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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 01/2019
Elastizität einer Linie

 
 
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fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 610



Beitrag25.01.2019 17:55
Re: Elastizität einer Linie
von fabian
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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag03.02.2019 21:12

von Heidi
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Hallo lebefroh,

lebefroh hat Folgendes geschrieben:
Das gefällt mir sehr gut. Ich mag den unaufgeregten, lakonischen Stil.

Tolle Idee, das Leben nicht chronologisch zu erzählen.


es freut mich, dass dir der Stil gefällt. Auch, weil es mir große Freude gemacht hat, unaufgeregt zu schreiben. Chronologisch würde der Text für mich nicht funktionieren. Schön, dass du diesen Aspekt als toll empfindest.

lebefroh hat Folgendes geschrieben:
Das Ende war mir vielleicht einen Ticken zu dramatisch.


Das Ende ginge besser, ja. Leider waren plötzlich die zehntausend Zeichen zu Ende aber Becks Leben noch nicht. Das war natürlich nicht glücklich. Ich hätte ihn gerne alt werden lassen, anfangs sah ich ihn vor mir, runzelig im Sterbebett mit Gretas Enkelin an seiner Seite. Während des Schreibprozesses kamen mir aber andere Dinge in die Quere und dann passte das geplante Ende nicht mehr rein; ich hätte stärker raffen müssen, um die zweite Lebenshälfte noch mit hineinzuarbeiten, was ich nicht wollte. Im Grunde müsste ich einen Beck-Roman schreiben, um Beck gerecht zu werden.

Vielen Dank für deinen Kommentar und den sagenhaften dritten Platz in deiner persönlichen Top Ten.

Liebe Grüße
Heidi
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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag03.02.2019 21:36

von Heidi
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Hallo Herdis,

Herdis hat Folgendes geschrieben:
Ein Leben im Zeitraffer. Diese Vorgabe ist für mich erfüllt.


genau das wollte ich - ein ganzes Leben.

Herdis hat Folgendes geschrieben:

Von der Mottovorgabe "(Un-)Haltbare Gegenwart "Die gestundete Zeit" von Ingeborg Machmann:
Die auf Widerruf gestundete Zeit
wird sichtbar am Horizont."
inspiriert oder sich damit auseinandersetzend?

Nicht wörtlich. Ansonsten ein Jein. Wenn man als Ausgangspunkt und wiederkehrendes Ziel die See bzw. den Strand, Anfang und Ende dort sieht sieht, dann ja. Vorgabe m.E. daher weitgehend erfüllt.


Die See spielt für mich die bedeutendste Rolle in Becks Leben und soll - wie du richtig erkannt hast - (auch) ein Bild dafür sein, das sein(e) Ziel(e) und seine Motivation zeigt. Die See (und der dazugehörige Himmel) beinhaltet die Basis für den Ausgangspunkt seines Lebens und dann auch für das Ende seines Lebens. Und sie begleitet ihn im Verlauf seines Lebens. Der Horizont und mit ihm auch die See verbirgt sich auch im Titel. In Becks persönlichem Horizont schwankt es beständig, manchmal ist er ruhig und diese Bewegungen beschäftigen ihn, begleiten ihn fortwährend - die See ist wie ein Spiegel für ihn, der ihm reflektiert, was da in ihm drinnen vorgeht. Leider gelingt es ihm nicht, darauf zu reagieren.

Herdis hat Folgendes geschrieben:
Ob E-Lit oder U-Lit- da halte ich mich (bei allen Texten, die ich hier bewerte) raus.


Das finde ich gut. Dieser Text ist weder E noch U - er ist Heidi.

Herdis hat Folgendes geschrieben:
Beck hatte einen schweren Start ins Leben und es wurde, bis hin zu seinem überraschend selbst gewählten Ende, daraufhin auch nicht besser. Ein wenig gestolpert bin ich (ok, es muss nicht stringent sein) über die Wechsel der geschilderten Zeitpunkte (mal weiter zurück, dann vor, wieder zurück). Tut aber insgesamt keinen Abbruch, da ich den Text als sehr eindringlich empfunden und mit Beck mitgelitten habe. Und erst die Maske, die sich durch die Geschichte zieht und einen solchen Einfluss auf Becks Innenleben hat. Insgesamt leicht lesbar und verständlich.


Ja, Becks Biografie beutelt den Leser von A nach B, was für mich wichtig war, um einen Ausdruck für Becks Haltlosigkeit zu finden. Wie das beim Leser ankommt, ob die Wirkung eintritt, die ich mir davon erhoffe, ist schwer herauszufinden. Dennoch halte ich das Durcheinander der Zeitabschnitte nach wie vor für wichtig.
Umso erfreulicher ist es für mich, dass du den Text dennoch als sehr eindringlich empfunden hast und - wie ich deutlich aus deinem Kommentar herauslese - auch Bilder, wie die See und die Maske mitgenommen und in dir bewegt hast.

Leicht lesbar war mir außerordentlich wichtig, da ich (auch) eine Neigung zu schiefer, inkonsistenter Sprache habe, wie mir oftmals reflektiert wurde.

Vielen Dank für deinen Kommentar und die vielen Punkte.

Liebe Grüße
Heidi
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Beitrag03.02.2019 21:45

von Heidi
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Heidi hat Folgendes geschrieben:
-

Totem

Schläft unterm Baum
Augen auf halb
fellglänzend  
erinnert es

an die ersoffene Katze im Hafenbecken
deren Haar flüssig im Wasser schwebte

Schöntotes Wirr
mit Dach überm Kopf
Blättern aus Träumen
erwacht im Werk

wirke

-


Fast wie eine seltsame Prophezeiung, dass ich dich, Text, zu diesem Zeitpunkt hier reingestellt habe. Ich verstehs erst jetzt vage, denn mittlerweile glaube ich zu wissen, dass du nicht zu Beck gehörst. Dann aber passt es doch wieder.
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Heidi
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Beitrag03.02.2019 22:04

von Heidi
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Liebe d.frank,

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Eigentlich ist das nicht schlecht, eigentlich ist das solide geschrieben und vom Aufbau her handwerklich gut gemacht.


das freut mich natürlich sehr. Solide will ich schreiben und auch gutes Handwerk will ich liefern.

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Aber es traut sich auch nichts.


Deinem Empfinden nach traut sich Text nichts und ich kann das auch irgendwie nachvollziehen. Sicherlich ginge es krasser.

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Man sieht einer Existenz beim Scheitern zu und dafür gibt es Gründe, die mitunter originell (fast zu originell) und dann wieder typisch sind.


Genau dieses Scheitern ist es, was mich reizt. Als Autorin bin ich dem Scheitern meiner Figur ausgeliefert, ich schaue ihr dabei zu, wie sie ganz typische, vielleicht auch originelle (wobei ich selbst nicht wirklich Originelles erkenne, was Beck so begegnet im Leben) Punkte in seinem Leben ertragen muss - ich kann nichts tun, ich bin selbst ausgeliefert.
Diese Figur muss ertragen, kann das aber kaum, sie ist kein Kämpfer. Beck ist ein klassischer Verlierer, so einen wollte ich zeichnen. Er ist teils überzeichnet, auch die Figuren in seinem Umfeld (die wohl noch viel stärker als er), was ich als Ausdrucksmittel als wichtig und richtig empfand.

d.frank hat Folgendes geschrieben:

Mich hätte Isolde interessiert, als Charakter, weil sie und ihr Name wie ein Engel der Barmherzigkeit dahergeflogen kommen.  


Isolde ist spannend, das sehe ich genauso wie du. Sie gemeinsam mit Beck zu entwickeln würde mir großen Spaß machen. Vielleicht geschieht das ja tatsächlich mal im Rahmen eines größeren Projektes.

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Abschließend fühlte der Text sich an, als hätte ein Autor in die Figurenkiste gegriffen und sein Ensemble eher lieblos und rein nach Anweisung aufmarschieren lassen. Tut mir leid, ich hätte gedacht, ich könnte mehr darin sehen, aber am Ende ist der Text zwar gut gemacht, aber spröde.


Lieblos im übertragenen Sinne darf der Text sein, als von mir lieblos erzählt, dann eher nicht. Aber ich kann verstehen, dass durch das recht dicke Ende, Sprödigkeit als Abdruck zurückbleibt. Schade, dass der Text keine weiteren Gefühle aus dir herauslocken konnte.

Vielen Dank fürs intensive Lesen und den Kommentar.

Liebe Grüße
Heidi
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Beitrag05.02.2019 22:18

von Heidi
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Liebe firstoffertio,

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Das ist mir zu erfunden, zu sehr Geschichte.


du meinst Becks Schicksal? Es wirkt auf dich zu sehr erfunden?

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Das Motto, Thema steht nicht im Mittelpunkt.


