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von säure und süsse


 
 
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catch2211
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
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Beiträge: 735



C
Beitrag20.08.2018 14:10
von säure und süsse
von catch2211
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

möchte ich nicht

nicht das kribbeln
vergessen

als kind habe ich immer
nochmal den finger in
die frigeo tüte und dann
in den mund gesteckt
vor säure und süsse überschäumend
in die hocke gezwungen
lachte hybris ins himmelreich

immer nochmal streiche ich
über ein bild dein
blick in die ferne gerichtet

gestern haben wir deinen fundus aufgelöst ein
rosa ballkleid mit taftrock engem
mieder und organza stola hat
sich in meine brust und
an die stirn gedrückt und

ich bin wieder drei oder vier kann
kaum den schlüssel im schloss
drehen finde es im verbotenen
schrank es riecht nach bergamotte und
lavendel ich träume von dir wie du
für mich tanzt und
strahlst und
lachst
in rosa tüll die stola locker
über die schultern drapiert



getanzt hast du nie
 
es liegt nun in einem objektrahmen auf
dunkelblauem samt ein
fragment dem sein ganzes
fehlt und das nach
mir fasst und

ein stein rollt

ins leere
über himmel und hölle

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Eredor
Geschlecht:männlichDichter und dichter

Moderator
Alter: 32
Beiträge: 3416
Wohnort: Heidelberg
Das silberne Stundenglas DSFx
Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag20.08.2018 20:15

von Eredor
Antworten mit Zitat

Huiuiui, das ist ein starker, tief emotionaler Text. Ich finde es gut, wie er da steht, in seiner unkomplizierten Bauweise: hier fällt ein Wort aufs andere, als gäbe es kein anderes oder als seien die anderen zumindest nicht mehr wichtig. Es gibt dennoch ein paar Stellen, an denen mir der Text zu deutlich wird, im Sinne von vorhersehbar:

Zitat:
als kind habe ich immer
nochmal den finger in
die frigeo tüte und dann
in den mund gesteckt


Diese Verskette bietet für mich überhaupt kein Spannungspotenzial, weil die Syntax sehr eindeutig und die Sprache sehr prosaisch ist. Hier würde es für mich Sinn machen, eins von beidem lyrischer zu gestalten, denn auf diese Art fällt es etwas aus dem Rahmen.

Zitat:

vor säure und süsse überschäumend
in die hocke gezwungen
lachte hybris ins himmelreich

immer nochmal streiche ich
über ein bild dein
blick in die ferne gerichtet


Das hier finde ich großartig. Wie die Frigeo-Brause sich in das nächste Bild hineinarbeitet.

Zitat:
an die stirn gedrückt und

ich bin wieder drei oder vier kann


Im Kontext des Gedichtes erzielt das hier jedoch den komplett anderen Effekt bei mir: Ich bin von dieser Wendung nicht mehr überrascht, sie ist nun zu deutlich, zu plakativ, diese Verbindung zwischen Kindheit und Jetzt, dieser Verweis auf das Du, das in der Vergangenheit weiterlebt. Ich verstehe, warum das da steht, damit der Text in der Gegenwart erzählt werden kann, aber irgendwas...vielleicht gäbe es da einen einfachen zeitlichen Verweis, der auf den Sprung hindeutet?

Zitat:
es liegt nun in einem objektrahmen auf
dunkelblauem samt ein
fragment dem sein ganzes
fehlt und das nach
mir fasst und

ein stein rollt

ins leere
über himmel und hölle


Das finde ich rhythmisch / semantisch wieder sehr großartig. Man kann den Stein tatsächlich rollen und fallen spüren, während man das liest.

Ich ziehe meinen imaginären Hut.

