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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 01/2019
Flügel/schlag

 
 
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag01.01.2019 20:00
Flügel/schlag
von MoL
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Flügel/schlag

Tod
Nicht ihn liebt sie;
Erkenntnis die bleibt.
Licht vom Ende,
Vorhang, der fällt.
...
Letztendlich Fragen statt Lebensdutzendjahre.
Ursache findet Wirkung, Krebs besiegt Wille.
Atmen oder Aufgeben?
Letztes aufbäumen.
Erschöpfung.
War's das?
Echt?

Herbstwinter
Schulterzucken. Erfahrung bringt Gelassenheit: Manchmal isses so.
Sie hat verloren, nie gewonnen, viel gewagt. Stets Lebensebben, und Lebensfluten wellen rillentief gesichtsüber ...
Lebensroulette oder -kreislauf? Fremde kommen, Freunde gehen ...
Kreuzfahrt statt Hund, Kindheitstraumerfüllung, endlich!

Reife
Schulterzucken.
„Schön.“
„Ist Leben!“ - das sagt wer, wenn nicht er?
Sie ist gelassen.
Leben: mittendrin sie. Eigentlich.
Rückschläge, keine Traumkarriere. Rosengarten. Frieden sucht sie auch, er nur nicht. Bittersüße Erkenntnis? Nein, spätherbstfaules Gift!
Erfüllung ist Leben, doch viele träumen nur ...
Pferde, Renaissance, Italien - wann geht's los?

Waise
Papa.
Alles schwankt,
dennoch bodenstarkverwurzelt.
Danke.

Ehe
Wieder und wieder hoffen und warten. Das ist einfach so. Kompromisse, überall.
Treue ewiger Schwur bindet was auseinanderstrebt.
Verpflichtungen, keine Zeit.
Kinder, keine Atempause.
Sie geht voran, unbeirrbar, Wege und Irrwege.
Fehler bedauern, nicht überdauern will sie. Lernen.
Anderleutskinder nerven Freunde, Freunde beleidigen Verwandte, Geduld schmilzt Ärger. Weinen und lachen, gemeinsam, immerhin.
Nein.
Nicht einfach, es ist so ...

Abschiedsschmerz
Hinunter fällt Regen,
Trauer voll Musik.
Sarg ruckelt Seil.
Mama - Lebewohl!

Heirat
Singlepartys enden. Damit erfreut sie Freunde, Schwiegereltern, Eltern: alle überglücklich, so begeistert.
„Ja ich will“, log sie.
„Ich liebe dich“, sagte er.  
Rausch, intensiver Sex, atemloser Taumel, Haut trifft Haut. Da ist er: Geld zu Schönheit. Jung und stark, aber älter. Angestellter Macher, nie zufrieden.

Studium
Zurück.
Lebenssinnsuche.
Himmel, blauer Anorak, Boots und Rucksack. Spinnen und Skorpione: Mexiko lieber nicht ... Europa!
Allein ist sie.
Alleinsein bedeutet Macht - Macht ist alles.
Verloren rennen durch Tage, Uni halt, Wohnheim, Kontoauszüge. Alles ist neu: Anschaffungen, dringende Termine.

Urlaub
Salzkruste und Seeweite. Endlich Sand zwischen Zehen. Ebbe und Flut ziehen gewaltig. Möwenschrei, windzerzauster Bauernzopf. Leben ist Freiheit. Weg mal einfach. Zuhause erdet und zieht zugleich. Ursprung und Anfang, Enge und Weite.

Jugend
Was hat sie, was niemand sonst hat, was? Nur ich bin wie ...?
Mondlicht und kichern mit Ouzo. Und Ibo. Sie mag Walnüsse und Frühjahrssturm: nichts ist köstlicher!
Herbstmelancholie, Sommerfreiheit. Margerite zarter Blüte. Würstchen, aufgespießt, und Lagerfeuer. Küsse, feuchte Zunge, shirtunter Hände: Daniel.

Friedhelm
- mehr nicht, das versteht sie.
Sie wohnten oben und unten wohnte er.
Ade Karamellbonbons.

Kindheit
Kinder dürfen das, Kinder können das: Eifer im Ernst, Schmollschnütchen. Trotzdem niedlich.
Mütter und Väter: Aufstampffuß und Tobsuchtsgesicht, schauen zu, hilfloses Händeringen.
SCHLAG
„Halt!“
SCHLAG
„Schurke, du!“
Polizeiarbeit, harte und schwerwiegende Puppenverbrechen!
...
Sie bauen Türmchen und sie träumen: „Wer ist Vater?“ -  „Ich!“ - „Wer ist Mutter?“
Haareziehen, Tränen und Geschrei. Kindergarten halt. Nächster!

