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Ein bisschen Action


 
 
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BaronHarkonnen
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 123
Wohnort: Berlin


Beitrag08.07.2018 17:21
Ein bisschen Action
von BaronHarkonnen
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Hallo liebe Leute,

nach Eurem wertvollen Feedback im Einstand-Forum (herzlichen Dank nochmal an Alle! Daumen hoch ) arbeite ich fleißig weiter an meinem Projekt Dunkelblau , und bin jetzt bei der ersten "Action"-Szene angekommen. Ich habe versucht, den Stil entsprechend anzupassen (knappere Sätze, Zuspitzung ...) und wäre neugierig auf Eure Meinung.

Zur Einordnung: meine Hauptprotagonistin Denise ist dunklen Machenschaften auf der Spur und hat sich mit ihrem ehemaligen Liebhaber angelegt. Ihr Nachbar Benny hat auch schon mitbekommen, dass schlimme Dinge vorgehen (ein Freund wurde ermordet), hat sich aber noch nicht getraut, mit Denise zu sprechen (weil er ihr Handy gehackt hat und in ihren privaten Daten herumgeschnüffelt hat). Zu Beginn der Szene sitzt er ratlos und angetrunken in der Badewanne...
Noch eine Anmerkung: 'Hawkeye' ist ist Bennys eingebildetes Alter Ego, eine Figur aus dem Avengers-Universum.

