So ein Leben

[Cholyrika]

So ein Leben

Bin am Ende.
Stinke nach Urin
und Blut.
Am Ende der Worte.
All die nutzlosen Phrasen.
All die erbärmlichen Ratschläge.
Es bleibt nichts.
Vielleicht
ein bisschen Erkenntnis.
So was wie:
Wusste ja,
dass es so kommt.

Und danach?
Nun ja,
ne tolle Frau,
mit langem blonden Haar,
die mitten in einer Blumenwiese
auf mich wartet.
Freunde und Kinder,
die mir winken
und ich,
mit einem Lachen,
versteckt in meinem
grauen viel zu langen Bart,
der all diese Hoffnungen
verfilzt erträgt
in so einem Leben.

Oder der Tod,
als Weggefährte.
Raus aus meinen Träumen,
raus aus den Idealen,
raus aus der
gnadenlos aussichtslosen
Flucht vor der Realität.
Man hat die Wahl,
habe ich gelesen.

Stimmt nicht.

[gold]

Hallo Cholyrika,

ich bin eine Verfechterin des Realismus, weil ich denke, wer, wenn nicht die Künstler, in unserem Fall, die schreibenden, soll und kann die düsteren Seiten des Lebens besser zeigen? Ich fühle mich manches Mal dazu aufgefordert, dieses Unschöne, Hässliche, Herunterziehende zu zeigen. Zum Glück nicht immer, denn, ich glaube, das würde ich auf Dauer nicht aushalten. Im Vergleich zu dir bin ich allerdings ein Waisenmägdelein.  
An deinem Text habe ich nichts auszusetzen und bin froh, dass hier auch jemand den Finger in manch stinkende, vor sich hin eiternde, schwärende Wunde legt. Wenn ich mich nicht irre, gibt es hier nicht so sehr viele schreibende Forumgenossen und natürlich (-, innen), die das tun.

Liebe Grüße
gold

[Berni]

Ich kann mich gold nur anschließen. Besonders gefällt mir das Ende. Schmutzig, klar und deutlich. Das macht dir so schnell keiner nach.