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Im Wald

 
 
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag14.10.2018 19:00
Im Wald
von MoL
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Im Wald

Manche Menschen glauben, dass es mit dieser Welt deswegen zuende ging, weil wir so überheblich geworden sind. Konsumgeil, waffenvernarrt, unsozial. Dass es schlussendlich so kommen musste, weil die Menschheit ihr Gutes verloren und ihrem Schlechten viel zu sehr nachgegeben hat.

Andere glauben, dass das Ganze unausweichlich war, im Grunde aber nicht viel anders ist als Krebs, Aids oder einer der ermüdend vielen Kriege. Immerhin: wenn schon Buchautoren, Spieleentwickler, Filmemacher und eine ganze Survival-Industrie allein mit der Idee einer Zombie-Apokalypse ihr Geld verdienen – wieso sollte sie dann nicht auch eintreffen?
Nichts, was einem also so gesehen Angst machen müsste. Einfach nur ein weiteres Problem.
Zugegeben: dieses “Problemchen“ (wenn Ihr mich fragt, lagen die Leute von „World War Z da noch am nächsten dran, „I am legend war auch nicht so verkehrt; nach Splatter-Filmen dürft ihr mich bitte nichts fragen, damals konnte ich zu viel Blut noch nicht ertragen. Obwohl es Künstliches war – wenn das mal keine Ironie ist!) hat drei Viertel der Menschheit das Leben gekostet. Oder es zumindest grundlegend verändert und sie der Zombieseite zugeführt.
„Sie wollen Ihr Leben verändern? Dauerhaft und mit Chancen auf neue Abenteuer? Dann werden Sie Zombie!“ - Ich wette, wenn man das den ganzen Hollywood-Affen damals vorgeschlagen hätte, oder irgendwelchen übergewichtigen, gelangweilten Hausfrauen oder ihren feierabendbiertrinkenden Ehegatten, einige von ihnen hätten sogar ja gesagt, es hätte sogar ein Trend werden können.
Zombie sein ist in, en vogue, der neuste Hit. Zwar weder vegan, noch veggie und als Diät auch nur bedingt zu empfehlen, aber immerhin – das muss man ihnen lassen – sind unsere fauchenden Freunde politisch vollkommen korrekt und stürzen sich ganz im Sinne einer unintelligenten Raubtier-Evolution einfach auf den Nächstbesten. Oder die Nächstbeste, versteht sich.
Früher habe ich mich ja immer gefragt, wie viel noch dran sein muss an seinem Menschen, damit er zum Zombie mutiert und nicht einfach tot bleibt. Heute kann ich das ganz gut einschätzen. Das ist also eher eine Ermessensfrage, als eine genaue Wissenschaft, aber heutzutage bin ich dankbar für alles, was mich Munition sparen lässt.

Nicht, dass es darauf ankäme: Von den Untoten mal abgesehen, leben wir in einem Schlaraffenland. Etwa wie in „Dead man on earth“. Nur, dass es keinen Spaß macht. Wir können jetzt haben, was wir wollen, ein jeder von uns. Ein schickes Auto? Bitteschön, du hast die freie Auswahl! Du wolltest immer schon in einer prächtigen Villa residieren? Alles klar, einfach 30 Kilometer da lang.
Dank einiger intelligenter Menschen mit Ahnung von Technik gibt es sogar noch Tiefkühlprodukte, die nach einem Sommer ohne Verwesungsgeruch schmecken. Konserven, Gläser und Flaschen machen es einem ebenso leicht, sich tot zu fressen, wie sich ins Koma zu saufen. Aber wer will das schon?

Tja und wieder andere halten das hier für die Strafe Gottes. Nur dass wir dieses Mal nicht aus dem Paradies vertrieben, sondern die Monster hineingelassen worden sind.

Egal, wie man sich das Ganze erklärt, die Fakten bleiben: Da draußen ist es nicht mehr sicher. Raubtiere streifen frei und in Rudeln durch die Lande, und sie gehen aufrecht, tragen unsere Gesichter, unserer Kleidung und unsere Namen. Wenn wir sie ansehen, erkenne wir das Schlimmste in uns. Als hätte man alles, was Menschen einander antun können – Mord, Folter, Vergewaltigung, aber auch Dinge wie Neid, Habgier, Maßlosigkeit und wie sie alle heißen – zusammengepresst und der Menschheit zu schlucken gegeben. Herausgekommen sind fauchende, röchelnde, kreischende Zombies, ehemalige Menschen, denen das faule Fleisch streifenweise von den Knochen fällt, sobald sie sich nicht mehr an frischem Homo sapiens gütlich tun können.
Entgegen aller Filme, Serien und Bücher, die ich kenne, sind die Zombies übrigens nicht auf Menschenfleisch an sich oder auf unsere Gehirne aus, sondern auf unsere inneren Organe, vor allem auf Leber, Milz und Magen. Es gab da mal so einen Typen, dass man nur zum Zombie werden kann, wenn man keinen Blinddarmwurmfortsatz hätte, und dass sie einen in Ruhe lassen, wenn man ihn noch hat.
Vielleicht ist da ja tatsächlich etwas dran. Ist nur schlecht nachzuprüfen. Und selbst wenn es stimmen sollte, hätten wir auch nichts davon; man kann sich das Ding ja schlecht wieder annähen lassen.

