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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Lyrik -> Trash
Dies hat Lorraine geschrieben


 
 
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag02.07.2018 08:19

von Lorraine
Antworten mit Zitat

.

      fehlstart

      wie du mir       halt
      ungebeten  ins  wort  
      fällst
      kein urteil:  non-lieu


.
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag05.07.2018 17:19
überleb noch mal, rechne mit
von Lorraine
Antworten mit Zitat

.


      ab und an staune ich
      lese (bei mir)

           möge dein grimassenholz
      splittern

           und

           einstiges weich der zunge
      begegnen

           jetzt

      denke uns deinen keil heute
      als einen der sich treiben ließ
      bis zu diesem zwischenfall im moment des umblätterns:
      in der schwebe einer gebogenen seite vor deinen augen
      rammte die silbe ein wort             woher kenne ich das
      hast du dich in einer mechanischen stunde            später
      (machtest dich mit dem gewindebohrer vertraut)
      vielleicht noch gefragt


.
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
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Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag08.07.2018 11:04
nah (drin ein gedehnter laut)
von Lorraine
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    .


    nah (drin ein gedehnter laut)


    steine können schweben. ich   
    zeige, meinem rücken flüstert die
    mauer von ihrer gespeicherten
    wärme ein, auf dich

    frieren sie, sind meine wörter
    schwach geworden weil sie keiner
    (du schon gar nicht)
    abgerieben hat, zum trocknen

    glatt gezogen und gefaltet, kommen
    flieger aus papier nicht weit, nicht
    hoch hinaus, und wenn dann
    wieder einer in der pfütze

    ein mensch sagt (und spricht wie
    du) da waren, glaub ich
    bukstaben, die sind zu brei
    – und
    füttert ein sanft geborenes tier



    .
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purpur
Klammeraffe


Beiträge: 964



Beitrag08.07.2018 12:47

von purpur
Antworten mit Zitat


 Kommt noch was?


_________________
.fallen,aufstehen.
TagfürTag
FarbTöneWort
sammeln
nolimetangere
© auf alle Werke
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Klemens_Fitte
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Beitrag11.08.2018 21:43
Re: nah (drin ein gedehnter laut)
von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
    .


    nah (drin ein gedehnter laut)


    steine können schweben. ich   
    zeige, meinem rücken flüstert die
    mauer von ihrer gespeicherten
    wärme ein, auf dich

    frieren sie, sind meine wörter
    schwach geworden weil sie keiner
    (du schon gar nicht)
    abgerieben hat, zum trocknen

    glatt gezogen und gefaltet, kommen
    flieger aus papier nicht weit, nicht
    hoch hinaus, und wenn dann
    wieder einer in der pfütze

    ein mensch sagt (und spricht wie
    du) da waren, glaub ich
    bukstaben, die sind zu brei
    – und
    füttert ein sanft geborenes tier



    .


Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, und zu sagen habe ich – wie meist, scheint mir – wenig mehr als: mir gefällt das, und ich kann/mag das wieder und wieder lesen. Das mag keine ausführliche Rückmeldung sein, aber vielleicht ist es für jemanden ein Anstoß, sich hier zu melden
Sue? Eredor? Nihil? Rübenach? Wen auch immer ich vergessen habe?
und es wäre für mich unerträglich, wäre einer meiner liebsten Fäden hier im Forum so geendet.

*

Was ich mag, wie so oft, ist das Haptische dieser Lyrik, das dennoch weder oberflächlich noch abgegriffen ist; da ist eine Sprache, die immer eine neue Ansicht, eine Schicht zeigt, wenn ich die Bedeutungsebene eines Wortes abtrage, und abtragen kann ich es, weil es mir etwas sagt, sich nicht hinter einer künstlichen/verkünstelten Sprache versteckt. Und zugleich ist es brüchig, porös, wie vielleicht jedes Wort, jede Wendung porös und brüchig wird, wenn man sie ausspricht, weiterreicht, herauslöst.

Das ist wohl viel Nonsens, aber: s.o.