Geburt
Sie ist da!
Vertiefungen, winzige Fußspuren - sie prägt Leben. Smile
Menschenwunder: „Glückwunsch, Dreitausendfünfhundert!“
Geboren tagsüber, nicht nachts. Glatt und runzelig und weich. Babyblauaugen und Zahnlosmündchen: „Hier bin ich!!!!“
Schrei, dann Licht und Laut.
Quadratmillimeterweise: Liebe.

Spiegel/Luft, träge, bewegt Schmetterling. Manchmal denkt man, man würde auf eine Gerade schauen; dabei hat man es mit Punkten auf einer Zickzacklinie zu tun. Schmetterling bewegt träge Luft./Schnitt

Liebe quadratmillimeterweise. Laut und Licht, dann Schrei: „Ich bin hier!“
Zahnlosmündchen und Babyblauaugen. Weich und runzelig und glatt. Nachts, nicht tagsüber geboren.
„Dreitausendfünfhundert, Glückwunsch!“
Menschenwunder!!!! Smile
Leben prägt sie .
Fußspuren, winzige Vertiefungen: Da ist sie!
Geburt

Nächster Halt Kindergarten: Geschrei und Tränen, Haareziehen.
„Mutter ist wer?“ - „Ich!“ - „Vater ist wer?“, träumen sie und Türmchen bauen sie.
Puppenverbrechen, schwerwiegende und harte Polizeiarbeit:
„Du Schurke!“ - SCHLAG - „Halt!“ - SCHLAG
Händeringen, hilfloses Zuschauen, Tobsuchtsgesicht und Aufstampffuß: Väter und Mütter. Niedlich trotzdem.
Schmollschnütchen, Eifer im Ernst: das können Kinder, das dürfen Kinder!
Kindheit

Karamellbonbons Ade! Er wohnte unten und oben wohnten sie. Sie versteht das nicht mehr.
Friedhelm

Daniel, Hände shirtunter. Zunge, feuchte Küsse. Lagerfeuer und - aufgespießt - Würstchen. Blüte zarter Margerite. Sommerfreiheit, Herbstmelancholie: köstlicher ist nichts!
Frühjahrssturm und Walnüsse: mag sie!
Ibo und Ouzo mit kichern und Mondlicht. Wie bin ich nur ...?
Was hat sonst niemand, was sie hat, was?
Jugend

Weite und Enge, Anfang und Ursprung. Zugleich zieht und erdet Zuhause ...
Einfach mal weg - Freiheit ist Leben!
Bauernzopf, windzerzauster Möwenschrei. Gewaltig ziehen Flut und Ebbe. Zehen zwischen Sand. Endlich weite See und Salzkruste.
Urlaub.

Termine. Dringende Anschaffungen: Neu ist alles!
Kontoauszüge, Wohnheim, Halt Uni, Tage durch rennen verloren ...
Alles ist Macht, Macht bedeutet Alleinsein.
Sie ist allein.
Europa nicht, lieber Mexiko, Skorpione und Spinnen!
Rucksack und Boots, Anorak, blauer Himmel. Lebenssinnsuche. Zurück.
Studium.

Zufrieden, nie Macher, Angestellter. Älter, aber stark und jung. Schönheit zu Geld: Er ist da!
Haut trifft Haut, Taumel, atemloser Sex, intensiver Rausch ...
Er sagte: „Dich liebe ich!“
Sie log: „Will ich ja!“
Begeistert, so überglücklich alle: Eltern, Schwiegereltern, Freunde.
Sie ... erfreut.
Damit enden Singlepartys ...
Heirat.

Lebewohl, Mama!
Seil ruckelt Sarg.
Musik voll Trauer.
Regen fällt hinunter.
Abschiedsschmerz.