Langsam glitt Benny in einen unruhigen Dämmerzustand hinüber, aus dem er mehrmals kurz hochschreckte, während das Badewasser langsam abkühlte. Abrupt wach wurde er erst wieder, als es plötzlich an der Wohnungstür klingelte. Gleichzeitig schlug jemand mit der flachen Hand dagegen.
Benny durchlief ein eisiger Schreck. Waren Sie das? War er jetzt auch an der Reihe, so wie Justin?
Das Klingeln und Klopfen wiederholte sich. Wenn das ein Überfallkommando sein sollte, dann stellte es sich ziemlich ungeschickt an; der Lärm musste im ganzen Haus zu hören sein.
Benny stemmte sich aus der Wanne und schlüpfte schnell in T-Shirt und Jeans, während draußen der Radau weiterging. Dann war eine Frauenstimme zu hören, die etwas Unverständliches lamentierte. Bis er im Flur war, hatte er die Meuchelmörder-These verworfen.
„Ja doch!“
Genervt riss er die Tür auf.
Draußen stand Frau Habrova, die Oma von gegenüber, in einem schäbigen Morgenmantel. Der Anblick ihrer aufgerissenen Augen erstickte seinen Protest im Keim.
„Was ist los? Alles Okay bei Ihnen?“
Sie stieß einen Wortschwall auf Bulgarisch aus und deutete nach oben. Benny verstand nichts, aber er bemerkte den Geruch.
Rauch.
„Brennt es bei Ihnen?“
„Ja, brennt! Oben, oben! Feuer!“
Sie packte seinen Ärmel und zog. „Müssen raus hier!“
Er ließ sich kurz mitziehen, dann erstarrte er, und Eiswasser durchströmte seine Adern.
Oben brannte es.
Denise wohnte oben.
Sie waren gekommen!
Er riss sich los und rannte die Treppe hoch. Im oberen Treppenhaus war die Luft dick und blaugrau, es stank nach verbranntem Holz. Denise‘ Wohnungstür schien einen Spalt offen zu stehen, und durch den Türspalt flackerte gelbliches Licht.
Das durfte nicht wahr sein. Er befand sich in einem Albtraum, aber gleichzeitig war alles kristallklar und scharf.
Das ist Deine Schuld. Deine! Du hast sie nicht rechtzeitig gewarnt!
„Denise!“, brüllte er, bekam aber Rauch in die Lunge und musste husten. Keine Chance, ohne Schutzausrüstung in ihre Wohnung zu gelangen.
Er rannte die Treppe wieder hinunter, wo Frau Habrova immer noch stand und ihm entgegen starrte.
„Gehen Sie raus, sofort!“, schnauzte er sie an. „Klingeln Sie unten bei den anderen Nachbarn, und dann gehen Sie raus. Ich rufe die Feuerwehr.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, raste er in die Wohnung und schnappte sein Handy.
Er hatte gehört, dass man beim Notruf bisweilen in der Warteschleife landen konnte, weil die Berliner Feuerwehr chronisch unterfinanziert war. Gott sei Dank war das heute nicht der Fall; nach ein paar Sekunden wurde er durchgestellt.
Während er den Notruf durchgab, eilte sein Verstand voraus. Bis die Feuerwehr hier war, würden einige Minuten vergehen. Dann mussten sie noch die Lage sondieren, ihre Ausrüstung aufbauen, ihre Schutzanzüge anlegen – wer weiß, wie viel Zeit verging, bis ein Mann in das Obergeschoss vordringen konnte.
Es war auf jeden Fall zu lang. Denise würde es nicht schaffen.
Dann war es plötzlich ganz klar. Eine Unschuldige war in Not, und Hilfe von außen kam zu spät. Kein Superheld hätte auch nur eine Sekunde gezögert, auch Hawkeye nicht.
Und er, Benny Franzen, würde auch nicht zögern.
Zuerst rannte er ins Schlafzimmer und riss die Bettdecke herunter. Er schleppte sie ins Bad und stopfte sie zusammen mit dem großen Badelaken in die Wanne, die immer noch mit kühlem Wasser gefüllt war. Als sich Decke und Laken vollgesaugt hatten, zog er sie aus dem Wasser und kletterte mitsamt Kleidung selbst hinein. Triefnass stieg er wieder heraus und produzierte eine Überschwemmung.
Keine Zeit jetzt für Zimperlichkeiten.
Er schnappte sich noch seinen Putzeimer und füllte ihn bis zum Rand mit Wasser.
So gerüstet war er schon auf dem Weg nach oben, als ihm noch etwas einfiel. Bei einem Brand sterben die meisten Menschen nicht durch die Flammen, sondern durch eine Rauchgasvergiftung. Er konnte sich das nasse Laken vor den Mund binden, war sich aber unsicher, ob das als Filter ausreichte.
Bennys Verstand raste. Er klatschte die Decke auf den Boden, rannte in die Küche und riss einen großen Müllsack von der Rolle. Mit ein paar heftigen Armbewegungen schüttelte er ihn auf und presste ihn vor Mund und Nase. Mit der freien Hand fischte er Klebeband aus der Schublade und fixierte den Sack damit vor seinem Mund. Probehalber atmete er ein paarmal ein und aus.
Es klappte. Wenn er den Sack nicht zusammenpresste, würde es halbwegs halten und ihn für eine gewisse Zeit mit Sauerstoff versorgen. Zwar würde die Luft im Sack mit jedem Atemzug etwas schlechter werden, und dadurch blieb ihm nicht viel Zeit. Aber das war immer noch besser, als Rauchgas einzuatmen.
Jetzt aber schnell. Benny warf sich die triefende Decke über und machte sich auf den Weg ins Obergeschoss. Mit dem blauen Müllbeutel, der wie ein Futtersack vor ihm baumelte, der übergeworfenen Decke und dem Putzeimer in der Hand musste er ein unbeschreibliches Bild abgeben. Aber niemand sah ihn, das Treppenhaus war verlassen. Frau Habrova war seinem Rat offenbar gefolgt. Gut.
Am oberen Treppenabsatz war die Luft deutlich schlechter geworden. Der Qualm brannte in seinen Augen, und auch der behelfsmäßige Atemsack konnte den beißenden Gestank nicht ganz fernhalten.
Benny zwang sich dazu, flach zu atmen, und trat Denise‘ Wohnungstür auf.
Drinnen blickte er in den Schlund der Hölle. Der fette Rauch war so dicht, dass kaum etwas zu erkennen war, und aus Richtung der Küche loderten die Flammen. Falls sie dort drin war, war sie verloren.
Das Schlafzimmer. Wo war das Schlafzimmer?
Er wandte sich nach rechts, wo sich eine Tür erahnen ließ.
Sie war verschlossen. Er rüttelte an der Klinke und versuchte Denise‘ Namen zu rufen, was durch den Sack und die knapper werdende Atemluft behindert wurde. Keine Ahnung, warum diese Tür verschlossen war. Keine Ahnung, ob sie dahinter war oder nicht. Benny lief die Zeit davon, und er hatte nur diesen einen Versuch.
Unter Aufbietung aller Kräfte und Einsatz seiner nicht geringen Körperfülle warf er sich gegen die Tür. Sie sprang nach innen auf, wurde aber von etwas am Boden liegenden gebremst. Benny beugte sich runter und kniff die tränenden Augen zusammen.
Es war Denise, die wie ein Lumpenbündel auf dem Teppich lag und sich nicht regte. Sie musste versucht haben, die Tür von innen zu öffnen und dann ohnmächtig geworden sein.
Oder Schlimmeres.
Aber jetzt war keine Zeit, sie näher zu untersuchen. Er warf das Badelaken über sie, lud sie auf seine Schulter – zum Glück war sie zierlich – und zog die Decke über sie beide. Dabei büßte er den größten Teil seines Luftvorrats ein und konnte nicht verhindern, dass beißender Rauch in seinen Atemsack gelangte.
Nichts wie weg hier.
Das Feuer hatte in der Zwischenzeit auf den Flur übergegriffen, und der Garderobenständer neben der Eingangstür brannte lichterloh. Benny versuchte sich daran vorbei zu quetschen und zur Tür zur gelangen, aber die Gluthitze war unerträglich, selbst noch unter der Decke.
Zu spät, es ist zu spät, dachte er benommen. Wenn er Superkräfte gehabt hätte, hätte er einfach die Wand durchbrechen oder Eisblitze schleudern können. So blieb ihm nur, zurückzuweichen. Nur dass es in diese Richtung keinen Fluchtweg gab. Seine Atmung wurde zusehends flacher, wohl weil der Sauerstoff zur Neige ging, und seine Augen sahen nur noch Schemen von rußigem Schwarz und grellem Gelb.
So endet es also, das ruhmreiche Leben des Benny Franzen. Gamerkönig, Meisterhacker, Frauenheld.
In seinem zunehmend umnachteten Zustand bemerkte er den Wassereimer erst, als er mit dem Fuß dagegen stieß. Er hatte ihn im Flur abgestellt, bevor er die Tür aufbrach, und ihn danach vergessen.
Der Wassereimer. Ein letzter Funke von klarem Verstand schrie ihm zu, was zu tun war. Er verlagerte Denise‘ Gewicht auf seiner Schulter, griff mit der Linken nach dem Eimer und schleuderte ihn samt Inhalt in Richtung Tür.
Es reichte nicht aus, um den Brand zu löschen, natürlich nicht. Aber es drängte die Flammen für ein paar Sekunden zurück, und das musste reichen. Keuchend schob er sich an dem brühheißen Garderobenständer vorbei und stolperte in den Hausflur. Weg, nichts wie weg.
Dann fiel ihm trotz seiner Benommenheit etwas Schreckliches ein. Die Mitbewohnerin. War sie auch zu Hause gewesen? War sie am Ende noch in der Wohnung?
So grauenhaft diese Aussicht war, es änderte nichts. Er konnte froh sein, wenn er es mit Denise lebend aus dem Gebäude schaffte. Keine Chance, nochmal zurückzugehen und nach einer zweiten Person zu suchen.
Torkelnd wie ein Betrunkener machte er sich auf den Weg nach unten. Auf seinem Stockwerk angekommen, riss er sich den nutzlos gewordenen Atemsack vom Mund.
Noch zwei Stockwerke. Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre gestolpert und zusammen mit Denise die Stufen hinunter gestürzt. Aber irgendwie schaffte er es, auf den Beinen zu bleiben, und setzte stur seinen Weg fort.
Noch eines.
Benny wusste später nicht mehr, wie er es nach draußen geschafft hatte. Wie im Traum sah er noch die blau zuckenden Lichter der Einsatzwagen und die Menschen, die sich vor dem Haus drängten. Dann brach er ohnmächtig zusammen.

