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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 01/2019
Panta Rhei

 
 
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firstoffertio
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Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag01.01.2019 20:00
Panta Rhei
von firstoffertio
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Als er, Paul und dessen Hund im Vorbeigehen die junge schwarze Katze bemerkten, die tot im vernachlässigten Vorgärtchen eines seit Jahren leerstehenden Doppelhauses auf einem ebenso obsoleten  umgedrehten Wahlplakat lag -  und das schon seit Weihnachten, wie er später erfuhr, und sich dann wunderte, dass sie immer noch vollständig war; und sich erinnerte, dass er davor einen Ziegenbock dort hatte grasen sehen, der niemandem gehörte -,  schnüffelte der Hund kurz an ihr, um danach ausgelassen im kleinen Park am Fluss herumzutollen und mit Paul zu spielen. Das nahm er im Weitergehen noch von der Brücke aus wahr.

Die junge Frau, die im Ort Yoga Kurse anbietet, hatte ihm erzählt, dass der Ziegenbock einmal durch die sich automatisch öffnende Tür in den Sparladen eingedrungen war. Jetzt war er nirgends zu sehen. Als sie an der toten Katze vorbeigingen, wurden dort Baguettes aus dem Ofen geholt, wie immer in letzter Zeit zu kross gebacken.

Zwei junge Männer standen am Kaffeeautomat und warteten, bis ihre Lattes in die Pappbecher gelaufen waren. Selbst hier gab es schon lange diese Automaten. Der eine der Männer würde am Abend seinen 21.Geburtstag feiern. Aufgrund eines aggressiv aufgelegten Gastes im Lokal würden sie zuhause weiter feiern müssen, wo am nächsten Morgen Flaschen und Bierdosen überall herumliegen sollten. Davon wussten sie noch nichts.  

An der Kasse war wenig los. Sozialhilfe und Pensionen würden erst am nächsten Tag ausbezahlt werden. Die Frau an der Kasse und eine ältere Kundin tauschten üblichen Smalltalk aus, während diese die wenigen von ihr gekauften Waren einpackte. Währenddessen fuhren seine Nachbarn von zu Hause weg, in Gedanken bei einer im Sterben liegenden Frau, deren Familie sich zum letzten Mal um sie versammelt hatte. Woher sie das wussten, bleibt ein Rätsel. Möglicherweise gehörte sie zur weitläufigen Verwandtschaft.

Wie in diesem Dorf standen auch in der Kreisstadt Läden leer, während in den Einkaufszentren am Rand Menschen nach Schnäppchen im Schlussverkauf Ausschau hielten. Parkplätze voller als sonst. Es waren Schulferien und viele berufstätige Eltern hatten noch Urlaub. Als der Hund an der toten Katze schnupperte, packte eine Frau ihr Kind in einen Einkaufswagen bei Lidl, bezahlte ein Mann ein Paar Schuhe für seine Tochter im Laden nebenan. Ein anderer ging im Gartenmarkt aufs Klo. Dieses war versteckt und weniger bekannt als das im großen Supermarkt, vor dem eine kleine Schlange anstand. In jedem Fall handelte es sich um eine einzige Toilette. In der Apotheke gab eine überaus gesund wirkende Verkäuferin Tabletten an eine Kundin aus, die deren Arzt ihr verschrieben hatte. Bei ihm im Wartezimmer saßen nun andere, deren Konsultation bevorstand. Die Sprechstundenhilfe war in Gedanken bei ihrer Mutter. Womöglich wurde sie in dieser Minute im Krankenhaus in der Großstadt in den Operationssaal geschoben. Viele Patienten warteten dort noch darauf, andere sahen bereits ihrer Entlassung entgegen.

Doch täuschte sich die Sprechstundenhilfe. Der Chirurg hatte schon damit begonnen, ihrer Mutter die Brust zu entfernen. Vor dem Krankenhaus standen Patienten herum, um eine zu rauchen, obwohl das nirgends auf dem Krankenhausgelände erlaubt war. Drinnen im öffentlichen Bereich sass eine kürzlich obdachlos gewordene Frau mit ihren beiden Kindern, den Tag im Warmen zu verbringen, bis sie am Abend wieder eine Notunterkunft für die Nacht zugeteilt bekommen würde, wenn sie Glück hatte, und schneuzte sich, um nicht zu weinen. Die Kinder waren noch zu klein, als dass sie ein Trauma aus dieser Situation entwickeln würden.

In einem Bürogebäude jener Stadt warf ein Verwaltungsangestellter endlich einen Blick auf  den Antrag der Frau auf längerfristige Unterkunft. Und war ratlos, weil der Bedarf dafür groß, Kapazitäten gering waren. Woanders begann eine freischaffende Journalistin, daheim ihren nächsten Beitrag für die wöchentliche Heim und Design Beilage der Tageszeitung zu schreiben. Diesmal ging es darum, wie man sich am besten von unnützem Zeug, das sich zuhause angesammelt hat, trennt.  Ihr Kollege fasste die aktuellsten Infos zu bevorstehenden Auktionen von Antiquitäten zusammen. In der Anzeigenabteilung der Zeitung war jemand dabei, die saisonal spärlichen  Angebote der Immobilienmakler am Computer für den Druck fertig zu machen. Im Ministerium für Wohnen und Soziales begann eine weitere Konferenz. Pressemitteilungen sollten danach keine neuen Perspektiven zur Lösung der Wohnungskrise enthalten.

