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Richte Dich zugrunde! - 1. Teil: Der Masterplan

 
 
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Mr. Pen
Gast






Beitrag07.06.2008 15:58
Richte Dich zugrunde! - 1. Teil: Der Masterplan
von Mr. Pen
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Richte Dich zugrunde.


Der Masterplan

   Als ich 18 Jahre alt wurde ging ich von der Schule ab. Zu diesem Zeitpunkt war ich in der achten Klasse Hauptschule. Die Leute sagten damals, dass ich es niemals zu etwas bringen würde. Doch ich schwor mir ihnen das Gegenteil zu beweisen.
   Ein halbes Jahr später machte ich eine Entdeckung die diesen Plan zunichte machte: Ich stellte fest wie gut sich die Realität mit Alkohol und Marihuana verdrängen ließ.
 
   Tja, ich schätze die Leute hatten Recht. Meine Lehrer, meine Eltern, die Nachbarn, einfach alle die der Meinung waren ich würde es zu nichts bringen. Es war ja nicht so das ich faul war, ich war einfach blöd.
Na gut: blöd und faul.
 
   Einen richtigen Job fand ich mit diesen herrlichen Vorraussetzungen natürlich nicht. Deshalb konzentrierte ich mich mehr oder weniger professionell auf die Vernichtung von Alkohol und Weed. Wie ich das finanzieren konnte? Nun, meine Sozialhilfe durch zu bekommen war gar kein Problem und um an erstklassige Güffe zu kommen versorgte ich meinen Freundeskreis mit Gras. Wenn ich zehn Freunden je fünf Gramm besorgen sollte holte ich beim Dealer meines Vertrauens 75 Gramm zu je fünf Euro. Macht 375€. Meinen Freunden vertickte ich das Puff dann für sieben Euro fünfzig das Gramm. 10 x 5 x 7,50€ = 375€. Fünfzig Gramm unter die Leute gebracht, fünfzehn Gramm für mich. Für umme! Alter Walther, da soll mein ehemaliger Mathelehrer noch sagen, ich könne nicht rechnen! Alles nur ne Frage der Motivation.
 
   Das Problem bei alledem ist, dass man peu a peu in eine Szene gerät mit der man lieber nichts zu tun hätte. Klar, die kleinen Dealer sind harmlos, als Kiffer hat man nichts mit den wirklich finsteren Gestalten zu tun. Doch wenn man anfängt zu rechnen begibt man sich auf dünnes Eis.
Was wäre wenn ich in Zukunft nicht 75 Gramm einkaufen würde sondern 750 Gramm? Oder gleich ein ganzes Kilo? Bei größeren Mengen sinkt natürlich auch der Preis. Ein Kilo Gras in annehmbarer Qualität konnte ich damals für drei- bis viertausend Euro besorgen. Je nachdem ob ich auch ganz kleine Mengen unter die Leute bringen wollte hätte ich das ganze wieder für sechs- bis achttausend Schleifen los werden können. 3000€ Gewinn! Das Rockt!
 
   Doch logischerweise hatte ich kein Cash auf Täsch und so blieben nur zwei Möglichkeiten: entweder leihe ich mir Geld von dubiosen Zeitgenossen zu horrenden Zinssätzen oder ich lasse mir das Dope auf Kommission geben. Tatsächlich gibt es Kommissionsgeschäfte auch im Drogenbusiness doch diese Möglichkeit beruht auf Vertrauen. Da ich Realist bin wusste ich schnell, dass wirklich kein Schwanz einem Hanswurst wie mir Gras auf Kommi geben würde.
In unserem Block wohnte ein Russe der dafür bekannt war Mafiamoneten an ehrliche Bürger zu verleihen. Sein Name war Damir doch alle nannten ihn Dispo-Damir oder einfach nur Dispo. Der Name war Programm denn so gut wie jeder konnte Geld von ihm bekommen. Zu saftigen Zinsen zwar doch er borgte einem selbst dann etwas wenn alle anderen den Hahn bereits zu gedreht hatten. Der Harken an der Sache war das man leicht mal einen Finger verlieren konnte wenn man sich mit Damir einließ und mit den Rückzahlungen in Verzug kam. In der Nachbarschaft kursierten Geschichten über Jungs die Dispo-Damir mitteilen wollten,  dass sie wahrscheinlich nie in der Lage wären ihm sein Geld zurück zu zahlen und nicht mehr zurück kehrten.
   Erst neulich habe ich beobachtet wie Dispo säckeweise Zement in seine Wohnung getragen hat. Und das obwohl er nicht am renovieren war.

