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Erwachen


 
 
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tsotis
Geschlecht:männlichErklärbär
T


Beiträge: 2
Wohnort: Deutschland :P


T
Beitrag12.02.2019 21:31
Erwachen
von tsotis
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Info:
>Das Folgende ist das Intro, beziehungsweise ein Ausschnitt eines Textes, dessen Inhalt mir eines Tages in den Kopf schoss, und sofort hastig aufgeschrieben wurde. Ursprünglich wollte ich den ganzen Text hochladen, aber da dieser eher ein Fall für "Werkstatt" ist und ich noch nicht berechtigt bin dort zu posten, erscheint dieser nun hier. Ich hoffe es gefällt und bietet ein kleines "Gschmäckle" sozusagen.<

Erwachen

Ein unscheinbares Etwas, das sich von der dimmen Dunkelheit und der toten, blassen, steinernen Umgebung kaum abzuheben schien, sodass es beinahe mit ihnen verschmolz, begann seine toten Glieder zu regen und zu strecken und hochfrequent stoßartig seine schlaffen Lungen mit abgestandener, dünner Luft zu füllen. Dieses Etwas, das schon unzählige Leben lang in den tiefen dieses Gewölbes schlief und letztendlich dazu bestimmt war, auf ewig einem lähmenden Koma verfallen zu sein und nie wieder zu erwachen, wurde umhüllt und durchtränkt von einer Energie unbekannten Ursprungs, die unerwartet die Gänge, Flure und Hallen einer Welt aus Stein wie ein unsichtbarer Nebel durchflutete. Uralte Mechanismen, die vor langer Zeit der versteinernden Einsamkeit überlassen worden waren, begannen nun wieder in organischen Rhythmen steinerne, kalte, massive Bauwerke und Formationen zum Leben zu erwecken.

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YesYesYes
Gänsefüßchen
Y


Beiträge: 15
Wohnort: Frankfurt/M.


Y
Beitrag13.02.2019 11:47

von YesYesYes
Antworten mit Zitat

Hi,

meine erste Assoziation zu dem Text ist Lovecraft und weniger Science Fiction, was an der beunruhigenden Rede von "uralten Mechanismen", die in "organischen Rhythmen" etwas zum Leben erwecken. Das finde ich durchaus spannend! Beunruhigend wirkt der Anfang auf mich und so wie ein Anfang sein sollte: Etwas setzt sich in Gang, das zunächst ganz unverstanden bleibt.

Mein zweiter Gedanke ist, dass der Ausschnitt, dafür, dass er so kurz ist, ganz schön viel will. Grundsätzlich bin ich kein Freund von Adjektiv-Häufungen. Zum einen habe ich als Leser das Gefühl, dass mich der Text dann kontrollieren will, mir ein ganz penibel komponiertes Bild zu zeichnen beabsichtigt. Nun kennt der Text mich aber nicht. Daher geht das meistens schief und wird anstrengend. So bin ich bei der Lektüre deiner Zeilen mehrfach rausgekommen und es blieb weniger ein spürbares als kogntiv zusammengepuzzelter Eindruck zurück. Manchmal kann es in meinen Augen hilfreich sein, sparsam mit Adjektiven umzugehen. Bei dir ist kaum ein Wort nicht durch ein Adjektiv geschmückt.

Ist die Rede von "steinerne, kalte, massive" Bauwerken denn so nötig? Wäre "kaltes Bauwerk" nicht wirkungsvoller? Gerade auch beim ersten Satz ging es mir so, der neben der vielen und z.T. ungebräuchlichen Adjektive ("dimme Dunkelheit") auch noch durch eine komplizierte Satzstruktur geprägt ist. "Ein unscheinbares Etwas begann seine toten Glieder zu regen und zu strecken" fände ich sehr viel wirkungsvoller.
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BaronHarkonnen
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 123
Wohnort: Berlin


Beitrag14.02.2019 20:23

von BaronHarkonnen
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Hallo tsotis,

nur ein kurzes Feedback meinerseits ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit. Wink

Erstmal: Du kannst ruhig auch längere Texte im Einstand posten; so kurz muss es gar nicht sei. Der Unterscheid zwischen Einstand und Werkstatt ist auch nicht so groß, wie ich mal dachte. Und einen längeren Text kann man besser beurteilen als so ein kurzes Snippet.