Ach ja, und die Pharmaindustrie, die hat uns natürlich auch zu Zombies gemacht.
„Lassen Sie Ihr Kind nicht impfen! Sie retten es damit nicht etwa vor einer schmerzhaften und eventuell tödlich verlaufenden Krankheit, sondern vergiften es mit Quecksilber und steigern seine Chancen, ein Zombie zu werden!“

„Kater an Dani.“ Das Funkgerät rauscht. Dann nochmal: „Kater an Dani.“
So wie er es sagt, klingt es, als hieße er „Carter“. Ich denke, er fühlt sich so besser. Cooler, tougher. Wir nehmen dieser Tage, was immer wir kriegen können.
Ich drehe meinen Kopf ein wenig nach links, nehme den Zeigefinger vom Abzug und drücke den Knopf des Funkgerätes, das in meiner Hemdtasche steckt. Mit der linken Hand halte ich nach wie vor den Gewehrlauf, drücke den Kolben gegen meine Brust.
„Dani hier, ich höre?“
Daumen runter vom Knopf, Finger ran an den Abzug.
„Alles roger bei dir?“
Finger weg vom Abzug, Daumen auf den Knopf.
„Ja, hier alles roger.“
Bei dem Wort „roger“ verdrehe ich die Augen. Man sollte meinen, dass sich die Menschheit angesichts der Zombieapokalypse auf ihre Wurzeln rückbesinnt, wann immer sie kann, und nicht, dass sie diese pseudocoole Nordamerikanisierung weiter beibehält.
Aber wie ich schon sagte: am Ende soll jeder, wie er meint.
Ich lege meinen Finger wieder auf den Abzug, mustere den Wald vor mir sowohl durch das aufgesteckte Zielfernrohr, als auch mit bloßem Auge. Wer hätte je gedacht, dass Verwesung einmal die beste aller Tarnfarben sein würde? Im freien Gelände oder im Wald ist es überlebenswichtig, nicht nach Formen oder Farben, sondern nach Bewegung Ausschau zu halten.

„Gut. Halte dich bereit. Wir gehen in drei Minuten rein.“
Und wieder das gleiche Spiel: Zeigefinger runter, Daumen drauf. Routine, stundenlang geübt, schafft Vertrauen in sich selbst.
„Habe verstanden, Kater. Ich warte auf dein Kommando!“
Fingerwechsel.
„Roger, over and out.“
Beim Gedanken an meine Mutter heben sich meine Mundwinkel um einen schmerzhaften Grad. Sie würde sich im Grab umdrehen, wenn sie wüsste, dass ich Befehle von einem Mann entgegennehme. Aber erstens hat die Zombieseuche nicht nur Milliarden Menschen, sondern auch so ziemlich jeden Rassismus und Sexismus abgetötet  wer beleidigt schon die Frauenhand, die die Knarre hält, mit der sie einem Feuerschutz gibt? - und zweitens bin ich mir nicht sicher, ob sie noch unter der Erde geschafft hat und nicht vielmehr gerade über ein Weizenfeld wankt und sich dabei frisches Nachbarfleisch aus den Zähnen pult?

Außerdem gibt unser Agent Carter gute Befehle, das muss man ihm lassen. Nicht so wie Walther vor ihm, der einen schonmal eine halbe Stunde lang mit Finger am Abzug dastehen ließ. Es ist unmöglich, so lange den Arm zu heben. Und wenn man sich dann mit der ganzen Anspannung und allem nur noch darauf konzentrieren muss, NICHT zu schießen … dann kann es einem gehen wie Marko und Ronny, die vor lauter Aufpassen nicht gesehen haben, was sich von der Seite angeschlichen hat.

Sie könne schleichen, oh ja!
Und sie werden immer gerissener. Die Feldwebel bestreiten das, und alle darüber auch. Ob sie selbst daran glauben? Oder wollen sie uns nur keine Angst machen?
Jeder, der eine Weile draußen ist, weiß, dass sich etwas verändert hat in den letzten Jahren. Wir haben uns angepasst – also wieso sollten sie es nicht auch getan haben?
Wieso sollte ein Zombie nicht in der Lage sein, zu lernen oder neue Strategien zu entwickeln? Das können selbst Tiere, und die verfügen nicht über ein mehr oder weniger vollständige menschliches Gehirn.
Die Krone der Schöpfung gepaart mit einer unstillbarer Gier, Menschen zu töten und auszuweiden – das ergibt entweder einen Investmentbanker, einen Lobbyisten der Tabakindustrie, einen Serienkiller oder eben einen Zombie. Wobei man fairerweise beachten muss, dass sie auch nur über...toten wollen, oder wie immer man das ausdrücken will.

