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Infodump vermeiden und Schreibstil verbessern (Jack Ketchum: „Evil“-The Girl next Door)

 
 
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BerndHH
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Beitrag09.12.2018 07:20
Infodump vermeiden und Schreibstil verbessern (Jack Ketchum: „Evil“-The Girl next Door)
von BerndHH
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moinsen liebe Leute,

es heißt ja, wenn es bei einem selbst nicht läuft, sofort Griffel bzw. Tastatur aus der Hand anlegen und lesen, lesen, lesen …

Das habe ich getan.
Und zwar eines der traurigsten, deprimierendsten, verstörendsten und grausamsten Bücher, die jemals geschrieben wurden – so die Eigenwerbung:

Jack Ketchum: „Evil“

The Girl Next Door (1989) (dt. „Evil“, Heyne 2006, ISBN 978-3-453-67502-5)
https://de.wikipedia.org/wiki/Evil_(Roman)

Das hochgelobte Vorwort von Stephen King … na ja … aber er lobt Ketchum und seinen Schreibstil schon einmal in allerhöchsten Tönen, so dass die Messlatte der Erwartungen auch dementsprechend riesengroß ist.

Die Geschichte beginnt nicht wie bei mir mit tonnenweise Infodump, sondern mit einem Rückblick des Nachbarsjungen David im Jahr 1987, der sich an den Sommer 1958 zurückerinnert. Ketchum verliert keine großen Worte. Er führt auch direkt in das Grundthema ein:
Zitat:
Ihr glaubt, ihr wisst, was Schmerz ist? Fragt meine zweite Frau. Sie weiß es. Oder glaubt es zumindest.

Kein großes Gelaber, sinnfreies Gequatsche, sondern es geht direkt ins Kernthema, indem der Autor das erste Postulat aufstellt.

Es folgt das Beispiel von Davids Frau, allerdings sofort abgemildert durch den nächsten Satz:
Zitat:
Das ist Schmerz, meint meine zweite Frau. Sie hat nicht die geringste Ahnung


Leitthema des Buches ist nicht nur der Schmerz, sondern eher die Gefühlskälte der Gesellschaft, das „Wegschauen“, bzw. das „Hinschauen“ und sogar „Mitmachen“. Der dem Roman zugrunde liegende
Mordfall Sylvia Likens (Indianapolis 1965)
https://de.wikipedia.org/wiki/Mordfall_Sylvia_Likens
ist an Widerwärtigkeit nicht mehr zu überbieten. Die ganze Nachbarschaft wird über einen längeren Zeitraum zum Mittäter. Parallelen dazu im
Mordfall Kitty Genovese (New York 1964)
https://de.wikipedia.org/wiki/Mordfall_Kitty_Genovese
Auch hier wird eine junge Frau auf offener Straße abgeschlachtet. Sie erhält die ersten zwei Stichwunden, rennt um ihr Leben und schreit um Hilfe. Der Täter wartet nur ab, sticht weiter auf die Frau ein, vergewaltigt sie (was für ein krankes Tier!), beraubt und lässt auf dem Bordstein verblutet. Es gab ungefähr 40 Zeugen, doch niemand kam ihr zur Hilfe. Kitty Genoveses Martyrium dauerte 40 Minuten, das der Sylvia Linkens geht über viele Monate (!).
Der berühmte „Bystander“-Effekt.

Ketchum verliert sich auch nicht in einem ausschweifenden Monolog über die Sittengeschichte, sondern er macht nur düstere Andeutungen.
Zitat:
Mahnend sage ich mir, dass wir damals noch Kinder waren, bloß Kinder. Verdammt, wir hatten doch gerade erst unsere Pfadfinderhüte abgelegt und waren alles andere als erwachsen

Zitat:
Dann sage ich mir wieder, dass das alles in den Fünfzigern passiert ist, einer merkwürdigen Zeit der Repression, Geheimniskrämerei und Hysterie. Joe McCarthy fällt mir ein, auch wenn er für mich damals praktisch keine Rolle gespielt hat.


Bei mir wären das mit Sicherheit ersteinmal 15 Seiten über den Zeitgeist der Fünfziger geworden. Nicht so beim genialen Ketchum. Er bleibt immer dicht bei seinen Figuren und lässt allen überflüssigen Ballast radikal weg. Die Sätze sind kurz, prägnant und kommen sofort auf den Punkt. David war in den 1950ern ein kleiner Junge, was zur Hölle hat er also mit der McCarthy Ära zu tun? Er hat das mit Sicherheit nicht verstanden, was rund um ihn herum passierte. Aber er versucht ja zumindest zu erklären, welche Stimmung damals vorherrschte, als die Folter seiner  Nachbarin begangen. Erklärungsversuche, eine Ausrede … „Wir waren Kinder … naiv … wussten nichts von diesen Dingen …“