Aber Nasa erhielt erste Bilder von Ultima Thule, diesem uralten kleinen Ding mit der Form einer Erdnuss oder eines Schneemanns am Rand unseres Solarsystems, von dem er erst vorgestern in den Medien erfahren hatte. Unvorstellbar weit entfernt und unvorstellbar alt. Was ist dagegen eine Minute, eine Stunde, ein Tag? Er hatte Schneemänner als Kind allerdings immer mit drei Kugeln gebaut. Dieser soll sich seit seiner Entstehung kaum verändert haben, hieß es. Fast niemanden von den bisher Erwähnten interessierte der Brocken im Moment. Doch die am Projekt beteiligten Wissenschaftler klopften sich gegenseitig auf die Schultern, als die Fotos auf der Erde ankamen.

Ihm, der über die Brücke ging, mussten ein paar Autos ausweichen. Ihr Ziel war ihm unbekannt. Autos erschienen immer so fahrerlos. Sitzt ein Mann am Steuer, eine Frau? Ein junger Mensch, ein alter?  Es waren wahrnehmbar nur Autos, die sich an ihm vorbei bewegten. Aber es ist gut, davon ausgehen zu können, dass sie Fahrer haben, ging es ihm durch den Kopf. Bestrebungen, selbstfahrende Autos auf den Markt zu bringen, sind doch Unsinn. Wo Autos eigentlich abgeschafft werden sollten. Wenn es wenigstens um selbstfahrende Busse ginge. Aber auch da würde ich lieber einem Menschen am Steuer vertrauen als einem Computerprogramm. Kann heute nicht mal mehr jemand ein neueres Auto reparieren ohne Computer. Was geschähe nach einem globalen Internet Shutdown?  Darüber könnte man nicht mal mehr auf dem Laptop oder Smartphone lesen. Medien, Banken, Behörden, Politiker, wir alle, sind aufs Internet angewiesen. Wie käme ich an mein Geld, und machte Geld dann noch Sinn, oder wieder mehr, also Münzen und Scheine? Gäbe es davon genug? Bestimmt braucht es auch Computer, sie zu drucken, oder zu münzen. Wie käme ich ran? Wer könnte noch Autos reparieren? Oder unbemannte Raumsonden ins All schicken, damit sie Fotos machen und auf die Erde senden? Dass die ohne Fahrer auskommen, ist ja in Ordnung. Wen sollten die schon im Weltall überfahren? Aber warum interessiert man sich ausgerechnet für dieses kleine Ding? Es soll dort ja noch viele andere geben.

Gedanken fliessen schneller, als sie auszusprechen, niederzuschreiben, oder sie zu überprüfen, dauert. Seine unterbrach ein Wagen, der neben ihm anhielt.

Den seine Fahrerin neben ihm anhielt. Sie fragte nach dem Weg zu Hanna Klein. Sicher hatte sie ein Navi, aber das nützte ihr hier nichts. Er konnte ihr auch nicht helfen, weil er niemanden mit dem Namen Hanna Klein kannte, und nicht wusste, wo ihr Haus hier in der Gegend stand.

Als die Fahrerin neben ihm anhielt, holte Hanna gerade einen Kuchen aus dem Ofen. In Erwartung ihres Besuches hatte sie gebacken, wie sonst für Veranstaltungen im Dorf.  Manchmal, wenn sie ausrechnete, wie lange sie schon hier lebte, erschrak sie. Nun wusste sie nicht, ob Julia die Fahrerin Kuchen mochte, ob sie lieber Tee oder Kaffee trank. Vielleicht war sie eine von denen, die neuerdings diesen übermässigen Gesundheitsfimmel hatten, wenn es darum ging, etwas zu sich zu nehmen? Es war lange her, dass sie sich getroffen hatten. Zum Geburtstag und zu Weihnachten manchmal kurz telefoniert, das war der ganze Kontakt. Da hatte ihre Tochter beim letzten Mal ihren Besuch angekündigt. Was mochte der Grund sein?  

Das Telefon:

- Verflixt, keiner kann mir sagen, wie ich dich finde.

- Sie nennen mich Anna die Bäckerin hier. Wo bist du?

- Ich stehe mit dem Auto vor dem Laden im Ort, nach der Brücke.

- In welcher Richtung?

Die Wegbeschreibung dauerte länger, und wir wissen nicht, wie schnell Julia hingefunden hat, nicht die Antworten auf  Hannas Fragen, noch, wie der Besuch verlief.

Hingegen wissen wir, dass kurz vor dem Anruf ein Bauer in der Nähe ein Kalb aus einer Kuh zog. Und dass es sich herausstellen würde, dass es gesund war, das Euter fand, und die Kuh es willkommen hiess.

Und er war ein Stück weiter auf seinem Heimweg gekommen, vorbei an dem Wagen der Fremden, der gleich hinter der Brücke vor dem kleinen Laden geparkt war, und hatte keine Ahnung von Kuh oder Kalb. Und dann überquerte eine Katze vor ihm die Strasse. Nicht mehr seine, die er hier auch manchmal getroffen hatte. Sie war gestorben, daheim, vor einiger Zeit.

Ob diese hier die Tote auf der anderen Seite des Flusses gesehen hatte? Ging sie überhaupt über die Brücke?

Und der Fluss.