LG Dennis


_________________
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2451
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag21.08.2018 18:30
Re: von säure und süsse
von menetekel
Antworten mit Zitat

catch2211 hat Folgendes geschrieben:

möchte ich nicht

nicht das kribbeln
vergessen

als kind habe ich immer
nochmal den finger in
die frigeo tüte und dann
in den mund gesteckt
vor säure und süsse überschäumend
in die hocke gezwungen
lachte hybris ins himmelreich

immer nochmal streiche ich
über ein bild dein
blick in die ferne gerichtet

gestern haben wir deinen fundus aufgelöst ein
rosa ballkleid mit taftrock engem
mieder und organza stola hat
sich in meine brust und
an die stirn gedrückt und

ich bin wieder drei oder vier kann
kaum den schlüssel im schloss
drehen finde es im verbotenen
schrank es riecht nach bergamotte und
lavendel ich träume von dir wie du
für mich tanzt und
strahlst und
lachst
in rosa tüll die stola locker
über die schultern drapiert



getanzt hast du nie
 
es liegt nun in einem objektrahmen auf
dunkelblauem samt ein
fragment dem sein ganzes
fehlt und das nach
mir fasst und

ein stein rollt

ins leere
über himmel und hölle


Hallo catch,

dein Gedicht berührt mich sehr stark.
Es ist zwar ein wenig dröge, sich den kritischen Anmerkungen des Vorkommentators anzuschließen, doch wenn der Recht hat, hat er Recht.

(Auch) aus meiner Sicht könntest du auf den Vorspann locker verzichten und direkt loslegen:

Zitat:

möchte ich nicht

nicht das kribbeln
vergessen

vor säure und süsse überschäumend
in die hocke gezwungen
lachte hybris ins himmelreich


Es bedarf dieser Erklärung nicht.

Zitat:
...
sich in meine brust und
an die stirn gedrückt und

es riecht nach bergamotte und
lavendel ich träume von dir wie du
für mich tanzt und
strahlst und
lachst
in rosa tüll die stola locker
über die schultern drapiert


Und hier wäre eine Verdichtung ebenso möglich.
Gern wollte ich noch auf das "Objekt" im "Objektrahmen" verzichten. -
Durch all die Erläuterungen der Szene nimmst du dem Gedicht einen Teil seines Geheimnisses. Und das ist jammerschade.

Den Rest finde ich großArtig! smile  Ach, die "lachende (gelachte) Hybris ... "

Entzückte Grüße
m.


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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
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Beitrag21.08.2018 22:24
Re: von säure und süsse
von firstoffertio
Antworten mit Zitat

catch2211 hat Folgendes geschrieben:
möchte ich nicht

nicht das kribbeln
vergessen

als kind habe ich immer
nochmal den finger in
die frigeo tüte und dann
in den mund gesteckt
vor säure und süsse überschäumend
in die hocke gezwungen
lachte hybris ins himmelreich

immer nochmal streiche ich
über ein bild dein
blick in die ferne gerichtet

gestern haben wir deinen fundus aufgelöst ein
rosa ballkleid mit taftrock engem
mieder und organza stola hat
sich in meine brust und
an die stirn gedrückt und

ich bin wieder drei oder vier kann
kaum den schlüssel im schloss
drehen finde es im verbotenen
schrank es riecht nach bergamotte und
lavendel ich träume von dir wie du
für mich tanzt und
strahlst und
lachst
in rosa tüll die stola locker
über die schultern drapiert



getanzt hast du nie
 
es liegt nun in einem objektrahmen auf
dunkelblauem samt ein
fragment dem sein ganzes
fehlt und das nach
mir fasst und

ein stein rollt

ins leere
über himmel und hölle


Ich finde das eindringlich. Die vier Zeilen, die Eredor als aus dem Rahmen fallend charakterisiert, passen für mich, weil sie eher kindhaft beschreiben,
Interessant auch seine Formulierung im Vergleich zum später auftauchenden Objektrahmen. Und dem Rahmen um das Bild, worüber nun, nochmal, die Finger streichen.

Ich wiederum könnte auf die hybris Zeile verzichten.
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Berni
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 64
Beiträge: 2517
Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)


Beitrag22.08.2018 10:45

von Berni
Antworten mit Zitat

Sehr schöner Text. Beim Lesen der Zeilen kann man schon mal ins Schlucken geraten.

