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Galgenfrau Gänsefüßchen
G
Beiträge: 49
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6155 Wohnort: Nullraum
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24.02.2019 00:53
von V.K.B.
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Hallo Galgenfrau,
Mensch du, dass ist aber eine Frage … gar nicht so generell zu beantworten.
Kommt immer auf den Umfang und den –ich sag mal– Pornofaktor an. Muss auf jeden Fall zum Rest passen und darf nicht aufgesetzt wirken. Also nicht Selbstzweck werden, auch nicht innerhalb der Szene, zumindest solange man sich nicht wenigstens teilweise im Erotik-Genre bewegt. Denn für einen "normalen" Roman gilt die Frage: Warum sollte detaillierter und länger beschrieben werden, wenn zwei (oder mehr) Charaktere Sex miteinander haben, als wenn sie Essen gehen oder Tennis spielen? Gibt es auf diese Frage keine plotrelevante Antwort, ist die Szene deplatziert, zu detailliert oder zu lang. Auch sprachlich sollte die Szene zum Rest passen und nicht aus der Rolle fallen (also nicht bitte plötzlich ins Porno-Register wechseln, wenn der Rest der Dialoge literarisch sein soll). Verdammt schwierig ist eben diese Gradwanderung zwischen den Extremen "Porno" und "klinischer Beschreibung", die noch schwerer dadurch wird, dass der Geschmack der Leser da weit auseinandergeht. Was der eine dann vielleicht als "romantisch" empfindet, empfindet ein anderer als "lachhaft" oder "unfreiwillig komisch". Somit sind Erotikszenen also immer ein Garant, es dem ein oder anderen nicht recht zu machen. Aber das gilt ja auch für Literatur generell.
Fazit: caveat, aber probier es aus. Frag Testleser, wie sie die Szene empfanden (und hoffe, dass du jemanden findest, der ehrlich und im Detail eine Sexszene mit dir bespricht, da weichen meiner Erfahrung nach die Meisten aus). Und vielleicht das mit dem Essen Gehen und Tennis Spielen im Hinterkopf behalten.
beste Grüße,
Veith
_________________ Hang the cosmic muse!
Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills … |
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3223 Wohnort: Frankenberg/Eder
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24.02.2019 11:37
von Taranisa
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Ich sehe es wie Veith. Es muss für den Plot / die Handlung relevant sein, die Charaktere in ihrer Entwicklung vorwärtsbringen oder etwas Neues zeigen.
Beim Schreiben einer solchen Szene ist auch zu beachten, dass diese keinen "Allerweltsbeischlaf" zeigt, sondern die Persönlichkeit und die Erfahrungen der Figuren in den Vordergrund stellen. Beispiel: Meine Prota wurde missbraucht. Die psychischen Nachwirkungen zeigen sich dann natürlich, als sie sich das erste Mal freiwillig darauf einlässt.
Und jeder Mensch reagiert beim Beischlaf auf andere Reize, was der eine toll findet, stößt den anderen ab. Menschen sind keine Maschinen, sondern Individuen und agieren auch so.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2294 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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24.02.2019 13:59
von Pickman
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Hi Galgenfrau,
von dem Dogma, Sexszenen müssten zwingend handlungsrelevant sein, halte ich nichts.
Warum nicht dem Leser, der Leserin und allen, die sich dazwischen fühlen, mal einen guten fiktionalen Fick gönnen? Das macht auch beim Schreiben Spaß.
Wer unbedingt einen Bezug zum Plot braucht, kann ihn leicht herstellen. Notfalls mag die Szene der Charakterisierung der Figuren dienen.
Cheers
Pickman
_________________ Tempus fugit. |
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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24.02.2019 17:48
von Murmel
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Ich gehöre auch zu der Gruppe von Lesern, für die eine Darstellung von Erotik und Liebe an die Figurengestaltung und ans Thema des Buches gebunden sind. Einfach so, aus Spaß an der Freude, wirkt die Sexszene nur überflüssig, a waste of time. In einem Liebesroman ist Erotik ok, in einem Erotikroman natürlich ein Muss.
Warum sehen wir das so? Ganz klar, in einem Porno geht es um Sex und Stimulation, in einem Erotikroman auch, in einem Liebesroman oder Entwicklungsroman, egal welcher Epoche, gehört Liebe und Sex, angedeutet, romantisiert oder zelebtriert, einfach dazu.
In einem Krimi geht es ums Fangen eines Verbrechers und im einem Thriller um die Abwendung einer Gefahr. Da hat Sex nur wenig Platz, die meisten Autoren deuten Sex nur an, "After the Fact" oder brechen vorher ab, um die Aufmerksamkeit auf dem Handlungsfaden zu belassen.
_________________
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preusse Reißwolf
Beiträge: 1292 Wohnort: Bayern
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24.02.2019 18:12
von preusse
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Ich schreibe solche Szenen äußerst ungern, es macht mir wenig Freude und ich tue mich damit schwer.