Immerhin gemeinsam lachen und weinen. Ärger schmilzt Geduld.
Verwandte beleidigen Freunde, Freunde nerven Anderleutskinder ...
Lernen.
Sie will überdauern, nicht bedauern. Fehler, Irrwege und Wege: Unbeirrbar voran geht sie. Atempause, keine Kinder. Zeit, keine Verpflichtungen.
Auseinanderstrebt, was bindet Schwur ewiger Treue.
Überall Kompromisse. So einfach ist das. Warten und hoffen, wieder und wieder.
Ehe

Danke ...
Bodenstarkverwurzelt,
dennoch schwankt alles.
Papa ...
Waise

Los geht's wann?
Italien, Renaissance, Pferde!
Nur träumen viele, doch Leben ist Erfüllung!
Gift, spätherbstfaules? Nein, Erkenntnis, bittersüße!
Nicht nur er, auch sie sucht Frieden. Rosengarten. Traumkarriere, keine Rückschläge.
Eigentlich sie mittendrin: Leben.
Gelassen ist sie. Er nicht, wenn wer sagt: „Das Leben ist schön!“
Schulterzucken.
Reife

Endlich Kindheitstraumerfüllung: Hund statt Kreuzfahrt!
Gehen Freunde, kommen Fremde - Kreislauf oder Lebensroulette?
Gesichtsüber, rillentief, wellen Lebensfluten und Lebensebben. Stets gewagt, viel gewonnen, nie verloren hat sie. So isses manchmal. Gelassenheit bringt Erfahrung, Schulterzucken.
Herbstwinter

Echt? Das war's?
Erschöpfung.
Aufbäumen, letztes Aufgeben.
Oder?
Atmen.
Wille besiegt Krebs, Wirkung findet Ursache, Lebensdutzendjahre statt Fragen.
Letztendlich fällt der Vorhang,
Ende vom Licht
bleibt die Erkenntnis:
sie liebt ihn nicht!
Tod

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lebefroh
Geschlecht:weiblichEselsohr
L

Alter: 43
Beiträge: 364
Wohnort: Berlin
Der bronzene Durchblick


L
Beitrag12.01.2019 20:47

von lebefroh
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Hhm. Das ist meinem Verständnis nach kein Prosatext.
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UtherPendragon
Eselsohr
U


Beiträge: 402



U
Beitrag13.01.2019 02:38

von UtherPendragon
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Zu Anfang störte mich die Form dieses Textes enorm, und ich sagte mir, das müsste er schon irgendwie wieder gut machen und das tut er. Nicht nur die großangelegte Rückbeziehung auf den ersten Teil und das entgegengesetzte Abspulen, auch ein paar wundervolle allsagende "Sätze" haben es mir dann angetan. "Polizeiarbeit, harte und schwerwiegende Puppenverbrechen!" - einfach herrlich! Mit "bodenstarkverwurzelt" kann ich wiederum nicht viel anfangen wie mit anderen Kleinigkeiten und sehe auch genau hier die Hauptgefahr dieses Stils, dass die Leserkooperation an manchen Wortkonstruktionen einfach kapituliert oder gar nicht erst vorhanden ist, was nun zum kleineren Teil dem*r Verfasser*in anzulasten ist. Ich habe großen Respekt für die Mühe, unter welcher dieser Text entstanden ist und werde ihn noch einmal lesen vor der endgültigen Bewertung. Kommt es auf die Geschmacksfrage, so werden vermutlich noch Texte in "klassischer" Koheränz eine höhere Bewertung von mir erhalten, weil ich doch noch einen Rest Ratlosigkeit angesichts der Form verspüre.

PS: Dies ist mein Lieblingspart:
Daniel, Hände shirtunter. Zunge, feuchte Küsse. Lagerfeuer und - aufgespießt - Würstchen. Blüte zarter Margerite. Sommerfreiheit, Herbstmelancholie: köstlicher ist nichts!
Frühjahrssturm und Walnüsse: mag sie!
Ibo und Ouzo mit kichern und Mondlicht. Wie bin ich nur ...?
Was hat sonst niemand, was sie hat, was?
Jugend

Edit: Ich hab's dann wirklich nochmal hochgestuft.


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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag13.01.2019 22:36
Re: Flügel/schlag
von Heidi
Antworten mit Zitat

Wow, der Text berührt. Nach dem Lesen denke ich: Ich würde auch gern so Prosa schreiben können, kann ich aber nicht, bin keine gute Konstrukteurin, zum Glück, meine Stimme soll meine bleiben und deine die deine.

Ein ganzes Menschenleben und es ist ein unaufgeregtes, es ist alles drin, was vermutlich jeder Mensch irgendwie kennt. Höhen, Tiefen in Facetten. Und in der Mitte diese berührende Geburt der Tochter, eingebettet in eine Spiegelung aus Worten bzw. ist es eher das Fundament (wenn man von unten nach oben denkt), das diese Geburt dann irgendwie (in den Armen) hält.

