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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Kurzgeschichte "Judy"


 
 
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Ramires
Geschlecht:männlichErklärbär
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Alter: 40
Beiträge: 4
Wohnort: Saarland


R
Beitrag08.10.2018 09:29
Kurzgeschichte "Judy"
von Ramires
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vorwort: Dieser Text wurde von mir bereits letztes Jahr an einem regnerischen Morgen geschrieben und sollte zu einer Serie von Kurzgeschichten gehören, die aus dem Blickwinkel verschiedener Personen die sogenannten Schwarzdorn-Kriege erzählt. Jede Geschichte sollte dabei zu einer anderen Zeit des Krieges spielen. Nicht linear.

- Erster Teil: Judy -

Ein dichtes Gestöber aus Ascheflocken flog durch die Luft und wurde vom Wind getrieben in alle Richtungen zerstreut. Es war nur eine einzelne Wolke von vielen, die wie ein dichter Schneeschauer über dem Land lagen und obwohl sie eine solche Ähnlichkeit zu ihren kalten Brüdern hatten waren sie doch weitaus beständiger und aus viel dunkleren Umständen heraus geboren worden.

Umstände, die auch dazu führten, dass die zerschlissenen Füße der jungen Frau nun über den kalten, dunklen Boden wanderten, der einen Großteil der Umgebung ausmachte. Ihr ehemals prachtvolles, dunkelrotes Haar war genauso stumpf geworden wie ihre Augen und hätte sie die Möglichkeit gehabt aufzusehen, so wäre ihr die schreckliche Ästhetik der Asche mit Sicherheit nicht entgangen.

Einige dunkelblaue Baumwollreste, die früher einmal ein Kleid gewesen waren hingen lose an ihrem ausgezehrten Körper herab und vollendeten das Bild des Überlebenden, der ohne jedes Ziel und frei von jedem Gedanken über die ehemaligen Schlachtfelder wandelte.

Entgegen ihrem desolaten Äußeren und der offensichtlichen Kraftlosigkeit war sie jedoch keinesfalls so gedankenlos wie es den Anschein hatte. In ihrem Kopf raste es und sie versuchte die Gründe zu finden, welche überhaupt erst zu dieser Situation geführt hatten. Die Gründe, die für ihre schmerzenden, nackten Füße und ihr einsames Leben verantwortlich waren.

Der Krieg war vor knapp einem Jahr ausgebrochen und sie erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem die schreckliche Nachricht durch alle Medienkanäle gegangen war. Sie hatte an ihrem kleinen, hölzernen Küchentresen gestanden und das Abendessen für sich und ihren Mann zubereitet. Sie war keine gute Köchin gewesen, aber es hatte gereicht um ihn glücklich zu machen. Er liebte sie genauso wie sie ihn liebte und ein perfekteres Leben hätte sie sich nicht für sich wünschen können.
Dann kamen die Neuigkeiten. Und nach ihnen kamen die Soldaten. Schwer bewaffnete Männer und Frauen, deren einziges Ziel darin bestand die von den Medien als Aggressoren bezeichneten Truppen zurück zu drängen.
Anfangs gab es nicht viele Kampfhandlungen in der kleinen, eingeschworenen Gemeinde, in der sie seit ihrer frühen Kindheit lebte. Als dann jedoch die äußeren Grenzen, die vor dem Konflikt so weit entfernt zu sein schienen fielen, begann auch bei ihnen die ständige Angst um das eigene Leben. Aus ruhigen Nächten in denen man sich Gedanken um den fernen Krieg machen konnte wurden hektische Kurzschlafphasen in denen jedes Geräusch zu einer potentiellen Gefahr heranwuchs.

Ihr Mann wurde schon kurz nach der Verschärfung der Kampfhandlungen einberufen, da die Regierung rasch merkte, dass ein Feind wie dieser Aggressor durch ihre zahlenmäßige Unterlegenheit einfach nicht aufgehalten werden konnte. So wurde auch dieser Teil ihres Lebens zu einer beständigen Sorge um seine Sicherheit und seine lebendige Rückkehr.

Als der Konflikt dann schließlich in seinen Höhepunkt mündete und die Waffen, welche Regierung und Aggressoren nutzten größer wurden begann die Zeit ihrer Flucht. Eine Zeit in der ihre Füße das wichtigste waren, was sie besaß. Wie oft war sie von Haus zu Haus gezogen und hatte versucht einen Moment der Ruhe zu erhaschen. Wie oft hatte sie an ihren Mann gedacht und gehofft, dass er einfach eines Tages mit den eigenen Truppen an ihr vorbei marschieren würde. Er würde die Formation verlassen und mit ihr zusammen in den Osten fliehen. Dorthin, wo der Krieg noch nicht angekommen war.

Nicht selten hatte sie sich nach den Soldaten umgesehen die an ihr vorbei kamen. Hatte mit hektischem Blick seine Gestalt gesucht und dennoch nie gefunden. Wie oft war das gewesen? Dutzende Male? Öfter? Sie wusste es nicht mehr und dann, als schließlich das große Feuer den Himmel erhellte war es schlussendlich auch egal geworden.

Viele Nächte waren seit diesem fulminanten Finale des Krieges vergangen und ihre einst so kräftigen Füße begannen müde zu werden. Ihr Körper fühlte sich schwach an und das ehemals so starke Licht ihrer Hoffnung war nur mehr eine kleine Flamme, die darum kämpfte nicht vollständig zu verlöschen.

Sie wusste, dass das Ende ihrer Qualen langsam näher kam. Ihr verführerisch ins Ohr flüsterte und sich wie eine schwarze, zähe Masse in ihre Gedanken zu graben begann. Und das schlimme daran war, dass es ihr nicht einmal mehr etwas auszumachen schien. Manchmal bettelte etwas in ihr sogar darum, dass sie anhielt und sich einfach hinsetzte. Ausruhte. Die Augen schloss und einschlief.

Doch immer wenn dieser Punkt erreicht war loderte das schwache Licht der Hoffnung erneut in ihr auf. Wurde zu einer kleinen Flamme die ihr zuflüsterte, dass er noch am Leben sein könnte. Das ein glückliches Leben nur ein paar Kilometer hinter dem nächsten, schwarzen Hügel auf sie warten könnte.

