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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 436
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09.11.2018 12:00 Kanzler ( weiblich ) gesucht von Cholyrika
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Kanzler ( weiblich ) gesucht
Es ist Donnerstag Abend und was in meine Planung passt, ist ein Bier und ein guter Film. Leider wie so oft an solchen Tagen habe ich beides nicht zur Hand.
Ich setze mich also aufs Sofa und zappe ein bisschen durch die Niederkultur meines Volkes. Angefangen bei Teenie-Mütter über die gefühlt hunderttausendste Reportage über das Leben am Yukon, lande ich zuversichtlich auf dem alten ( mir aus Kindheitstagen vertrauten ) ZDF.
"Maybritt Illner". Gut, denke ich noch und mache es mir gemütlich.
Die Moderatorin hat ihre Schlafanzughose noch an und ich denke so bei mir, ob das mutiger Modewahn, oder beginnende Demenz ist. Die Frage stellt sich mir nicht allzu lange, weil mein gemütliches Gefühlt durch eine Frau gestört wird, die der gut artikulierten deutschen Sprache nicht mächtig scheint. Sie lispelt und nuschelt die Phrasen der letzten 150 Jahre runter und ich begebe mich zwischendurch auf nachhaltige Sinnsuche in diesen Worten. Ich scheitere.
Irgendwann setzt ein Juso-Vorsitzender so pointierte Spitzen, dass ich überlege doch Teenie-Mütter zu schauen. Es ist ernüchternd.
Irgendeine Frau von den Grünen oder Linken ( darum rechts im Bild ) lächelt sich in Euphorie, weiß aber sichtlich nicht, warum sie eingeladen wurde. So lächelt sie einfach weiter, umschifft Fragen eben so, wie solche Frauen das machen und dann schweigt sie mehr. Das ist gut.
Ein Politologe ( früherer Berater von Stoiber ) lässt endlich mal detaillierte und nachvollziehbare Kommentare ab, während der FDP-Mensch sich vergnüglich an Satire und Sarkasmus versucht.
Die Moderatorin hat sich eine Strähne der festbetonierten Haarsprayskulptur ins Gesicht gelegt.
Sehr wahrscheinlich soll das einen kausalen Zusammenhang zum Schlafanzug herstellen.
Zwischendurch werden Beiträge zu Merz und Spahn eingespielt. keine Ahnung warum, es sollte ja wohl eine Werbesendung für die Frau mit der Brille werden. Ach ja den Namen hatte ich unterschlagen: Annegret Krampf-Karrenbauer. Naja wenigstens ist mein Wortwitz hier zwar flach, aber unterhaltender, als das ganze Geschwafel.
Zurück zu Merz und Spahn.
Merz wird nur als irgendeiner dargestellt, der Verbindungen zur alten CDU-Riege hat. Huch, hört sich an wie Mafia Kontakte, oder wofür war das jetzt gut? Informativ für einen Bewerber war es nicht. Spahn wird nur kurz als schon vom ZDF festgelegter Verlierer erwähnt.
Wieder frage ich mich, wofür diese Sendung von Nutzen ist.
Mir fällt nichts, aber auch Garnichts ein.
Vielleicht will man mir gar keinen Kanzlerkanditaten ( weiblich ) empfehlen, sondern nur darauf hinweisen, dass die SPD keinen profitablen Diskussionsteilnehmer mehr hat. Wenn ich sehe, wie die Jusos ihre Leute in die öffentlich rechtlichen Anstalten lassen, frage ich mich schon, wie ich solche Leute wählen soll.
Ach worauf ich eigentlich hinauswollte als alter SPD-Wähler:
Wenn Merz Kanzlerin ( männlich ) wird, dann wähle ich wohl CDU.
Es sei denn, man könnte den Jungen Sozis erklären, durch wie man sich öffentlich darstellt. Dann könnte es auch anders sein.
Weitere Werke von Cholyrika:
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a.no-nym Klammeraffe
A
Beiträge: 699
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A 09.11.2018 17:09 Re: Kanzler ( weiblich ) gesucht von a.no-nym
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Hallo Cholyrika,
zwar habe ich (Frischling) noch nicht so ganz raus, wie das mit der Werkstattarbeit funktioniert. Aber ich würde Dir gern meine Leseeindrücke schildern - vielleicht kannst Du ja irgendeinen Nutzen daraus ziehen. Insgesamt fand ich den Text gut formuliert. So richtig ergriffen hat er mich trotzdem nicht. Eher Widerstände und Unverständnis ausgelöst (aber vielleicht war ja genau das Deine Absicht).
Der Ich-Erzähler hat schon nach wenigen Sätzen meine Sympathien verloren.
