passende Satzteile miteinander verbindet und voilà: Fertig ist das neue Buch!


Oha - weshalb so aufgebracht? Das ist so wie Thesaurus oder ein Reimlexikon: manchmal ungemein zeitsparend und hilfreich. Und dazu lernen kann man auch noch was. So funktionieren die meisten Ratgeber: sie tragen Dinge zusammen, die man eigentlich selbst wissen oder herausfinden könnte ...


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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag11.03.2019 16:30

von MoL
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@Tinkseltown

Zum Thema "show, don`t tell":
Übertreib das bloß nicht! Viele Anfänger meinen nämlich, diesen Rat umsetzen zu müssen, indem sie ihre Texte mit möglichst vielen Adjektiven und überflüssigen Nebensätzen verunzieren. Weniger ist auch beim schreiben oft mehr. Willebroer hat das ja schon schön anschaulich geschildert.
Am besten ist es ja im Grunde, wenn Du garnichts in der Rcithung schreiben musst, sondern der Leser das auch so weiß, weil er den Prota kennt, und denkt: "Oha ...!"

Ansonsten hast Du doch schon eine schöne Liste zusammengetragen. Smile

Und: Niemand wird Dich kreuzigen, wenn Du doch tatsächlich einmal schreibst "Er war wütend". Wink

PS: Isch abe gar kein Pinterest! ^^


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RocketJo
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Beitrag11.03.2019 17:09

von RocketJo
Antworten mit Zitat

Rodge hat Folgendes geschrieben:
M. E. sollte man dann noch darauf achten, dass man nicht in Sterotype fällt. Also, ein Heerführer, der immer starkt ist etc. Sonst besteht die Gefahr, dass Figuren zu Abziehbildern werden (Heerführer sind immer so und so, Soldaten immer mürrisch etc.). So sind ja auch wir nicht! Also sollten die Figuren etwas Besonderes haben, einzigartig sein, vielleicht auch etwas Gebrochenes haben, auf jeden Fall, Dinge, mit denen man so nicht rechnen würde, das macht sie so interessant, dass wir uns damit identifizieren können und mitfiebern. Warum also nicht ein Heerführer, der knallhart sein kann, und dennoch vor seinen Leuten weint...Das muss dann natürlich in seinem Charakter gut begründet sein, und darin liegt die Schwierigkeit.


Das ja. Aber rate mal was, genau die harte Schale vor sienen Untergebenen ist bei ihm das, was seinem "natürlichen" Charakter wiederspricht. Man darf auch nicht von einem Beispiel auf eine Romanfigur schließen ;-p
Ganz davon abgesehen, dass einige Stereotype durchaus einen nachvollziehabren Kern haben. Wenn du einen Heerführer hast, der ständig emotionale Zusammenbrüche vor seinen Leuten hat, wie viel Führungsqualitäten hat der Mann da? In dem Fall ist es ein realistisches Trope und kein eingeschliffener Stereotyp. Da muss man sehr aufpassen, dass man gewisse Dinge nicht durcheinander wirft.
Es ging mir dabei auch mehr daraum, zu zeigen, dass sich Menschen in verschiedenen Situationen bei derselben zugrundeliegenden Emotion unterschiedlich verhalten.
Und BTW: Als sein König stirbt, heult der gute Mann wie ein Schlosshund. Vor allen. Weil er da seine Maske nicht mehr halten kann.

Und was das Buch angeht:
Es geht tatsächlich darum, wein wenig über Körpersprache zu lernen und aus alten Gewohnheiten auszubrechen. Damit sich die Leute eben nicht vor Verwirrung kratzen, als ob sie Ungeziefer hätten. Oder Abneigung mit einer Handbewegung siganlisieren, wenn sie eigentlich sonst keine Gesten zeigen. Also ja, ein Thesaurus, so heißt das Büchlein denn auch.

A. Ackerman & B. Puglisi - The Emotion Thesaurus. A Writer's Guide to Character Expression

Leider gibt es das schöne Stück nur auf englisch. Irgendwo im Netz gibt es allerdings auch eine deutsche Website, die ähnliches liefert. Leider habe ich den Link dazu nicht mehr (ich arbeite bei sowas auch lieber mit Büchern, muss ich gestehen ^^).
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Rodge
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Beitrag12.03.2019 07:35

von Rodge
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na, klar, ich will damit ja nicht sagen, dass es nicht stimmig sein soll, also taugt ein Heerführer, der dauernd flennt noch nicht mal als Karikatur. Es ist nur eben auch so, dass wenn man immer das Gleiche liest und sich nur die Namen der Protas ändern, ist da keinem mit geholfen, weil es letztlich den Leser langweilt (wie oft haben wir schon gelesen, "dass es ihm die Zornesröte ins Gesicht trieb").
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Rainer Prem
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Beitrag12.03.2019 09:07

von Rainer Prem
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RocketJo hat Folgendes geschrieben:

A. Ackerman & B. Puglisi - The Emotion Thesaurus. A Writer's Guide to Character Expression

Leider gibt es das schöne Stück nur auf englisch. Irgendwo im Netz gibt es allerdings auch eine deutsche Website, die ähnliches liefert. Leider habe ich den Link dazu nicht mehr (ich arbeite bei sowas auch lieber mit Büchern, muss ich gestehen ^^).