Die Vorschläge der Vorkommentatoren zu Kürzung haben sicher alle ihre Berechtigung. Ich aber finde, dass der Text so, wie er dasteht, funktioniert.  Mich stört hier nichts, hier ist mir nichts zu viel. Und die frigeo-Zeilen sehe ich wie FO, da waren sofort Bilder aus der Kindheit da und vor allem: es hat sich im Mund alles zusammengezogen. Wink

Sehr gern gelesen.
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
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Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag22.08.2018 13:12

von Aranka
Antworten mit Zitat

Ein Text, der mich einfängt und mitnimmt: Bilder reich, sensibel und treffend in Worte gesetzt, mit einem weiten Feld für eigenen Assoziationen und Gedanken.

Der Anfang holpert für mich ein wenig:

Zitat:
von säure und süsse


möchte ich nicht

nicht das kribbeln
vergessen


Der eigentliche Titel klingt arg nüchtern, als folge nun eine Abhandlung. Oder möchte der Autor den Leser unbedingt einen Fingerzeig geben?

Dann folgt eine Zeile, die ebenfalls wie ein Titel drübersteht: "möchte ich nicht"  / Schon wesentlich spannender!

Dann setzt der Text erneut ein mit einem "nicht".

In all diesen Zeilen habe ich das Gefühl, der Autor möchte da eine Menge hineinpacken. Mich wirft es ein wenig unnötig hin und her. Danach geht es wirklich gut los und packt mich.

Ich würde im Ganzen folgenden Text vielleicht über zwei kleine Stellen nachdenken, sie vielleicht sogar streichen, nur um dem Text da zwei Deutungsmöglichkeiten zu geben.

Zitat:
als kind habe ich immer
nochmal den finger in
die frigeo tüte und dann
in den mund gesteckt
vor säure und süsse überschäumend
in die hocke gezwungen
lachte hybris ins himmelreich


Warum nur als Kind? Als Kind ganz real, als Erwachsener doch auf jedenfalls in übertragenem Sinn. Wer das Kribbeln kennt, dem wird es immer wieder begegnen. Ohne die Festschreibung auf "Kind", denke ich schon auch ganz konkret das Tun des Kindes, aber eben auch die Erweiterung.


Zitat:
immer nochmal streiche ich
über ein bild dein
blick in die ferne gerichtet

gestern haben wir deinen fundus aufgelöst ein
rosa ballkleid mit taftrock engem
mieder und organza stola hat
sich in meine brust und
an die stirn gedrückt und


Sehr schöne Zeilen, die für mich szenisch werden.

Zitat:
ich bin wieder drei oder vier kann
kaum den schlüssel im schloss
drehen finde es im verbotenen
schrank es riecht nach bergamotte und
lavendel ich träume von dir wie du
für mich tanzt und
strahlst und
lachst
in rosa tüll die stola locker
über die schultern drapiert


Wie oben: Auch ohne Altersangabe sehe ich durchaus das Kind, das nur mit Anstrengung die Tür öffnet, sehe dies aber auch in gerade dieser geschilderten Situation als ein sich Wiederholendes beim Erwachsenen.

Zitat:
getanzt hast du nie
  
es liegt nun in einem objektrahmen auf
dunkelblauem samt ein
fragment dem sein ganzes
fehlt und das nach
mir fasst und

ein stein rollt

ins leere
über himmel und hölle


In den Schlusszeilen zeigt sich einmal wieder, wie konkret Poesie in ihren besten Zeilen ist.

Gerne gelesen. Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

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catch2211
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
C


Beiträge: 735



C
Beitrag23.08.2018 13:32

von catch2211
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Huiuiui, das ist ein starker, tief emotionaler Text. Ich finde es gut, wie er da steht, in seiner unkomplizierten Bauweise: hier fällt ein Wort aufs andere, als gäbe es kein anderes oder als seien die anderen zumindest nicht mehr wichtig. Es gibt dennoch ein paar Stellen, an denen mir der Text zu deutlich wird, im Sinne von vorhersehbar:

Zitat:
als kind habe ich immer
nochmal den finger in
die frigeo tüte und dann
in den mund gesteckt


Diese Verskette bietet für mich überhaupt kein Spannungspotenzial, weil die Syntax sehr eindeutig und die Sprache sehr prosaisch ist. Hier würde es für mich Sinn machen, eins von beidem lyrischer zu gestalten, denn auf diese Art fällt es etwas aus dem Rahmen.