Insgesamt solltest Du etwas sparsamer mit Adjektiven sein und die Sätze nicht zu lang werden lassen. Den ersten könnte man z.B. locker in 2 zerlegen und damit die Lesbarkeit erhöhen. Dasselbe gilt für den zweiten.
Ein logischer Fehler aus meiner Sicht:

Zitat:
Dieses Etwas, das schon unzählige Leben lang in den tiefen dieses Gewölbes schlief und letztendlich dazu bestimmt war, auf ewig einem lähmenden Koma verfallen zu sein...
das letztendlich deutet an, dass es so kommen wird, ist also ein Vorgriff auf die Zukunft. Damit widersprichst Du Dir aber selbst; schließlich erwacht es ja. Ersetze letztendlich  durch 'ursprünglich' oder etwas in dieser Richtung.

Ansonsten mag ich das Setting und habe auch solche Lovecraft- oder Alien-Königin - Assoziationen Wink

Viele Grüße
BaronHarkonnen


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Alles was wir sehen oder scheinen,
ist nichts als ein Traum in einem Traum.
Poe
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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

DSFo-Sponsor


Beitrag15.02.2019 15:09

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo tsotis,

Dein Stil wird mit Lovecraft verglichen?
Was zeichnet ihn denn aus?
Zunächst, dass er zu Lebzeiten relativ erfolglos blieb. Dann, dass sein Schreibstil von einem eher durchschnittlichen Handwerk geprägt ist.
Das, was ihn (vielleicht) einzigartig macht(e), sind wohl seine Beschreibungen von Grauen oder der Fokus auf die Ummacht seiner Protas.
Ob du hierbei, dank Passivkonstruktionen, das erreichst …?
Deine Beschreibungen sind tatsächlich einzig durch Adjektive und Adverbien beschrieben. Einem Lovecraft gleich?
In Ordnung, er schreibt recht adjektivlästig, aber bei weitem nicht so, wie in diesem Text.
Lovecraft zeigt außerdem, das ein Bandwurmsatz nicht ein Bandwurmsatz ist und speziell, dass es mehr als Kommata gibt.
Das Ganze ist schon durchdacht, trotz der Einschätzung der Durchschnittlichkeit.
Wer ein echter E-Literat ist, müsste bei diesem Mainstremler zumindest verstehen, dass es sich ähnlich verhält, wie mit den gerade genannten Bandwurmsätzen. Und U-Literraten haben verinnerlicht, welche Bedeutung das Handwerk hat.

Vielleicht willst du sogar eine Anlehnung an Lovecraft schreiben, keine Ahnung.
Hier wirkt das für mich aber bestenfalls wie eine Nachahmung, woraus ich mehr erkenne, dass du noch recht neu auf der Schreiberlingsbühne bist. Kein Problem, an und für sich.
Aber für mich wirkt der Text insgesamt viel zu unstrukturiert oder undurchdacht,
Im Einzelnen (aber nicht alles):
Hilfsverben: Kann man drüber streiten. Hier noch ok, denke ich. Ich sehe allerdings auch keine Anzeichen eines bewussten nutzen oder vermeiden Wollens.  Eine genauere Beurteilung wäre vermutlich erst bei einem längeren Text möglich.
Adjektive/Adverbien: Viel zu viele. Etwas zu Beschreiben oder bildlich dazustellen geht anders. Grundsätzlich (aber nicht immer ein muss) sollte man nicht mehr als zwei Adjektive pro Satz benutzen, sonst überlädt man einen Text schnell und er wird geschwollen. Verwendete Adjektive sollten dann auch treffen, was allein schon von der Menge hier im Text nicht passen kann.
Da könnte man in jedes unter die Lupe nehmen.

