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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 01/2019
Hamburg 19441945

 
 
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag26.01.2019 22:42

von MoL
Antworten mit Zitat

Glückwunsch! Jetzt aber nochmal: wieso 1944/45, wenn es doch schon Handys gibt? Oder habe ich da einen Übergang/Wechsel nicht geschnallt verstanden?

_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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UtherPendragon
Eselsohr
U


Beiträge: 402



U
Beitrag27.01.2019 18:40

von UtherPendragon
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Hallo Mol,

ich verweise mal auf meinen Beitrag zuvor. Ich kam mir ziemlich schlau vor, als ich diesen Titel fand, aber inzwischen betrachte ich ihn leider auch eher als Nebelkerze:)

Cheerio:-


_________________
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UtherPendragon
Eselsohr
U


Beiträge: 402



U
Beitrag05.02.2019 01:59

von UtherPendragon
Antworten mit Zitat

@ Heidi


Zitat:
Sprachlich finde ich den Text sehr ausgereift, auch die Bilder sind individuell, obwohl manche davon etwas zu viel sind. Ich meine damit, dass es meinem Empfinden nach Bilder gibt, die der Text nicht gebraucht hätte, die dann im Raum schweben, ohne, dass sie sonderliche Wirkung haben. Das liegt sicherlich auch daran, dass das eine oder andere Bild nicht so subtil ist, wie meine Lesevorliebe das wünscht.
Auch in deinem Text spielen sich die Dehnungsszenen an einem Ort ab, es gibt keine Abwechslung in ferne Länder. Hier passieren viele Dinge, dramatische Begebenheiten verschiedener Personen. Was mir positiv auffällt: Deine Figuren fließen ineinander über und es ist erst mal nicht erkennbar (für mich wars das jedenfalls erst mal nicht), dass es sich um unterschiedliche handelt. Das löst in mir Folgendes aus: Ich denke dann, diese Figuren, man könnte sie vielleicht austauschen, vielleicht sind sich der Backwarenverkäufer und der Kiffer oder den Pizzaverkäufer, oder die Person auf dem Balkon in Altona, ähnlich im Inneren. Es gibt also eine allgemeinmenschliche Seite, die gezeigt wird. Die jeweilige Situation könnte jeden betreffen, so lese ich den Text. Im Grunde passiert ja auch nicht sehr viel, die Handlungen sind reduziert dargestellt, die Sprache vermittelt aber (unter anderem) diese innere Zusammengehörigkeit der Figuren, die ineinander überfließen.
Mehr weiß ich im Moment nicht dazu zu sagen. Später dann.
Auf alle Fälle könnte es sein, dass der Text Punkte bekommt.


Ich kann die Konturen deiner Rezeption sehr gut nachvollziehen und im Einzelnen vielleicht sogar, welche Wortmalereien zu einem kryptischen ersten Eindruck geführt haben. Tatsächlich lag eine große Schwierigkeit darin, nicht aus dem Subtilen in den Kitsch zu springen, da muss man sich hin und wieder absurde Sachen überlegen.

Die humanistische Interpretation gefällt mir und ist sicherlich einerseits einem solidarischen Gefühl als Mensch geschuldet, das man hat oder gern hätte oder gern von anderen hätte. Wie schon angeführt gefällt mir die Vorstellung, die Stadt als panurbanen Organismus zu begreifen, ohne die Perspektive des Einzelnen der eines Panoramas unterzuordnen. Das war ein Grundgedanke, der bereits vor dem Verfassen des Textes feststand.

Weiterhin vertiefte ich mich  in das Gedicht von Ingeborg Bachmann. Die Antike-Reminiszenzen auf Odysseus knüpfen an ein panliterarisches Narrativ an, das sich durch die Jahrtausende zieht und das Motiv des Abschieds wie ein Gefäß umschlossen hält. Im Großen und Ganzen habe ich, so gut es ging, dieses Motiv in verschiedenen Figuren gesucht und dann versucht, über den gemeinsamen, körperähnlichen Rahmen der Stadt hinweg als Vergänglichkeit per se zu inszenieren. Wenn es den Geflüchteten nach Ithaka zieht, ist für mich eine gemeinsame kulturelle Grundlage vordefiniert; da wo der Mythos wohnt spätestens. Und dass die Wiege der Zivilisation zwischen Euphrat und Tigris liegt, ist ein fruchtbarer Gedanke für eine humanistische Denke.

Wie gesagt freue ich mich, dass mir deiner Meinung nach die Minutendehnung gelungen ist.

@Mardii
Zitat:
Am Titel rätsele ich, ob es sich um die Angabe von Jahreszahlen 1944/1945 handelt, aber da es sich nicht um einen Fehler handelt, glaube ich das nicht. Stilistisch sehr gut geschrieben, es könnte die Biographie einer Stadt sein, aber auch das Thema Minuten in einer Stadt.


Diese Zahlen würde ich so nicht wieder als Titel wählen, weil sie einen zu weiten Interpretationsraum öffnen und, zugegeben, der Titel auf seine Weise doch recht billig ist. Leider konnte ich der Minute am Abend kurz vor Acht, die numerisch deckungsgleich mit den letzten Kriegsjahren ist, in denen Hamburg in Schutt und Asche gelegt wurde, nicht widerstehen.

Die Biographie einer Stadt bedeutete für mich einen anderen temporären Rahmen, als ich ihn geplant hatte. Aber das wäre auch ein interessanter Ansatz; könnte schnell ganz schön surreal werden.

@firstoffertio

Zitat:
Hier werden mit Du mehrere Menschen angesprochen, die passieren, in Hamburg. (Schönes Wortspiel). Sie sind austauschbar.

Erst war ich unsicher: Minutentext, Lebenstext. Ist doch ersteres..

Der Text erscheint zugleich gedehnt und gerafft. Er ist schnell, erfordert aber Zeit zum Lesen.

Sicher E: Ungefügig, vielschichtig, inhaltlich anspruchsvoll.

Schlüsselsatz:

Zitat:
An allen Ein- und Ausgängen des Bahnhofs hast Du Dich vertauscht;


Lieblingssatz:

Zitat:
Weiter kann ja niemand laufen, als dass er bis zu den Knien nass ist.



Einige Absätze hätte ich gerne gehabt. Und letztlich bleibt mir, auch oder gerade nach mehrmaligem Lesen trotz der anklingenden Sozialkritik, nicht viel, worüber ich weiter nachdenke. Mehr so was wie: Ja, so ist das (heute) (in einer Großstadt).

Aber das Bild ist gut gemalt.



Das war, denke ich, ein Vorteil dieses Entwurfs, dass nicht sofort klar sein musste, welche der beiden Wettbewerbsvorgaben hier erfüllt werden sollte. In diesem Spiel mit dem Lyrischen Du (welches Ingeborg Bachmann ja auch gern verwendete) wäre aber sicherlich noch viel mehr möglich gewesen. Das wäre auch sehr reizvoll, einfach einen Text zu schreiben, in dem je nach Lesart beide Wettbewerbsvorgaben erfüllt sind.