Dieser Zwist war ein ständiger Begleiter geworden. Genauso wie Hunger, Durst und Müdigkeit.
Den letzteren konnte sie zumindest noch gelegentlich besänftigen, indem sie sich zwischen die aus der schwarzen Erde herausragenden Ruinen legte, die neben der Asche die Landschaft prägten. Doch auch diese kurzen Pausen wurden jetzt seltener, da die erlöschende Hoffnung den Einflüsterungen der schwarzen Masse kaum mehr etwas entgegen setzen konnte, die bei jeder Unterbrechung ihres Todesmarsches stärker wurde.
Ein Geräusch riss sie aus den Gedanken und schleuderte sie zumindest teilweise wieder zurück in die Realität. Der roboterartige Gang endete und aus einem Überlebenden wurde zumindest zeitweise das schwache Abbild ein Mensch, dessen stumpfe Augen nach der Herkunft des Tons suchten.
Es war der Pfiff einer kleinen Trillerpfeife gewesen, der langgezogen über die Hügel und durch die Asche hallte. Er war recht laut und damit wohl ziemlich nahe. Sie wusste nicht, ob es sich bei dem Urheber um Freund oder Feind handelte, aber das war ihr zu diesem Zeitpunkt egal.

Ihre schwachen Füße begannen sich schneller über den geschwärzten Erdboden zu bewegen. Die wunden Sohlen brannten bei jedem Schritt und ihre Beine ächzten unter der Last des Körpers darüber, der sich erstmals seit langer Zeit wieder so bewegte, wie er es früher einmal getan hatte. Sie spürte wie ihre Lungen zu brennen begannen und nach der wenigen Luft ächzten, welche durch die Asche gelangen konnte, aber all das registrierte sie kaum.

Sie stürzte regelrecht über die vor ihr liegende Anhöhe, überwand einige Gesteinsbrocken, welche zu der alten Ruine eines Schulhauses gehörten und gelangte dann zum Kamm des Hügels, von dem aus sie ein großes Tal erblicken konnte. Es war durch die Aschewolken nur schwer einsehbar, aber dort unten waren eindeutig Personen. Die ersten anderen Menschen seit einer Ewigkeit.

Ihr Atem stockte für einen Augenblick, hing für einen Moment in ihrem Brustkorb fest als würde er sich weigern zurück in die graue Welt zu gelangen, die nun ihre Heimat war und kam dann ebenso stockend heraus. Im gleichen Moment machte ihr Herz einen kurzen Sprung, der sich in ihrem Brustkorb wie ein Hammerschlag anfühlte und dann sah sie ihn.

Ein leichter Nebel schien sich um seinen schlanken Körper zu ranken und sein Gesicht wirkte erstaunlich sanft als seine braunen Augen sie betrachteten. Er trug die gleiche Uniform und hatte den gleichen, kurzen Haarschnitt wie damals, als er sie verlassen musste und seine starken Hände streckten sich in Erwartung einer Umarmung langsam in ihre Richtung.

Sie wusste nicht wie er hier hergekommen war, aber die Sehnsucht, welche bisher lediglich ein schwaches Rinnsal gewesen war brandete nun erneut in ihr auf, schwoll zu einem Fluss an, der alle anderen Gefühle mit sich riss. Jede Sorge und jedes Leid waren vergessen. Ohne einen Moment zu zögern warf sie sich nach vorne in seine Arme, die sie fest umschlossen. Das schwarze Ödland und die Asche waren vergessen und seine Worte, die er leise in ihr Ohr flüsterte ließen Tränen der Freude in ihre Augen schießen.

„Willkommen zu Hause, liebste Judy.“

Und ohne sich noch einmal umzusehen ging sie mit ihm Hand in Hand die sonnenüberflutete Straße zu ihrem Haus entlang, auf dessen Briefkasten der Name Smith zu lesen war.

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Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 941
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Der silberne Roboter


Beitrag08.10.2018 10:13
Namen
von Christof Lais Sperl
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Wenn du von den Schwarzdorn-Kriegen erzählst, warum müssen dann Protagonisten ausgerechnet Judy Smith heißen?  Was bringt hier das Englische? Sonst okay lg c

_________________
Lais
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Ramires
Geschlecht:männlichErklärbär
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Alter: 40
Beiträge: 4
Wohnort: Saarland


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Beitrag08.10.2018 10:44
Re: Namen
von Ramires
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Christof Lais Sperl hat Folgendes geschrieben:
Wenn du von den Schwarzdorn-Kriegen erzählst, warum müssen dann Protagonisten ausgerechnet Judy Smith heißen?  Was bringt hier das Englische? Sonst okay lg c


Ein berechtigter Einwand, bei dem ich allerdings folgende Gegenfrage stellen möchte: Sind Muhammad und Ali in Deutschland als Namen nicht vorhanden, weil sie nicht deutsch klingen? Ich hatte mir eine multikulturell geprägte Gesellschaft vorgestellt, die natürlich im ersten Teil noch nicht kommuniziert wurde. Das ist mir bewusst. smile
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kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

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Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag08.10.2018 15:04

von kioto
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Hallo Ramires,

Ich habe deine Geschichte gelesen. Dein Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen.
Einige Punkte möchte ich trotzdem anmerken.
Dein Text ist zwar dystopisch, enthält aber kaum SF Merkmale. Der sehr beschreibende und fast akademische Stil sorgt für eine großen Abstand des Lesers zu deinem Prota. Ich hatte das Gefühl, eher ein Expose als eine wirkliche Geschichte zu lesen. Auch fällt es mir schwer, mir ein Bild der Szene zu machen, außer Asche und Dunkelheit gibt es wenig im Umfeld.
Um den Text interessanter zu machen, solltest du versuchen, das Umfeld detaillierter zu beschreiben und auch die inneren Gedanken des Protas. Macht sie Rast, sucht sie Wasser oder Nahrung in einem zerstörten Haus, trifft sie andere Flüchtlinge, sieht sie einen Toten und ist erschrocken, spricht sie mit den Soldaten oder hat sie Angst und versteckt sich. Wird sie von streunenden Hunden verfolgt. So eine Wanderung durch verwüstetes Land erzeugt doch viele Punkte des Grauens.
Und das Ende erschließt sich mir nicht. Stirbt sie mit einer Hoffnung auf Rettung?

