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F.J.G. Bitte keinen Weichspüler verwenden
Alter: 33 Beiträge: 1954 Wohnort: Wurde erfragt
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24.10.2018 21:20 Platte Konflikte, Probleme mit Handlungsstrang von F.J.G.
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Hallo ihr Lieben,
heute möchte ich euch um Rat im Zusammenhang mit zwei Problemen fragen.
Erstens.
Ein Roman lebt von Spannung. Es muss einen großen zentralen Konflikt geben, und innerhalb der Handlungsabschnitte immer wieder "kleinere Konflikte". So, zum Beispiel, könnten sich Prota und Anta immer wieder in die Haare kriegen, mehrmals im Laufe der Story, und alles führt dann zur zentralen Frage des Romans. Soweit so gut.
Mein Problem momentan ist, dass diese Konflikte irgendwie "platt" sind. Ich schaffe es, Differenzen zu erzeugen, ich schaffe Streitereien, es fliegen so richtig die Fetzen. Trotzdem ist die Lösung des Problems irgendwie vorhersehbar. Das ist wie wenn ihr im Kino sitzt, in einem schlechten Katastrophenfilm, und gelangweilt werdet, weil, Schwierigkeiten hin oder her, es "eh nur gut ausgehen" kann.
Zweitens.
In einem guten Ratgeberbuch habe ich einmal gelesen: "Der König starb, und dann starb die Königin" ist kein Plot. "Der König starb, und anschließend starb aus Kummer auch die Königin" hingegen sehrwohl. Ich bin in meinem Buchprojekt momentan bei bescheidenen ca. 10.000 Wörtern, sehe sich aber schon abzeichnen, dass es eine einfache Aneinanderreihung von Ereignissen wird. Das möchte ich um jeden Preis verhindern.
Mein Problem mit diesem zweiten Punkt:
Mir ist klar, dass sich die Handlung eines Romans um die Entwicklung der Charaktere drehen muss. Ich weiß auch recht genau, inwieweit sich die Charaktere entwickeln. Nur wie stelle ich dies dar? Der einzige Weg, den ich sehe, ist, dass ich die Charaktere in ihren Handlungen ausführlich beschreibe. Doch das hat dann mit dem Plot nichts zu tun. Ich wurde in meinen Beiträgen im Werkstatt-Forum schon oft (zu Recht!) kritisiert, ich würde Handlungen darstellen, die 1) für Charakterentwicklung und 2) den Spannungsbogen in Richtung zentrale dramatische Frage irrelevant sind.
Also, zusammenfassend meine Probleme:
1) Vorhersehbare Konfliktausgänge
2) Aneinanderreihung von Ereignissen anstelle von Kausalketten.
Konnte ich mich halbwegs verständlich ausdrücken? Weiß jemand einen Ratschlag?
Liebe Grüße
Kojote
_________________ Ab sofort erhältlich: Achtung Ungarn! Ein humorvolles Benutzerhandbuch |
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Rainer Prem Reißwolf
R Alter: 66 Beiträge: 1270 Wohnort: Wiesbaden
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R 25.10.2018 05:29 Re: Platte Konflikte, Probleme mit Handlungsstrang von Rainer Prem
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Kojote hat Folgendes geschrieben: |
...
Also, zusammenfassend meine Probleme:
1) Vorhersehbare Konfliktausgänge
2) Aneinanderreihung von Ereignissen anstelle von Kausalketten.
...
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zu 1) Nur der letzte Konflikt muss für deinen Prota ein positives Ende haben. Davor kann er so viele verlieren wie zur Erhaltung der Spannung nötig.
zu 2) Fang hinten an. Wenn du die ganze Geschichte schon im Kopf hast, dann solltest du wissen, wie es von Szene n-1 zu Szene n kommt. Dann kannst du auch schon in Szene n-2 oder früher Hinweise auf diesen Übergang einbauen.