Schön, dass dir dieselben Sätze wie mir gefallen. Bei anderen muss ich inzwischen aufstöhnen.

Es gelingt mir leider (?) nicht in Geschichten, die im urbanen Raum angesiedelt sind, die Sozialkritik völlig außenvorzulassen. Das führt dazu, dass man ästhetisches Potential verschenkt, aber man gewinnt auch anderes dazu. Manchmal wird's flach, aber manche Zustände sind auch so offensichtlich falsch, dass sogar der Kritik daran die Tiefe abgeht.

Sorry nochmal für die fehlenden Absätze. Dieses Kopfschmerz-Format ist wirklich meinem geistigen Dünnrotz geschuldet.

Und danke für das Lob zum Schluss:)

@d.frank
Zitat:
Toll smile

Was auch immer der Titel zu bedeuten hat. Wie lange gibt es Foodora schon?
19,44 bis 19,45? Bomben und Kriegsende?
Ja, ich hab das recherchiert. Embarassed Vielleicht hätte ich ins Detail gehen müssen, für den Moment halte ich mich an den Text, den ich mehrmals, aber gerne gelesen habe, weil er mich nicht um des Verwirrens wegen und mit all seinen namentlich genannten Fremden verwirrt. Die Du-Ansprache (irgendwo hatte ich mal gelesen, das wäre eine Kür und ginge meistens in die Hose) ist absolut passend gewählt, um diese Stimmung zu transportieren, die sich einstellt, wenn man sich auf dieses Körperlose einlässt und dann wird es, als springe man selbst beim Lesen in all diese Menschen und sähe minutenlang aus ihren Augen, denke ihre Gedanken und das nur, damit man diese Einsamkeit/Verlorenheit zu fühlen bekommt, die sie alle minutenlang anregt oder angeregt hat, ohne dass sie sie wirklich greifen hätten können.
Irgendwie ist die Stadt hier die Menschen, die Menschen sind die Stadt.

Lieblingssatz:
Zitat:
Das blaue Licht arbeitet sich in den Schmutzprismen der Eiszapfen ab wie ein Sekundenzeiger.


Ich mag auch das Weiterdenken, wie alles hier fort will und worauf man das beziehen kann. Kurzum: Ich mag diesen Text als Gesamtpaket und er kommt auf meine Favoritenliste.


Edit:
Hier also die persönliche Nummer Zwei. Zuerst standen hier die vollen zwölf Punkte, aber die hat ein anderer Text dem Hamburg streitig gemacht. Ein bisschen spielte hinein, dass der Text wirklich atemlos ist und dass er deshalb nicht wirklich gedehnt erzählt. Weil das als einzige Begründung aber so grundsätzlich wirkt, ich kein Freund von starren Regeln bin, auch der andere Text so ein bisschen schummelt und ich das Konstrukt der Stadt in den Menschen, den Menschen in der Stadt an sich gewagt und gelungen finde, muss ich noch weiter ausholen, damit meine Entscheidung nicht linientreu wirkt. Das, was den Text ausmacht und ihn in seiner Technik positiv von anderen abhebt, ist leider auch gleichzeitig das, was ihn im Vergleich ein bisschen wie Fastfood wirken lässt. Der Text ist gezwungenermaßen schnell konsumiert, das liegt hier in der Natur der Sache, weil der Text ja die Gleichzeitigkeit darstellen will. Das ist ihm auch gut gelungen! Aber letztendlich ist diese schnelle Bilderfolge auch Auslöser dafür, dass man nur für diesen einen Moment, diese eine Minute in den Text eingespannt ist. Beim Zurückkehren und Wiederlesen gibt es nicht mehr viel entdecken, es stößt keine Fragen an. Deshalb habe ich den Text um einen Platz nach unten verschoben. Grundsätzlich Wink bewundere ich noch immer die Technik und das Wagnis, dieses gleichzeitige Sein und nicht Sein eingefangen zu kriegen.


Nummer zwei ist eine tolle Sache; ich erahne, dass wir in Sachen Prosa ohenhin einen ähnlichen Geschmack teilen, aber sei's drum - hier möchte ich noch ein paar Dinge erwidern.

Ich bin nur aufgrund von Bachmanns Texten auf die Idee gekommen, die Du-Ansprache zu wählen und sie erst ermöglichte mir die Synthesen, welche im Text angelegt sein sollten und die ja zumindest zum Teil auch erfolgreich einer Prüfung standgehalten haben (was mich sehr glücklich gemacht hat).

Die Figuren kenne ich zum Teil von meinen Flanerien, sie stehen in einem lebendigen Kabinett und haben sich ein bisschen ausschmücken lassen. Und es macht mir gar nichts, dass sie sich auch wie FastFood konsumieren lassen, weil das auf irgendeiner abgefahrenen MetaEbene auf die Thematik des Textes rekuriert (zumindest kann ich mir das einreden, und das reicht mir.) Die Atemlosigkeit störte mich selbst hin und wieder, denn wirklich, man kann den Text - insbesondere in dieser unglücklichen Formatierung - wirklich fast nur schnell lesen. Das habe ich auch oft getan, um Stellschrauben zur Entschleunigung zu suchen, denn die Gehetztheit der Figuren sollte ursprünglich nicht auf die Sätze überspringen. Ich musste allerdings einsehen, dass die meisten künstlichen Streckungen genau das waren. künstlich.

Das Wagnis, Sein und Nichtsein einzufangen. Das ist ein schöner Satz mit großer Implikation, aber es gelingt mir nicht so recht, ihn hier anzuwenden. Vielleicht möchtest du ihn mir noch mal irgendwann erklären:)

An dieser Stelle nochmal Glückwünsche an dich.

Zitat:
Hey, endlich mal ein Beitrag aus HH - der hässlichsten Stadt Deutschlands!

Aber ich denke, man sollte das Oberflächliche in Hamburg noch deutlicher hervorarbeiten: ein riesiger Haufen Scheiße mit Gold überzogen.
Die unerträgliche Arroganz aus Blankenese (Sylt Bussi-Bussi), gepaart mit dem wahren, zahnlosen Gesicht der Hansestadt am Hauptbahnhof oder dem Hansaplatz …

Aber schon mal ein verdammt guter Ansatz!


Ich finde Hamburg wirklich schön, aber verkläre damit sowohl die angenehmen als auch abstoßenden Seiten dieses Ganzen, die wie in kaum einer anderen Stadt dichotom und mit feindlicher Fassade zueinander stehen. Es gäbe noch so viel zu sagen und viele Banalitäten über Edelmetalle auf Scheiße auszudrücken.

Ich sehe aber schon, wir verstehen uns.

