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lyrx
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 58
Beiträge: 10
Wohnort: Zürich


Beitrag25.11.2018 20:19

von lyrx
Antworten mit Zitat

Lapidar hat Folgendes geschrieben:
Da gibt es zum Beispiel das Autorenprogramm


Was ist das Autorenprogramm?
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agu
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2018
Wohnort: deep down in the Brandenburger woods


Beitrag26.11.2018 00:00

von agu
Antworten mit Zitat

Hallo Lyrx,

lyrx hat Folgendes geschrieben:
ich hab mir mal Deine Homepage angesehen.

Jetzt hast Du mich natürlich eiskalt erwischt Wink , denn meine Autorenseite ist gnadenlos veraltet, da mein letztes Buch vier oder fünf Jahre her ist und ich danach das Schreiben aus Zeitgründen (in Kombination mit den lausigen Einnahmen) auf Eis gelegt habe - seitdem habe ich auch diese Seite nicht mehr angefasst (und ehrlich gesagt auch schon die drei Jahre vorher nicht mehr so wirklich). Deshalb ist die nicht gerade ein leuchtendes Beispiel, die ist noch mundgelutscht aus der Ära der zu Fuß in HTML verfassten Standalone-Seiten.

lyrx hat Folgendes geschrieben:

Die Seite fungiert also als Einsteiger und verweist auf Shops und weiter führende Informationen. Ich will das auf keinen Fall in irgend einer Weise kritisieren. Es ist professionell gemacht und ich kann nicht beurteilen, wie weit es funktioniert. Ich vermute stark, dass es funktioniert, dass man vielleicht sogar davon leben kann.

Um es kurz zu machen, es funktioniert nicht. Was allerdings nicht spezifisch an dieser Seite liegt, sondern ganz allgemein daran, dass man via Direktverkauf über die eigene Autorenseite schlicht keinen Stich machen kann. Der Grund ist einfach: Praktisch kein Leser geht gezielt auf die Autorenseite, um dort ein Buch des Autors zu erwerben. Das wäre ungefähr genauso, als würde ich versuchen, auf der Webseite von Siemens eine Siemens-Kaffeemaschine zu kaufen. Tut kein Mensch. Denn die meisten Käufer suchen ja nur "irgendeine" Kaffeemaschine, vielleicht noch mit bestimmten Features. Die wenigsten setzen sich gleich zu Beginn in den Kopf, dass es Siemens sein muss. Deshalb gehen sie dahin, wo sie eine große Auswahl haben, also auf die Webseite eines großen Elektronikshops (Media Markt, Saturn...) oder gleich auf Amazon, wo es nicht nur alles gibt, sondern das auch noch zu günstigen Konditionen - und mit dem Vorteil, dass der Käufer dort bereits ein Konto besitzt, über das er bestellen kann.
Die Leser gehen ja nicht mal auf die Verlagsseiten, um dort Bücher zu kaufen, obwohl fast alle Verlage komfortable, gut aufgemachte Webshops haben, in denen sie ihre Titel zum Verkauf anbieten. Der Grund ist der gleiche. Man geht dorthin, wo man die beste Auswahl hat. Also zu einem großen Laden.
Amazon z.B ist als Buchhändler unter anderem deshalb so erfolgreich geworden, weil sie einen hervorragenden Empfehlungsalgorithmus besitzen, der erstaunlich gute Treffer generiert. Über die Rubrik "Käufer dieses Produkts haben sich auch für das und das interessiert" findet der geneigte Leser fast immer etwas, das in sein Beuteschema fällt. Auch sehr populär ist die Möglichkeit, Buchtitel zu billigen Preisen gebraucht zu kaufen, nur einen Klick entfernt von der Neuausgabe - weil über den Marketplace auch alle Antiquariate ihr Angebot feilbieten. Oder ebenfalls nur einen Klick weit weg superkomfortabel fremdsprachige Bücher oder eBooks zu erwerben - und zwar das gesamte Angebot, alle überhaupt lieferbaren Bücher.
Die eigene Autorenseite als Shopping-Place nimmt sich dagegen aus, als würde man auf der schlecht zugänglichen Rückseite von einem riesigen, luxuriös ausgestatteten Supermarkt einen kleinen Stand aufbauen, in dem es ausschließlich Waschpulver von einer Marke zu kaufen gibt, und zwar genau das gleiche Waschpulver, was auch in einem der Regale im Supermarkt steht, zum gleichen Preis. Was wird passieren? Alle werden das Waschpulver im Supermarkt kaufen, bis auf die beste Freundin und die Oma des Verkäufers, weil die ihm was gutes tun wollen. Damit setzt er dann zwei Päckchen Waschpulver pro Monat um.
Tja ...