Ich hoffe, meine Anmerkungen helfen die weiter.


_________________
Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
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Ramires
Geschlecht:männlichErklärbär
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Alter: 40
Beiträge: 4
Wohnort: Saarland


R
Beitrag08.10.2018 15:26

von Ramires
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Hallo kioto und danke für die konstruktive Kritik.

Die Details sind tatsächlich ein wenig spärlich, das fällt mir jetzt auch auf, aber die karge Umgebung und der distanzierte Erzählstil sind mit Absicht von mir als Stilmittel gewählt worden. Ich wollte jede Kurzgeschichte auf eine andere Art schreiben. Eine z.B. in Ich-Perspektive, eine andere mit mehr Nähe zum Protagonisten, etc. Das Ende ist absichtlich so gehalten, wodurch jeder selbst interpretieren kann, was es bedeutet.

Ich werde nehme mir deinen Rat für zukünftige Geschichten aber gerne zu Herzen. smile
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag09.10.2018 06:57

von Rodge
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Hi,

ich nehme mal einen Satz:

"Einige dunkelblaue Baumwollreste, die früher einmal ein Kleid gewesen waren hingen lose an ihrem ausgezehrten Körper herab und vollendeten das Bild des Überlebenden, der ohne jedes Ziel und frei von jedem Gedanken über die ehemaligen Schlachtfelder wandelte".

Also einige Baumwollreste die lose an einem Körper herabhängen, gibt es nicht, da wenn sie nichts hält, sie auch nicht halten. Das soll ein Kleid in Fetzen beschreiben, ist aber so übertrieben, dass sie bildlich nackt vor mir steht.

Ein Überlebender, der ohne Ziel und frei von Gedanken ist, ist ein Zombie! Welchen Eindruck soll das ihn mir erwecken? Auch überleben meist nur die, die es mehr wollen als der Rest. Zudem wandelt sie? Was soll das heißen?

Wenn es wirken soll, müssten die Bilder für mich klarer und widerspruchsfreier sein. Damit es nicht gekünstelt klingt, müsste die Sprache kraftvoller sein.

Grüße
Rodge
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Kiara
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 44
Beiträge: 1404
Wohnort: bayerisch-Schwaben


Beitrag09.10.2018 09:34
Re: Kurzgeschichte "Judy"
von Kiara
Antworten mit Zitat

Zitat:
Sie stürzte regelrecht über die vor ihr liegende Anhöhe, überwand einige Gesteinsbrocken, welche zu der alten Ruine eines Schulhauses gehörten und gelangte dann zum Kamm des Hügels, von dem aus sie ein großes Tal erblicken konnte. Es war durch die Aschewolken nur schwer einsehbar, aber dort unten waren eindeutig Personen. Die ersten anderen Menschen seit einer Ewigkeit.

Ihr Atem stockte für einen Augenblick, hing für einen Moment in ihrem Brustkorb fest als würde er sich weigern zurück in die graue Welt zu gelangen, die nun ihre Heimat war und kam dann ebenso stockend heraus. Im gleichen Moment machte ihr Herz einen kurzen Sprung, der sich in ihrem Brustkorb wie ein Hammerschlag anfühlte und dann sah sie ihn.

Ein leichter Nebel schien sich um seinen schlanken Körper zu ranken und sein Gesicht wirkte erstaunlich sanft als seine braunen Augen sie betrachteten. Er trug die gleiche Uniform und hatte den gleichen, kurzen Haarschnitt wie damals, als er sie verlassen musste und seine starken Hände streckten sich in Erwartung einer Umarmung langsam in ihre Richtung.


Das gefällt mir, obwohl ich mir zuerst eine weitere Entfernung vorgestellt hatte, als Judy auf den Kamm stieg und schemenhaft Menschen erspähte. Dann kann sie jedoch seine Augen sehen - das passt einfach nicht so gut, ich jedenfalls wurde kurz 'rausgerissen. "Sie schwankte mühsam auf die Personen zu..", so etwas in der Art, hätte gereicht.

Zitat:
Sie wusste nicht wie er hier hergekommen war, aber die Sehnsucht, welche bisher lediglich ein schwaches Rinnsal gewesen war brandete nun erneut in ihr auf, schwoll zu einem Fluss an, der alle anderen Gefühle mit sich riss. Jede Sorge und jedes Leid waren vergessen. Ohne einen Moment zu zögern warf sie sich nach vorne in seine Arme, die sie fest umschlossen. Das schwarze Ödland und die Asche waren vergessen und seine Worte, die er leise in ihr Ohr flüsterte ließen Tränen der Freude in ihre Augen schießen.

„Willkommen zu Hause, liebste Judy.“

Und ohne sich noch einmal umzusehen ging sie mit ihm Hand in Hand die sonnenüberflutete Straße zu ihrem Haus entlang, auf dessen Briefkasten der Name Smith zu lesen war.


Der erste Teil ist für meinen Geschmack zwar etwas zu "blumig" formuliert, aber es verfehlt seine Wirkung nicht. Doch erneut (ich stelle mir die Szene wieder bildlich vor): Erst haben wir Aschewolken, die man kaum durchdringen kann, alles ist zerstört, voller Schutt und Geröll - die beiden schließen sich in die Arme - und gehen dann - im Sonnenschein die Straße entlang zum Haus?
Da habe ich einen Herbstabend in warmem Licht im Kopf, ein paar Blätter auf der Straße und der Briefkasten mit "Smith". Idyllisch. Aber kein Geröll, nichts Zerstörtes.

"Soll das so?", habe ich mich gefragt. Sind die beiden einfach so glückselig, dass sie, wenn sie sich umarmen, in einer Phantasiewelt leben - in der selbst eine Ruine ein Haus ist und der leichte Schimmer des Tageslichts Sonnenschein? Irgendwie passt aber der Briefkasten da nicht so 'rein.