@Nihil

Zitat:
Das erste, was neben dem ominösen Titel an diesem Text auffällt, ist leider die Fick-dich-Leser-Formatierung, die ich wirklich ärgerlich finde. Nicht an vielen Orten gibt es schließlich so viele Möglichkeiten, auch dem Leserauge einen Gefallen zu tun. Dass alles en bloque dargestellt werden sollte, vielleicht muss, verstehe ich (dazu gleich). Aber mit [ justify] kann man ja zumindest die Auglinie etwas kürzer machen, damit das Auseinanderklambüstern der Dus etwas einfacher fällt. Das ist gerade beim ersten Lesen, und eigentlich auch beim zweiten noch, sprichwörtlich nicht einfach zu erkennen, auf was du mit deinem Beitrag hinaus wolltest. Zumal der Titel Assoziationen an die Jahreszahlen 1944 und 1945 weckt, was ich zunächst als Schlüssel im Hinterkopf hatte – der jedoch nicht passte. Nur auf der Folie der Themenvorgabe lässt sich der Bezug zur Zeitangabe 19:44, 19:45 herstellen. Ich brauche diese Verkomplizierung nicht, weil ich außerdem vermute, dass der Titel auf diese Weise interessant wirken sollte. Den würde ich nochmal überdenken.

Dieser Text am Stück zeigt aber ein personalisiertes Hamburg, das, persönlich adressiert, mal als Obdachloser, mal als verärgerter Kleinbürger, mal als Elbstrand selbst eine Stimme verliehen bekommt. Die Idee finde ich großartig und rechtfertigt auch die Lesefolter, denn wo sollte man einen sinnvollen Schnitt setzen. (Das ginge zwar schon, ich sehe aber auch den inhaltlichen Bezug.) Zudem gibt es großartige Sätze:
Zitat:
Das Schulterblatt behält seine Wärme für sich.
Das ist doch mal ne Metapher für Einsamkeit und fehlende Solidarität.
Genau so finden sich aber ebenfalls teils pathetische, teils unverständliche Sätze. Etwa:
Zitat:
aber der Wodka ist über dem Schraubverschluss noch mit einer Plastikfolie gesichert, die Deine zitternden Finger unmöglich macht.
-> Zitternde Finger machen Plastikfolie unmöglich?
Auch Grau kann eine warme Farbe sein, daran glaubst Du fest. In Deinem Rücken bekämpft es das Weiß der Reichenvillen.
-> Bei solcher platten Gesellschaftskritik bin ich raus. Wie sollte grauer Himmel zudem gegen weiße Fassaden „kämpfen“?
Eine Eitelkeit wie Leiharbeit
-> ???

Leider sitzt nicht alles bombenfest an diesem Text, den ich wirklich mögen will. Die zweite Hälfte des Beitrags lässt mich zudem fast an meiner Interpretation zweifeln, was dem Text dann Punkte kosten würde. Denn dadurch, dass du gewisse Motive wieder aufgreifst, verleihst du der Geschichte zwar Geschlossenheit, die dieses „Du“ für mich fast schon wieder zu konkret werden lassen.
Punkte gibts in jedem Fall.


Auf dich, Nihil, bin ich in Teilen ja schon eingegangen und habe die misslungene Formatierung erklärt. Als Ideal würde ich nun kürzere Zeilen wählen, dennoch alles en bloque.

Der Titel ist mitnichten ein Schlüssel des Textes, sondern eher ein Wurmfortsatz seiner Klangfarben, das stimmt. Ich finde ihn inzwischen sogar in einem Anklang als revisionistisch, das musste nicht sein.

Die Personalisierung dieses Lebensraumes geht auf jeden Fall weiter, als ich hier erklären könnte. Es hilft, sich schreibend ein wenig zurecht zu finden oder sich gar selbst auf die ein oder andere Fährte zu locken. Dies wird zur Problematik, wenn Begriffe wie "Eitelkeit" der Leiharbeit natürlich konkrete Assoziationen bei mir auslösen, aber Leser*innen in die Irre führen. Obwohl ich glaube, dass ich, einen kleinen Bogen schlagend, diese Spitze noch geschliffen bekäme.

Ich finde übrigens schon, dass der graue Himmel gegen weiße Fassaden kämpfen kann. Wenn man an einem solchen Gemischtwettertag den Wolken zusieht, kann man schon an Schlachtgetümmel denken. Dass die mitgetragene Gesellschaftskritik flach ist, ist wohl recht so. Vielleicht liegt es an diesem "Reichen-".

Die zitternden Finger möchte ich verteidigen. Wenn der Drang nach Rausch so gewaltig ist, dass eine Plastikfolie zum größten Feind wird, dann kehren sich die Vorzeichen schon mal um und die zitternden Finger sind unmöglich in einer Welt, in dem man doch ruhige Finger zum Schnapsöffnen bräuchte. Besonders stolz bin ich auf den Satz jetzt aber auch nicht.

Ich finde zum Schluss noch interessant, dass für dich das "Du" zu konkrete Züge annehmen könnte. Entscheidend ist wohl, den Kreis vom konkreten "Du" zum Panorama richtig zu schließen; dann ist m.E. an einem konkreten Du nichts auszusetzen, wenn es sich nur in einem fließenden Übergang wieder auflösen darf. Nach deiner Lesart haperte es wohl hier, deshalb frage ich mich, ob der Text in größerer Länge mit mehr Figuren besser funktionieren würde...

Vielen Dank jedenfalls für deine Gedanken, die angemerkten Sätze treffen zum Teil für mich ins Schwarze. Da sind jedenfalls zwei Stellen, an denen ich auch immer hängen blieb, auch wenn ich eine verteidigte.

@Literättin

Zitat:
Das könnte funktionieren: Das Du wird weiter gereicht zu einer Art Stadtrallye durch Hamburg doch mir erscheint der Text aufgrund des „Zuviel von allem“ wie ein ungünstig vollgepackter Zusammenschnitt aus Sozialkritik und Baedecker. Das könnte funktionieren, wenn sich nicht alles auf einmal in touristischen Adressen drängeln würde. In diesem Gedränge ist mir letztlich zu wenig gestaltet. Das wirkt wie auf ein einziges Mittel gesetzt und heruntergespult bis zum geht nicht mehr. Das strengt an, bringt aber nichts Eigenes in mir zum Schwingen. Phrasen tun dem Text nicht gut: „dem Winter die Klinke in die Hand“, „Scheiße passiert“, „reif für die Insel“. Eine schöne Stelle bleibt beim zweiten Lesen hängen: Grau kann eine warme Farbe sein. Und eine andere: die mit dem Radkurier, dem Suhi, das zurück ins Wasser zu werfen sinnlos wäre und das Fazit mit der umsonst gekauft ersparten Zeit, das hier ganz einfach aber passend eingearbeitet ist. E – ist erfüllt, auch das Thema findet sich. Ein wenig mehr Konzentration, rein gestalterisch, wäre schön gewesen und hätte mehr aus dieser doch spannenden Machart und der Idee mit dem wandernden Du machen können. Die Idee gefällt mir.

P.S.: Ich bringe die Ziffernfolge im Titel nicht unter, ich lese da immer die letzten beiden Kriegsjahre heraus, die aber für den Text bzw. im Text keinerlei Bedeutung haben - es sei denn ich habe ein Brett vorm oder Tomaten auf...


Baedecker... Ich habe an diesem Begriff geknabbert, zu stolz um zu googlen (oder zu faul), bis ich beim Aufräumen einen Schottlandführer in der Hand hielt (freilich war ich nie da, deswegen hab ich ja so einen.) Da musste ich lachen.