Vielen Dank im Voraus! Very Happy

12Wie es weitergeht »




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Catalina
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Alter: 51
Beiträge: 427
Wohnort: Kehdingen


Beitrag08.07.2018 19:25
Re: Ein bisschen Action
von Catalina
Antworten mit Zitat

Hallo BaronHarkonnen,

ich mag Deinen Stil und wenn der Plot gut ist, lese ich Dein Buch gerne!
Auch finde ich, das mit den kurzen Sätzen wirkt gut. Ich finde es spannend und gut erzählt. Allerdings hat für mich der Müllbeutel so unglaublich viel Situationskomik (mein Kopfkino hält sich dann zugegeben auch gar nicht mehr an Deine exakten Worte), dass die Spannung jedesmal einem Lachen wich, sobald er nur erwähnt wurde.

Ich gehe aus, Du hast das mal ausprobiert? Kann man daraus wirklich atmen? Für mich hat das fast was von Slapstick...


Hier meine weiteren Anmerkungen. Sie kommen von einem Laien... smile
---

"Bis er im Flur war, hatte er die Meuchelmörder-These verworfen."
Ich liebe diesem Satz, weil er herrlich trocken ist. Nur der ausgemalte "Meuchelmord" stört mich bei der Trockenheit.

---

Eine Russin mit starkem Akzent würde "brännt" sagen (Ä wie Ämil, buchstabierte meine Kollegin immer), bei Bulgaren bin ich mir nicht sicher.

---

"Eiswasser durchströmte seine Adern" finde ich persönlich nicht so gut.

---

"Denise‘ Wohnungstür schien einen Spalt offen zu stehen" schien? Er sieht doch, dass sie es tut (sonst gäbe es keine Schein).

---

"Keine Zeit jetzt für Zimperlichkeiten." Ich glaube, in so einer Situation hat man auch keine Zeit, darüber NACHDENKEN. Plural ist Absicht?

---
"Mit der freien Hand fischte er Klebeband aus der Schublade und fixierte den Sack damit vor seinem Mund. Probehalber atmete er ein paarmal ein und aus."
Ich kann mir nicht helfen, ich gröle innerlich vor Lachen
"Mit dem blauen Müllbeutel, der wie ein Futtersack vor ihm baumelte"
Du machst es mir aber auch wirklich schwer zu entscheiden, ob ich mit fiebern oder lachen soll (Humor schafft Distanz)

---

"Drinnen blickte er in den Schlund der Hölle." Ist mir persönlich zu dramatisch.

---

 "Keine Ahnung, warum diese Tür verschlossen war. Keine Ahnung, ob sie dahinter war oder nicht. "
Finde die Wiederholung hier unpassend!

---

"Er verlagerte Denise‘ Gewicht auf seiner Schulter, griff mit der Linken nach dem Eimer und schleuderte ihn samt Inhalt in Richtung Tür."
Frage: Wäre so ein Eimer nicht verdammt heiß? Falls ja, würde ich ganz kurz darauf eingehen.

---

"Noch eines." Musste zu lange nachdenken um zu wissen, was. Ich würde das Stockwerk nochmal nennen.

---


Viele Grüße,
Catalina
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Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
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Alter: 66
Beiträge: 1271
Wohnort: Wiesbaden


R
Beitrag10.07.2018 07:11
Re: Ein bisschen Action
von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:
Hallo liebe Leute,

nach Eurem wertvollen Feedback im Einstand-Forum (herzlichen Dank nochmal an Alle! Daumen hoch ) arbeite ich fleißig weiter an meinem Projekt Dunkelblau , und bin jetzt bei der ersten "Action"-Szene angekommen. Ich habe versucht, den Stil entsprechend anzupassen (knappere Sätze, Zuspitzung ...) und wäre neugierig auf Eure Meinung.


Prinzipiell hast du die Szene gut inszeniert. Aber da geht noch was:

(Ich hoffe, die knappe Art meiner Kommentierung kommt nicht zu harsch rüber. Du kannst dir ja vor jedem Satz ein "Meine Meinung ist" oder "Du könntest vielleicht" denken.)

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:

Bennys Verstand raste.


Hier erhebe ich den virtuellen Zeigefinger und sage "Show, don't tell!"

Du trittst mit so einem zusammenfassenden und erklärenden Satz vom Protagonisten zurück und redest als Autor mit dem Leser.

"Rasende Gedanken" kannst du z.B. durch kurze Sätze - vielleicht sogar Satzfetzen - visualisieren.

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:

Er klatschte die Decke auf den Boden, rannte in die Küche und riss einen großen Müllsack von der Rolle. Mit ein paar heftigen Armbewegungen schüttelte er ihn auf und presste ihn vor Mund und Nase. Mit der freien Hand fischte er Klebeband aus der Schublade und fixierte den Sack damit vor seinem Mund. Probehalber atmete er ein paarmal ein und aus.


