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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Romanbeginn, Teil d. 1. Szene soll neugierig machen auf mehr...


 
 
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PikaCat
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Beiträge: 45



P
Beitrag23.06.2018 13:08
Romanbeginn, Teil d. 1. Szene soll neugierig machen auf mehr...
von PikaCat
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Hallo ihr Lieben,
mein erster Text: es soll die Einstiegsszene meines Romans werden.

Ich hoffe, ihr werdet neugierig auf mehr.....

"Heureka!" stieß ich tonlos aus, in der Hoffnung, ich könnte die erleichternde Entscheidung erzwingen, um dem Gedankenstrudel, der mich bereits schwindelig machte, Einhalt zu gebieten. Ich saß allerdings wie ein Häufchen Elend auf einem harten, kalten Wartezimmerstuhl meines Hausarztes und nicht in der wohligen Badewanne, weshalb die Erleuchtung wohl ausblieb.

"Sag es ihm nicht"  führten meine Hirnströme ihren Wettlauf unbeeindruckt weiter. "Doch, du musst es ihm sagen."
Meinen Mantel und Schal hatte ich anbehalten, da mir selbst im beheizten Raum kühl war. Mein Cappi hatte ich tief ins Gesicht gezogen und meine Umhängetasche, die ich auf meine übereinander geschlagene  Oberschenkel abgelegt hatte, hielt ich fest umschlungen. Sie dienten mir als Schutz vor der mir unfreundlich erscheinenden Welt. Ich fühlte mich so schrecklich kraftlos und angreifbar.

Meine Augen hielt ich fest geschlossen. Mir war nicht nach Zeitschriften gucken und nicht nach lesen. Dies wäre mir aufgrund der pochenden Schmerzen in den Schläfen auch gar nicht möglich gewesen.  Natürlich hatte ich entgegen allen besseren Wissens wie immer ein Buch, als auch was zu Essen und zu Trinken in meinen Rucksack gepackt. Zur Sicherheit, es könnte mich ja unterwegs ein entsprechendes Bedürfnis überkommen.

Ich strengte mich an, die herausdrängenden Tränen zu unterdrücken und meine Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt zu lenken. Ich öffnete für einen Moment die Augen  einen Schalt weit, gerade genug, um einen kurzen Blick auf die zwei Männer mir gegenüber zu erhaschen. Beide starrten ausdruckslos in ihre Heftchen. Mich durchzuckte ein inneres Grinsen. Sogar meine Lippen schafften die Andeutung eines Lächelns. In einem öffentlichen Verkehrsmittel hätte mein Anblick sicherlich den Verdacht eines bevorstehenden Terroranschlages bei den beiden heraufbeschworen, trotz fehlenden Kopftuches. Meine Mimik hatte ihren zufriedenen Ausdruck verloren. Meine lebensfreudigen Augen und mein ständiges bekifftes Lächeln waren zu einer typisch deutschen zerkniffenden Maske verzerrt, die ich so gar nicht mochte. Also jetzt auch noch typisch deutsch, versuchte ich erneut mich zu necken.  Aber auch Humor half seit gestern nicht mehr, meine tiefe Verzweiflung nachhaltig zu vertreiben. Meine Maske wechselte wieder auf deutsch. Die Lage war ernst.

"Frau Fischer bitte in die Eins" dröhnte es verzerrt aus dem Wartezimmerlautsprecher in meine Ohren und hallte in meinem Kopf wieder. "Frau" und "Eins" hatte ich deutlich verstanden und da außer mir nur die zwei Männer im Raum waren, musste ich gemeint sein. Ich nahm meinen Rucksack vom Boden auf und erhob mich in Zeitlupe vom Stuhl, da ich ein Pochen im Kopf und ein Ziehen im Rücken erwartete. Mich hielt mal wieder ein fieser Migräneanfall in seinen Fängen und im unteren Rücken tobte sich die Hexe aus.

Benebelt von Schmerzen und dem unstoppbaren Gedankengewirr, der all meine Sinne einnahm, schlich ich über den Praxisflur in das Arztzimmer hinüber. Die mir zulächelnden Arzthelferinnen hinter der Anmeldetheke nahm ich nur schemenhaft wahr. Der Raum war in grellen Sonnenstrahlen getaucht, die von den weißen Möbeln reflektiert und noch verstärkt wurden und mir schmerzend in die Augen blitzten. Meine Seele befand sich im krassen Widerspruch zu dem heiteren Tiefblau und Gelbweiß, das durch die halbgeöffneten Charlousienritzen drang und mich zu verhöhnen schien.