Ich mag die Phrasen übrigens, bis auf "reif für die Insel", da ließe ich mit mir reden, obwohl es wieder so schön auf Odysseus anspielt. Das Sushi ist wieder eine Anspielung auf Bachmanns Gedicht - "Wirf die Fische ins Meer" heißt es dort. In Verbindung mit der durchs Bestellen "gekauften Zeit" ergeben sich da ganz absurde Parallelen, mit denen ich gerne gespielt habe und so gleichzeitig meinen Fahrradkurier-fahrenden Freund bei Foodora ins Spiel bringen konnte.

Der Vorwurf, mich im Text nur an touristischen Adressen aufzuhalten, schmeeeerzt. Du hast ja recht, vielleicht ist das der Geschmacksverstärker in d.franks Fingerzeig auf literarisches Fastfood und weil das hier E sein soll, brauchen wir nur noch eine dreistellige Zahl dahinter.

Zur Ziffernfolge hülle ich mich ab jetzt in Schweigen.

Vielen Dank für deine ausgewogene Kritik.

@Tape Dispenser

Zitat:
Vom Ingeborg Bachmann Wettbewerb ist mir ein Satz eines Jurymitglied in Erinnerung geblieben: Wohin will dieser Text? Ich habe ihn drei Mal gelesen und immer noch keine befriedigende Antwort gefunden, dafür aber die Lust verloren, mich weiter mit ihm auseinanderzusetzen. Die Vorgabe finde ich hier nicht erfüllt. Es liest sich wie eine Art Bewusstseinsstrom in Du Form mit sich überlagernden Erzählern. Was der Titel mit dem Text zu tun hat, verstehe ich ebenfalls nicht 1944 1945? Scheint ja Jetztzeit zu sein.


Der Satz ist nicht zufällig von Reich-Ranicki? Das passte zu ihm. Ich bin nicht die Generation, aber Youtube hat mir den Kerl und seine Schnauze doch beigebracht.

Wohin dieser Text will? Weg! Bloß raus und davon, aber doch zurückschauen.

Du sagst leider nicht, welche Vorgabe nicht erfüllt sei.

Dass du ihn dann dreimal gelesen hast, ehrt dich sehr, obwohl er doch genau das mit dir gemacht hat was er selbst wollte: "WEG!"

Insofern Danke und liebe Grüße!

@hobbes

Zitat:
Oha. Der Text wäre mir doch fast durchgerutscht. Ein Du, das absatzlos von einem zum anderen passiert. Nachdem ich es mal verstanden habe (nun ja, ich hoffe, ich habe es verstanden), halte ich das für eine sehr interessante Idee und will es auf jeden Fall noch einmal lesen. Eventuell verstehe ich dann sogar den Titel?

Nein, ich verstehe den Tittel nicht.

Habe den Text jetzt noch mal gelesen und versucht, herauszufinden, wie diese Wechsel passieren. Scheint so, als springst du einfach von einem zum anderen. Hm. Das finde ich dann ein bisschen schwierig. Klar, irgendwie macht es Sinn, einer ist alle und alle sind einer, aber ein bisschen leicht machst du es dir damit auch.
Und na ja, ich weiß nicht, Sätze wie dieser
Zitat:
Das Kommen und Gehen in der Kindertagesstätte rafft sich zu einem Rauschen wie von einem Meer, auf dem Dein Tinnitus nah bei der Küste kreuzt.

da kommt mir dann kurz Geschwurbel in den Sinn.

Hm. Ich fürchte, ich habe irgendwas noch nicht verstanden. Oder auch alles.

...

Tja, Text. Nun kriegst du doch keine Punkte. War aber knapp.


Ich habe auf deinen Text ja schon etwas ausführlicher geantwortet. Ich bilde mir nun wirklich ein, dass er für dich mehr hätte bieten können, wenn ich ihn einfach "Panorama" oder "Panegyrik" genannt hätte.

Anyway, ich kanns verstehen:)

Ganz liebe Grüße.

@a.no-nym
Zitat:


Hallo Inko,
beim Lesen Deines Textes habe ich mir gewünscht, wenigstens eine vage Vorstellung von den beschriebenen Orten zu haben - ich vermute, dass das Ganze dann nochmal eine weitere Dimension hinzugewinnt. Er hat mich aber auch so bei jedem Lesen bewegt und darüber hinaus beschäftigt - und ist einer meiner Favoriten!

Gleichermaßen anstrengend wie reizvoll finde ich die Absatz-Losigkeit des Textes, sprich: die fließenden Übergänge zwischen den verschiedenen Figuren, die sich beim Lesen immer wieder verschieben, einem entgleiten, neu gesucht und gefunden werden wollen. Für mich ein Text mit großer Bildgewalt, der es dennoch schafft, dass ich mich nicht vollständig, sondern nur ein bisschen erschlagen (bzw. getroffen) fühle...

Angesichts des Titels hatte ich zunächst erwartet, in die Zeit zwischen 1944 und 1945 zurückversetzt zu werden. Erst beim Lesen ist mir aufgegangen, dass da wohl ein Blick auf die Uhr hilfreicher ist als einer ins Geschichtsbuch Wink.

Für Text und Inko alles Gute!
Freundliche Grüße
a.


Die Dimensionen einer Stadt sind immer nur erforschbar für jene, die vor Ort sind, solange dieser Lebensraum noch seine vom Konsum abgekoppelten Einzigartigkeiten aufweist. Das sind Gefühle, Erinnerungsteilchen und Emotionen, die buchstäblich auf den Straßen liegen und jedes Partikelchen ist immer ein sehr persönliches. Erfreulich ist, dass die Bewegung, die ja Grundbaustein dieser Stadterfahrung ist, ein bisschen in dich übergehen konnte.

Deine weiteren Punkte sind nachvollziehbar. Wie gesagt, wäre ich mit kürzeren Zeilen wohl weit besser gefahren.

Dir ebenso alles Gute!

@Veith

Zitat:
allo Inko,
erstmal vorweg, ja, sperrig und ungefügig ist er, dieser Text. Was vor allem an der zweite Person-Shan-Perspektive liegt. Das ist schon eine heftige Zumutung zu lesen, zumal man aufgrund des ungebrochenen Fließtextes auch nicht genau ausmachen kann, wann und wo die Sprünge genau stattfinden. Also ja, E ist es wohl, wichtigste obligatorische Vorgabe erreicht und die Besprechung kann ebenfalls ernsthaft weitergehen. Erstmal zur Gr-E-tchenfrage: Was gibt mir dieser Text für mein Leben? Was nehme ich mit? Das ist, muss ich sagen, leider wenig. Es gibt kurze Einblicke in diverse Personen, ich werde durch die Perspektive sogar in deren Haut gezwängt, aber es bleibt alles kurz, an der Oberfläche und von daher nein. Macht aber nix, wer erfüllt hier schon Ansprüche, die man an Weltliteratur stellen könnte?

