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Aus einem Traum


 
 
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Elfentritt
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
E


Beiträge: 21
Wohnort: Olten


E
Beitrag14.01.2019 18:23
Aus einem Traum
von Elfentritt
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Also ich habe Kürzestgeschichten geschrieben, die von Träumen inspiriert sind. Das war meine erst.


Aus einem Traum

Diesen Abend sollten wir bei Madame Tati die härtere Variante des Spiels lernen, wie es die Männer spielten und so klopfte ich mit ganzer Kraft, wie es mir geboten war, auf den Tisch, während ich verstohlen zu ihm hinüberschielte und sah, wie er mit Freunden sprach, auch sie beim Spiel, und wie er vor wenigen Sekunden noch so überzeugt zum Zeichen des Sieges auf den Tisch gehauen hatte. Aber Madame Tati schalt mich, irgendetwas hatte ich falsch gemacht.
Später am Abend, fast alle waren gegangen, bis auf einen Kellner hinter der Bar, der den Tresen polierte, und er und ich, bekam er einen Anruf. Für den Geschäftsführer, hiess es. Man wolle heute Abend noch dinieren. Es mussten wohlhabende Leute gewesen sein, aber er war nicht in Stimmung, erklärte, wie es sich verhielte und lachte die Ungläubigen am anderen Ende aus, sagte: „Wissen sie nicht, wie es sich anfühlt, abgestempelt zu werden? – So fühlt es sich an!“ und schlug den schwarzen Hörer des Telefons wie zuvor die Faust beim Spiel auf den Tisch.
Daraufhin warf er mir, da ich ihn über den leeren, den uns trennenden Nachbartisch beobachtet hatte, müde oder vielleicht nur verächtlich einen grimmigen Blick zu und verschwand. Aber ich spürte, wie mir die Wut in die Kehle stieg und wie sie diese zu zerdrücken drohte. Da sollte ich lernen wie ein Mann auf den Tisch zu hauen, für die Kunden, für die Show, aber in Wirklichkeit konnte ich nichts tun. Denn diese Leute am Telefon, die ich nicht kannte, und etwas Kleines in mir, das belanglos schien, es aber nicht war, blieben ungerächt –
Eines Tages, ich dekorierte wieder einmal heimlich sein Büro, in einer meiner glatten, pinkfarbenen Seidenblusen und die Orchideen, die ich platzierte, waren von derselben Farbe – eine kam in ein kleines separates Glas und mit dem Finger zog ich eine geschwungene Linie von dieser einen Blüte über den Schreibtisch und die Wasserschale, um darin die Fingerspitzen einzutunken, wie er es mochte und der Sekretärin zu organisieren aufgetragen hatte, bis zu den anderen Orchideen in ihrem Wasserbehältnis auf dem Tablar – da trat er plötzlich aus dem Nebenzimmer, ruhigen Schrittes. Ich hielt in der Bewegung inne, habe nur auf seine eleganten Schuhe, den Stoff seiner Hosen gesehen, so erschrocken war ich.
Schliesslich habe ich ihn und damit einen unglücklichen Mann geheiratet. Er verstand viel vom Tanzen, machte eine Grösse aus mir, zeigte mir wie ich meine Hüften für den Hochzeitstanz zu überbiegen hatte in weissen, seidenen Strümpfen, so dass das Publikum mir zujubelte. Aber es bedeutete auch den Tod von Mama. Sie starb einsam und ich hatte keine Zeit. – und dennoch, zwischen all den Tälern, war er die Liebe meines Lebens.
Doch beginnen wir am Anfang. Ich war neun Jahre alt, als mich meine Mutter weggab zu mir fremden Leuten. Dort war ich Familie zweiten Grades; eigentlich war ich eine billig zu habende Dienstmagd. Es hiess: „Adèle, putz die Schuhe!“ Oder: „Hohl Kohle herauf, es wird kalt“. Aber im Grunde ging es mir nicht so schlecht, wie es andere getroffen hatte.
Manchmal dachte ich an meinen Vater, der meine Mutter hatte sitzen lassen, von dem ich nicht einmal seinen Nachnamen kannte, den meine Mutter niemals über die Lippen gebracht hatte. Daher trage ich ihren Mädchennamen, selbst jetzt noch, nach der Hochzeit, da er mein Künstlername sei. Das neue Familienoberhaupt damals hiess Madame Clèf und sie war im Grunde gleich streng zu all den aufgenommenen Kindern, aber verstanden hat sie mich nicht. Sie konnte beispielsweise meinen verträumten Blick nicht gutheissen.