   Sei es drum! Ich hatte mir meinen Plan gut durchdacht und war mir sicher, dass nichts schief gehen konnte. Ich würde lediglich läppische fünftausend Euro für maximal ein viertel Jahr benötigen. Kein Problem, ganz cool!

   “Wofür brauchst du Patte?” Dispos russischer Akzent rief mir in Sekundenbruchteilen die Konsequenzen in Erinnerung die ein Scheitern meines genialen Masterplans nach sich ziehen würden.
   “Ich will was kaufen. Für mein Geschäft?” Ich wusste genau dass man sich im Business zu allen Seiten hin bedeckt halten sollte.
Skeptisch und durchdringend schaute mich der stämmige, glatzköpfige Russe an. Am liebsten wäre ich abgehauen doch jetzt war es zu spät dafür. Dispo musterte mich genau und die Sekunden kamen mir wie Stunden vor.
   “Machst du keine Scheiße damit! Klar?!”, erwachte er plötzlich aus seiner kritischen Lethargie.
Ich nickte bloß. Dispo ging zu einer schweren Kommode aus Eichenholz, zog eine Schublade auf und fischte ein dickes Bündel Geld heraus. Daneben legte er eine Automatikwumme. Verständnislos sah ich ihn an.
   “Das mein Geschäftspartner. Wenn jemand nicht bezahlen, treibt ein. Verstanden?” Liebevoll fingerte er an der Waffe herum und zollte ihr streichelnd den Respekt die sie zweifelsohne für die guten Dienste erwarten konnte.
   Ja, ich hatte verstanden. Aber es wäre gar nicht nötig gewesen so eine Show ab zu ziehen. Der Ruf der Dispo voraus eilte reichte absolut aus mir Angst einzujagen.
   Damir räumte mir vier Monate Zeit ein den kompletten Betrag, zuzüglich tausend Euro Zinsen, zurück zu zahlen. Kein Problem! Schließlich würde ich dreitausend Euro im Monat machen.

   Das schöne an einem Wohnblock in so genannten sozialen Brennpunkten ist, dass es alles unter einem Dach gibt. Wie in einem Einkaufszentrum.

   1. OG - Geld
   2. OG - Drogen
   3. OG - Huren
   4. OG - Waffen
   5. OG - Auftragsmord…

   So war es also kein Problem das Geld zu Blüten zu machen. Scheine auf den Tisch - Schnapp dir den Fisch! Korega!

   Anfänglich lief auch alles gut und ich vertickte die Maria im ganzen Viertel. Das Geld was ich einnahm investierte ich sofort wieder und in der Tat hatte ich am Ende des ersten Monats etwas über zweitausend Euro Reingewinn gemacht. Ich sparte das Geld für die Rückzahlung an Dispo und lebte weiterhin von meiner Sozialhilfe. Sicher, ich würde noch zwei, drei Monate warten müssen bis der Flieger so richtig abheben würde doch wenn ich erst einmal meine Schulden beglichen hätte würde mich nichts mehr aufhalten können. Endlich kam ich auch mal zu Geld!

   Das Problem aber ist: Wenn du vertickerst bist du im ganzen Viertel bekannt wie ein bunter Hund. Jeder weiß wer du bist und was du machst. Dein Angebot ist bei den meisten Bewohnern des Blocks bekannter als das Menü des örtlichen Pizzabäckers. Jeder hat deine Nummer und alle wollen deine besten Freunde sein. Soweit so gut, doch nicht nur deine “Freunde” kennen dich…

   So kam es, dass ich eines Abends meine Wohnungstür aufgeknackt vorgefunden habe. Zwei Pfund Ganja und 4500€ in Bar. Futsch! Ich hatte noch genau eineinhalb Monate Zeit Dispo sein Geld zurück zu geben. Mit dicken Schweißperlen auf der Stirn fing ich an zu rechnen: Fünfundvierzig Tage plus fünf Finger pro Hand macht fünfundfünfzig Tage bis ich sterben würde. Fuck! Ich war im Arsch!