Die eigene Autorenseite ist ehrlich gesagt nichts weiter als kostenloser Fan-Service und vielleicht ein bisschen Pflege der eigenen Eitelkeit. Ich kenne niemanden, der über eine Autorenseite je in nennenswerter Zahl Bücher verkauft hätte.
Einzige Ausnahme sind superkleine Spezial-Nischen, also Bücher, die man über einen regulären Shop nicht kaufen kann, bei denen man aber über einen anderen Kanal (z.B. Artikel in einer reichweitenstarken Zeitung) genug Interesse generiert, dass die Leute direkt auf die Seite gehen, und das Buch dort erwerben. Ein Beispiel - das erste und einzige Buch, das ich selbst jemals direkt über die Webseite des Autors gekauft habe, war ein wunderschön aufgemachter Bildband über Interior Design von Privathäusern im Iran. Also Special Interest vom Feinsten. Darauf gestoßen bin ich über eine lange Buchbesprechung dieses Titels in der Süddeutschen Zeitung (die da wahrscheinlich auch nur erschienen ist, weil das Projekt so ungewöhnlich ist - wer wird schon mit einer Kamera in iranische Privathäuser gelassen - und die Autorin sicher gute Kontakte in die Redaktion hatte) und ich habe es nur deshalb über die Autorenseite gekauft, weil es weder bei Amazon noch bei Thalia.de erhältlich war. Also absolute Ausnahme.

lyrx hat Folgendes geschrieben:
Auf der anderen Seite sacken natürlich immer die Shops das Geld ein, und der Autor steht dann ganz am Ende der Verwertungskette. Er kriegt, was übrig bleibt. Oder sehe ich das falsch?

Der Nettoverkaufserlös eines Buches über egal welches Händlerportal teilt sich ungefähr wie folgt auf:

Bei Verlagstiteln:
ca. 40 - 60% Marge für den Händler
ca. 5 - 20% Autor
Der Rest bleibt beim Verlag (und geht i.d.R. voll für die Produktionskosten - Lektorat, Korrektorat, Cover, Marketing, Nebenkosten drauf ... echten Gewinn macht der erst nach ein paar tausend verkauften Exemplaren)
Falls es Print ist, braucht man noch ca. 10% für den Druck, dafür ist der Autorenanteil kleiner (5% bei Taschenbuch, 8 - 10% bei Hardcover, manchmal mit Steigerung nach oben bei höheren Verkaufszahlen)

Als Selfpublisher:
ca. 40 - 60% Marge für den Händler, je nach Vertragskonditionen kann das auch noch drüber oder drunter liegen.
Der Rest bleibt beim Autor. Allerdings muss der davon auch Lektorat, Korrektorat, Coverdesign und Marketing bezahlen. Da bleibt am Ende auch nicht mehr viel hängen, oder man zahlt sogar drauf, wenn das Buch sich nicht gut verkauft.