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Kiara
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 44
Beiträge: 1403
Wohnort: bayerisch-Schwaben


Beitrag14.01.2019 19:41

von Kiara
Antworten mit Zitat

Danke für deinen Einstand smile

Der erste Satz ist etwas zu lang - für mein Befinden. Das mag subjektiv sein, aber für mich sollte er packender formuliert dastehen.

Im Allgemeinen verwendest du einen interessanten Satzbau. Interessant - das kann man so oder so sehen.
Du springst von einer zur nächsten Szene, wie in einem Traum - so hattest du es ja auch beschrieben. Das ist wahrscheinlich das, was mir in einer Art aufstößt, die ich nicht zu beschreiben in der Lage bin,
aber:

Es sind Satzteile und Kreationen darin, die, so kann ich jedenfalls für mich behaupten, überragend sind.

"da trat er aus dem Nebenzimmer, ruhigen Schrittes."

Das Trennen des Satzes, der auch als ein Ganzer ok wäre, macht ihn aus.
So geht es mir bei einigen anderen ebenfalls. Und wiederum andere nerven mich etwas, weil sie "zu viel" sind, zu viel vermitteln, zu lang, zu verworren.

Ergo: Wenn es ein Traum war, den du einfach skizzieren wolltest: Hut ab smile Da ist viel Potenzial drin, wenn ich dass für meine Wenigkeit behaupten darf. Es tut mir leid, dass ich nicht besser darauf eingehen kann - bin darin nicht so gut. Ich wollte dir jedoch nicht meine Gedanken vorenthalten.
Spiegelt natürlich nur meine Meinung wider. Bestimmt gibt dir jemand, der geübter im "Testlesen" ist, bessere Hilfestellung.
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Equestrice
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 20
Beiträge: 27
Wohnort: Schweiz


Beitrag14.01.2019 22:04

von Equestrice
Antworten mit Zitat

Hi!

Erstens:

Meiner Meinung nach ist der Text nicht ganz so nachvollziehbar - Vor allem der Übergang von der Bar zum Büro scheint mir etwas plötzlich. Aber da Träume nun nicht mal logisch sind, könnte man das vernachlässigen.

Zweitens:

Elfentritt hat Folgendes geschrieben:
Diesen Abend sollten wir bei Madame Tati die härtere Variante des Spiels lernen, wie es die Männer spielten und so klopfte ich mit ganzer Kraft, wie es mir geboten war, auf den Tisch, während ich verstohlen zu ihm hinüberschielte und sah, wie er mit Freunden sprach, auch sie beim Spiel, und wie er vor wenigen Sekunden noch so überzeugt zum Zeichen des Sieges auf den Tisch gehauen hatte.


Dieser Satz ist eventuell ein klitzekleines Bisschen zu lang.

Am besten gefällt mir die Stelle im Büro, wo sie die Wasserlinie zeichnet. Von so etwas habe ich noch nie gelesen - umso besser, da ich deiner bildlichen Beschreibung genau folgen kann ^^

Schlussfolgerung: Interessanter Text(auszug?). Gern gelesen Daumen hoch²


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nebenfluss
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Beitrag14.01.2019 22:18

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Equestrice hat Folgendes geschrieben:

Elfentritt hat Folgendes geschrieben:
Diesen Abend sollten wir bei Madame Tati die härtere Variante des Spiels lernen, wie es die Männer spielten und so klopfte ich mit ganzer Kraft, wie es mir geboten war, auf den Tisch, während ich verstohlen zu ihm hinüberschielte und sah, wie er mit Freunden sprach, auch sie beim Spiel, und wie er vor wenigen Sekunden noch so überzeugt zum Zeichen des Sieges auf den Tisch gehauen hatte.