   “Alter, Alter! Ich weiß net…”, zögerte Mashid. “Ich mein wegen mir ist das kein Problem. Du hast mir in den letzten Monaten gut was abgenommen und nie Stress gemacht. Aber ich leite den Laden nur. Der Boss ist net so locker duff wie ich…”
   “Komm schon! Ich brauche dringend Kohle oder Drogen. Sonst macht mich Dispo platt!”, flehte ich den durchtrainierten Araber an.
   “Hab ich schon kapiert. Aber was bringt dir das. Kommi könnte ich dir höchstens für nen Monat geben. Sonst hast du noch mehr Probleme.”
   “Aber wenn du mir bis nächsten Monat drei Kilo gibst bekommst du das Geld und ich kann außerdem noch Dispo bezahlen”
Mashid überlegte.
   “Mann oh mann oh mann…”, stöhnte er schließlich. “Dir ist schon klar, dass du tot bist wenn ich in dreißig Tagen dem Boss das Geld nicht geben kann? Decken kann ich dich nicht.”
   Ich sah schon förmlich das Licht am Ende des Tunnels. Das war der Strohhalm an den ich mich klammern konnte. Allen Vorbehalten zum Trotz gab mir Mashid drei Kilo Marihuana auf Kommission. Dreißig Tage hatte ich Zeit ihm 12.000€ zu bringen, keinen einzigen Tag mehr. Meine Schulden beliefen sich also inzwischen auf 18.000€ und mir war bewusst das es echt Yoga werden würde mich da wieder raus zu holen.

   Als ich meine Wohnung betrat und die aufgebrochene Tür behelfsmäßig schloss dachte ich schon darüber nach wie ich das danke Güff möglichst gewinnbringend und schnell verscheuern könnte. Plötzlich spürte ich einen dumpfen Schlag auf meinem Hinterkopf und konnte grade noch den stechenden Schmerz wahrnehmen bevor es dunkel wurde.

   Alte Scheiße! Solche Kopfschmerzen hatte ich noch nie zuvor. Alles drehte sich und mir war speiübel. Als ich endlich in der Lage war meine Augen zu öffnen, stellte ich fest, dass ich noch immer in meinem Flur lag. Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war doch der bestialische Schmerz ließ mir diese Frage auch irrelevant erscheinen.
   Was war geschehen? Ich dachte nach. Dann plötzlich: Mein Rucksack! Ich sah mich panisch um doch ich konnte ihn nirgends entdecken. Er war gestohlen worden und mit ihm das ganze Gras von Mashid. Grade so konnte ich mich noch auf die Seite drehen um mir volle Möhre in die Bude zu kotzen. Ich war am Ende, so gut wie tot. Nein, nicht so gut wie tot, ich war tot. Das wusste ich.

   Als ich endlich die Kraft fand aufzustehen ging ich ruhig zum Lichtschalter. Ich knipste die Stehlampe an und nahm den Lampenschirm runter. Langsam drehte ich die Birne raus und hielt noch einmal einen Moment inne. Dann steckte ich flink meine Zunge in das Gewinde.
   Es tat einen lauten, dumpfen Schlag. Ich hatte das Gefühl als sei mir der Lappen in der Fresse explodiert und in der Tat, als ich mich zum Spiegel rüber schleppte bestätigte sich dieser erste Eindruck. Sämtliche Sicherungen in der Wohnung waren durchgeschmort aber ich Penner hatte überlebt. Klasse Plan! Toll! Selbstmord missglückt und stattdessen Hackfleisch im Mund. Hätte ich in Physik doch besser aufgepasst. Der Schmerz drohte mich zu übermannen und die Nachbarn mussten bei meinem Winseln und Jammern denken ich würde hier drüben meine Katze vergewaltigen. Ohne zu zögern riss ich die demolierte Wohnungstür auf und lugte über die vor mir liegende Brüstung. Fünfter Stock, das sollte reichen. Ich nahm kurz Anlauf, dann sprang ich.

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Probber
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Beitrag08.06.2008 22:09

von Probber
Antworten mit Zitat

Moin Mister Pen!
Zitat:

Leute gebracht, fünfzehn Gramm für mich. Für umme!

