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Kommentare zu EU-Urheberrechtsreform und Uploadfilter

 
 
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MrT
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 726

Ei 3


Beitrag15.09.2018 14:34
Kommentare zu EU-Urheberrechtsreform und Uploadfilter
von MrT
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Diesen Artikel habe ich heute Morgen auf der Seite von Zeit.de gefunden:

https://www.zeit.de/digital/internet/2018-09/eu-urheberrechsreform-uploadfilter-internet-abstimmung-bezahlung-inhalte#leistungsschutzrecht-info-2-tab

Einige Kommentare finde ich bedenklich.

Vertreten dort einige Leute die Meinung, nach dem Motto: Kunst ist Allgemeingut, da der Künstler mit seiner Zeit nichts besseres anzufangen wusste, als malen, schreiben, komponieren, etc., also warum sollte er dafür auch noch Geld verlangen?

Etwas in der Art hatte ich bei meinem letzten Besuch in einem Buchladen erlebt, wo eine Mutter zweier Kinder, der älteren Tochter erklärt, dass sie nicht bereit sei für eine "einfache Geschichte" Geld auszugeben und man so etwas ohnehin kostenlos im I-Net bekäme. Bei der "einfachen Geschichte" handelte es sich übrigens um "Die wilden Hühner".

Da braucht man sich über obige Ansichten nicht wirklich wundern.


_________________
"Zwei Engel wider Willen", theaterboerse, 08/2017
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag16.09.2018 03:40

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Nun, das ist ein ganz zweischneidiges Schwert, würde ich sagen. Ich teile die Auffassung, dass Kunst als ein Teil der Kultur Allgemeingut sein sollte, zu dem jeder Zugang hat, unabhängig vom Geldbeutel. Und auch beliebig zitiert und in andere Kontexte gestellt werden dürfen sollte. Also weg vom strengen Konstrukt des "Geistigen Eigentums" hin zu etwas, wie es beispielsweise die CC-Lizenz formuliert. Mit den nd (no derivations) und nc (no commercial usage) wäre auch ausgeschlossen, dass jemand mit einer Idee Geld kassieren geht (Filmindustrie zum Beispiel), ohne dass der Autor was davon hat. Sein Werk wäre allerdings frei kopierbar.

Andererseits, als jemand, der zwei Romane in der Mache hat und über Verlag veröffentlichen will (mit der Hoffnung, tatsächlich auch ein bisschen daran zu verdienen), möchte ich meine Arbeit schon irgendwie bezahlt sehen (auch wenn das im Moment eh nur ein Wunsch ist, aber könnte sich ja ändern).
Tatsache ist allerdings, dass man im Internet so gut wie alles kostenlos findet, wenn man weiß, wo man suchen muss. Kein Uploadfilter wird das je verhindern können, denn man kann die Dateien end-to-end verschlüsseln, wie es beispielsweise Mega schon tut.

Daher denke ich, das Urheberrecht, jedenfalls in dieser krassen Form, dass sich eine Bezahlung einfordern lässt, hat eh ausgedient. Wer eine Schwarzkopie haben will, kriegt sie auch. Aber statt da Zeter und Mordio zu schreien oder ein Heer von gierigen Anwälten auf jugendliche Uploader zu hetzen um diese auf Fantasiesummen zu verklagen, sollte man sich eher Gedanken um alternative Modelle machen. Hier muss ein Umdenken bei den Konsumenten stattfinden, weg von "Geiz ist geil" zu "ich unterstütze freiwillig, was ich gut finde". Utopisch? Könnte man denken. Aber z.B. im Indie-Musikbereich gibt es mit Bandcamp schon ein solches Modell, dass Künstler ihre Alben kostenlos oder zu einem geringen Preis anbieten, und wer das gut findet, der kann dann freiwillig den Vollpreis eines CD oder auch mehr bezahlen. Und das tun Leute.

Ein anderes Beispiel ist Patreon, wo sich Künstler durch monatliche Spenden von Unterstützern ein Einkommen generieren können (solange sie genug Unterstützer finden). Aber es gibt Leute, die davon leben. Also ganz so utopisch ist es nicht.

Würde man statt "Raubkopierer sind Verbrecher" besser "Künstler haben eine Bezahlung für ihre Arbeit verdient" propagieren, könnte man wahrscheinlich wesentlich mehr erreichen. Denn damit stößt man niemanden vor den Kopf und löst auch keine Trotzreaktionen aus (solange man nicht wieder übertreibt und z.B. verhungerte Kinder von angeblichen Künstlern in der Werbung zeigt). Vernunft existiert, man muss nur vernünftig daran appellieren. Alles andere ist aufgrund der technischen Gegebenheiten eh kontraproduktiv.