Jetzt könnte man natürlich unter dem Motto "Autoren aller Länder, vereinigt euch" einen Vertriebsverein gründen, der die Bücher der Mitglieder über eine Webplattform anbietet und die gesamten Erlöse an die Autoren ausschüttet. Ich oder Du sind auch sicher nicht die ersten, die auf diese Idee kommen.
Das Problem ist wieder das gleiche. Attraktiv wird so ein Angebot nur, indem man die Bücher entweder viel billiger als in den großen Shops anbietet (was wegen der Buchpreisbindung illegal wäre), oder wenn man den Besuchern einen enormen Mehrwert bietet (der noch zu erfinden wäre) ... während man gleichzeitig mindestens die gleichen Standards in Sachen Bezahlkomfort und Angebotsvielfalt anbieten müsste wie die großen Player. Was wiederum enorme Anfangsinvestitionen in die technische Infrastruktur erfordert und dann fortlaufend viel Geld, um das Ding am Laufen zu halten (allein so was wie Support für unzufriedene Kunden ist ein Alptraum, ganz zu schweigen von Themen wie zurückgewiesene Kreditkarten, CyberSecurity usw.).
Sodann hat sich erwiesen, dass reine eBook-Platformen auch nicht sonderlich gut als Kunden-Magnet funktionieren, weil viele Kunden, auch wenn sie eBooks lesen, trotzdem ab und zu ein Papierbuch kaufen möchten. Also muss man diese Möglichkeit auch mit anbinden, Verträge mit den Barsortimentern machen ... die i.d.R. auch sowas um die 30% vom Verkaufspreis behalten, erst recht, wenn man nicht Amazon heißt am Verhandlungstisch.
Um das alles zu bezahlen, muss man wahrscheinlich wieder die eingangs mal erwähnten 40% Anteil am Verkaufserlös einbehalten und was hat man dann gewonnen?


Was ich mir vorstellen könnte, was funktionieren kann und was noch nicht komplett ausgelutscht ist, wäre eine Art Online-Magazin, das zu bestimmten Genres absolut hochwertige Texte, kombiniert mit einer ebenfalls sehr hochwertigen grafischen Aufmachung, anbietet. Wo es dann ein freies Angebot und einen Abo-Bereich gibt.
Also ein Magazin, wo man sich jeden Morgen beim Kaffee reinklickt und durchblättert. So richtig gut gemacht, in der Art wie Multi-Media-Stories auf den Seiten der großen Tageszeitungen. (die selten genug erstellt werden, einfach weil sie sehr aufwändig sind und man dafür einen Spezialisten benötigt).
Im Buch-Bereich existiert so etwas meines Wissens noch nicht. Es gibt natürlich allerlei Special Interest Seiten, die vor allem Kurzgeschichten u.ä, veröffentlichen, aber grafisch schlagen die, mit Verlaub, jeden Ästheten in die Flucht. Zudem ist die Qualität dieser Kurzgeschichten oft durchwachsen, für jede gute muss man sich durch mindestens drei Gurken quälen. Es ist auch klar, warum. Diese Projekte werden fast immer von Idealisten betrieben, die kein Geld dafür bekommen - und ergo über jeden Text froh sind, den sie bekommen können und der nicht vollkommen gruselig ist.

Um so etwas auf hohen Niveau zu betreiben, bräuchte man aber auch wieder entweder viel Geld und viel Zeit, oder mindestens ein ganzes Team unterschiedlich talentierter Idealisten mit noch viel mehr Zeit. Einen herausragenden Grafiker, einen Techniker, mindestens einen Redakteur, der nicht nur ein scharfes Auge für gute Texte hat (und alles, was nicht in die Kategorie fällt, gnadenlos zurückweist), sondern auch ausgezeichnete Kontakte in die professionelle Autorenszene, um Leute zu finden, die etwas beisteuern, solange sich das Projekt noch in den Kinderschuhen befindet.
Will man das Magazin halbwegs regelmäßig aktualisieren, braucht man eher drei Grafiker und vier Redakteure, die Vollzeit arbeiten.
Und dann dauert es Jahre, bis man es ausreichend im Markt bekannt gemacht hat, dass die Leser eine kritische Masse erreicht haben, und noch mal Jahre, bis man genügend zahlende Abonnenten hat - die man fortlaufend mit neuem Content auf gleichbleibend hohem Niveau versorgen muss.
Ja, so was wäre schon cool.
Aber nichts, was man mal eben aus Spaß nebenbei auf die Beine stellen kann smile


_________________
Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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