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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firstoffertio
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Beitrag11.08.2018 22:26

von firstoffertio
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Für mich sind Lorraines Gedichte so schön, so in sich geschlossen, umwerfend gut, dass ich oft meine, jeglicher Kommentar meinerseits wäre so "brüchig, porös, wie vielleicht jedes Wort, jede Wendung porös und brüchig wird, wenn man sie ausspricht, weiterreicht, herauslöst."
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Lorraine
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Beitrag16.08.2018 08:43

von Lorraine
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Klemens und firststoffertio: danke. Auch ich hätte den Faden so nicht enden lassen wollen, ich bin nur ... etwas langsam. Oder schwer-fällig? Grüße aus einem langen Sommer.
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Lorraine
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Beitrag16.08.2018 08:51
wählte nicht das leichte tuch
von Lorraine
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.





.
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Lorraine
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Beitrag02.12.2018 16:28
g.spaltene|s|éparé
von Lorraine
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    .


    a. larme

      zu weich vielleicht
      salz lecken hilft auch
      nichts schrillert am abend
      am runtergebrannten



    d. tailler

      da schollt sich die
      ex-tasse im glanz
      der kaffeepfütze



    i. mage

      sieht danach aus
      als wär mein zauberer
      zu faul gewesen



    e. motif

      tau auf tags zuvor
      gewebtem traue ich
      bin dem wasser nah



    u. sage

      nichts geht über
      wege auf die weise
      kommt es an






    .
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firstoffertio
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Beitrag02.12.2018 23:01

von firstoffertio
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du @spielst@ mit Wörtern. Französischen.

larme, Träne, das wusste ich noch. Dass sage wie im Englischen der weise Salbei ist, verblüffte mich. Tailler, Pflaume. Uups. Mage, Zauberer, und motif, Grund. Nun, letzteres nicht so erstaunlich.

Dann die längeren: Alarm, detailliert, image, emotif (emotional), usage, wie im Englischen: Gebrauch, Verwendung.

Und damit erschließen sich die jeweiligen Textteile.

Teil d. bleibt mir am undetailliertesten, wegen der Pflaume. Die ex-tasse und die pfütze sind aber genau beobachtet.

Mir fällt so ein Titel ein, wie: Gedanken eines Künstlers beim Frühstück.
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Lorraine
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Beitrag03.12.2018 23:35

von Lorraine
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Teil d. bleibt mir am undetailliertesten, wegen der Pflaume. Die ex-tasse und die pfütze sind aber genau beobachtet.


Hallo!

Ja, also ... eine Pflaume hatte ich gar nicht mitgebacken, daran wird es liegen.
d. tailler: da stecken zwei Verben im Infinitiv drin, détailler und tailler.

Sage, als Adjektiv 'weise' oder auch 'brav'. Gelernt hab ich nun, dass es im Engl. 'Salbei' bedeutet, welcher im Frz. aber "sauge" heisst, hier also nicht gemeint war.

Wie du inzwischen Wörter in deiner Zweitsprache 'mitliest', das kann ich gut nachvollziehen.


firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Mir fällt so ein Titel ein, wie: Gedanken eines Künstlers beim Frühstück.


Die einzelnen Titel sind Wortspiele, Wortspaltereien, ja.  Das mit dem Frühstück gefällt mir, du hast diesen Sinn fürs Praktische und ich lese alles natürlich ein wenig anders mit deinen Gedanken dazu.

Einen lieben Gruss mit Dank
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firstoffertio
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Beitrag03.12.2018 23:51

von firstoffertio
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Ah, google translate hat mir halt die Substantive geliefert.

Im Kreuzworträtsel wird sage/Salbei auch immer mit dem weisen Kraut oder so umschrieben. Klar heißt sage auch weise, oder Weiser,  im Englischen.
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Lorraine
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Beitrag07.12.2018 08:34
Unverschlossen
von Lorraine
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    .

    In meinem Haus versteckt sich keine Axt
    doch manchmal wacht ein Messer auf und wetzt
    wenn ich noch schlafe sich am Stein im Brett
    das du im Hof (links vorn wo es noch lehnt)
    geschmirgelt hast vergessen haben wirst



    .
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Klemens_Fitte
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Beitrag09.12.2018 15:28
Re: Unverschlossen
von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Ich denke ja bei Literatur, insbesondere bei Lyrik und insbesondere den Texten hier im Faden zumeist an Stoff, ein Geflecht aus Worten, aus dem einzelne lose Fäden herausstehen, die ich greifen kann, schauen, wohin sie mich führen, oder die ich wieder zu neuen Assoziationen oder Lesarten verknüpfen kann.