Umme ist wohl gleichbedeutend mit lau, solche Ausdrücke kannst du auf jeden Fall weiterhin verwenden. Ich hab’ keine Ahnung, ob das Insider- oder Regionalsprache ist, jedenfalls verleihen solche Wörter Authentizität.
Aber nicht zu oft den Begriff wechseln. Teilweise klingt das zu bemüht.

Zitat:

Der Harken an der Sache war, dass man leicht mal einen Finger verlieren konnte wenn man sich mit Damir einließ und mit den Rückzahlungen in Verzug kam.

Solche Fehler werden leider von der Rechtschreibkorrektur nicht erkannt. Nebenbei noch der Hinweis, noch einmal deine Kommasetzung zu überprüfen. Ich glaube, in der Selbsthilfe gibt es einen als ‚wichtig’ markierten Thread, der sich mit dem Thema befasst, falls du in der Hinsicht nähere Info’s brauchst.

Zitat:

 In der Nachbarschaft kursierten Geschichten über Jungs die Dispo-Damir mitteilen wollten, dass sie wahrscheinlich nie in der Lage wären ihm sein Geld zurück zu zahlen und nicht mehr zurück kehrten. Erst neulich habe ich beobachtet wie Dispo säckeweise Zement in seine Wohnung getragen hat. Und das obwohl er nicht am renovieren war.

Die Aussage des ersten Satzes ist, dass die Jungs Dispo-Damir mitteilen, dass sie nicht mehr zurückkehren.
„War am Renovieren“ ist kein schöner Stil, ich empfehle immer die einfache Vergangenheitsform (Imperfekt).
Vorschlag hat Folgendes geschrieben:

In der Nachbarschaft kursierten Gerüchte über Jungs, die Dispo-Damir mangelnde Liquidität beichten wollten und danach verschwanden.
Erst neulich habe ich beobachtet, wie Dispo säckeweise Zement in seine Wohnung getragen hat. Als Heimwerker war er jedenfalls nicht bekannt.

Hab’ ein paar Kleinigkeiten verändert. Ich denke, die Wortwahl fügt sich ein, dazu eine Prise schwarzer Humor. Könnte passen.
Nebenbei die Frage: Mischen sich da Aussagen von Vergangenheit und Gegenwart? Mit ‚erst neulich’ lässt du durchflimmern, dass es nicht lange her ist. Entsprechend frage ich mich, ob Damir immer noch in der Gegend wohnt, denn dann ist er vermutlich auch immer noch als schlechter Heimwerker bekannt.
Wenn dem so sein sollte, müsstest du den Text auch noch mal auf solche Kleinigkeiten untersuchen. Du merkst schon, ich mag Detailarbeit. Laughing

Zitat:
Skeptisch und durchdringend schaute mich der stämmige, glatzköpfige Russe an. Am liebsten wäre ich abgehauen doch jetzt war es zu spät dafür. Dispo musterte mich genau und die Sekunden kamen mir wie Stunden vor.

Im Prinzip ist das fett markierte dieselbe Aussage. Du hast sowieso im ersten Satz massig Adjektive, da kannst du getrost ein bisschen umbauen. Z.B. so:
Vorschlag hat Folgendes geschrieben:

Skeptisch schaute mich der stämmige Glatzkopf an. Am Liebsten wäre ich abgehauen, doch jetzt war es zu spät. Dispo musterte mich genau. Sekunden kamen mir vor wie Stunden.

Vergleich’ am Besten auch mal deine Version mit ‚und’ und meine ohne. Man liest automatisch anders. Durch meinen Punkt bringe ich eine kleine Lesepause ein, die das Geschehen zieht und sich damit der Bedeutung des Satzes angleicht.

Zitat:

“Machst du keine Scheiße damit! Klar?!”, erwachte er plötzlich aus seiner kritischen Lethargie.

Duden hat Folgendes geschrieben:
Lethargie
Körperliche und seelische Trägheit; Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit

Das schließt kritische Blicke aus. Würde normalerweise ‚Musterung’ empfehlen, aber ein paar Zeilen weiter oben steht schon ‚mustern’. Dieses könntest du aber eventuell mit ‚taxieren’ oder ‚begutachten’ austauschen. Vielleicht fällt dir noch was Besseres ein, mir leider im Moment nicht.

