Wein & Reim

[davidmuc]

Es sind wie gute Weine auch Gedichte:
Die leichten gründen insgeheim auf Reben,
die sich zum Abgang einen Reim aufheben,
nach dem ich sie - ja deine auch - gewichte;

Die Spuren legen - von Atomen Reste,
die still entscheiden, was den Gast mitreißt
und ihn umkreisen, ohne Rast, mit Geist,
egal, wie lang ich die Aromen teste.

Kein stilles Wasser, nein, ich will Gedichte,
die ich zu Wild und Fisch mit Dill gewichte,
bis über Kehlen flinke Sätze laufen.

Die besten finden, glaub mir, ein paar Leser:
man kann sie (ich erlaub mir ein paar Gläser)
verzeih, wenn ich dich jetzt verletze: saufen.

[purpur]

Hallo davidmuc,

in diesem Jahr bekam der Wein auch ein rechtes Maß an Sonne, Wasser und Nährstoffen,
daher bejubeln die Winzer bereits einen prächtigen Jahrgang.
Du scheinst mir auch ein Gourmet zu sein ... Dill&Fisch&Wein- ist
eine gute Grundlage, im Anschluss daran ein "feinesGedicht" zu ersinnen !

Zitat davidmuc
" Wein & Reim

Es sind wie gute Weine auch Gedichte:
Die leichten gründen insgeheim auf Reben,
die sich zum Abgang einen Reim aufheben,
nach dem ich sie - ja deine auch - gewichte;

Die Spuren legen - von Atomen Reste,
die still entscheiden, was den Gast mitreißt
und ihn umkreisen, ohne Rast, mit Geist,
egal, wie lang ich die Aromen teste.

Kein stilles Wasser, nein, ich will Gedichte,
die ich zu Wild und Fisch mit Dill gewichte,
bis über Kehlen flinke Sätze laufen.

Die besten finden, glaub mir, ein paar Leser:
man kann sie (ich erlaub mir ein paar Gläser)
verzeih, wenn ich dich jetzt verletze: saufen."


Das hast Du wohl so praktiziert und ist gelungen!
Ja, das rechte Maß finden und einhalten, die letzte Zeile
mahnt ja vor Übertreibung, oder?! Da erscheint mir der Mensch in seinem Dasein manchmal, gleich einer Amöbe.
Beachtlich dabei aber, die Atome, wenn sie in harmonischer Schwingung,
man selbst in Frieden&Einklang mit sich ist-was gibt es Besseres.
Der Vergleich, Deine Wortwahl, sehr fein, gefällt mir!
 
HerzlichePpGrüße
Pia

[firstoffertio]

Das gefällt mir inhaltlich gut.
Wie nennt man nun diese Art des "Schüttelns"? Zumindest ist es so weniger penetrant.

Das "gewichte" in Zeile 10 gefällt mir aber nicht recht.

[davidmuc]

Hallo Pia, Halloauch firstoffertio :

Danke erstamal für die freundlichen Kommentare!

Dies entstand vor ein paar Wochen als Widmung für den befreundeten "Weinprofessor" Bernulf Bruckner. Unser Treffen in Krems hat meinen Urlaub eröffnet, den ich - kulinarisch radelnd - zusammen mit meinem Mann genieße.

 Die Stelle Z.10 (schon wegen des wiederholten Reims Gedichte-gewichte) und einige  Details fand ich auch zu unrund, es "höher" als im Trash abzulegen, zumal ich es (momentan) nicht überarbeiten möchte.

Es freut mich jedenfalls, wenn ein "Gelegenheitsgedicht" (mit kleinen Abstrichen) als gelungen durchgeht. Das "Saufen" stand fürs Spiel mit Grenzen und Fallenlassen - eigentlich nicht als Warnung.

Eine besondere Form innerhalb des Schüttelns ist es nicht: Es ist vor allem die Wirkung des Kreuzreims und der Vorsatz, niemals inhaltliche, stilistische oder grammatikalische Abstriche hinzunehmen, sondern den SchR konsequent als nachgeordnet zu betrachten.

Inspiration waren übrigens einige Sonette von Thomas Kunst aus "Estemaga".

[menetekel]

Hallo David,

mir gefällt dein Gedicht ebenfalls. Von der Machart her wie auch inhaltlich.
An einer Stelle bin ich etwas in Schleudern geraten:

[davidmuc]

Hallo menetekel,

danke für die Rückmeldung! Die erste  wie die zweite: In diesem Fall werde ich zwar nichts umarbeiten, aber es ist sehr hilfreich für weitere Texte, die Schwachstellen kennenzulernen! Dies war eine typische Verführung durch den Schüttelreim, die zwar als "Findung" hübsch ist, aber die Betonung verschiebt... liebe Grüße

David

[SannyB]

Da ich Wein auch gerne genieße: gefällt Dein Gedicht
Das doppelte "gewichte" ist nicht so perfekt, aber das "saufen" setzt einen guten Punkt

[davidmuc]

Danke Dir, SannyB!