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unter dem regenbogen


 
 
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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 904
Wohnort: die alte Stadt


Beitrag08.10.2018 01:05
unter dem regenbogen
von Tula
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

unter dem regenbogen


i - begehren

es war dein mund der sich so keusch verzog
als du vorüber gingst riss mich ein strom
durch freie felder voller mohn der dann
wie eine sinn flut im zinnober ton
in wogen über mir zusammenschlug

ich glaubte wohl an honig und den mond
(an einen reisekatalog sogar)
doch war was ich im traum erwog nicht mehr
als nur ein … eben - traum(!) der log ein bild
so gut wie tot bin ich jetzt aus dem lot

ich weiß die hoffnung lohnt sich nicht ich sitz'
bei einem glas merlot allein der wein
ist immer noch das beste antidot
für kümmernis und wie zum trotz grüßt mich
ein abrendrot das meint vielleicht vielleicht …


ii - energie

es ist erst lange nach der schatten wende
wenn mich die sonne wärmt im ansturm der
titanen hinter schilden die falange
verdampft bei ihrem untergang bis sich
ihr lichtblut über see und hang ergießt

wenn dann die nacht wie terrakotta schweigt
regt sich der alte drang nach resonanz
und überschwang bringt mich allein am tisch
kurkuma hin zum ganges wo beim klang
der sitar neue kraft ins leben fließt

jetzt bleibt kein zwang der die gedanken hemmt
nur anfang quelle doch kein endpunkt ziel
jetzt wird belanglos was mir wichtig schien
im inneren der kern sich jenem offenbart
der die orangen bei gesang genießt


iii - eifersucht

du labst dich wie die blume auf dem feld
ich kann das nicht bei mir pellt sich die haut
zu schnell und bleibe allen sonnen fern
wenn sich die venus dann zum mond gesellt
zupf' ich mir selbst an meinem linken ohr

du schälst dich raus für ihn er hat wohl geld
der blöde hund der gerne bellt nicht mehr
ich schäl' zitronen weil ich sauer bin
du liebst nur sieger doch ich bin kein held
weil ich mein gold vor jahren schon verlor

wär' ich der apfel den die schlange hält
im paradies dein biss wär' mir gewiss
ein stern der fällt vielleicht gar ein pirol
der jetzt mit liedern diese nacht erhellt
ich sänge dir das gelbe von mir vor


iv - end-spannung

die wiege die mich gütig trug war karg
doch spürte ich in ihr zum ersten mal
wie mir die kühle durch die adern lief
es galt zu warten nichts als warten und mir schien
dass in der ferne eine stimme rief

ich folgte ihr und trieb um mich herum
erst unscheinbaren hain dann schließlich wald
der licht in seinen wipfeln trank und schwieg
ich mochte warten nichts als warten und ich sah
wie alles mühsam hin zur quelle stieg

nun sinke ich in einem steten kreis
zurück in grüne linnen eingehüllt
hat mir die zeit den letzten ring veliehn
es gilt zu warten nichts als warten und ich bin
bereit in neues leben einzuziehn


v - sehnsucht

wir warteten den ganzen sommer bis
der knorrige in schweren ketten lag
vertrauen auf den fuß tritt folgte stets
ein schauer pflaumen klebten bald als saft
an gaumen hemd und unter unseren sohlen

der baum gab uns sogar den schatten vor
der laube wenn am sonntag nachmittag
die ganze sippe sich zum kaffee traf
die plauderei dann dies und jene und
ich staunte nur weil niemand traven las

mein langeweile blick verirrte sich
in seinen zweigen bis er durch und auf
stieg ganz nach oben wo der himmel schaut'
und ich verschlang sein blau in meine augen
trat der traum von wogen und sonst nichts


vi - eingebung

die dinge liegen wieder schwarz auf weiß
zu weiß doch wie genau ich weiß es nicht
es ist kein zweifel der im innern schwieg
die ganze zeit es ist ein wissen das
mir wie ein stein aus einer tiefe spricht

und zeigt dass alles nur schimäre ist
ein schatten der durch einen garten weht
dann schließe ich die augen um den weg
hin durch zu sehn die formel über sinn
im schluss der wie ein dom der gotik steht

die kraft wirkt stets im hinter grund wo sie
die bilder um und neu zusammen fügt
und so das unsichtbare siegel liest
es ist die stimme die mich führt weil das
indigo der lupinen niemals lügt


vii - die magie die macht

der atem eines sommerabends hält
lavendel felder bis zum horizont
der himmel der darüber schwebt bestaunt
stolz wie ein bischof sein gewand und legt
ein amulett aus gold zur feier an

der duft im bad berauschte caesar schon
der violette traum von macht die flut
die alles mit sich reißt und den verschlingt
der es noch wagt zu widerstehn bis sie
in gier und neid sich auflöst und vergeht

so lebt in allem das mysterium
der kraft die feuer kühlt und kälte wärmt
des bacchussteins der geist und seele heilt
der kraft die jeden regenbogen spannt
und bricht in unsichtbare sphären ein