In Zeitlupe wie eine  90-Jährige ließ ich mich auf den vorderen Patientenstuhl nieder, lehnte mich vorsichtig an und stellte meinen Rucksack ab. Mein steifer Rücken fand sich nur langsam in den harten Stuhl ein. Ich legte mir meine Tasche wieder auf die Oberschenkel und schloss schnell die Augen. Es tat gut, die in den Augen brennenden und in der Seele quälenden Sonnenstrahlen auszusperren. Ich brauchte erst mal eine Pause, um den Kreislauf wieder runterzufahren, damit das Pochen im Kopf sich beruhigte und ich einigermaßen klare Gedanken fassen konnte. Denn ich hatte immer noch nicht entschieden, ob ich mein seit knapp 20 Jahren wohl gehütete Geheimnis preisgeben sollte. Ich blieb ruhig sitzen, versuchte meine angespannten Muskeln zu lockern und mich darauf zu konzentrieren, was ich meinem Hausarzt Dr. Dieter sagen wollte.

"Ich kann nicht mehr... Es geht einfach nicht mehr..." hörte sich schon unausgesprochen unerträglich jämmerlich an. "Ich habe einen burn-out" noch schlimmer, schon alleine dieses denglisch und absoluter mainstream, die angesagte Mode-Krankheit.  Und es beschrieb mein Problem auch nicht treffend. Es handelte sich eher um einen knock-out. Mein Körper weigerte sich dem Willen meines Geistes zu folgen. Totale Arbeitsverweigerung. Lautstarker Mahnstreik gegen die unfürsorgliche Pflege und missbräuchliche Beanspruchung der letzten Jahrzehnte. Vermutlich verweigerte mein Hirn eine Entscheidung nicht wegen der Entscheidung an sich, sondern es wollte einfach stur nicht wahrhaben, dass ich meine Weiterbildung werde abbrechen müssen und nun unaufschiebbar mein teures Hobby werde aufgeben müssen. Eine Herausforderung, die mich bisher wiederholt zur Kapitulation gezwungen hatte.

Mein Körper zwang mich seit Wochen mit wechselnden Schikanen wiederholt zur Untätigkeit  nieder und ich wollte ihm denn noch keine Beachtung schenken und nachgeben. Wie deutlich musste er wohl noch werden, bis ich seine Hilferufe erhören würde? Aber da war nichts zu messen oder zu testen an meinen Wehwehchen. Auch das starke Untergewicht war durch meine mehrfachen Schichten von Winterbekleidung kaum auszumachen. Ja, ich war sehr blass mit ausgeprägten dunklen Augenringen. Aber würde Dr. Dieter nicht denken, ich stelle mich nur an. Es war wieder typisch für mich, zu befürchten, Dr. Dieter könnte mich vielleicht für eine Simulantin halten. Wie damals, als ich mit starken Magen-Darm-Beschwerden von Arzt zu Arzt gerannt bin, leider keiner etwas messen oder ertesten konnte und ich somit als gesund und vermutlich psychisch angeknackst abgestempelt wurde. Dies hat mich dann auch psychisch angeknackt. Würde ich es ihm beichten, hätte er was zu messen und es wird gemeinhin als ernstzunehmende Erkrankung angesehen. Zuweilen eben auch tödlich.

Ich unterdrückte mein aufwallendes Selbstmitleid und einen neuerlichen Tränenausbruch. Da nahm ich Schritte an der Türe wahr und öffnete schnell die Augen.

"Guten Tag Frau Fischer" begrüßte mich Dr. Dieter freundlich. "Was kann ich für Sie tuen?" Er schloss die Türe und setzte sich mit einem lebensbejahenden Schwung in seinen großen, weißen Arztstuhl.

Ich versuchte mich auf meine vorformulierten Worte zu konzentrieren und antwortete mit unterdrückten Tränen: "Guten Tag Herr Dr. Dieter. Ich kann einfach nicht mehr!" Bevor Dr. Dieter etwas entgegnen konnte, sprudelte es plötzlich aus mir heraus: "Ich habe schon wieder Migräne, den dritten Tag jetzt, mein Rücken ist steif, ich war gestern bei der Weiterbildung trotz Migräne und Rückenschmerzen, musste aber nach zwei Stunden wieder gehen, weil ich die Augen einfach nicht mehr aufhalten konnte und ich mich sowieso auf nichts konzentrieren konnte. Ich bin auf 45 Kilogramm runter und weiß nicht, wie ich da wieder mehr drauf bekommen soll. Ich habe sowieso keinen Appetit mehr, mir ist ständig übel und ich bin nur noch müde. Ich hätte kommenden Montag Prüfung, die ich auch sehr gerne gemacht hätte, aber ich habe nichts von der Prüfungsvorbereitung mitbekommen und so kann ich das vergessen. Ich...."

"Frau Fischer, mal langsam, beruhigen Sie sich erst mal. Die Prüfung ist erst mal nicht wichtig, die können Sie immer noch nachholen." unterbrach Dr. Dieter meinen Redeschwall.
........... to be continued.........

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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


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Beitrag24.06.2018 11:47

von BlueNote
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Hallo PikaCat!