Eine leichte Brise berührt im Vorüberziehen meinen Nacken. Es fühlt sich fast so an wie neulich, als mich Jeromes Atem beim Tanzen streifte. Damals wie heute stellen sich die Härchen an meinen Armen auf. Genau wie damals wird mein Magen flau und meine Sinne schärfen sich.
„Ich will heute Nacht bei ihm sein!“, wurde mir damals schlagartig klar.
Jetzt ist es die herzzusammenpressende Erkenntnis: „Etwas stimmt nicht!“

Ich drehe mich einmal im Kreis. Geräuschlosigkeit über Schnelligkeit. Doch nichts.
Bevor ich der Sache auf den Grund gehe, löst sich der Zeigefinger und der Daumen übernimmt.
„Dani an Kater, bitte kommen.“
Zeigefinger an Abzug.
„Hier Kater. Was ist los?“
Daumen.
„Etwas stimmt nicht.“
Zeigefinger.
Stille. Dann das funkgerättypische Knacken.
„Was genau?“
Irritierender Weise muss ich wieder an Jerome denken. Ich wollte in jener Nacht … Ich HABE in dieser Nacht Dinge mit ihm angestellt, die … der Gedanke, dass ich mich damals darüber aufgeregt habe, als ich Nick beim Pornogucken erwischt habe, ist so lästig wie eine Schmeißfliege auf dem Grillgutteller einer Gartenparty, und ich wische ihn weg.
Aber nicht mit der linken Hand, die das Gewehr hält ohne zu zittern, und auch nicht mit der rechten Hand, deren Daumen wieder den Knopf des Funkgerätes drückt.
„Ich weiß es nicht.“ Der Daumen verharrt. „Aber ich weiß es.“
Zeigefinger hoch.
Kater schweigt. Ob er die Augen verdreht oder aufseufzt? Oder die Augen schließt, weil er weiß, dass ich meistens recht habe?
„Roger, wir warten. Soll ich dir Michael und Juri schicken?“
Meine Flügelmänner. Sie schützen meine Flanken, wie ich die von Juri und Gaby schütze. Ich könnte sie mir schicken lassen. Jeder würde einen Platz nach innen aufrücken, unser Netz würde dichter, aber auch enger werden.
Der Daumen sagt: „Nein, ich werde erst nachschauen.“
Früher hätte ich gesagt: „Lass mich erst nachsehen“, aber über Funkgerät geht Deutlichkeit über Sprachstil. So Vieles, das ich gelernt habe. Ein fairer Austausch, da meine Ausbildung zu Betriebsfachwirtin in der neuen Welt so ziemlich das Nutzloseste ist, was man gemacht haben kann. Gärtnerin, Ärztin oder meinetwegen auch Friseurin. Aber nein. Was blieb mir da, als mich bei der HS-Wehr zu melden? (Neue Freiheit hin oder her, einige der ganz harten Kerle verstehen noch immer keinen Spaß, wenn ich das „Sapiens“ in der Bezeichnung unseres Heeres weglasse.)

„Roger. Ich überwache deine Position per GPS. Warte dann auf Meldung.“, bestätigt Kater.
Dann mal los.

Wieder kommt eine Brise auf und die Bäume flüstern miteinander. Der helle, lichte Wald vor mri mit seinen lose verteilten Hellgrünlaubbäumen und kleinen Lichtungen mit vereinzeltem Buschwerk macht mir mehr Angst, als es ein finsterer Nadelwald getan hätte.
Weil man das Grauen nicht im Tageslicht erwartet? Weil der Kontrast so groß ist zwischen dem lächelnden Onkel mit den vielen schönen Spielsachen und dem so fürchterlich dunklen Keller? Zwischen der mitfühlenden Spende an das Waisenhaus, wobei die selbe Hand auch einen Scheck für den neuesten Waffendeal ausfüllt? Weil das Blut hier nicht im dunkelweichen Boden versickert, still und ungesehen, die Körperteile zwar aufs Scheußlichste verstreut, doch irgendwie zwischen Finsternis und tückischen Pilzen auch am richtigen Ort? Sondern sich hier stattdessen Dinge abspielen, Grauen, die Herzen umklammern und zerquetschen und etwas übrig lassen, das noch weniger ein Mensch ist als einer dieser Untoten, während oben im sonnenbestrahlten Baumgebälk die Vögel zwitschern, als wären sie auf einer verdammten Hochzeit?

Ach verdammt, was soll das denn? Wir könnten hier in Disneyland sein oder auch in Freddy Kruegers Keller, Fakt ist, dass etwas nicht stimmt. Ich fühle es mit jeder Zelle meines Körpers. Weibliche Intuition? Oder eher die unterbewusste Verknüpfung kleinster Beobachtungen, die mein oberflächliches Gehirn nicht zusammenzubringen vermag?
Was es auch ist, ich weiß, dass mich mein Gefühl nicht trügt.

Vor mir ein Wald. Raubtiere gibt es hier so gut wie nicht mehr, die haben sich verkrochen oder sind längst verhungert. Anders als es sich so viele vorgestellt haben, bin ich seitdem noch keinem Menschen begegnet, der ernsthaft irgendwelche Machtgelüste gegen eine wärmende Gemeinschaft eintauschen wollte. Wir klammern uns dieser Tage alle aneinander, selbst Kater und ich. Hauptsache Mensch, Hauptsache nicht Zombie, Homo sapiens gegen die Homo Mortuo.

Sie sind da.

Nicht ein paar, nein, die würden mir keine Gänsehaut verpassen. Nicht mehr, sollte ich wohl sagen, und wenn sie mich im Schlaf besuchen kommen, sind es ebenfalls ganze Horden.
Das da vorn, was im Wald lauert, muss viel viel schlimmer sein, als alles, was ich je erlebt habe. Schlimmer als Dortmund, schlimmer als am Stausee. Ich fühle es in meinen vibrierenden Knochen.

Ich sichte noch einmal die Umgebung, den Finger am Abzug. Nichts. Auch mein siebter Sinn bleibt ruhig. Der Wald also.