Ich hoffe, das war verständlich. Auf jeden Fall kannst du ja in der Werkstatt mal eine Szene oder zwei zur Diskussion stellen ...
Grüße
Rainer
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Ruyi Leseratte
Beiträge: 149 Wohnort: in meiner eigenen kleinen Welt
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25.10.2018 09:06
von Ruyi
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Hi,
du nennst deine Geschichte eine „Aneinanderreihung von Ereignissen“. Vielleicht ist es für dich so platt, weil die einzelnen Elemente noch nicht stark genug ineinander verzahnt sind. Wenn ein Konflikt nicht für die größere Story von Bedeutung ist, kann er platt, da unnötig, wirken. Wenn das Ziel deiner Figuren z.B. ist, schnell von A nach B zu kommen, und Protagonist und Antagonist streiten, welche Route genommen werden soll, ist das zwar ein Konflikt – aber der könnte durch Reden schnell aus der Welt geschafft werden und am Ende entscheidet man sich für eine Route. Das Ziel ist auch einfach erreicht: Man fährt nach B. Wenn sich dieses Schema mehrmals wiederholt, wirkt es schnell lieblos aneinandergereiht.
Wenn sich der Antagonist dagegen mitten im Streit mit dem einzigen Fahrzeug allein aus dem Staub macht, reitet dieser Konflikt den Protagonisten tiefer in die Kacke. Wie kommt er jetzt nach B? Das wäre ein neues Ziel, für das es nicht sofort eine Lösung gibt, und damit bleibt die Geschichte interessant.
Hast du dich schon mal mit der „Scene-Sequel“-Methode beschäftigt? Grob gesagt wird dabei ein Kreislauf an den nächsten gereiht. Dabei hat der Protagonist ein übergeordnetes Ziel, das er am Ende der Geschichte erreicht (oder auch nicht), aber auch zu Beginn jedes „Kreislaufes“ hat er ein Ziel oder Teilziel hin zum großen. In aller Kürze:
1. Ziel: Was ist das Ziel des Protagonisten in dieser Szene?
(Er will von A nach B)
2. Konflikt: Welches Hindernis steht zwischen Protagonist und diesem Ziel?
(Streit Protagonist - Antagonist)
3. Desaster: Was passiert, damit er das große Endziel noch nicht erreicht, sich vielleicht sogar noch weiter davon entfernt?
(Antagonist haut mit einzigem Fahrzeug ab)
4. Reaktion: Wie reagiert der Protagonist auf dieses Desaster?
(Tobsuchtsanfall, depressive Episode, was zum Charakter passt)
5. Dilemma: Durch das Desaster entstehen neue Probleme – wie wird der Protagonist damit umgehen?
(zu Fuß gehen - viel zu weit - oder bei einer zwielichtigen Fremden mitfahren - evt. gefährlich)
6. Entscheidung: Wie wird der Protagonist weiter vorgehen?
(er fährt bei der zwielichtigen Fremden mit)
Aus seiner Entscheidung ergibt sich das nächste Ziel (hier wieder nach B zu gelangen) und damit der nächste Kreislauf (er wird B nicht problemlos erreichen, weil die zwielichtige Fremde andere Pläne hat usw.) bis zur großen Auflösung am Ende. Bei Punkt 1.-3. wird konkret gehandelt, Punkt 4.-6. könnten auch mehr nach innen gerichtet sein (das sind die Szenen, in der er Protagonist mit sich hadert usw., hier könntest du seine Entwicklung darstellen).
Mir hat diese Methode geholfen, Szenen aufzustöbern, die für den Hauptplot unnötig waren. Die konnte ich dann streichen oder eben an das Modell anpassen. Vielleicht hilft’s dir ja auch?
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3215 Wohnort: Frankenberg/Eder
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25.10.2018 12:12
von Taranisa
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Kennst du das Plotten mit dem 7-Punkte-System?