Mir gefällt die Einstiegsszene deines Romans ausgesprochen gut. Du hast dir ein sehr schwieriges Thema ausgesucht und es würde mich brennend interessieren, wie du es im Weiteren behandelst. Das, was ich bis jetzt gelesen habe, klingt schon mal sehr vielversprechend.

Andere Autoren beschreiben eine psychische Krise (vor allem aus der Ich-Perspektive) ja oft wie eine Szene aus Wagners Götterdämmerung. Spätestens wenn die Phrase käme "ich empfinde eine tiefe innere Leere" würde ich aufhören, solche Bücher zu lesen. Du aber machst das viel geschickter, ohne die übliche Selbstdramatik, aber mit umso mehr Unsicherheit (was ist los mit mir?), die ich viel realistischer finde. Hinter dem Gedanken "wie sage ich es meinem Hausarzt" steckt je viel mehr. Der Zwiespalt "gestehe ich mir meine Krise ein" und lasse ich mir zukünftig helfen. Soll die Krise für die Umgebung wahrnehmbar sein, identifiziere ich mich mit der Tatsache, nicht mehr so weiter machen zu können. Lasse ich mich total fallen, oder suche ich nach Halt.

Der Hausarzt macht jedenfalls schon mal alles richtig, wird jedoch nicht viel ausrichten können. Ich fände es total spannend, zu lesen, wie deine Protagonistin im weiteren Verlauf des Buches Hilfe sucht, hoffentlich Hilfe findet, wie sie sie annimmt und was sie daraus macht. Deine Eröffnungsszene spricht ein so großes Thema an, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es nicht den Roman beherrschen würde. Jedenfalls ist es am Anfang sehr in den Vordergrund gerückt (willst du das wirklich?) Vermutlich hat die Protagonistin vor allem ihre Prüfungsangst zu überwinden - und ich denke, deine Protagonistin hat es in dieser Erzählung verdient, ihre Probleme zu überwinden. Einfacher wäre es natürlich, die Lösung offen zu lassen bzw. das Thema der Psyche nur als Randthema (=Beiwerk) zu verwenden. Meine Erwartungshaltung wäre allerdings eine andere. Mein Interesse wäre jedenfalls geweckt und ich hätte beim weiteren Lesen vor allem ein Augenmerk auf die Lösungen, die du anbietest - denn was alles schief läuft im Lande, ist einfach zu beschreiben (ein verständnisloser Hausarzt z.B.). Schwieriger ist es, einen Weg aufzuzeigen, der für deine Protagnistin zum Ziel führt.

BN
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Murmel
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Beitrag24.06.2018 14:20

von Murmel
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Hallo PikaCat

Selbst in der Buchhandlung habe ich als Leser die Angabe des Genres und einen Klappentext zur Verfügung, der mir Orientierung gibt, auf was ich mich einlassen möchte. Das habe ich hier nicht, du überlässt es mir zu raten, ob das Geschriebene das Versprechen des Titels, Covers und U4 Textes hält.

Ich weiß es daher nicht, ob ich weiterlesen würde. Geschrieben ist es gut, verweilt vielleicht ein bisschen lange im Elend, aber das ist eben Genre- und Zielpublikumsabhängig.

Da du hier Rat suchst, wäre das Genre (oder von mir aus Non-Genre) schon wichtig zu wissen. Verrätst du es uns?


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BaronHarkonnen
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Beitrag26.06.2018 09:29

von BaronHarkonnen
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Hi PikaCat,

Insgesamt schließe ich mich den Vorrednern an: Du schreibst schön und flüssig, und ich wäre neugierig, in welche Richtung es weitergeht!

Hier ein paar Details, die mir aufgefallen sind:

Zitat:
Natürlich hatte ich entgegen allen besseren Wissens wie immer ein Buch, als auch was zu Essen und zu Trinken in meinen Rucksack gepackt.

hier fehlt was. Entweder Du machst ein sowohl - als auch daraus, oder - was ich besser fände - Du formulierst um. Z.B.
Natürlich hatte ich wider besseren Wissens ein Buch eingepackt, wie immer, und auch den Proviant nicht vergessen.

Zitat:
...um einen kurzen Blick auf die zwei Männer mir gegenüber zu erhaschen

Tut mir leid, ich finde Formulierungen wie 'Blick erhaschen' zu ausgelutscht, 1000mal gelesen. Versuch lieber etwas frischeres. Generell würde ich Deinen Text nochmal auf phrasenhafte Formulierungen durchgucken; die schleichen sich (auch bei mir) schnell ein...

Zitat:
Mich durchzuckte ein inneres Grinsen. Sogar meine Lippen schafften die Andeutung eines Lächelns.

1) wieder Phrasen-Alarm. 2) finde ich das durchzucken hier unpassend. Wenn ich in trüber Stimmung bin, dann durchzuckt mich so schnell kein inneres Grinsen. Höchstens entsteht eine langsame, gallige, wiederwillige Belustigung, die es vielleicht bis auf meine Lippen schafft.

