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2121 // Freebooter


 
 
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agu
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2018
Wohnort: deep down in the Brandenburger woods


Beitrag11.03.2019 13:24

von agu
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Michel hat Folgendes geschrieben:
Ganz kurzer erster Eindruck: Ich habe mich beim Lesen immer wieder ertappt, den Atem anzuhalten und kein überflüssiges Geräusch zu machen.

Ich nehm' das mal als gutes Zeichen Very Happy
Der Rauch ... ja genau. Das ist genau der Ort, wo die Rauchsäule aus dem Anfang drüber steht.


_________________
Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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agu
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2018
Wohnort: deep down in the Brandenburger woods


Beitrag17.12.2019 03:20

von agu
Antworten mit Zitat

Hallo ihr Lieben,
mittlerweile ist es über ein Jahr her, dass ich eine erste Freebooter-Leseprobe hier eingestellt habe. Ich bin inzwischen bei 300 Seiten (ich weiß, nicht viel für ein Jahr, für mein derzeit verfügbares Freizeit(irre-kicher)kontingent eine Menge Wink. Auf jeden Fall bin ich nun tief im Thema, habe vieles neu konzipiert und vor allem den Ton gefunden. Ich würde euch gern ein Kapitel ein Stück weiter im Roman (S. 60) vorstellen und freue mich über Meinungen dazu. Detailkritik brauche ich noch nicht, der letzte Feinschliff ist noch nicht gemacht. Es geht mir eher um den generellen Eindruck. Spannung, Lesespaß und so.

Zum Setting:
Der Roman spielt 2121, Daniel Helgren vertickt als Freihändler Schrott aus Europa in Afrika. Hier bricht er zusammen mit Yuri, seiner Partnerin, zu eigentlich altbekannten Handelsplätzen auf.


