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Autor |
Nachricht |
Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 467
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13.02.2019 19:55 Irgendjemand bringt sich immer um von Cholyrika
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Irgendjemand bringt sich immer um
Kalle hockt vor Eva
und versucht ihr Strohrum
einzufüllen.
Peter spielt Gitarre.
Alte Wanderlieder
aus dem Sommercamp
von früher.
Als er noch jung war.
So jedenfalls beschreibt er es.
Jetzt ist er Pfarrer.
Ohne Gemeinde,
ohne Leute,
denen er eine Predigt
halten kann.
Eva ist Hure.
Ohne Freier.
Zu alt mit vierundfünfzig.
Auf der Fensterbank sitzt
irgendjemand und droht
sich rauszustürzen.
Siebzehnter Stock.
Ist mir egal, soll er machen.
Flennt die ganze Zeit rum.
Scheiß Leben und so.
Springt aber seit
gefühlten drei Stunden nicht runter.
So ein Affe.
Bert sitzt auf dem Sofa.
Ist seit ein paar Wochen da.
Seemann.
Ohne Schiff,
dass ihn anheuert.
Er lässt alles was so rumsteht
in sich reinlaufen.
Eva lässt sich nicht abfüllen
und Kalle kriegt langsam
das kühle Kotzen.
Hatte sich das etwas
cooler vorgestellt,
sie klarzumachen.
Bert spielt
zur Abwechslung was von
den Stones.
Gruselig,
aber es lässt sich nicht vermeiden.
Ich mache den Fernseher an
und glotze in das nichtssagende Loch
vor mir.
Eva tritt Kalle in die Eier.
Kalle rastet aus
und Bert versucht sich
zitternd eine Zigarette zu drehen.
Dann springt der Depp endlich
aus dem Fenster
und gibt den Blick wieder frei
in die trostlose Heimat.
Weitere Werke von Cholyrika:
_________________
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 16.02.2019 03:48 Hallo Cholyrika, von Perry
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der Text liest sich so öde wie die Schicksale, der darin vorkommenden Protagonisten. Trotzdem, oder vielleicht deswegen hält sich mein Mitleid in Grenzen, denn diese Leute hatten zumindest die Chance auf ein Leben, während Millionen andere diese nicht haben.
Ich entschuldige mich für das "öde", aber ich kann dieser Art von Abgesängen einfach nichts abgewinnen.
LG
Perry
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2284 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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16.02.2019 05:25
von Pickman
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Hi Cholyriker,
Lyrik ist nicht mein Ding, aber Dein Zeug lese ich gerne.
Zwei Punkte nur:
"Als er noch jung war.
So jedenfalls beschreibt er es. " - Das würde ich streichen. Es zieht den Text unnötig in die Länge.
"und Bert versucht sich
zitternd eine Zigarette zu drehen. " - Hier stimmt die Wortfolge nicht. Es muss heißen: "versucht zitternd, sich", sonst ist der Sinn seltsam.
Cheers
Pickman
_________________ Tempus fugit. |
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gold Papiertiger
Beiträge: 4939 Wohnort: unter Wasser
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16.02.2019 10:53
von gold
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Wahnsinn, Cholyrika,
wie du das ungeschminkt auf den Punkt bringst.
LG gold
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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17.02.2019 00:35
von Berni
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Ich möchte mich hier gold gern anschließen.
Michael, du hast diese direkte, rotzige Art zu schreiben, die man entweder liebt oder mit der man so gar nichts anfangen kann. Schwer, sich etwas dazwischen vorzustellen.
Ich tauche hier in deinen Text ein wie fast immer, wenn einer deiner Pseudonyme draufsteht. Wenn es hier einen Bukowski-Preis geben würde, du wärst ein heißer Kandidat. Oder gar ein Fauser-Preis?
Beim Lesen dieses Textes läuft wieder mal ein Film ab. Man sieht die Leute vor sich und die Bilder, die du hier zeichnest, stimmen und passen. Das macht deine Texte so plastisch.
Hier wird nicht gelogen, nichts beschönigt. Realität pur. Man muss sie abkönnen...
Gern gelesen.
LG
Berni
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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20.02.2019 00:37
von Tula
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Hallo Cholyrika
Ich lese deine Texte gewöhnlich gern, vor allem wenn diese ein paar inhaltlich-lyrische Überraschungen enthalten. Den Vergleich mit Bukowski kann hier nachvollziehen, was meinerseits nicht unbedingt als Lob zu verstehen ist. Plastisch ist der Text, lyrische Sprache kann ich keine entdecken, das Ende ist mMn sogar irgendwie vorhersehbar.
Du magst mir verzeihen, ich habe nur ein Buch von CB im Schrank, da springt wer aus dem 8., auch egal, jedenfalls war ich da vor Monaten bitter enttäuscht, bei all der Lobhudelei um den amerikanischen Negativ-Helden (diese selbst eine Art von Romantisierung des Bösen), das einzig wirklich gute Gedicht war das letzte im Buch - Finish, weil herrlich surreal.
Nee, bleibe bei deinen Helden, aber auch bei dir selbst, da gefallen mir andere von dir weitaus besser.
Darfst mich jetzt auch aus dem Fenster stoßen
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2934 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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26.02.2019 13:00
von Klemens_Fitte
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https://www.dass-das.de/
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 467
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04.03.2019 16:29
von Cholyrika
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Allen mal ein dickes Dankeschön für die Kommentierung und die Hinweise.
Tja, entweder man mag es, wie ich schreibe, oder man hast es.
Freue mich einfach, wenn zwischendurch mal ein Text so rüberkommt, wie ich es gehofft habe.
LG
ML
_________________
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