Durchatmen. Und los!

Geräusche sind um diese Jahreszeit leichter zu vermeiden. Der Boden ist feucht, das übriggebliebene Herbstlaub vom letzten Winter zu einer Matschpampe aufgeweicht. Die Äste stehen in vollem Saft und brechen nicht bei der kleinsten Berührung. Es sind nur wenige Tiere unterwegs. Wir verlassen uns längst nicht mehr darauf, dass sie, wie wir es immer für normal gehalten hatten, Alarm schlagen. Das ist in Ordnung, ich nehme es ihnen nicht übel, dass sie unserer Angelegenheiten uns überlassen. Nur die fröhliche Gleichgültigkeit der Vögel, die versetzt mir immer wieder einen Stich. Als würden sie auf unseren Gräbern tanzen.

Ich durchbreche zartfüßig die erste Reihe Büsche. Der lichte Wald öffnet sich mir. Auf meiner Nase tanzende Sonnenstrahlen wollen mich zum Narren halten, wandern herüber, kitzeln mein Ohr.
Doch nichts.
Nichts als Bäume, stumm und starr. Überall.
Die Abstände zwischen ihnen sind groß, hinter jedem kann sich einer verstecken.
Sie machen nicht mehr so viel Lärm, wie in den ersten Jahren. Schlurfen, keuchen, stöhnen … Sie sind leiser geworden, auch wenn die Anderen immer lachen, wenn ich das sage.

Ich gehe weiter. Achte auf jede winzigste Kleinigkeit. Schrecke ein paar kleinere Waldbewohner auf, Nagetiere, die die Mühe nicht wert sind, ihr mageres Fleisch zu braten. Und obwohl ich es bin, die auf der Jagd ist, das Gewehr im Anschlag, fühlt es sich schrecklich falsch an.

Immer wieder verlässt mein Zeigefinger seine Position und der Daumen will um Hilfe rufen. Verstärkung. Doch die Füße gehen weiter. Nein.
Dennoch drücke ich den Knopf.
„Ich bin tiefer drin“, flüstere ich, lese vorsichtshalber noch meine Position vom dem Ortungsgerät ab und gebe sie durch. „Alles ruhig hier, nichts als Bäume.“


Mein linker Arm schmerzt – wie lange werde ich meine Waffe noch hochhalten können? Der gefährlichste Augenblick ist der, in dem ich das Gewehr kurz senke, um den Arm auszuruhen. Das hat mir Alexas Tod beigebracht.

Ich betrete einen anderen Abschnitt des Waldes. Hier sind die Bäume wesentlich kleiner, stämmiger. Ihre Blätter sind von einem geradezu bizarr hellem Grün, welches in dem schwindenden Tageslicht leuchten, als stünden sie unter Strom.
Mit jedem Schritt, den ich setzte, wird die Welt um mich herum düsterer.
„Wir hätten nicht so lange warten dürfen“, geht mir durch den Kopf.
Ironischer Weise hatte Kater das Selbe gesagt und hatte die Aufräumung des Waldes auf Morgen verschieben wollen. Ausgerechnet ich war dagegen gewesen, hatte auf ihn eingeredet, es hinter uns zu bringen. Ausgerechnet.

Ich gehe weiter und weiter, die Sinne zum Zerreißen gespannt.
Was ist das?
Hektisch drehe ich mich einmal um meine eigene Achse – bis mir dämmert, dass das die knackende Stille des Waldes von meinem Funkgerät unterbrochen worden ist.
Ein Tropfen Schweiß perlt über meine Schläfe. Kater würde es nie riskieren, mich anzufunken, wenn es nicht wichtig wäre. Überlebenswichtig.
„Dani, bitte kommen!“
Daumen.
„Was ist los?“
„Geh sofort da raus!“
Noch im Antworten weiche ich zurück, drehe mich um. Ist das derselbe Weg, den ich gekommen bin? Stand da nicht eben noch ein Baum?
Daumen.
„Was ist los?“
Zeigefinger.
„Wir trafen einen Mann, er heißt Albert.“
Mein Arm zittert.
Daumen.
„Und weiter?“
Zeigefinger.
„Er sagt, der hintere Teil des Waldes wurde schon vor Jahren abgeholzt.“
Trockener Mund. Zittern. Daumen.
„Was soll das bedeuten, verdammt?“
Zeigefinger.
„Da, wo du jetzt bist, gibt es keine Bäume mehr.“

Homo Sapiens Mortuo.

Zeigefinger. Zeigefinger. Zeigefinger.

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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag15.10.2018 09:43

von MoL
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Oha! An einer Stelle habe ich ganze zwei Wörter vergessen! Und es muss natürlich "LAST man on earth" heißen. Von den vielen anderen Fehlern mal ganz zu schweigen ...

Ach ja, und ob "Homo mortuo" grammatikalisch Sinn ergibt, darf man mich bitte auch nicht fragen: zum Recherchieren blieb so gut wie keine Zeit und meine Lateinkenntnisse waren schon zu Schulzeiten überschaubar.

Aber ich mag Dich, kleiner großer Text! Man merkt Dir an, dass die neue "The Walkind Dead"-Staffel läuft, gelle? Wink

Na ja, mal schauen, wie Dich die anderen beurteilen. Smile


_________________
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gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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lebefroh
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Beiträge: 364
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Der bronzene Durchblick


L
Beitrag15.10.2018 09:49

von lebefroh
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Das gefällt:

An manchen Stellen habe ich laut aufgelacht, zB.