Er war alldieweil schwarz wie die Katze dort drüben, und voll Wasser und floss gedankenlos in seinem Bett dahin, und es kümmerten ihn nicht die Felsen oder die Fische in ihm, noch seine Ufer, sein Name, sein Wasserstand oder die Geräusche, die er hervorbrachte. Er hatte, wie Ultima Thule, kein Ziel und kein Zeitgefühl, denn er kannte sich nicht.

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lebefroh
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Beitrag11.01.2019 23:58

von lebefroh
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Der Anfang erschien mir recht vielversprechend, aber dann schienen da zu viele Ideen auf einmal drin zu sein, und so richtig habe ich die Verdichtung nicht gespürt, es fühlte sich nach mehr als einer Minute an. Auch hatte ich Schwierigkeiten die "(un)haltbare Gegenwart" zu finden.

Leider keine Punkte.
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Eredor
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Traumtagebuch
Beitrag12.01.2019 21:20

von Eredor
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Schöne Idee, mit Panta Rhei das Thema anzugehen. Leider ist das auch schon alles, was ich Positives zu dem Text sagen kann. Ich finde den Sprachstil anstrengend, die Darstellungen benutzen alle nicht das Mittel der Zeitdehnung und ich habe nach dem Lesen absolut keine Ahnung, warum ich das überhaupt gelesen habe. Was ist die Message? Darüber muss ich noch mal grübeln.

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- Lütfiye Güzel
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firstoffertio
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Beitrag13.01.2019 00:31

von firstoffertio
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Ja nun, ich weiß nicht so recht.

Edit am 16.1. und kleine Fortsetzung:


Also, es ist ja nix erfunden in dem Text. Ich kann nicht gut Geschichten erfinden. Eher zusammengetragen, zum Teil leicht abgewandelt.

Nun bin ich also heute wieder mal an der toten Katze vorbeigekommen, als ich zum Töpfern ging. Inzwischen war sie schon etwas geschrumpft.

Nach dem Töpfern lief mir jemand aus dem Dorf übern Weg, den ich als für so was zuständig erachte. Ich sprach ihn auf die Katze an, und sollte man sie nicht entfernen, begraben oder so.

Wo die sei, meinte er. Er habe sie noch nicht gesehen. Ich also mit ihm dahin, und

sie war weg.

Nun weiß ich nicht, ob er sich einen Scherz mit mir erlaubt hat, oder ob er meint, ich hätte mit ihm.

Möglich jedenfalls, dass die tote Katze schließlich dem Fluss anheim gegeben wurde.

Und heute, 19.1., gefunden: Alpaka beim Optiker:

https://www.bbc.com/news/world-europe-46933720
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Literättin
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Beitrag14.01.2019 09:19

von Literättin
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Nach mehreren Versuchen, schlau aus dem ersten Absatz zu werden, erkenne ich, dass ich schon im ersten Absatz der verstolperten Grammatik wegen aus dem Text fliege. Und ich habe nicht den Eindruck, dass das gewollt ist. So wie es im ersten Absatz personell durcheinander geht, werden die Orte des Geschehens im zweiten unklar (bei der toten Katze werden Baguettes zu kross gebacken?).

Bereits hier fühle ich mich vom Text veralbert. Mir scheint, hier möchte jemand E-Leser vorführen, oder E-Lit? Vielleicht soll es Satire sein.  Oder gehen mir einmal mehr die Pferde durch und ich will mich mit diesem Text nicht herumschlagen sondern verbal schon jetzt ansatzweise kontrollverlustig um mich, weil er mich provoziert, der Text. Mal sehen. Ich gebe mir Mühe.

Der vierte Abschnitt immerhin ist klarer strukturiert und lässt mich in diese kurze Szene hinein. Die Phrase
Zitat:
Selbst hier gab es schon lange diese Automaten
erscheint mir überflüssig herausgerutscht.

Bislang auf der Textbühne erschienen: Ein „er“, der der personale Erzähler sein könnte, wäre es vom Text her notwendig und sinnvoll, was es nicht ist. Des Weiteren: eine Yogalehrerin, zwei junge Männer, diverse Leute in einem Laden und wieder ein syntaktisches Durcheinander gemeinter Personen:
Zitat:
Währenddessen fuhren seine Nachbarn von zu Hause weg, in Gedanken bei einer im Sterben liegenden Frau, deren Familie sich zum letzten Mal um sie versammelt hatte. Woher sie das wussten, bleibt ein Rätsel. Möglicherweise gehörte sie zur weitläufigen Verwandtschaft.
Jener „er“ taucht wieder auf. Jetzt weiß ich immerhin, er ist nicht der Erzähler, der das Ganze von der Brücke aus schildert.

Im folgenden Absatz erkenne ich die Vorgabe des parallelen Geschehens wieder. Hier entsteht erstmals eine klare Szenerie beim Lesen, kurz deutet sich eine Atmosphäre an, die allerdings von einer Art jovialem Plauderton durchbrochen, gleich wieder in sich zusammenfällt.

Als Leser fühle ich mich in diesem Text nicht angekommen und beinahe nicht erwünscht. Ich fühle mich vorgeführt (ich kann es nicht anders ausdrücken) und ich vermute, es ist dieser joviale Plauderton, der immer wieder etwas im entstehen erschlägt, der vielleicht konterkariert, der mir aber nicht stringent und nicht ehrlich im Sinne des Textes erscheint, der mich quasi vor den Kopf stößt. Und ich verspüre wenig Lust, mir an diesem Text den Kopf einzurennen. Ich scrolle ein wenig vor und stelle fest: da liegt noch ein ganzes Stück Weg vor mir.