Was ich gut finde, ist, wie originell du die eine-Minute-Vorgabe gelöst hast. Du reitest nicht lange sinnlos darauf herum, dass es eine Minute ist, was viele andere Texte falsch machen. Somit behält dein Text seine alleinstehende Daseinsberechtigung und wirkt nicht sofort so, als sei er nur geschrieben, um den Wettbewerbsvorgaben zu entsprechen. Das hat mich bei vielen anderen Texten gestört. Ja, so kann man Vorgaben auch umsetzen. Gefällt mir gut und ist eine willkommene Abwechselung.

Die Sprache ist literarisch, bisweilen wunderschöne Metaphern, bisweilen aber auch aufgesetzt-künstlich. Zusammen mit der diffusen Perspektive sorgt es dafür, dass man außenvor bleibt. Gerne gelesen und die Sprache genossen, aber das war's dann auch.

Interessant die eigentliche Themenumsetzung, die sich mir nur in Verbindung mit dem Titel halb erschließt, aber auch das bleibt diffus. Erst hatte ich das für Jahreszahlen gehalten, ging davon aus, der Text spielt zum Jahreswechsel 1944/1945. Passt aber nicht. Dennoch stehen die Jahreszahlen da. Was hat 45, was 44 nicht hatte? Ein Krieg geht zu Ende, ein verheerender, ein Paradigmenwechsel muss stattfinden und ein Neuanfang. Die (un)haltbare Gegenwart eben. Jetzt muss ich das nur noch in den Text reinkriegen. Auch für die Personen ist die Gegenwart unhaltbar, ein Paradigmenwechsel muss her oder ein Neuanfang. Angedeutet in den Überlegungen des Verkaufens, um die Stadt hinter sich lassen zu können. Diesen Aspekt finde ich den interessantesten. Leider bleibt aber auch nach mehrmaligem Lesen eine Menge vom Rest im Bereich des Diffusen.

Gerne gelesen jedenfalls, ob es für Punkte reicht, kann ich noch nicht sagen.

Beste Grüße,
Veith


Hallo Veith! Und wieder schlägt die Titelei-Verwirrung zu - so richtig geht mir das erst im Schreiben dieser Antworten an die Leber. Hier bringe ich natürlich jeden in Versuchung, diese Folie der Kriegserlebnisse auf den Text zu legen, als würde dadurch eine Pointe sichtbar.

Zitat:
Macht aber nix, wer erfüllt hier schon Ansprüche, die man an Weltliteratur stellen könnte?
KETZER!

Erneut bin ich froh, dass die Zeitendehnung, die mir so viele Bauchschmerzen besorgt hat, angekommen ist. Sicher ist die inhaltliche Kohärenz in ihren Möglichkeiten hierdurch beschränkt. Es geht eher um Empfindungen, Aggregatzustände, Launen und ihr rasches Umschlagen, das sich in den Figuren oder im Wetter manifestiert. Beabsichtigt war daher nicht, dass irgendwelche Meta-Kausalitäten in ganzen Sätzen fassbar würden, aber auch nicht, dass der Leser völlig außen vor bliebe.

Aber diesen Eindruck habe ich hier gar nicht so stark. Die (un)haltbare Gegenwart erzwingt in jeder Minute einen Paradigmenwechsel, wie du schon sagst und der Aspekt des Verkaufens ist sicher zentral für unsere Leben, die jenseits dieser banalen täglichen, ja minütlichen Tauschgeschäfte doch immer zu unbekannten Fluchtpunkten gehen. Aber ich mache mich schon wieder des Geschwurbels schuldig und vermutlich ist dir damit gar nicht geholfen.

Gesamteindruck: Diffus, aber hübsch anzusehen, Danke! Damit kann ich sehr gut leben. Wirklich sehr.

@Catalina
Zitat:
Was für ein Ritt. Beim ersten Lesen bin ich überfordert. Zu viel, zu schnell, keine Pause, dichte Sprache, keine Pause, dicht, dicht... ich habe das Gefühl, meine Sicherung brennt durch. Zu unruhig, schreibe ich an den Rand.

Nochmal. In der zweiten Person geschrieben. Keine Absätze. Ungewöhnlich, dringlich, drängend. Kommt mir jetzt doch ganz schön nahe. Wir wandern von Person zu Person, von Stadtteil zu Stadtteil, Gefühl zu Gefühl.

Beim dritten Lesen bin ich vorsichtiger. Ganz langsam, Satz für Satz. Ich fand wunderschöne Sprachbilder, Hamburg zog an meinem geistigen Auge vorbei, seine Bewohner.

Ein Blick auf den Titel, die Minute, klar. Warum diese? Die Jahreszahl des Fluchtwinters? Hm.

Ich lese ein viertes Mal. Wer ist dieses "Du"? Diese Fülle an Sprachbildern, eins schöner als das andere. Die Backwarentüte, die zum Kalenderblatt wird. Der Smog, der in Eiszapfen an den Dächern friert. Sehr, sehr viel Trostlosigkeit.

Erst beim vierten Lesen - wird ja nicht langweilig, bei so viel Dichte gibt es immer wieder was Neues zu entdecken - hat sich mein Gehirn so an den Text gewöhnt, dass ich ihn nicht mehr logisch entschlüsseln muss. Du, das ist eben die Stadt, mit seinen Menschen und einem Grundgefühl. Wird immer besser.

Also noch ein fünftes Mal. Jetzt wird auch der Wunsch auszubrechen sehr deutlich. Damit schließt sich für ich der Kreis zur Flucht und zum Titel.

Ich könnte den Text noch viele Male lesen. Wahrscheinlich wird er noch lange bei jedem Lesen etwas mit mir machen. Aber ich möchte noch andere Texte kommentieren und so lasse ich es - für den Moment.

Dieses Leseerlebnis lässt mich staunend zurück. Dein Text hat im Verlauf des wiederholten Lesens von allen am meisten überrascht. Von "ferner liefen" hin zu den Top-Favoriten...

Ich bin so geflasht, dass ich kaum Lust habe, mir über die Vorgaben Gedanken zu machen. Ich traue mich trotzdem und habe das Gefühl, die Minute "schwappt" über die Stadt. Gefällt mir. Sie dehnt sich aus wie eine Brandungswelle, zieht sich dann auch wie eben diese wieder zurück.

Ich habe fünf Favoriten, die sich alle eigentlich nicht miteinander vergleichen lassen. Es fällt mir schwer, unter ihnen die Punkte zu verteilen...

7 Punkte für Deinen Text


Ich habe diese Kritik sehr oft gelesen, weil sie (gewollt?) ja den halb gewollten Stil des Textes weiterführt und mir selbst noch neue Aspekte eröffnet. Die Minute als Brandungswelle, das ist fast Quantenphysik und noch einmal eine ganz andere Methode, der gestundeten Zeit auf den Zahn derselben zu fühlen.

Grundgefühl, das ist sicher das Aushängeschild des Textes.

Vielen Dank für diese Stufen.