Ein Menschenleben - ein Spiegel. Bis zur Lebensmitte aufsteigende Kräfte, Energie, die sich dann umkehren, ein Rücklauf, ein Abschiednehmen vielleicht ein Stückweit schon ab diesem Zeitpunkt, die Wende, die dann den Abbau bis hin zum körperlichen Verfall und schließlich zum Tod ankündigt. Aber davor bzw. inmitten der beiden "Pole" die dieses Baby umgeben, die Geburt wird sichtbar und dieses Bild löst während des Lesens in mir das Gefühl aus, dass mir der Tod nichts anhaben kann.
Ich empfinde es als berührend, wie mir der Text in wenigen Worten, die ja nicht mal in Sätzen ausformuliert sind, sondern eher für sich nachhallen, weil sie so geschickt gewählt sind, extrem viel mitteilt. Und ja, ich gebe zu: ich lächle, wenn ich bei dieser Stelle ankomme. Die Figur, die dieser Text erzählt, vermittelt Gefühle, die dann zu meinen werden. Ich sehe dieses rosige Baby vor mir, das noch alles vor sich hat, was die Figur am Ende hinter sich lässt.
Das fasziniert mich dann schon, weil du die Figur, die ja geboren wird und schließlich das Leben verlässt, noch zusätzlich mit der Zukunft ausstattest, die aus diesem Baby herausspricht.

Für mich der Satz, der mich am meisten berührt:

Zitat:
Liebe quadratmillimeterweise.


Wunderschön erfüllend.

Das Motto zieht sich durch den kompletten Text, ich spüre es bis in die Zehenspitzen hinein. Das Thema kommt ebenfalls zum Vorschein. Und die Raffung ist dir sehr gut gelungen.
Was mich inhaltlich noch beeindruckt, ist, dass diese Figur, von der hier die Rede ist, ein - ich nenne es mal - durchschnittliches Leben hat(te), es geschieht ja nicht wirklich was auffällig Auffallendes, diese Figur lebt und erlebt dabei Dinge, die jeden betreffen könnten. Ich finde mich darin wieder.

Das ist ein sehr schöner Text. Ich denke es werden alle Punkte, aber auf alle Fälle viele Punkte.
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firstoffertio
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Beitrag15.01.2019 00:40

von firstoffertio
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Das sieht aus wie lyrische Prosa, ist es aber nicht.
Die Form fügt dem Inhalt nichts hinzu, verdeutlicht nichts, wirkt zufällig, beliebig. Vermittelt nur den Anschein von Raffung.

Und ich finde nichts wirklich Individuelles in diesem Lebenstext. Die Person bleibt eine mit Allerweltsleben. Das ist vielleicht so gedacht?
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Mardii
Stiefmütterle

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Beiträge: 1774



Beitrag15.01.2019 15:11

von Mardii
Antworten mit Zitat

Ein Text zum Thema Biographie in lyrischer Form oder Telegrammstil. Zuerst erweckt er den Eindruck chronologisch zu sein, aber dann tauchen Wiederholungen auf. Stilmittel?
Gefällt mir an sich sehr gut.


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`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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d.frank
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D

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Wohnort: berlin


D
Beitrag15.01.2019 22:26

von d.frank
Antworten mit Zitat

Ich will dem hier nichts Böses tun und wahrscheinlich, vielleicht übersehe ich etwas, aber das hier hängt mich ab. Ich finde nichts, an dem ich mich festhalten kann, das mich irgendwie konzentriert oder auch fokussiert. Das ist alles so atemlos und ich bekomme es nicht voneinander getrennt. Die Wiederholungen sollen wahrscheinlich eine Schnittmenge schaffen? Mich haben sie eher gestört. Also, ich kürze das jetzt ab: Hat mich leider nicht erhellt, leider auch nicht berührt. Embarassed Crying or Very sad

Gut!

Beim xten Anlauf drauf eingelassen, langsam gelesen, wirken lassen.
An sich ist der Aufbau des Textes sehr interessant. Es gibt einen Schlüsselpunkt, man bewegt sich aus verschiedenen Richtungen darauf zu. Mutter und Tochter? Vater und Mann? Friedhelm und die Karamellbonbons.
Schönes Spiel mit Sprache jedenfalls. Aber ob das so hinhaut? Ob es reicht, ein paar Wörter umzustellen und zwei Leben sind gelebt und erfasst?
Ich mag das Konstrukt des Textes, aber in die Wirklichkeit hinübergerettet bekomme ich es nicht.