Es folgen wilde Wechsel der Erzählperspektive, die hier nicht weiter stören, eine Reihe willkürlich erscheinender Überlegungen in Ich-Form jenes „er“ der nicht der Erzähler ist und recht beliebig die kleine Geschichte eines anstehenden Kaffeeklatsches. Dazwischen eine Reihe belangloser Fragen, diese grammatisch schiefe Nasa-Sache und ich bin bereits vor dem Textende fertig mit dem Text. Tut mir leid: das ist nun überhaupt nicht meins.

Dieser Text erscheint nicht lakonisch sondern lasch. Er steckt voller Syntax- und Grammatikfehler und wirkt nicht nur ohne Sorgfalt hin gehauen, sondern geradezu motivationslos „provokant satirisch“, ohne satirisch zu sein. Was zwischendrin an Zeit- und Sozialkritik anklingt, verpufft, wenn es nicht sogar der "Satire" zum Opfer fällt, die aufgrund ihrer Wahllosigkeit nach hinten loszugehen droht. Hier entsteht der Eindruck, der Autor verhielte sich dem Text wie den Figuren gegenüber so launig wie gegenüber seinem Leser. Am Ende ist alles egal und völlig einerlei und selbst das „Alles fließt“ aus dem Titel, ist hier eines tieferen Sinns entleert. Hat für mich keinen Bestand und mein Urteil lautet leider: durchgefallen.

Die Pferde sind durch, vielleicht ist mir von daher das Wesentliche entgangen und ich habe bei diesem Text voll daneben gelegen während andere Leser den Gehalt erkennen, die tiefere Ebene, das Eigentliche dieses Textes. Dann war ich einfach nicht die richtige Leserin.


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when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.)
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Tape Dispenser
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T


Beiträge: 272



T
Beitrag15.01.2019 01:57

von Tape Dispenser
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Das ist für mich am Thema vorbei. Ein auktorialer Erzähler schaut den Menschen eines Dorfes in die Köpfe. Sprachlich durchaus gelungen, aber ich entdecke hier weder Zeitraffung noch Zeitdehnung. Das, was hier erzählt wird, sind alles Gedanken und Ereignisse, die für sich betrachtet und in ihrer Summe für mich leider völlig banal sind. Ich entdecke keine sprachliche Metaebene noch irgendwelche Erkenntnisse, die man nicht auch von einmal Tagesschau sehen erfahren kann. Lesen lässt sich das gut, ich würde es aber eindeutig der U-Literatur zuordnen.
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Mardii
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Beiträge: 1774



Beitrag15.01.2019 14:44

von Mardii
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Das ist ohne Zweifel gut geschrieben, nur kann ich den Text nicht der einen und nicht der anderen Aufgabenstellung zuordnen.
Panta Rhei heißt wohl „alles fließt“. Alles fließt ineinander?


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`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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Heidi
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Beitrag15.01.2019 21:04
Re: Panta Rhei
von Heidi
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Der Anfang liest sich recht vielversprechend, vor allem wegen des Ziegenbocks und der Tatsache, dass er durch diese automatische Tür gelaufen ist.
Später wirds dann für mich sehr anstrengend mit Lesen - ich muss noch mal ran; erst am Ende konnte ich wieder richtig einsteigen.
Ich hab bisher gesehen, dass es sich um Episoden handelt, die sehr detailliert ausgeformt sind. Ob sie auch nur eine Minute ausfüllen, kann ich momentan noch nicht sagen. Ich werde wieder lesen.

---

So, noch mal gelesen und keine neuen Erkenntnisse. Nach wie vor empfinde ich die Informationen im Text als zu viel. Die Geschichten erlebe ich nicht als Zusammenhang (ich meine inhaltlich, weniger einen Bekanntheits- oder Verwandtschaftsgrad). Das Thema kann ich nicht erkennen, das Motto auch nicht. Die Dehnung finde ich noch mehr als ausbaufähig vor. Aber der Ziegenbock hat einen amüsanten Einstieg in die Geschichte ermöglicht.

Es gibt keine Punkte mehr. Leider.
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6153
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag16.01.2019 02:29

von V.K.B.
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Hallo Inko,
interessanter Text. Und muss E sein, denn wo sonst darf man die Shan-Perspektive (von Kopf zu Kopf springen) so ungeniert benutzen. Was sich mir nicht erschließt: Warum ist es diese Minute? Hätte es nicht genausogut jede andere sein können, oder auch zwei? Hier entdecke ich keinen Sinn, außer die Vorgabe zu erfüllen.
Interessant ist, wie gesagt, die Perspektive der freien Assoziation. Was macht eigentlich Person x gerade, die irgendwas mit Person x-1 zu tun hatte, und so weiter, wie eine Kette. Das Bild der einen Minute dieser Region entsteht gut und wird greifbar.
Aber ist die Zeit gestundet? Und für was? Diesen Aspekt sehe ich nicht so gut umgesetzt.
Gibt mir der Text eine neue Perspektive, nehme ich etwas mit? Nicht wirklich, ehrlich gesagt. Ich hab schon oft darüber nachgedacht, was wohl gerade woanders passiert. Auch, ob überhaupt was passiert, ob ich sicher sein kann, das es eine Welt außerhalb meiner Wahrnehmung überhaupt gibt. In die Richtung hätte ich die Geschichte entwickelt, okay, ich nehme also doch was mit, eine Inspiration für einen Wettbewerb, der aus und vorbei ist. Schade.

