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findling Leseratte
Beiträge: 112
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02.02.2019 23:20 WaldMensch von findling
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Mein Bett, eine schosswarme Höhle, jede Nacht einen Winter lang, tief wie der Ozean.
Werd neu geboren vorm Morgengraun aus Sternenklang und Vogelsang.
Atem, durchschwingt schlägt das Herz, rhythmisch den Takt,
lockt meine Seele,
aus zeit- und raumlosen Sphären des Reims, in die quirlige Welt des Scheins.
Das Fenster, Blumen aus Eis, dahinter Wiesen und Bäume schneeweiss.
Barfuss, über reifgezuckertes Gras, zwischen Fichten, mit Nadeln, eingegossen in Glas.
Zum hineinbeissen schön, knusprig und kalt, schmeckt mein Gaumen den Wald.
Er bricht in mich ein, ich dringe hinein und bin sofort mit allem all ein.
Holzmoder-, Pilzgeruch, Laubrascheln, Quelltröpfeln, Flussrauschen,Zweiglichtschattenspiel,
sprechen freundlich und viel,
lenken meine Schritte zum überall Ziel.
Spüre regen Segen in mir, verwandle mich lustvoll in sein heiliges Tier.
Fleisch und Blut gewordener Wald, sieht und wandelt als ich,
durch sich.
Schnurrend, kehlig fauchend durchstreifen Wir freudig unser Revier.
Hose, Hemd und mehr, hängen an jungen Bäumchen rings umher.
Tanzen ekstatisch, nackt auf samtweichen Moos, liegen erschöpft im nasskalten Graben,
stapfen, schmatzend versinkend, durch grünbraunen Sumpf, glucksend vor Glück, lachen wie Raben.
Zur Buche aus vier Stämmen den Hügel hinauf, sie nimmt mich auf,
umschlossen von schierer Kraft, steigt in mir ihr Saft.
Überbringe Grüsse, hinunter zur Schwester am Fluss, der Weidenkönigin, auf kiesiger Bucht,
hänge, kopfüber im kahlen Geäst, im strudelnden Wasser, darunter, ertrinkt meine Furcht.
Hinüber zum Damm der Mangfalltalbahn, wo ein löchriger Schlauch leitet Frischwasser zur Gänsefarm,
sprüht einen feintropfig Schleier, gefriert in Zweigen, Pflanzen und Gras, für die Eisprinzessin und ihre Heiligen ein eiskalter Spass. Lecke und schmecke, lutsche und flutsche mit Lippen und Zunge heiss, ihren Körper aus glitzerndem Eis.
Wieder am Fluss, querbeet entlang zur Brücke bei Grub, ein Kreuz aus schroffem Felsbrocken ragt,
das ich erklimme, ganz im Sinne meiner inneren Stimme, die Füsse von Jesus küsse.
Am steilsten Hang eine Höhle, rund im gerölligen Fels, Beten, getragen von Zischeln und Raunen, besiegelt den Bund. Entsteige der dumpfdämmrigen Gruft in kaltklare Luft.
Auf allen Vieren den Bachlauf hinauf, entlang dem bebendem Kraftlinienlauf,
geht über in Wall und Graben einer alten Keltenschanze,
einst bedacht gewählt zur Einkehr, zum Ratschluss und begeisterten Tanze. https://m.youtube.com/watch?v=J56VVtlZCGE
Drei, schlägt erinnernd der Turm fünf Bogenschuss weit.
Ich, Wir, Er, Sie sitzen zusammen in mir auf wackliger Bank am Waldesrand, in Zivil seit geraumer Weile, nur Schuhe habe ich keine. Die Sonne küsst gut, jede einzelne Zeh, die Spitze der Nase, fühl wie ein Reh,
nichts tat je weh.
Schilfgefiederter Teich am Dorfrand mit kristallklarem Eis, darunter Fische im Goldbrand,
leuchten heiss.
Lauf und spring über's weite Feld geschwind zum Waldrand hin, Pfaffensteigs Beginn.
Oben am Mangfalltal entlang, wie's ein Gletscher einst ersann, dann munter, schmal und schräg hinunter, dem schlängelnden Bett entgegen. Hunde, mit Besitzern kreuzen, erstere recht interessiert, zweitere leicht irritiet, lächelnd Grüßen im Vorübergehen, die Tiere schwanzwedelnd um mich eine Runde drehen.
Sitze am Kanal zur Mühle, bis zu den Knien ins Wasser hinein, spült die dankbaren Füsse von Schlamm und Kieselchen rein.
Im Dunkeln erste Sterne funkeln, nass tapsend über Asphalt zu meiner nahen Wohnstatt spazieren, die Treppe hinauf unters Dach, hinein in mein Heim, den Holzofen entfach.
Dampfend, kreuterblumiger Tee erfüllt die Luft, mit edlem Milchreisduft sich mischt gewürzt mit Rauchgeruch.
Den Reis mit Sesammuss, Zitrone und Salz, dazu Äpfel vom Sommer und Kastanien geröstet, süss wie Malz, nochmal Reis, mit Zwetschgenmarmelade, ganz zum Schluss. So speisen Götter, nach ihren Reisen mit Genuss.
Vor loderndem Feuer auf Kamelhaar eingerollt, döst der glühende Körper selig, wie von seinen Schöpfern gewollt.
Das Gemach ist gerichtet, eine schosswarme Höhle, nach einem Tag einen Sommer lang, hoch und hell wie der Himmel, so rein,
kehlig fauchend, schnurrend schlafen wir ein.