Dieser Satz ist eventuell ein klitzekleines Bisschen zu lang.

Sehe ich auch so.
Verbesserungsberschlag:
Zitat:
Diesen Abend sollten wir bei Madame Tati die härtere Variante des Spiels lernen, wie es die Männer spielten. Und so klopfte ich mit ganzer Kraft, wie es mir geboten war, auf den Tisch, während ich verstohlen zu ihm hinüberschielte: Wie er mit Freunden sprach. Wie er vor wenigen Sekunden noch so überzeugt zum Zeichen des Sieges auf den Tisch gehauen hatte.


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Orschi
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Beitrag15.01.2019 14:34

von Orschi
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Ich befürchte, ohne das natürlich beweisen zu können und Hinweise auf Literaten vermeidend, dass, wenn man es ein wenig genauer betrachtet und auf den Fluss in einer Geschichte achtet, im Grunde  - und das ist eigentlich jedem bewußt - gar nicht nötig ist, so viele und  - pardon - verquaste Schachtelsätze zu verwenden. Wink
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nebenfluss
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Beiträge: 5982
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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Beitrag15.01.2019 15:12

von nebenfluss
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Nehmen wir mal den nächsten:
Elfentritt hat Folgendes geschrieben:

Später am Abend, fast alle waren gegangen, bis auf einen Kellner hinter der Bar, der den Tresen polierte, und er und ich, bekam er einen Anruf.


Liebe Elfentritt,

eine Faustregel, die du - zumindest für den Anfang - beachten könntest, wäre:
Eine relevante Information pro Satz.
Schachtelsätze können großartig sein, aber sie sollten sich "sortiert" um einen Aspekt (ein Ereignis, eine Handlung, einen Zustand/die Atmospäre/das Wetter ...) drehen. "Sortiert" heißt: Über Nebensätze/Einschübe die Prioritäten der Informationen darzustellen. Dann werden sie genießbar, während man den obigen Satz dreimal lesen muss, um zu verstehen, was sich da auf wen bezieht.

Frage:
Würde er den Anruf nicht bekommen, wenn es am Schauplatz noch voller wäre? Wenn der Kellner den Tresen nicht polieren würde?
Vermutlich hat das eine mit dem anderen nichts zu tun.
Ich würde deshalb so aufteilen:
Später am Abend bekam er einen Anruf. Fast alle waren gegangen, bis auf einen Kellner, er und ich.
Dass der Kellner hinter der Bar steht und den Tresen poliert, muss vielleicht überhaupt nicht erwähnt werden, da er für die Geschichte keine Rolle spielt.

Zur überspitzten Verdeutlichung der Schachtelsatz-Problematik bietet sich immer wieder dieses Beispiel von Mark Twain an, das er seinerzeit in einem deutschen Roman gefunden haben möchte:
Zitat:
Die  Koffer  waren  gepackt,  und  er  reiste,  nachdem  er  seine  Mutter  und  seine  Schwestern  geküsst  und  noch  ein letztes Mal sein angebetetes Gretchen an sich gedrückt hatte, das, in schlichten weißen Musselin gekleidet und mit einer  einzelnen  Nachthyazinthe  im  üppigen  braunen  Haar,  kraftlos  die  Treppe  herabgetaumelt  war,  immer  noch blass  von  dem  Entsetzen  und  der  Aufregung  des  vorangegangenen  Abends,  aber  voller  Sehnsucht,  ihren  armen schmerzenden Kopf noch einmal an die Brust des Mannes zu legen, den sie mehr als ihr eigenes Leben liebte, ab.


