Schreibübung: Wunschtraum

[Reimer]

Meer Ruhe

Ein Rauschen erfüllte meine Ohren. Ein leises angenehmes Rauschen, wie wenn man sich eine Muschel ans Ohr hält. Oder wie wenn man den Wellen des mich umgebenden Meeres lauscht. Ich öffne eine schwere eiserne Tür und durchschreite einen Gang dessen Wände aus Glas sind. Ich sehe Fische, kleine, Große. Ich sehe Pflanzen, sie wachsen an Felsen die aus dem düsteren Meeresgrund ragen. Sie wachsen auf der Seite des Komplexes in dem ich mich befinde. Auch dort wie dieser gläserne Gang durch Metalteile verbunden ist, überdeckt eine grüne Schicht das alte Material. Doch all das interessiert mich nicht. Ich beobachte das Wasser und Lausche diesem Ton. Auf meinem Weg durch diesen Gang, für den ich mir Zeit lasse, trifft mich ein Wassertropfen und läuft über meine Stirn. Er macht einen Bogen um das Auge, gleitet über die Wange und verschwindet schließlich meinen Hals entlang huschend in meinem Kragen als ich stehen bleibe und nach oben gucke. Über mir befindet sich eines dieser stützenden Bindeglieder. Das Eisen ist mit einer Schicht Wasser bedeckt und der nächste Tropfen sammelt sich vor meinen Augen um sich auf mich zu stürzen. Er tropft direkt auf mein linkes Auge. Ein jedem bekannter Reflex lässt mich das Auge rechtzeitig schließen und durch das Lid spüre ich auf dem Auge das kühle Wasser. Ich blinzele den Tropfen weg und gehe langsam weiter. Hinter mir höre ich nun regelmäßig einen Tropfen auf den Glasboden fallen. Ein regelmäßiges Pochen begleitet nun das monotone Rauschen. Vor mir endet der Gang. Ich öffne die Schutztür, gehe hindurch und lasse sie nach kurzem zögern hinter mir offen. Ich gehe einige Schritte voran. Vor mir befindet sich nun ein Becken. Es hat die Form einer Halbkugel und am Rand führen kleine Stufen zum etwa einen halben Meter tiefen Grund. Er ist bis zum Rand gefüllt und würde bei der kleinsten Welle überschwappen. Die Wasseroberfläche liegt still während ich mich davor hinknie. Ich glaube ein leichtes vibrieren, verursacht durch meine Bewegung, zu erkennen. Ich strecke meine Hand über dem Becken aus. Die Handfläche nach oben, halb geöffnet. Langsam drehe ich die Hand und beobachte wie die Die kleine Blutlache die sich in der Handfläche gebildet hat sich bewegt. Es versammelt sich zuerst am kleinen Finger. Der erste Tropfen scheint sich dort zu bilden. Doch vorher sehe ich etwas Rotes zwischen meinem kleinen Finger und dem Ringfinger hervorspringen. Der einsame Bluttropfen fällt glitzernd in das Wasser. Er sticht hinein, breitet sich in einer Wolke erst nach unten und dann langsam in alle Richtungen aus. Als der Tropfen auf die glatte Oberfläche trifft löst sich an dem Punkt eine Welle, die wie ein Ring aus Licht auf den Rand zurast, aus. Die Welle trifft auf den Rand und ignoriert diesen. Sie will weiter fort, die glitzernden Ränder der winzigen Welle scheinen ohne Wasser alleine weiter zu wallen. Als sich weiteres Blut zum ersten tropfen gesellt, laufen einige weitere Wellen, sich gegenseitig überspringend, über den Rand. Sie bilden eine dünne Wasserschicht auf dem gesamten glatten Fußboden. So viel Blut wie in das Becken geflossen ist, soviel Wasser befindet sich nun auf dem Boden. Ich höre den Tropfen hinter mir auf den Boden prallen. Auch das Rauschen das ich einen Moment nicht wahrgenommen hatte, setzt nun wieder ein. Der tropfen hinter mir lässt nun auch eine Welle entstehen. Sie kommt von hinten auf mich zu und trifft, an der Stelle die letzte, durch mein Blut verursachte, Welle die aus dem Becken kommt, an der Stelle an der ich knie.

Ich öffne die Augen, lausche noch einen Moment dem Rauschen des Wassers um mich, dem tropfen der auf den Boden fällt und dort Wellen schlägt. Mein Ohr liegt auf meiner Hand, mein eigenes Blut rauscht mir den Gehörgang und ich spüre mein Herz im Rhythmus eines Tropfen schlagen der mich am Auge traf.