Lieber Ramires, ich hoffe, ich konnte meine wirren Gedanken so formulieren, dass du damit etwas anfangen kannst. Meine Worte sollen es im Idealfall schaffen, dass du ein paar deiner Zeilen unter den angesprochenen Gesichtspunkten erneut liest und sie überdenkst.

Grüßle
Kiara
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Ramires
Geschlecht:männlichErklärbär
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Alter: 40
Beiträge: 4
Wohnort: Saarland


R
Beitrag09.10.2018 11:01
Re: Kurzgeschichte "Judy"
von Ramires
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kiara hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Sie stürzte regelrecht über die vor ihr liegende Anhöhe, überwand einige Gesteinsbrocken, welche zu der alten Ruine eines Schulhauses gehörten und gelangte dann zum Kamm des Hügels, von dem aus sie ein großes Tal erblicken konnte. Es war durch die Aschewolken nur schwer einsehbar, aber dort unten waren eindeutig Personen. Die ersten anderen Menschen seit einer Ewigkeit.

Ihr Atem stockte für einen Augenblick, hing für einen Moment in ihrem Brustkorb fest als würde er sich weigern zurück in die graue Welt zu gelangen, die nun ihre Heimat war und kam dann ebenso stockend heraus. Im gleichen Moment machte ihr Herz einen kurzen Sprung, der sich in ihrem Brustkorb wie ein Hammerschlag anfühlte und dann sah sie ihn.

Ein leichter Nebel schien sich um seinen schlanken Körper zu ranken und sein Gesicht wirkte erstaunlich sanft als seine braunen Augen sie betrachteten. Er trug die gleiche Uniform und hatte den gleichen, kurzen Haarschnitt wie damals, als er sie verlassen musste und seine starken Hände streckten sich in Erwartung einer Umarmung langsam in ihre Richtung.


Das gefällt mir, obwohl ich mir zuerst eine weitere Entfernung vorgestellt hatte, als Judy auf den Kamm stieg und schemenhaft Menschen erspähte. Dann kann sie jedoch seine Augen sehen - das passt einfach nicht so gut, ich jedenfalls wurde kurz 'rausgerissen. "Sie schwankte mühsam auf die Personen zu..", so etwas in der Art, hätte gereicht.

Zitat:
Sie wusste nicht wie er hier hergekommen war, aber die Sehnsucht, welche bisher lediglich ein schwaches Rinnsal gewesen war brandete nun erneut in ihr auf, schwoll zu einem Fluss an, der alle anderen Gefühle mit sich riss. Jede Sorge und jedes Leid waren vergessen. Ohne einen Moment zu zögern warf sie sich nach vorne in seine Arme, die sie fest umschlossen. Das schwarze Ödland und die Asche waren vergessen und seine Worte, die er leise in ihr Ohr flüsterte ließen Tränen der Freude in ihre Augen schießen.

„Willkommen zu Hause, liebste Judy.“

Und ohne sich noch einmal umzusehen ging sie mit ihm Hand in Hand die sonnenüberflutete Straße zu ihrem Haus entlang, auf dessen Briefkasten der Name Smith zu lesen war.


Der erste Teil ist für meinen Geschmack zwar etwas zu "blumig" formuliert, aber es verfehlt seine Wirkung nicht. Doch erneut (ich stelle mir die Szene wieder bildlich vor): Erst haben wir Aschewolken, die man kaum durchdringen kann, alles ist zerstört, voller Schutt und Geröll - die beiden schließen sich in die Arme - und gehen dann - im Sonnenschein die Straße entlang zum Haus?
Da habe ich einen Herbstabend in warmem Licht im Kopf, ein paar Blätter auf der Straße und der Briefkasten mit "Smith". Idyllisch. Aber kein Geröll, nichts Zerstörtes.

"Soll das so?", habe ich mich gefragt. Sind die beiden einfach so glückselig, dass sie, wenn sie sich umarmen, in einer Phantasiewelt leben - in der selbst eine Ruine ein Haus ist und der leichte Schimmer des Tageslichts Sonnenschein? Irgendwie passt aber der Briefkasten da nicht so 'rein.

Lieber Ramires, ich hoffe, ich konnte meine wirren Gedanken so formulieren, dass du damit etwas anfangen kannst. Meine Worte sollen es im Idealfall schaffen, dass du ein paar deiner Zeilen unter den angesprochenen Gesichtspunkten erneut liest und sie überdenkst.

Grüßle
Kiara


Hallo Kiara,

ersteinmal: Ja, ich kann deinen Gedanken folgen.
Zu deiner zweiten Anmerkung: Ja, genau das ist der Punkt bei dem sich meine Bekannten und jetzt auch die Kritiker hier im Forum uneins sind, wie er zu intepretieren ist. Und das lasse ich so, auch wenn es ursprünglich nicht beabsichtigt war. wink
Tatsächlich ist das springende Herz in der Brust das letzte Aufbäumen ihres entkräfteten Körpers. Judy geht mit ihrem toten Mann an einen besseren Ort. So war es zumindest gedacht.
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Kiara
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 44
Beiträge: 1404
Wohnort: bayerisch-Schwaben


Beitrag09.10.2018 11:24
Re: Kurzgeschichte "Judy"
von Kiara
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Ramires hat Folgendes geschrieben:
Tatsächlich ist das springende Herz in der Brust das letzte Aufbäumen ihres entkräfteten Körpers. Judy geht mit ihrem toten Mann an einen besseren Ort. So war es zumindest gedacht.


Das hatte ich gehofft - es passt einfach besser. Klar, du kannst es natürlich so lassen, auch wenn ich trotzdem ein paar subtile Hinweise einbringen würde wie "der letzte übrige Tagesschimmer verblasste, als ich in seinen Armen lag". So in der Art, einfach einen weiteren Hinweis, in welche Richtung es geht. Aber das ist deine eigene künstlerische Freiheit smile
Es ehrt den Text ja alleine schon, wenn man darüber diskutieren kann. Viel Erfolg weiterhin!
Grüßle
Kiara
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BaronHarkonnen
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 123
Wohnort: Berlin


Beitrag11.10.2018 06:12

von BaronHarkonnen
Antworten mit Zitat

Hi Ramires,

auch von mir ein kurzes, aus Zeitgründen leider nicht vollständiges Feedback.
Erstmal: mir gefällt die düstere Endzeitstimmung gut, und es ist auch schön, dass nicht zu viel 'passiert' (also Du nicht noch eine konstruierte Actionsequenz eingebaut hast, um die Sache aufzupeppen).