Zitat:

vor säure und süsse überschäumend
in die hocke gezwungen
lachte hybris ins himmelreich

immer nochmal streiche ich
über ein bild dein
blick in die ferne gerichtet


Das hier finde ich großartig. Wie die Frigeo-Brause sich in das nächste Bild hineinarbeitet.

Zitat:
an die stirn gedrückt und

ich bin wieder drei oder vier kann


Im Kontext des Gedichtes erzielt das hier jedoch den komplett anderen Effekt bei mir: Ich bin von dieser Wendung nicht mehr überrascht, sie ist nun zu deutlich, zu plakativ, diese Verbindung zwischen Kindheit und Jetzt, dieser Verweis auf das Du, das in der Vergangenheit weiterlebt. Ich verstehe, warum das da steht, damit der Text in der Gegenwart erzählt werden kann, aber irgendwas...vielleicht gäbe es da einen einfachen zeitlichen Verweis, der auf den Sprung hindeutet?

Zitat:
es liegt nun in einem objektrahmen auf
dunkelblauem samt ein
fragment dem sein ganzes
fehlt und das nach
mir fasst und

ein stein rollt

ins leere
über himmel und hölle


Das finde ich rhythmisch / semantisch wieder sehr großartig. Man kann den Stein tatsächlich rollen und fallen spüren, während man das liest.

Ich ziehe meinen imaginären Hut.

LG Dennis





hi dennis
beabsichtigt war den rückblick auf
kindheitserinnerungen aus grösst möglicher
distanz zu beschreiben in
prosaisch/beschaulichem ton als stilmittel um
einen hinweis auf das alter des li s zu geben
auf eine verdichtung habe ich deswegen zugunsten
eines einstieges der nur langsam fahrt
aufnimmt verzichtet

trotzdem ist dein einwand richtig und
ich werde nochmal neu denken

vielen dank für zeit und deine ideen du
legst mir eine interessante spur

grüssle
tini
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catch2211
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
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Beiträge: 735



C
Beitrag23.08.2018 18:40
Re: von säure und süsse
von catch2211
pdf-Datei Antworten mit Zitat

menetekel hat Folgendes geschrieben:
catch2211 hat Folgendes geschrieben:

möchte ich nicht

nicht das kribbeln
vergessen

als kind habe ich immer
nochmal den finger in
die frigeo tüte und dann
in den mund gesteckt
vor säure und süsse überschäumend
in die hocke gezwungen
lachte hybris ins himmelreich

immer nochmal streiche ich
über ein bild dein
blick in die ferne gerichtet

gestern haben wir deinen fundus aufgelöst ein
rosa ballkleid mit taftrock engem
mieder und organza stola hat
sich in meine brust und
an die stirn gedrückt und

ich bin wieder drei oder vier kann
kaum den schlüssel im schloss
drehen finde es im verbotenen
schrank es riecht nach bergamotte und
lavendel ich träume von dir wie du
für mich tanzt und
strahlst und
lachst
in rosa tüll die stola locker
über die schultern drapiert



getanzt hast du nie
 
es liegt nun in einem objektrahmen auf
dunkelblauem samt ein
fragment dem sein ganzes
fehlt und das nach
mir fasst und

ein stein rollt

ins leere
über himmel und hölle


Hallo catch,

dein Gedicht berührt mich sehr stark.
Es ist zwar ein wenig dröge, sich den kritischen Anmerkungen des Vorkommentators anzuschließen, doch wenn der Recht hat, hat er Recht.

(Auch) aus meiner Sicht könntest du auf den Vorspann locker verzichten und direkt loslegen:

Zitat:

möchte ich nicht

nicht das kribbeln
vergessen

vor säure und süsse überschäumend
in die hocke gezwungen
lachte hybris ins himmelreich


Es bedarf dieser Erklärung nicht.

