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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 461
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07.08.2018 13:08 Sonst alles gut von Cholyrika
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Sonst alles gut
"Keine halben Sachen", sagte Mike und verschwand mit Svenja im Bad. Es war einer dieser unsagbar überflüssigen Abende, an denen wir mit ein paar Leuten im Wohnzimmer saßen, tranken und rauchten. Es roch nach Bier und Pot. Gaby heulte rum und erzählte seit gefühlten frei Stunden, dass sie nicht mehr mit Fred könnte und es nun wirklich ( wie seit Jahren ) an der Zeit wäre sich von ihm zu trennen. "Dann ha halt ab", raunte Fred rüber, hob sein Glas und ließ uns anstoßen. "Auf die Toten, auf die Freunde und auf die Weiber."
Gaby kriegte sich wieder ein und stieß mit uns an.
Ulrike saß auf Volker. Ihr kleiner Faltenrock war zu hoch gerutscht. Volkers Hose war an seinen Knien. Sie hatten anscheinend Spaß.
Aus der Box dröhnte wie jeden Abend "In my time of dying" und durch das offene Fenster konnten wir die Nachbarn auf dem Hof hören.
Hilde stritt mit Erwin übers Geld, Frauke und Frank sangen besoffen "Atemlos".
Es war August und der Himmel schickte einen Hauch von Verwesung durch die Luft.
Irgendwann kam Mike wieder aus dem Bad, ein paar Minuten später auch Svenja. Mike schlug Ulrike auf den nackten Arsch und feuerte sie an. " Ja Süße, gib's ihm, ihr habt es echt noch drauf."
Conny übergab sich über den Wohnzimmertisch und ich besorgte mir ne neue Mischung. Irgendjemand macht e den Fernseher an. "Mach aus die Scheiße", grölte Fred.
Draußen wurde es dunkel und meine Frau war mit ihrem neuen gerade auf Malle.
Es war mir egal.
Weitere Werke von Cholyrika:
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Kaja_Fantasy Leseratte
Alter: 23 Beiträge: 182 Wohnort: Mein literarisches Wohnflugzeug
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08.08.2018 21:27
von Kaja_Fantasy
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Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich schlicht nicht die Zielgruppe bin, aber irgendwie kann ich mit diesem Text überhaupt nichts anfangen.
Da werden bei mir einfach gar keine Emotionen geweckt. Mir sind diese kurzen Sätze ohne viele Details zu abrupt und der Text (ich will irgendwie nicht "Geschichte" sagen, denn dafür fehlt für mich die Handlung) war für mich zu kurz, um eine Bindung zum Ich-Erzähler aufzubauen, zumal auch nichts wirklich über den Protagonisten erzählt wird, sondern über zig andere Leute, die man als Leser noch nicht kennt und die einen von daher auch nicht wirklich interessieren.
Der einzige starke Satz war der Schlusssatz, da blitzte bei mir kurz etwas auf, nur dass, wie gesagt, die Bindung zum Hauptcharakter fehlte, sodass man böse ausgedrückt sagen könnte, dass ich den Satz vlt. nur deshalb stark fand, weil er meine Meinung zum Text ausdrückt.
Ich glaube, du wolltest ein Bild schaffen, von Leben, vlt. von Action und dann diesen Ich-Erzähler als Betrachter, dem alles egal ist, dazu in Kontrast setzen.
Falls das das Ziel war: Da muss ein viel stärkerer Kontrast her. Ich glaube, für mich müsste das fast schon ins Surreale gehen. Und daneben dann der vollkommen passive und unbeeindruckte Ich-Erzähler, ja ich glaube, das hätte mir zu denken gegeben. Dann wäre bei mir die Frage aufgekommen: Huch, warum ist der Kerl so? Und dann hätte die Auflösung am Ende, dass seine Frau ihn verlassen hat und deshalb alles in ihm wie erstarrt ist (so habe ich das ganze mal interpretiert) in mir auch etwas ausgelöst.
Vlt. habe ich jetzt auch totalen Schwachsinn geschrieben und du wolltest eigtl. etwas komplett anderes sagen, aber das waren meine Überlegungen dazu.
Mich würde jedenfalls sehr interessieren, was du dir bei diesem Text gedacht hast.
_________________ "Ist das eine Truhe mit Beinen???"
(Aus: "Rincewind der Zauberer", Sammelband, von: Terry Pratchett)
Arthur lolled.
(Aus: "The hitchhiker´s guide to the galaxy", von: Douglas Adams)
Plan E? Was zum Teufel war Plan E?