Quelle:
http://www.viaggio-in-germania.de/twain-schreckliche-dt-sprache.pdf


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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 260
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag15.01.2019 17:55
Re: Aus einem Traum
von nicolailevin
Antworten mit Zitat

Vorab: Ich find das mit dem Traum grundsätzlich problematisch. Als Ausgangspunkt oder Ideengeber wunderbar, auch als Stilelement für fantastische Übergänge ok, im Idealfall hast du einen literarischen Albtraum à la Kafka. Aber auch der fügt in eine schlüssige Geschichte halt doch nur ein oder zwei traumartige (Kern-)Elemente ein.

Ich war also gnadenlos und brutal ohne Rücksicht auf Träumereien Smile

Elfentritt hat Folgendes geschrieben:

Diesen Abend sollten wir bei Madame Tati die härtere Variante des Spiels lernen, wie es die Männer spielten und so klopfte ich mit ganzer Kraft, wie es mir geboten war, auf den Tisch, während ich verstohlen zu ihm hinüberschielte und sah, wie er mit Freunden sprach, auch sie beim Spiel, und wie er vor wenigen Sekunden noch so überzeugt zum Zeichen des Sieges auf den Tisch gehauen hatte. Aber Madame Tati schalt mich, irgendetwas hatte ich falsch gemacht.


Kürzere Sätze, das haben die anderen schon geschrieben. Ich finde den Einstieg super interessant, macht Lust auf mehr, ich hätte aber gern als Leser einen klitzekleinen Hinweis auf die Natur des Spiels: Karten, Würfel, ein Trinkspiel, ein Erotikspiel? Dass es eine "härtere" Variante gibt, die geheimnisvoll bleibt, klingt für mich dagegen ok.

Zitat:
Später am Abend, fast alle waren gegangen, bis auf einen Kellner hinter der Bar, der den Tresen polierte, und er und ich, bekam er einen Anruf. Für den Geschäftsführer, hiess es. Man wolle heute Abend noch dinieren. Es mussten wohlhabende Leute gewesen sein, aber er war nicht in Stimmung, erklärte, wie es sich verhielte und lachte die Ungläubigen am anderen Ende aus, sagte: „Wissen sie nicht, wie es sich anfühlt, abgestempelt zu werden? – So fühlt es sich an!“ und schlug den schwarzen Hörer des Telefons wie zuvor die Faust beim Spiel auf den Tisch.


Den Satz aufteilen, wie schon von anderen empfohlen. Ich hab ein Perspektivenproblem: Er bekommt den Anruf, woher weiß dann das Ich, was am anderen Ende der Leitung gesagt wurde?

Wenn der Geschäftsführer wichtiger ist als der Kellner, wüsste ich viel lieber, was der Geschäftsführer und das Ich getan haben in dem Moment, als das Telefon klingelte. Der Kellner ist doch, wie ich das verstehe, nur Dekor, aber bei dem erfahren wir es.

Zitat:

Daraufhin warf er mir, da ich ihn über den leeren, den uns trennenden Nachbartisch beobachtet hatte, müde oder vielleicht nur verächtlich einen grimmigen Blick zu und verschwand. Aber ich spürte, wie mir die Wut in die Kehle stieg und wie sie diese zu zerdrücken drohte. Da sollte ich lernen wie ein Mann auf den Tisch zu hauen, für die Kunden, für die Show, aber in Wirklichkeit konnte ich nichts tun. Denn diese Leute am Telefon, die ich nicht kannte, und etwas Kleines in mir, das belanglos schien, es aber nicht war, blieben ungerächt –


Irgendwas stört mich da am Aufbau, das Ich bleibt ganz passiv, wichtig ist ihr, wie der andere schaut, der sich verdrückt und dann dreht sich alles um die Gefühle im Ich, die Wut, die Historie, die angedeutete Schwangerschaft, durch einen Gast? (das hast du übrigens sehr elegant formuliert, find ich!), die Verbindung Schwängerer-Gast-Reservierungstelefon würde ich in diesem Falle einen Hauch deutlicher machen.