Weitere Werke von findling:
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Balnoj Leseratte
Alter: 33 Beiträge: 106 Wohnort: Zuhause
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04.02.2019 09:44
von Balnoj
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Wow...
An ein zwei Stellen hast du mir etwas zu viele Adjektive hintereinander angeraspelt - aber das war wirklich nur marginal "ablenkend". Das mit "Jesus" hat mich etwas rausgebracht. Hatte das einen tieferen Sinn oder des Zweckes halber?
Und als letzte Mini-Kritik; Ich war überrascht (enttäsucht), dass der Waldmensch zum Schluss wieder in der "zivilisierten" Welt war. Bei dem Titel habe ich etwas anderes erwartet...aber ich stecke weder in deinem Kopf noch in deinem Geiste um das hinreichend kritisieren zu dürfen.
Insgesamt war ich zunächst dezent neugierig auf die "Waldmensch Ballade", wollte nur mal drüber lesen... du warst aber so frech einen wirklich entzückenden Stil anzubringen.
Ich weiß nicht mit welcher Muse oder "Zufall" du diese Reime und Kombinationen erbracht hast, aber sie haben mich auf eine sehr schöne Weise gefesselt.
Für mich persönlich hat sich sogar direkt ein lieblings Satz herauskristallisiert; "...ganz im Sinne meiner inneren Stimme..." Da spiegelt sich mein seelisches Gemüt in vollem Umfang Danke dafür.
Also ja wie gesagt --> Wow! Bin erfreut es gelesen zu haben und glaube bei Bedarf werd ich es noch einmal lesen!
Mit reimenden Gruß,
ein erfreuter Leser - von Kopf bis Fuß
_________________ "Ich möchte 1.000 Welten sehen und 1.000 Welten erschaffen" - ich
"Das was wir tun, zeigt wer wir sind" - Dark Knight
"Ich bin mein Weg und mein Weg bin ich" - Tigerpilz |
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findling Leseratte
Beiträge: 112
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04.02.2019 23:25
von findling
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Danke, Balnoj Tigerpilz,
die Reime ploppen aus Gefühlsgedankenfilz.
Jesus, weil er mich liebt und jeden Augenblick sein Gottsein dafür gibt.
Bin nicht allein zurückgekehrt, in eine Welt, die lebt verkehrt.
WIR, kehlig fauchend, schnurrend, sind jetzt hier, bei Euch und Dir.
Jahrtausendalte Schuld vom Mensch aus Gier am Tier nie aus den Augen verlier.
Holen zurück, was ohne Liebe und Dank kalt genommen, die Zeit der Abrechnung ist gekommen.
Wenn Du in seinen Kopf und Geist blickst, Deine Seele entzückst und mit meiner in die Wirklichkeit entrückst.
https://www.dsfo.de/out.php?url=https%3A%2F%2Fm.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DsIw7J5FswMQ
https://wooarts.com/tomasz-alen-kopera/nggallery/image/tomasz-alen-kopera-painting-wooarts-com-01/
Alles Liebe und Friede für uns und die Tiere
und ganz liebe Küsse von der Eisprinzessin
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Nina Dichterin
Beiträge: 5002 Wohnort: Berlin
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19.03.2019 13:31
von Nina
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liebe eisprinzessin,
das ist sehr schön geworden, für mich eine übersetzung von "flow" und glückserleben in sprache, ein inneres erleben von geborgenheit in der welt und der (eigenen) natur. er hat mir gefallen, dein spaziergang durch die (deine) welt. möchtest du an dem text arbeiten oder ihn (und dein glück) einfach mit der welt teilen?
liebe grüße und munteres sein und reisen wünsche ich dir,
nina
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findling Leseratte
Beiträge: 112
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04.04.2019 10:59
von findling
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Liebe Nina,
ich wünsche mir, dass wir uns wieder mit unserem "ich bin" synchronisieren und in kindlicher Liebe durchs Leben spielen. Zur Zeit bin ich dabei, mit einigen Freunden einen Zaubergarten zu erschaffen und Himmel und Erde freudig in uns zu verbinden.
Schreiben und Tun sind eins, sie dienen dem Leben zum Entfalten seiner unendlichen Liebe. Ich kann nicht anders, als das Glück wieder und wieder in Worte und Taten zu fassen...
Und danke für Deine lieben Worte, wir spielen gern mit Dir.
https://lebensgarten-barfuss.de/
Noch ein ganz besonderer Seelenschmaus zum Dahinfließen.
https://m.youtube.com/watch?v=n80PA5J5FEA
Alles Liebe
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Nina Dichterin
Beiträge: 5002 Wohnort: Berlin
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07.04.2019 19:25
von Nina
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liebe findling,
vielen dank für die freundliche einladung. euer projekt sieht toll aus! vielleicht habe ich ja mal irgendwann gelegenheit, mir das aus der nähe anzuschauen. ich wünsche euch viel freude damit!
ich mag das, was du schreibst. danke also auch dir für deine lieben worte. das video gefällt mir auch, danke schön fürs posten.
einen beschwingten tag wünsche ich
und alles liebe auch für dich,
nina
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findling Leseratte
Beiträge: 112
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08.04.2019 09:07
von findling
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Unsere Herzen schlagen in Deinem
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Nina Dichterin
Beiträge: 5002 Wohnort: Berlin
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18.04.2019 20:35
von Nina
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danke.
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