Passivkonstruktionen: Bedeutet fast immer, dass etwas passiert, was nicht vom Fokus ausgeht. Das führt von der eigentlichen Geschichte weg. Passivkonstruktionen kann man einsetzen, dann sollte das aber bewusst sein und einem Zweck dienen. Welcher ist das hier?
Infinitivgruppen (mit zu): Grundsätzlich nichts Schlimmes. Aber sie können auch ein Indiz dafür sein, dass Sätze Passiv konturiert sind und manchmal lässt sich durch Umformulieren sogar das ein oder andere Hilfsverb vermeiden.
Der Grund für diesen speziellen Fall ist, dass ein Satz mit zwei Verben immer einen in der Grundform stehen hat. Wenn bereits das erste Verb ein Hilfsverb ist, dann wird das zweite im Infinitiv stehen. Wenn das erste Verb eine Passivkonstruktion einleitet, wird das zweite (dritte, vierte) Verb im Infinitiv stehen.   Bei deinem Text ist das auffällig.

Außerdem klingen die Sätze vielleicht besonders, aber stimmig sind sie noch lange nicht.
Durchflutender Nebel?
Durchfluten ist eher etwas Kraftvolles. Nebel hingegen ist flüchtig.
Soll die Kombination etwa ein Oxymoron sein? Das glaube ich nicht.
Hochfrequent? Nice, wird aber im allgemeinen seltenst verwendet und verhält sich daher wie ein Fremdwort.  Die sollte man möglichst vermeiden oder schreibst du einen Hard-Science-Fiction?

Leider kann ich mich an solchen Sachen ewig aufhängen und bin daher auch für diese Art von Texten nicht empfänglich.

Von daher empfehle ich, dass du die häufigste Kritik herausnimmst (Adjektive; Bandwurmsätze) und dich zunächst daran versuchst.
Gerne auch mit einer schlüssigen Begründung, warum sie gut sind. Dann allerdings auch (nur für dich) welches Publikum du ansprechen und was du erreichen willst.
Je nach selbst gestecktem Ziel, wird dein Arbeitsaufwand größer oder kleiner ausfallen.
Ins Forum passt du aber gut hinein.
Wird schon.

Viele Grüße,

Phenolphthalein.


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

DSFo-Sponsor


Beitrag15.02.2019 15:12

von Phenolphthalein
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Doppelpost

_________________
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-Arthur Schopenhauer
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag17.02.2019 11:44

von BlueNote
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Wie alt bist du denn? Vielleicht musst du deinen eigenen Stil noch finden. Adjektive im Dreierpack, zudem in dieser Häufung, sollten wohl tatsächlich vermieden werden, obwohl ich, was Adjektive angeht, normalerweise recht tolerant bin. Obgleich du mit deinen vielen Adjektiven etwas sehr genau beschreiben willst (und damit dem gemeinen Forumsleser um das Einbringen seiner eigenen Fantasie bringst), ist dann doch nur von einem "unscheinbaren Etwas" die Rede.
Die sprachlichen Widersprüche bzw. Abnormitäten sind mir auch aufgefallen: dimme Dunkelheit, begann die toten Glieder zu regen, hochfrequent stoßartig, abgestandener, dünner Luft, organische Rhythmen die steinerne, kalte, massive Bauwerke und Formationen zum Leben erwecken.
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Herdis
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 134
Wohnort: Nordhessen


Beitrag17.02.2019 12:50

von Herdis
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Hallo tsotis,


zunächst einmal noch willkommen und schön, dass Du Deinen ersten Text hier mit uns teilst. Sicher hast Du auch schon gespannt auf die ersten Reaktionen gewartet.

Der Text ist tatsächlich zu kurz, um einen echten Eindruck zu gewinnen, aber leider, wie schon mehrfach angesprochen, sehr überladen. Auch ich bin in der Kürze mehrfach ob der langen Sätze und Masse an Adjektiven raus gekommen. Daher hat er mich auch nicht packen können, eher gestresst (nicht falsch verstehen). Das ist sehr schade, denn ich denke, Du hast eine sehr konkrete Idee, an der Du da arbeitest und aus der Du bestimmt etwas machen kannst. Das Thema mit den Adjektiven bzw. Bildern kenne ich von mir selbst, habe aber inzwischen daran gearbeitet.