Ich selbst erlebe nach wie vor das Motto und das Thema in meinem Text. Zum Motto habe ich in einer anderen Kommentar-Antwort bereits etwas gesagt; was das Thema betrifft, durchlebt Beck mMn Unhaltbares sehr gegenwärtig, dann aber gibt es einiges, was ihn zeitgleich festhält. Er schwankt quasi zwischen den beiden Extremen seiner Gegenwart: haltbar und unhaltbar und findet keine Ruhe bzw. diese dann erst (vermeintlich) zum Ende.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Wird mir nicht ernsthaft, interessant genug behandelt.


Für dich fehlt also die Ernsthaftigkeit. Was genau findest du "unernsthaft" im Text?
Was das Interesse betrifft, denke ich, dass das eine sehr individuelle Sache ist. Nicht jeden fesselt jedes Thema, nicht jeden jeder Stil. Das lässt sich dann einfach nicht ändern, ist aber auch okay, finde ich, weil Menschen eben unterschiedlich sind.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Mir scheint es mehr um einen Plot zu gehen hier. Der Schluss fast vorhersehbar.


Ein Plot soll das nicht sein, obwohl mich die Figur Beck schon reizt. Sicherlich werde ich ihn oder einen Abdruck von ihm, in irgendeiner anderen Form noch weiter bearbeiten.
Der Schluss ist mehr oder weniger absichtlich vorhersehbar. Es ging mir keine Sekunde lang darum, Spannung zu erzeugen, es ging mir darum, ein ganzes Leben einer Figur zu entwerfen, die dann im Idealfall in den Köpfen der Leser lebendig wird. Vor allem ging es mir um Gefühle, ich meine damit, Gefühle auszulösen im Leser. In deinem Fall ist dieser Versuch offensichtlich nicht aufgegangen.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ich finde nichts Überraschendes, das mich zum Nachdenken anregen würde.


Schade, aber es ist wie es ist.

Vielen Dank fürs Lesen und den Kommentar.

Liebe Grüße
Heidi
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Beitrag05.02.2019 22:25

von Heidi
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Hallo Mardii,

Mardii hat Folgendes geschrieben:
Hier finde ich eine sehr gute Umsetzung des Biographie-Themas. Die Abweichungen von der Chronologie erscheinen mir sinnig. Sprachlich ist das sehr abwechslungsreich.


so viele positive Worte und am Ende hat es nicht für Punkte gereicht. Mich würde interessieren, weshalb es der Text nicht in deine persönliche Top Ten geschafft hat. Liegt es an deinem persönlichen Geschmack oder auch an äußeren Kriterien, wie nicht ausreichend umgesetzten Vorgaben, oder Ähnlichem?

Vielen Dank dafür, dass du dich mit meinem Text auseinandergesetzt hast.

Liebe Grüße
Heidi
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Beitrag08.02.2019 22:14

von Heidi
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Liebe hobbes,

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Ach, der Beck war das unter diesem Titel. Apropos: Titel? Was will der mir sagen? Linie = Lebenslinie?


An die Lebenslinie hab ich eher weniger gedacht, aber eigentlich passt die auch ganz gut. Irgendwo anders hab ich zum Titel schon etwas gesagt. Die Kurzfassung: Für mich beinhaltet er die See, den Horizont vor allem und Veränderlichkeit, aber auch noch sehr viel mehr, wozu mir die Worte fehlen - deshalb hab ich den Titel auch gewählt. Er soll ausdrücken, was ich nicht aussprechen kann.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Kürzlich war ich wo und da sagte jemand zu jemand anderem, er, der andere, hätte kein Mitgefühl mit seiner Prota, im Gegenteil, er würde sie der Lächerlichkeit preisgeben.
Daran muss ich denken, wenn ich über Beck nachdenke. Weil, schwierig, da eine Linie (Verzeihung) zu ziehen, wo fängt das an mit dem lächerlich machen.


Ich empfinde tiefstes Mitgefühl mit Beck und würde mich niemals über sein Schicksal lustig machen und ich hoffe, dass er auf andere nicht lächerlich wirkt, denn darum geht es mir nicht - im Gegenteil.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Was anderswo auch noch gesagt wurde, dass dieses lächerlich machen ja durchaus witzig ist und dann lacht man als Leser darüber und fragt sich gleichzeitig, ob man jetzt wirklich noch ein netter Mensch ist, wenn man lacht.
Tja nun. Da muss ich wohl noch eine Runde darüber nachdenken.


Jetzt würde mich interessieren, zu welchen Erkenntnissen du gekommen bist.
Ich hab nicht über Beck gelacht; ob es andere getan haben, weiß ich ja leider nicht. Was für mich aber wichtig war: alles etwas "überzogen" darzustellen, um es erträglicher zu machen, sein Schicksal.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Was ich mich auch frage, beim zweiten Lesen: Warum dieses hin und herspringen? Wir sind in der achten Klasse, dann bei der Geburt, dann ist er sechs, dann ist er drei, usw.
Und es gibt auch meist keine inhaltliche Verknüpfung, keine Assoziationskette, die mich von a nach b bringt (oder falls doch, habe ich sie nicht gefunden).
Das führt dann dazu, dass ich beim Lesen andauernd versuche, das Gelesene irgenwie auf die Reihe zu kriegen. Wo bin ich gerade, wie passt das zu dem, was ich schon gelesen habe, usw.
Auch hier wieder die Frage nach dem Mehrwert - warum machst du das so, hat das womöglich einen tieferen Sinn, den ich noch nicht durchschaut habe.


Durch das Herumspringen in Becks Biografie wollte ich eine gewisse Instabilität ausdrücken, die in ihm bzw. in seinem Leben herrscht. Auch scheint mir eine anti-Chronologie abwechslungsreicher und fordernder für den Leser/die Leserin.
Bei dir ist das weniger gut angekommen (bei anderen ja auch). Ich selbst kann mir die Raffung nicht chronologisch vostellen.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Tja, Text. Du bekommst zwei Punkte von mir, auch wenn ich dabei ein schlechtes Gewissen habe. Weil ich vermute, wenn ich mir das ganz genau anschaue, sind andere Texte vielleicht doch besser, aber nun ja, ich habe Beck ins Herz geschlossen und bin da ein wenig irrational.


Schön, dass du Beck ins Herz geschlossen und ihm zwei Punkte gegönnt hast, obwohl sicherlich andere Texte besser waren/sind.
Vielen Dank für den Kommentar und die Punkte.

Liebe Grüße
Heidi
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Beitrag08.02.2019 22:52

von Heidi
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Hallo Nihil,

Nihil hat Folgendes geschrieben:
Mir gefällt diese Geschichte ganz gut. Die Biographie eines Jungen, der schon von Geburt an kaputt ist bzw. dem von der Schwester und der übrigen Gesellschaft das Bild des Kaputten eingeredet wird. Das klingt ein bisschen nach den Themen eines Max Frisch.


das höre ich gerne. Vielen Dank für das Lob.

Nihil hat Folgendes geschrieben:
Leider geht dieser Text im direkten Vergleich nicht in die Tiefe wie ein „Mein Name sei Gantenbein“. Ein Sitten- oder Milieubild soll gezeichnet werden, das gelingt auch größtenteils.


Nun ja, die Tiefe fehlt mir selbst auch. Es waren dann doch zu wenige Zeichen, die ich zur Verfügung hatte und ich habe schnell gemerkt, dass ich noch nicht in der Lage bin, kurz im Zeitraffer in aller Tiefe einen Menschen zu zeichnen - ein ganzes Leben ist nicht mal eben erzählt. Später dachte ich dann, dass meine Vorgehensweise vielleicht nicht glücklich war, weil doch sehr erzählerisch aufgebaut, weniger szenisch. Aber: Ich hab es als große Herausforderung empfunden, diesen Text zu schreiben und zum erstem Mal bei einem Zehntausender-Text das Gefühl gehabt, zu wenig Platz zu haben.

Vielen Dank für den Literatur-Tipp.

Nihil hat Folgendes geschrieben:
Erzählt ist das solide. Was mir genau fehlt, kann ich gar nicht exakt sagen, vielleicht ist es das leicht nervöse Zucken meines Klischeeradars, etwa beim Selbstmord am Ende, der wenigstens angedeutet wird, oder die etwas zu krasse Schwarz-Weiß-Zeichnung vor allem der Schwester.


Klischee, ja, ein wenig schon, dabei ist viel mehr Realität in der Geschichte, als man möglicherweise denkt - traurigerweise. Das war auch der Grund, warum ich mich dazu entschieden habe, das "Ding" ein wenig auf die Spitze zu treiben. Aber ich kann absolut verstehen, dass das stellenweise zu dick ausgefallen ist. Gerade auch der Suizid. Ich bin kein Mensch für Suizidgeschichten und es wäre mir lieber gewesen, wenn ich Beck ganz natürlich hätte sterben lassen können. Mit fünfzehntausend Zeichen wäre das vielleicht möglich gewesen. So habe ich, um am Wettbewerb teilnehmen zu können, einen weniger glücklichen Weg gesucht und die Figur früh sterben lassen.