Ich bin aber sofort im Thema, wenn es um unterdrückte Sexualität geht. Und das war in den 1950ern mit Sicherheit eine der beherrschenden Thematiken. Ruth Chandler alias Getrud Banizeswki ist frustiert über ihr Leben. Männer haben ihr Kinder angehängt und sich dann aus dem Staub gemacht. Sie hasst ihr Leben und sucht als Ventil ihrer Aggression …. Sie bekommt mit Meg und ihrer Schwester Schutzbefohlene (die beiden sind ihre Nichten, ihre Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben, haben also niemanden mehr, der sich um sie kümmern kann) zwei minderjährige Kinder, um die sich (gegen ein gewisses Entgelt zu kümmern hatte). Ruth nutzt dies in einer allmählichen Steigerung gnadenlos aus. Meg kommt in die Pubertät und dies wird für Ruth zum Anlass die weibliche Sexualität zu verteufeln und sie sogar auszumerzen. An den Männern, die ihr anscheinend so viel angetan hatte, kann sie sich nicht rächen, also tut sie es an einem schwachen Opfer.
Unfassbar, dass so etwas überhaupt von einer Frau kommen kann. Ihrem eigenen Geschlecht all diese unfassbaren Dingen anzutun …
Das Ganze steigert sich immer weiter in einen aberwitzigen Wahn hinein. Aus Demütigungen und Erniedrigungen werden Folter und unfassbare Verstümmelungen an Klitoris, etc …
Meg ist ihrer Tante, ihren Kindern und dann auf einmal den gesamten Kindern der Nachbarschaft vollkommen hilflos ausgeliefert. Sie wird in den Keller gesperrt, wo sie das alles aushalten muss.
Meg wird für die Nachbarschaftskinder zu einem lebenden Anschauungsobjekt der weiblichen Anatomie. Ruth stachelt ihre Söhne auf, Meg wiederholt zu vergewaltigen, reagiert ihre Frustrationen ab, indem sie ihr „I am a prostitute and I am proud of it“ auf den Bauch ritzen lässt. Wie kommt man eigentlich auf solche kranken Gedanken? Und es macht unglaublich wütend, dass Ruth Chandler alias Getrud Banizeswki am Ende doch so gut aus der Sache kommt, sich wie viele andere Gewalttäter aus ihrer Verantwortung stehlen kann und nach nur 18 Jahren Haft freigelassen wird und friedlich-gemütlich an ihrem Lungenkrebs sterben darf.
In einer anderen Gesellschaft hätte man sie nackt an ihren Haaren durch die Straßen gezerrt und sie totgeschlagen. Es ärgert mich wahnsinnig, dass sie sich nie richtig ihrer Verantwortung stellen musste und das Perfideste von allem: Meg und ihre Schwester waren Vollwaisen, Schutzbefohlene, sie waren verdammt nochmal ihre Nichten und sie hatten niemanden mehr, zu dem sie fliehen konnten. Meiner Meinung nach wurde dem nie genug Sühne getan …

Aber das ist Ketchums Thema nicht. David ist die Hauptperson seiner Geschichte, die versucht zu verarbeiten, warum er damals nicht eingegriffen hatte … David wurde ja auch wie die anderen Nachbarschaftskinder zu einem Mittäter, der ein Leben lang mit dieser Schuld leben musste.

Sommer 1958. Die Geschichte geht weiter. So wie in „The Catcher of the Rye“. Ein Sommertag. David ist an einem Fluss Krebse fangen und begegnet Meg zum ersten Mal. Er ist von dem hübschen Mädchen schwer beeindruckt.
Ketchum verliert keine Zeit mit irgendwelchen Nebensächlichkeiten und kommt sofort auf den Punkt. Sein Schreibstil ist einfach GENIAL !!!!

---- to be continued ----


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BerndHH
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Beitrag09.12.2018 09:58

von BerndHH
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Zitat:
Besonders die Tatsache, dass das Buch aus der Ich-Form geschrieben ist, macht das Buch so intensiv und teils beinahe unerträglich zu lesen, da der Erzähler am Anfang nichts als Begierde und Faszination empfindet und sich unangreifbar fühlt. Während der Leser sich wünscht, er möge doch endlich handeln, geht David voll in seiner Rolle als Zuschauer auf und schildert dies ohne Gewissensbisse. In einer der Kernaussagen des Buchs bringt David jedoch auch den Leser als Betrachter ins Spiel und äußert den anhaltenden Wunsch, wissen zu wollen, wie die Geschichte weitergeht. Eben jenen Anlass das Buch weiter zu verfolgen macht den Leser somit mitverantwortlich für das Geschehen. Ebenso lässt Ketchum David die Herzszene in seiner Erzählung auslassen, das Ausbrennen der Klitoris wird nicht beschrieben, David äußert lediglich, dass dies das grausamste Erlebnis seines Lebens gewesen sei und er darüber nicht sprechen oder schreiben werde. Die Foltersequenzen sind unerbittlich, Ruth ist dabei eher apathisch, fast pragmatisch – sie tut nur, was sie für richtig hält. Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit. 1965 wurde die damals sechzehnjährige Sylvia Likens von ihrer Pflegemutter Gertrude Baniszewski und deren Kindern zu Tode gefoltert.