Selbst wenn es erlaubt wäre, ein Buch zu kopieren, würde das Verlagsveröffentlichungen keinen Abbruch tun. Denn wer stellt sich denn in einen Copy-Shop und macht das? Wer ein richtiges Buch zum Lesen will, würde es trotzdem kaufen. Und bei den e-Book-Versionen muss eben ein Umdenken stattfinden. Aber wie gesagt, Vernunft statt FUD. Denn der illegalen Verbreitung ist eh nicht beizukommen, und – ganz ehrlich – das ist es auch nicht wert. Ich jedenfalls könnte mir als Urheberrechtsinhaber nicht mehr im Spiegel ins Gesicht sehen, wenn meinetwegen Menschen das Leben kaputtgemacht wird, nur weil sie ein blödes Werk von mir kopiert haben.  Da fehlt doch jede Verhältnismäßigkeit. Die Band Kiss existiert zum Beispiel für mich nicht mehr, seit Gene Simmons zum Thema Up- und Downloader gefordert hat: "Take their cars, take their homes, take their lives!" Ja hallo, geht's noch? Würde mich jemand fragen, was ich jemandem wünsche, der sich illegal ein Werk von mir beschafft hat, würde ich antworten: "Viel Spaß beim Lesen". Und das würde sich auch nicht ändern, wenn ich weltberühmter Bestsellerautor wäre. Ich denke, die Leute müssen selbst erkennen, dass Künstler Geld für ihre Arbeit verdient haben und auch bekommen sollten.

Die Einstellung, die MrT moniert, ist größtenteils auch von der Content-Industrie selbst erzeugt worden. Warum zum Beispiel sollte sich jemand eine DVD kaufen, wenn er sie nicht überall auf der Welt ansehen kann (region lock), nicht auf jedem System (CSS-Verschlüsselung und das Verbot sie mit freien Systemen aufzuschlüsseln) und sich mit Zwangstrailern, aus lizenzrechtlichen Gründen nicht ausblendbarer Untertitel, Schadsoftware (hat es alles schon gegeben) und Verbrecher-Beschimpfungen rumärgern muss? Die CSS-Verschlüsselung (Kopierschutz) in Verbindung mit einem Gesetz, das es verbietet, diesen zu umgehen, machen es unmöglich, sich mit einem freien System eine gekaufte und bezahlte DVD legal anzusehen. Kaufe ich eine DVD und schaue sie mit z.B. mit einem Debian-Betriebssystem, mache ich mich genauso strafbar, als würde ich mir den Film illegal runterladen. Kann man da jemandem verübeln, kein Geld dafür ausgeben zu wollen, wenn er für die Inhaltsinhaber eh ein Verbrecher ist?
 
Mit Netflix und einigen Musikstreamdiensten hat hier schon ein bisschen Umdenken eingesetzt. Wenn die jetzt noch lernen würden, auf DRM zu verzichten, damit man sich Sachen auch runterladen kann, um sie ohne Internetverbindung ansehen/anhören zu können, gäbe es überhaupt keinen Grund mehr für illegale Downloads. Denn Netflix kostet monatlich weniger als der Proxy, den man zum Absichern braucht, oder der Filehoster für schnelle Downloads. Natürlich wären die Sachen dann kopierbar. Na und? Wer es kopieren will, findet die Rips eh im Netz. Aber hier schweife ich vom Thema ab, denn es ging ja um Bücher. Andererseits sind kopierte Bücher aber nicht Anlass der Debatte, also vielleicht doch nicht OT.

Anderes Beispiel: Wo ich wohne, gibt es einige Öko-Bauern, die Teile ihrer Erzeugnisse an die Straße stellen, mit einer Preisliste, was man geben sollte und einer Spardose. Und das funktioniert. Es kommt zwar mal vor, dass jemand was mitnimmt, ohne zu bezahlen, dafür geben andere freiwillig mehr und es gleicht sich aus. Warum sollte, was im Kleinen auf dem Dorf funktioniert, nicht auch im Großen in Kunst und Kultur machbar sein? Wie gesagt, Bandcamp funktioniert ja schon so. Auch ich hab da schon Sachen runtergeladen und für jene Alben, die ich oft höre, den vollen CD-Preis bezahlt. Was mir nicht gefällt, wird eh wieder gelöscht. Ich denke, Alternativen sind möglich und machbar. Und werden in nicht allzuferner Zukunft eh notwendig sein, denn die einzige andere Option wäre, das Internet abzuschalten. Und selbst das würde nichts nützen, weil es schon alternative, komplett dezentralisierte Netzwerke gibt, die nur eben nicht so bekannt sind, aber dann würde ihre große Stunde schlagen.

Man sollte all das aber nicht als Bedrohung sehen, sondern als Chance. Für eine bessere Gesellschaft und eine freie Kultur, in der Künstler trotzdem ihr Einkommen haben.

Nennt mich einen naiven Idealisten, aber ich halte das für möglich.

Grüße,
Veith


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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