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: |
durch die Niederkultur meines Volkes. |
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: |
Die Moderatorin hat ihre Schlafanzughose noch an und ich denke so bei mir, ob das mutiger Modewahn, oder beginnende Demenz ist. |
Für mich entsteht der Eindruck, dass der Erzähler sich über seine Mitmenschen stellt. Er wertet, be- bzw. verurteilt. Wer nicht seinen Maßstäben entspricht, wird herabgewürdigt. Gegen solches Verhalten habe ich starke innere Widerstände. Das Komma vor dem "oder" würde ich weglassen.
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: |
mein gemütliches Gefühlt | Tippfehler?
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | durch eine Frau gestört wird, die der gut artikulierten deutschen Sprache nicht mächtig scheint. | Hier wird ein hoher Anspruch an die Sprachqualität formuliert. Der Erzähler selbst verfällt jedoch schon im nächsten Satz in einen umgangssprachlichen Tonfall Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Sie lispelt und nuschelt die Phrasen der letzten 150 Jahre runter | und pendelt im nächsten Halbsatz wieder zu deutlich gehobener Sprache zurück Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | und ich begebe mich zwischendurch auf nachhaltige Sinnsuche in diesen Worten. Ich scheitere. | Ich empfinde das als stilistisch etwas brüchig.
Unter "nachhaltiger Sinnsuche in diesen Worten" kann ich mir nicht viel vorstellen, vor allem nicht im Zusammenhang mit der beschriebenen Situation. Genau so geht es mir mit den "Phrasen der letzten 150 Jahre". Vielleicht wäre ein Beispiel hilfreich, damit sich dem Leser erschließt, welche Phrasen da gemeint sein könnten.
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Irgendwann setzt ein Juso-Vorsitzender so pointierte Spitzen, dass ich überlege doch Teenie-Mütter zu schauen. | Das ist in meinen Augen widersprüchlich. "Pointierte Spitzen" ist doch ein Kompliment - warum will der Ich-Erzähler ausgerechnet dann umschalten, als es endlich interessant wird? Sollten die Teenie-Mütter nicht evtl. in Anführungszeichen?
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Irgendeine Frau von den Grünen oder Linken ( darum rechts im Bild ) | Den Satz/den Witz verstehe ich nicht.
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | eben so, wie solche Frauen das machen | Und noch eine pauschale Abwertung. Ein Sich-Über-Andere-Erheben. Und damit ein weiterer Verlust meiner Leser-Sympathien. Und gleich die nächste Passage dieser Art - Festhalten an Oberflächlichkeiten:
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Die Moderatorin hat sich eine Strähne der festbetonierten Haarsprayskulptur ins Gesicht gelegt.
Sehr wahrscheinlich soll das einen kausalen Zusammenhang zum Schlafanzug herstellen. | Wahrscheinlich ist das satirisch gemeint. Aber irgendwie kommt das bei mir nicht so richtig an. Es bleibt wie ein Raum, zu dem ich keinen Zugang habe.
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Naja wenigstens ist mein Wortwitz hier zwar flach, aber unterhaltender, als das ganze Geschwafel. | Hm. Ist er das? Ich weiß es nicht. Mir bleibt das Lachen nicht im Halse stecken, es entwickelt sich gar nicht erst eins...
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | profitablen Diskussionsteilnehmer | Das Wort "profitabel" im Zusammenhang mit einem Menschen erscheint mir etwas unglücklich gewählt.
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | durch wie man sich öffentlich darstellt. | Tippfehler?
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Wieder frage ich mich, wofür diese Sendung von Nutzen ist. | Das ist ganz offen gestanden eine Frage, die mich beim Lesen des Textes bewegt hat. Allerdings eben nicht auf die Talkshow bezogen, sondern auf das, was der Ich-Erzähler dem Leser hier mitteilt. Es erschließt sich mir einfach nicht, auch nicht nach dem fünften Lesen (wahrscheinlich ist das aber ein Fall von Unfähigkeit meinerseits).
Sehr gut geschrieben finde ich den Anfang. Du hast es mit ganz wenigen Sätzen geschafft, Atmosphäre zu schaffen und mich gedanklich mit vor den Fernseher zu nehmen!
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Kiara Reißwolf
Alter: 44 Beiträge: 1404 Wohnort: bayerisch-Schwaben
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09.11.2018 18:51
von Kiara
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Ich hatte diesen Beitrag, obwohl in der Werkstatt, eher als eine Art Résumé des Abendprogrammes verstanden - etwas, was Cholyrika auf der Seele lag und er es "runterschreiben" musste. Eine Art Erlebnisbericht, der tragisch komisch auf mich gewirkt hat.
Etwas wie "Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden".
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a.no-nym Klammeraffe
A
Beiträge: 699
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A 09.11.2018 21:12
von a.no-nym
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Kiara hat Folgendes geschrieben: | Ich hatte diesen Beitrag, obwohl in der Werkstatt, eher als eine Art Résumé des Abendprogrammes verstanden - etwas, was Cholyrika auf der Seele lag und er es "runterschreiben" musste. Eine Art Erlebnisbericht, der tragisch komisch auf mich gewirkt hat.