Zitat:
...
sich in meine brust und
an die stirn gedrückt und

es riecht nach bergamotte und
lavendel ich träume von dir wie du
für mich tanzt und
strahlst und
lachst
in rosa tüll die stola locker
über die schultern drapiert


Und hier wäre eine Verdichtung ebenso möglich.
Gern wollte ich noch auf das "Objekt" im "Objektrahmen" verzichten. -
Durch all die Erläuterungen der Szene nimmst du dem Gedicht einen Teil seines Geheimnisses. Und das ist jammerschade.

Den Rest finde ich großArtig! smile  Ach, die "lachende (gelachte) Hybris ... "

Entzückte Grüße
m.




hallo menetekel

der focus liegt auf dem schmerzhaften prozess
des vergeben wollens im
angesicht des todes

ohne frage könnte ich an mancher stelle verdichten jedoch
will ich der darstellung des intensiven ringens dem
hilflosen kampf um eine endlgültige haltung
ausreichend raum geben

ich freue mich über deine gedanken

viele grüsse catch
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catch2211
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
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Beiträge: 735



C
Beitrag24.08.2018 17:13

von catch2211
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Berni hat Folgendes geschrieben:
Sehr schöner Text. Beim Lesen der Zeilen kann man schon mal ins Schlucken geraten.

Die Vorschläge der Vorkommentatoren zu Kürzung haben sicher alle ihre Berechtigung. Ich aber finde, dass der Text so, wie er dasteht, funktioniert.  Mich stört hier nichts, hier ist mir nichts zu viel. Und die frigeo-Zeilen sehe ich wie FO, da waren sofort Bilder aus der Kindheit da und vor allem: es hat sich im Mund alles zusammengezogen. Wink

Sehr gern gelesen.



hi berni

wenn ein gedicht zustimmung erfährt ist
es ein besonders schöner moment
danke

grüssle
tini
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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 904
Wohnort: die alte Stadt


Beitrag24.08.2018 23:52

von Tula
Antworten mit Zitat

Hallo catch

sehr starker Text, sehr einfühlsam, vor allem der Abschluss.
Wie Berni schon schrieb, hier muss man an mehr als einer Teile schlucken und Luft holen bevor man weiter-liest.

Stiller Beifall

LG
Tula


_________________
aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser)
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catch2211
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
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Beiträge: 735



C
Beitrag25.08.2018 08:32
Re: von säure und süsse
von catch2211
pdf-Datei Antworten mit Zitat

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
catch2211 hat Folgendes geschrieben:
möchte ich nicht

nicht das kribbeln
vergessen

als kind habe ich immer
nochmal den finger in
die frigeo tüte und dann
in den mund gesteckt
vor säure und süsse überschäumend
in die hocke gezwungen
lachte hybris ins himmelreich

immer nochmal streiche ich
über ein bild dein
blick in die ferne gerichtet

gestern haben wir deinen fundus aufgelöst ein
rosa ballkleid mit taftrock engem
mieder und organza stola hat
sich in meine brust und
an die stirn gedrückt und

ich bin wieder drei oder vier kann
kaum den schlüssel im schloss
drehen finde es im verbotenen
schrank es riecht nach bergamotte und
lavendel ich träume von dir wie du
für mich tanzt und
strahlst und
lachst
in rosa tüll die stola locker
über die schultern drapiert



getanzt hast du nie
 
es liegt nun in einem objektrahmen auf
dunkelblauem samt ein
fragment dem sein ganzes
fehlt und das nach
mir fasst und

ein stein rollt

ins leere
über himmel und hölle


Ich finde das eindringlich. Die vier Zeilen, die Eredor als aus dem Rahmen fallend charakterisiert, passen für mich, weil sie eher kindhaft beschreiben,
Interessant auch seine Formulierung im Vergleich zum später auftauchenden Objektrahmen. Und dem Rahmen um das Bild, worüber nun, nochmal, die Finger streichen.

Ich wiederum könnte auf die hybris Zeile verzichten.



hi firstoffertio

in den ersten vier zeilen wehrt sich das
erwachsene li gegen die rückführung auf
spuren frühkindlicher erinnerungen

erinnerungen im lichte zweier perspektiven

danke für deinen bereichernden kommentar
viele grüsse catch
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catch2211
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
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Beiträge: 735



C
Beitrag02.09.2018 15:31

von catch2211
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aranka hat Folgendes geschrieben:
Ein Text, der mich einfängt und mitnimmt: Bilder reich, sensibel und treffend in Worte gesetzt, mit einem weiten Feld für eigenen Assoziationen und Gedanken.