Geht mir überhaupt nicht so! Ich sehe nur das Hassobjekt Ruth Chandler!!! Sie muss dafür büßen, was sie ihrer Nichte angetan hat. Sie soll verdammt nochmal die gleichen Schmerzen spüren! David und die anderen Kids, das sind doch bloß Mitläufer. Man kann Kinder nicht dafür verantwortlich machen. Sie sind halt neugierig und machen das mit, wozu die Erwachsenen sie anregen, aufstacheln, animieren, …. Aber sie wissen doch nichts von diesen Dingen. Ruth allein ist das Dreckschwein, welches seine kranken Phantasien an Meg auslebt. Ein Buch, welches so unendlich wütend macht und ein unverhohlener Aufruf zur Lynchjustiz.

Aber das scheint ein generelles Phänomen bei Gewalttätern zu sein. Es wird immer nur ins Umfeld geschossen, warum haben X und Y nicht geholfen, warum hat die Polizei versagt, warum war die Nachbarschaft nicht couragiert genug, und, und, und … Aber die eigentlichen Täter kommen eigentlich immer ungeschoren davon. Schlüpfen wie ein schleimiger Aal davon. Sie finden immer einen verständnisvollen Verteidiger, „all der Lebensfrust … die arme Frau war völlig überlastet … ihre traurigen Lebensumstände … ihre soziale Verwahrlosung … völlige Überforderung … sie musste ja so viel im Leben durchmachen …“ Nein! Was Getrud Banizewski (meiner Meinung nach) verdient hat ist: 1.) lebenslange Isolationshaft (Dunkelhaft bei renitentem Verhalten) ohne jegliche Chance auf vorzeitige Entlassung, egal bei welcher Führung auch immer 2.) ein überlebensgroßes Bild ihres zerschundenen, gefolterten, verstümmelten Opfers in ihrer engen und fensterlosen Zelle, so dass sie JEDEN einzelnen verdammten Tag ihres erbärmlichen Restlebens sich damit auseinandersetzen MUSS, was sie angerichtet hat.

Und ich dachte immer, dass der Sühnegedanke zumindest in der US-Justiz noch lebt/lebte. Gewaltverbrechen – Haft und der Täter hat 15,20 Jahre Zeit, sich auf seine Exekution vorzubereiten, also das qualvoll lange Warten auf die Todeszelle.
Aber anscheinend gab/gibt es im Bundesstaat Indiana keine Todesstrafe. Banizewski hatte unglaubliches Schwein gehabt. Verdient hat sie das auf gar keinen Fall!  

Wenn man solche Gewaltphantasien hat, wird man dann selbst zum Täter?
Nein es geht nicht um Gegengewalt (vielleicht ja doch?), sondern allein um Sühne und vor allen Dingen, um eine lebenslange Verantwortung für die begangenen Gewaltverbrechen. Nicht mehr und nicht weniger.
Im Fall Banizewski war es leider nicht so. Sie hatte sich im Frauengefängnis wohl sehr gut integriert und war in der Gemeinschaft der Häftlinge sogar außerordentlich beliebt. Die Frauen nannten sie zärtlich „Mom“. So viel Ruhm hat sie auf gar keinen Fall verdient.
Musterhäftling, nach 18 Jahren vorzeitig entlassen.


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BerndHH
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Beitrag09.12.2018 11:08

von BerndHH
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Die Quälereien durch die Chandler begannen ja angeblich erst dann, als bei Meg die Pubertät einsetzte. Als sie einen Busen bekam und die Jungs sich allmählich anfingen, für sie zu interessieren.
Das muss bei Ruth Chandler ja offenbar unglaubliche Hassgefühle ausgelöst haben! Es ist ja nicht so, dass Meg im Haus ihrer Tante lauten Sex gehabt hätte. Was heutzutage eine Selbstverständlichkeit wäre aber wohl alles andere in den 1950er Jahren!

Woher kommt dieser unglaubliche Hass auf das junge, heranwachsende Mädchen?
Als Nebenbuhlerin? Eifersucht? Nein, Blödsinn, auf was denn überhaupt?

Meg war ein ganz normales, schüchternes Mädchen auf dem Weg zur erwachsenen Frau also absolut nichts, was irgendwelche Aggressionen hätte auslösen können. Aber ich kenne mich mit der weiblichen Psyche überhaupt nicht aus, um da irgendeine Expertise abgeben zu können.

Meg wird für ihre Tante Ruth das Ventil für ihr eigenes verpfuschtes Leben.
• Meg – jung, frische Haut, aufblühend, das ganze Leben noch vor sich
• Ruth – alt, verbraucht, durch Kettenraucherei ungesunde Haut, für Männer vollkommen unattraktiv.
Aber kann so etwas der Grund für barbarische Folter werden? Der Aufhänger, um ein junges Leben zu zerstören, es buchstäblich auszurotten, zu vernichten. Was zur Hölle wollte die Chandler in Meg denn überhaupt bekämpfen? In ihr auslöschen. Sie all die Qual spüren zu lassen, die sie doch in dieser Form gar nicht kannte. Da muss doch ein viel tieferes, schwer gestörtes Problem vorliegen.
Sie hätte sich ja auch ganz einfach mit ihrer heranwachsenden Nichte freuen können.
Oh mein süßer Schatz, Du wirst einmal viele Verehrer haben.“ – irgendetwas in der Form. Das wäre meiner Meinung nach die natürliche Reaktion einer Tante gewesen.