Etwas wie "Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden". |
Hm. Ich bin erstmal davon ausgegangen, dass die "Werkstatt" mit Bedacht gewählt war...
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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09.11.2018 23:34
von firstoffertio
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Hmm. Der Text ist eigentlich ein Kommentar. Zu einer Fernsehsendung. Eine Glosse? Nein, auch nicht.
A-non hat einiges aufgezeichnet, wo ich mitgehe.
Mir, die ich kein deutsches Fernsehen schaue, sagt der Text wenig.
Da gibt es eine Sendung mit einer Moderatorin, die in Schlafanzughosen auftritt. Es wird die Nachfolge der Kanzlerin diskutiert. Keiner der Anwesenden hat etwas Gescheites zu sagen, meint Autor. Er ist unzufrieden, weil er eh lieber einen Film angeguckt hätte.
Was "solche Frauen" sind, weiß ich nicht. Und der Wortwitz mit dem Namen ist spärlich, verkrampft.
Ich weiß nicht recht, was der Text will. Satire ist er nicht.
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 436
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10.11.2018 12:09
von Cholyrika
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Na was der Text will?
Meinen Unmut zurm Ausdruck bringen, wie fahrlässig
die Politik mit den Menschen umgeht.
Selbst in Umbruchzeiten ( notwendigen! )
werden mir keine Alternativen aufgezeigt.
Vielleicht bin ich ewtas übers Ziel hinaus geschossen.
War aus dem Bauch heraus.
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a.no-nym Klammeraffe
A
Beiträge: 699
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A 10.11.2018 13:27
von a.no-nym
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Hallo Cholyrika,
gerade habe ich meine recht lange Antwort auf Deinen letzten Beitrag wieder gelöscht. Weil mir - gerade noch rechtzeitig - bewusst geworden ist, dass ich angefangen hatte, inhaltlich auf Deinen Frust einzugehen.
An Text-Arbeit bist Du, wenn ich es nun richtig verstanden habe, eher nicht interessiert (also nicht generell, aber in diesem Fall)?
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 436
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12.11.2018 21:59
von Cholyrika
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An Textarbeit bin ich immer interessiert.
Wenn es nicht belehrend ist
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Rainer Zufall Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 801
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13.11.2018 08:47
von Rainer Zufall
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Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | ... Meinen Unmut zurm Ausdruck bringen, wie fahrlässig
die Politik mit den Menschen umgeht.
Selbst in Umbruchzeiten ( notwendigen! )
werden mir keine Alternativen aufgezeigt.
Vielleicht bin ich ewtas übers Ziel hinaus geschossen.
War aus dem Bauch heraus. |
Das Thema, eine Talkrunde mit A. Will zu wählen, die Fahrlässigkeit der Politik aufs Korn zu nehmen, das gefällt mir eigentlich. Nicht aber das, was du draus machst. Du bist mir viel zu wenig bissig, zu wenig übers Ziel hinausgeschossen, wenn du so willst. Von der Richtung her ist das die millionste Neuauflage der Kritik, dass die ihren Job irgendwie, ohne einen einzigen Inhalt oder eine Triebfeder aktueller Politik überhaupt zu benennen, nicht richtig machen, irgendwie deinem Geschmack nicht entsprechen. Du werkst nur an Äußerlichkeiten wie dem Schlafanzug, dem Namen rum und das ist halt verflucht schade. Ich könnte außer dieser ganz allgemeinen Kritik, die ich aus deiner Glosse entnehme, keinen einzigen inhaltlichen Zweck der Politik benennen, der dir aufstößt. Außer, dass Politiker nicht wirklich glaubwürdig (oder als Führungspersönlichkeiten) vorkommen.
Textarbeit mag ich nicht machen. ich kenne dich aus deinen gedichten, ich finde, du schreibst gut und klar. Hier ist das aus meiner Sicht eine Frage des Inhalts.
Viele Grüße
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meerenblau Reißwolf
M
Beiträge: 1320
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M 13.11.2018 13:55
von meerenblau
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Ich finde es nicht schlecht, nur eine Stelle haut mich total raus: Der Erzähler läßt ja durchaus Eloquenz erkennen. Dass so jemand nun meint, sein Witz mit Krampf-Karrenbauer wäre unterhaltsamer als das Fernsehgeplänkel, passt nicht so ganz, denn der Krampf-Witz ist sprachlich unter seinem Niveau und außerdem hat man den schon so oft gehört, dass diese Abgedroschenheit auch dem Erzähler klar sein muss - eben weil er ja durchaus politisch interessiert ist.
Ansonsten wirkt das aber wie aus einem Guss.
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