Gerne gelesen, aber für Punkte reicht es wahrscheinlich nicht. Dafür fehlt mir dann doch irgendwas. Ach ja, ich mag den Titel. Und wie du mit dem Fluss am Ende darauf Bezug nimmst.

Beste Grüße,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Municat
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Beitrag16.01.2019 13:10

von Municat
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Moin Inko smile

Der Titel sagt mir, in der Geschichte geht es um das Weiterziehen, um Veränderung, Entwicklung, das Gegenteil von Stillstand - und tatsächlich finde ich die Ruhelosigkeit in dem Text. Zuerst emotional durch die rastlose Aneinanderreihung von unterschiedlichen Bildern, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, sich aber dann doch ineinanderfügen. Der Eindruck der Rastlosigkeit, des Weiterhziehens der Erzählebene wird dadurch verstärkt, dass einige Absätze - vermutlich bewusst - abseits der inhaltlichen cuts gesetzt werden. In der zweiten Hälfte wird das Weiterziehen dann noch deutlicher, da sich als Erzähler ein Mensch herauskristallisiert, der von seinem Auto aus flüchtige Eindrücke der anderen Verkehrsteilnehmer in sich aufnimmt. Die Gedanken um die tote Katze und um lebende Artgenossen bilden eine Klammer für den Text.

Zitat:
Gedanken fließen schneller, als sie auszusprechen, niederzuschreiben, oder sie zu überprüfen, dauert.
Dieser Satz beschreibt nicht nur die Entstehung Deines Textes und die Bilder dahinter, sondern zeigt auch, wie nah Du am Thema bist. Die Gegenwart ist nicht nicht greifbar, weil die Gedanken immer abschweifen, nach möglichen Folgen suchen, Gesehenes weiterspinnen und Assoziationen zu früheren Gedanken spinnen.

Ich sehe das E in dem Text. Jedes dargestellte Bild steht für gesellschaftliche Zustände, festgefahrene Denkweisen oder vorgefertigte Gedankenmuster und stellt diese direkt in Frage.

Punkte vergebe ich erst, wenn ich alle Texte ein zweites Mal gelesen und bewertet habe.

EdiTier
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Gräme dich nicht, weil der Rosenbusch Dornen hat, sondern freue dich, weil der Dornbusch Rosen trägt smile
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hobbes
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Beitrag16.01.2019 22:34

von hobbes
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Hallo Österreicher oder Österreicherin.
(oder gibt es anderswo etwa auch Sparläden?)

Tja, nun, dein Text. Er wirft mich raus. Das fängt schon mit dem ersten Satz an, denn der geht nun leider überhaupt nicht auf, aber mei, jeder macht mal einen Fehler, halt blöd, wenn der im ersten Satz passiert. Aber egal, ich beschließe beim wiederholten Lesen, gleich den ganzen ersten Abschnitt zu ignorieren.
Und stelle fest, es war leider nicht der einzige Fehler. Oder was heißt Fehler, sagen wir mal nicht das einzige, was mich rauswirft.

Zitat:
Die junge Frau, die im Ort Yoga Kurse anbietet, hatte ihm erzählt, dass der Ziegenbock einmal durch die sich automatisch öffnende Tür in den Sparladen eingedrungen war. Jetzt war er nirgends zu sehen. Als sie an der toten Katze vorbeigingen, wurden dort Baguettes aus dem Ofen geholt, wie immer in letzter Zeit zu kross gebacken.

dort? Wo ist dort?
und durch die sich automatisch öffnende Tür - hui, was für ein Konstrukt.

Zitat:
Zwei junge Männer standen am Kaffeeautomat und warteten, bis ihre Lattes in die Pappbecher gelaufen waren. Selbst hier gab es schon lange diese Automaten.

dort, hier und schon wieder die gleiche Frage: Wo ist hier?

Zitat:
Die Frau an der Kasse und eine ältere Kundin tauschten üblichen Smalltalk aus, während diese die wenigen von ihr gekauften Waren einpackte.

Da fehlt ein den (üblichen Smalltalk). Und schon wieder ein Frage: diese? Wer ist gemeint? (ja, die Kundin, das kapiere ich dann schon, aber der Bezug stimmt trotzdem nicht)

So könnte ich vermutlich noch weiter machen, will ich aber nicht, ich will lieber noch etwas zum Allgemeinen sagen, denn Panta Rhei, es plätschert so vor sich hin, ich werde mit jedem Satz ungeduldiger, frage mich, wo dieser Text eigentlich hinwill, was soll diese Ansammlung von Menschen und Situationen und leider verliere ich dann irgendwann gänzlich die Geduld.
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d.frank
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D
Beitrag17.01.2019 16:54

von d.frank
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Alles fließt und vergeht.
Das sind schöne Betrachtungen.
Allerdings sehe ich auch nicht mehr darin. Mir fehlt irgendwas. Irgendwas, dass den Text zu einer Einheit werden lässt, dass ihn zu etwas Abgeschlossenem macht. Es fühlt sich für mich an, als ließe mich jemand an seinen Gedankengängen teilhaben, lose niedergeschrieben in ein Notizbuch, aber noch lange nicht zu einem in sich geschlossenen Werk zusammengefasst.