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Beitrag09.12.2018 11:10

von BerndHH
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Ketchum schreibt einfach nur grandios.
Geradlinig und direkt heraus. Ohne Schnörkel, ohne jeglichen Firlefanz!

Zitat:
Was man an einem Sommermorgen eben so machte. Man stand auf, frühstückte und ging dann nach draußen, um die anderen zu suchen.

Der Schauplatz:
Zitat:
Damals war die Laurel Avenue noch eine Sackgasse, der einzige schmale Einschnitt in dem kleinen Waldstück

Zitat:
Unterholz so dicht, dass der Weg den Namen „dunkle Gasse“ bekam

Das Umfeld:
Zitat:
Bis auf die Zorns hatte jede Familie Kinder. Und wir kannten uns alle so gut wie Geschwister
--- das lässt ja auch auf eine gewisse „verschworene Gemeinschaft“ der Kinder schließen, was die ganze Ungeheuerlichkeit dann auch wahr werden ließ.
Zitat:
Die Sackgassenkinder nannten wir uns
– dead end kids?
Zitat:
Wir waren eine verschworene Gemeinschaft mit eigenen Regeln, Geschichten und Geheimnissen

Zitat:
Doch jetzt war jemand Neues dazugekommen. Bei Ruth war jemand eingezogen. Es war ein komisches Gefühl. Vor allem, weil es sich um jemand ganz Bestimmten handelte. Es war wirklich verdammt komisch.

Aha, die Ankunft der beiden Mädchen (aus New York City) also als etwas ganz besonderes in ihrer kleinen Gemeinschaft.

Die Unschuld der Kindheit zerbricht. Gesteuert von irgendwelchen bösen Mächten? Aber eigentlich ist Tante Ruth ja das abgrundtief Böse. Nur die Kinder sehen das irgendwie nicht. Ruth gehört ja zur vertrauten Umgebung, da die Gören ja einen Großteil ihrer Zeit in ihrem Hause verbringen.
Oder werden die beiden Mädchen etwa von Bedrohung von außen angesehen?

---- to be continued ----


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Catalina
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Beitrag09.12.2018 11:11

von Catalina
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Na ja, den Autoren beschäftigt auf jeden Fall ein anderes Thema als Dich. Smile
Das hat mit Euren eigenen Geschichten zu tun und ist weniger eine Frage des Stils oder des "guten" Schreibens.

Über andere zu urteilen und zu richten ist einfach. Schwarz und Weiß. Das ist wenig subtil und auch nicht komplex. Daran vorbeizugehen, eventuell dahinter zu schauen, zu sehen, ob da noch mehr ist als nur der böse Täter, das macht es doch erst interessant.

Und das persönliche Übernehmen von Verantwortung. Nicht nur "die anderen" zu beschuldigen, sondern auch zu schauen, was man selbst dazu beigetragen hat.

Ich persönlich finde es nur schwer zu ertragen, wenn man andere verteufelt und nur in Gut und Böse denkt. Das Leben hat unendlich viele Schattierungen.
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BerndHH
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Beitrag09.12.2018 11:25

von BerndHH
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Hey Catalina,

das mag gut sein! Ich habe auch gar nicht das Recht, um über Gertrude Banizeswki zu richten oder die Romanfigur Ruth Chandler. Sie war auch sicherlich auch auf irgendeine Weise Opfer gewesen.
Mich stört nur, wie ungleich gut die Täter im Vergleich zu den Schmerzen ihrer wehrlosen Opfer davon kommen.
Aber da kann man mal sehen, welche mächtigen Aggressionen Ketchums Thriller auslösen kann.

Wie ich schon sagte, ist Ketchums Leitthema nicht das Richten über andere Täter, nicht die Sühne steht im Vordergrund, sondern die Geschichte dieses Davids, der sein ganzes Leben an dem Erlebten leiden muss. Und mit dieser Schuld, Meg eben viel zu spät, an dem Tag, als sie totgeschlagen wurde, geholfen zu haben, muss er jetzt leben.

Und das beschreibt Ketchum MEISTERHAFT!!!
Und hier soll es ja um den Stil gehen, wie Ketchum die Spannung langsam aber gnadenlos aufbaut. Die Technik des Pageturners versteht er virtuos!


