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Die Murmel


 
 
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Käthe Graffl
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
K


Beiträge: 8
Wohnort: Ruhrgebiet


K
Beitrag18.11.2018 15:42
Die Murmel
von Käthe Graffl
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Diesen Text habe ich mit 15 Jahren geschrieben - getragen von allgemeinem Weltschmerz.
Bin neugierig auf eure Anmerkungen.

Die Murmel
Ein junger Glasbläser hatte den Ehrgeiz, eine perfekte Murmel zu erschaffen. Er hatte als Kind oft mit ihnen gespielt, hatte sich aber immer gewünscht, eine wirklich einmalige und einzigartige Murmel zu kreieren.
Er probierte herum, verwandte verschiedene Techniken, neue Erze, schaute anderen Glasbläsern über die Schulter und schließlich entwickelte er sogar ganz neue Methoden - doch nie war er mit dem Ergebnis zufrieden. Er arbeitete Tag und Nacht daran, diese EINE Murmel zu erschaffen und sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen staunten jeden Tag von Neuem, wenn wieder eine wunderschöne Murmel im Schaufenster lag.
Der Glasbläser verkaufte sie sehr billig, denn es lag ihm nichts an ihnen. Für ihn waren sie unvollkommen und damit nicht zu gebrauchen.
Bald galt er als Sonderling, da er krampfhaft versuchte, aus einer Murmel etwas noch nie dagewesenes zu machen. Schließlich musste er auch noch andere, "gewöhnliche" Glasbläserarbeiten verrichten, da er sehr viel Geld in neue Materialien und Techniken gesteckt hatte. Dadurch hatte er weniger Zeit für seine Experimente. Und doch ging ihm diese EINE Murmel nicht aus dem Kopf.
Nach vielen, vielen Jahren - er war bereits ein alter Mann geworden, bemerkte er eines Morgens sein Werk auf seinem Arbeitstisch. Er hatte schon einige Monate nicht mehr daran gearbeitet und plötzlich sah er die kleine Glaskugel, die da im Morgenlicht auf seinem Tisch lag mit ganz anderen Augen.
Er hob sie hoch damit er sei besser betrachten konnte. Auf den ersten Blick sah sie aus wie all die anderen Murmeln, die er bisher erschaffen hatte, doch als er sie zwischen den Fingern gegen das Licht hielt, staunte er wieder wie der kleine Junge der er einmal war, über die Farben und Lichtreflexe, die von der Murmel ausgingen. Er bemerkte auch, dass sie nicht ganz makellos und rund war. Somit wäre sie eigentlich als Murmel unbrauchbar, doch ihn durchlief ein warmes Gefühl.
Er war glücklich, denn plötzlich wurde ihm klar, dass er nicht sein ganzes Leben lang nach der perfekten Murmel gesucht hatte, sondern nach seiner Mitte, seinem inneren, ruhendem Pohl.
Die schiefe, bunte, halbfertige Murmel war sein Leben.

Weitere Werke von Käthe Graffl:


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Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. -Nietzsche-
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Justadreamer
Geschlecht:männlichLeseratte
J

Alter: 26
Beiträge: 196
Wohnort: Bayern


J
Beitrag18.11.2018 16:49

von Justadreamer
Antworten mit Zitat

Hallo Käthe

Ich bin mir zwar nicht sicher, ob du wirklich noch etwas aus diesem längst geschriebenen Text lernen kannst,  aber ich will dir trotzdem kurz den Gefallen tun, eine Meinung dazu abzugeben. Auch, weil er mir eigentlich ganz gut gefallen hat Smile Ich werde aber nicht ins kleinste Detail gehen.

Positiv:

Den Weltschmerz in eine abstrahierte Handlung fassen. Das nicht zu tun, ist ein häufiger Fehler, den du hier schon ausgelassen hast - das hat mich sehr positiv überrascht.
Schreibstil: Abwechslungsreiche Satzanfänge, stilgerechte Wortwahl, zwar noch wenig persönliche Noten aber wirklich vielversprechend.
Rechtschreibung: Bis auf ein, zwei Fehler (verwendete/verwandte,  Pohl,Pol) wenig Stolperstellen.

Noch zu verbessern:

Die wichtigste Stelle wirkte etwas holprig. Da sie natürlich auch die schwierigste ist, ist das gleichzeitig die Stelle, die das größte Lob und den größten Tadel verdient.

Zitat:
Er hob sie hoch Komma damit er sei besser betrachten konnte. Auf den ersten Blick sah sie aus wie all die anderen Murmeln, die er bisher erschaffen hatte - doch als er sie zwischen den Fingern gegen das Licht hielt, staunte er wieder wie der kleine Junge, der er einmal war, über die Farben und Lichtreflexe, die von der Murmel ausgingen. Er bemerkte auch, dass sie nicht ganz makellos und rund war. Somit wäre sie eigentlich als Murmel unbrauchbar, doch ihn durchlief ein warmes Gefühl.
Er war glücklich, denn plötzlich (plötzlich finde ich hier unpassend, viel besser könnte ich mir vorstellen, dass du nochmals auf das Gefühl der Wärme eingingest) wurde ihm klar, dass er nicht sein ganzes Leben lang nach der perfekten Murmel gesucht hatte, sondern nach seiner Mitte, seinem inneren, ruhendem Pohl. Der Schlusssatz zeigt, was du dir damals gedacht hast. Ich könnte mir vorstellen, dass ein zum Denken anregender Satz und keiner, der beweist, dass schon nachgedacht wurde, hier besser passt, denn der Leser soll ja angeregt werden, nicht belehrt.
Die schiefe, bunte, halbfertige Murmel war sein Leben.


Alles in Allem eine runde Sache, die Potential hat.

Liebe Grüße
Tobi
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Käthe Graffl
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
K


Beiträge: 8
Wohnort: Ruhrgebiet


K
Beitrag18.11.2018 17:57

von Käthe Graffl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Tobi,

vielen Dank für dein Feedback !
Zitat:
Ich bin mir zwar nicht sicher, ob du wirklich noch etwas aus diesem längst geschriebenen Text lernen kannst

Natürlich kann ich daraus noch etwas lernen - deswegen bin ich ja hier ! Der Text ist zwar schon 26 Jahre alt, aber bisher hat ihn noch niemand zu Gesicht bekommen. Er ist also vollkommen "jungfräulich", was Korrekturen, Anmerkungen und Verbesserungen angeht Smile.
In der Regel blubbert es einfach so heraus, wenn ich schreibe und ich habe am Anfang eines Textes keine Ahnung, wie er endet und was ich damit überhaupt sagen möchte. Von daher hilft es mir sehr, andere Meinungen und Vorschläge zu hören.
Du hast Recht mit dem Ende - das werde ich noch einmal umformulieren.

Vielen Dank und liebe Grüße,

Käthe


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