@Eredor
Zitat:
Jap! Das isses.
Sowas will ich lesen, und zwar mein Leben lang. Das ist fantastische Literatur, die mit ihrem eigenen Stil, ihrer eigenen Sprache erzählt. Alles schillert in Hamburg, wenn ich deine Worte lese. Das ist so detailverliebt und treffsicher geschrieben, dass ich mit dir gerne mal eine Flasche köpfen würde, aber erst, wenn es wieder wärmer ist. Und immer wieder so absurd geile Sätze wie diesen hier denken:

Zitat:

Das blaue Licht arbeitet sich in den Schmutzprismen der Eiszapfen ab wie ein Sekundenzeiger.


Was gibt es zu kritisieren? Vielleicht die formale Organisation des Textes, der mich bisweilen abhängt, wenn vom einen Du zum anderen gewechselt wird. Vielleicht, dass die Zeitdehnung nicht sehr deutlich wird, weil der Wortfluss nicht ausdünnen will, er will einen dichten Satz an den anderen reihen. In Sachen Umsetzung muss ich dir also, obwohl ich dir gerne 12 Punkte gegeben hätte, Abzüge geben. Von der Umsetzung und Einhaltung der Vorgaben abgesehen ist das aber der qualitativ beste Text des Wettbewerbs für mich. Mit Abstand.


Da kann man einfach nur danke sagen.


@Municat

Zitat:
Moin Inko smile

Nach dem Titel habe ich mit Kriegs- bzw. Nachkriegsbildern aus Hamburg gerechnet. Was Du im Text beschreibst, wirkt auf mich dann allerdings eher zeitgenössisch. Vielleicht willst Du damit sagen, dass das (zweite? neue? aktuelle?) Leben des Erzählers zu dieser Zeit begonnen hat. Der Erzähler ... ich habe irgendwie den Eindruck, in Deinem Text ist die Stadt Hamburg selbst der Erzähler und spricht zu einigen ihrer Bewohner. Die Übergänge, mit wem der Erzähler gerade spricht, sind fließend und greifen ineinander, was ich sehr interessant finde.

Da ist die gestrandete Existenz, die sich Fusel kauft, die Flasche aber nicht geöffnet bekommt, der Verkäufer in einem der Food-Stände am Bahnhof, der sich ein anderes Leben wünscht, der Pizza-Lieferant, der auf sein Trinkgeld verzichten muss, der grantige Rentner, der sich über lachende Kinder beschwert. Jemand macht sich Sorgen, dass das Rauschgift in seiner Tasche entdeckt wird und ist erleichtert, dass die Polizeistreife ein anderes Ziel hat.

Die Bilder, die Du zeichnest, passen zu den düsteren Seiten von Hamburg. Sie bewegen mich, obwohl ich die Stadt bisher nur von Kurzbesuchen kenne. Ich kann mir gut vorstellen, dass echte Hamburger ein vielfaches an Details erkennen. Obwohl ich dieses absatzlose Schreiben an sich nicht leiden kann, mag ich die Geschichte.

Die flüchtige Zeit sehe ich hier eindeutig (besonders in der Stimmung, die der Text durch die fließenden, nicht immer klaren Wechsel der dargestellten Personen verursacht), die Dehnung ist eindeutig da. E ist der Text auch.

Punkte vergebe ich, wenn ich alle Texte kommentiert habe.

EdiTIer
5 Punkte


Hallo Municat,

hier kann ich vor allem herausstreichen, dass ich es lustig finde, dass die Figur des "garstigen Rentners" von verschiedenen Personen mit Konturen beschenkt wird, die ich ihr nicht gegeben habe. Weder Geschlecht, Beruf Alter. Ich muss dazu bemerken, dass es sich um die Figur handelte, mit der ich selbst am meisten haderte, da sich ihre Motivationen, ihre Background-Story usw. immer wieder in meinem Kopf veränderten, während ich über andere viel weniger nachdenken musste - dadurch drohte sie zum Lückenfüller zu verkommen, nur weil ich unbedingt den Foodora-Fahrer einführen musste. Vielleicht ist sie durch diese Umstände zur Hülle für eigene Erwartungen geworden; sehr interessant.

Sei noch gesagt, dass gerade in Hamburg viele Geflüchtete durch mafiöse Strukturen in die Drogenszene getrieben werden, da die Stadt, obwohl sie es auf rechtlicher Ebene könnte (hier ist rein gesetzlich der Komplex um die selbst politisch organisierten Lampedusa-Flüchtlinge sehr interessant) diesen keine Papiere ausstellt, sie an anderen Orten aber viel schlechter dran wären. So stehen sie am vorläufigen Ende ihres Weges wieder bis zu den Knien im Wasser und die tägliche Schikane gegen diese Menschen lässt sich sehr "gut" in den entsprechenden Vierteln beobachten.

Dank und Herzelige Grüße an eine sehr gute Rezensentin!

@Michel
Zitat:
Im Grunde auch ein Kaleidoskop. Du-Perspektive, fließend wechselnd von einer Person zur nächsten, ohne Absatz, ohne Halten, weil auch eine Minute keinen Absatz hat, kein Halten, Du hangelst Dich lesend voran an Leuchttürmen reduzierter Bilder, versuchst den Moment des Perspektivwechsels wahrzunehmen, vergeblich freilich, da die Bilder ineinanderfließen und nur das bleibt, was sich mit Deinen subjektiven Schablonen festhalten lässt, der Hauptbahnhof, die Espressomaschine, während die Minute unaufhörlich weiterfließt, so dass Du die Punkte gar nicht wahrnimmst, die den Text sehr wohl teilen, sondern unter eine Lawine aus Wörtern und verschachtelten Sätzen gerätst, die unaufhaltsam deine Aufmerksamkeit überrollt und dich dennoch anschiebt, diesen Kommentar zu verfassen. So ist nun mal E, was soll schon passieren?


Ich weiß nicht recht, ob ich mich in Sachen Kaleidoskop anschließe, aber da ist schon was dran. "Reduzierte Bilder" ist umso treffender, subjektiv sind sie allemal und das Wort "Espressomaschine" werde ich auf jeden Fall einbauen da es so viel besser passt als "Kollege Kaffeemaschine".

Den Ausklang deines Eindrucks lasse ich so stehen. Sonst passiert noch was.

@Jenni
Zitat:

In zweiter Person Singular werden hier verschiedenste Menschen, in Hamburg lebende Menschen, angesprochen, ein Obdachloser, ein Dealer, die lärmbelästigte Nachbarin einer Kindertagesstätte, ein Pizzalieferant, und so weiter, ein Geflüchteter auch, alle zwei Sätze wechselt das Du, während das Ich nicht in Erscheinung tritt, auch nicht wertet oder richtet (wobei doch durch die Auswahl), sondern berichtet, und das sehr schnell und laut und ohne Atempause, dass einem beim Lesen ganz schwindlig werden kann, und ich glaube, am Ende ist „Du“ die Stadt selbst mit allen Menschen darin. Dann ist auch noch jeder Satz vollgestopft mit Metaphern und Zweideutigkeiten, jedenfalls kommt es mir im Augenwinkel so vor, genauer hinschauen, dafür bleibt gar keine Zeit, so schnell geht es schon weiter. Das ist schon irgendwie cool gemacht, also, dass ich dir trotzdem, zumindest im Groben, ohne Schwierigkeiten folgen kann, und deine doch unkonventionelle Erzählstimme sich nicht selbst zum Rätsel macht.