Nihil hat Folgendes geschrieben:
Die schiebt ihrem Bruder die Schuld für den Tod der Mutter in die Schuhe und bedenkt ihn mit naseweißen Sprüchen wie:
Zitat:
Beck, dein Leben hat mit dem Tod begonnen.
Ich habe das Gefühl, dass mir hier Tiefgründigkeit verkauft werden soll, die aber über einen dualistischen Ansatz nicht hinausgeht und leider zur Phrase verkommt.


Ja, dieser eine Satz ... irgendwie ist er billig, ich hatte es beim Überarbeiten auch gedacht, mehrmals, dann aber wieder darüber schmunzeln müssen, weil ich selbst eine weitere völlig andere Interpretation dazu habe. Nämlich die, dass Beck durch seine Geburt woanders gestorben ist. Aus einer anderen (unsichtbaren) Welt heraus ist er gestorben und dadurch hineingeboren worden in eine sichtbare. Das hat natürlich mit meinem Weltbild zu tun, ein Katholik würde jetzt empört ausrufen: Das kanns nicht geben, gibt es doch das Paradies und vor der Geburt ist nix.
Diesen Sterbe-Geburts-Gedanken fand ich dann doch passend, weil er dem Satz eine gewisse Doppeldeutigkeit verleiht.

Nihil hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht ist es auch die implizite Weltanschauung, die mich von einer höheren Punktzahl abhält. Aus nichts kann doch nichts werden und siehe da, es wurde nichts. Das klingt nach einer These, die bewiesen werden sollte, aber mehr Vorurteil darstellt als eine soziologische Forschungsfrage. Ja, ich glaube, es ist die Simplizität dieser Aussage, die mich am meisten stört.


Eine Aussage an sich wollte ich nicht im Text integrieren. Mit Botschaften hab ichs nicht so. Es ging mir eher darum, ein Bild zu entwerfen, einen Menschen darzustellen, der ein auswegloses Leben führt und schließlich daran zugrunde geht. Es ist nicht ausschließlich seine Umwelt, die ihn kaputt macht, er selbst zweifelt ebenso an sich und ergreift seine Fähigkeiten nicht, obwohl er Hinweise und Unterstützung bekommt.
Alles und nichts. Im Nichts ist ebenso alles. Die letzten Worte, das was ich damit andeuten wollte, ist zu direkt geworden, wenn ich jetzt darüber nachdenke.

Nihil hat Folgendes geschrieben:
Darauf will ich auch gar nicht länger rumreiten, denn es gibt ja auch „schöne“ Szenen. Gefallen hat mir, wie der junge Beck Greta beim Sex unterbricht und ihren Lover mit Teufelsmaske sieht – und wohl denkt, „so gehe Sex“, und sie sich prompt selbst aufsetzt. Das implizit und ohne Holzhammer gezeigt zu bekommen, hat mir gut gefallen. Alles in allem untere Top Ten.


Es freut mich, dass es Szenen gibt, die dir gefallen haben.
Ich danke dir für den ausführlichen Kommentar und die Pünktchen.

Liebe Grüße
Heidi
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Beitrag08.02.2019 23:11

von Heidi
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Hallo Tape Dispenser,

Tape Dispenser hat Folgendes geschrieben:
Auch hier wieder ein chronologisch fragmentiertet Text, der mir von der Machart zu schlicht gestrickt ist. Ob man als Dreijähriger schon versteht, was die Schwester so treibt, wenn sie mit einen Polizisten, der eine Teufelsmaske beim Vögeln trägt, entzieht sich meiner Kenntnis. Scheint mir aber hier nur der Aufhänger zu sein, um mit diesem Symbol die Geschichte weiterspinnen zu können.


Der dreijährige Beck wird sicherlich nicht verstehen, was in dieser Szene abgeht. Das sehe ich wie du. Aber das ist für den Verlauf seiner Biografie auch nicht wichtig bzw. anders wichtig.
Ein Aufhänger ist diese Maske keinesfalls. Sie ist vielmehr von bildhafter Bedeutung.

Tape Dispenser hat Folgendes geschrieben:
Sätze wie "Dein Leben fängt mit dem Tod an" scheinen dann ebenso nur geschrieben worden zu sein, weil es so schön dramatisch klingt.


Es scheint dir so, von mir wurde dieser Satz aber nicht aus Drama-Gründen in den Text gesetzt. Näheres dazu kannst du in meiner Kommentar-Antwort an Nihil lesen.

Tape Dispenser hat Folgendes geschrieben:
Warum er sich am Schluss mitsamt Teufelsmaske in die Fluten stürzt, finde ich unlogisch. Schließlich konnte er sein Glück mit Isolde ja vorher nicht fassen. Jetzt, wo er mit 42 Jahren endlich jemanden gefunden hat. Nun rennt sie ihm sogar nach, und Beck hat nichts Besseres zu tun, als an seine alte Kunstlehrerin zu denken und an seine Schwester.


Du empfindest diesen Teil der Geschichte als unlogisch, auch Becks letzte Gedanken vor seinem Tod. Wenn ich versuche, deine Perspektive einzunehmen, klingt es logisch. Aus meiner Sicht dann aber nicht.

Tape Dispenser hat Folgendes geschrieben:

Das ist mit alles zu schlicht und zu Schwarzweiß. Die Symbolik mit der Teufelsmaske empfinde ich auch als zu willkürlich gewählt und sein Verhalten zu gewollt auf das Ende gebogen.


Ich nehme diese Kritik an, wie sie ist. Es ist dein Empfinden zum Text. Er hat dich nicht erreicht, erscheint dir als zu gewollt und mit den Bildern darin kannst du kaum etwas anfangen.

Danke für die Auseindersetzung mit dem Text und den Kommentar.

Viele Grüße
Heidi
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Beitrag08.02.2019 23:39

von Heidi
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Liebe Literättin,

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Ein kraftvoller Text, der mich mitnimmt:


vielen Dank für dieses Kompliment.

Literättin hat Folgendes geschrieben:

kompromisslos in seiner Schreibe verliert er unterwegs an Kraft, wo die stringente Formulierkunst auf der Strecke bleibt, in etwa hier, wo nur noch alltäglich erzählt wird:
Zitat:
Vielleicht bin ich deshalb ein Verlierer, sagte Beck mit fünfunddreißig zu Kevin, denn Kevin konnte er alles anvertrauen, was ihn so bewegte. Beck bewegte in diesen Jahren einiges. Mit spätestens fünfunddreißig hatte er gehofft, endlich auch eine Familie zu gründen. Dazu fehlte ihm aber noch immer eine Frau. 
Ich sag´s dir Kevin, mittlerweile glaub ich, dass es an meiner Mutter liegt – sie ist Schuld daran, dass ich bei den Frauen kein Glück habe. Warum musste sie krepieren am Strand. Ich frag mich, vielleicht wär sie nicht gestorben, wenn sie anstatt zu beten, einfach mich angeschaut hätte. Ich glaube, das wäre besser gewesen. 
Kevin antwortete nicht, er zuckte nur mit den Schultern und trank einen Schluck Kaffee. 


Ich verstehe, was du meinst. An dieser Stelle ist ein Bruch, der mir während des Schreibens und Überarbeitens nicht aufgefallen ist. Nun bin ich mir nicht sicher, ob der Bruch vielleicht auch wichtig ist. Ich werde aber auf alle Fälle darauf achten, wenn ich den Text nach längerem Liegenlassen noch mal zur Hand nehme. Vielleicht ändere ich diese Stelle noch um. Ich muss mal gucken.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Und doch ein starker Text, der etwas in Bewegung, etwas ins Schwingen bringt. Trocken lakonisch erzählt (bis auf Ausreißer wie oben), berichtet er von einem wahrhaften Lebensdrama und von einem gewordenen „Scheusal“ namens Beck, den ich tatsächlich trotz allem mögen kann: der hat was mitgemacht. Die Geschichte, die hinter Beck liegt, die beißt. Die Geschichte, die hinter Beck liegt, ist eine Tragödie, wie sie das Leben schreibt. Die Vergeblichkeit seiner Versuche dem zu entkommen, tun weh.


Es freut mich sehr, dass der Text es schafft, etwas ins Schwingen zu bringen. Und ganz besonders, das von mir Eingefettete.

Literättin hat Folgendes geschrieben:

Die Vorgaben erfüllt, doch das Thema? Die Sache mit der (Un)Haltbarkeit der gegenwart und dieses Zeitdings? Ich muss es suchen. Es klingt nicht durch. Es sei denn, in Form der Kontinuität, der man nicht entrinnen kann, aus der es keinen Ausweg gibt?


Ich finde es sehr schwer, zu erklären, woran Thema und Motto zu erkennen sind. Zum Motto habe ich irgendwo anders schon etwas gesagt. Es hängt stark mit der See zusammen, mit Becks Bezug dazu. Was die (Un)Haltbare Gegenwart betrifft, habe ich sie so ausgelegt (für mich), dass Beck in seiner jeweiligen gegenwärtigen Siutation - es handelt sich ja um kurze, geraffte Szenen seines Lebens, die dann unmittelbar gegenwärtig sind - ausgeliefert ist, festgehalten wird von seinen Themen. Das wiederum löst in ihm wenig Stabilität hervor, ihm fehlt der Halt.
Das im Text mitschwingen zu lassen, habe ich versucht, aber sicherlich nirgendwo auf direkten Weg und eventuell auch nicht ausreichend, da es sich um etwas handelt, was schwer zu kontrollieren ist.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Die Elastizität einer Linie: sie reißt nicht, die gerade Linie der Abstammung. Sie wird ungebrochen fortgeführt mit diesem düsteren Erbe, die sie trägt?