Zitat:
In einem öffentlichen Verkehrsmittel hätte mein Anblick sicherlich den Verdacht eines bevorstehenden Terroranschlages bei den beiden heraufbeschworen, trotz fehlenden Kopftuches.

Wieso das denn? Weil Dein prota mit geschlossenen Augen herumsitzt? Wer denkt denn da an Terroristen? Da müsstest Du dem Leser noch mehr Infos zum Äußeren Deines Protas geben.

Zitat:
"Frau Fischer bitte in die Eins" dröhnte es verzerrt aus dem Wartezimmerlautsprecher in meine Ohren und hallte in meinem Kopf wieder. "Frau" und "Eins" hatte ich deutlich verstanden und da außer mir nur die zwei Männer im Raum waren, musste ich gemeint sein.

Perspektivenfehler. Wenn Dein Prota nur das erste und letzte Wort verstanden hat, woher kennt der Leser dann den ganzen Satz? Er weiß doch nur das, was der Prota weiß.

Zitat:
hörte sich schon unausgesprochen unerträglich jämmerlich an.

Da ist 1 Adjektiv zu viel drin. Schmeiß eines raus, dann klingt's besser!

Zitat:
Dr. Dieter...

Das ist zwar ein normaler Name, klingt aber durch die beiden Ds ein bisschen lächerlich und (unfreiwillig?) komisch. Sowas wie Harry Hirsch, Lucky Luke etc. Wenn das nicht gewollt ist: ändern.


Das wars erstmal von meiner Seite.
Ein paar Typos sind noch dabei, z.B. Schalt --> Spalt, aber nichts Dramatisches.

Viel Erfolg weiterhin! Very Happy


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Fedor
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Beitrag26.06.2018 11:57

von Fedor
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Hallo PikaCat,

wenn Du es schaffst, das "Leiden" um die Hälfte zu kürzen und dabei alle "mein" wegläßt (wessen ist auch so klar), dann wirkt der Text stärker.
Bin gespannt, wie´s weitergeht.

LG

Fedor
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PikaCat
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Beitrag27.06.2018 12:13

von PikaCat
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Ich grüße euch,
vielen Dank für eure nützlichen feedbacks!
Hi BlueNote,
Tatsächlich soll das Hauptthema die erfolgreiche Überwindung der Krise sein, mit eingeschobenen Kritikhäppchen an unserer westlichen Gesellschaft und den Umgang der Menschen untereinander, sowie Ideen wie ich es netter fände. Diese Kritikhäppchen stehen mit der Krise in sofern im Zusammenhang, dass diese unschönen Tatsachen u. a. letztendlich zur Krise geführt haben.
Ja, Selbstdrama wollte ich vermeiden, durch die Selbstironie.
Hi Murmel,
in Genres bin ich echt ne Niete! Allerdings dachte ich," Roman" und ? "ich weiß nicht mehr" angehackt und ausgewählt zu haben?!?
Als Titel schwebt mir zurzeit noch "Unter Menschen" vor, letztlich soll der Roman/Erfahrungsbericht/ biografische Erzählung auf den unschönen Umgang der Menschen untereinander und der westlichen Gesellschaft mit dem Rest der Welt aufmerksam machen und zum Nachdenken und zu netteren Lösungen anregen, verpackt in der erfolgreichen Überwindung der Krise des Protagonisten. Aber ich stehe noch ganz am Anfang, wer weiß, wo mich das Schreiben noch hinführt.
Hi BaronHarrkonen,
danke für die nützlichen Detail-Hinweise, die mir einleuchten und die ich übernehmen werde. Idea
Aber, was sind Typos - typische Fehler? -  Ein paar Typos sind noch dabei, z.B. Schalt --> Spalt, aber nichts Dramatisches -

Eure PikaCat
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BaronHarkonnen
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Beitrag27.06.2018 14:25

von BaronHarkonnen
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Typo = Rechtschreibfehler in cool-Deutsch Wink

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PikaCat
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Beitrag27.06.2018 14:52

von PikaCat
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Hi Fedor,

bitte entschuldige, wollte dich nicht übergehen, habe dich aber wohl übersehen Kopf an die Wand

Werde Text daraufhin noch mal überlesen. Danke!

Gruß PikaCat

PS: BaronHarkonnen: aahhhh, Typos Idea
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Beitrag07.08.2018 17:26

von PikaCat
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Hi,
was lange währt…..hoffentlich!

Ich habe versucht eure Anmerkungen zu berücksichtigen. Ich hoffe, so ist es besser.
Eure PikaCat

P.S.: ….und endlich auch die Fortsetzung!

"Heureka!" stieß ich tonlos aus, in der Hoffnung, ich könnte die erleichternde Entscheidung erzwingen, um dem Gedankenstrudel, der mich bereits schwindelig machte, Einhalt zu gebieten. Ich saß allerdings wie ein Häufchen Elend auf einem harten, kalten Wartezimmerstuhl meines Hausarztes und nicht in der wohligen Badewanne, weshalb die Erleuchtung wohl ausblieb.