Aber worum geht es denn tatsächlich. „Du passiert“, beginnst du und endest: „Ein Los zu ziehen. Was kann schon passieren?“ Darum, wie klein die Unterschiede zwischen all diesen Menschen sind, so groß sie scheinen? Wie wenig sie beeinflussen können, wer sie sind bzw. wo sie in der Gesellschaft stehen? Ich glaube letzteres, und ich glaube da spielt sich auch die Umsetzung des Themas (Un-)Haltbare Gegenwart ab, so etwa: sei dir nicht zu sicher, wer du bist? Oder: Du bist alle, im Sinne einer gesellschaftlichen Verantwortung. Das finde ich schon sehr interessant, was sich alles da hinein interpretieren lässt.
Der Titel: Hamburg 19441945, daran rätsele ich noch, spielt doch der Text ganz eindeutig in heutiger Zeit (Foodora). Wäre natürlich interessant, das bliebe irgendwo offen, ließe mich glauben, es passiere heute, wo es ebenso gut 1944 hätte passieren können, aber das ist nicht der Fall.

Ich weiß noch gar nicht, ob das hier grandios ist oder nur so tut, ignorieren kann man es jedenfalls nicht, mehr noch, es macht Spaß sich damit zu beschäftigen.
Je mehr ich darüber nachdenke und je öfter ich lese, desto grandioser. Hier sind zwölf Punkte, bitte gerne.


Es ist wohl Leser*innenabhängig, ob sich die Erzählstimme selbst zum Rätsel macht. Danke für all die Aspekte, welche du aus dem großen Kuchen rausgeschnitten hast. Und natürlich, dass er dir zwölf Punkte wert war. Für mich sind die genannten auch die Schlüsselsätze - was passiert uns, wie passieren wir und was kann schon passieren? Da ist das wo und wann Nebensache, aber dass etwas passieren muss, ist klar.

@nebenfluss

Zitat:
Hallo Inko,

gerade noch auf "mein" Treppchen geschafft!

ein ganz schön wandlungsfähiges Du wird mir hier präsentiert. Dieses Du ist, zumindest an einer Stelle im Text, „unter den Pflastersteinen nichts ein Elbstrand“, also Hamburg selbst – warum aber wird dann der Hamburger Hauptbahnhof in der 3. Person und nicht „Dein Hauptbahnhof“ genannt?
Kleinigkeiten, klar. Aber wäre nicht nötig gewesen, um die Stadt zu identifizieren, siehe Überschrift, Rote Zora etc.
Insgesamt finde ich die sprachliche Wucht, den Reichtum an Bildern und Assoziationen und nahtlosen Wechsel dieser Du-Protas ziemlich beeindruckend, wobei ich mit dieser Ansprache in der 2. Person (die ja nicht mich meint) außerhalb von Brief(roman)en immer meine Probleme habe, auch hier. Obwohl der Text nur bedingt als Liebeserklärung an Hamburg taugt, bekommt er durch dieses Du etwas latent touristenführerhaftes, als sollte mir mal erklärt werden, wie sich das Leben so anfühlt in Hamburg. Fühlt sich ein bisschen aufdringlich an.
Die Überschrift, bzw. die Formatierung der Uhrzeit finde ich etwas ungünstig. Dass es hier um die Minute zwischen 19:44 und 19:45 geht, hätte ich außerhalb der Kenntnis der Wettbewerbsvorgaben womöglich nicht verstanden. 1944 und 1945 sind ja auch geschichtsträchtige Jahreszahlen, auch wenn der Text natürlich unmöglich in dieser Zeit angesiedelt sein kann.
Wie gesagt, Nörgelitäten.
Irgendwas muss ich ja in meinen Kommentar schreiben.


Hallo nebenfluss,

ich konnte den Hamburger Hauptbahnhof nicht possessivieren oder ich ich wäre nie auf die Idee gekommen, weil ich ihn als eigenes Universum kennengelernt habe, dass dem allgegenwärtigen "Du" noch enthoben scheint. Das fühlte sich nicht richtig an, aber ich weiß auch, dass das eine Subjektivität ist, welche den wenigsten einleuchten wird. Der Haubi bleibt Kulisse, auf immer und ewig. Bald gibt's einen Haufen unnötiger Bauarbeiten dazu.

Der Text sollte keine Liebeserklärung an Hamburg sein, insofern triffst du ins Schwarze. Das Lesegefühl, statt als Leser*in als Tourist geführt zu werden, stand als Gefahr die ganze Zeit im Raum und der Text müsste wohl ein ganz anderer werden, um dieses Dispositiv abzubauen.

Und der Titel. Ja, dieser Titel...

Auch an dich beste Wünsche.

@anderswolf

Zitat:
Plottwist: es handelt sich gar nicht um einen Kriegsendetext, wie der Titel interpretiert hätte werden können. Ein Geist aber auch hier, einer der durch Menschen geht wie der Wind durch die Blätter des Waldes. Der mal hier, mal da ist, niemals aber beim LI, und daher auch niemals beim Leser. Wie immer ist die Perspektive des Du schwierig, schwer zu rezipieren, denn wer will schon wirklich sich anhören wie das eigene Leben eigentlich und andererseits sein könnte, wäre man eine fiktive Person und nicht nur eine fremdbestimmte.
So also fährt man durch den Text wie ein blinder Fährmann durch die Nacht (ja, dem Blinden ist es egal, die anderen sehen aber auch nicht gut), und ab und an stößt man dann gegen andere Fährnisse und Gefahren und Gefährten und irgendwie bekommt man das alles mit, aber es hält nix. Hält auch nirgendwo an, auch nicht (am Ende der Odyssee) an irgendeiner Insel, muss ja nicht gleich Ithaka sein, täte ja ein winziges Atoll für den Anfang, wo man mal gucken könnte, wo eigentlich was ist. Andererseits: blind.
In dem Fall halt Hamburg, die Alster fließt durch die Straßen und die Menschen, streift Themen und Gedanken und trifft doch nix. Auch nicht die richtige Formulierung: "Noch liegen Deine Augen im Nebel wie zwei warme Murmeln."
Tatsächlich fühlen sich meine Augen so an nach dem Herabgleiten am Text, der - wäre nicht die dauernde Standortänderung, der stete Perspektivwechsel - so auch im letzten Jahr hätte wettbewerben können, so aber ist es nur so anstrengend wie 2017.


Ich verstehe deine Kritik wohl richtig so, dass der Text keine angenehme Leseerfahrung für dich war. Sie hat etwas Karikierendes, was mir den Spiegel vorhält in dem Momentum, in dem ich die Fährmann-Assoziation für so klar und scharf abgeleitet halte; ebenso die Blindheit in grauen Murmeln, dann geht da sogar noch der Wind hin und her und nen Schleier gibt's auch irgendwo. Du hast mit deiner Kritik selbst ordentlich Pathos übers Knie gebrochen und mich ganz empfindlich getroffen. Ich bin zwar froh, dass nicht alle so denken, aber hey, das ist gut geschrieben und ich will nicht für alles darin gerade stehen, auch wenn ich muss.