Das ist gut. Hier zeigst du Handlungen und mit den Handlungen lässt du den Leser mitfiebern.

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:

Es klappte. Wenn er den Sack nicht zusammenpresste, würde es halbwegs halten und ihn für eine gewisse Zeit mit Sauerstoff versorgen. Zwar würde die Luft im Sack mit jedem Atemzug etwas schlechter werden, und dadurch blieb ihm nicht viel Zeit. Aber das war immer noch besser, als Rauchgas einzuatmen.


Das ist nicht gut. Hier erzählt der Autor überflüssigerweise dem Leser, was die Figur denkt und gerade getan hat. Auch ohne all diese Erklärungen habe ich schon im vorigen Abschnitt mitbekommen, dass es sich eine Art Atemgerät gebastelt hat.

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:

Mit dem blauen Müllbeutel, der wie ein Futtersack vor ihm baumelte, der übergeworfenen Decke und dem Putzeimer in der Hand musste er ein unbeschreibliches Bild abgeben. Aber niemand sah ihn


Das ist gar nicht gut. Warum sollte jemand in so einer Situation darüber nachdenken, welche Wirkung er auf Andere hat.

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:

, das Treppenhaus war verlassen.
Frau Habrova war seinem Rat offenbar gefolgt. Gut.
Am oberen Treppenabsatz war die Luft deutlich schlechter geworden. Der Qualm brannte in seinen Augen, und auch der behelfsmäßige Atemsack konnte den beißenden Gestank nicht ganz fernhalten.
Benny zwang sich dazu, flach zu atmen, und trat Denise‘ Wohnungstür auf.


Das ist wieder gut; hier könnten allerdings die Sätze kürzer werden und "und auch der behelfsmäßige Atemsack konnte den beißenden Gestank nicht ganz fernhalten." ist schon wieder überflüssige Information und Reflektion. Warum nicht einfach "Es stank."?

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:

Drinnen blickte er in den Schlund der Hölle. Der fette Rauch war so dicht, dass kaum etwas zu erkennen war, und aus Richtung der Küche loderten die Flammen. Falls sie dort drin war, war sie verloren.


Autsch! Jetzt ist nicht die Zeit für Metaphern. Versuche, bei direkten Beschreibungen zu bleiben und indirekte Reflektionen durch direkte Beobachtungen zu ersetzen. Also statt "Der fette Rauch war so dicht, dass kaum etwas zu erkennen war," einfach nur "Dichter, fetter Rauch. Null Sicht." oder ähnlich.

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:

Das Schlafzimmer. Wo war das Schlafzimmer?


Gut!

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:

Er wandte sich nach rechts, wo sich eine Tür erahnen ließ.


Kürzer. Hektischer. "Rechts war eine Tür."

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:

Sie war verschlossen. Er rüttelte an der Klinke und versuchte Denise‘ Namen zu rufen


Falsche Reihenfolge. Erst an der Klinke rütteln, dann vielleicht "Scheiße! Verschlossen!" und nicht "versuchen, etwas zu tun", sondern erst tun, dann merken, dass es nicht geklappt hat.

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:

, was durch den Sack und die knapper werdende Atemluft behindert wurde. Keine Ahnung, warum diese Tür verschlossen war. Keine Ahnung, ob sie dahinter war oder nicht. Benny lief die Zeit davon, und er hatte nur diesen einen Versuch.


Zu viel Reflektion. Lass das "Keine Ahnung" weg und schreibe direkte Beobachtungen/Fragen.

BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:

Vielen Dank im Voraus! Very Happy


Ich hoffe, du hast verstanden, worauf ich rauswill: In so einer hektischen Szene bremsen Reflektionen des Protas und Erklärungen des Autors die Handlung nur. Metaphern, die der Leser erst einmal umsetzen muss, sind fehl am Platz und die Handlung muss strikt chronologisch ablaufen.

Grüße
Rainer
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BaronHarkonnen
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Beitrag10.07.2018 17:55

von BaronHarkonnen
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Vielen Dank für Euer freundliches Feedback!

@Catalina: also so komisch sollte die Stelle mit dem Luftsack eigentlich garnicht rüberkommen Wink Aber sehr interessant zu erfahren, wie sowas auf andere Leser wirkt ...
Und ja, ich hab's ausprobiert. Ob ich damit in eine brennende Wohnung marschieren möchte, weiß ich aber auch nicht Wink

@Rainer:
Vielen Dank! Das ist die Art von stilistischem Feedback, auf die ich gehofft hatte. Ich finde mich selbst auch noch zu geschwätzig, weiß aber manchmal nicht, wie ich besser auf den Punkt komme. Ich werde den Text mal überarbeiten und schauen, wie er dann klingt.


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Rainer Prem
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Beitrag11.07.2018 06:50

von Rainer Prem
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BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:
Vielen Dank für Euer freundliches Feedback!

@Catalina: also so komisch sollte die Stelle mit dem Luftsack eigentlich garnicht rüberkommen Wink Aber sehr interessant zu erfahren, wie sowas auf andere Leser wirkt ...
Und ja, ich hab's ausprobiert. Ob ich damit in eine brennende Wohnung marschieren möchte, weiß ich aber auch nicht Wink

@Rainer:
Vielen Dank! Das ist die Art von stilistischem Feedback, auf die ich gehofft hatte. Ich finde mich selbst auch noch zu geschwätzig, weiß aber manchmal nicht, wie ich besser auf den Punkt komme. Ich werde den Text mal überarbeiten und schauen, wie er dann klingt.