"Sag es ihm nicht"  führten meine Hirnströme ihren Wettlauf unbeeindruckt weiter. "Doch, du musst es ihm sagen."

Den Mantel und Schal hatte ich anbehalten, da mir selbst im beheizten Raum kühl war. Das Cappi hatte ich tief ins Gesicht gezogen und die Umhängetasche, die ich auf meine übereinander geschlagenen Oberschenkel abgelegt hatte, hielt ich fest umschlungen. Sie dienten mir als Schutz vor der mir unfreundlich erscheinenden Welt. Ich fühlte mich so schrecklich kraftlos und angreifbar.

Die Augen hielt ich fest geschlossen. Mir war nicht nach Zeitschriften gucken und nicht nach lesen. Dies wäre mir aufgrund der pochenden Schmerzen in den Schläfen auch gar nicht möglich gewesen. Natürlich hatte ich entgegen allen besseren Wissens wie immer ein Buch und der Übelkeit zum Trotz auch was zu Essen und Trinken in meinen Rucksack gepackt. Zur Sicherheit, es könnte mich ja unterwegs ein entsprechendes Bedürfnis überkommen.

Ich strengte mich an, die herausdrängenden Tränen zu unterdrücken und meine Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt zu lenken. Ich öffnete für einen Moment die Augen einen Spalt weit, gerade genug, um einen kurzen Blick auf die zwei Männer mir gegenüber zu werfen. Beide starrten ausdruckslos in ihre Heftchen. Ich verspürte ein inneres Grinsen. Sogar meine Lippen schafften die Andeutung eines Lächelns. In einem öffentlichen Verkehrsmittel hätte mein vermummter Anblick mit dem verkrampften Griff um die Tasche sicherlich den Verdacht eines bevorstehenden Terroranschlages bei den beiden heraufbeschworen, auch ohne Kopftuch. Meine Mimik hatte ihren zufriedenen Ausdruck verloren. Die lebensfreudigen Augen und das ständig bekiffte Lächeln waren zu einer typisch deutschen, zerkniffenen Maske verzerrt, die ich so gar nicht mochte. Also jetzt auch noch typisch deutsch, versuchte ich erneut mich zu necken. Aber auch Humor half seit gestern nicht mehr, meine tiefe Verzweiflung nachhaltig zu vertreiben. Meine Maske wechselte wieder auf Deutsch. Die Lage war ernst.

Da dröhnte verzerrt die Stimme einer Arzthelferin aus dem Wartezimmerlautsprecher in meinen Ohren und hallte in meinem Kopf wieder. "Frau" und "Eins" hatte ich deutlich verstanden und da außer mir nur die zwei Männer im Raum waren, musste ich gemeint sein. Ich nahm den Rucksack vom Boden auf und erhob mich in Zeitlupe vom Stuhl, da ich ein Pochen im Kopf und ein Ziehen im Rücken erwartete. Mich hielt mal wieder ein fieser Migräneanfall in seinen Fängen und im unteren Rücken tobte sich die Hexe aus.

Benebelt von Schmerzen und dem unstoppbaren Gedankengewirr, schlich ich über den Praxisflur in das Arztzimmer hinüber. Die mir zulächelnden Arzthelferinnen hinter der Anmeldetheke nahm ich nur schemenhaft wahr. Der Raum war in grelle Sonnenstrahlen getaucht, die von den weißen Möbeln reflektiert und noch verstärkt wurden. Sie blitzten mir schmerzend in die Augen. Meine Seele befand sich im krassen Widerspruch zu dem heiteren Tiefblau und Gelbweiß, das durch die halbgeöffneten Charlousienritzen drang und mich zu verhöhnen schien.

In Zeitlupe wie eine 90-Jährige ließ ich mich auf den Patientenstuhl vor dem großen Arzttisch nieder, lehnte mich vorsichtig an und stellte den Rucksack ab. Mein steifer Rücken fand sich nur langsam in den harten Stuhl ein. Ich legte mir meine Tasche wieder auf die Oberschenkel und schloss schnell die Augen. Es tat gut, die in den Augen brennenden und in der Seele quälenden Sonnenstrahlen auszusperren. Ich brauchte erst mal eine Pause, um den Kreislauf wieder runterzufahren, damit das Pochen im Kopf sich beruhigte und ich einigermaßen klare Gedanken fassen konnte. Denn ich hatte immer noch nicht entschieden, ob ich mein seit knapp 20 Jahren wohlgehütete Geheimnis preisgeben sollte. Ich blieb ruhig sitzen, versuchte meine angespannten Muskeln zu lockern und mich darauf zu konzentrieren, was ich meinem Hausarzt Dr. Krüger sagen wollte.