Stilistisch ist es ganz gut, aber noch mit Luft nach oben. Ich finde, Du leidest (wie ich) unter der typischen Anfängerkrankheit 'Adjektivismus', also die Verwendung von zu vielen Adjektiven und Adverbien.
Beispiel:

Zitat:
Ein leichter Nebel schien sich um seinen schlanken Körper zu ranken und sein Gesicht wirkte erstaunlich sanft [komma] als seine braunen Augen sie betrachteten. Er trug die gleiche Uniform und hatte den gleichen, kurzen Haarschnitt wie damals, als er sie verlassen musste und seine starken Hände streckten sich in Erwartung einer Umarmung langsam in ihre Richtung.


--> Man versucht immer, mit den Adjektiven der Sache mehr Ausdruck zu verleihen, aber das Ergebnis ist häufig wenig elegant. Es geht nicht darum, Adjektiven & Adverbien grundsätzlich zu vermeiden, sondern darum, sie sparsam und bewusst einzusetzen.

Siehe z.B. hier:
https://schreibszene.ch/blog/adjektive-bauernbengel-auf-brautschau

Ansonsten noch eine Anmerkung zur Namenswahl:
Ich bin über die Kombination Schwarzdorn/Judy Smith auch gestolpert.
Zum einen finde ich Judy Smith für eine Prota reichlich nichtssagend und farblos, fast schon ein John Doe. Assoziation: eine junge Frau in einer US-Kleinstadt.
Als Kontrast dazu klingt Schwarzdorn-Kriege ausgesprochen deutsch; ich muß an Schlehen denken (und an die Schwarzdorn-Brauerei aus Skyrim Wink ) - ist das beabsichtigt?
--> Beide Namen reißen mich ein wenig aus dem SF-Setting heraus.

Aber hey: das ist nur meine Meinung, und wenn Du Dir was dabei gedacht hast, dann laß es so!

Viele Grüße & weiter viel Erfolg
BaronHarkonnen


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Alles was wir sehen oder scheinen,
ist nichts als ein Traum in einem Traum.
Poe
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jon
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Alter: 57
Beiträge: 270
Wohnort: Leipzig


J
Beitrag11.10.2018 22:58
Re: Kurzgeschichte "Judy"
von jon
Antworten mit Zitat

Mir sind zu viele Kommafehler im Text, um das Gefühl zu haben, ihn flüssig lesen zu können.
Zudem spürt man durch den umfangreichen Rückblick, der sich nicht harmonisch in das Geschehen einfädelt, sondern wie ein echter Einschub wirkt, dass es überhaupt nicht um Judy geht, sondern der Text Infos über diesen Krieg liefern soll.
Und: Beim Schreiben ging es offenbar auch darum, möglichst stimmungsvoll zu schreiben, weniger darum, möglichst präzise (Stimmung erzeugende) Film-Bilder zu malen. Dabei kommt es zu Widersprüchen. Ein Mittel für dieses "stimmungsvoll schreiben" sind möglichst lange Sätze - um den Preis eines spannungserzeugenden Rhythmus.

Details:


Zitat:
Ein dichtes Gestöber aus Ascheflocken flog durch die Luft und wurde vom Wind getrieben in alle Richtungen zerstreut.

Hier, gleich im ersten Satz, hatte ich schon das erste Problem: Wirbeln die Flocken durcheinander (bleiben sozusagen "statistisch" aber am selben Ort, nämlich in der später benannten Wolke) oder treibt der Wind die Flocken auseinander, was zur (raschen) Auflösung der Wolke führt?

Zitat:
Es war nur eine einzelne Wolke von vielen, die wie ein dichter Schneeschauer über dem Land lagen

"Es war nur eine Wolke von vielen …" reicht, das "einzelne" ist überflüssiger Zierrat.
Bildfehler: Ein Schneeschauer ist nicht wolkenartig.
Bildfehler: Ein Schneeschauer liegt nicht.
Anschlussfehler: Ein Schneeschauer "bildet" in der Summe eine Bewegung von oben nach unten - eine Wolke bewegt sich nicht so; auch wirbelnde Flocken passen da nur schlecht. (Ein "Schneegestöber" ist was anderes als ein "Schneeschauer".)

Zitat:
Es war nur eine einzelne Wolke von vielen, die wie ein dichter Schneeschauer über dem Land lagenKOMMA und obwohl sie eine solche Ähnlichkeit zu ihren kalten Brüdern hattenKOMMA waren sie doch weitaus beständiger und aus viel dunkleren Umständen heraus geboren worden.

"solch eine Ähnlichkeit" - Was denn für eine? Das "wie ein dichter Schneeschauer" ist zu unkonkret für "solche".
Es heißt "die Wolke", es wären also "kalte Schwestern".

Zitat:
Umstände, die auch dazu führten, dass die zerschlissenen Füße der jungen Frau nun über den kalten, dunklen Boden wanderten, der einen Großteil der Umgebung ausmachte.

Textilien können zerschlissen sein, Polster (also der textile "Einband" der Polster) oder auch mal Papiernes. Füße nicht. (Für Füße wäre auch "verschlissen" nicht wirklich passend.)
Nur die Füße wandern? Das erzeugt ein sehr merkwürdiges Bild in meinem Kopfkino.
Zeitfehler: Umstände, die auch dazu geführt hatten
Der unterstrichene Teil irritiert mich: Woraus besteht denn der andere Teil? Meinst du damit die Ascheflocken (sind ja Umgebung), dass da noch anderer Boden ist oder steht da was (Häuser, Ruinen, Bäume)? Warum überhaupt diese Einschränkung, warum reicht nicht, nur den Boden zu erwähnen (alles andere spielt ja offenbar gar keine Rolle, denn es wird (fast) nie erwähnt)?