Zitat:
“Das mein Geschäftspartner. Wenn jemand nicht bezahlen, treibt ein. Verstanden?” Liebevoll fingerte er an der Waffe herum und zollte ihr streichelnd den Respekt die sie zweifelsohne für die guten Dienste erwarten konnte.

Ich weiß nicht, wie du den Kredithai rüberbringen willst. Einschüchternd kommt er rüber, aber durch die Fummelei an seiner Waffe auch mit einem Sprung in der Schüssel. Das verstärkt den Eindruck sogar, aber ich bin mir nicht sicher, ob das in deiner Absicht liegt.

Zitat:
So war es also kein Problem das Geld zu Blüten zu machen. Scheine auf den Tisch - Schnapp dir den Fisch! Korega!

Blüten sind Falschgeld. Ich dachte, dein 'Ich' verhökert nur Drogen. Warum sollte jemand mit Geld Falsches erwerben, außer, man will groß in dem Geschäft einsteigen?
Aber dafür finde ich im gesamten Text keinen Hinweis. Wink

Zitat:
“Komm schon! Ich brauche dringend Kohle oder Drogen. Sonst macht mich Dispo platt!”, flehte ich den durchtrainierten Araber an.

Ist das wichtig? Liest sich seltsam. Wenn du vorher seinen Job (Geldeintreiber, Rausschmeißer …) erwähnst, kannst du mit diesem Wort auch eine gewisse Bedrohlichkeit untermalen. „Den bescheißt du besser nicht.“ Ansonsten wirkt es fehl am Platz.

Zitat:
“Mann oh mann oh mann…”, stöhnte er schließlich. “Dir ist schon klar, dass du tot bist wenn ich in dreißig Tagen dem Boss das Geld nicht geben kann? Decken kann ich dich nicht.”

Bekommt Mashid denn nicht auch Probleme, wenn er Mary Jane einfach so verschenkt, ohne Geld zu sehen?

Zitat:
Meine Schulden beliefen sich also inzwischen auf 18.000€ und mir war bewusst das es echt Yoga werden würde mich da wieder raus zu holen.

Yoga ist eine Entspannungsübung. Vermutlich willst du vom ‚Spagat’ weg, aber mit diesem Wort verfehlst du dein Ziel.

Zitat:
Als ich meine Wohnung betrat und die aufgebrochene Tür behelfsmäßig schloss dachte ich schon darüber nach wie ich das danke Güff möglichst gewinnbringend und schnell verscheuern könnte.
ohne Kommentar Wink

Zitat:
Plötzlich spürte ich einen dumpfen Schlag auf meinem Hinterkopf und konnte grade noch den stechenden Schmerz wahrnehmen bevor es dunkel wurde.

Plötzlich? Welche Szene? Du schreibst aus einer allgemeinen Situation. Da passt eher etwas wie ‚eines Tages’.

Zitat:
Ich nahm kurz Anlauf, dann sprang ich.

So was liest sich für mich immer komisch, wenn ein so langer Text aus der ‚Ich’-Perspektive geschrieben ist.
Entweder geht es noch weiter (sogar den Sturz überlebt) oder es sind die letzten Gedanken, die in Sekundenbruchteilen noch mal durch’s Hirn schießen.
Um da einen richtig guten Effekt heraus zu holen, gibt es etliche Stilmittel. Ein einfaches ist, am Ende in die Gegenwart zu wechseln.
Man kann auch schon bei der Einleitung in dem Zimmer beginnen, wenn der Protagonist bereits erschöpft nach der Ladung Strom in einer Ecke kauert, total am Ende mit ein bisschen Kraft zum Fluchen.
Dabei noch nicht allzu viel verraten, was eigentlich genau los ist.
Vorschlag hat Folgendes geschrieben:

So kann’s gehen. Ich hocke hier am Boden, ringe nach Luft und hab’ nicht den geringsten Plan, wie es weitergehen soll. Eine große Nummer bin ich nie gewesen, aber eigentlich war ich immer der Ansicht, ich sei zumindest clever. Na ja, morgen werden wenigstens ein paar Leute ziemlich blöd aus der Wäsche gucken. Denen pinkle ich noch ans Bein. Zumindest das kann ich noch erreichen. Oh Mann! Das soll’s also sein? Wie konnte ich nur in diese Lage kommen?

Ich glaube, das alles fing an, als ich damals mit 18 die Hauptschule verließ – aus der achten. Klasse!