"Ich kann nicht mehr... Es geht einfach nicht mehr..." hörte sich schon unausgesprochen unerträglich jämmerlich an. "Ich habe einen Burn-out" noch schlimmer, schon alleine dieses denglisch und absoluter Mainstream, die angesagte Mode-Krankheit. Und es beschrieb mein Problem auch nicht treffend. Es handelte sich eher um einen knock-out. Mein Körper weigerte sich dem Willen meines Geistes zu folgen. Totale Arbeitsverweigerung. Lautstarker Mahnstreik gegen die nicht fürsorgliche Pflege und missbräuchliche Beanspruchung der letzten Jahrzehnte. Vermutlich verweigerte mein Hirn eine Entscheidung nicht wegen der Entscheidung zur Wahrheit an sich, sondern es wollte einfach stur nicht einsehen, dass ich meine Weiterbildung werde abbrechen und nun unaufschiebbar mein teures Hobby werde aufgeben müssen. Eine Herausforderung, die mich bisher wiederholt zur Kapitulation gezwungen hatte.

Mein Körper zwang mich seit Wochen mit wechselnden Schikanen wiederholt zur Untätigkeit  nieder und ich wollte ihm dennoch keine Beachtung schenken und nachgeben. Wie deutlich musste er wohl noch werden, bis ich seine Hilferufe erhören würde? Aber da war nichts zu messen oder zu testen an meinen Wehwehchen. Auch das starke Untergewicht war durch meine mehrfachen Schichten von Winterbekleidung kaum auszumachen. Ja, ich war sehr blass mit ausgeprägten dunklen Augenringen. Aber war ich denn wirklich ernsthaft krank? Würde Dr. Krüger nicht denken, ich stelle mich nur an. Es war wieder typisch für mich, zu befürchten, ein Arzt könnte mich vielleicht für eine Simulantin oder lediglich psychisch labil halten. Wie damals, als ich mit starken Magen-Darm-Beschwerden von Arzt zu Arzt gerannt bin, leider keiner etwas messen oder testen konnte und ich somit als gesund und vermutlich psychisch angeknackst abgestempelt wurde. Dies hat mich dann auch psychisch angeknackt. Und mir kein Stück weitergeholfen. Würde ich Dr. Krüger mein Geheimnis beichten, hätte er was zu messen und es wird gemeinhin auch als ernstzunehmende Erkrankung angesehen. Zuweilen eben auch tödlich.

Ich unterdrückte mein aufwallendes Selbstmitleid und einen neuerlichen Tränenausbruch. Da nahm ich Schritte an der Türe wahr und öffnete schnell die Augen.

"Guten Tag Frau Fischer" begrüßte mich Dr. Krüger freundlich. "Was kann ich für Sie tun?" Er schloss die Türe und setzte sich mit einem lebensbejahenden Schwung in seinen großen, weißen Arztstuhl hinter seinen Schreibtisch. Dr. Krüger war etwa Mitte Fünfzig, wirkte aber jünger. Er war groß und schlank mit einem natürlichen, gesunden Teint. Allein seine lichten, grau-blonden, kurzen Haare deuteten sein fortgeschrittenes Alter an.

Ich versuchte mich auf meine vorformulierten Worte zu konzentrieren, schluckte den Heuldrang runter und antwortete: "Guten Tag Herr Dr. Krüger. Ich kann einfach nicht mehr!" Ich schluckte noch mal und bevor Dr. Krüger etwas entgegnen konnte, sprudelte es dann aus mir heraus: "Ich habe schon wieder Migräne, den dritten Tag jetzt, mein Rücken ist steif, ich war gestern bei der Weiterbildung trotz Migräne und Rückenschmerzen, musste aber nach zwei Stunden wieder gehen, weil ich die Augen einfach nicht mehr aufhalten konnte und ich mich sowieso auf nichts konzentrieren konnte. Ich bin auf 45 Kilogramm runter und weiß nicht, wie ich da wieder mehr drauf bekommen soll. Ich habe sowieso keinen Appetit mehr, mir ist ständig übel und ich bin nur noch müde. Ich hätte kommenden Montag Prüfung, die ich auch sehr gerne gemacht hätte, aber ich habe nichts von der Prüfungsvorbereitung mitbekommen und so kann ich das vergessen. Ich...."

"Frau Fischer, langsam, langsam. Beruhigen Sie sich. Die Prüfung ist jetzt nicht wichtig, die können Sie immer noch nachholen. Jetzt kümmern wir uns erst mal um Sie" unterbrach Dr. Krüger meinen Redeschwall und lächelte mir aufmunternd zu.
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Beitrag07.08.2018 17:34
Romanbeginn - Fortsetzung
von PikaCat
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Hello again,

die Fortsetzung des „Dramas“.

Ein Dialog, nicht einfach. Vermutlich ist der Dialogfluss zu oft unterbrochen?! Aber ich weiß sonst nicht so recht, wie die (meinem Gefühl nach) notwendigen zusätzlichen Informationen erwähnen?!