PS: Wie gut kannst du Englisch? Such mal nach "Deep POV". Das muss man (wie alle Schreibregeln) nicht sklavisch durchhalten, hilft aber sehr bei der Entscheidung, wie man formulieren sollte und was man rauswerfen kann.

Grüße
Rainer
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BaronHarkonnen
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Beitrag12.07.2018 10:38

von BaronHarkonnen
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@Rainer: vielen dank, das ist ein guter Tipp!
Und dafür reicht mein Englisch noch Wink

Letztendlich macht man diese PoV-Geschichte instinktiv schon (halb-)richtig, aber es ist gut, sich dessen bewusst zu sein und systematisch damit zu arbeiten.


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Rainer Prem
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Beitrag13.07.2018 07:48

von Rainer Prem
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BaronHarkonnen hat Folgendes geschrieben:
@Rainer: vielen dank, das ist ein guter Tipp!
Und dafür reicht mein Englisch noch Wink

Letztendlich macht man diese PoV-Geschichte instinktiv schon (halb-)richtig, aber es ist gut, sich dessen bewusst zu sein und systematisch damit zu arbeiten.


Die Grundregel bei all den Schreibregeln ist: Du solltest sie kennen, um sie gezielt über den Haufen werfen zu können.

Beispiel: Wenn man Deep POV benutzt, besteht immer die Gefahr, dass man aus Versehen die "Kamera" herumdriften lässt, also unmerklich die Perspektive verlässt und etwas beschreibt, was der Akteur gar nicht wissen kann (POV drift). Wenn man dasselbe bewusst macht, um dem Leser eine größere Übersicht zu ermöglichen oder die Spannung zu erhöhen, ist das jedoch legitim.

Grüße
Rainer
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Beitrag14.07.2018 10:26

von F.J.G.
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Lieber BaronHarkonnen,

rein vom schriftstellerischen Standpunkt finde ich deine Geschichte super. Du schreibst spannend und atmosphärisch geladen.

Nur am Rande erwähnt: Aus sachlicher Perspektive ist die Schilderung des Brandes ein wenig unrealistisch.

Bei meinen Eltern hat es vor zweieinhalb Jahren tatsächlich einen Hausbrand gegeben, im Obergeschoss ihres Einfamilienhauses (eine alte Kühltruhe ist in Brand geraten). Daher weiß ich aus deren Schilderung recht genau, wie so ein Brand abläuft.

Tatsache ist, dass du die Komponente Feuer über-, die Komponente Rauch unterbewertest.

Als mein Vater die Treppe raufrannte, um seine Katzen zu retten, konnte er schnell nicht mehr weiter, weil er keine Luft mehr bekam. Zu dem Zeitpunkt hatte er nicht die kleinste Flamme gesehen. Wenn du schilderst, dass der Garderobenständer lichterloh in Flammen steht, so denke ich, hätte der Protagonist bis dahin nie überlebt, so dicht hätte der Rauch sein müssen.

Vermutlich könntest du dieses Manuskript auch in der von dir vorgelegten Fassung mit Leichtigkeit durch eine Qualitätsprüfung kriegen, denn schriftstellerisch passt alles. Ich wollte dich nur darauf hinweisen, dass du in die gleiche Falle der etwas unrealistischen Beschreibung tappst, wie viele Hollywoodfilme -- wo Leute ohne Atemschutz nur "husten", wenn sie sich durch Flammenmeere kämpfen. Ein leichtes Schmoren reicht aus, schon kommt man vor Rauch um.

Aber wie gesagt, vom schriftstellerischen Standpunkt bleibt nur zu sagen: Chapeau.


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Beitrag14.08.2018 17:15
Dunkelblau - ein auktionales Kapitel
von BaronHarkonnen
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Hallo liebe Leute,

hier ein Kapitel meines Romanprojektes 'Dunkelblau', bei dem ich mich über Euer Feedback freuen würde.
In meinen anderen Kapiteln bin ich immer sehr dicht an den Protagonisten dran, aber für dieses Kapitel habe ich mich für eine auktionale Perspektive entschieden, um die Info für ein (handlungsmäßig) sehr wichtiges Ereignis zu droppen.
Ich würde mich über Eure Einschätzung darüber freuen, ob das so funktioniert. Smile

Hintergrund & Spoiler: meine 4 Protas ahnen inzwischen, dass etwas Schreckliches vor sich geht, und werden mit den Grenzen ihres rationales Weltbilds und Existenz von etwas Übernatürlichem konfroniert. Spoiler für Nerds: ja, der Roman handelt von einer (scheinbaren) Auferstehung von C'thulhu in unserer heutigen Zeit Wink

Viel Spaß!

PS: die wissenschaftlichen Hintergründe habe ich relativ sorgfältig recherchiert...