Der Anfang holpert für mich ein wenig:

Zitat:
von säure und süsse


möchte ich nicht

nicht das kribbeln
vergessen


Der eigentliche Titel klingt arg nüchtern, als folge nun eine Abhandlung. Oder möchte der Autor den Leser unbedingt einen Fingerzeig geben?

Dann folgt eine Zeile, die ebenfalls wie ein Titel drübersteht: "möchte ich nicht"  / Schon wesentlich spannender!

Dann setzt der Text erneut ein mit einem "nicht".

In all diesen Zeilen habe ich das Gefühl, der Autor möchte da eine Menge hineinpacken. Mich wirft es ein wenig unnötig hin und her. Danach geht es wirklich gut los und packt mich.

Ich würde im Ganzen folgenden Text vielleicht über zwei kleine Stellen nachdenken, sie vielleicht sogar streichen, nur um dem Text da zwei Deutungsmöglichkeiten zu geben.

Zitat:
als kind habe ich immer
nochmal den finger in
die frigeo tüte und dann
in den mund gesteckt
vor säure und süsse überschäumend
in die hocke gezwungen
lachte hybris ins himmelreich


Warum nur als Kind? Als Kind ganz real, als Erwachsener doch auf jedenfalls in übertragenem Sinn. Wer das Kribbeln kennt, dem wird es immer wieder begegnen. Ohne die Festschreibung auf "Kind", denke ich schon auch ganz konkret das Tun des Kindes, aber eben auch die Erweiterung.


Zitat:
immer nochmal streiche ich
über ein bild dein
blick in die ferne gerichtet

gestern haben wir deinen fundus aufgelöst ein
rosa ballkleid mit taftrock engem
mieder und organza stola hat
sich in meine brust und
an die stirn gedrückt und


Sehr schöne Zeilen, die für mich szenisch werden.

Zitat:
ich bin wieder drei oder vier kann
kaum den schlüssel im schloss
drehen finde es im verbotenen
schrank es riecht nach bergamotte und
lavendel ich träume von dir wie du
für mich tanzt und
strahlst und
lachst
in rosa tüll die stola locker
über die schultern drapiert


Wie oben: Auch ohne Altersangabe sehe ich durchaus das Kind, das nur mit Anstrengung die Tür öffnet, sehe dies aber auch in gerade dieser geschilderten Situation als ein sich Wiederholendes beim Erwachsenen.

Zitat:
getanzt hast du nie
  
es liegt nun in einem objektrahmen auf
dunkelblauem samt ein
fragment dem sein ganzes
fehlt und das nach
mir fasst und

ein stein rollt

ins leere
über himmel und hölle


In den Schlusszeilen zeigt sich einmal wieder, wie konkret Poesie in ihren besten Zeilen ist.

Gerne gelesen. Aranka



hallo aranka

ein wenig ringen war es schon daher
auch die frist bis zur antwort

deine vorschläge sind für das
gedicht ein gewinn und
so will ich es übernehmen

vielen dank für lesart
zeit und rat

grüsse catch
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catch2211
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
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Beiträge: 735



C
Beitrag03.09.2018 19:08

von catch2211
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Tula hat Folgendes geschrieben:
Hallo catch

sehr starker Text, sehr einfühlsam, vor allem der Abschluss.
Wie Berni schon schrieb, hier muss man an mehr als einer Teile schlucken und Luft holen bevor man weiter-liest.

Stiller Beifall

LG
Tula


hi tula
ein gedicht das erfasst und
einen moment festhält mehr
kann es nicht mehr
will es nicht
grüsse catch
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Patrick Schuler
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 29
Beiträge: 1121



Beitrag04.10.2018 15:40

von Patrick Schuler
Antworten mit Zitat

Ja, was schreibt man denn, wenn alles schon gesagt wurde?

Ein unglaublich guter, packender Text.
That's it!

L.G
Patrick
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