Aber das hier … das ist eine Mauer. Keine, die mich trennt oder vor der ich ratlos stehe, nicht kalt oder glatt, durchaus mit ihren Lücken, aus denen Greifbares, Lebendiges herauswächst, aber doch etwas, das Reihe für Reihe (Vers für Vers) so gekonnt gesetzt wurde, dass nicht daran zu rütteln ist; jetzt geht es mir ja mit den meisten Texten hier im Faden so, dass ich sie lese und mich danach freue, sie gelesen zu haben – und diese Freude dann eher nicht mit irgendwelchen unpassenden Kommentaren verwässern will – aber das hier … das hat eine Wucht, die mich umhaut, und wenn ich mich dann wieder aufrichte und noch einmal lese, dann ist sie gar nicht über mir zusammengefallen, die Mauer, sondern steht immer noch.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
    .

    In meinem Haus versteckt sich keine Axt
    doch manchmal wacht ein Messer auf und wetzt
    wenn ich noch schlafe sich am Stein im Brett
    das du im Hof (links vorn wo es noch lehnt)
    geschmirgelt hast vergessen haben wirst



    .


Mensch. Ich werd’s auswendig lernen müssen.


_________________
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Soleatus
Klammeraffe


Beiträge: 999



Beitrag09.12.2018 19:37

von Soleatus
Antworten mit Zitat

Hallo Lorraine!

Schöne Verse. Werde ich anführen, wenn ich mal wieder erklären muss, warum iambische Fünfheber auch im 21. Jahrhundert ein mögliches Darstellungsmittel sind.

Gruß,

Soleatus
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Lorraine
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Beitrag04.04.2019 15:02
Re: Unverschlossen
von Lorraine
Antworten mit Zitat

Hallo du!
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:


Mensch. Ich werd’s auswendig lernen müssen.


Und? Wie ging es dir damit?

Hallo Soleatus! Würde man diese Verse auch ohne Kenntnis über ihre Entstehungszeit ins Jetzt verorten? Dennoch, ein spätes Dankeschön, mich hatte deine kurze Meldung sehr gefreut.
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Lorraine
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Beitrag04.04.2019 15:11
g.viert/XVII
von Lorraine
Antworten mit Zitat

.


    gezeichnet

         aus keinem besonderen grund
    starrt was liegt mich an vom tisch
    herauf ein riss führt
    bis zu dir und durch
         sein augenwilliges

    gedächtnis

         zackt er hier genau ab jetzt
    zurück und ab der lack
    springt weiter siehst das roh
         darunter liegt humor

    getrocknet

         auch die wünsche knistern alle
    sind einander ähnlich wie
    die dunklen winter
    ihre mäntel
    auf den bildern die da-
                        teienweise

    gegenlicht

         und silhouetten lagern
    hintergründiges verrührt
    mit falschen jahreszahlen
    abgelöscht wozu     der duft



.
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Klemens_Fitte
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Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag19.04.2019 11:16
Re: Unverschlossen
von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Mensch. Ich werd’s auswendig lernen müssen.


Und? Wie ging es dir damit?


Es ging und geht mir sehr gut damit, will sagen, es ist jetzt eins dieser Gedichte, die mich so begleiten und die ich, wenn ich Lust habe, aus dem Gedächtnis heraufbeschwören kann. Und jetzt habe ich ja auch ein Bild dazu love


_________________
100% Fitte

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Lorraine
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Beitrag26.04.2019 06:22
im satzbau
von Lorraine
Antworten mit Zitat

_



    wir schweigen und bleiben in stichweite sitzen
    beginnen den sog schon zu spüren da kommt
    der schluckreflex wieder die frechheit die letzte
    des tages verschlundet zuerst
                                      was uns grünt
    im halbdunkel liegen wir später   wünschte
    ich könnte auf denkzetteln rufe nach mir
    notieren sie rotrufe taufen und lese
    die punkte und striche aus licht
                                      als gesick
    durchs rollladensieb    gefilterte nachricht
    vom draußen: die zeichen zerkratzen der nacht
    das weiche gesicht      dein atem verfängt sich
    dann reißt er sich los
                                      und verrät:
    du schläfst nicht allein bist umgarnt




_
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Eredor
Geschlecht:männlichDichter und dichter

Moderator
Alter: 32
Beiträge: 3416
Wohnort: Heidelberg
Das silberne Stundenglas DSFx
Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag27.04.2019 13:20

von Eredor
Antworten mit Zitat

Ich lese: Dies hat Lorraine geschrieben. Und jedes mal denke ich: Gott sei Dank.