Edit:
Hab mich entschieden, dem Gedicht, das keines ist und dem ich zunächst meine Gunst verweigert habe, zwei Punkte anzuheften, weil ich die Experimentierfreude honorieren möchte und weil ich seine Aussage mag.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag16.01.2019 01:01
aw:Flügel/schlag
von lilli.vostry
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Hallo,

schönes Wortspiel der Titel. Gefällt mir gut, doch leider ist der Text nicht durchgängig in dieser Form verfasst. Er wirkt auf mich sehr durcheinander, stichpunktartig über weite Strecken wie ein Notizzettel - extreme Zeitraffung! - der Lebensstationen und verschiedenen Stimmungslagen. Weniger wie ein fertiger Prosatext.

Das erste und letzte Wort ist Tod, dazwischen wird das Leben aufgerollt mit allen Höhen und Tiefen bis zurück zur Geburt.

Gefallen hat mir der LebensRückblick - in der wortspielerischen Umkehr, wie sich der Blick aufs Leben verändert im Laufe der Zeit.

Die Vorgaben sind eingehalten, doch für meinen Geschmack ist der Text leider nicht durchweg stimmig. Und die Smileys und vielen Ausrufezeichen nacheinander haben in einem Text mit E-Anspruch auch nichts verloren.

Leider nicht unter meinen elf zu befedernden Texten.   

Grüße,
Lilli


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Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver
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a.no-nym
Klammeraffe
A


Beiträge: 699



A
Beitrag16.01.2019 20:09

von a.no-nym
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Hallo Inko,
dein Text gehört zu denen, die ich nach der ersten Begegnung mit dem Vermerk "Nochmal lesen!" versehen habe - das ist immer ein gutes Zeichen Smile. Inzwischen habe ich ihn bereits ein paarmal besucht und komme sicher noch öfter hierher.
Die Idee des spiegelbildlichen (nennt man das so?) Aufbaus gefällt mir - und ich freue mich bei jedem Lesen an den immer neuen Denk-barkeiten, die sich in alle möglichen Richtungen auftun, nicht zuletzt dank der eingedampften Sprache, die Raum für Leser-Eigenes lässt. Motto und Vorgaben finde ich gut umgesetzt.

Zwar haben sich mir nicht alle Kleinigkeiten erschlossen, aber das muss in diesem Fall vielleicht auch nicht sein; zumindest hat es mich nicht gestört.

Zwischendurch gibt es (in beiden Leserichtungen) kleine Stellen, die mir wie Fremdkörper im Text vorkommen: "Manchmal isses so." "Das ist einfach so."

Noch ein bisschen Jammern auf hohem Niveau: Die beiden Smilies und die Mehrfach- Ausrufezeichen hat der Text m.E. nicht nötig. Der Titel wäre ohne den Schrägstrich nach meinem Empfinden (mindestens) genau so aussagekräftig.

Für Text und Inko alles Gute!
Freundliche Grüße
a.
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Literättin
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Wohnort: im Diesseits
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Beitrag17.01.2019 08:43

von Literättin
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Flügel/Schlag

Eine Stichwortsammlung soll das natürlich nicht sein, da steckt mehr dahinter, das ist gestaltet und im Grunde ist das natürlich Lyrik und nicht Prosa. Ein Leben in der Rückschau, der Umschlagpunkt mittig und das Ganze vorwärts. Es könnte funktionieren – läse es sich nicht letztlich doch wie eine gespiegelte Stichwortsammlung über ein Leben, wie es millionenfach abläuft: nichts besonderes – nicht mehr als der Flügelschlag eines Schmetterlings. Und das doch Besondere des einzelnen Lebens geht in eben jenen Stichworten unter. Und erreicht mich nicht. Vergänglichkeit, Lebensetappen, der Rückblick am Lebensende – die Beschäftigung mit der (Un)Haltbarkeit der Gegenwart klingt weniger an und auch die gestundete Zeit. E? Ich kann ja schon kaum sagen, dass das hier wirklich Prosa ist. Aber U ist es nicht. Wie hatte ich es anderswo formuliert: Versuch experimenteller E-Prosa (allein schon, um mich aus der Verlegenheit des Kategorisieren Müssens heraus zu winden). Die Vorgaben? Ansatzweise irgendwo erfüllt.


_________________
when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.)
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hobbes
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Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag17.01.2019 10:40

von hobbes
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Oha. Noch so ein Text, der mir beinahe durchgerutscht wäre. Ich dachte zuerst, es sei auch einer der Zack!Zack!Zack!-Texte, aber nein, es stimmt nicht, hier hat das ZackZackZack eine gewisse Melodie, baut aufeinander auf, trägt sich.