Idee: Lies Dir doch die kurze Passage mal selbst laut vor. Du wirst merken, dass Du kaum Luft holen kannst und dass es dadurch nicht "rund" klingen kann. Danach streiche und trenne in einer neuen Version alles, worüber Du stolperst. Formuliere um, mach aus einem Satz zwei, spiel mit der Sprache, bis es für Dich rund klingt. Lies erneut laut.

Des Weiteren rate ich Dir, zu schauen und darauf zu achten, ob/dass Du nicht teils zu stark ausgetretene Formulierungen nutzt, zumindest nicht zu geballt verwendest (z.B. dieses Etwas) und Wiederholungen mit anderer Wortwahl aber desselben Inhalts (unzählige Leben lang, ewig, uralte Mechanismen, vor langer Zeit).
Weniger ist hier vielleicht mehr, denn so wie er steht wirkt schon der kurze Text sehr überfrachtet...und man zuckt innerlich schon davor, wie der Rest da stehen wird (Wasser oder Moor).
Ich empfehle Dir zudem ein Synonymwörterbuch. Hier kannst Du die für das, was Du ausdrücken möchtest, treffendsten Begriffe finden. Es ist erstaunlich, wie viel ein einzelnes Wort ausmachen kann. Vielleicht hilft das.

Ich bin aber trotzdem gespannt, einen etwas längeren (und vielleicht überarbeiteten) Text von Dir in der Werkstatt zu finden (oder auch noch hier im Einstand).

Lass Dich nicht ernüchtern, mach weiter. Die genannten "Fehler" haben alle schon gemacht und begehen sie auch heute noch mehr oder weniger gelegentlich (und oder absichtlich).

LG,
Herdis


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"Wenn ich nicht schreibe, fühle ich, wie meine Welt schrumpft. Ich empfinde, wie ich mein Feuer und meine Farben verliere." Anais Nin

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tsotis
Geschlecht:männlichErklärbär
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Beiträge: 2
Wohnort: Deutschland :P


T
Beitrag26.06.2019 21:05
Erwachen überarbeitet, erweitert
von tsotis
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe vor einiger Zeit einen Text in Einstand hochgeladen, den ich Erwachen genannt hatte, und habe in kurzer Zeit Feedback bekommen, das mir sehr nützlich war.
Hier nun zum einen in dunkelblauer Farbe (wenn das geklappt haben sollte), die überarbeitete Version meines ersten Textes und danach eine kleine Erweiterung, die auch schon ein paarmal überarbeitet wurde, ganz im Sinne des Feedbacks. Ich bin kein gelernter Schreiber, habe noch kaum Erfahrung im "guten" Schreiben und lasse hier nur meiner Phantasie freien Lauf.
Trotzdem viel Spaß beim Lesen! :`D

Liebe Grüße
tsotis

Im dimmen halbdunkel lag etwas, etwas das von seiner blassen und toten Umgebung kaum zu unterscheiden war, sodass angenommen werden könnte, da läge herabgefallenes Geröll, ein Haufen Lumpen oder etwas Vergleichbares. Denkbar wäre auch eine schlichte Unebenheit im felsigen Boden, eine unscheinbare Erhebung im kalten Gestein. Schlicht etwas, von dem niemand ausgehen konnte, dass es sich je auch nur um einen Zentimeter bewegen würde, was es aber absurderweise, jeglichem Sinn zuwider, doch tat. Ein langsames, leicht zu übersehendes Heben und Senken ging von ihm aus, obwohl es ursprünglich dazu bestimmt war, auf ewig starr und tot zu sein und nicht bis zum Ende aller Zeit zu erwachen. Diese Energie, von der es unerwartet umgeben wurde und von dem der Ursprung unbekannt war, durchtränkte dieses Geschöpf und durchflutete die Gänge, Fluren und Hallen einer Welt aus Stein wie eine unsichtbare Welle und reaktivierte dabei uralte Mechanismen, die vor langer Zeit derselben Einsamkeit überlassen worden waren. Massive Bauwerke und riesige Formationen erweckten nun in organischen Rhythmen wieder zu neuerlangtem Leben, während das Geschöpf es ihnen langsam gleichtat.