Hierzu habe ich an anderer Stelle bereits etwas gesagt, was deine Frage vielleicht klären könnte.
Mit einem düsteren Erbe hat das alles nichts zu tun, obwohl ich diese Interpretation durchaus interessant finde.

Literättin hat Folgendes geschrieben:

Jedenfalls: ich bin am Ende des Textes echt gebeutelt. Positiv gemeint.


Sehr gut. Das war mein größtes Anliegen: Gefühle hervorzurufen durch diese Worte.
Danke.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Und es gibt einen Lieblingssatz in diesem Sinne:

Zitat:
Der Wind wehte die Maske davon, während Beck zum Strand lief, nackt und außer sich.
[/quote]

Dankeschön. Ich mag das, wenn Leser Sätze rauspicken, weil mir selbst dann Dinge auffallen, die ich sonst nie entdeckt hätte. Nun verstehe ich diesen Satz und frage mich, wie es mir gelungen ist, ihn so zu schreiben, wie er ist, obwohl ich letztendlich damit gar nicht so viel vorhatte, als in ihm drin steckt. Ein seltsames Phänomen.

Ich danke dir für die Zeit, die du mit dem Text verbracht hast, für den Kommentar und die vielen Punkte.

Liebe Grüße
Heidi
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Beitrag08.02.2019 23:40

von Heidi
Antworten mit Zitat

Liebe Literättin,

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Ein kraftvoller Text, der mich mitnimmt:


vielen Dank für dieses Kompliment.

Literättin hat Folgendes geschrieben:

kompromisslos in seiner Schreibe verliert er unterwegs an Kraft, wo die stringente Formulierkunst auf der Strecke bleibt, in etwa hier, wo nur noch alltäglich erzählt wird:
Zitat:
Vielleicht bin ich deshalb ein Verlierer, sagte Beck mit fünfunddreißig zu Kevin, denn Kevin konnte er alles anvertrauen, was ihn so bewegte. Beck bewegte in diesen Jahren einiges. Mit spätestens fünfunddreißig hatte er gehofft, endlich auch eine Familie zu gründen. Dazu fehlte ihm aber noch immer eine Frau. 
Ich sag´s dir Kevin, mittlerweile glaub ich, dass es an meiner Mutter liegt – sie ist Schuld daran, dass ich bei den Frauen kein Glück habe. Warum musste sie krepieren am Strand. Ich frag mich, vielleicht wär sie nicht gestorben, wenn sie anstatt zu beten, einfach mich angeschaut hätte. Ich glaube, das wäre besser gewesen. 
Kevin antwortete nicht, er zuckte nur mit den Schultern und trank einen Schluck Kaffee. 


Ich verstehe, was du meinst. An dieser Stelle ist ein Bruch, der mir während des Schreibens und Überarbeitens nicht aufgefallen ist. Nun bin ich mir nicht sicher, ob der Bruch vielleicht auch wichtig ist. Ich werde aber auf alle Fälle darauf achten, wenn ich den Text nach längerem Liegenlassen noch mal zur Hand nehme. Vielleicht ändere ich diese Stelle noch um. Ich muss mal gucken.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Und doch ein starker Text, der etwas in Bewegung, etwas ins Schwingen bringt. Trocken lakonisch erzählt (bis auf Ausreißer wie oben), berichtet er von einem wahrhaften Lebensdrama und von einem gewordenen „Scheusal“ namens Beck, den ich tatsächlich trotz allem mögen kann: der hat was mitgemacht. Die Geschichte, die hinter Beck liegt, die beißt. Die Geschichte, die hinter Beck liegt, ist eine Tragödie, wie sie das Leben schreibt. Die Vergeblichkeit seiner Versuche dem zu entkommen, tun weh.


Es freut mich sehr, dass der Text es schafft, etwas ins Schwingen zu bringen. Und ganz besonders, das von mir Eingefettete.

Literättin hat Folgendes geschrieben:

Die Vorgaben erfüllt, doch das Thema? Die Sache mit der (Un)Haltbarkeit der gegenwart und dieses Zeitdings? Ich muss es suchen. Es klingt nicht durch. Es sei denn, in Form der Kontinuität, der man nicht entrinnen kann, aus der es keinen Ausweg gibt?


Ich finde es sehr schwer, zu erklären, woran Thema und Motto zu erkennen sind. Zum Motto habe ich irgendwo anders schon etwas gesagt. Es hängt stark mit der See zusammen, mit Becks Bezug dazu. Was die (Un)Haltbare Gegenwart betrifft, habe ich sie so ausgelegt (für mich), dass Beck in seiner jeweiligen gegenwärtigen Siutation - es handelt sich ja um kurze, geraffte Szenen seines Lebens, die dann unmittelbar gegenwärtig sind - ausgeliefert ist, festgehalten wird von seinen Themen. Das wiederum löst in ihm wenig Stabilität hervor, ihm fehlt der Halt.
Das im Text mitschwingen zu lassen, habe ich versucht, aber sicherlich nirgendwo auf direkten Weg und eventuell auch nicht ausreichend, da es sich um etwas handelt, was schwer zu kontrollieren ist.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Die Elastizität einer Linie: sie reißt nicht, die gerade Linie der Abstammung. Sie wird ungebrochen fortgeführt mit diesem düsteren Erbe, die sie trägt?


Hierzu habe ich an anderer Stelle bereits etwas gesagt, was deine Frage vielleicht klären könnte.
Mit einem düsteren Erbe hat das alles nichts zu tun, obwohl ich diese Interpretation durchaus interessant finde.

Literättin hat Folgendes geschrieben:

Jedenfalls: ich bin am Ende des Textes echt gebeutelt. Positiv gemeint.


Sehr gut. Das war mein größtes Anliegen: Gefühle hervorzurufen durch diese Worte.
Danke.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Und es gibt einen Lieblingssatz in diesem Sinne:

Zitat:
Der Wind wehte die Maske davon, während Beck zum Strand lief, nackt und außer sich.


Dankeschön. Ich mag das, wenn Leser Sätze rauspicken, weil mir selbst dann Dinge auffallen, die ich sonst nie entdeckt hätte. Nun verstehe ich diesen Satz und frage mich, wie es mir gelungen ist, ihn so zu schreiben, wie er ist, obwohl ich letztendlich damit gar nicht so viel vorhatte, als in ihm drin steckt. Ein seltsames Phänomen.

Ich danke dir für die Zeit, die du mit dem Text verbracht hast, für den Kommentar und die vielen Punkte.

Liebe Grüße
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Beitrag08.02.2019 23:46

von Heidi
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Hallo Kiara,

Kiara hat Folgendes geschrieben:
Dies ist eine Standard-Antwort: Vielen Dank für deinen Text! Ich bitte um Verständnis, dass ich (momentan) keine Begründung dafür abgebe, warum du von mir Punkte bekommen hast. Das liegt unter anderem daran, weil die (sogenannte) Klassifizierung von E-Literatur wenigstens teilweise subjektiv ist.


vielen Dank für den Standard-Kommentar.
Klar hab ich Verständnis dafür, dass du aus verschiedenen Gründen nichts weiter zum Text geschrieben hast, obwohl ich schon neugierig bin, was dich dazu veranlasst hat, den Text in deine persönliche Top Ten mit aufzunehmen. Smile
Mit einer subjektiven Ansicht kann ich gut leben und in eine Schublade wird mein Text ohnehin nicht gern gesteckt.

Dankeschön für die Pünktchen.

Liebe Grüße
Heidi
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Beitrag09.02.2019 22:12

von Heidi
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Hallo Veith,

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inko,
schlechte Karten, zuvor habe ich gerade einen der besten Texte gelesen, den ich je im Forum gesehen habe. Schwierig, da mitzuhalten. Ich hoffe, es gelingt mir, neutral zu sein.


es freut mich, dass du bei diesem Zehntausender einen der besten Texte gelesen hast, den du je im DSFo gesehen hast. Insofern ist es für mich auch nicht weiter schlimm, wenn mein Text nicht mithalten konnte.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Erstmal die Form: Sprache ist relativ Standard, ein paar schöne Formulierungen, aber auch ein paar Fehler.


Standardsprache ist nicht unbedingt das, was ich liefern will. Embarassed

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:

Logisch auch: Beck sieht die Teufelsmaske mit drei Jahren und erinnert sich später daran? Weiß, dass der Mann verheiratet und Polizist war? Schwer zu glauben. Meine frühsten, klaren Erinnerungen gehen bei vier los. Meine siebenjährige Tochter erinnert sich auch nicht mehr an Dinge, als sie drei war, sagt sie. Dieser prägende Moment ist für mich – zumindest in dieser Form – unlogisch. Und damit zerfällt die ganze Geschichte ein bisschen.