Und wie ich so herausfinden will, warum das in diesem Fall so ist, kapiere ich erst, dass hier doch was mit der Reihenfolge nicht stimmt. Beziehungsweise ganz genau stimmt (also vermutlich), denn Moment mal, der Anfang ist das Ende, das heißt vom Ende geht es an den Anfang und dann wieder zum Ende und hui, das muss ich mir auf jeden Fall noch mal anschauen.
Wer da aus welcher Sicht aufs Leben schaut. Ich hab's ja eigentlich nicht so mit Rätseln, ich verliere da gern die Geduld. Bin gespannt, ob das in diesem Fall auch so ist.

Was mir tatsächlich eben erst, beim mindestens dritten Lesen auffällt: da sind Smileys im Text! Shocked (bin hauptsächlich geschockt von der Tatsache, dass mir das jetzt erst auffällt)

Und wow, Premiere. In x Jahren dsfo-Wettbewerbe das erste Mal, dass ich mir einen Text ausdrucke. Ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, wird sich gleich zeigen.

Wow. Wirklich haargenau der gleiche Text. Also na ja, doch nicht immer, aber bevor ich mir dafür eine Theorie zurechtlege, glaube ich doch eher, dass du mal kurz nicht aufgepasst hast.

Ja nun, was soll ich davon halten. Die Idee ist natürlich spannend. Ein Leben von hinten nach vorn erzählen, dann umgekehrt, was ändert das.
Falls das überhaupt deine Idee war.
Die Frage auch, ob es überhaupt das gleiche Leben ist, denn einer der Unterschiede ist ja, dass einmal tagsüber, einmal nachts geboren worden ist.

Das, also dieses rückwärts/vorwärts erklärt natürlich auch, warum so manche Formulierung ein bisschen merkwürdig erscheint.

Was ich schade finde, ist, dass mir der eigentliche Inhalt, das eigentliche Leben über dieses Formenraten verloren geht. Form vor Inhalt, das mag ich eher nicht so.
Aber die Idee, die hat schon was.

Herrje. Text du machst es mir nicht einfach.

Am Ende sind es fünf Punkte. Hauptsächlich der Idee zu verdanken.
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

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Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag19.01.2019 02:15

von V.K.B.
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Hallo Inko,
Wow, ein Gedicht. Metaphorisch gesprochen. Nein, vielleicht auch textlich. Ist das noch Prosa? Egal! Mein bisheriger Favorit, unangefochten. Und wahrscheinlich der Siegertext, wenn ich mich als Prophet versuchen darf.

Die Vorgaben triffst du spielend. E auch, brauchen wir gar nicht drüber reden. So stelle ich mir einen gelungenen Zehntausendertext vor. Was dir toll gelingt, ist das Evozieren. Statt erzählen. Da faseln irgendwelche Schreibratgeber immer von Show not tell, und du bist schon lange eine Stufe weiter: invoke, not show. Ja, das ist Kunst. Du erzählst nicht, du klatscht immer nur ein paar wenige Wörter in die Zeile und lässt die Gedanken der Leser selbst erzählen, bzw die Konnotationen und Implikationen wirken. Mentalismus, pure literarische Magie. Gewagtes Konzept! Und das funktioniert auch noch, jedenfalls bei mir. Okay, musstest du auch so machen, du hast ja nur 10k Zeichen, um deine Geschichte zurück und vor zu erzählen. Bei der Geburt bin ich gestolpert, hab mich kurz gefragt, was soll das, das hatten wir doch alles schon mal, warum –
und dann diese Erkenntnis: Wow, es geht rückwärts weiter. Beziehungsweise vorwärts. Mit Variationen, nein, einige Dinge ins Gegenteil verkehrt, und doch bleibt letztendlich alles beim alten. So isses, wie einmal salopp in einer Zeile gesagt. Die Idee finde ich absolut genial - und die Umsetzung funktioniert auch noch! Offene Überschriften werden zu geschlossenen Faziten. So bitter, so wahr!

Mehr brauchen wir gar nicht drüber reden. Das ist der Text, für den sich das Lesen dieser Wettbewerbstexte lohnt. Dem Rest meilenweit voraus. Auch, wenn ich noch gar nicht alles gelesen habe und mir noch 7 Texte fehlen. Aber es würde mich sehr überraschen, wenn da noch was besseres käme.

Kurz und schmerzlos: ich bin beeindruckt! Chapeau! Und jetzt wirklich verdammt gespannt, wer das geschrieben hat.