Manchmal muss es aber sein, sei es, um die Verbundenheit zwischen zwei Protagonisten auch in dieser Beziehung darzustellen, sei es u.a. um die Verderbtheit und Doppelmoral zum Beispiel des Klerus zu zeigen.
Die Einschätzung der Leser dazu ist zwiespältig.
In den Rezensionen reicht das von prüde über die Szene hätte ausführlicher beschrieben werden können bis zu Ritterpornographie.
Nur aus Gusto schreibe ich so was mit Sicherheit nicht, das wäre mir viel zu persönlich.
_________________ Das Herz des Löwen, 06/2011
Das Blut des Löwen, 11/2012
Die Pranken des Löwen, 03/2014
Das Banner des Löwen, 11/2015
Der Pirat - ein Francis-Drake-Roman, 07/2016
Der Herr der Bogenschützen, 08/2017
Der Sohn des Löwen, 03/2019
Der Herzog von Aquitanien, 11/2019
Die geteilten Jahre, 09/2019
Der englische Löwe, 12/2020
Sie nannten ihn Cid, 11/2021
Jack Bannister - Herr der Karibik, 11/2022 |
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2294 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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24.02.2019 18:54
von Pickman
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Liebe Murmel,
Du hast Recht und ich war polemisch. Ich selbst achte ja auch darauf, dass meine Sexszenen nicht völlig aus dem Blauen kommen.
Liebe Grüße
Pickman
_________________ Tempus fugit. |
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NikCe Eselsohr
N
Beiträge: 251
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N 24.02.2019 20:00
von NikCe
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Um es überspitzt auszudrücken: Ich finde, (gute) Erotik-, Sex- und Liebesszenen kommen in viel zu wenigen Romanen vor, vor allem wenn man sie in Relation zu Gewaltszenen setzt. Beide Bereiche sind Mittel zum Zweck, um etwa die Handlung voranzutreiben oder die Protas an ihre Grenzen zu bringen (wie viel kann jemand ertragen?), doch während das Eine (Gewalt) normalisiert wird, wird das Andere (Erotik/Sex) tabuisiert. Das fällt mir v.a. in Jugendromanen auf.
Natürlich sollte man nicht Erotik (ich fasse darunter jetzt mal jede Szene, die über ein Bussi hinausgeht zusammen) nicht allein der Erotik wegen einfließen lassen, wie schon gesagt, sollte sie irgendetwas bewirken. Aber dieser Grundsatz sollte eigentlich für jede einzelne Szene gelten, auch für das beispielhaft angeführte Tennisspielen. Jede Szene muss im großen Ganzen ihre Berechtigung haben und ich sehe nicht ein, wieso Erotik eine extra Zensur erfahren sollte, sofern das mit dem Zielpublikum vereinbar ist.
Erotik ist beispielsweise ein hervorragender Klebstoff in Romanen, um tiefschürfende Gefühle der Protas füreinander zu erklären und zu einer Liebesbeziehung werden zu lassen. Wie oft habe ich mir gedacht, woher kam jetzt dieses plötzliche "Ich liebe dich"? Viele verzichten auf eine graduelle Entwicklung ihrer Charaktere und schalten schnell von Null auf 100. Erotikszenen sind ein Weg, um zwischenmenschliche Beziehungen glaubhaft darzustellen.
Ich habe allerdings auch schon genügend Bücher gelesen, wo spürbar wird, dass der Sex eingebaut wurde, um Sex drinnen zu haben. Solche Szenen sind dann austauschbar und die Protas hätten gut und gerne auch gemeinsam einen Kuchen zusammen verdrücken können, es hätte keinen Unterschied gemacht.
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RememberDecember59 Klammeraffe
Beiträge: 507 Wohnort: Franken
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25.02.2019 07:57
von RememberDecember59
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Auf die meisten expliziten Erotikszenen kann ich beim Lesen gut und gerne verzichten. Das liegt zum einen daran, dass das, was da steht, die Fantasie oft eher einschränkt als anregt. Die richtige Wortwahl zu finden, ist echt schwer, vor allem weil – wie Veith schon meinte – nicht für jeden Leser das Gleiche „richtig“ ist. Bei geschickt angedeuteter Erotik passiert im Kopf oft mehr, glaube ich.
Aber was mich aber am meisten an den Erotikszenen nervt, die ich bisher so gelesen habe ist diese Romantisierung. In den meisten Büchern weiß ich: sobald da zwei Sex haben, kommen sie am Ende als Paar raus. Auch könnte man beim Lesen manchmal meinen, dass nur Menschen Sex haben dürfen, die jung oder zumindest gutaussehend sind.
Das Genre, in dem man sich aus dieser klischeehaften Darstellung am ehesten raustraut, sind Thriller, hab ich den Eindruck.