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BerndHH
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Beitrag09.12.2018 11:29

von BerndHH
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Ketchum verliert nicht viel Zeit.
Die vielen kleinen Grausamkeiten der Kinder. Die erst ganz klein im Miniaturformat beginnen. Nachbarskind „Woofer“ sucht Regenwürmer, um sie dann von roten Ameisen totbeißen zu lassen. So wie kleine Kinder das nun mal tun. Forscherdrang. Sie sehen darin noch keine Grausamkeit.
David aber anscheinend doch. Er ist abgestoßen davon, welche Faszination der Todeskampf der Regenwürmer auf „Woofer“ ausübt.
Zitat:
Die Ameisen reagierten sofort. Sie stürzten sich auf das weiche, rosa Fleisch der Würmer. „Das ist krank, Woofer. Das ist echt krank.“


Der Ameisenrkrieg rote vs. schwarze Ameisen
Zitat:
„Die roten gewinnen. Die roten gewinnen immer.“ Es war tatsächlich so. Die roten Ameisen waren einfach grausamer. Das Spiel kannte ich schon.


---- to be continued ----


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Beitrag09.12.2018 14:16

von BerndHH
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Dieses Buch lässt einen einfach nicht mehr los.

Die Jungs philosophieren über Busen. Sie wollen aus einem Baum in Megs und Susans Schlafzimmer spionieren. Doch die beiden tauchen nicht auf.
David ist enttäuscht und nennt Meg zum ersten Mal Schlampe.

Zitat:
Es war, als würden wir etwas anderes belauern. Etwas Abstraktes. Ein echtes lebendiges Mädchen und nicht etwa ein Schwarzweißphoto aus einer Zeitschrift. Der Körper einer Frau.


Etwas, was die Jungs genau so spannend, wie vielleicht auch "bedrohlich" empfinden.

Zitat:
Ich liege hier auf dem Baum und warte auf den Teufel in Nylonstrümpfen.


Und genau das ist dieses perfide Spiel mit der erwachenden Sexualität. David ist 12 und Meg 15 - wenn ich richtig gelesen hat.
Sie erweckt in ihm anscheinend so etwas wie die ersten Sehnsüchte und Begehrlichkeiten.

Kann also sehr gut sein, dass Ruth das mit zunehmender Bösartigkeit wahrnimmt. Keine Ahnung. Also weiterlesen!


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Beitrag10.12.2018 05:48

von BerndHH
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All die verwahrlosten Kids de Laurel Avenue.
So ganz normal kommen die mir aber auch nicht vor. Der Tierquäler Woofer, der verrückte Eddie, Tony und Lou, die jeden Tag von ihrem Vater verprügelt wurden.
Zitat:
Wir alle hatten irgendwo Narben, die von Eddie stammten.

Zitat:
Ich dachte daran, wie sie neben mir auf dem Felsen gelegen hatte. Ich sah, was für ein tapferer Mensch sie war. Ich sah den Schrecken und das Leiden. Ich sah die Katastrophe, die sie überlebt hatte. Die ganze Tragödie.

Zitat:
„Auf jeden Fall sind sie jetzt bei uns. Sie haben sonst niemanden. Entweder sie bleiben bei uns oder sie müssen ins Waisenhaus.“


Das Buch ist wirklich nur sehr, sehr schwer erträglich.
Egal, weiter geht's!


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Beitrag14.12.2018 15:33

von BerndHH
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Und weiter geht es im Schauergemälde des Chandler-Hauses.

Das Ganze steigert sich immer weiter mit gnadenloser Dramatik, putscht sich langsam hoch.
Harmloser Alltag. Die Kinder spielen.
Da kommt die Szene mit den Raupen. Für die Kinder ist es ein großes Abenteuer, die Raupen und ihre Gespinste im Garten auszuräuchern. Es ist ekelhaft. Meg weigert sich mitzumachen.

Ruth reagiert.
Zitat:
Sie lächelt zwar immer noch, doch ihr Gesicht war auf einmal ganz hart geworden.


Autorität und unerbittliche Gerechtigkeit. Sie zeigt ihren Jungs eine Lektion in Sachen „Weiblichkeit“ wie sie es nennt. Sie zeigt den mädchenhafter Charakter als schwach und sündenhaft.

Zitat:
“Meine Jungs können das.“


Meg schenkt dem Nachbarsjungen David ein selbstgemaltes Bild und eröffnet ihm, dass sie bei den Chandlers wie Luft behandelt wird. Egal, was sie tut, um die Zuneigung ihrer Tante zu bekommen. Und es wird noch viel schlimmer.
Als die Chandlers und andere Nachbarsjungen beim Fernehsehen zusammensitzen, zeigt David Megs Bild und denkt sich, dass ihre künstlerischen Fähigkeiten vielleicht der Schlüssel zum Herz der Tante sind.
Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Tante Ruth bezichtigt Meg als Schlampe, da ein Mädchen einem Jungen niemals etwas schenken würde, ohne dafür „sexuelle“ Gefälligkeiten zu bekommen. Es wird eine sehr erniedrigende Szene.