Beste Grüße,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Catalina
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Beitrag20.01.2019 09:33

von Catalina
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"Manchmal denkt man, man würde auf eine Gerade schauen; dabei hat man es mit Punkten auf einer Zickzacklinie zu tun." Dein zentraler Satz. Was ist sie wohl für Dich, diese Zickzacklinie? Soll sie bedeuten, dass Gespiegeltes nie deckungsgleich zurückgeworfen wird? Habe lange nachgedacht über Deine Linie, weil sie mir der Schlüssel zu Deiner Aussage zu sein scheint. Ich bin gespannt, was Du ausdrücken wolltest, leider habe ich keine Idee. Schön aber, dass ich darüber nachdenken kann.

Deine Idee der Form beeindrucken mich sehr. Das bekomm' mal einer hin, so eine Spiegelung. Sie passt fast immer, ohne die Sprache zu sehr zu strapazieren. Da schaue ich gerne über ein paar Holpereien hinweg.

"Tobsuchtsgesicht und Aufstampffuß: Väter und Mütter. Niedlich trotzdem" hat mich sehr amüsiert. Für mich auch beim ersten Lesen kein Holpern, sondern ein lustiger Einwurf.

"Lebensebben und Lebensfluten" mag ich.

Vorgaben für mich alle sehr gut umgesetzt. Die Sprache ist schön. Leider leidet bei mir die Tiefe an der Idee der Form. Der Text kommt mir nicht nahe, bleibt ziemlich abstrakt.

4 Punkte
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Eredor
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Traumtagebuch
Beitrag20.01.2019 23:54

von Eredor
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Boah. Shocked Ich glaube, wenn ich versuchen würde, so einen Text zu schreiben, mein Gehirn würde einem Kurzschluss erliegen. Das muss man erstmal schaffen, den Text zu spiegeln, ohne dass Sinn verloren geht. Was lernen wir daraus? Du kannst die Elemente deines Lebens ordnen wie du willst: Am Ende ändert das nichts. Und vermutlich nicht an deiner letzten Bastion, in dem Fall: Sie liebt ihn nicht.

Kritik habe ich am Paratext, der das Leben in Abschnitte gliedert (Tod, Studium, Geburt,...). Ich fände deinen Text besser, würde er das aufgeben. Weiterer Kritikpunkt, so geil ich die Idee + Umsetzung auch finde: Der Inhalt bleibt unverknüpft und liegt lose da. Wenn du schon die Chance hast, ein ganzes Leben zwei Mal zu erzählen, dann sollte das auch ein "literarisch geeignetes" Leben im Sinne von "eine intratextuelle Vernetzung erzeugend" sein. Punkte schenk ich dir nichtsdestotrotz.


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- Lütfiye Güzel
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Municat
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Beitrag21.01.2019 11:11

von Municat
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Moin Inko smile

Auf den ersten Blick wirkt die Situation, die Du beschreibst, wie die offensichtlichste Interpretation des Raffungs-Themas: EIn Mensch liegt im Sterben und sein Leben zieht an ihm vorbei. Und doch kann Dein Text viel mehr als das: Die Gedankenfetzen ziehen zuerst rückwärts (von der jüngeren Vergangenheit bis zur Kindheit) und dann nochmal vorwärts an dem sterbenden Menschen vorbei - und das mit kleinen, feinen Unterschieden. Durch minimale Änderungen der Bilder (manchmal einfach nur ein anderer Blickwinkel, ein verschobenes Wort, ein umgestellter Satz) verändert sich das Erlebte komplett. Aus Depression wird Hoffnung, aus Lust wird Frust, Lebenslügen werden aufgedeckt oder geschaffen. Dabei lässt Du offen, welche der beiden Versionen der Wahrheit entspricht ... oder ob die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt ... oder ob die gleiche Wahrheit, von verschiedenen Perspektiven aus betrachtet, einfach mal völlig unterschiedliche Ergebnisse bringt.

Alleine durch den Titel fällt der Situation, in der ein Kind geschlagen wird ... sei es nun im Kindergarten oder von den Eltern ... eine besondere Bedeutung zu.

Ernsthaft und vielschichtig ist das auf jeden Fall. Die flüchtige Zeit ist auch eindeutig erkennbar.

Punkte vergebe ich erst, wenn ich alle Texte kommentiert habe.


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Gräme dich nicht, weil der Rosenbusch Dornen hat, sondern freue dich, weil der Dornbusch Rosen trägt smile
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MoL
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Beitrag21.01.2019 20:38

von MoL
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So, nun zu Dir, kleiner Text. Mann, hast Du mir viel Arbeit bereitet! Ich hoffe, wenigstens für die Idee ein paar Punkte abstauben zu können ... Ich mag Dich! Mal schauen, was die anderen sagen ...