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Catalina
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Beitrag21.01.2019 18:39

von Catalina
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Dein Text liest sich im ersten Teil wie ein einziger Kameraschwenk, das gefällt mir. Dein Stil ist nicht ganz so routiniert und glatt wie bei einigen anderen, dafür aber stellenweise herrlich schräg.

Wegen diesem Schwenk finde ich die Vorgabe der Zeitraffung auch voll erfüllt. Zwar hätten die Szenen nicht unbedingt in der selben Minute passieren müssen, durch die wahllosen, aber starken Zusammenhänge glaubt man Dir auf jeden Fall, dass es einfach so ist. Beim Thema bin ich mir nicht so sicher. Irgendwie ja, ein bisschen ist da die unhaltbare Gegenwart, für mich aber nicht deutlich genug.

Ein wenig bringt mich der namenlose "er" zusammen mit dem allwissenden Erzähler ins Schleudern. Aber das muss ja nicht gleich schlecht sein.

Dann sind wir auf Ultima Thule, der Schwenk ist hier nicht mehr ganz übergangslos und verstärkt den Eindruck des alten, ruhigen, unzerstörbaren Himmelskörpers. Von all dem, was unser Verstand fassen kann, am weitesten von uns entfernt. Im Vergleich dazu war das vorher Erzählte ein Ameisenhaufen - ein buntes Treiben, das nur Bedeutung für und in sich selbst hat.

Danach denn der Gedankenfluss von "ihm", ein Gedanke führt zum nächsten und alles fließt. Auch der Fluss unter ihm.

Alsooooo. Wir haben einen Kameraschwenk über große und kleine Probleme des Alltags, dann kommt Ultima Thule, gefolgt von dem Gedankendurchfallfluss. Am Ende dann seichtes Geplätscher von Belanglosigkeiten und der Fluss, dem alles egal ist.

Ich bin mir sicher, Du hattest dabei irgendwas im Kopf, leider kommt es bei mir nicht so richtig an. Ich finde meine Verwirrtheit nicht unbedingt unangehm, auch nicht die Ratlosigkeit, mit der Du mich hier zurücklässt.  Irgendwie passt die zum Text. Trotzdem hat es leider nicht für Punkte gereicht.
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Michel
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Beitrag22.01.2019 16:58

von Michel
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Ein Text, der lose verschiedene Themenblöcke verbindet. Wohnungsnot mit Schöner-Wohnen-Magazin verknüpft, Krankenhaus mit Arzthelferin, Spazierende mit toter Katze. Ein, zwei Rückblenden/Vorblenden sind dabei, der Rest ist Beschreibung einer Minute. Mir zu unspezifisch zusammenhängend, ich finde das Dahinterliegende nicht.
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Jenni
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Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag23.01.2019 01:08

von Jenni
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Der erste Satz erst dreimal Hä, bevor ich den verstanden hatte, wieso wird mir der Einstieg so schwer gemacht, aber dann wird das wirklich gut. So wie der Titel verspricht, alles fließt, und daran liegt das natürlich mit dem schwierigen Einstieg, weil es eben schon vorher fließt, und dann falle ich mitten rein. Dieser Text macht ja genau das, in Bezug auf die Vorgabe 2, das gleichzeitige Erzählen an verschiedenen Orten, was ich mir darunter ebenfalls (theoretisch) vorstellte und gerne versucht hätte (aber dann kam es halt anders). Also: Ich mag sie sehr, diese deine Erzählweise, und bin voller Bewunderung für die Umsetzung, wie das alles so lose zusammenhängt, mal über Begegnung oder Gedanken der Figuren assoziiert, mal über ein übergeordnetes Thema wie Obdachlosigkeit, und dann erfahre ich mal, was eine Figur später am Abend erleben wird, und dann werden auch mal Eventualitäten wie ein globaler Internet-Shutdown anüberlegt, weil ja, das enthält Themen, die eben die Menschen beschäftigen und die (mal mehr und mal weniger) relevant sind, aber erzählt ist eben doch von den Menschen und ihren eher belanglosen Handlungen, und das auf so eine schöne Weise, so interessant und unlangweilig - und dann auch noch ein tolles Ende, und der Fluss.

Mag ich, lese ich gerne, interessiert mich. Thema und Vorgaben finde ich gut umgesetzt (die Vorgabe des gleichzeitigen Erzählens herausragend gut sogar). Da sind ein paar so Flüchtigkeitsfehler in der Zeichensetzung, was schade ist. Mit dem Motto weiß ich noch nicht so richtig, das finde ich allgemein ein bisschen schwierig aus den Texten zu interpretieren.
Gibt Punkte, wie viele ist noch im Verhältnis zu den anderen Texten zu entscheiden. Sechs Punkte.
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag25.01.2019 17:21

von anderswolf
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Selbst wenn Sprache und Ausdrucksfähigkeit der Geschichte nicht im Weg stünden, wäre diese Bearbeitung des Themas zwar eine deutliche Dehnung der Aufmerksamkeit über einen großen Bereich einer Stadt, sogar gemäß einer unhaltbaren Gegenwart, da die Gedanken hin- und herfließen, als hätten sie keinen Anhaltspunkt, das Motto der gestundeten Zeit am Horizont (oder andere Bilder aus dem Bachmann-Gedicht) sind nicht zuerkennen. Gleichzeitig verliert sich aber der Leser in Bezugs- und Grammatikschwächen, die dem Lesevergnügen stark abträglich sind.  
Ja, Panta rhei, die Gedanken ein Fluss, und vielleicht hätte diese Aufzählung von unzusammenhängenden Geschehnissen besser in die vorige Ausgabe des Zehntausenders gepasst, hier wirkt sie aber ungeschliffen, als bedürfe sie einer ordentlichen Überarbeitung. Im Wesentlichen weiß der Text das auch: Er hatte, wie Ultima Thule, kein Ziel und kein Zeitgefühl, denn er kannte sich nicht.
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firstoffertio
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Beitrag27.01.2019 22:52

von firstoffertio
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Hui, ein wenig verblüfft bin ich schon noch, ganz unten gelandet zu sein.