Am 14.10.2020 kam es im Nordatlantik zu einem Ereignis, das in Fachkreisen eine gewisse Aufmerksamkeit erregte, aber von der breiteren Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen wurde.
Zuerst wurde es von den seismologischen Sonden registriert, die als Bojen entlang der grönländischen Küste installiert waren und dort dem rauen Klima trotzten. Fast zeitgleich zeichnete eine Messstation vor Island dasselbe Ereignis auf, und einige Zeit später auch ihre Gegenstücke an der Nordseeküste und vor den Britischen Inseln. Selbst die Seismometer in Ostafrika, Teil des Tsunami-Frühwarnsystems im Indischen Ozean, registrierten es, wenn auch schwach. Der Algorithmus, der eine mögliche Gefährdung der dortigen Küstenregionen einschätzen sollte, stufte das Ereignis als irrelevant ein und beließ es bei einem Protokollvermerk, der ungesehen in die Datenbanken wanderte.
Bei den Atlantik-Anrainern sah das schon anders aus, denn es handelte sich durchaus um ein Vorkommnis von wissenschaftlichem Interesse. Aber auch in Europa und den USA sah man darin keine konkrete Gefahr, und keine Behörde sah sich zu einer Warnung der Öffentlichkeit veranlasst.
Was die Sonden aufgezeichnet hatten, war ein kleineres Beben ganz in der Nähe des Reykianes-Rückens. Teil des viel größeren Mittelatlantischen Rückens, der sich vom Arktischen Ozean bis hinunter zum Südpolarbecken streckte, begann er südlich von Island und zog sich an den Britischen Inseln entlang. Hier, an der Grenze zwischen Nordamerikanischer und Eurasischer Platte, die sich mit gletscherhafter Langsamkeit voneinander fortbewegten, waren Erschütterungen und Beben nichts Ungewöhnliches. Trotzdem freuten sich die Ozeanologen über jede weitere Möglichkeit, ihr Wissen über die Plattentektonik zu erweitern.
Im Geomar-Forschungszentrum in Kiel gab es eine angeregte Diskussion und eine Videokonferenz mit Berlin, und dann machte die Polarstern, das Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts, das sich gerade auf dem Rückweg vom Nordpol nach Bremerhaven befand, einen Umweg. Über dem Epizentrum des Ereignisses ließen die Wissenschaftler ihren Tauchroboter hinab, um sich die Sache anzusehen.
Das Ergebnis war – aus wissenschaftlicher Sicht – elektrisierend. Die Bruchkante zwischen den Kontinentalplatten ist eine zerklüftete Gebirgskette in 2000 Meter Tiefe, die sich im langsamen, aber stetigen Wandel befindet. Am 14. Oktober war der südliche Hang eines Berges weggebrochen und hatte das Beben ausgelöst, das von den Sonden registriert worden war. An der Abbruchstelle entdeckte der Roboter eine Öffnung von beachtlicher Größe; möglicherweise der Eingang zu einer Kaverne, die seit Langem verschlossen gewesen war.
Es hätte sich angeboten, diese Höhle näher zu erkunden, aber der Expeditionsleiter der Polarstern entschied sich anders. Das Schiff hatte einen eng getakteten Missionsplan – man musste zurück nach Bremerhaven, wo das Südpol-Team bereits wartete, und hatte durch den Abstecher schon vier Tage verloren. Die Erforschung der Kaverne war eine eigene Mission wert, aber sie lief den Wissenschaftlern nicht davon. Man beschloss, sich Zeit zu lassen und eine Erkundungsmission für das nächste oder übernächste Jahr zu planen. Für das Erste beließ man es bei einer Pressekonferenz und präsentierte ein paar unscharfe Fotos, die der Tauchroboter von der Abbruchkante geschossen hatte. Es kam zu einem Artikel auf der Website des Geomar-Zentrums  und zu einer kleinen Reihe von Meldungen in wissenschaftlichen Fachportalen. Die großen Nachrichtenagenturen waren zwar auch eingeladen, bissen aber nicht an, weil die Geschichte zu wenig Sensationspotential verhieß. Lediglich dpa gab eine kleine Meldung heraus, und auch die schaffte es nur auf die Website der Kieler Nachrichten (wegen des regionalen Bezugs).
Die Nachricht, dass sich im Nordatlantik eine seit Langem verschlossene Kaverne geöffnet hatte, blieb der breiten Öffentlichkeit also verborgen.
Aber nicht dem Orden.
Man hatte auf diese oder eine ähnliche Nachricht schon seit geraumer Zeit gewartet und sorgfältig die einschlägigen Portale und Wissenschaftsblogs im Auge behalten. Die Nachricht zog in den callMee - Gruppen ihre Kreise, und man setzte, um sicherzugehen, in Berlin eine außerplanmäßige Schlachtung an.
Das Ergebnis war eindeutig. Nicht nur bei den Mitgliedern des Inneren Ordens, sondern auch beim Fußvolk änderten sich die Visionen, wurden mächtiger, furchteinflößender.
Es kam zu einem ekstatischen Taumel und zu einer ungeplanten Orgie, die auch zwei Opfer in den Reihen des Ordens forderte. Und in seinem Landhaus in Brandenburg weinte Hadrian Pelletier vor Angst und vor Glück.
R’lyeh öffnete sich. Es hatte begonnen.

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MosesBob
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Beitrag15.08.2018 19:37

von MosesBob
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Grüß dich, BaronHarkonnen!

Können wir uns bitte darauf einigen, dass du für deine Geschichte fortan nur noch diesen Thread verwendest? Normalerweise sehen wir nur einen Thread pro Geschichte vor. Der zweite und dritte Thread waren ein Kompromiss, von dem ich mittlerweile selber nicht mehr weiß, warum ich ihn eingegangen bin (vielleicht war ich betrunken?). Den vierten Thread habe ich nun mit diesem hier verknüpft.

Beste Grüße,

Martin


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Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)

Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
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Valentin
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Beitrag18.08.2018 15:26

von Valentin
Antworten mit Zitat

Hallo Baron,

die auktoriale (Typo) Perspektive bietet sich für den Inhalt gut an und du hältst sie sehr gut durch.
Ein Vorteil des auktorialen Erzählers, ist der Blick in die Zukunft, von der die einzelnen Charaktere noch nichts wissen. Sowas lässt sich gut als Spannungselement einsetzten. Vielleicht fällt dir dazu noch was ein.