Zitat:
Ihr ehemals prachtvolles, dunkelrotes Haar war genauso stumpf geworden wie ihre Augen und hätte sie die Möglichkeit gehabt aufzusehen, so wäre ihr die schreckliche Ästhetik der Asche mit Sicherheit nicht entgangen.

Typische Stilfigur, die aber genau genommen "leer" ist: Um zu wissen, wie stumpf ihr Haar ist, müsste ich wissen, wie stumpf ihre Augen sind.
Merkwürdiger Gedankengang: Was die Stumpfheit von Haar und Augen mit der "schrecklichen Ästhetik" (was immer das sein soll) zu tun? Außerdem ist es durchaus nicht sicher, dass es ihr nicht auch dann entgangen wäre, so wie sie drauf ist. Und selbst wenn: Was hätte das für diese Geschichte bedeutet?

Zitat:
Einige dunkelblaue Baumwollreste, die früher einmal ein Kleid gewesen warenKOMMA hingen lose an ihrem ausgezehrten Körper herab und vollendeten das Bild des Überlebenden, der ohne jedes Ziel und frei von jedem Gedanken über die ehemaligen Schlachtfelder wandelte.

Was soll mir der Satz sagen? Also außer, dass sie abgerissen aussieht. Ist sie ein Überlebender oder sieht sie nur so aus? (Sie könnte nicht mehr wandeln, wenn sie tot wäre? Nun ja: Du verortest den Text in einem Phantastik-Genre, da könnte sie auch durchaus tot sein oder ein Roboter oder nur ein Hologramm.)
"Baumwollreste" klingt nach ein paar Fasern - das wäre recht wenig, um noch an ihrem Körper zu hängen.

Zitat:
Entgegen ihrem desolaten Äußeren und der offensichtlichen Kraftlosigkeit war sie jedoch keinesfalls so gedankenlosKOMMA wie es den Anschein hatte.

Also bei ihrer Kraftlosigkeit ist der Quasi-Beweis, dass man es sieht, bei der Gedankenlosigkeit trügt das Sichtbare aber. Also darf ich dem Bild, das du mir zeigst, nun trauen oder nicht?

Zitat:
In ihrem Kopf raste es und sie versuchteKOMMA die Gründe zu finden, welche überhaupt erst zu dieser Situation geführt hatten.

Zu welcher Situation? Dass sie jetzt hier läuft? Naja: Sie wird irgendwann losgelaufen sein. Dass da Asche ist? Offenbar gab es einen verheerenden Brand. Und was meinst du mit "überhaupt erst"? Sowas benutzt man, wenn jemand über einen Ausweg aus der aktuellen Lage nachdenkt und dabei rekapituliert, wie er überhaupt erst in diese Lage gekommen ist. Sie aber denkt über keinen Ausweg (oder sowas) nach.
Und im Folgenden sucht sie auch gar nicht nach den Gründen.

Zitat:
Die Gründe, die für ihre schmerzenden, nackten Füße und ihr einsames Leben verantwortlich waren.

Nein, eigentlich denkt sie nicht über diese Gründe nach: Im Folgenden erinnert sie sich lediglich an den Krieg und ihren Ehemann.

Zitat:
Der Krieg war vor knapp einem Jahr ausgebrochen und sie erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem die schreckliche Nachricht durch alle Medienkanäle gegangen war. Sie hatte an ihrem kleinen, hölzernen Küchentresen gestanden und das Abendessen für sich und ihren Mann zubereitet.

Ich bin von dem "Küchentresen" irritiert. Willst du damit vermitteln, dass sie eine Art "amerikanische offene" Küche haben, nur eben in "Sparversion", weil der Tresen klein ist? Wofür ist das relevant?

Zitat:
Sie war keine gute Köchin gewesen, aber es hatte gereichtKOMMA um ihn glücklich zu machen. Er liebte sie genausoKOMMA wie sie ihn liebteKOMMA und ein perfekteres Leben hätte sie sich nicht für sich wünschen können.

Jetzt ist sie eine gute Köchin?
Sie machte ihn mit dem (schlechten) Essen glücklich? Seltsam.
Wie sehr er sie liebte, hängt davon ab, wie sehr sie ihn liebte. Wie sehr sie ihn liebte, weiß ich (hier) aber nicht.
Das Unterstrichene ist überflüssig.

Zitat:
Dann kamen die Neuigkeiten. Und nach ihnen kamen die Soldaten.

Ich verstehe das nicht: Was für Neuigkeiten kamen? Und wieso kamen erst danach die Soldaten? Welche Soldaten? Wohin? Zu ihr nach Hause? In ihren Heimatort?
"Nachrichten kommen" ist nicht gut - sie laufen ja nicht herbei (wie dann die Soldaten). Man benutzt diese umgangssprachliche Wendung im Zusammenhang mit dem Nachrichten-Medium und da vor allem mit dem "Fern-Medien" wie Radio, TV u. ä. ("im Radio kam die Nachricht, dass …").

Zitat:
Schwer bewaffnete Männer und Frauen, deren einziges Ziel darin bestandKOMMA die von den Medien als Aggressoren bezeichneten Truppen zurück zu drängen.

Moment mal bitte! Also erst kamen die Neuigkeiten und dann die "Verteidiger". Die "Aggressoren" waren aber nicht gekommen?
zurückzudrängen

Zitat:
Anfangs gab es nicht viele Kampfhandlungen in der kleinen, eingeschworenen Gemeinde, in der sie seit ihrer frühen Kindheit lebte.

Warum auch, die "Aggressoren" waren dort ja nicht hingekommen.
Falsche Kombination: Eine eingeschworene Gemeinde ist eine Gruppe Menschen, Kampfhandlungen können höchstens in einer geografischen Gemeinde (im Dorf) stattfinden.
Der (amtliche) Berichtstonfall findet hier einen Höhepunkt im Wort "Kampfhandlungen". Sowas kommt aber auch später immer wieder vor.

Zitat:
Als dann jedoch die äußeren Grenzen, die vor dem Konflikt so weit entfernt zu sein schienenKOMMA fielen, begann auch bei ihnen die ständige Angst um das eigene Leben.