Zitat:
Zwar weder vegan, noch veggie und als Diät auch nur bedingt zu empfehlen


Zitat:
sind unsere fauchenden Freunde politisch vollkommen korrekt und stürzen sich ganz im Sinne einer unintelligenten Raubtier-Evolution einfach auf den Nächstbesten. Oder die Nächstbeste, versteht sich.


Zitat:
Wer hätte je gedacht, dass Verwesung einmal die beste aller Tarnfarben sein würde?

Zitat:

während oben im sonnenbestrahlten Baumgebälk die Vögel zwitschern, als wären sie auf einer verdammten Hochzeit?


Mir gefällt auch das Rotzige, trashige - auch wenn es beweilen zu dick aufgetragen ist. Die Auflistung diverser Filme hätte man sich sparen können, das wirkt platt. Manche Stellen verstehe ich einfach nicht.

Insgesamt hätte der Text sicher davon gewonnen, wenn er etwas kürzer wäre, aber Zeit geblieben wäre, noch einmal drüberzulesen. An manchen Stellen bin ich nicht sicher, ob es Ironie sein soll oder gewollt cool daherkommt.

Und doch - ich mag, dass der "Wald ohne Bäume" hier etwas ganz anderes ist. Das Ende hat für mich ziemlich viel wettgemacht und dass, obwohl es nicht unbedingt schlüssig ist (sind das jetzt Zombiebäume, oder was?) Überraschend war's auf jeden Fall und das gibt Punkte!
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Kiara
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Beitrag15.10.2018 11:01

von Kiara
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Interessante Geschichte! Die Spannung gegen Ende ist zum Greifen, irgendwie, auch wenn ich für mein Empfinden zu oft durch die Ausschweifungen herausgerissen wurde. Der Schluss ist geschickt geschrieben, finde ich.
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nebenfluss
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Beitrag15.10.2018 11:32

von nebenfluss
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Ingesamt eine der rundesten Geschichten des Wettbewerbs.
Und mit Abstand die längste. Vieles gäbe es zu kürzen. Klar, dafür war keine Zeit mehr, nur der Vollständigkeit haber:
Manche Überlegungen der Erzählerin - etwa die Frage, ob ein Blinddarmwurmfortsatz vor der Mutation zum Zombie schützt oder der Seitenhieb auf die Impfgegner - führen nirgends hin, da sie vom Plot nicht aufgegriffen werden. Allerlei Hintergrundinfos konkurrieren mit dem Spannungsaufbau.

Interessant finde ich, dass Danis Gedanken an mehreren Stellen die Ausrichtung des Erzählten selbst zu beeinflussen scheinen.
Der bemüht lässig-distanzierte Tonfall der Exposition - als kommentiere Erzähler nicht seine grausige Lebensrealität, sondern mit der Popcorntüte in der Hand einen Horrorfilm - verschwindet in dem Moment, als Dani über das Wort "roger" die Augen verdreht und sich (stellvertretend für den Autor?) über diese Pseudo-Coolness wundert.
Nun könnte Dani mit dem Leser in der Authentizität der Szene ankommen, doch auch dies gelingt nur phasenweise.
Dass Protas selbst in Momenten der Angst ums eigene Überleben intellektuellen Gedanken nachhängen, ist gewissermaßen 'literatur-typisch' und auch soweit in Ordnung, wenn etwa das Funkgespräch mit dem männlichen Vorgesetzten zum Nachdenken über die feministische Erziehung führt und von dort zur Mutter, die sich "wenn nicht unter die Erde geschafft hat" am Nachbarn sattgefressen haben dürfte. Schön bitter-sarkastisch auch die Erwähnung, dass sich Rassismus und Sexismus von selbst erledigen, wenn die Menschheit in ihrer Fortexistenz durch Zombies bedroht ist. Auch das Reflektieren über das eigene enthemmte porno-like Sexualverhalten passt ins Bild, das Einführen einer weiteren Person und rückblickenden Szene - Streit mit Ex-Freund(?) Nick - führt aber zu weit weg aus dem Wald. Und statt alle Sinne auf Erkundung zu schicken, was gerade "nicht stimmt", philosophiert Dani über Investmentbanker, die Tabaklobby, Waisenhausspenden und Waffendeals? Wenn schon das - sorry, meine Meinung - ziemlich alberne Genre der Zombieapokalypse zur umfassenden Gesellschaftskritik geadelt werden soll, dann wären diese Zusammenhänge(?) in der Exposition oder einer anderen Szene besser aufgehoben.
Auch hier unternimmt Dani stellvertretend für den Autor einen Korrekturversuch:
Zitat:
Ach verdammt, was soll das denn? Wir könnten hier in Disneyland sein oder auch in Freddy Kruegers Keller, Fakt ist, dass etwas nicht stimmt.

Da überliest man fast die literarische Beschreibung des Ortes, an dem sie sich tatsächlich befindet:
Zitat:
das Blut hier nicht im dunkelweichen Boden versickert, still und ungesehen, die Körperteile zwar aufs Scheußlichste verstreut, doch irgendwie zwischen Finsternis und tückischen Pilzen auch am richtigen Ort

Erst im Weiteren entfaltet die Szene dann ihr bedrohliches Potenzial.