_________________
aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser)
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag10.10.2018 08:55

von menetekel
Antworten mit Zitat

Lieber Tula,

mir gefällt an deinem Mammutwerk der hintergründige Humor ganz besonders. Wie sollte es auch anders ein. Mr. Green
Da sitzt einer beim Kaltgetränk und ärgert sich über seine Angetraute, die sich offenbar anderweitig vergnügt.
So weit, so ungut und so alltäglich.
Der Witz entsteht durch die gehobene Sprache, die Sprache eines Dichters, die sich zum Ende im Philosophischen verliert.
Er denkt und denkt, kommt aber nicht auf die Idee, einfach aufzustehen und das Weib zurückzuholen. Natürlich nicht in seine Welt (was hätte es dort verloren?) aber doch in einen geregelten Ablauf.

Der Dichter benötigt schließlich seine Ruhe!

Gern gelächelt und mitempfunden
m.


_________________
Alles Amok! (Anita Augustin)
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag10.10.2018 10:51

von poetnick
Antworten mit Zitat

Hallo Tula,

mein Kompliment zu dieser epischen Weite mit den immer wieder kräftigen, wendigen Metaphern.
Wie lange magst Du daran verbracht haben - Echtzeitwerk? Laughing

Die Länge des Textes hält erst einmal auf und ...ab. Doch es wird mir unterwegs nicht lang.

Zitat:
ii - energie

es ist erst lange nach der schatten wende
wenn mich die sonne wärmt im ansturm der
titanen hinter schilden die falange
verdampft bei ihrem untergang bis sich
ihr lichtblut über see und hang ergießt

wenn dann die nacht wie terrakotta schweigt
regt sich der alte drang nach resonanz
und überschwang bringt mich allein am tisch
kurkuma hin zum ganges wo beim klang
der sitar neue kraft ins leben fließt

jetzt bleibt kein zwang der die gedanken hemmt
nur anfang quelle doch kein endpunkt ziel
jetzt wird belanglos was mir wichtig schien
im inneren der kern sich jenem offenbart
der die orangen bei gesang genießt


Für mich ein Beispiel von erzählerischer Kraft und Witz. Gefällt mir besonders.

Zitat:
für kümmernis und wie zum trotz grüßt mich
ein abrendrot das meint vielleicht vielleicht …


Gerne gelesen und den Durchgängen des LyIchs gefolgt.

LG - Poetnick


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Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


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Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag10.10.2018 21:49

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Wow, da hast du was gewagt, und es ist dir gelungen.

Obwohl da ein Humor drin ist, ist fuer mich der Text als ganzer nicht humorvoll.

Es ist auch ein Text, den man immer wieder lesen kann/muss, der nicht einmal wirkt.

Bestimmt kann man an so einem Werk als Autor auch noch werkeln, aber ich will mal einige Stellen anführen, die ich besonders gelungen finde:

Zitat:
durch freie felder voller mohn der dann
wie eine sinn flut im zinnober ton
in wogen über mir zusammenschlug

Zitat:
wenn dann die nacht wie terrakotta schweigt

Zitat:
ich schäl' zitronen weil ich sauer bin
du liebst nur sieger doch ich bin kein held
weil ich mein gold vor jahren schon verlor

Zitat:
ich folgte ihr und trieb um mich herum
erst unscheinbaren hain dann schließlich wald
der licht in seinen wipfeln trank und schwieg

Zitat:
vertrauen auf den fuß tritt folgte stets
ein schauer pflaumen klebten bald als saft
an gaumen hemd und unter unseren sohlen


Ich höre damit nun lieber auf.
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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 904
Wohnort: die alte Stadt


Beitrag10.10.2018 23:49

von Tula
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr Lieben

euch allen mein Dankeschön, habt mich mit Euren zustimmenden Kommentaren sehr erfreut, und ja, gerade bei den liebes-bezogenen Themen geht es natürlich nicht ohne Schmunzel-Absichten.


Zur Erklärung doch noch ein paar Worte: es sind natürlich sieben Gedichte, die eigentlich voneinander unabhängig sind. Zuerst kam blau (sehnsucht), dann die Idee der sieben Farben des Regenbogens. Jede hat ihre eigene typische Symbolik (d.h. verschiedene, ich habe mich für jeweils eine entscheiden müssen), die ich versucht habe, zu verarbeiten. Also inhaltliche Bezüge: die Farbe als solche, die Symbolik plus klang-sprachliche.

Letzteres ist mir bei indigo und violett dann doch schwer gefallen. Ich kann Lyri noch 'in die Gobi' schicken, aber vielmehr springt bei dem Versuch nicht heraus. Auf violett reimt sich allerhand, habe bei diesem Thema dann doch mehr Wert auf die Symbolik gelegt (Trance, Mystik, Macht, Würde usw.).

Meine Lieblingsfarbe bleibt blau - die Sehnsucht nach der Kindheit und der damaligen Sehnsucht nach Wogen und sonst nichts.

LG
Tula


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