Was für "äußere" Grenzen (gibt es auch "innere" und wenn ja: fielen die auch)? Warum gab es schon vorher Kämpfe in dem Dorf, das so weit weg von diesen Grenzen war?

Zitat:
Aus ruhigen NächtenKOMMA in denen man sich Gedanken um den fernen Krieg machen konnteKOMMA wurden hektische KurzschlafphasenKOMMA in denen jedes Geräusch zu einer potentiellen Gefahr heranwuchs.

Das klingt, als sei es etwas Angenehmes, sich Gedanken um den Krieg zu machen.
Fehler: Aus Nächten (welcher Art auch immer) kann kein Schlaf (welcher Art auch immer) werden.
Fehler: Schlaf (auch kurzer) kann nicht hektisch sein.

Zitat:
Ihr Mann wurde schon kurz nach der Verschärfung der Kampfhandlungen einberufen, da die Regierung rasch merkte, dass ein Feind wie dieser Aggressor durch ihre zahlenmäßige Unterlegenheit einfach nicht aufgehalten werden konnte.

Moment mal: Was heißt, die Regierung bemerkte es "rasch"? "Rasch" nach Kriegsausbruch? Das wäre logisch. Oder erst nach der Verschärfung? Warum wussten die erst dann, dass sie (die Regierung!) zu wenige sind?
Durch zahlenmäßige Unterlegenheit ist tatsächlich noch nie ein Feind aufgehalten worden. wink Du meinst "wegen" oder "aufgrund" oder sowas.

Zitat:
So wurde auch dieser Teil ihres Lebens zu einer beständigen Sorge um seine Sicherheit und seine lebendige Rückkehr.

Das ergibt keinen Sinn: Welcher Teil? Und warum "auch", welcher denn noch?
Semantikfehler: Rückkehr kann weder tot noch lebendig sein.

Zitat:
Als der Konflikt dann schließlich in seinen Höhepunkt mündete und die Waffen, welche Regierung und Aggressoren nutztenKOMMA größer wurdenKOMMA begann die Zeit ihrer Flucht.

Warum? Weil die Waffen größer wurden? Oder ist das ein eher zufälliges zeitliches Zusammentreffen, wie das "als" nahelegt?

Zitat:
Eine ZeitKOMMA in der ihre Füße das wichtigste waren, was sie besaß.

das Wichtigste
Wieder so ein Bild von losgelösten Füßen … (Ich musste da echt schmunzeln.)

Zitat:
Wie oft war sie von Haus zu Haus gezogen und hatte versuchtKOMMA einen Moment der Ruhe zu erhaschen.

Nur "oft"? Und in der Zeit dazwischen? Das ergibt in meinem Kopfkino keinen Sinn.

Zitat:
Wie oft hatte sie an ihren Mann gedacht und gehofft, dass er einfach eines Tages mit den eigenen Truppen an ihr vorbei marschieren würde. Er würde die Formation verlassen und mit ihr zusammen in den Osten fliehen. Dorthin, wo der Krieg noch nicht angekommen war.

Krümelei: Entweder er marschiert vorbei oder er geht eben nicht vorbei.

Zitat:
Nicht selten hatte sie sich nach den Soldaten umgesehenKOMMA die an ihr vorbei kamen.


Zitat:
Hatte mit hektischem Blick seine Gestalt gesucht und dennoch nie gefunden.

Wieso "dennoch"?

Zitat:
Wie oft war das gewesen? Dutzende Male? Öfter? Sie wusste es nicht mehr und dann, als schließlich das große Feuer den Himmel erhellteKOMMA war es schlussendlich auch egal geworden.


Zitat:
Viele Nächte waren seit diesem fulminanten Finale des Krieges vergangen und ihre einst so kräftigen Füße begannenKOMMA müde zu werden.

Die Füße, die oben schon "zerschlissen" sind? Da stimmt doch die Reihenfolge nicht!
Tage waren sicher auch vergangen - warum erwähnst du explizit die Nächte? Das ist so unüblich, dass ich nach dem Hintersinn frage.

Zitat:
Ihr Körper fühlte sich schwach an und das ehemals so starke Licht ihrer Hoffnung war nur mehr eine kleine Flamme, die darum kämpfteKOMMA nicht vollständig zu verlöschen.

Wann war das eine Flamme?

Zitat:
Sie wusste, dass das Ende ihrer Qualen langsam näher kam.

Und das ist die Stimmung, in der ihre Gedanken rasen? Merkwürdig.

Zitat:
Ihr verführerisch ins Ohr flüsterte und sich wie eine schwarze, zähe Masse in ihre Gedanken zu graben begann. Und das schlimme daran war, dass es ihr nicht einmal mehr etwas auszumachen schien.

das Schlimme
Wer findet es schlimm? Sie? Und wem scheint es so? Ihr? Dann weiß sie doch, dass es nicht so ist. - Hier hakt es mit den Perspektiven.

Zitat:
Manchmal bettelte etwas in ihr sogar darum, dass sie anhielt und sich einfach hinsetzte. Ausruhte. Die Augen schloss und einschlief.

Doch immerKOMMA wenn dieser Punkt erreicht warKOMMA loderte das schwache Licht der Hoffnung erneut in ihr auf. Wurde zu einer kleinen FlammeKOMMA die ihr zuflüsterte, dass er noch am Leben sein könnte. Das ein glückliches Leben nur ein paar Kilometer hinter dem nächsten, schwarzen Hügel auf sie warten könnte.


Zitat:
Dieser Zwist war ein ständiger Begleiter geworden. Genauso wie Hunger, Durst und Müdigkeit.

Was für ein Zwist (Streit) denn?

Zitat:
Den letzteren konnte sie zumindest noch gelegentlich besänftigen, indem sie sich zwischen die aus der schwarzen Erde herausragenden Ruinen legte, die neben der Asche die Landschaft prägten. Doch auch diese kurzen Pausen wurden jetzt seltener, da die erlöschende Hoffnung den Einflüsterungen der schwarzen Masse kaum mehr etwas entgegen setzen konnte, die bei jeder Unterbrechung ihres Todesmarsches stärker wurde.