Ganz so viel "Daumen" und "Zeigefinger" hätte es für mich auch nicht gebraucht, um das Prinzip zu verstehen Wink

Großes Lob für die Pointe, zugleich die Umsetzung des Themas.


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Catalina
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Beitrag15.10.2018 15:36

von Catalina
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Wie um alles in der Welt kann man in zwei Stunden so viel schreiben? Wäre das Thema hier nicht so zielgenau umgesetzt worden, hätte ich nicht geglaubt, dass es nicht aus der Schublade gezogen ist.

Alles vor dem ersten Funkkontakt hätte man sich meiner Meinung nach schenken können. Das fand ich langatmig und etwas zäh. Was danach kommt, enthält genügend Informationen und ist lange genug. Ich fand es spannend und angenehm zu lesen.

Der Stil wirkt auf mich jugendlich und noch nicht ganz ausgereift.

Das Thema ist hier für mich am besten umgesetzt.
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V.K.B.
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Beitrag15.10.2018 22:01

von V.K.B.
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Hallo MoL, das muss einfach dein Text sein. Fast 17K Zeichen, dass hätte locker für zwei Zehntausender Wettbewerbe gereicht (wenn auch nur vom Umfang). Wie zum Teufel machst du das? Das beeindruckt mich immer wieder, echt!

Doch jetzt zur Geschichte. Mit dem Umfang hast du dir meiner Meinung nach keinen Gefallen getan, man merkt dem Text an, dass er rasend schnell runtergeschrieben ist. Da sind etliche Redundanzen drin, eine Menge irrelevantes Zeug und daher auch erhebliche Längen. Ich musste mich zwingen, nicht diagonal zu lesen. Generell haben Zombies einen schlechten Stand bei mir. "The girl with all the gifts" war noch ein bisschen originell (Buch, Verfilmung hab ich (noch) nicht gesehen) und ein paar Folgen iZombie, aber das war's dann mit den Untoten in den letzten 5 Jahren (okay, bei GoT kommen auch welche vor, aber eher am Rande (bis auf letzte bisherige Staffel am Ende)). Und das mit Grund: Ich kann Zombies nicht mehr sehen. Genau wie du am Anfang der Geschichte sagst, eben weil man damit so zugebombt wird. In dem Genre müsste dringend mal ein Trope- oder sogar Paradigmenwechsel her. Und den liefert deine Geschichte leider auch nicht wirklich. Die sind also schlauer geworden und haben MacBeth gelesen (oder war's der "how not to be seen"-Sketch von Monty Python?) und haben ein paar basale Aspekte der Tarnung begriffen. Leider hast du zuviel angedeutet, mir war nach der Hälfte des Textes klar, worauf das hinausläuft und wurde immer klarer. Als du das erste mal die neue Sorte "Baum" in dem Waldteil beschrieben hast, wusste ich, dass ich recht hatte.
Von daher hat mich das Ende wenig überrascht, und alles davor zu lang und abgedroschen. Sorry, inhaltlich hast du mich hier nicht überzeugt. Und die Charaktere bleiben platte Abziehbilder, auch da kann deine Geschichte leider nicht punkten.
Womit sie es kann, ist die (trotz Unoriginalität des Zombie-Tropes) originelle Umsetzung von Thema und Vorgabe. Ich habe mich am Anfang die ganze Zeit gefragt, wo das "Wald ohne Bäume" Thema mitten in einem Wald stecken kann. Und dann kam es, und die ganze Geschichte lief darauf hinaus (was auch eindeutig zeigt, dass du sie wirklich für den Wettbewerb geschrieben hast und nicht schon vorher, falls das einige Nörgelheinis ob der Länge wieder anzweifeln sollten). In sofern gut hingekriegt. Nur leider war genau die Suche nach der Themenumsetzung das, was mich das Ende so schnell hat erahnen lassen: Wenn das "Wald ohne Bäume" werden soll, und da sind überall Bäume, dann kann es doch eigentlich nur darauf hinauslaufen, dass die Bäume keine Bäume sind. Sonst wäre es ja kein Wald ohne Bäume. Das vorgegebene Thema ist hier also der Riesenspoiler gewesen. Ohne es zu kennen, hätte ich nicht so schnell in diese Richtung gedacht und die Geschichte hätte womöglich ganz anders gewirkt. Fazit also: Tolle Themenumsetzung, aber leider vom Thema selbst der Offensichtlichkeit preisgegeben.

Punkte verteile ich erst, wenn ich alles gelesen habe.

Beste Grüße,
Veith

PS: Lieber Inko, solltest du wider Erwarten doch nicht MoL sein, entschuldige ich mich für meine dreiste Mutmaßung. Aber es würde mich überraschen, falsch zu liegen.

Edit: Trotz allem Gemecker 5 Punkte von mir.