1. Aufhänger: Gegenteil der Auflösung
2. Erste Wendung: Hauptkonflikt, Veränderung
3. Erster Kniff: etwas geht schief und veranlasst zur Handlung
4. Mittelpunkt: Übergang von Reaktion zu Aktion
5. Zweiter Kniff: Erhöht den Druck bis zur Hoffnungslosigkeit
6. Zweite Wendung: Figur erhält letzte Sache, um zu gewinnen.
7. Auflösung des Hauptkonflikts
Planungsreihenfolge: 7 - 1 - 4 - 2 - 6 - 3 - 5 (oder 5 - 3)
Hierbei kannst du den Konflikt sich entwickeln lassen. Funkioniert auch bei Nebenhandlungen. Ich hatte einmal alle Szenen einer Nebenhandlung in eine separate Datei kopiert und konnte dadurch besser sehen, wie sich der Konflikt immer weiter steigert bzw. sich verändert bis zur Auflösung.
Mir hilft es sehr, den Aufbau genau zu planen, dann weiß ich, wohin die Reise geht, und kann die Geschichte auf dieses Ziel hin schreiben. Für die Struktur jeder Szene (mein Vorschlag zielt eher auf die Vorplanung ab) hat dir Ruyi einen super Tipp gegeben.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
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Marie S. Reich Gänsefüßchen
Beiträge: 15 Wohnort: Ruhrgebiet
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25.10.2018 13:55
von Marie S. Reich
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Die bisher genannten Plot-Tipps sind schon klasse.
Vielleicht magst du dich ergänzend dazu mehr in deine Protagonisten (den Antagonist nicht vergessen) hineinversetzen, sie interviewen bezüglich ihrer Motivation und Befindlichkeiten. Lass sie sich innerlich entwickeln und plotte sozusagen auch diese Entwicklung. Wenn du weißt, wann welcher Entwicklungsschritt aktuell wird und für die Geschichte nützlich/wertvoll, lass dies subtil einfließen durch Sprache/Gestik/Mimik/Innenschau der Figuren. Wenn dein Protagonist z.B. mutig wird, muss er nicht zwangsläufig in die Welt laufen und ein Schwert zücken (kann er natürlich auch tun). Reagiert er zuvor auf eine Herausvorderung mit einem Lächeln, sagt das viel mehr aus und der Leser geht emotional mit.
Liebe Grüße
Marie
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Milten Schneckenpost
Alter: 28 Beiträge: 10 Wohnort: Schleswig-Holstein
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25.10.2018 23:20
von Milten
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Das 2. Problem erinnert mich an ein Interview mit den Autoren von South Park.
Die haben ihren Kreativprozess in etwa damit beschrieben, dass sie die Handlung grob erklären ohne die Wörter "und dann" zu benutzen, diese müssen immer mit Worten wie "deswegen", "darauf hin", oder ähnlichen ersetz werden.
Also unterm Strich einfach dafür sorgen, dass jede Szene sauber in die nächste übergeht, in dem man mit einer Motivation für die Charaktere oder einem zusammenhängenden Ereignis endet.
Wirkt vielleicht etwas stumpf, hilft aber wirklich im Kopf zu behalten.
Was die Konflikte angeht ist es natürlich schwer ohne Kontext zu helfen, aber deiner Beschreibung nach könnte es dir vielleicht helfen den Konflikt nicht nur als Konfrontation zu betrachten.
Ein guter Konflikt liegt im Aufbau, es sind nicht nur 2 Charaktere mit einem Streit, es sind ihre Ideologien, wobei die besten Konflikte den Leser keine beide Seiten nachvollziehen lassen, oder ihn sogar von der Seite überzeugen, von der er es nicht erwartet hätte.
Für den Anfang hilft es vielleicht darüber nachzudenken was dein Konflikt repräsentieren könnte und welche Gründe er dem Leser geht für die jeweilige Seite mitzufiebern außer "Ich mag diesen Charakter als Person lieber".
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