Dann folgen weitere Demütigungen, die immer stärker in körperliche Misshandlungen ausarten.  Megs gehbehinderte und hilflose Schwester wird ebenfalls „als Komplizin“ stellvertretend bestraft, was Meg natürlich noch schwerer trifft, da sie ihrer kleinen Schwester nicht helfen kann.
Aus den Schlägen werden Grausamkeiten. Ruth zeigt den Kindern, wie man das macht und die tun ihr mit großem Eifer gleich. Ja, sie versuchen sogar ihre Tante zu übertreffen, indem sie noch härter zuschlagen.
An Perfidie nicht mehr zu überbieten. Kindliche Neugier und Spieltrieb wird gnadenlos ausgenutzt, um daraus ein brutales Werkzeug zu machen. Die Instrumentalisierung kindlicher Grausamkeit, möchte man sagen.

Es ist so, wie die Figur David es sagt. Sie sind ja schließlich nur Kinder und wenn es Erwachsene machen, dann kann es ja eigentlich auch nur richtig sein. Was kann ein Kind auch schon groß ausrichten. Für Woofer, Donnie, William und die anderen ist es nur ein Spiel.


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Beitrag14.12.2018 15:35

von BerndHH
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Es führte in den Keller …

Damit beginnt der wirklich harte Teil 4 …
THE BASEMENT

Der Leser ahnt schon, was da kommen mag …


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Beitrag14.12.2018 16:44

von BerndHH
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Thema Misogynie/Frauenhass.
Ich weiß nicht, ob es Ketchums Intension war, aber er zeigt Frauen als größte Feindinnen der Frauen. Keinerlei Geschlechtersolidarität, sondern genau das perfide Gegenteil!

Mag sein, dass Ruth Chandler viel hat durchmachen müssen.
 Für all diejenigen, die immer noch Verständnis für die Taten einer fiktiven Ruth Chandler oder Getrude Banizeswki aufbringen können
Sie erwähnt ja bei einer Gelegenheit den „kleinen irischen Scheißkerl“, ihren Ehemann, der durchgebrannt ist und sie mit ihren Kindern und den ganzen Kosten hat sitzen lassen.
Okay, hartes Los aber für mich absolut kein Grund ein derartiges Aggressionspotenzial auf zwei schutzbefohlene Mädchen loszulassen.

Die eine ist gehbehindert, ein kleines liebes und hilfloses Mädchen, das sich nur mit einem primitiven Gehkorsett fortbewegen kann – Susan ist absolut hilflos aber sie hat ja ihre große Schwester.

Meg ist ein pubertierender Teenager. Susan und sie haben ihre Eltern bei einem tragischen Autounfall verloren. Meg ist hübsch, verletzt in ihrer Seele aber sie nimmt ihr Schicksal (und das ihrer Schwester) an, doch bei ihrer Tante prallt sie auf eine eiskalte Wand.

Aber es ist die gleiche Tante, die ihre Bude gern mit Kindern aus der Nachbarschaft voll hat, die dort essen, ihre Freizeit verbringen, etc. Es ist auch kein Problem, wenn ein Nachbarskind bei ihr übernachtet. Sie liebt anscheinend „full house“, um den Kids ihre fragwürdigen Lebensweisheiten mit auf den Weg zu geben.
„Gern geschehen. Dafür nicht. Nimm Dir noch ‘ne Pepsi oder willst Du ein Bud(weiser)?“

Alle ihre Liebenswürdigkeiten schlagen bei ihren beiden Nichten jedoch in blanken Hass um.
Obwohl sie Geld dafür bekommt (ich weiß nicht mehr von wem? Verwandte oder Jugendamt?), ihre Nichten bei sich aufzunehmen, beschwert sie sich die ganze Zeit darüber, welche Kosten Meg und Susan verursachen.
Völlig aberwitzig, denn für ihre Söhne und die anderen Kids hat sie anscheinend überhaupt kein Problem damit.

Ruth Chandler macht immer wieder in Gegenwart der Kinder diese merkwürdigen sexuelle Anspielungen. „Damals, als ich ein junges Mädchen war, gab es auf dem Rummel diese »Hootchie-Koos«, diese halbnackten Tänzerinnen. [nicht wörtlich]“ Und dann deutet sie lustvoll auf ihre Brüste.
Verstörend für die Kids, die sich sowieso die ganze Zeit mit ihrer (langsam) erwachenden Sexualität beschäftigen.

Aber dann macht sie Meg zum Objekt des Sündhaften. Aus nicht erklärlichen Gründen.
Meg hat ihr nicht das Geringste getan aber sie macht sie auf einmal zur „Schlampe“, zur „Hure“ und zum lebenden sexuellen Anschauungobjekt für ihre Söhne und all die anderen Kindern, denen sie das als „Spiel“ verkauft.

Im Teil 4 (habe ich zwar noch nicht gelesen, kenn den traurigen Inhalt jedoch), läßt sie ihre minderjärigen Söhne die gefesselte Meg im Keller vergewaltigen. Im Beisein aller Kinder.
Lektion in Sachen Weiblichkeit, nennt sie das ja.  
Wie krank muss man sein ???