Zitat:

Eines Tages, ich dekorierte wieder einmal heimlich sein Büro, in einer meiner glatten, pinkfarbenen Seidenblusen und die Orchideen, die ich platzierte, waren von derselben Farbe – eine kam in ein kleines separates Glas und mit dem Finger zog ich eine geschwungene Linie von dieser einen Blüte über den Schreibtisch und die Wasserschale, um darin die Fingerspitzen einzutunken, wie er es mochte


Bis hierhin saustark! Kompliment. Klingt für mich subtil erotisch. I like.

Zitat:

 und der Sekretärin zu organisieren aufgetragen hatte, bis zu den anderen Orchideen in ihrem Wasserbehältnis auf dem Tablar –


Da passt es nicht mehr: Was sollte die Sekretärin organisieren? Soll sie die Orchideen und Wasserschalen genau so arrangieren? Soll sie die Finger hineintauchen?

Zitat:

 da trat er plötzlich aus dem Nebenzimmer, ruhigen Schrittes. Ich hielt in der Bewegung inne, habe nur auf seine eleganten Schuhe, den Stoff seiner Hosen gesehen, so erschrocken war ich.


Wenn sie (?) nur diese Ausschnitte so superfokussiert wahrnimmt, würde ich hier einen Hauch mehr Detail bringen, die Farbe der Schuhe und Hosen oder die Art des Stoffes, des Schnittes oder so. Nicht zu viel, aber ein Hauch mehr.

Zitat:

Schliesslich habe ich ihn und damit einen unglücklichen Mann geheiratet. Er verstand viel vom Tanzen, machte eine Grösse aus mir, zeigte mir wie ich meine Hüften für den Hochzeitstanz zu überbiegen hatte in weissen, seidenen Strümpfen, so dass das Publikum mir zujubelte.


Der harte Skalenwechsel kommt gut: Vom einen Augenblick zum Lebenslauf in einem Satz. Das unglücklich hängt für mich unglücklich. Entweder kurz erklären oder allgemein halten und den Prozess der Erkenntnis nachschieben. In dem Moment, wo er vor ihr steht in seinen eleganten Schuhen weiß sie ja noch nicht, dass er unglücklich ist, oder? "Dass er mit seinem Leben tief unglücklich war, entdeckte ich erst später." oder so.

Zitat:

 Aber es bedeutete auch den Tod von Mama. Sie starb einsam und ich hatte keine Zeit. – und dennoch, zwischen all den Tälern, war er die Liebe meines Lebens.


Die Mama würde ich weglassen - oder deutlich ausbauen. So bringt sie einem nix und verwirrt bloß.

Zitat:

Doch beginnen wir am Anfang. Ich war neun Jahre alt, als mich meine Mutter weggab zu mir fremden Leuten. Dort war ich Familie zweiten Grades; eigentlich war ich eine billig zu habende Dienstmagd. Es hiess: „Adèle, putz die Schuhe!“ Oder: „Hohl Kohle herauf, es wird kalt“. Aber im Grunde ging es mir nicht so schlecht, wie es andere getroffen hatte.


Diese Aschenputtelkomponente klingt jetzt für mich nach dem vorigen eleganten und originellen Part auf einmal sehr unpassend und auch abgelutscht. Aschenputtel halt. Du magst es geträumt haben, aber es ist trotzdem unoriginell. Ich glaube nicht, dass die Geschichte was verliert, wenn du diesen Teil weglässt.

Zitat:

Manchmal dachte ich an meinen Vater, der meine Mutter hatte sitzen lassen, von dem ich nicht einmal seinen Nachnamen kannte, den meine Mutter niemals über die Lippen gebracht hatte. Daher trage ich ihren Mädchennamen, selbst jetzt noch, nach der Hochzeit, da er mein Künstlername sei.


Das passt schon besser und fügt sich in diese Nachtlokalatmosphäre. Der letzte Satz klingt ungrammatisch; ich würde einfach mit "nach der Hochzeit, als Künstlername" enden.