Hier ein Versuch in die Richtung:

"Das Beben im Nordatlantik am 14.10.2020 sollte die Welt [HIER ETWAS SPEZIFISCHERES AUS DEINER GESCHICHTE] verändern, doch in den Fachkreisen fand es kaum Beachtung und die breite Öffentlichkeit registrierte es überhaupt nicht. Im Gegensatz zu den seismologischen Sonden, die als Bojen entlang der grönländischen Küste installiert sind."

Sprachlich fallen mir die Passivkonstruktionen und die zeitliche Inkonsistenz auf. z.B. hier:

Zitat:
Zuerst wurde es von den seismologischen Sonden registriert, die als Bojen entlang der grönländischen Küste installiert waren und dort dem rauen Klima trotzten.

Es funktioniert im passiv. Keine Frage. Aber wieso passiv, wenn du es auch aktiv schreiben kannst? Ist es ein stilistisches Mittel, das du hier einsetzten willst? Jemanden als Opfer darstellen?
Zur Zeitform: Wie ist das mit dem auktorialen Erzähler, wenn er über etwas berichtet, das vorher und nachher noch besteht, wie die Sonden? Die sind doch vorher da und nachher noch da. Müsste es dann nicht heißen:" die als Bojen entlang der grönländischen Küste installiert waren sind und dort dem rauen Klima trotzten"?

Sag Bescheid, falls du auch an einer detaillierteren Betrachtung der Sprache interessiert bist. Dann mach ich mir die Arbeit, denn mir gefällt der Text.

BG
Calvin


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BaronHarkonnen
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Beitrag20.08.2018 08:27

von BaronHarkonnen
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@Martin: alles klar, sorry für die Umstände! Ab jetzt werde ich weitere texte zu diesem Projekt brav hier posten. Smile

@Calvin:
Vielen dank für das Feeedback!

Die Idee für den auktionalen Einschub ist, ist muß es zugeben, nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern ich hab sie mir bei 'Der Schwarm' abgeguckt Embarassed
Das soll aber die Ausnahme bleiben; i.d.R. sollen die protas alle relevanten Infos selbst zusammen mit dem Leser 'entdecken'

Du hast Recht, die Zeitformen muß ich nochmal überarbeiten, die passen nicht ganz.

Dein Angebot nehme ich sehr gern an, weil ich da sicher noch einiges lernen kann. Danke im Voraus!


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Beitrag22.08.2018 21:38

von V.K.B.
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Nan de? Den Text oben mit dem Feuer hab ich doch schon kommentiert, meine ich. Wo ist mein Kommentar hin? Vergessen abzuschicken? Embarassed

Ich nehm mir dann man den zweiten vor. Kommt ja R'lyeh vor und hab ich ja auch schon drüber geschrieben.

Der Text liest sich berichtartig und erinnert damit gleich an einige von Lovecrafts Einstiegen. Erstmal die Fakten, die die Weltöffentlichkeit mitbekam, dann das spezielle Schicksal der Protagonisten, wovon kaum jemand weiß oder wissen sollte… Insofern also schon mal zum Thema passend. Ist das der Anfang eines neuen Buchteils? Wenn ja, würde ich das passend finden. Schön, wie du am Ende die Perspektive an eine einzelne Person heranführst. Hier erwarte ich jetzt geradezu, dass die Perspektive einen Sprung in Peter macht und nahtlos personal weitergeht. Die Vorbereitung würde das hergeben. Dieser "vom Allgemeinen, neutralen (=aktorialen) zum speziellen, individualistischen (=personalen)"-Transit gefällt mir sehr gut.

Frage ist nur, wie das anfängt und was vorher kommt. Folgt das auf ein personales Kapitel, einfach so, würde ich es deplatziert finden. Kommt es nach einer deutlichen Zäzur in der Handlung und dient zum wiederaufnehmen der Erzählung, finde ich es richtig gut. Auch als generellen Buchanfang könnte ich mir es gut vorstellen, aber du sagtest ja schon, ist es nicht.

Soweit meine Gedanken dazu, schreiberisch habe ich nichts auszusetzten. Paar kleine Fehler waren noch drin, aber die haben beim Lesen nicht gestört.

Hoffe, du kannst was damit anfangen,
Veith


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Beitrag23.08.2018 07:20

von BaronHarkonnen
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Lieber Veith,

vielen Dank für Dein Feedback! Freut mich, wenn es für Dich erzählerisch funktioniert.

Ehrlich gesagt hatte ich dieses Kapitel schon als Zäsur gesehen, damit man merkt: ab jetzt wird's ernst! Allerdings ist es in den Kapiteln des ersten Akts eingebettet, bildet also keinen formalen Cut. Siehst Du das als Problem?
Ich kann mal drüber nachdenken, ob ich die klassische 3-Akt-Struktur, an der ich mich orientiere, nicht in mehrere Abschnitte zuteile...

Und ähm, nein - Deinen anderen Kommentar hab ich nicht gehehen Shocked schade.

Viele Grüße
BaronHarkonnen

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Beitrag23.08.2018 08:10

von V.K.B.
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Zitat:
PS: Dein Avatarbild, das hätte ich auch gerne! Wo bekommt man das her? Das nehm ich dann als Cover Laughing
Selbstgemacht. Der Cthulhu ist ein Plüschtier vom meinem Schreibtisch (von 20 Jahren mal in irgendeinem Comic Laden in Norwegen gekauft). Fotografiert und der Rest ist mit Gimp (freie Photoshop Alternative) zusammengebastelt.

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Valentin
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Beitrag23.08.2018 11:07

von Valentin
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Hallo Baron,

das lief jetzt anders als geplant. Anfangs wollte ich in deinem Text kommentierten, doch letztlich fand ich es zu unübersichtlich.
[Kommentare wie: Das würde ich weiter oben anbringen, als die Polarstern beim Epizentrum ist - finde ich dann doch zu uneindeutig.]