(Aus: "Lockwood & Co, Die seufzende Wendeltreppe") |
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Rainer Zufall Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 801
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09.08.2018 08:16 Re: Sonst alles gut von Rainer Zufall
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Hallo, hab meinen Vorkommentator gerade mit Interesse gelesen. Ich fand dein kleines Stimmungsbild eigentlich ganz gut, obwohl ich bestimmt auch nicht zu der Zielgruppe gehöre.
Ja, was gefällt mir dran? Eigentlich ist das alles ja eine recht lieblose Melange trotz der zahlreichen Vögelpärchen in diesem Text. Für mich ist der Kontrast eigentlich schon hoch oder groß genug. Weil man die Spannung zwischen der Sehnsucht und dem tatsächlichen Sein des Protagonisten merkt.
Um seine scheinbar Abgeklärtheit und die innere Spannung des Textes zu verdeutlichen, würde ich aber auf solche Stellen achten:
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | "Keine halben Sachen", sagte Mike und verschwand mit Svenja im Bad. Es war einer dieser unsagbar überflüssigen Abende, an denen wir mit ein paar Leuten im Wohnzimmer saßen, tranken und rauchten. |
Klar, der Protagonist denkt vielleicht so in diesem Moment, wenn er auf den Abend schaut und die immer wiederkehrenden Ereignisse. ich finde es zu viel, weil du nicht die Ereignisse und Beobachtungen selbst sprechen lässt. einer dieser Abende würde völlig genügen. Stößt den Leser halt so bissel mit der Nase drauf. und eigentlich ist der durch den Titel eh schon vorbereitet und eigentlich spricht die Art der Schiilderung danach ja für sich.
Iwo im text (ein- zweimal) hast du noch Tippfehler gemacht, aber ich glaube in Erinnerung zu haben, dass du das nicht so gerne ausbesserst. falls ichs falsch im Kopf habe, suche ich es trotzdem nicht raus. ich bin zu faul.
Ach, was ich noch sagen wollte, den Verwesungsgeruch des Augusthimmels fand ich sehr gelungen.
Viele Grüße und schöner Text.
Zufall
[/quote]
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Muskat Eselsohr
Beiträge: 343
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09.08.2018 11:35 Sonst alles gut von Muskat
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Hallo Cholyrika,
wie Rainer Zufall schlage auch ich vor, alles Wertende des Erzählers zu streichen, weil es das mMn nicht braucht. Es kommt auch so heraus, dass in den handelnden Figuren die Liebe erloschen ist bzw. gerade erlischt, also ein Hauch von Vergänglichkeit aufzieht oder Verwesung, wie es im Text heißt.
Ich habe mir erlaubt, das Bewertende aus dem Text zu nehmen, hier also mein Vorschlag:
Zitat: | Sonst alles gut
"Keine halben Sachen", sagte Mike und verschwand mit Svenja im Bad. Es war einer dieser Abende, an denen wir mit ein paar Leuten im Wohnzimmer saßen, tranken und rauchten. Es roch nach Bier und Pot. Gaby heulte rum und erzählte seit gefühlten drei Stunden, dass sie nicht mehr mit Fred könnte und es nun wirklich ( wie seit Jahren ) an der Zeit wäre sich von ihm zu trennen. "Dann hau halt ab", raunte Fred rüber, hob sein Glas und ließ uns anstoßen. "Auf die Toten, auf die Freunde und auf die Weiber."
Gaby kriegte sich wieder ein und stieß mit uns an.
Ulrike saß auf Volker. Ihr kleiner Faltenrock war hoch gerutscht. Volkers Hose war an seinen Knien.
Aus der Box dröhnte wie jeden Abend "In my time of dying" und durch das offene Fenster konnten wir die Nachbarn auf dem Hof hören.
Hilde stritt mit Erwin übers Geld, Frauke und Frank sangen besoffen "Atemlos".
Es war August und der Himmel schickte einen Hauch von Verwesung durch die Luft.
Mike kam wieder aus dem Bad, später auch Svenja. Mike schlug Ulrike auf den nackten Arsch und feuerte sie an. " Ja Süße, gib's ihm, ihr habt es echt noch drauf."
Conny übergab sich über den Wohnzimmertisch und ich besorgte mir ne neue Mischung. Irgendjemand machte den Fernseher an. "Mach aus die Scheiße", grölte Fred.
Draußen wurde es dunkel und meine Frau war mit ihrem Neuen gerade auf Malle.
Es war mir egal.
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Zitat: | Conny übergab sich über den Wohnzimmertisch und ich besorgte mir ne neue Mischung |
Vielleicht magst du noch sagen, welche Mischung sich der Erzähler holte?
Liebe Grüße
Muskat
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2934 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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09.08.2018 11:45 Re: Sonst alles gut von Klemens_Fitte
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Bin auch nicht Zielgruppe (wobei: was ist die Zielgruppe?)