Zitat:

Das neue Familienoberhaupt damals hiess Madame Clèf und sie war im Grunde gleich streng zu all den aufgenommenen Kindern, aber verstanden hat sie mich nicht. Sie konnte beispielsweise meinen verträumten Blick nicht gutheissen.


Und was wird aus dem Geschäftsführer und Ehemann?

Am Ende hängts ein bisschen an fehlendem Höhepunkt, der wäre wohl die Hochzeit und das anschließende Unglück (Selbstmord?) des Geschäftsführers. Vielleicht kannst du das mit Umstellen (Madame Cléf nach vorne?) noch was reißen?

Hat aber dafür, dass ich so wirres Zeux normal gar nicht mag, Spaß gemacht, es zu lesen und gedanklich dran zu feilen ...
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Elfentritt
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Beiträge: 21
Wohnort: Olten


E
Beitrag16.01.2019 00:08

von Elfentritt
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Liebe alle

Vielen Dank für eure Kommentare und eure Mühe!
Normalerweise schreibe ich gar nicht so lange Schachtelsätze, denke ich zumindest mal. Vielleicht seh ich's auch nicht mehr Wink

Ich wollte einfach meinen Traum, den ich auch ein wenig ausgeschmückt habe, möglichst kunstvoll aufs Papier bringen und darin die Gleichzeitigkeit und andere Dinge eines Traums einfangen.
Jede meiner Traumgeschichten ist anders, aber nur bei wenigen ist es mir gelungen, dass wirklich eine Geschichte daraus entstand. Ich empfinde diese auch als die gelungeneren bzw. vorzeigbareren Texte.
(Eine richtige Kurzgeschichte zu machen ist schwierig. Ich glaube, ich habe mir mit meinen Traumgeschichten ein einfaches Genre zugelegt oder ein Genreproblem. Aber immer noch besser, als nichts zu schreiben.)

Die meisten meiner Kürzestgeschichten stellen wie diese hier skizzenhaft Bilder und Emotionen dar. Ich glaube mein Hauptproblem ist das Durchhalten einer Geschichte bzw. das Ploten. Ich mache es mir dann gemütlich, indem ich Sätze drehe und so. Und wenn etwas ungrammatisch ist, sage ich mir, hey, das ist jetzt halt poetisch wink

Das nächste, was ich einstellen werde, wird aber sicher ein normaler Prosatext im Fantasy-Genre sein. Ich weiss nicht, wie schnell ich sein werde. Ich bin manchmal ziemlich faul.

Vielen Dank für den Strukturierungs-Tipp bei Schachtelsätzen. Jetzt muss ich's nur noch können Very Happy
P.S das 'unglücklich' bei "und damit einen unglücklichen Mann geheiratet"
holpert tatsächlich. Ich glaube ich hab es belassen, weil 'unglücklich' ein unglückliches Wort ist und ich's somit passabel fand, aber ich hatte auch keine elegantere Lösung.
PPS. die Protagonistin war in meinem Traum nicht schwanger, aber man kann es in der Tat so interpretieren.

Vielen Dank, dass ihr meinen Text trotz der kleinen Zumutung, die er darstellt, gelesen habt. Danke, dass ihr mir eure Gedanken geschrieben habt. <3
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malu_vs
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
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Alter: 43
Beiträge: 72
Wohnort: Hessen


M
Beitrag18.01.2019 13:32

von malu_vs
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Hallo Elfentritt,

Ich hab mir mit den langen Schachtelsätzen wirklich schwer getan. Am Ende der Geschichte bleibe ich verwirrt zurück, so wie es wohl nach einem solchen Traum sein sollte.
Für mich ist das aber nichts, smile ich warte dann mal auf deine "normalen" Texte.

Um hier im Detail etwas zu kritisieren (was noch nicht angesprochen wurde) gelingt mir nicht durch meine Verwirrung XD


_________________
Malu Volksky
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