Ich glaube nicht, dass Beck sich an jedes Detail erinnert, nachdem er Greta und den teufelsmaskierten Polizisten beim Sex erwischt hatte. Der Erzähler aber sieht Becks Leben vor sich, er ist allwissend.
Ich muss aber sagen, dass Beck in meiner Vorstellung traumatisiert ist. Dieses Ereignis beeinflusst ihn sein restliches Leben lang; ebenso, wie die Gefühle, die er zum Meer empfindet.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Kommen wir zu Motto und Thema: die auf Widerruf gestundete Zeit am Horizont, wo isse? Und wo ist die (un)haltbare Gegenwart? Ja, alles ein bisschen angedeutet, aber nicht wirklich Thema und Motto. In den Kategorien muss ich in meiner internen Wertung Abzüge machen.


Du siehst Thema und Motto nur ein wenig angedeutet. Schade. Dabei hab ich mir große Mühe gegeben, es im Text zu verarbeiten.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Okay, genug gemeckert. Eigentlich gefällt mir die Geschichte.


Dankeschön. Das freut mich, wenn dir der Text eigentlich gefällt.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Bis auf den Schluss. Er rennt ins Meer und ertränkt sich? Ist mir irgendwie zu billig. Oh, verdammt, ich meckere ja schon wieder.


Hiermit geben ich dir ein wenig recht. Der Schluss, ich bin selbst unglücklich damit. Vielleicht bastel ich tatsächlich noch rum und komme zu einem besseren.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Ich mag die Darstellung des Jungen, der nicht hineinpasst, das Unverständnis der anderen, wie er aufgrund seines unangepasst-sein nicht hineinpasst und das zu spüren bekommt. Dann gibt es diese eine Person, die Kunstlehrerin, die ihn verstanden hat, aber trotzdem zerbricht er an der Welt, an sich selbst. Doch die Stimme und die Worte prägen, wie all das andere, negative. Eine einzige Gegenposition reicht nicht aus, er schafft es nicht, diese Worte und diese Sichtweise anzunehmen. Dort liegen die Stärken deines Textes.


Schön, wie du die Stärken des Textes formulierst. Vielen Dank dafür.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Ich hab ihn gerne gelesen, aber letzendlich kann ich ihn nur im Mittelfeld meiner internen Wertung platzieren. Schade irgendwie, ich mag den Text.


Dass du den Text magst, ist für mich wertvoller als irgendso ein Punkt.

Vielen Dank für den Kommentar und die Beschäftigung mit dem Text.

Liebe Grüße
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Beitrag09.02.2019 22:35

von Heidi
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Liebe Catalina,

Catalina hat Folgendes geschrieben:
Dein Text geht mir unter die Haut. Beim armen Beck ist eigentlich so ziemlich alles falsch gelaufen. Gut, dass da Kevin ist, eine Konstante, die Trost spendet.


Becks Werdegang hat also Gefühle bei dir ausgelöst, wenn ich das richtig verstanden habe. Das ist natürlich sehr erfreulich. Smile

Catalina hat Folgendes geschrieben:
Ein starkes, offenes Ende: sicherlich wird bei Beck immer diese Ambivalenz bleiben, doch glaube ich auch, es wird eine Tendenz in die eine oder andere Richtung geben. In welche, ist dem Leser überlassen, so denn der überhaupt will. Ich mag das sehr. "Weichen des Lebens", habe ich mir an den Rand geschrieben.


Du liest das Ende offen. Eigentlich kann es das sein, das stimmt. Ich hätte es sicherlich auch offen gelesen, wenn ich nicht die Vorgaben im Nacken gehabt hätte aber ich wollte konsequent sein und ein Leben von der Geburt bis zum Tod zeigen. Ich überlege, ob ich diesen Geschmack des Wassers und den Schmerz auf der Lunge am Ende einfach weglasse. Mich hat diese Stelle ohnehin gestört, weil ich die Perspektive zu sehr auf Beck richte und er dann sehr deutlich von innen gesehen wird. Ein Perspektivbruch fast. Wenn ich das rausnehme, denke ich, würde alles noch sehr viel offener werden.

Du hast dir Notizen zum Text gemacht. Gedanken, die dir kamen. Das freut mich unglaublich und gibt Beck einen ganz neuen Sinn in seinem "Leben".

Catalina hat Folgendes geschrieben:
Auch das chronologische Springen gefällt mir gut.


Sehr schön. Das ging ja nicht allen Lesern so.

Catalina hat Folgendes geschrieben:

Die gestundete Zeit oder die (un)haltbare Gegenwart ist nicht ganz so offensichtlich, fehlt aber auch nicht ganz. Mit der Vorgabe der Zeitraffung habe ich hier ein wenig Probleme. Stark gerafft ist nichts, es sind mehr einzelne, ausgewählte Szenen aus Becks Leben. Aber bei Deinem Text kommt mir das wie Haarspalterei vor. Er ist für sich einfach sehr stimmig.


Stark gerafft ist der Text sicherlich nicht. Hier hätte ich gewiss mutiger sein können oder ganz andere Wege gehen sollen. Dennoch finde ich die Raffungsvorgabe als erfüllt. Sicherlich ginge es besser.

Catalina hat Folgendes geschrieben:
Den Titel finde ich für die Vorgaben unglaublich treffend. Das Leben als Linie, die Elastizität als Zeit mit relativer Größe. Das Blöde ist nur, ich finde dabei keine Verbindung zum Text. Oder sagen wir, zum Text schon, nur nicht zum Inhalt.


Danke. Ja, ich finde den Titel auch treffend. Die Verbindung habe ich an anderer Stelle schon genauer erklärt. Vielleicht findest du in anderen Kommentar-Antworten, die das Titel-Thema behandeln, einen neuen Zugang zum Zusammenhang.

Catalina hat Folgendes geschrieben:
Ein Text, der auf die Tiefe des Inhaltes wirkt, aber mich kaum zu Gedankenspielen einlädt.  


Das ist schade. Genau das hatte ich mir von diesem Text erhofft. Gedanken zum Meer, warum ist es für Beck bedeutsam? Gedanken zur Kreativität, die angeblich in ihm steckt. Welche Kreativität? Woher kommt sie? Wohin geht sie? Gedanken zum Lehrer, der Beck ermahnt. Was erkennt er an Beck? Was bedeutet Beck für ihn? Warum? Gedanken zur Mutter. Warum stirbt sie am Meer bei der Geburt ihres Kindes? Was ist sie für eine Figur?
Das so und noch viel mehr.

Catalina hat Folgendes geschrieben:
Aufgrund der harten Konkurrenz habe ich leider keine Punkte mehr, obwohl Du welche verdient hättest.


Nach so viel Lob sind das natürlich harte Worte. Aber ich freu mich über deinen Kommentar und bedanke mich fürs Lesen und deine Gedanken zum Text.

Liebe Grüße
Heidi
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Beitrag09.02.2019 22:59

von Heidi
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Liebe Municat,

Municat hat Folgendes geschrieben:
Moin Inko smile

Man könnte schon sagen, dass sich eine traurige Linie durch Becks Leben zieht: Von dem Tod seiner Mutter (für den er abwechselnd ihr und sich selbst die Schuld gibt) über die unsägliche Ziehmutter, die ihn mit ihrem Sexleben schockiert und ihm die verhasste Teufelsmaske aufzwingt, die überforderte Erzieherin, die die Gründe für sein flegelhaftes Verhalten nicht erkennt und ihn mit seinen Qualen alleine lässt, bis hin zu Kevin, der ihn in seinen destruktiven Verhaltensmustern noch unterstützt. Fast schon logisch, dass Beck zu einem renitenten Jugendlichen wird, dass er aneckt und Persönlichkeitsstörungen entwickelt. Der Weg zu dem Punkt, an dem er sich ins Meer stürzen will (so sehe ich das Ende) scheint vorgezeichnet.


ich danke dir für deine Interpretation.
Das vorgezeichnete Ende. So ist es. Ein anderes wäre sicherlich spannender gewesen, ich weiß es nicht. Bin hin- und hergerissen. Manchmal denke ich, ein natürlicher Tod, ein uralter Beck wäre sinnig (wie weiter oben schon öfter mal kundgetan), dann aber denke ich, genau so wie es ist, ist es richtig. Schwer zu sagen. Und dann auch dieses komische Gefühl über eine Figur dermaßen zu richten. Ich entscheide über sein Leben, über seinen Tod. Man entscheidet als Autor ja immer über die Entwicklung der Figur und doch ist es bei so einer Lebensraffung noch mal was ganz anderes - vor allem, wenn man den Velauf bzw. das Lebensende anders denkt. Was wäre wenn?