Also, zur Frage: ich halte wenig von Erotikszenen in den meisten Genres, weil ich sie fast immer langweilig, unglaubwürdig oder lächerlich finde.
_________________ Bartimäus: "...-was ist das?"
Kobold: "Hätte mich das jemand anders gefragt, o Herr, der ihr Schrecklich und Unübertrefflich seid, hätte ich ihn einen Dummkopf genannt, bei Euch jedoch ist diese Frage ein Zeichen jener entwaffnenden Schlichtheit, welche der Born aller Tugend ist. ..."
Bartimäus I (Jonathan Stroud) |
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dreamdrummer Leseratte
Beiträge: 156
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26.02.2019 13:06
von dreamdrummer
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Meine Meinung nach muss eine erotische Szene in einem nicht Erotik-Buch eine Daseinsberechtigung haben. Sei es für Plott- oder Charakterentwicklung. Natürlich gibt es Subgenres, in denen die Leser erwarten mindestens eine erotische Szene zu lesen. Wie z.B. New Adult Liebesromanen. Aber für mich muss auch bei diesen Subgenres einen Grund geben, warum die Szene dort steht. Just my two cents.
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Fjodor Reißwolf
Beiträge: 1485
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26.02.2019 14:38
von Fjodor
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Wenn die Bedingungen, die Veith ganz oben genannt hat, erfüllt sind, okay. In der Leseerinnerung finde ich den überwiegenden Teil solcher Erotikszenen eher misslungen und somit störend.
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Isabelle34 Klammeraffe
I
Beiträge: 567
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I 01.03.2019 15:29
von Isabelle34
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Ich sag mal so: Sex gehört zum Leben dazu. Es wäre etwas seltsam, ihn prinzipiell aus dem Leben der Protas zu verbannen. Ich für meinen Teil beschränke mich aber lieber auf Andeutungen. Wenn mein Paar abends wild küssend ins Schlafzimmer stolpert, muss ich erwachsenen Menschen wohl kaum im Detail erklären, was hinter der Tür passiert.
Auf der anderen Seite ist Sex ein wunderbares Mittel, um den Charakter eines Protas mit wenigen Sätzen zu zeigen. Was vor allem dann seinen Reiz hat, wenn es der bisherigen Charakterzeichnung scheinbar zuwider läuft. Ich habe beispielsweise einen sehr intelligenten, ausgesprochen netten Protagonisten, der aber Errektionsprobleme hat und die Schuld dafür einer Frau gibt. Deswegen sucht er sich immer wieder Frauen, die ihr ähnlich sehen, um sich selbst zu 'therapieren', funktioniert aber nicht. In solchen Situationen ist dann nix mehr mit 'nett' und er verhält sich wie der letzte Ar***.
Das wird mit einer Sex-Szene viel anschaulicher und besser deutlich, als mit langem Drumrumgerede, wieso, weshalb und warum.
Eine gute Erotikszene sollte sich meiner Meinung nach wie ein Puzzle-Teil in den restlichen Roman einfügen und eigentlich gar nicht groß auffallen.
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agu Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2009 Wohnort: deep down in the Brandenburger woods
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05.03.2019 12:07
von agu
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Ich denke auch, eine erotische Szene kann sich durchaus gut in einen Nicht-Erotikroman einfügen, wenn sie handwerklich gut gemacht ist und wenn sie im Ton und im Detaillierungsgrad zum Rest des Buchs passt.
Wenn der Erzählstil also sehr bildhaft, sehr detailliert und farbig ist, dann sollte die Erotikszene diesen Anspruch ebenfalls erfüllen - muss sie dann vielleicht sogar, sonst wirkt sie eventuell künstlich verkürzt, wo alle anderen Szenen sehr visuell und mit der Kamera sehr nah an den Details daherkommen.
Ist das Buch in einem nüchternen Ton geschrieben, würde sich eine episch ausgebreitete Erotikszene wohl eher wie ein Fremdkörper anfühlen und es wäre besser, die Geschehnisse nur anzureißen, um dann abzublenden.
Auch ich bin der Meinung, dass eine Liebes- oder Erotikszene sehr viel zur Ausmalung des Charakters beitragen kann. Und es gibt viele Beispiele, in denen das auch sehr gut gelingt.
Aber es steht und fällt eben mit der handwerklichen Ausführung. Gute, anschauliche, aber nicht klischeehaft-peinliche Erotik zu schreiben gehört, ebenso wie das Gegenstück, nämlich anschauliche Gewalt, zu den eher anspruchsvollen Schreibaufgaben. Ich persönlich habe lange gebraucht, bis ich das halbwegs in Griff bekommen habe.
Winzige Feinheiten in der Wortwahl machen hier einen riesigen Unterschied, und je nach Genre ist es dann tatsächlich der eine Satz mehr oder weniger, der dazu führt, ob die Szene sich nahtlos einfügt, oder als unangemessen voyeuristisch und plakativ empfunden wird.
_________________ Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur) |
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