Aber macht nix. Ich mag meinen Text immer noch. Das Thema/Motto kam mir so gerade recht, weil es eins ist, das mich immer wieder beschäftigt. Und was geschildert wurde, eingeflossen ist, war zu dem Zeitpunkt ziemlich zeitaktuell.
Ich war froh, dass die Aufgabe nicht eine "Geschichte" enthielt, sondern einfach einen Prosatext.
Vielleicht ist er länger geworden, als ich sonst schreibe, Eher ja Lyrik, kurze. Gebe zu, ich habe ein paar Dinge rein gemacht, die ich sonst vielleicht nicht hätte. Aber auch das war spannend.
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Beitrag27.01.2019 22:56

von firstoffertio
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lebefroh hat Folgendes geschrieben:
Der Anfang erschien mir recht vielversprechend, aber dann schienen da zu viele Ideen auf einmal drin zu sein, und so richtig habe ich die Verdichtung nicht gespürt, es fühlte sich nach mehr als einer Minute an. Auch hatte ich Schwierigkeiten die "(un)haltbare Gegenwart" zu finden.

Leider keine Punkte.


Verdichtung sah ich nicht erfordert beim Minutentext.
 Nun gut, es mag ein wenig länger dauern als eine Minute, über die Brücke zu gehen, aber nicht viel. Das erschien mir so schon gerechtfertigt. Viele Ideen? Vielerlei, ja. Aber das schien mir von den Vorgaben erwünscht. Und das gefiel mir ja gerade.
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Beitrag27.01.2019 23:02

von firstoffertio
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Eredor hat Folgendes geschrieben:
Schöne Idee, mit Panta Rhei das Thema anzugehen. Leider ist das auch schon alles, was ich Positives zu dem Text sagen kann. Ich finde den Sprachstil anstrengend, die Darstellungen benutzen alle nicht das Mittel der Zeitdehnung und ich habe nach dem Lesen absolut keine Ahnung, warum ich das überhaupt gelesen habe. Was ist die Message? Darüber muss ich noch mal grübeln.


Sprachstil anstrengend: Schien mir okay. Ungefuegigkeit stand da in den Vorgaben.
Der erste Absatz vor allem wurde auch von anderen als anstrengend empfunden. Ich wusste, dass der bemängelt werden würde. Und ich mochte ihn gerade so, und dachte, Leser müssen sich auch ein wenig anstrengen dürfen. Wahrend ich beim weiteren Text manchmal fürchtete, es ihnen zu einfach zu machen.
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Beitrag27.01.2019 23:27

von firstoffertio
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Literaettin, dich hat mein Text ja richtig geaergert. Das war nicht meine Absicht.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Nach mehreren Versuchen, schlau aus dem ersten Absatz zu werden, erkenne ich, dass ich schon im ersten Absatz der verstolperten Grammatik wegen aus dem Text fliege. Und ich habe nicht den Eindruck, dass das gewollt ist. So wie es im ersten Absatz personell durcheinander geht, werden die Orte des Geschehens im zweiten unklar (bei der toten Katze werden Baguettes zu kross gebacken?).

Ja nee, dass Leser ein wenig überlegen, wie die Bezüge sind, hatte ich schon vorausgesetzt. Und im Grunde passiert so was immer wieder, auf verschiedene Weise, im Text. Genau das, und solche, wollte ich ja vermitteln. mal implizit, mal mehr explizit.
Bereits hier fühle ich mich vom Text veralbert. Mir scheint, hier möchte jemand E-Leser vorführen, oder E-Lit? Vielleicht soll es Satire sein.  Oder gehen mir einmal mehr die Pferde durch und ich will mich mit diesem Text nicht herumschlagen sondern verbal schon jetzt ansatzweise kontrollverlustig um mich, weil er mich provoziert, der Text. Mal sehen. Ich gebe mir Mühe.

An Satire hatte ich nicht gedacht. Aber dass du dich provoziert fühltest, ist ja was.
Der vierte Abschnitt immerhin ist klarer strukturiert und lässt mich in diese kurze Szene hinein. Die Phrase
Zitat:
Selbst hier gab es schon lange diese Automaten
erscheint mir überflüssig herausgerutscht.

Nein, ist es nicht. Es kennzeichnet den Ort.Bislang auf der Textbühne erschienen: Ein „er“, der der personale Erzähler sein könnte, wäre es vom Text her notwendig und sinnvoll, was es nicht ist. Des Weiteren: eine Yogalehrerin, zwei junge Männer, diverse Leute in einem Laden und wieder ein syntaktisches Durcheinander gemeinter Personen:
Zitat:
Währenddessen fuhren seine Nachbarn von zu Hause weg, in Gedanken bei einer im Sterben liegenden Frau, deren Familie sich zum letzten Mal um sie versammelt hatte. Woher sie das wussten, bleibt ein Rätsel. Möglicherweise gehörte sie zur weitläufigen Verwandtschaft.
Jener „er“ taucht wieder auf. Jetzt weiß ich immerhin, er ist nicht der Erzähler, der das Ganze von der Brücke aus schildert.