Municat hat Folgendes geschrieben:
Und doch wird diese Linie wie ein elastisches Gummiband von der vorgezeichneten Strecke weg gezogen, in andere Richtungen gedehnt. Da ist die Kunstlehrerin, die sein Talent erkennt, da ist Isolde, die ihn wohl wirklich liebt, wie er ist. Fast sieht es so aus, als würde Beck die Kurve kriegen, aber dann schnalzt das Gummiband wieder zurück. Er schockiert Isolde mit der Maske, erkennt, dass sich die Ereignisse wiederholen und läuft davon.


Ich mag das Bild des Gummibandes. Laughing So erlebe auch ich den Titel, diese Dehnbarkeit in alle erdenklichen Richtungen - aber immer auch im Zusammenhang mit dem Horizont und dem Meer, das ich als urgefühlig empfinde.
Die Kunstlehrerin ist bedeutsam. Sie kommt real kaum vor, am Ende dann nur noch als Stimme. Für mich ist sie ein Bild für eine innere Stimme in Beck, die ihn ermutigt, entgegen einer anderen, die Zweifel bringt. Greta. Auch ein Bild, eine andere Seite in Beck. Da ist diese Zerrissenheit in ihm. Es ist seine Entscheidung, was er aus sich un seinem Leben macht, aber er ist irgendwann zu kaputt, um zu reagieren und seinen Weg zu gehen, das, was in ihm lebt an Potenzial in die Hand zu nehmen und etwas für sich und die Welt daraus zu formen. Das ist traurig, ja, dann macht es mich aber auch wütend. Irgendwie. Ich meine diese eine Sache isoliert betrachtet. Wenn ich Becks Erfahrungen mit dem Leben miteinbeziehe, verhält es sich wieder anders. Sein Kaputt-sein hat Gründe und er ist kein Kämpfer, er ist sensibel, er ist an den negativen Erfahrungen in seinem Leben zerbrochen.

Municat hat Folgendes geschrieben:
Klar bedienst Du hier Klischees, aber eben nicht auf eine plumpe Art, sondern mit Hintergedanken.


Du hast erkannt, worauf ich hinauswollte. Das lässt mein Herz hüpfen. Smile

Municat hat Folgendes geschrieben:
Beck bekommt die positiven Aspekte nicht gepackt und festgehalten. Da sehe ich das Thema. Anspruchsvoll ist der Text auch. Du nennst seine psychischen Probleme nicht beim Namen (er würde bestimmt auch abstreiten, dass er welche hat), beschreibst Symptome und Auswirkungen aber sehr genau.


Du erkennst Becks psychische Erkankung. Klasse. Ich freu mich. Also nicht für Beck, sondern weil ich mich durch dich gerade verstanden fühle.

Municat hat Folgendes geschrieben:
Punkte vergebe ich erst, wenn ich alle Beiträge kommentiert habe.

EdiTier
2 Punkte


Fantastisch. Vielen Dank für die Punkte, den ausführlichen Kommentar und das intensive Lesen.

Liebe Grüße
Heidi
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Beitrag09.02.2019 23:19

von Heidi
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Hallo Eredor,

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Das ist die erste Geschichte, bei der ich mit voller Überzeugung und ohne jeden Zweifel sagen kann: Ja, hier wurde die Zeitraffungs-Vorgabe sinnvoll umgesetzt. Und zwar so sinnvoll, dass sie eins mit dem Text wird, dass sie ein Leben als Psychogramm erzählt - in authentischen, satten Bildern.


hui, danke für diese Worte. Bei dir ist also angekommen, worauf ich hinauswollte.

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Zu kritisieren habe ich das Ende, obgleich ich verstehe, warum es in der Dramaturgie des Textes so eintreten muss, um das Leben zu beenden. Ich finde die Faschingsszene noch gut, das Kind wird hinter der Teufelsmaske zum Täter, wird Teil seiner (vermutlich nur schwach vorhandenen) Erinnerungen, als er 3 Jahre alt war. Dazwischen - dazwischen ist mir zu schwach ausgeprägt, warum Beck, der ja stellenweise ein echt normaler Typ zu sein scheint, in der Hochzeitsnacht mit Isolde so ausrastet. Das ist für mich psychoanalytisch nicht mehr erklärbar mit den Informationen, die ich aus dem Text erhalte. Wenn dich eine Maske so sehr prägt, dass du sie sogar zur Hochzeit mitnimmst, dann hat sie auch einen sehr hohen Stellenwert in deinem Leben. Und um den kommst du nicht herum, das äußert sich entweder in Gedanken, Handlungen oder zumindest Träumen. Einen solchen fortwährenden Bezug hätte ich mir gewünscht, um das Ende realistischer erscheinen zu lassen.


Ich kann deine Kritik nachvollziehen. Vor allem, was das Ende betrifft. Obwohl ich schwanke. Mal denke ich, der Text wäre ohne Suizid besser, dann aber wieder nicht. Ich müsste es schlicht ausprobieren und eine andere Version verfassen. Wer weiß, vielleicht geschieht das tatsächlich mal.
Warum Beck nach der Hochzeit dermaßen ausrastet, nachdem ihn Isolde wegen der Teufelsmaske "zurückweist", hat Nihil sehr treffend beschrieben. Seine Gedanken dazu sind beinahe deckungsgleich mit meinen. Beck denkt (unterbewusst, weil er sich im Grunde nicht mehr daran erinnert), alle Frauen ticken so wie Greta. Sie wollen genauso Sex haben. Auch (oder gerade) ein verdrängtes Erlebnis prägt und beeinflusst das restliche Leben.

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Aber weißt du was? Gibt trotzdem Punkte. Genug.


Und dann gleich so viele. Ich bin hocherfreut. Dankeschön dafür und für den Kommentar.

Liebe Grüße
Heidi
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Beitrag10.02.2019 10:23

von Eredor
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Zitat:
Warum Beck nach der Hochzeit dermaßen ausrastet, nachdem ihn Isolde wegen der Teufelsmaske "zurückweist", hat Nihil sehr treffend beschrieben. Seine Gedanken dazu sind beinahe deckungsgleich mit meinen. Beck denkt (unterbewusst, weil er sich im Grunde nicht mehr daran erinnert), alle Frauen ticken so wie Greta. Sie wollen genauso Sex haben. Auch (oder gerade) ein verdrängtes Erlebnis prägt und beeinflusst das restliche Leben.



Aber das ist es ja: Eine so fundamentale Programmierung im Unterbewusstsein* "zündet" wesentlich häufiger als bei der Hochzeit. Sex-Szenen in Filmen, Pornografie, Erzählungen seiner Mitmenschen,...es gäbe tausende Brandherde in der Welt, in der wir heute leben. Ich kritisiere lediglich, dass die Konfrontation mit Becks "Fehlschaltung" dramaturgisch bis zum Ende hin aufgeschoben wurde, damit sie sich in einem Suizid entladen kann. Denn dadurch wird der Charakter nicht mehr authentisch, sondern eine Funktion der Autorin. Spätestens bei der Szene im Kindergarten hätte die Kindergärtnerin erst Kontakt zur Schwester, dann zu einer Psychologin / einem Psychologen aufgenommen. Sprich: So ein Charakter, wie Beck ihn hat, der geht niemandem 30 Jahre durch die Lappen, und wenn doch, dann ist das ein Zufall, der innerhalb der Geschichte auf irgendeine Art und Weise begründet werden muss. Das verdrängte Erlebnis an sich kritisiere ich nicht - ich kritisiere nur, dass die Verdrängung, um die es in diesem Text hauptsächlich geht, zugunsten der Spannung selbst verdrängt wurde. Verstehst du, was ich meine?



*Zumal ich sogar anzweifeln würde, dass es sich hier um ein unterbewusstes Problem handelt: Er nimmt diese Maske mit zur Hochzeit, er wird sich also schon etwas dabei gedacht haben. Er wird sich das vor sich selbst legitimieren müssen, und diese Legitimation vor sich selbst findet nicht statt. Daher sehe ich diese Maske, dieses Handeln, unter diesem Punkt als ganz klar und deutlich bewusst.


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Beitrag10.02.2019 22:28

von Heidi
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Hallo Eredor,

schön, dass du noch mal hier vorbeigeschaut hast.

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Warum Beck nach der Hochzeit dermaßen ausrastet, nachdem ihn Isolde wegen der Teufelsmaske "zurückweist", hat Nihil sehr treffend beschrieben. Seine Gedanken dazu sind beinahe deckungsgleich mit meinen. Beck denkt (unterbewusst, weil er sich im Grunde nicht mehr daran erinnert), alle Frauen ticken so wie Greta. Sie wollen genauso Sex haben. Auch (oder gerade) ein verdrängtes Erlebnis prägt und beeinflusst das restliche Leben.



Aber das ist es ja: Eine so fundamentale Programmierung im Unterbewusstsein* "zündet" wesentlich häufiger als bei der Hochzeit. Sex-Szenen in Filmen, Pornografie, Erzählungen seiner Mitmenschen,...es gäbe tausende Brandherde in der Welt, in der wir heute leben.