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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rncw
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Beitrag15.10.2018 22:04

von rncw
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Humorvoll geschrieben, erzeugt eindeutig Spannung! Man kann sich richtig gut in die Situation reinversetzen. Überraschende Wendung - glaubwürdig? Hmm..., nicht sicher; dennoch fesselnd. Sehr authentischer Stil.
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Michel
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Beitrag16.10.2018 08:51

von Michel
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Das ist mal ein anderer Text! Ich lese sonst keinen Horror und habe wenig Erfahrung in dem Genre. Aber Dir gelingt es ausgezeichnet, die Stimmung einzufangen. Jeder Schritt kann der letzte sein, jede Entscheidung ein tödlicher Fehler. Nur erschließt sich mir nicht, warum die Protagonistin trotzdem allein so weit in den Wald geht. Das wäre doch ein klassischer Fehler: Gruppe verlassen?
Das Ende bleibt unklar. Haben die Zombies sich als Bäume getarnt? Da komme ich ins Schwimmen und lese nur, dass irgendetwas unglaublich gefährlich ist. Ich tappe gern im Dunkel, aber ich weiß auch gern, in welchem.
Ansonsten: Feine Spannung. Gefällt mir .
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Lapidar
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Beitrag16.10.2018 19:16

von Lapidar
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Hat mir zwar gut gefallen, aber ich kapier die Pointe nicht.

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"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
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d.frank
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D
Beitrag16.10.2018 19:46

von d.frank
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Tut mir leid , ich habe es mehrmals versucht.
Das ist mir zu vollgepackt und kratzt trotzdem nur an der Oberfläche.
Da sind so viele Schlagworte drin und dann haben sie plötzlich Albert getroffen.
Das wirkt unausgereift, was ja verständlich ist, bei einem Text, dem die Uhr getickt hat - aber das haben andere in der selben Zeit besser gemacht.
vielleicht wäre weniger hier mehr gewesen?


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag16.10.2018 20:42

von Heidi
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Ich muss gestehen, dass ich den Text irgendwann nur noch überflogen habe. Er konnte mich nicht fesseln. Mag es am anfangs nüchternen Erzählstil liegen, der sich mit dem Inhalt reibt, der nicht so nüchtern ist? denn doch eher hochdramatisch, weil ja was Krasses geschieht, die ganze Zeit über (die Welt ist nicht mehr so wie sie war, sondern voll von Monstern - Monster Mensch) und vor allem zum Schluss: etwas womit man nicht rechnen soll, vermutlich. Weiß nicht. Ich mag es im Grunde, wenn es sich reibt, hier aber fehlt mir was, oder nein, ich glaube, es ist eher das Gegenteil der Fall. Mir ist das zu viel Text. Die Geschichte kommt mir sehr gedehnt vor, als hätte sich der Autor/die Autorin im Flow davon verleiten lassen, einfach immer weiterzuschreiben und  darüber den Inhalt verloren.
Ich werde versuchen noch mal zu lesen, vielleicht komm ich doch noch rein.

---

So richtig komm ich noch immer nicht rein, aber ich bekomme eine Ahnung davon, worum es geht. Dieser Wald, der eigentlich noch da sein sollte ist am Ende weg und niemand hatte damit gerechnet. Was es mit dem Zombies auf sich hat und ob sie für den Inhalt relevant sind, ich steige noch nicht richtig durch. Oder doch, es geht um die Menschheit, sie hat sich selbst zu den Monstern gemacht aus irgendeinem Grund, der nicht genannt wird (oder mir nicht aufgefallen ist). Eine gute Grundidee eigentlich, obwohl doch etwas abgegriffen.
Sicherlich wird noch das eine oder andere Pünktchen übrig bleiben, aber eher im geringeren Bereich.

Ein Pünktchen ist noch übrig. smile Das bekommst du.
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Poolshark
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Beitrag17.10.2018 11:21

von Poolshark
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Schon allein der schiere Output an Worten ist ziemlich beeindruckend, und insgeheim hoffe ich, dass die Idee beim Autor schon vor dem Wettbewerb geschlummert hat ...

Bei der Masse an Text für so wenig Handlung sollte die Geschichte eigentlich total langatmig und faselig, das Thema Zombies total ausgelutscht sein. Aber so ist es nicht, weil die Protagonistin echt und stimmig, die Endzeitstimmung authentisch und unaufgeregt daherkommt.
Das Thema ist originell umgesetzt, auch wenn am Ende nicht ganz klar ist, wie die Phantombäume und die Zombies zusammenhängen. Das verzeihe ich der Geschichte aber gern, besonders dann, wenn sie in einem so kurzen Zeitraum entstanden ist.

Das wird einer meiner Favoriten.


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"But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro
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Nihil
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Beitrag17.10.2018 16:21

von Nihil
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Jetzt rufen schon die Bäume aus dem Void nach Emanzipation und lehnen sich gegen des Menschen liebstes Säugetier auf: den Menschen. Sofern ich richtig deutete. Falls Nein, gebe ich mein Hirn gerne Braaaaiiins-rufenden Zombiepflanzerln zum Düngen. Auch wenn die Zombies nur gut getarnt sind. Ich will Baumzombies. Also lese ich sie hinein. Meine Meinung!

Was gibt es dann noch zu sagen. Hätte ich was zu sagen, bekämest du auf jeden Fall den (F)Lotti-Karotti-Spezialpreis für den meisten Text des Wettbewerbs verliehen. Nur mit Daumen und Zeigefinger hat diese routinierte Revolverbraut sicher nicht geschrieben. Am Anfang noch sehr viele Allgemeinfloskeln, die wohl zum Einschreiben nötig waren. Später dann Late-Redemption-Story aus Sicht eines Vollforsts – oder eben nicht.