Am Ende wurde es eine Alternative Version deines Textes - auch zu meiner Übung. Bitte nimm es nicht als Klugscheißerei - das ist nicht die Intention - sondern lediglich als Gegenentwurf. Vielleicht ist etwas dabei, das dir hilft.

Die Änderungen:

Straffung (Zusätze gestrichen wie und dort dem rauen Klima trotzten)
Restrukturierung (Das Beben direkt benannt, anstatt es zunächst als Ereignis zu verschleiern; die wissenschaftlichen Abhandlungen zu dem Graben gekürzt und zusammengefügt)
Andeutungen in die Zukunft. (ich hatte einige Zeit überlegt wie, man eine Andeutung im ersten Satz schaffen könnte, aber ich kenne den Inhalt deiner Geschichte nicht, deshalb habe ich mich für verheißungsvoll entschieden, auch wenn mir bei dem Wort schaudert, könnte es doch zum Jargon des Ordens passen, weshalb es später nochmals aufgegriffen wird.; weitere Andeutung, dass die Polarstern niemals zurückkehrt)

BG
Calvin

-------
Am 14.10.2020 bebte die Erde im Nordatlantik verheißungsvoll, doch in Fachkreisen fand es kaum Beachtung und in der breiten Bevölkerung gar keine.
Dabei wurde es von den Frühwarnsystemen rund um den Globus aufgezeichnet.
Zuerst registrierten es die seismologischen Sonden, die als Bojen entlang der grönländischen Küste installiert sind. Fast zeitgleich, zeichnete eine Messstation vor Island es auf, und einige Zeit später auch ihre Gegenstücke an der Nordseeküste und vor den Britischen Inseln. Sogar an den die Seismometer in Ostafrika, Teil des Tsunami-Frühwarnsystems im Indischen Ozean, registrierten es. Der Algorithmus zur Gefährdungsbeurteilung der dortigen Küstenregionen stufte das Beben als irrelevant ein und beließ es bei einem Protokollvermerk, der ungesehen in die Datenbanken wanderte.
Anders sah es bei den Atlantik-Anrainern aus, denn es handelte sich durchaus um ein Ereignis von wissenschaftlichem Interesse. Im Geomar-Forschungszentrum in Kiel brach eine angeregte Diskussion aus. An der Grenze zwischen Nordamerikanischer und Eurasischer Platte, die sich mit gletscherhafter Langsamkeit voneinander fortbewegten, waren Erschütterungen und Beben nichts Ungewöhnliches. Doch so nah am  Reykianes-Rücken wurde seit Beginn der seismologischen Aufzeichnung kein Beben gemessen.
In einer Videokonferenz mit Berlin beschloss man die Polarstern, das Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts, das sich auf dem Rückweg vom Nordpol nach Bremerhaven befand, einen Umweg fahren zu lassen. Über dem Epizentrum ließen die Wissenschaftler ihren Tauchroboter hinab.
Die verschwommenen Bilder waren – aus wissenschaftlicher Sicht – elektrisierend.
Der südliche Hang der 2000 Meter tiefliegenden Gebirgskette war weggebrochen und hatte das Beben ausgelöst. An der Abbruchstelle entdeckte der Roboter eine Öffnung von beachtlicher Größe; möglicherweise der Eingang zu einer lange verschlossenen Kaverne. Anstatt sie direkt zu erforschen, beschloss man eine ausgiebige Erkundungsmission für das nächste oder übernächste Jahr. Schließlich hinkte das Team seinem enggetakteten Missionsplan hinterher und wurde längst für die nächste Mission in Bremerhaven erwartet. Die Polarstern holte ihren Rückstand nicht ein und auch kehrte sie nie wieder zu dem Epizentrum zurück.
In einer spärlich besuchten Pressekonferenz präsentierten die Forscher unscharfe Fotos und verwiesen auf einen Artikel auf der Website des Geomar-Zentrums, der einzig von dpa in einer kurzen Meldung aufgegriffen wurde.
Das Beben versank in einer Flut aus nichtigen Nachrichten, ohne dass die Menschheit seine Bedeutung erkannte.
Nicht so beim Orden.
Man hatte auf ein solches – verheißungsvolles – Zeichen gewartet. Die Meldung zog in den callMee - Gruppen ihre Kreise, und man setzte, um sicherzugehen, in Berlin eine außerplanmäßige Schlachtung an. Das Ergebnis war eindeutig. Nicht nur bei den Mitgliedern des inneren Ordens, sondern auch bei den niederen Rängen änderten sich die Visionen, wurden mächtiger, furchteinflößender. Es kam zu einem ekstatischen Taumel und zu einer ungeplanten Orgie, die auch zwei Opfer in den Reihen des Ordens forderte.
Und in seinem Landhaus in Brandenburg weinte Hadrian Pelletier vor Angst und vor Glück.
R’lyeh öffnete sich. Es hatte begonnen.


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BaronHarkonnen
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Beitrag24.08.2018 07:35

von BaronHarkonnen
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Hallo Calvin,

erstmal ganz herzlichen Dank! Hast Du ja ganz schön zusammengekürzt Wink
Ich habs erstmal nur überflogen und mir heruntergeladen, und werde mich in Ruhe damit beschäftigen. Ein,zwei sachen habe ich gesehen, die ich wohl gern adaptieren möchte, und ein paar andere, bei denen das nicht der fall ist Wink

Gerade habe ich wenig Zeit, und ab morgen bin ich für eine Woche komplett offline, also wird das ein paar Tage dauern. Also nicht wundern.

Liebe Grüße
BaronHarkonnen


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