Stimmt, im Grunde hätte die Maske bzw. Becks Trauma schon eher Thema sein müssen. Ich merke insgesamt, dass ich noch nicht in der Lage bin/war, in aller Tiefe im Zeitraffer zu schreiben. Mir scheint auch, dazu ist die von mir gewählte Erzählart nicht geeignet. Ich hätte für zehntausend Zeichen dann deutlich knapper formulieren müssen, um noch mehr Szenen aus Becks Leben miteinzuflechten. Und ich kann mich noch gut an das Gefühl erinnern, nachdem ich die letzte Überarbeitung vorgenommen hatte. Es fühlte sich an als wärs zu wenig, zu wenig für ein ganzes Leben. Der Leser/die Leserin muss schließlich den Rest irgendwie füllen und das bei nur wenigen Anhaltspunkten.

Eredor hat Folgendes geschrieben:

Ich kritisiere lediglich, dass die Konfrontation mit Becks "Fehlschaltung" dramaturgisch bis zum Ende hin aufgeschoben wurde, damit sie sich in einem Suizid entladen kann. Denn dadurch wird der Charakter nicht mehr authentisch, sondern eine Funktion der Autorin.


Zwar hat die Autorin diese aufgeschobene Dramaturgie nicht bewusst eingesetzt, aber ich verstehe, was du meinst und Unbewusstheit macht die Sache nicht besser. Das ist etwas, das ich, falls ich überarbeite - mit mehr Zeichenfreiraum dann - berücksichtigen werde, um das Beste rauszuholen aus dem Stoff. Die Authentizität meiner Figuren ist mir sehr wichtig.

Eredor hat Folgendes geschrieben:

Spätestens bei der Szene im Kindergarten hätte die Kindergärtnerin erst Kontakt zur Schwester, dann zu einer Psychologin / einem Psychologen aufgenommen. Sprich: So ein Charakter, wie Beck ihn hat, der geht niemandem 30 Jahre durch die Lappen, und wenn doch, dann ist das ein Zufall, der innerhalb der Geschichte auf irgendeine Art und Weise begründet werden muss.


Dem fett Markierten möchte ich widersprechen. Es wäre schön, wenn das immer so laufen würde - und gewiss tut es das auch da und dort, vor allem in "angenehmen" Stadtteilen. Leider verdrängen laut meinen Erfahrungen in sozialen Brennpunkten pädagogische Fachkräfte oftmals, was sie da vor sich haben. Es wird zu viel weggeschaut, vermutlich aus Hilflosigkeit, auch Personalmangel, gerade wenn es sich um auffällige Kinder handelt, die kaum oder nur mit erhobener Stimme auf Ansprachen reagieren und/oder befremdliches Spielverhalten zeigen. Wird dann bei den ganz krassen Fällen doch mit den Eltern gesprochen, wollen die in der Regel nichts von Psychologen wissen (vom Jugendamt, das auch Hilfe anbietet, schon gar nicht).
Ich erlebe das gerade hautnah sozusagen und kann als Praktikantin kaum etwas daran ändern. Es handelt sich um ein riesengroßes gesellschaftliches Problem, das in den nächsten Jahrzehnten sicherlich Folgen haben wird, die uns alle betreffen. Das zu verarbeiten war Ausgangspunkt der Geschichte.

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Das verdrängte Erlebnis an sich kritisiere ich nicht - ich kritisiere nur, dass die Verdrängung, um die es in diesem Text hauptsächlich geht, zugunsten der Spannung selbst verdrängt wurde. Verstehst du, was ich meine?


Ich glaube, ich verstehe was du meinst. Witzig ist aber, dass ich beim Schreiben überhaupt nicht an einen Spannungsaufbau gedacht habe. Ich schreibe immer sehr unbewusst, im Fluss (anders geht das bei mir nicht). Sprich: Ich weiß anfangs noch gar nicht, wie das Ding endet. Das hat Vor- und Nachteile. In diesem Fall kommt dann zum Schluss alles an Drama raus, was ich mittendrin hätte einflechten können. So verstehe ich deine Worte.


*Zumal ich sogar anzweifeln würde, dass es sich hier um ein unterbewusstes Problem handelt: Er nimmt diese Maske mit zur Hochzeit, er wird sich also schon etwas dabei gedacht haben. Er wird sich das vor sich selbst legitimieren müssen, und diese Legitimation vor sich selbst findet nicht statt. Daher sehe ich diese Maske, dieses Handeln, unter diesem Punkt als ganz klar und deutlich bewusst.


Vielen Dank für die weiteren Gedanken zum Text. Ich merke, ich bekomme dadurch tatsächlich Bock, mich noch mal ranzusetzen und zu feilen.

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Traumtagebuch
Beitrag11.02.2019 20:23

von Eredor
Antworten mit Zitat

Zitat:
Zwar hat die Autorin diese aufgeschobene Dramaturgie nicht bewusst eingesetzt, aber ich verstehe, was du meinst und Unbewusstheit macht die Sache nicht besser. Das ist etwas, das ich, falls ich überarbeite - mit mehr Zeichenfreiraum dann - berücksichtigen werde, um das Beste rauszuholen aus dem Stoff. Die Authentizität meiner Figuren ist mir sehr wichtig.


Das ist wirklich interessant, weil ich mir schon fast sicher war, dass deine Geschichte zumindest im Ansatz geplottet war. Umso erstaunlicher, dass eine so hervorragend ineinanderpassende Geschichte dabei herauskam (ich gehe nämlich von mir aus: ich mache mir auch niemals Gedanken über den Ausgang der Geschichte, bis es...nunja, soweit ist, aber ich hätte so etwas wie du auf gar keinen Fall hinbekommen. Nochmal Hut ab).
Ich hätte nicht "Autorin", sondern Erzähler schreiben sollen. Tut mir leid, das ist mir entgangen - ich meinte de facto auch "Erzähler", nicht dich als Person.

Zitat:
Dem fett Markierten möchte ich widersprechen. Es wäre schön, wenn das immer so laufen würde - und gewiss tut es das auch da und dort, vor allem in "angenehmen" Stadtteilen. Leider verdrängen laut meinen Erfahrungen in sozialen Brennpunkten pädagogische Fachkräfte oftmals, was sie da vor sich haben. Es wird zu viel weggeschaut, vermutlich aus Hilflosigkeit, auch Personalmangel, gerade wenn es sich um auffällige Kinder handelt, die kaum oder nur mit erhobener Stimme auf Ansprachen reagieren und/oder befremdliches Spielverhalten zeigen. Wird dann bei den ganz krassen Fällen doch mit den Eltern gesprochen, wollen die in der Regel nichts von Psychologen wissen (vom Jugendamt, das auch Hilfe anbietet, schon gar nicht).
Ich erlebe das gerade hautnah sozusagen und kann als Praktikantin kaum etwas daran ändern. Es handelt sich um ein riesengroßes gesellschaftliches Problem, das in den nächsten Jahrzehnten sicherlich Folgen haben wird, die uns alle betreffen. Das zu verarbeiten war Ausgangspunkt der Geschichte.


Vielleicht - wieder ein mal - bin ich von mir ausgegangen, bzw. von meinen KomilitonInnen und mir, von unseren DozentInnen,...
Wäre ich diese Kindergärtnerin gewesen und mir fasst ein Kind mehrfach in den Schritt, während es eine Teufelsmaske trägt, herumrennt, andere Kinder als "Fickerin" beschimpft, um danach zitternd am Boden zu sitzen --- wie kann man da denn nicht reagieren? Ich würde versuchen, mit dem Kind zu reden, mit meinen KollegInnen zu reden, mit der Schwester zu reden, jedenfalls wäre es für mich eines der wichtigsten Dinge überhaupt, herauszufinden, was sich in diesem Kind abspielt und Maßnahmen abzuleiten, wie ich zu ihm durchdringen kann. Vielleicht lässt das nach, wenn man schon lange diesen Alltag hat; aber gerade bei Becks Fall fällt es mir wirklich, wirklich schwer zu glauben, dass niemand eingegriffen hätte. Dass die Schwester allerdings abblockt und von einem Psychologen wissen will, das hätte ich wieder für wahrscheinlicher gehalten.

Zitat:
Vielen Dank für die weiteren Gedanken zum Text. Ich merke, ich bekomme dadurch tatsächlich Bock, mich noch mal ranzusetzen und zu feilen.


Ein größeres Kompliment kannst du mir gar nicht machen. Danke! Falls du dich wirklich mal ransetzt (falls der Text wichtig genug ist; ich kann nur Texte überarbeiten, die mich persönlich treffen, von deren Thema ich besessen bin), wäre ich froh über die überarbeitete Fassung. smile extra

LG Dennis


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Der goldene Durchblick


Beitrag17.02.2019 12:07

von Heidi
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Eredor hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Zwar hat die Autorin diese aufgeschobene Dramaturgie nicht bewusst eingesetzt, aber ich verstehe, was du meinst und Unbewusstheit macht die Sache nicht besser. Das ist etwas, das ich, falls ich überarbeite - mit mehr Zeichenfreiraum dann - berücksichtigen werde, um das Beste rauszuholen aus dem Stoff. Die Authentizität meiner Figuren ist mir sehr wichtig.