Und frage mich, wie es dir gelingt, ein Gedicht in Blockform zu schreiben, das so treffsicher an den richtigen Stellen stockt, als wäre es insgeheim ein Versgedicht. Die formale Schwierigkeit, die sich bei Blocktexten ergibt, ist bei dir nicht belegbar, das ist schon genial geschrieben, die Worte auch auf Klangebene perfekt auf diese ruhige, fast schon tote Atmosphäre angepasst. In dem Text ist es so still, ich könnte eine Büroklammer fallen hören, jede Regung, jeden Schluckreflex.

Ich konnte das Gedicht für mich schnell und wirr lesen, langsam und kontrolliert, und es hat sich immer eine neue Ebene aufgetan. Legt man all diese Ebenen retrospektiv übereinander, ergibt sich ein sehr reiches Blitzlicht aus - naja, ich kann es nur Leben nennen. Chapeau.

LG Dennis


_________________
"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel
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Lorraine
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Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag07.05.2019 14:04

von Lorraine
Antworten mit Zitat

Hallo du!

Bin immer sehr dankbar, wenn jemand/a in Prosa über Lyrik etwas schreiben kann; wenn so beschrieben steht, was beim Lesen passiert oder empfunden wird.
Weil du das Formale ansprichst und schreibst:
 
Zitat:
als wäre es insgeheim ein Versgedicht.


Ich bin hier ziemlich streng (mit mir) und verwende einen vierhebigen Daktylus (mit Auftakt), daher gibt es keine regelmäßige Alternation (es 'stockt' aber dennoch, wie du es ausdrückst, vielleicht liegt das daran, dass ich von Wörtern wie "schluckreflex" oder "denkzettel, auch "rotrufe" ausgegangen bin und dann entschieden habe, das auf diesen Versfüßen aufzubauen), zusätzlich 'markiere' ich fehlende Senkungen/Silben im Fuß oder wechsle gar die Zeile, was den Gedichtblock dann so auflockert oder 'löchrig' erscheinen läßt.
Jeder Vers endet mit einem oder zwei fehlenden Fingergliedern, abwechselnd.
Also so:
(◡)—◡◡—◡◡—◡◡—◡   oder so: (◡)—◡◡—◡◡—◡◡—

mit Ausnahme der letzten, ab „dann reißt er sich los“, die nur noch drei Hebungen haben sollten.

Eigentlich wird dieser Text zu einem Zyklus zählen (messer|klingen), siehe „stichweite“, aber da dem zwischendrin noch welche fehlen, hab ich das Gedicht hier gepostet (Nihil sei Dank).

Als du dem Gedicht hier geantwortet hattest, habe ich in der folgenden Nacht tatsächlich von Füchsen geträumt, das kam aber auch daher, dass ich mich frage, ob der Titel „im satzbau“ das mittragen kann, die Schlafhöhle, den Fuchsbau, den nächtlichen Raum, in dem man anderen beim Schlafen oder Wachen zuhört.

Jedenfalls: dank dir, hat mich sehr gefreut!

L.
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Patrick Schuler
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 29
Beiträge: 1121



Beitrag16.11.2019 22:44

von Patrick Schuler
Antworten mit Zitat

Die meisten Gedichte, die hier stehen, verstehe ich nicht. Ich hab irgendwie ein Problem mit dieser Art der Artikulation, aber ihr Klang ist schön. Einige Gedichte würde ich gern in einem kleinen Band haben, sie lesen sich wie Ohrwürmer.

War das jetzt eine sinnvolle Rückmeldung? Wenn nicht - verzeihung.

L.G
Patrick


_________________
in unserer welt
gehen wir hin über höllen
und sehen die blumen

"Issa"
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