---
„Klingt wie neu“, rief Daniel in das Dröhnen der hochlaufenden Turbine. Das Flugfeld war verlassen, bis auf einen einzelnen Monteur, der eins der Hangar-Tore reparierte. Ein Stück entfernt standen vier schwere Frachttransporter, die über Nacht reingekommen sein mussten.
„Ist ja auch neu.“ Yuri klickte ihren Gurt fest. „Wenn du mich nicht hättest.“
„Dann wäre ich verloren.“
„Genau.“ Sie verzog den Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen.
Er grinste zurück, setzte die Sonnenbrille auf und öffnete das Com. „SOL 23-GOET 4-15, erbitte Startfreigabe.“
„Freigegeben. Macht, dass ihr wegkommt“, knackste es durch die Leitung. „Viel Spaß im Dschungel.“
„Danke, werden wir haben.“
„Mach einen großen Bogen um Sunshine-City und nimm den Nord-West-Korridor.“
„Zu Befehl, Sir. Grüß Geoffrey von mir. 4-15, out.“
Daniel zog den CP-Regler hoch, spürte, wie der SOL-Copter sich vom Boden löste. Als der Höhenmesser piepste, klickte er den Schub um und schob den Stick sanft nach vorn.
Der Copter schnitt durch die Luft wie durch flüssige Seide. Die ersten Sonnenstrahlen flirrten über die Berge und tauchten den Kamm in Rosa und Gold, die Täler tiefblaue Schatten. Es war noch angenehm kühl. Ein fast perfekter Morgen. Bis auf den Brandgeruch, der ihm schon beim Aufstehen aufgefallen war.
Ein paar Minuten später wurde schlagartig klar, warum.
„Ach du Scheiße, siehst du das?“ Yuri deutete auf das Inferno vor ihnen, keine drei Klicks entfernt. Und sie hielten genau darauf zu.
Auf einem Hügel erhob sich das Medi-SEC, das aus der Luft aussah wie ein zertrümmertes Raumschiff. Um den Hügel zog sich ein Gürtel aus Flammen. Die Viertel rund um den Komplex brannten lichterloh. Hitzeflimmern ließ die Sicht verschwimmen. Die Glut da unten musste apokalyptisch sein. Daniel drehte scharf ab, bevor sie in Turbulenzen gerieten.
„Was passiert da?“, fragte Yuri.
„Keine Ahnung.“ Mit zusammengekniffenen Augen starrte er hinunter. „Aber jetzt weiß ich, warum wir Sunshine-City umfliegen sollen.“
„Also wissen die am Stützpunkt, dass die Stadt brennt?“
„Ist nicht zu übersehen, oder?“
Direkt unter ihnen fing ein Palmenhain Feuer. Die Kronen explodierten und schossen Funken in alle Richtungen, die ihrerseits Dächer und noch mehr Bäume in Brand setzten.
„Daniel, dreh um.“
„Was? Warum?“
„Wir müssen ...“ Yuri blinzelte heftig, wie immer, wenn sie sehr aufgeregt war. „Wir müssen etwas tun! Unsere Hilfe beim Löschen anbieten, oder so. Wir haben einen Copter, wir könnten Wasser transportieren ...“
Er holte tief Atem. „Siehst du irgendwelche Löschflugzeuge?“
Sie beugte sich vor und studierte angestrengt den verrauchten Horizont. Sie flogen jetzt zwei Klicks versetzt, parallel zur Feuersbrunst. „Nein. Drehst du jetzt um, oder was?“
„Nein“, wiederholte er. „Weil es keine gibt. Weil die einen Scheiß tun werden.“
Yuris Stimme überschlug sich. „Moment mal, die verdammte Stadt brennt, und die lassen sie einfach brennen?“
Statt einer Antwort öffnete er den Funkkanal. „Douala Ground Control, bitte kommen. Hört ihr mich? Bitte kommen.“
Statisches Rauschen mischte sich in die Antwort. „Was ist los, Helgren? Brennt dein Propeller?“
„Nein, aber Sunshine-City. Was ist da unten los?“
„Ich habe doch gesagt, schlag einen Bogen nach Westen.“
„Ja, danke für die Warnung. Warum brennt es?“
„Vielleicht ist ein Voodoo-Kessel umgekippt.“ Ein kurzes Lachen. „Was weiß ich? Die fackeln hier öfters ihre Buden ab. Halt Abstand, die Palmen sind scheißgefährlich.“
„Wir können euch beim Löschen helfen“, rief Yuri dazwischen.
Der Mann am anderen Ende des Funkgeräts lachte. „Helgren, erklär deinem Mädchen mal, wie das hier läuft.“
„Okay, danke. 4-15 out.“ Daniel unterbrach die Verbindung.
„Spinnst du?“, fauchte Yuri.
Er fing ihr Handgelenk, bevor sie das Com erneut öffnen konnte. „Lass es.“ Sie kämpfte so heftig, dass der Copter ins Schwanken geriet. „Bitte Yuri. Das hat keinen Zweck. Hör auf!“
Ihr Widerstand erlahmte, ihre Hand sank nach unten. Daniel stabilisierte den SOL und zog ihn in eine lange Schleife. Die Feuerfelder blieben hinter ihnen zurück.
Yuris Stimme klang erstickt. „Ich dachte, die sind hier, um den Leuten zu helfen!“
„Wer? FRONTEX? Wie kommst du darauf?“
„Sie haben das Mandat für die Misereor-Mission!“
„Falsch. Misereor zahlt der EU viel Geld, weil sie eine Security-Truppe brauchen. Mit der Marquardt Group oder der SFA kämen sie eine Ecke billiger. Aber wenn sie die anheuern, würde das ganz schlecht bei ihren Spendern ankommen.“
„Also sagen wir einfach, Scheiß drauf, und lassen da unten alle verrecken?“
„Hast du so was mal aus der Nähe gesehen?“ Er warf ihr einen Blick zu. „Wenn ich uns da reinfliege, stürzen wir in einen vierhundert Grad heißen Feuersturm und verbrennen aus Solidarität einfach mit.“
Sie zog geräuschvoll die Nase hoch. „Scheiße, Dan.“
Er warf ihr einen Blick zu, sah die Tränen in ihren Wimpern. „Nicht Yuri, bitte. Es gibt absolut nichts, was wir tun können.“
„Dieser Typ“, murmelte sie, „der reißt noch Witze darüber. Dan, wie wird man so?“