Ich bin gespannt, wie er sich für euch liest! Und dankbar für konstruktive Anregungen.

Eure PikaCat

 Buch

"Frau Fischer, langsam, langsam. Beruhigen Sie sich. Die Prüfung ist jetzt nicht wichtig, die können Sie immer noch nachholen. Jetzt kümmern wir uns erst mal um Sie" unterbrach Dr. Krüger meinen Redeschwall und lächelte mir aufmunternd zu.

Nun überwältigten mich doch die Tränen und alles zurückdrängen, tief durchatmen und runterschlucken half nicht mehr. Sie kullerten einfach tonlos aus meinen Augen über meine Wangen. Zumindest konnte ich auch nicht mehr reden und Dr. Krüger in Ruhe fortfahren. Er sah auf seinen Bildschirm.

"Wir haben uns lange nicht gesehen, Frau Fischer. Lassen Sie mich mal schauen. Frau Dr. Lapski hat sie die letzten Wochen wiederholt tageweise wegen Migräne und Rückenschmerzen krankgeschrieben, sehe ich."
Dr. Krüger und Dr. Lapski führten eine Gemeinschaftspraxis. Als ich Dr. Krüger vor etwa 15 Jahren als meinen neuen Hausarzt gewählt habe, hat er die Praxis noch alleine geführt. Vor einigen Jahren ist dann zur Unterstützung Dr. Lapski dazu gekommen. Dr. Krüger war sehr gefragt und da man regelmäßig auf ein Gespräch mit ihm länger warten musste, ist es mir bald zur Gewohnheit geworden, zur Frau Doktor reinzugehen, da ich in der Regel sowieso nur ein Rezept oder ein AU wegen Migräne gebraucht habe. Heute bestand ich darauf, mit Herrn Doktor zu sprechen. Ich brauchte Hilfe. Kompetente Hilfe. Ich wusste nicht mehr weiter.

"Ja", quetschte ich heraus, "das geht schon länger so."

Ich überlegte, wie ich Dr. Krüger möglichst verständlich die Vorgeschichte meines Dramas erzählen konnte. Dies nahm den schuldigen Hirnbahnen endlich die notwendige Energie, weiterhin meine Augen zu veranlassen, dieses peinliche Wasser auszuschütten. Dr. Krüger wandte sich mir wieder zu. Er war noch einer der wenigen Ärzte, bei dem ich wirkliches Interesse am Menschen spürte. Der einen nicht mit einem schnellen Fragenkatalog abarbeitet, um eilig herauszufinden, welche Pillen man verabreichen könnte. Auch konnte ich keinerlei Pickiertheit an ihm darüber entdecken, dass ich die letzten Jahre meist bei Dr. Lapski gewesen bin - weder jetzt, noch irgendwann in der Vergangenheit.

"Ich mache seit Anfang Dezember eine Weiterbildung, deshalb brauche ich AUs fürs Arbeitsamt. Die Weiterbildung habe ich selbst herausgesucht und beim Arbeitsamt durchgesetzt. SAP, ein Softwareprogramm, das ich schon seit Jahren gerne lernen wollte und nach dem immer wieder bei Vorstellungsgesprächen gefragt wird. Ich..."

"Sie waren doch jahrelang als Bürokauffrau angestellt. Arbeiten sie denn da nicht mehr?"

"Nein. Der Hauptsitz der Firma ist in München. Unsere Betriebsstätte hier in Bergheim wurde geschlossen und die Hälfte der Mitarbeiter entlassen."

"Das tut mir leid. Seit wann sind sie arbeitslos?" Dr. Krüger begann mit der Einfinger-Technik auf seiner Tastatur mit zu tippen und blickte abwechselnd von der Tastatur zum Bildschirm.

"Seit gut eineinhalb Jahren jetzt. Ich bin letztes Jahr zu 26 Vorstellungsgesprächen gerannt. Die sehen meine guten Zeugnisse und die vielen Weiterbildungen und wenn sie mich dann in Original sehen, fällt direkt die Klappe, hab ich das Gefühl: ein Knochengerüst, nicht leistungsfähig. Das Bewerbungsfoto ist natürlich entsprechend aufgehübscht. Ich versuche seit knapp 2 Jahren von 47 Kilo wieder auf mindestens 50 Kilo zu kommen. Ich esse und esse, aber es kommt einfach nichts drauf. Stattdessen bin ich jetzt innerhalb eines Monats Weiterbildung auch noch auf 45 Kilo runtergerutscht. Da kann man nur in den Pausen schnell was essen, dann hab ich ständig Migräne die letzten Wochen und kann dann wieder gar nichts essen. Ich habe das Gefühl, von dem ständigen in den PC gucken, kriege ich auch Migräne. Ist es nicht Migräne, wechseln sich Rückenschmerzen bis hin zum Hexenschuss mit starken Gliederschmerzen ab, irgendwas ist immer. Ich schlafe...."