Meg wird geschlagen, misshandelt, gefoltert (Ruth und alle Kinder, die „mal ran wollten“), auf ihrer Haut werden Zigaretten ausgedrückt, sie wird an den Armen aufgehängt.
Sie wird abgehängt, auf eine schmutzige Matratze geworfen, nochmal vergewaltigt, dann wieder vergewaltigt, sie muss Hundescheiße essen und noch viel mehr Unaussprechlichkeiten …


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Merlinor
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Beitrag14.12.2018 17:00

von Merlinor
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Hallo BerndHH

Mir ist nicht ganz klar, was Du mit diesem Thread bezweckst. Du schreibst über ein Buch des Autors Jack Ketchum namens "Evil", versuchst es gleichzeitig zu beschreiben, zu verstehen, zu bewerten, den Inhalt vorzustellen und vieles mehr. Eine Linie kann ich darin aber leider nicht finden und auch nur wenig Bezug zu den weiteren im Titel des Fadens genannten Themenkreisen "Infodump vermeiden" und "Schreibstil verbessern".
Natürlich kann und wird man durch das Lesen starker Bücher viel für das eigene Schreiben lernen und ganz offensichtlich bewegt Dich dieses Buch sehr.
Aber ist das nicht ein Faden, der besser in der Rubrik "Lesen - Bücher - Talk - Empfehlungen" untergebracht wäre?

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Beitrag14.12.2018 17:20

von BerndHH
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Hallo Merlinor,

sorry, wenn ich damit verwirre!

Ja, vielleicht hast Du recht! Es ist A.) eine Rezension und B.) ein Paradignum für einen besonders gelungenen Schreibstil, denn Ketchum ist einfach nur genial!!!!
Ja, es ist nicht meine Geschichte, sondern eine Empfehlung, „The Girl Next Door“
ist ein Musterbeispiel für eine besonders gelungene Erzählung!

Für mich war Ketchum einfach der Aufhänger dafür, was ich an Schreibweise alles falsch mache, ein Leuchtturm in der Nacht.

Gruss,
Bernd

PS: Wahrscheinlich gehört das alles auch in die von Dir genannte Rubrik! Kannst Du das bitte verschieben? Besten Dank!


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Merlinor
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Beitrag14.12.2018 17:49

von Merlinor
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Hallo BernHH

Ich kann gut verstehen, was Dich an Ketchum fasziniert. Er ist ein hervorragender Autor, mit einer manchmal schon fast verstörenden Vision und einer großen sprachlichen Kraft.
Mit Sicherheit kann man von ihm viel für das eigene Schreiben lernen.

Aber die Art, wie Du das Werk hier vorstellst, hat tatsächlich viel von einer Rezension und gehört deshalb wohl besser in die Rubrik "Lesen - Bücher - Talk - Empfehlungen", wo Du selbst es ja offenbar ebenfalls verortest. Leider kann ich den Thread nicht selbst verschieben, da ich seit einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr Mitglied in der Moderation bin.
Wende Dich deshalb bitte an einen in der Rubrik *Team* aufgeführten derzeit aktiven Moderatoren. Sie werden das gerne für Dich erledigen ... smile

LG Merlinor


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BerndHH
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Beitrag14.12.2018 18:01

von BerndHH
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Ich habe Boro eine PN geschickt.
Danke für den Hinweis und Sorry für die Unannehmlichkeiten!


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BerndHH
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Beitrag14.12.2018 18:03

von BerndHH
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Merlinor: gute Besserung!

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Merlinor
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Beitrag15.12.2018 01:23

von Merlinor
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Hallo BerndHH

Danke! Na ja, gesund werde ich nicht mehr, aber es geht mir den Umständen entsprechend gut ... smile
Unannehmlichkeiten hast du mir überhaupt nicht gemacht. Mir war einfach aufgefallen, dass der Faden an einem anderen Platz besser aufgehoben wäre und ich habe Dir das geschrieben.
Kein Ding also ... smile extra

Hm, aber noch etwas: Schreib die PN lieber einem anderen Moderator, zum Beispiel an *Mogmeier* oder *Bananenfischin*. Oder Du klickst auf das Ausrufezeichen rechts oben neben einem der Beiträge im Faden und machst eine Meldung, in der Du Dein Anliegen beschreibst und um die Verschiebung bittest. Dann wird der nächste Moderator, der im Forum tätig ist, die Meldung lesen und Deinen Wunsch erfüllen.
Boro ist der Chef des Forums und Administrator. Er programmiert die ganze Technik des Forums und hat deshalb nur wenig Zeit für das Alltagsgeschäft. Außerdem bekommt er wohl sehr viele PN zu anderen Fragen. Es könnte also sein, dass er Deine PN erst sehr spät bearbeiten kann.

LG Merlinor


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BerndHH
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Beitrag16.12.2018 06:21

von BerndHH
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Okay, habe ich gemacht.

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BerndHH
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Beitrag16.12.2018 06:21

von BerndHH
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Thema soll ja eigentlich auch eher Ketchums Schreibtechnik und Erzählstil sein.
Er ist da Steven King sehr, sehr ähnlich. Auch er lässt aus der amerikanischen Kleinstadtidylle ein furchtbares Martyrium werden.