„Indem man sein Leben an Orten wie diesem verbringt und gegen Windmühlen kämpft.“ Es klang bitterer als beabsichtigt.
„Ich will niemals so werden.“
„Das wirst du auch nicht.“
Unter ihnen erstreckte sich ein endloses Feld aus Blechdächern, Tümpeln und Betonruinen. Daniel flog tief genug, dass er die Menschen auf den Straßen sehen konnte. Die oberen Korridore über der Stadt waren den großen Frachtcoptern der Minenversorger vorbehalten. Hier brannte es zwar nicht, aber die Luft war trotzdem dick vom Qualm. Vor ihnen schälten sich zwei Hügel aus dem Dunst. In der Schlucht dazwischen ragten die Skelette alter Hochspannungsmasten aus dem Dschungel. Plötzlich schnitt ein Warnton durch die Kabine, die Autopilot-Anzeige flackerte auf. Durch den Copter ging ein Ruck. Daniel tippte gegen den Knüppel, der natürlich nicht mehr funktionierte. Shit.
„Dan?“, fragte Yuri mit gerunzelter Stirn.
„Checkpoint-Kontrolle.“
„Hier?!“
Genau. Ihre Blicke trafen sich. Mit einer Hand zog er die EPEX aus dem Halfter, mit der anderen öffnete er das Com. Der Copter sank schnell. Sie wurden zur linken Hügelkuppe geleitet. „Douala Ground Control, bitte kommen. Hier 4-15, hörst du mich? Douala Ground Control, bitte ...“
„Helgren, du hast Sehnsucht nach meiner Stimme, oder?“
„Habt ihr Checkpoints in Südwest?“
„Ist das ne Quizfrage?“ Die Verbindung rauschte so sehr, dass jedes zweite Wort nur abgehackt durchkam.
„Wir hängen an einem Fangsignal, und ich will wissen, wer unten auf mich wartet.“
„Wir haben keine Checkpoints da draußen.“ Der Operator wurde schlagartig ernst. „Wir fangen alles über der Basis ab.“
„Kohlhaas?“
„... haben mit Luftüberwachung nichts am Hut.“
Daniel starrte nach vorn und versuchte, zwischen den grünen und gelben Flecken irgendetwas zu erkennen.
„Ich hoffe, ihr seid bewaffnet“, knisterte es durch den Funk. „Soll ich...“ Der Rest ging im Rauschen unter.
 „Yuri, runter. Rühr dich nicht, egal, was passiert.“
Wortlos öffnete sie ihren Gurt und ließ sich unters Cockpit rutschen.
Aus den grünbraunen Flecken lösten sich einzelne Baumkronen, dann Gebäude, zerbrochener Asphalt und die Reste einer Straße. Er betete, dass sie den Copter wenigstens nicht zwischen den Bäumen runtergehen ließen.
Dann setzten sie auf, die Kufen schrammten über unebenen Grund, Steinchen flogen hoch und krachten in die Kanzel.
Daniel klickte seine Gurtschnalle auf und wartete.
Sie befanden sich in den Ruinen einer ehemaligen Funkstation. Direkt vor ihm ragten die Überreste eines Turms und zweier Baracken auf. Zerstörte Satellitenschüsseln lagen im Hof – zu groß und zu schwer zum Plündern, seit einem Jahrhundert verrostet und von Wildnis überwachsen. Rechts wucherte mannshoch Gestrüpp, dahinter weit ausladende Baumkronen. Links gähnte die Schlucht mit den Hochspannungsmasten.
Die anderen warteten offenbar auch. Vielleicht weil hofften, ihn aus der Distanz ohne Risiko auszuschalten. Was sie nur konnten, wenn er die beschusssichere Pilotenkanzel verließ.
In das Flappen des auslaufenden Rotors krachten ferne Schüsse. Kurze Feuerstöße, dazwischen Pausen, dann wieder einzelne Explosionen. Klang nach Häuserkampf oder einem Stoßtrupp, der Straße für Straße aufräumte. Vermutlich kam der Kampflärm von da, wo auch die Häuser brannten. Von wegen, Geoff, alles im Griff.
Fünf Minuten vergingen.
Daniel drückte auf den Startknopf, ohne die Waffe aus der Hand zu legen. Nichts passierte. Das Fangsignal blockierte die Elektronik. Solange sie die Falle nicht deaktivierten, konnte er nicht mal die Scheißklimaanlage einschalten.
Zehn Minuten.
Er nahm die Sonnenbrille ab und schob sich die Kopfhörer in den Nacken.
„Worauf warten wir?“, wisperte Yuri.
„Wir spielen High Noon.“
„Was?“
„Wer zieht zuerst.“
Sie stöhnte entnervt.
Die Sonne stand inzwischen hoch genug, dass sie ihn blendete. Mauerreste warfen lange Schatten über den zerbröckelten Asphalt. Die Schüsse verstummten eine Zeitlang.
Dann schnitt eine neue Salve durch die Stille.


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Michel
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Beitrag17.12.2019 10:00

von Michel
Antworten mit Zitat

Zitat:
Detailkritik brauche ich noch nicht, der letzte Feinschliff ist noch nicht gemacht. Es geht mir eher um den generellen Eindruck. Spannung, Lesespaß und so.
Lesespaß habe ich. Ganz schön rotziger Ton, seeehr dystopisch, aber das hatten wir ja schon. Für mich konsistent mit dem ersten Kapitel, das Du eingestellt hattest. Möglicherweise sind die beiden Figuren noch etwas zu stark aus dem Klischeeregal bestückt ("Mir machst du nichts mehr vor"-abgefuckter Typ versus "Die Welt soll besser werden"-Chick); das war mir in Kapitel 1 nicht ganz so aufgefallen. Und ein unterschiedliches Maß an Erfahrung bringen sie ja durchaus mit.
Etwas gestutzt habe ich bei dem Fangsignal; das klingt wie Drohnenjagd aus der heutigen Zeit. Zu glauben, dass eine Flugmaschine keine manuelle Steuerung bietet, tue ich mich noch etwas schwer.
Insgesamt: Gerne weiter.


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