Deutsch wäre natürlich besser... Ich schaue es mir trotzdem mal an. Danke.
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Rainer Prem
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Alter: 66
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Beitrag12.03.2019 09:10

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Rodge hat Folgendes geschrieben:
als show, don´t tell gestartet, als Schablone gelandet. Wenn das die ganze Kunst sein soll, Attribute und Adverbien in einem Buch nachzuschlagen, dann kann man auch ein Makro schreiben, dass passende Satzteile miteinander verbindet und voilà: Fertig ist das neue Buch!

Das klingt dann wie bei Bauer sucht Frau: Der sympathische Schweinehirt Johannes verführt die üppige, liebevolle Joanna. Bis nächste Woche auf dem Hoffest.


Dir ist es bestimmt noch nie passiert, dass du etwas bestimmtes hinschreiben wolltest, dir aber ums Verrecken nicht die richtige Formulierung eingefallen ist. Dann brauchst du NATÜRLICH keine solchen Ratgeber.

Mit Adjektiven und Adverbien um sich zu werfen, ist übrigens das genau Gegenteil von "Show don't tell".
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Taranisa
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Beitrag12.03.2019 15:08

von Taranisa
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Als Inspirationshilfe finde ich so etwas gut. Ich schaue auch bei Thesaurus gerne mal nach, ob ich nicht ein viel passenderes Wort finde, das deutlicher aussagt, was ich ausdrücken möchte. Es erweitert die Möglichkeiten des bildhaften Schreibens, vielleicht manchmal einfach nur nach dem Motto: "Natürlich, warum ist mir das nicht eingefallen." Ganz am Anfang meines Schaffens hatte ich im Internet mal eine (recht übersichtliche) Liste über Emotionen und Körpersprache gefunden und fand sie brauchbar. Und wie MoL schrieb, ist so etwas zudem zeitsparend.

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Rodge
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Beitrag14.03.2019 16:51

von Rodge
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:

Dir ist es bestimmt noch nie passiert, dass du etwas bestimmtes hinschreiben wolltest, dir aber ums Verrecken nicht die richtige Formulierung eingefallen ist. Dann brauchst du NATÜRLICH keine solchen Ratgeber.


Doch, kommt ständig vor, hier ging es aber nicht darum, Synonyme in einem Thesaurus nachzuschlagen, sondern Ausdrücke für bestimmte Gefühlssituationen zu finden. Da ist dann die Gefahr, dass sich alles gleich liest.

...Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf die Tischplatte
..Es trieb ihm die Zornesröte ins Gesicht

Mehr fällt mir gerade nicht ein...
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RocketJo
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NaNoWriMo: 50755



Beitrag14.03.2019 17:19

von RocketJo
Antworten mit Zitat

Rodge hat Folgendes geschrieben:
Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:

Dir ist es bestimmt noch nie passiert, dass du etwas bestimmtes hinschreiben wolltest, dir aber ums Verrecken nicht die richtige Formulierung eingefallen ist. Dann brauchst du NATÜRLICH keine solchen Ratgeber.


Doch, kommt ständig vor, hier ging es aber nicht darum, Synonyme in einem Thesaurus nachzuschlagen, sondern Ausdrücke für bestimmte Gefühlssituationen zu finden. Da ist dann die Gefahr, dass sich alles gleich liest.

...Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf die Tischplatte
..Es trieb ihm die Zornesröte ins Gesicht

Mehr fällt mir gerade nicht ein...


Aber genau um deine Beispiele zum umgehen ist der Thesaurus doch da. Für sowas brauche ich keine Hilfestellung ;-p

Bei Zorn stehen in dem Büchlein zum Beispiel:

Physisch:
Gerötete Haut
Zitternde Gliedmaßen
Hände, die sich ver- und entkrampfen
Aufgerissene Augen, die das Weiße erkennen lassen
Speichel in den Mundwinkeln
Beißende Kritiken, herablassung
(und 27 weitere, darunter auch Todesdrohungen und manipulatives Verhalten; zugegeben, beim Zorn fehlt mir tatsächlich Grinsen und lautes Lachen als Reaktion).

Intern:
Rauschen in den Ohren
Verstärker Blutfluß in die Extremitäten
Erhöhter Puls
Verschwommene Wahrnehmung
(und sechs weitere)

Mental:
Überzeugung, betrogen oder Opfer von Unrecht geworden zu sein
Verlangen nach Vergeltung
(und sechs weitere)

Unterdrückter oder lang anhaltender Zorn:
Jemanden zusammenschlagen
Jemanden angreifen oder ermorden
Eine Möglichkeit suchen, Gewalt an den Tag zu legen
(und acht weitere, darunter auch Depression und Herzstillstand)

Wie du siehst, ist eigentlich nichts davon eine absolute Angabe, sondern es führt schon dazu, dass man es in Situationen einpassen muss. Außerdem ist das ganze recht umfassend.
Der Vorteil bei diesem Buch gegenüber Formulierungen, auf die man selbst kommt, ist, dass die Reaktionen psychologisch und physisch korrekt sind. Wenn man selbst versucht, aus der Erinnerung an diese Gefühle zu kommen, die aber nie in der passenden Stärke erlebt hat, kann das durchaus verwischen und anstelle einer zornigen Reaktion hast du bloß eine wütende (zwischen den Feinheiten unterscheidet das Buch netterweise auch noch Razz )
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