Ein winziges Ding, das die Bezeichnung Ding kaum verdient hätte und das so klein und mikroskopisch war, dass weder Millionen noch Milliarden Kopien von diesem aufgehäuft mit dem bloßen Auge zu erkennen waren, löste sich langsam, scheinbar grundlos, aus einer seit unüberschaubar langen Zeit bestehenden Gemeinschaft weiterer Teilchen, die sich von Aufbau und Beschaffenheit nur minimal von diesem unterschieden.
Es machte sich mit hektischen Vibrationen und ohne Sinn oder Verstand auf eine chaotische Reise.
Gelenkt durch nichts als Zufall, trieb es durch den Raum, bis es, allein durch sein Umherbewegen, hier und da gegen Verbände anderer Teilchen stieß und durch die Wucht des Aufpralls weitere, auf nicht berechenbare Bahnen schickte. Manche dieser Bahnen waren verbunden, manche kreuzten sich nur einmal und manche waren dazu bestimmt sich niemals zu treffen, egal wie weit man in die Zukunft schaute.
Es konnte aber auch vorkommen, dass ein so losgeschicktes Teilchen den Platz eines anderen einnahm, und somit die Gruppe auf seine besondere Weise veränderte. Einige dieser dadurch neu gebildeten Gruppen waren stabil, andere wiederum nicht, und um nicht sofort wieder zu zerfallen, mussten diese einen ihrer Teilnehmer loslösen, der dann seinerseits wieder Teil einer neuen Gruppe werden konnte.
Kurze, kaum messbare und jedoch präzise dosierte Stromstöße, verursacht durch diese tausend-, gar millionenfachen Umgruppierungen unzähliger solcher Verbindungen, schossen nun scheinbar wahllos durch ein komplexes, ineinander willkürlich verwobenes, dreidimensionales Netz, das aus Unmengen von mikroskopischen Verknüpfungen, Verästelungen und Knotenpunkten bestand und sich durch jede neu aktivierte Zelle selbst erweiterte. Die Sprache, die dieses Netz zu sprechen lernte, war binär, bestand also einzig aus den einfachen Zuständen Aktiviert und Deaktiviert und dennoch war es nun theoretisch imstande, Befehle in Form elektrischer Impulse auszusenden, sich Dinge vorzustellen und was am bedeutendsten war: ein Bewusstsein mit Verstand zu formen.