Das ist wirklich interessant, weil ich mir schon fast sicher war, dass deine Geschichte zumindest im Ansatz geplottet war. Umso erstaunlicher, dass eine so hervorragend ineinanderpassende Geschichte dabei herauskam (ich gehe nämlich von mir aus: ich mache mir auch niemals Gedanken über den Ausgang der Geschichte, bis es...nunja, soweit ist, aber ich hätte so etwas wie du auf gar keinen Fall hinbekommen. Nochmal Hut ab).


Danke für die anerkennenden Worte. Smile
Mich erstaunt es auch immer wieder, dass meine Geschichten am Ende dann irgendwie einen Sinn ergeben. Diesen Text habe ich sehr seltsam begonnen. Ich habe mich rangesetzt an den Laptop, ich habe ein Word-Dokument geöffnet, habe das leere Blatt angestarrt, wusste nicht so recht wie ich beginnen soll. Einziger Gedanke: Ich will eine Lebensraffung schreiben. Thema und Motto hatte ich im Innern und dann habe ich den ersten Satz aufgeschrieben, der mir in den Sinn kam. Das ist nach wie vor derselbe erste Satz, der da noch immer steht. Auf diesen Satz baut der komplette Text auf. Er hat die Figur Beck erschaffen.

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Ich hätte nicht "Autorin", sondern Erzähler schreiben sollen. Tut mir leid, das ist mir entgangen - ich meinte de facto auch "Erzähler", nicht dich als Person.


Okay. Ich hab das auch nicht persönlich genommen.

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Dem fett Markierten möchte ich widersprechen. Es wäre schön, wenn das immer so laufen würde - und gewiss tut es das auch da und dort, vor allem in "angenehmen" Stadtteilen. Leider verdrängen laut meinen Erfahrungen in sozialen Brennpunkten pädagogische Fachkräfte oftmals, was sie da vor sich haben. Es wird zu viel weggeschaut, vermutlich aus Hilflosigkeit, auch Personalmangel, gerade wenn es sich um auffällige Kinder handelt, die kaum oder nur mit erhobener Stimme auf Ansprachen reagieren und/oder befremdliches Spielverhalten zeigen. Wird dann bei den ganz krassen Fällen doch mit den Eltern gesprochen, wollen die in der Regel nichts von Psychologen wissen (vom Jugendamt, das auch Hilfe anbietet, schon gar nicht).
Ich erlebe das gerade hautnah sozusagen und kann als Praktikantin kaum etwas daran ändern. Es handelt sich um ein riesengroßes gesellschaftliches Problem, das in den nächsten Jahrzehnten sicherlich Folgen haben wird, die uns alle betreffen. Das zu verarbeiten war Ausgangspunkt der Geschichte.


Vielleicht - wieder ein mal - bin ich von mir ausgegangen, bzw. von meinen KomilitonInnen und mir, von unseren DozentInnen,...
Wäre ich diese Kindergärtnerin gewesen und mir fasst ein Kind mehrfach in den Schritt, während es eine Teufelsmaske trägt, herumrennt, andere Kinder als "Fickerin" beschimpft, um danach zitternd am Boden zu sitzen --- wie kann man da denn nicht reagieren? Ich würde versuchen, mit dem Kind zu reden, mit meinen KollegInnen zu reden, mit der Schwester zu reden, jedenfalls wäre es für mich eines der wichtigsten Dinge überhaupt, herauszufinden, was sich in diesem Kind abspielt und Maßnahmen abzuleiten, wie ich zu ihm durchdringen kann. Vielleicht lässt das nach, wenn man schon lange diesen Alltag hat; aber gerade bei Becks Fall fällt es mir wirklich, wirklich schwer zu glauben, dass niemand eingegriffen hätte. Dass die Schwester allerdings abblockt und von einem Psychologen wissen will, das hätte ich wieder für wahrscheinlicher gehalten.


Becks Geschichte ist, wie ich an anderer Stelle auch schon sagte, überzeichnet, er als Figur, auch die anderen Figuren, auch die Handlung selbst. Es ist ja schon seltsam, dass Beck mit dieser Teufelsmaske zur Kita geht. Klar wäre vermutlich jede Erzieherin erschrocken darüber, auch darüber, wenn ihr ein Kind zwischen die Beine fasst und Kraftausdrücke dieser Art in den Mund nimmt. Die natürliche Konsequenz wäre, sich darüber Gedanken zu machen, was mit dem Kind los ist. Ich habe dieses Bild bewusst eingesetzt, um durch Übertreibung darzustellen, wie oft Auffälligkeiten einfach "übersehen" werden. Zum Beispiel Kinder mit einer Tendenz zur Hyperaktivität, Kinder, die nichts anderes spielen, als sich etwa Waffen zu bauen (das gibts, ich erlebe das gerade sehr intensiv). Von den Erziehern und Soialpädagogischen Assistenten kommt dann immer die Rüge: Hör auf, dir eine Waffe aus Duplo-Steinen zu bauen! Hör auf zu schießen, zu schmeißen, zu hauen, rase nicht herum! Sei nicht so laut! (alles in genervtem, rügendem Ton). Klar, es ist ein weiblich dominierter Beruf, Frauen können Kämpfe nicht ausstehen, ich auch nicht. Diese Kinder, überwiegend Jungs, versuchen aber, wenn man sie näher betrachtet, mit ihnen kommuniziert, einfach nur zu verarbeiten, was sie außerhalb der Kita erleben. Fernsehen. Sie gucken im Fernsehen, Ninjago, sie gucken Star Wars, sie gucken Spider Man (ein Junge letztens zu mir, mit verhaltenem Kichern: Bei Spider Man, da haben sich die beiden geküsst). All das muss ein so kleiner Organismus erst mal verarbeiten, logisch, dass das im Spiel geschieht. Von außen kommt die Rüge, von außen kommt die Ansage: Das, was du machst, ist falsch. Aus kindlicher Perspektive betrachtet bedeutet das: Du bist flasch. Dabei macht das Kind doch nur, was natürlich ist. Seine Welt verarbeiten, das was es erlebt. Im Grunde müsste man das aufgreifen, ihm einen angemessenen Raum bieten, um zu verarbeiten (mit Pfeil und Bogen schießen, sich mit dem alten Rom beschäftigen oder so was), aber das wäre mit Anstrengung verbunden, man müsste den natürlichen Ablauf durchbrechen und auch den anderen Kindern, die vielleicht lieber Vater-Mutter-Kind spielen, ebenfalls nebenbei gerecht werden, und man müsste in der Lage sein, den Urgrund des Verhaltens der Kinder überhaupt erst mal herauszufinden. So weit kommt es aber gar nicht erst, weil unbequem. Leichter ist es, zu schimpfen und das Kind als Störenfried einzustufen. Später gibts dann Ritalin, weil in der Schule muss man dann ruhig sitzen. Ach, scheiße, ich schweife ab. Was ich wagen will:
Diese Mechanismen wollte ich ausdrücken, klar im Extrem, weil Beck eben extreme Erlebnisse hat, die er verarbeiten muss. Sicherlich ist das schwer zu glauben, dass niemand eingegriffen hätte. Das sehe ich wie du. Vielleicht ist es zu übertrieben. Dann aber ist vielleicht auch die Geburt am Strand, mit toter Mutter und dem Stoßgebet zu übertrieben. Ich weiß es nicht. Ich werde noch mal darüber nachdenken.

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Vielen Dank für die weiteren Gedanken zum Text. Ich merke, ich bekomme dadurch tatsächlich Bock, mich noch mal ranzusetzen und zu feilen.


Ein größeres Kompliment kannst du mir gar nicht machen. Danke! Falls du dich wirklich mal ransetzt (falls der Text wichtig genug ist; ich kann nur Texte überarbeiten, die mich persönlich treffen, von deren Thema ich besessen bin), wäre ich froh über die überarbeitete Fassung. smile extra


Doch, ich bin von dem Thema besessen. Gerade Verlierer wirken wie Magneten auf mich. Es wird sicherlich etwas dauern (bin gerade viel-beschäftigt) vielleicht auch Monate, aber ich werde überarbeiten und den Text dann hier reinstellen. Dann freu ich mich, wenn du noch mal drüberliest. smile

Liebe Grüße
Heidi

An alle Rest-Kommentatoren: ich werde versuchen, bald eure Kommentare zu beantworten. Keine Ahnung wann, aber es kommt noch was für jeden.
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag18.02.2019 21:30

von Heidi
Antworten mit Zitat

Liebe MoL,

MoL hat Folgendes geschrieben:
Böse, böse, lieber Inko, aber auch verflixt gut geschrieben! Mein Platz 3. Smile


sehr schön, Platz drei. Smile Verflixt gut geschrieben hör ich natürlich gerne.
Böse, na ja, das kommt wohl darauf an, wie man Becks Schicksal betrachtet.

Danke für den Kommentar und die vielen Punkte.

Liebe Grüße
Heidi
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