Trommelgewirbel und ein Urteil: Freaky Gedankenstrom, der die Lust auf Waldbaden stimuliert.
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d.frank
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Alter: 44
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D
Beitrag17.10.2018 19:51

von d.frank
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Ich habe lange nachgedacht und obwohl mir andere Geschichten besser gefallen und hier so viel erzählt wird (auch, in meinen Augen, Unnötiges oder Plakatives), ist die Geschichte anhand der Vorgaben irgendwie zwingend doch mit auf den höher bepunkteten Plätzen. Wegen dem Pseudowald und wegen den verbitterten / engstirnigen Gedanken der Erzählerin.

_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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shatgloom
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Wohnort: ja, gelegentlich


Beitrag20.10.2018 16:17

von shatgloom
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Respekt! In nur zwei Stunden hast du hier was schönes gezaubert.
Ich habe selten so eine spannende Geschichte gelesen.
Volle Punktzahl
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Tjana
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 63
Beiträge: 1786
Wohnort: Inne Peerle


Beitrag20.10.2018 18:09

von Tjana
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Beginnt wie eine polemische Rede, geht dann zum Thriller über.
Ein extrem langer Text für die knappe Zeit. Respekt - einerseits - und schade zugleich, denn die Geschichte verliert ihren Weg, während ihr zu viele, sicherlich im Grunde wichtige, Themen quasi nebenbei noch aufgebürdet werden.  
Bei "zartfüßig" habe ich das erste Mal unterbrochen und weggelegt, weil das Wort so gar nicht zu der bisherigen, sehr harten und anklagenden Sprechweise der Protagonistin passt.
Angesichts des Zombie-Aufbaus war für mich der Showdown enttäuschend. Hier hätte ich mir mehr Text gewünscht und dafür weiter vorne auf manche Gesellschaftskritik lieber verzichtet. So aber bildet der Schlusssatz den einzigen Bezug zum Thema und ich bleibe mit lauter Fragezeichen zurück.
Sorry, keine Punkte


_________________
Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein)
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2451
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag22.10.2018 07:41

von menetekel
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Jessesmaria,

so viel Text in zwei Stunden? Däs fass isch nisch! ohh

Mir aber auch zu viel von allem.
Der Wald tritt eher als Nebenschauplatz ins Gesichtsfeld, könnte ebenso wegbleiben. - Insofern hast du aus meiner Sicht zwar nicht das Thema verfehlt, aber doch an ihm vorbei gearbeitet.

Nicht böse sein. Mengentechnisch bewundere ich dich trotzdem. smile Cool

Liebe Grüße
m.


_________________
Alles Amok! (Anita Augustin)
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jaeani
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 138

Der bronzene Durchblick


Beitrag22.10.2018 08:47

von jaeani
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Deine Geschichte ist mir auch nach dem Lesen noch eine ganze Weile im Kopf herumgespukt.
Der erste Teil war ein wenig langatmig. Zu viel Erklär-Bär. Ich hätte es besser gefunden, wäre dieser Teil mehr mit der Handlung verwoben worden.
Das Ende fand ich hingegen genial.
Thema wurde umgesetzt.
Bekommt Punkte.
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag23.10.2018 21:49

von Eliane
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Ein Wald aus Zombiebäumen smile extra Thema im Prinzip getroffen, aber es kommt etwas spät in dieser sehr langen Geschichte. Was am Anfang steht, ist zwar schon amüsant zu lesen (ich liebe das Wort "feierabendbiertrinkend", das muss dringend in den Duden aufgenommen werden!), aber letzten Endes viel "Tell" ohne "Show". Den Weltenbau hätte ich lieber direkt in der Geschichte gesehen, und die fängt erst mit dem Funkgespräch so richtig an. Dazwischen auch wieder sehr lange beschreibende Passagen. Wie gesagt, nicht schlecht geschrieben. Dennoch bleibt mir die eigentliche Geschichte etwas dünn.

2 Punkte.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag25.10.2018 20:03

von Constantine
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Bonjour!

Eine Story, die nach der Zombieapokalypse spielt und sich für mich nicht entscheiden kann, wohin die Reise gehen soll. Ironisch-metamäßig auf die Zombiefilm- und -serien-Welle eingehend und somit eher in Richtung "Zombieland" die Konventionen brechend, aber dann bereits auf dem Drittel der Strecke aus der Puste kommend und in eine langatmig, uninspirierte Story abbiegen. Ja, sehr langatmig und heterogen das Ganze.
Deine Story liest sich flüssig und "Wald, ohne Bäume" ist mit der Schlusspointe kreativ umgesetzt, aber bis ich als Leser dort ankomme, bin ich selbst fast ein Zombie zum Baum geworden.
2/3 weniger Text und wenn schon Metaverweise, dann sparsamer, gezielter einsetzen, mir ist es zu Beginn viel Meta und insgesamt zu viel heiße Luft und Wasser, mit dem hier gekocht wird, und zu wenig Linie.

Punkte? Wir werden sehen.

Merci beaucoup
Constantine
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Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag26.10.2018 10:21

von Malaga
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Zwei Teile der Geschichte, einen erklärenden, einen dramatischen.
Der erste hätte kürzer sein können, oder anders, oder beides, aber der zweite hat mir gut gefallen, die Umsetzung des "Waldes, ohne Bäume" ist originell.
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