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"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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Michel
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Beiträge: 3379
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag22.01.2019 15:57

von Michel
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Eher ein Langgedicht, extrem verknappte Form, im Grunde zweimal erzählt, wie in der Mitte gefaltet. Entblättert sich allmählich, liest sich schnell, versteht sich mühsam, Bilder haken sich ein. Ist das noch Prosa? Unklar. E? Ganz sicher. Gestundete Zeit? Vom Ende her erzählt. Ein ganzes Leben? Drin. Ich les' es noch einmal.
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Jenni
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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag23.01.2019 01:18

von Jenni
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Das ganze Leben einmal rückwärts erzählt und dann wortgleich vorwärts, die Interpunktion macht’s, und alles verläuft anders. Dazwischen schlägt ein Schmetterling mit den Flügeln. Das ist schon ganz schön … eine Spielerei, aber eine irrwitzige, geniale Spielerei. Die Idee allein ist schon grandios.
Die Frage ist, über die irrwitzige, geniale Spielerei, was bleibt da übrig. Ein namenloses Leben, ein paar Partys, Reisen, entweder Karriere oder Kinder, immer mit Höhen und Tiefen, schließlich der Tod. Und der Zufall, oder auch große Wirkung kleiner Ursachen, äußerst anschaulich auf die Spitze getrieben.

Die Form steht hier deutlich im Vordergrund, das Wie bestimmt das Was, so scheint mir. Und das Thema. (Un-)Haltbare Gegenwart indem das Leben so oder anders hätte verlaufen können? Hm.

Einen Originalitätspunkt gibt das sicher von mir. Oder: zwei.
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nebenfluss
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Beitrag25.01.2019 16:57

von nebenfluss
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Hallo Inko,

die sprachliche Spiegelung dieses Lebens finde ich klasse. Letztlich minimale Umstellungen von Reihenfolgen und suggerierten Korrelationen bewirken an vielen Stellen eine andere Vorstellung dieses Lebenslaufs.
Einige Formulierungen lassen mich an eine „gezähmte“ Stimmgabel denken, aber der Verdacht ist bei Weitem nicht deutlich genug, um das Inko in der Anrede entsprechend zu ersetzen.
Leider war es mir zu lang, was allerdings auf die meisten Langgedichte zutrifft (in der Gattung ordne ich es beim Lesen ein, auch wenn es formal als Prosa definiert ist, muss ja, im 10K). Ich könnte mir vorstellen, dass der Effekt in kürzerer Form, wo der Leser leichter den Überblick behalten kann, noch eindrucksvoller wäre.


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anderswolf
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Beitrag25.01.2019 17:10

von anderswolf
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Interessantes Langgedicht, das in einem Prosawettbewerb seltsam fehl am Platze wirkt, vielleicht ist das aber auch einfach diese Sperrigkeit, von der neuerdings alle reden/schreiben. Ein ganzes Leben, auf-, vor- und zurückgedröselt, aufgespannt über knapp 30 Verse, die sich sehr schön palindromieren. Bleibt halt ein Langgedicht. Gibt einen Punktabzug.
Thema ja, Motto vielleicht, E fraglich, irgendwie ja, irgendwie nur sperrig wegen der Textform, aber immerhin fein gedrechselt. Gibt einen Extrapunkt.
Vielleicht hätte man natürlich auch einfach alles in Absätze statt in geverste Strophen packen können? Hätte der Text dann noch gewirkt? Man weiß es nicht.
Die Botschaft: Wie ein Leben gelebt wurde, ist oft eine Frage der Perspektive, und hinterher sieht alles anders aus als man es im Vorfeld erwartet.
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fabian
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Beiträge: 606



Beitrag25.01.2019 17:23
Re: Flügel/schlag
von fabian
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Zusammen mit Sanduhr für mich der beste Text.
Bei jedem Neulesen wieder die Unsicherheit: welcher ist besser nein: welcher soll 10, welcher 12 Punkte bekommen?
Beide sind anders und doch einander ähnlich.
Und ja: beide sind bis auf Wortebene Entdeckertexte.
Sprachmächtig.
Wortspielerisch.

Schmerzhafte Entscheidung: 10 Punkte
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.01.2019 21:20

von MoL
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ihr Lieben!
Heute habe ich leider noch zu tun, ich werde daher morgen auf eure Kommentare antworten. Aber eins schonmal jetzt: Ich freue mich echt wie bolle! Nie hätte ich erwartet, meinen Text so weit oben zu finden! Smile Smile Smile
Danke, danke, danke für Eure Punkte! Morgen dann mehr. Smile


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