Der unterstrichene Satz ist zu kompliziert; beim Vorlesen wird der Atem etwas knapp.

Zitat:
Ein Geräusch riss sie aus den Gedanken und schleuderte sie zumindest teilweise wieder zurück in die Realität.

Aus welchen Gedanken?? Die, die am Anfang des Textes rasen, aus denen, die hier in zäher Masse und Müdigkeit erlahmen? Den Erinnerungen, der Hoffnung, dem Todeswunsch, der Beschäftigung mit der Abwechslung der beiden letzteren?
"schleuderte zumindest teilweise" - die losgelösten Füße vermutlich wink Nein im Ernst: Das klingt extrem seltsam.

Zitat:
Der roboterartige Gang endete und aus einem Überlebenden wurde zumindest zeitweise das schwache Abbild ein Mensch, dessen stumpfe Augen nach der Herkunft des Tons suchten.

Ich habe mich gefragt, wieso sie plötzlich in einem Gang ist. Ich merkte erst, als ich schon aus dem Text raus war, dass wohl ihre Art zu gehen gemeint war.
Welcher Teil von ihr wurde das schwache Abbild?
Abbild eines Menschen
"schwaches Abbild" kollidiert in Sachen Intensität mit dem vorherigen "schleudern"

Zitat:
Es war der Pfiff einer kleinen Trillerpfeife gewesen, der langgezogen über die Hügel und durch die Asche hallte. Er war recht laut und damit wohl ziemlich nahe. Sie wusste nicht, ob es sich bei dem Urheber um Freund oder Feind handelte, aber das war ihr zu diesem Zeitpunkt egal.

Später ist es ihr nicht mehr egal?

Zitat:
Ihre schwachen Füße begannen sich schneller über den geschwärzten Erdboden zu bewegen. Die wunden Sohlen brannten bei jedem Schritt und ihre Beine ächzten unter der Last des Körpers darüber, der sich erstmals seit langer Zeit wieder so bewegte, wie er es früher einmal getan hatte.

Last des Körpers? Sie ist ausgezehrt!
Was meinst du damit, dass sich ihr Körper so bewegt wie früher? (Nein, nicht mir erklären! Im Text deutlich machen!)

Zitat:
Sie spürteKOMMA wie ihre Lungen zu brennen begannen und nach der wenigen Luft ächzten, welche durch die Asche gelangen konnte, aber all das registrierte sie kaum.

Dafür, dass sie es kaum registrierte, spürte sie es erstaunlich deutlich.

Zitat:
Sie stürzte regelrecht über die vor ihr liegende Anhöhe,

Sie stolpert über eine Anhöhe?

Zitat:
überwand einige Gesteinsbrocken, welche zu der alten Ruine eines Schulhauses gehörtenKOMMA und gelangte dann zum Kamm des Hügels, von dem aus sie ein großes Tal erblicken konnte.

Woher weiß sie, dass es ganz früher mal ("alte Ruinen") eine Schule war?
 
Zitat:
Es war durch die Aschewolken nur schwer einsehbar, aber dort unten waren eindeutig Personen. Die ersten anderen Menschen seit einer Ewigkeit.

Ihr Atem stockte für einen Augenblick, hing für einen Moment in ihrem Brustkorb festKOMMA als würde er sich weigernKOMMA zurück in die graue Welt zu gelangen, die nun ihre Heimat warKOMMA und kam dann ebenso stockend heraus.

Eher manieristisch als schön formuliert.

Zitat:
Im gleichen Moment machte ihr Herz einen kurzen Sprung, der sich in ihrem Brustkorb wie ein Hammerschlag anfühlteKOMMA und dann sah sie ihn.

Ein Herz kann auch schlecht einen langen Sprung machen. Nein im Ernst: Es geht nicht um eine Strecke, es geht bestenfalls um Intensität. Und wenn der Sprung sich wie Hammerschlag anfühlt, dann ist es kein kleiner Sprung.

Zitat:
Ein leichter Nebel schien sich um seinen schlanken Körper zu ranken und sein Gesicht wirkte erstaunlich sanftKOMMA als seine braunen Augen sie betrachteten. Er trug die gleiche Uniform und hatte den gleichen, kurzen Haarschnitt wie damals, als er sie verlassen mussteKOMMA und seine starken Hände streckten sich in Erwartung einer Umarmung langsam in ihre Richtung.


Zitat:
Sie wusste nichtKOMMA wie er hier hergekommen war, aber die Sehnsucht, welche bisher lediglich ein schwaches Rinnsal gewesen war
Zitat:
KOMMA
brandete nun erneut in ihr auf, schwoll zu einem Fluss an, der alle anderen Gefühle mit sich riss. Jede Sorge und jedes Leid waren vergessen. Ohne einen Moment zu zögernKOMMA warf sie sich nach vorne in seine Arme, die sie fest umschlossen. Das schwarze Ödland und die Asche waren vergessen und seine Worte, die er leise in ihr Ohr flüsterteKOMMA ließen Tränen der Freude in ihre Augen schießen.

Sehnsucht mit einem Fließgewässer zu vergleichen, fühlt sich für mich falsch an. Sehnsucht ist da, wie ein See oder ein wogendes Meer oder so.
Die Sehnsucht brandet jetztauf? Sehnsucht ist doch eher an Abwesenheit des Ersehnten gebunden, oder?

Zitat:
„Willkommen zu Hause, liebste Judy.“

Und ohne sich noch einmal umzusehenKOMMA ging sie mit ihm Hand in Hand die sonnenüberflutete Straße zu ihrem Haus entlang, auf dessen Briefkasten der Name Smith zu lesen war.

Was soll das mit dem Briefkasten und dem Nachnamen? Das wirkt eher albern auf mich. (Auch auf den Vorname könnte ich verzichten, aber er stört mich nicht so stark wie das "Smith".)


Das klingt jetzt alles recht drastisch, vor allem der Menge der Anmerkungen wegen. Das heißt aber nicht, dass du gar nicht schreiben könntest. Du solltest  nur etwas mehr auf Präzision achten. Wenn dann noch ein besseres Spiel mit dem Satzrhythmus käme, wäre viel gewonnen.


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Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages)
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