Kussspucke und Nachtschweiß

[uffjedn]

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[Soleatus]

Hallo Uffjedn,

ich behaupte (etwas kühn sicherlich), dass ein Gedicht, das in fünf Zeilen die fünf Wörter "Zukunft", "Vergangenheit", "Hoffnung", "Licht" und "Zukunft" verwendet, sich selbst überflüssig macht. Aber obwohl mir das Ende deines Textes gar nicht zusagt, finde ich davor manches, was mir gelungen scheint.

Gruß,

Soleatus

[uffjedn]

Hey Sol,

ich glaub du hast Recht. Ich schmeiss das Ende morgen weg.

[uffjedn]

Kussspucke und Nachtschweiß

Hände zucken, zittern, krampfen
in Erinnerung,
pressen was da ist.

In jeder Falte um die Augen noch ein Rest,
ein Abrieb,
mikroskopische Erinnerung mit PH-Wert 5,4.

Jeder tiefer Atemzug schließt mir die Lider,
ich sehe nicht den Herbstflug der Kraniche,
das lächelnde Glühen meines Spiegelbildes in der Autoscheibe bleibt mir verborgen.

Es tut so gut zuzulassen und aufzumachen:
Ein Abend in zwei Buchstaben: Ja.
Eine Nacht in vier: Mehr!

Erwachen - ohne Worte im Film des anderen.
Und wie königlich der Entzug in Stunden danach,
nicht ein halber Tag vergangen,
der Kopf schlingt sich in den Schlangenbaum der Sehnsucht.

Es wird noch Tage dauern bis wir uns wieder
in die Finger, Münder
und die Augen kriegen.

Ich zelebriere die sanft hämmernde Angst,
das hyänenhungergleiche Verlangen,
wie eine verloren geglaubte Verwandte die wiederkehrt.

Unsere Hände, wie sie im Anderen gruben,
ein Glückszittern, das fast an Schmerz erinnert,
im Buchenwald unter der frischen Laubdecke.

Sie gruben tief!
Waren bis zu den Ellbogen im Schlamm der bewegten Jugend,
fördern nun große Klumpen zu Tage, die
- gewaschen in Kussspucke und Nachtschweiß -
im Schein der gekreuzten Augenstrahlen golden glitzern.
  
Wie selten und köstlich die Momente in denen nicht einmal Musik etwas bedeutet,
weil die Ohren die Funktion der überlasteten
Augen, Zungen und Finger übernehmen musste.