Eine seltsame Schwere und Steifigkeit in seinen Gliedern, und ein stumpfes Drücken hinter seiner blassen Stirn, waren einige der ersten Dinge, die es noch unterbewusst wahrnahm, bevor es stufenweise die Kontrolle über seinen Körper erlangte.
Seine Arterien und Venen, die die Gliedmaßen und seine Schläfen wie kleine aufgabelnde, gleichmäßig pulsierende Würmer überzogen, schimmerten dunkelblau unter seiner glatten, weißen Haut. Jeder seiner hektischen Atemzüge bewegte fast schmerzhaft seine Rippen deutlich vor und zurück, die sich wie gleichmäßig schmäler und kürzer werdende Wellen über seinen Brustkorb zogen. Die für es unangenehm wirkende Kontraktion seines Herzmuskels drückte gegen die Haut, die seinen Brustkorb umspannte, als wäre anstelle dessen ein Parasit, der sich gierig von seinem Blut ernährte.
Es wurde durchfahren von einer spontanen Verkrampfen seines Körpers
Erfasst drückte es seine immer noch geschlossenen Augenlider noch stärker aufeinander, sodass das Netz aus  Adern auf seiner Stirn und Schläfen noch stärker zum Vorschein trat, verzog die Muskeln seines Gesichtes, gab dann einige stöhnende, gurgelnde Geräusche von sich, als es mühevoll langsam, unter drückendem Kopfschmerz und Übelkeit seine von der Kälte versteinerten und grotesk langen Beine und Arme dicht vor seinen Bauch zog. Die knochigen Hände unter sein schmales Kinn gepresst, der all umgebenden Kühle zum Trotz, verharrte es noch einige Momente, während es auf der Seite lag, was die Fortsätze seiner Wirbel bizarr wie kleine wohl gegliederte Hügel heraustreten ließ, angefangen vom unnatürlich langen Nacken bis hin zur Hüfte.
Nachdem etwas Zeit in milchig trüben Licht und fast vollkommener Stille vergangen war, die nur durch regelmäßiger werdendes heißeres hallendes Atmen durchschnitten wurde, öffnete das Geschöpf, wie durch einen Reflex, seine verklebten Lider, die die blutrote Iris der Augen enthüllten, deren Pupillen für einige Momente nervös zuckten, bis sie sich an das plötzliche Einströmen von Licht gewohnt hatten.
Es dauerte eine Weile, bis sich sein Gleichgewichtssinn auf seine Position eingestellt hatte und es verursachte ein seltsames Gefühl in seinem Oberkörper, also beschloss die Kreatur sich nach vorne auf die Knie zu drehen, was ihm Kraft und Anstrengung kostete. Das half jedoch nicht gegen das Gefühl, das dadurch sogar verstärkt wurde. Es presste seine Augenlider wieder aufeinander, hielt dann kurz inne, um sich dann auf zitternden Händen abzustützen und sich schwerfällig mit geneigtem Kopf und abgewinkelten Kien in eine sitzende Position zu begeben. Diese plötzliche Bewegung seines Kopfes verursachte einen derart schrecklich ziehende Schwindel, dass es sich reflexartig zur Seite beugte und unter ekelhaft würgenden Geräuschen etwas Magensaft ausspie. Widerwärtig saurer Geschmack erfüllte seinen Mund, als die Flüssigkeit zu Boden fiel. Die hervorgerufenen Geräusche verhallten nur sehr langsam und das Geschöpf lauschte gespannt, bis der Schall ganz und gar von der Umgebung verschluckt wurde.
Mit gefasster Abscheu rutschte die Kreatur nun vorsichtig einige Zentimeter von der durchsichtigen mit widerwärtigem Schaum bedeckten Pfütze zurück und wischte sich mit seiner kalten Schulter die benetzten Lippen ab.
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Kiara
Geschlecht:männlichReißwolf

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Beiträge: 1404
Wohnort: bayerisch-Schwaben


Beitrag26.06.2019 22:38

von Kiara
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Hi,
der Text ist besser geworden.
Mehr möchte ich dazu momentan nicht sagen.

Du schreibst ja selbst, dass du vor einiger Zeit den Text in den Einstand hochgeladen hast.
Das war im Februar, dein 1. Post.
Jetzt kommt der überarbeitete Text, dein 2. Post.

Du ahnst, was jetzt kommt...
ein Forum lebt vom Geben und Nehmen...

Es ist gut, dass du dazulernen magst - doch Lernen kannst du auch, wenn du versuchst, anderen zu helfen. Auch, wenn es nur deine Sicht der Dinge ist, die du angibst.
Viel Erfolg!
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reißwolf
Leseratte


Beiträge: 138



Beitrag27.06.2019 12:36

von reißwolf
Antworten mit Zitat

Hallo tsotis,
Hier mein Senf (ich beziehe mich nur auf deinen ersten Absatz):

Zitat:
Im dimmen halbdunkel [groß!] lag etwas, etwas das von seiner blassen und toten Umgebung ...