Ja.

Im folgenden Absatz erkenne ich die Vorgabe des parallelen Geschehens wieder. Hier entsteht erstmals eine klare Szenerie beim Lesen, kurz deutet sich eine Atmosphäre an, die allerdings von einer Art jovialem Plauderton durchbrochen, gleich wieder in sich zusammenfällt.

Als Leser fühle ich mich in diesem Text nicht angekommen und beinahe nicht erwünscht. Ich fühle mich vorgeführt (ich kann es nicht anders ausdrücken) und ich vermute, es ist dieser joviale Plauderton, der immer wieder etwas im entstehen erschlägt, der vielleicht konterkariert, der mir aber nicht stringent und nicht ehrlich im Sinne des Textes erscheint, der mich quasi vor den Kopf stößt. Und ich verspüre wenig Lust, mir an diesem Text den Kopf einzurennen. Ich scrolle ein wenig vor und stelle fest: da liegt noch ein ganzes Stück Weg vor mir.

Ich weiss nicht, was du mit "jovial" meinst.
Es folgen wilde Wechsel der Erzählperspektive, die hier nicht weiter stören, eine Reihe willkürlich erscheinender Überlegungen in Ich-Form jenes „er“ der nicht der Erzähler ist und recht beliebig die kleine Geschichte eines anstehenden Kaffeeklatsches. Dazwischen eine Reihe belangloser Fragen, diese grammatisch schiefe Nasa-Sache und ich bin bereits vor dem Textende fertig mit dem Text. Tut mir leid: das ist nun überhaupt nicht meins.

Was ist grammatisch schief an der Nasa Sache? Da muss ich zugestehen, dass ich, da ich in Englisch Nachrichten lese, manchmal die deutsche Entsprechung nicht kenne. Und auf  das Belanglose kam es mir schon auch an.

Dieser Text erscheint nicht lakonisch sondern lasch. Er steckt voller Syntax- und Grammatikfehler und wirkt nicht nur ohne Sorgfalt hin gehauen, sondern geradezu motivationslos „provokant satirisch“, ohne satirisch zu sein. Was zwischendrin an Zeit- und Sozialkritik anklingt, verpufft, wenn es nicht sogar der "Satire" zum Opfer fällt, die aufgrund ihrer Wahllosigkeit nach hinten loszugehen droht. Hier entsteht der Eindruck, der Autor verhielte sich dem Text wie den Figuren gegenüber so launig wie gegenüber seinem Leser. Am Ende ist alles egal und völlig einerlei und selbst das „Alles fließt“ aus dem Titel, ist hier eines tieferen Sinns entleert. Hat für mich keinen Bestand und mein Urteil lautet leider: durchgefallen.

Hier hätte ich gerne ein paar Beispiele. Auch interessiert mich der tiefere Sinn, den du dem Alles fließt beimisst.

Die Pferde sind durch, vielleicht ist mir von daher das Wesentliche entgangen und ich habe bei diesem Text voll daneben gelegen während andere Leser den Gehalt erkennen, die tiefere Ebene, das Eigentliche dieses Textes. Dann war ich einfach nicht die richtige Leserin.


Du warst nicht die einzige, die keinen tieferen Sinn hier fanden. Vielleicht wurde der zu sehr gesucht, wo es ihn nicht gibt? m Grunde ging es mir gerade darum.

„Heraklit sagt doch, dass alles davon geht und nichts bleibt, und indem er alles Seiende einem strömenden Flusse vergleicht, sagt er, man könne nicht zweimal in denselbigen Fluß steigen.“
– Platon: Kratylos 402a

 
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Beitrag27.01.2019 23:33

von firstoffertio
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Tape Dispenser hat Folgendes geschrieben:
Das ist für mich am Thema vorbei. Ein auktorialer Erzähler schaut den Menschen eines Dorfes in die Köpfe. Sprachlich durchaus gelungen, aber ich entdecke hier weder Zeitraffung noch Zeitdehnung. Das, was hier erzählt wird, sind alles Gedanken und Ereignisse, die für sich betrachtet und in ihrer Summe für mich leider völlig banal sind. Ich entdecke keine sprachliche Metaebene noch irgendwelche Erkenntnisse, die man nicht auch von einmal Tagesschau sehen erfahren kann. Lesen lässt sich das gut, ich würde es aber eindeutig der U-Literatur zuordnen.


Ja, dein Hinweis auf die Tagesschau ist gar nicht ohne. Dort ist es aber umgekehrt.

Denn zur Zeitdehnung will ich anmerken: Sie wurde in den Vorgaben so erklärt:

Zitat:
Die erzählte Zeit ist kürzer als die Erzählzeit.


Ich verstand das so, dass das Erzählen/Lesen länger dauert als das, was sich im Text ereignet.
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Beitrag27.01.2019 23:34

von firstoffertio
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Mardii hat Folgendes geschrieben:
Das ist ohne Zweifel gut geschrieben, nur kann ich den Text nicht der einen und nicht der anderen Aufgabenstellung zuordnen.
Panta Rhei heißt wohl „alles fließt“. Alles fließt ineinander?


Ja. Und vorbei.
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