Gleich schau ich mal, was letztes Jahr Thema war.

Liebe Grüße vom Ufer des Archeron. Im Nebel natürlich. (Ups, es heißt Acheron.)



@ALL

Leider hinderte mich meine Abschlussarbeit daran, mich schon früher zu all diesen Kommentaren zu äußern. Wenn ich den Text neu schreibe, werde ich den Titel ändern, der ja außerhalb dieses Wettbewerbs jegliche Legitimation einbüßt. Weiterhin würde ich Bilder aus dieser Sammlung aussortieren, die Tinitüsse oder Leiharbeit im Hintergrund haben, hier und da vielleicht eine Tonwertkorrektur (hehe).

Ich kann nur wiederholen, dass ich einen derart niveauvollen Umgang miteinander früher stets im Internet gesucht, aber nicht gefunden habe, das hier ist wirklich ein Ort, an dem man immer etwas aufsaugen kann. Danke dafür.

Die gestundete Zeit war für mich als Intertextualität sowie als losgelöstes Motiv gerade genau das, was ich zum Schreiben brauchte. Die Lupinen haben eine Pfahlwurzel, die reicht so tief, dass sie schwer auszureißen ist. Odysseus jagt die Hunde zurück (nicht dass ich auf diese Interpretation gekommen wäre, aber man macht ja Recherche.). Und das bevorstehende Ende einer Beziehung liegt dem Horizont gegenüber, hier das gestern, da das morgen.

Alles Geschwurbel. Wer findet, dass ich hier, wo alles in trockenen Tüchern ist, ganz viel rumschwurbel, dem kann ich nur sagen: Manchmal führt eins zum anderen und dann kann man nicht zurück, ohne alles zurückzunehmen und neu aufzurollen.

Ein finales Danke für die Besprechung. Ich lösche jetzt die Lupinen und wünsche euch warme Fischeingeweide zum Frühstück.

Herzliche Grüße,

Flo


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d.frank
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Beitrag05.02.2019 12:13

von d.frank
Antworten mit Zitat

Zitat:
Das Wagnis, Sein und Nichtsein einzufangen. Das ist ein schöner Satz mit großer Implikation, aber es gelingt mir nicht so recht, ihn hier anzuwenden. Vielleicht möchtest du ihn mir noch mal irgendwann erklären:)


Irgendwann oder demnächst?
Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage. Wink


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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anderswolf
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Beiträge: 1069



Beitrag05.02.2019 15:48

von anderswolf
Antworten mit Zitat

UtherPendragon hat Folgendes geschrieben:
@anderswolf

anderswolf hat Folgendes geschrieben:
(substanzlose Eitelkeiten mit loser Referenz zum Text)


Ich verstehe deine Kritik wohl richtig so, dass der Text keine angenehme Leseerfahrung für dich war. Sie hat etwas Karikierendes, was mir den Spiegel vorhält in dem Momentum, in dem ich die Fährmann-Assoziation für so klar und scharf abgeleitet halte; ebenso die Blindheit in grauen Murmeln, dann geht da sogar noch der Wind hin und her und nen Schleier gibt's auch irgendwo. Du hast mit deiner Kritik selbst ordentlich Pathos übers Knie gebrochen und mich ganz empfindlich getroffen. Ich bin zwar froh, dass nicht alle so denken, aber hey, das ist gut geschrieben und ich will nicht für alles darin gerade stehen, auch wenn ich muss.

Gleich schau ich mal, was letztes Jahr Thema war.

Liebe Grüße vom Ufer des Archeron. Im Nebel natürlich. (Ups, es heißt Acheron.)


Jetzt weiß ich nicht, ob die Acheron-Anspielung auf den Fährmann zielt oder auf den 2017er Wettbewerb. Egal. Die Vorgabe des letzten Jahres war ein Gedankenstrom, der viele Texte zu einer Wortwüste hat werden lassen, wo das Auge keinen Haltepunkt zu fassen bekam und der Leser einen unfassbaren Wortschwall schlucken musste. Bei Deinem Text setzte dahingehend mein PTSD ein, das hat mir zum Verständnis nicht geholfen.

Dabei fand ich die Grundidee sogar super, nur halt nicht für mich passend präsentiert. Mir hat auch nicht die "Du"-Perspektive geholfen, die ein Wagnis ist (und insofern in dieser Form von Wettbewerb durchaus passend; man kann mit Du-Texten sogar in die Aufbruchstellen-Anthologie aufgenommen werden, selbst wenn der Text ein depressives Blood-and-Gore-Monster ist). Der Leser kann sich dadurch schlecht in die Geschichte einfügen, denn die leichte Identifikation mit dem Ich-Erzähler fällt aus, die deutlich angenehmer zu lesende auktoriale/personale Sicht bzw. der neutrale Erzähler ist keine Hilfe. Die Leserin wird dauernd angesprochen, findet sich aber in der Situation nicht wieder, sondern muss sich gleichzeitig einfühlen und abstrahieren, was dem Lesevergnügen unter Umständen nicht förderlich ist. Das kann richtig schlimm werden oder eben einfach nur schwierig, in sehr seltenen Fällen sicherlich auch gut, ich habe da noch nix in der Richtung gelesen, was mich überzeugt hätte, aber ich bin weit davon entfernt, ein Maßstab für irgendwas zu sein.
Und ja, "Hamburg 19441945" war in der Tat keine angenehme Leseerfahrung für mich (überwiegend aus obengenannten Gründen), was es ja aber im Allgemeinen nicht sein muss und im Rahmen dieses Wettbewerbs, der ja gerade sperrige Texte fordert, auch eher sein darf.

Bewusst karikierend ist meine "Kritik" nicht angelegt, ich veräußere leidglich meine Leseeindrücke, die meist dann nach Karikatur klingen, wenn mein Verständnis (egal welcher Lesart) endet. Bei Deiner Replik weiß ich nun nicht, ob Du meine Anmerkungen teilst oder kritisierst. Weder Charon noch Odysseus habe ich wirklich wiedererkannt, obschon sie mit Styx und Ithaka natürlich angedeutet sind, was mir aber willkürlich erschien, nicht wie den Text bereichernde Elemente. Kann aber auch sein, dass ich zur Verwendung mythologischer Bezüge eine ganz eigene Beziehung habe.

Das Pathos ist (mir zumindest) immer ein Mittel, sich nicht klar ausdrücken zu müssen, denn warum nach einem präzisen Ausdruck suchen, wenn man doch mit vermeintlich bedeutungsschwangeren Vokabeln dem Text eine Gravitas geben kann, die nicht begründbar ist. Dass das empfindlich trifft, kann ich nachvollziehen, gleichzeitig habe ich gelernt, dass unverhältnismäßige Gewalt nur die Schwäche des Angreifers zeigt. Insofern musst nicht Du gerade stehen für meine Reaktion, sondern ich.
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