"dimm" (originelles Wort, übrigens!), "Halbdunkel" und "blass" transportieren Ähnliches. Zwei davon streichen.
Der Hüpfer mit dem doppelten "etwas" überzeugt mich nicht. Wenn du das behalten willst, dann mach wenigstens zwei Sätze draus: ... lag etwas. Etwas, das von ...
Zitat:
... sodass angenommen werden könnte konnte, da läge herabgefallenes Geröll, ein Haufen Lumpen oder etwas Vergleichbares.

Zusatz "oder etwas Vergleichbares" kann weg. Ist nur eine Verlängerung.
Zitat:
Denkbar wäre auch eine schlichte Unebenheit im felsigen Boden, eine unscheinbare Erhebung im kalten Gestein.

"schlichte" oder "unscheinbare" raus, weil zu ähnlich. "Gestein" und "felsigen" liefern ähnliche Assoziationen. "kalten" kann weg. All diese Probleme hättest du behoben, wenn du hinter "Boden" einen Punkt setzt und den Rest in den Müll wirfst.
Zitat:
Schlicht etwas, von dem niemand ausgehen konnte, dass es sich je auch nur um einen Zentimeter bewegen würde, was es aber absurderweise, jeglichem Sinn zuwider, doch tat.

"Schlicht" hatten wir schon im Satz davor. Der Einschub "jeglichem Sinn zuwider" verhält sich pleonasmisch zu "absurderweise", eins davon muss weg, vorzugsweise das längere. Das Wort "doch" würde ich aus Gründen des verfeinerten Sprachgefühls mit "dennoch" ersetzen.
Zitat:
Ein langsames, leicht zu übersehendes Heben und Senken ging von ihm aus, ...

Wenn ich mich bewege, "geht" die Bewegung nicht "von mir aus".
Zitat:
... obwohl es ursprünglich dazu bestimmt war, auf ewig starr und tot zu sein und nicht bis zum Ende aller Zeit zu erwachen.

"auf ewig" und "bis zum Ende aller Zeit" bedeuten dasselbe, eins davon raus. (übrigens ist "nicht" ungünstig positioniert.) Adjektive "starr" und "tot" sind zu ähnlich. Eins weg.
Zitat:
Diese Energie, von der es unerwartet umgeben wurde und von dem der Ursprung unbekannt war, ...

In diesem kleinen Abschnitt stecken gleich vier Gurken:
    1. Zunächst ist der Demonstrativartikel "Diese" sprachlich ungeschickt, denn er reibt sich mit der auf das Komma folgenden näheren Bestimmung. Schreib also besser: "Die Energie, von der ..."
    2. Das "unerwartet" ist merkwürdig.
    3. Die Passivkonstruktion (Stichwort "wurde") nimmt Bewegung aus dem Text und schafft Distanz. Das ist umso bedauerlicher, als es doch hier um Energie geht.
    4. Das "dem" ist ein Genusfehler. Freilich hättest du, wenn du es korrigierst, ein unschönes Doppel-der.

Zitat:
... durchtränkte dieses Geschöpf und durchflutete die Gänge, Fluren und Hallen einer Welt aus Stein wie eine unsichtbare Welle

Dein Text zeigt einen ungeschickten Umgang mit Artikeln. Artikel sind erhältlich in den Geschmacksrichtungen bestimmt, unbestimmt und demonstrativ - jede davon hat ihren Sinn. Im obigen Fall sollte es "das Geschöpf" heißen, denn der Demonstrativartikel "dieses" suggeriert einen Bezug zum unmittelbar Vorausgegangenen - dort jedoch war gar nicht vom Geschöpf die Rede, sondern von Energie. Umgekehrt sagt uns der unbestimmte Artikel vor "Welt", dass es hier um etwas geht, von dem noch nie vorher die Rede war. Doch diese Welt aus Stein hast du ja schon beschrieben. Hier wäre ein bestimmter oder sogar demonstrativer Artikel besser. Meine Version sähe etwa so aus:
... durchtränkte das Geschöpf und durchflutete die Fluren und Hallen dieser steinernen Welt.
Die "unsichtbare Welle" würde ich mir sparen. Weil der Abschnitt zudem viele dick aufgetragene Bilder enthält, erscheint es mir angebracht, dem Leser hier einen Punkt zu gönnen.
Zitat:
...und reaktivierte dabei uralte Mechanismen, die vor langer Zeit derselben Einsamkeit überlassen worden waren.