Ich suche in Texten nicht unbedingt nach Handlung und Charakteren. Nach Emotionen auch nicht zwingend, aber im besten Fall habe ich nach dem Lesen etwas, das ich vorher nicht hatte. Ein Bild, ein Gedanke, den ich vorher noch nicht – in dieser Klarheit – gedacht habe, eine Erkenntnis, meinetwegen auch eine Empfindung.
Hier wirkt das auf mich ein wenig wie schon mal gelesen. In der Umarbeitung von Muskat wird (mir) das noch deutlicher.
Man kann sicher sagen, das sei "schon gut gemacht", aber es legt sich die Latte halt auch nicht allzu hoch.
Weil Werkstatt:
Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Draußen wurde es dunkel und meine Frau war mit ihrem nNeuen gerade auf Malle. |
Das "gerade" ist absolut überflüssig und zerhaut die Satzmelodie.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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Muskat Eselsohr
Beiträge: 343
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09.08.2018 12:25 Sonst alles gut von Muskat
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Nachtrag:
Bei meinem Vorschlag hatte ich das noch anmerken wollen, dann aber übersehen:
Zitat: | Irgendjemand machte den Fernseher an
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Hier reichte auch: Jemand machte den Fernseher aus.
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Kaja_Fantasy Leseratte
Alter: 23 Beiträge: 182 Wohnort: Mein literarisches Wohnflugzeug
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09.08.2018 22:21 Re: Sonst alles gut von Kaja_Fantasy
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Muskat hat Folgendes geschrieben: | Es kommt auch so heraus, dass in den handelnden Figuren die Liebe erloschen ist bzw. gerade erlischt, also ein Hauch von Vergänglichkeit aufzieht oder Verwesung, wie es im Text heißt.
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Ah, jetzt verstehe ich, glaube ich, wie der Text gemeint ist.
Gefällt mir trotzdem (oder gerade deswegen?) nicht.
_________________ "Ist das eine Truhe mit Beinen???"
(Aus: "Rincewind der Zauberer", Sammelband, von: Terry Pratchett)
Arthur lolled.
(Aus: "The hitchhiker´s guide to the galaxy", von: Douglas Adams)
Plan E? Was zum Teufel war Plan E?
(Aus: "Lockwood & Co, Die seufzende Wendeltreppe") |
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 461
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15.08.2018 19:38
von Cholyrika
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Interessante Diskussion über Zielgruppen.
Wer zu welcher Zielgruppe gehört bestimmt das Leben.
Hört sich banal an, oder ignorant, aber ich glaube, nur ein kleiner Schritt daneben im Leben, nur ein klitzekleiner Schicksalsschlag, dann ist man schon in einer anderen Zielgruppe.
Trotzdem sehr interessiert und anaysierend gelesen Eure Kommentare.
Lieben Dank
_________________
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Diamond Eselsohr
D
Beiträge: 280
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D 15.08.2018 23:16
von Diamond
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"nur ein klitzekleiner Schicksalsschlag, dann ist man schon in einer anderen Zielgruppe"
Wie wahr...
Leider auch wahr, dass ich sonst nicht viel zur Textarbeit beitragen kann. Aber, die Kommentare meiner Vorredner fand ich ebenfalls interessant zu lesen.
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 461
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22.08.2018 15:19
von Cholyrika
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Danke Diamond,
man muss ja nicht unbedingt seitenlange Rezensionen schreiben.
ich als Autor finde es auch schön, einfach zu wissen, das ein Text gelesen wurde.
Lieben Dank
ML
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Catalina Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 427 Wohnort: Kehdingen
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23.08.2018 08:16
von Catalina
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Interessant fand ich, dass das, was meine Vorschreiber teilweise bemängeln, genau das ist, weshalb der Text auf mich wirkt. Vielleicht bin ich ja "die Zielgruppe"? Tatsächlich ist mir die "versuchte Flucht durch Zerstreuung/Vergnügen"nicht fremd.
Ich finde den Kontrast sehr stark (doppeldeutig):
Die Gleichgültigkeit, das Belanglose, das Austauschbare, sich Wiederholende in Handlung und in der Stimmung des Erzählers.
Mit dem Schluss, der mit einem gezielten, schnellen Schuss viel Emotion und plötzliche Bedeutung transportiert. Gewürzt mit der Behauptung, dass dem Erzähler das für ihn einzige Bedeutende egal ist.
I like.
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Cholyrika Eselsohr
Alter: 60 Beiträge: 461
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25.10.2018 09:34
von Cholyrika
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Ich frage mich manchmal, ob das Leben auch Zielgruppen hat,
oder ob die Zielgruppen ihr Leben selber definieren.
Es gibt ja interessante Studien, inwiefern ein hoher IQ Auswirkungen
auf das berufliche und persönliche Leben hat.
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