Aber anders als King bemüht Ketchum keine übernatürlichen Wesen, keine Monster, keine 3. Dimension, kein „Schwarzer Turm“ – mit ein Grund, warum ich das Interesse an King irgendwann einmal verloren habe – sondern bei Ketchum ist das Ganze verdammt real!

Ketchum liefert keinerlei tiefenpsychologische Erklärungen für das Böse. Das muss im Kopf des Lesers entstehen. Ruth Chandler ist die Tante aus der Nachbarschaft, bei der die Kinder Freiheiten haben, die ihnen ihre Eltern nicht gewähren, sie dürfen Bier trinken, rauchen und im TV das sehen, was sie wollen. Sie ist kein Dämon, hat sogar sehr menschliche Züge und damit ist sie ja im Psychogramm sehr dicht an den Gewalttätern aus der Wirklichkeit.

Wir wissen ja, die meisten grausamen Verbrechen entstehen in der Familie oder im (nachbarschaftlichen) Umfeld, es ist nicht der große Unbekannte, sondern der Stiefvater, die böse Stiefmutter oder halt die Tante aus der Nachbarschaft.

Es ist die US-amerikanische Kleinstadt (der Mordfall Sylvia Likens ereignete sich zwar in der Großstadt Indianapolis aber möglicherweise war es damals in den 1950er Jahren auch eine nachbarschaftliche Idylle – „The Hood“, wo jeder jeden kennt, wo man die Haustüren den ganzen Tag lang auflässt, wo man sich wie selbstverständlich zum Fernsehen beim Nachbarn trifft und wo der Police Officer auf einen Kaffee und ein Pläuschchen unter Nachbarn vorbeikommt.

Und genau das hat Ketchum meisterhaft erkannt. Durch eine gute Beobachtungsgabe oder ein verdammt gutes Erinnerungsvermögen, eben dieses Jahr 1958 als extrem plastisches Bild im Kopf des Lesers auferstehen zu lassen.

[Mir ist das nie gelungen, die 1980er wieder „wachzuküssen“, die eingestreuten zeitgenössischen Erinnerungsfetzen wirken wie „hineinkopiert“, wie seelenlose Fremdkörper. Es reicht halt nicht, das Autoradio Bremen im Opel Manta zu erwähnen, wenn meine Helden durch die Hamburger Sternschanze donnern. Es lebt irgendwie nicht und ich habe keinen blassen Schimmer, wie man so etwas wieder zum Leben erwecken kann. Auch nicht im Suff. Hamburgs Stadtbild hat sich nun mal komplett verändert, die alten Schuppen gibt es nicht mehr, alles hat sich komplett verändert, sie sind tot …]

Ketchum kann/konnte das!
Und zwar wie kein Zweiter!!!! 1989 hat er The Girl Next Door veröffentlicht, also 31 Jahre nach den Geschehnissen!


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BlueNote
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Beitrag16.12.2018 07:29

von BlueNote
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Zitat:

Ketchum liefert keinerlei tiefenpsychologische Erklärungen für das Böse. Das muss im Kopf des Lesers entstehen.

Dass bei Büchern, die auf eine tiefenpsychologische Erklärungen für das Böse verzichten, diese dann im Kopf des Lesers entstehen würde, halte ich für eine gewagte These. Meine These ist, dass eine tiefenpsychologische Erklärungen in dieser Art Büchern schlichtweg nicht notwendig ist, weil das Böse nur zu "Unterhaltungszwecken" existiert, ohne dass eine Erklärung für irgendwas stattfinden müsste. Das wäre ja dann, viel zu ... intellektuell.
Und hier sind wir auch auf der Kehrseite deiner Forderung, Infodump müsse vermieden werden: Wenn Hintergründe, "Erklärungen", Tiefgang, der psychologische Hintergrund wegfällt, kommen wir der Trivialliteratur immer näher. Meiner Meinung nach sollte man eher danach streben, Dinge wie Motivation der Figuren, Psychologie, Hintergrundinformationen ansprechend zu verpacken, als auf alle Infos zu verzichten.
Steven King Filme finde ich fürchterlich flach, die Darstellung seiner Kleinstadtidylle öde, die Figuren austauschbar und langweilig. Amerikanisches Junk-Food. Um den Schreibstil zu verbessern ist dieser Kommerz-Autor bestimmt nicht das beste Vorbild.
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BerndHH
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Beitrag16.12.2018 10:51

von BerndHH
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Hi Blue Note,

interessante Ausführung.
Thrillerfilme, die an King-Bücher angelehnt sind, sind meistens auch fürchterlich flach. Da bin ich auch absolut bei Dir!

Bei den Romanen eher weniger aber das ist Geschmackssache.
King jagt mich in die Flucht, wenn seine übernatürlichen Wesen auf dem Schauplatz erscheinen.

Aber ich bin großer Ketchum-Fan.
Jedes Wort sitzt, jeder Satz auf den Punkt gebracht, absolut nichts Überflüssiges und alles hat irgendwo eine Bedeutung, die für den weiteren Verlauf der Geschichte wichtig ist.

Na ja, man muss ihn halt mögen.

Grüße und schönen Sonntag!


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