Verstehe ich nur ungefähr. Du servierst Fragen aufwerfende uralte Mechanismen, bleibst aber eine Erklärung schuldig. Stattdessen folgt die "Einsamkeit" mit dem bezugslos im Raum stehenden "derselben". Hier holpert es.
Zitat:
Massive Bauwerke und riesige Formationen erweckten nun in organischen Rhythmen wieder zu neuerlangtem Leben, während das Geschöpf es ihnen langsam gleichtat.

Wo kommen denn auf einmal die Bauwerke her? Und dann auch noch "massiv"? Und was meinst du mit Formationen? Und dann auch noch "riesig"? Aber vollends in Ratlosigkeit stürzt mich das Wort "erweckten". Fehlt hier nicht ein Prädikat? Wer oder was wird erweckt? Ah, ich habs: Du wolltest sagen "erwachten". Dem widerspricht aber das Wort "neuerlangtem", denn entweder erlangt etwas Leben, oder es erwacht zu Leben. Wenn du beides verwurschteln willst, kommen sich die Verben ins Gehege. Schreib lieber "erwachte zu neuem Leben".
Eins noch: "während das Geschöpf es ihnen langsam gleichtat" kehrt die Reihenfolge um, die du im Text beschrieben hast: Dort bewegt sich nämlich zuerst das Geschöpf, dann erst die Umgebung. Ach so, und "langsam" kann weg.
Meine Version deines verschwurbelten Satzes wäre weit schlichter:
Mit dem Geschöpf erwachten auch die (, steinernen) Formationen zu neuem Leben.

Fazit
In deiner alten Version hat man zu Recht die hohe Adjektivdichte moniert. Das hat sich verbessert. Aber es sind noch eine Menge Adjektive drin, eine Menge Einschübe und Verdopplungen, die sich nicht mit einer wesentlichen Bereicherung der Assoziationskraft rechtfertigen ließen. Nein, die Adjektive hast du noch nicht im Griff. Das bestätigt auch dein weiterer Textverlauf: Dem "Ding" ordnest du in einem einzigen Satz gleich drei Adjektive zu! Sind diese drei wenigstens stark unterscheidbar, teilen sie keine inhaltlichen Schnittmengen? Die drei Adjektive lauten: winzig, klein und mikroskopisch.
Alles, was recht ist, aber sowas unterläuft einem geschickten Erzähler nicht!

Viel Spaß beim Umsetzen oder Verwerfen!
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Bananenfischin
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Moderatorin

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Silberne Harfe



Beitrag27.06.2019 14:52

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Ich habe die Threads zusammengeführt und für den überarbeiteten Text das Häkchen bei "Neue Version" gesetzt.

Liebe Grüße
Bananenfischin


_________________
Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

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Kiara
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 44
Beiträge: 1404
Wohnort: bayerisch-Schwaben


Beitrag11.09.2019 19:19

von Kiara
Antworten mit Zitat

Das ist so ein typisches Beispiel.

Hallo / Einstand / und tschüss.

Ich weiß, es ist kaum anders möglich (wurde an anderer Stelle bereits ausgiebig diskutiert), dennoch möchte ich meinen Unmut kundtun. Menschen investieren ihre Zeit in die Einstandstexte und bekommen anschließend nicht einmal einen Dank?

tsotis, falls du nochmal reinschaust - mach mit!
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Ribanna
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 772
Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag11.09.2019 21:51

von Ribanna
Antworten mit Zitat

Ärgerlich, das stimmt. Aber auch wenn der Threadersteller nicht mehr wieder kommt, kann man aus den Kritiken viel lernen. Daher ist es irgendwie schon okay. Aber blöd, dass man keine Rückmeldung bekommt, wenn man helfen will. Dagegen kann man aber wohl nichts machen.

_________________
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