Dann folgt als Rückblende die Geschichte, und das Ende könnte dann so aussehen, nachdem der Versuch mit dem Stromschlag fehl ging. Vielleicht solltest du die Szenerie vor dem 1. Selbstmordversuch ein bisschen mehr beschreiben. Wie sieht das Zimmer auf? In welchem Stock? Vielleicht ein Blick nach draußen. Balkon, Geländer und ganz tief unten vielleicht ein Parkplatz, auf dem ein schicker Sportflitzer steht.
Vorschlag hat Folgendes geschrieben:

Hier bin ich nun. Ohne Hoffnung. Nur Gewissheit. Von mir wird niemand mehr Geld sehen! Auch ohne diese blöde Lampe. Verdammte Sicherungen. Auf ordentliche Stromversorgung ist auch kein Verlass. Dann eben anders. Ich hoffe, der Kerl mit dem Sportflitzer hat eine gute Versicherung gegen Dachschaden.

Einfach nur mal als Andeutung für den Leser, was dein Protagonist vorhat, gewürzt mit einem lockeren Spruch. Ich mag schwarzen Humor. smile

Letzte Worte:
Die Story an sich ist interessant. Hat Potential zu richtig gutem Trash. Aber mir wechselt zu sporadisch die Szenerie zwischen genauen Beschreibungen der aktuellen Geschehnisse und der allgemeinen Erklärungen. Meiner Meinung nach viel zu kurz, um wirklich Atmosphäre aufzubauen.
Und noch eine subjektive Geschmacksache meinerseits: Der Name „Dispo“ gefällt mir nicht, für einen üblen Hinterhofkredithai. Würde besser zu einem 1.Klasse-Ganoven mit Stil passen. Jemand, der Aufträge erteilt und selber nur höchst selten eine Waffe anpackt.

Ich hoffe, ich habe jetzt dich nicht total entmutigt und meine Tipps sind hilfreich. Würde ich kein Potential sehen, hätte ich mir nicht die Mühe gemacht. Noch dazu bei eines Deutschlandspieles während der EM. Laughing
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Mr. Pen
Gast






Beitrag08.06.2008 23:44

von Mr. Pen
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Hey!

Danke Dir für Deine große Mühe! Echt Super!

Zur erklärung und rechtfertigung ...  Rolling Eyes

1. Jaja, die Kommasetzung! Ich hasse Sie aber womöglich hilft mir Dein Verweis zu dem Thread (da ich wirklich genaue Infos brauche... Sad )

2. Mashid ist Drogendealer und von daher von Haus aus ein wenig kränk... So sind die Jungs tatsächlich. Kenne keinen von den Jungs der nicht meint mehr Respekt zu bekommen wenn er unterschwellig aggressiv rüber zu kommen versucht...

3. Blüten bedeutet in diesem Fall Blüten von Hanf-Pflanzen also Gras, Drogen, Dope.

4. Mashid hat durchaus die Befugnis Drogen auf Kommission zu geben. Bedeutet er gibt mir jetzt Drogen die ich vorerst nicht bezahle, dann verticke und nach einer bestimmten Frist ihm Geld (in der Regel etwas mehr als bei sofortiger entlohnung) dafür gebe. In der Szene als "Kommi" bekannt. So gesehen verschenkt er nix.

5. Yoga bedeutet: Schwierig, sich verbioegen müssen, Flexibilität unter Beweis stellen zu müssen.


Soviel zur Erklärung.
Ich danke Dir für die Zeit die Du Dir genommen hast und die vielen guten Tipps.

Dank und Gruß!
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Probber
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Beitrag09.06.2008 08:18

von Probber
Antworten mit Zitat

Vielleicht kommen ja noch weitere Anmerkungen. Wenn ich der einzige bin, bei dem das nicht so rüber kommt, ist's ja egal. Ansonsten kannst du ja noch ein paar Worte dazu schreiben.
Ich bin ja auch kein professioneller Rezensent. Wink

Wichtig für einen Autoren ist, sich die guten Tipps rauszusuchen. Der eigene Stil sollte ja erhalten bleiben. Wenn der eigene Stil noch nicht steht und man noch viel lernen muß, gibt's entsprechend mehr, was man übernehmen kann. Ist aber kein Muß. wink

Schönen Montag. smile
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