Übertreibe ich vielleicht?

[dreamdrummer]

Jetzt kommt meine Leidensgeschichte: Juni 2018 habe ich einen Vertrag mit einer Literaturagentur unterschrieben. Monate lang haben sie keinen Versuch unternommen, mein Manuskript bei einem Verlag unter zu bekommen. Irgendwann kurz vor der FBM habe ich einen Termin mit der Besitzerin der Agentur gehabt und sie hat sich entschlossen, mein Manuskript auf der Messe den Verlagen zu zeigen. Da war ich voller Hoffnung. Aber danach war es wieder still. Nur in Dezember kam eine Liste mit den Verlagen die abgesagt haben und mit Wunsch das Manuskript für einen Verlag zu ändern. In Januar habe ich einen Termin mit der Agentur gehabt, um über mein neues Exposé zu sprechen. Es war ein toller Termin und ich arbeite noch an die Änderungen, die der Verlag sich gewünscht hat.  Aber meine Meinung nach hätten die Verlage, die mein MS auf der FBM bekommen haben, meiner Agentur schon eine Antwort geben sollen. Vor allem, weil ich eine Autorin kenne, die schon eine Zusagen von einem Verlag aus der Liste erhalten hat. Sie hat sich aber ohne Agentur beworben.
Mir ist bewusst, dass viele Autoren auch mit Agenturen manchmal jahrelang warten müssen. Aber ich frage ich mich, ob meine Agentur vielleicht zu langsam oder nach den ganzen Absagen nicht mehr an meine Arbeit glaubt.

[Murmel]

Die Antwort ist immer dieselbe …

Deine Idee überzeugt zurzeit die Verlage nicht. Sie kann ein wenig später überzeugen oder als Tapetentitel, um die Vorschauen voll zu bekommen, noch einen Platz finden. Das kann nun an der Idee selbst liegen oder deine Agentur hat sie nicht mit genug Energie angepriesen.
Allerdings kann man erst im Frühjahr sagen, was daraus wird, solange würde ich dir empfehlen zu warten.

[dreamdrummer]

[Murmel]

Tapetentitel, Regalfüller … da gibt es verschiedene Namen für die Bücher der Midlist, die gut genug sind, um einen Verlagsplatz zu finden, aber die es ihm nicht wert sind, nennenswert Geld für die Vermarktung in die Hand zu nehmen.

Das sind lockere 90% oder mehr der Titel.


Bis Frühjahr... das ist nur so aus dem Bauch heraus. Direkt nach der FBM werden vor allem Folgebücher von erfolgreichen Autoren oder Bücher mit ähnlichen erfolgreichen Themen/Settings sofort vermittelt. Danach kommt eine Pause, Weihnachten und so, und im Frühjahr werden die Titel des Folgejahres festgelegt. Danach wird eine Vermittlung in die Top Verlage sehr unwahrscheinlich und die Agenturen bieten die Ware an die 2. Wahl oder gar 3. Wahl Verlage.


Alle Aussagen und Einschätzungen ohne Gewähr.

[dreamdrummer]

Okay. Na dann muss ich mich noch gedulden. Danke

[Himbeer-Igel]

Was ist denn mit den Änderungen? Wenn ein Verlag wirklich interessiert ist und abfragen will, ob Du auch zu Änderungen bereit bist, ist das doch ein gutes Zeichen. Sollst Du da denn nur ein neues Exposé oder direkt ein verändertes Manuskript abgeben?

Wenn sie jetzt schon seit Dezember auf ein verändertes Exposé warten, ist das aber auch schon recht lange... oder?

[dreamdrummer]

[Lki]

Um auf den Threadtitel zu antworten: Ja, du übertreibst, vor allem, wenn du es als "Leidensgeschichte" bezeichnest.   Aber ich verstehe es.

Die Warterei erscheint unerträglich, aber da musst du durch. Die Mühlen in den Verlagen mahlen langsam. Falls das hilft: Bei mir hat es vier Monate gedauert, bis das Ganze ins Rollen kam. Nur weil man also nach drei Monaten noch keine Zusage hat (als Debütant noch dazu), bedeutet das nicht, dass man nur noch in der Tapete landen kann.

Geduldige dich noch ein bisschen, schau dir die Absagen genau an (bzw. die Begründungen) und schau, ob sich bis zum Frühjahr etwas tut, wie Murmel auch sagt. Da dann wieder die neuen Titel auf den Messen angeboten werden, wird es ab diesem Zeitpunkt unwahrscheinlicher, dass noch ein Angebot kommt.

[dreamdrummer]

[Lki]

[dreamdrummer]

[Kiara]

Es muss doch möglich sein, eine einfache Nachfrage anstellen zu dürfen, ohne dass man dafür gesteinigt wird?

[dreamdrummer]

[Wallander]

Ich finde es gut, dass du dran bleibst. Setz deine Agentur ruhig ein bisschen unter Druck. Das zwingt sie am Ball zu bleiben!

Wenn nicht alle Verlage, die dein Agent bei der FBM angesprochen hat, eine Rückmeldung gegeben haben, darfst du ihnen das nicht übel nehmen. Im Fachbesucherbereich der Messe schwirren unglaublich viele Agenten herum. Im Minutentakt hörst du als Verlagsangestellter: "Ich habe da ein wirklich spannendes Projekt, das musst du dir unbedingt ansehen" oder "Das wird das nächste große Ding, ganz sicher. Wenn du es dir nicht durchliest, wirst du es ewig bereuen." Man lässt sich also Exposé und Leseprobe schicken. Den absoluten Höhepunkt habe ich vor 3 Jahren erlebt. Als ich am Montag nach der Messe ins Büro kam, hatte ich 348 (!) neue E-Mails in meinem Posteingang. Die kannst du nicht alle durchsehen und ein Feedback geben.

Aus der Ferne würde ich sagen, dass du auf dem richtigen Weg bist. Wenn ein Verlag einmal sagt, dass ihnen dein Schreibstil gefällt, ist das ein großer Schritt. Du hast ihr Interesse geweckt. Was immer du ihnen in Zukunft schickst, wird gründlich geprüft werden.

Mach dich nicht verrückt, wenn die Verlagssuche bis März etwas zäh verläuft. Viele Verlage haben noch von Weihnachten einen Arbeitsrückstau und dann sind da noch die Winterferien. Die Branche ist in dieser Zeit des Jahres träge. Ein Computerfachmann würde sagen, sie rebooted, um bei der LBM wieder voll da zu sein.

[Gast]

Ich verstehe dich da gut. Warte auch seit der Buchmesse. Das Warten ist überaus mühsam. Fühlt es sich an, als steht man still, aber gib nicht auf.