"Also Frau Fischer, als erstes schreibe ich sie mal die nächsten 14 Tage krank. Die Weiterbildung ist jetzt nicht so wichtig." Nun sah er mich nachdrücklich an. "Was wichtig ist, dass sie wieder auf die Beine kommen. Und da reichen offensichtlich nicht hier und da mal ein paar Tage. Sie erholen sich jetzt die nächsten Wochen erst mal. Essen sie gesund. Gehen sie viel an die frische Luft. Machen sie Dinge, die ihnen Spaß machen und gut tun. Entspannen sie sich." Ich atmete einmal tief durch und nickte zerknirscht. Ich hatte es ja vorher gewusst, dass es auf genau dies herauslief. Es war ja auch eigentlich das, wonach alles in mir schrie. Ruhe. Erholung. Schlaf. Zumindest mein Körper. Und irgendwie mittlerweile auch mein Geist. Es war alles nur noch Qual. Deshalb wollte ich doch heute zu Dr. Krüger. Um dieser Quälerei ein Ende zu setzen. Aber jetzt war es ausgesprochen. Realität. Auch meine letzte Hirnzelle musste nun der Wahrheit ins Gesicht sehen.

"Für ihre Migräne ist Entspannung und Bewegung an der frischen Luft auch gut. Und rauchen sie nicht so viel. Achten Sie darauf, genug zu trinken. Brauchen sie noch mal Sumatriptan?"

"Ja, das wäre sinnvoll, ich habe nicht mehr so viele."

"Schreibe ich ihnen auf. Nun zu ihrem Rücken. Wo haben sie denn Schmerzen?"

"Immer hier unten, in der Lendengegend. Seit ungefähr November wieder. Letzten Winter hatte ich das auch schon, aber nicht so schlimm. Im Sommer war es dann so gut wie weg. Das fühlt sich da ständig wie entzündet an, ein Gefühl wie "wenn ich jetzt eine falsche Bewegung mache, Hexenschuss", als wenn die Nerven irgendwie verkantet sind. Jetzt habe ich gerade wieder seit einigen Tagen einen Hexenschuss, alles steif und stark schmerzend. Aber nicht weil ich etwas Schweres gehoben hätte. Da reicht einfach Kälte, dann stellt der Rücken auf steif. Als wenn da ein Brett im Rücken wäre. Ich hab so die Schnauze voll und morgens schon keine Lust mehr aufzustehen, weil irgendwas ja immer ist ", beschwerte ich mich beim Schicksal mit einer aufsteigenden Empörung, die meine Verzweiflung verdrängt hatte.

"Was wurde denn bisher gegen die Rückenschmerzen gemacht?"

"Nichts. Schmerztabletten soll ich nehmen."

"Machen sie den Rücken mal frei."

Ich stand langsam auf, schälte die zahlreichen Bekleidungsschichten von meinem unteren Rücken und Dr. Krüger tastete den Bereich vorsichtig ab.
"Sie können sich wieder anziehen. Das fühlt sich alles sehr verhärtet an. Ich wüsste auch nicht, wo ich da eine Spritze setzen sollte. Ich gebe ihnen eine Überweisung zum Orthopäden mit, damit ihr Rücken mal geröntgt wird. Halten sie den Rücken warm mit einem Heizkissen oder einer Wärmeflasche. Und ich schreibe ihnen eine Rückenbandage auf. Mit dem Rezept gehen sie zum Sanitätshaus Müller in Bergheim, die geben ihnen eine passende Stütze, die hält auch warm, hat massierende Eigenschaften und unterstützt das Knochensystem. Die tragen sie tagsüber, wenn sie sich bewegen. Bleiben sie in Bewegung, nichts Schwereres heben natürlich, aber leichte Bewegung ist gut."

"Super, vielen Dank. Ich trage schon immer zwei lammwollende Nierenschützer und Wärmepflaster hab ich öfters drauf. Das tut immer gut."

"Ja, das machen sie richtig. So, hier sind die zwei Rezepte, die Überweisung und die Krankschreibung bekommen sie vorne am Empfang. Wir sehen uns in spätestens vierzehn Tagen wieder und schauen wie es ihnen geht. Falls vorher etwas ist oder sich was verschlimmert, dann kommen sie vorher rein. O.k.? Das kriegen wir schon wieder hin Frau Fischer. Haben wir noch etwas vergessen?"

"Vielen Dank Herr Dr. Krüger." Ich zögerte noch einen Moment und fuhr schließlich mit einem kindlich-schlechten-Gewissen Unterton fort: "Ich muss ihnen noch was gestehen. Ich bin gar nicht clean wie ich immer behauptet habe. Ich war es auch nie wirklich. Ich konsumiere immer noch Heroin und kiffe jeden Tag. Mein Körper scheint das nicht mehr so mitmachen zu wollen. Ich befürchte, dass ich auch an dieser Baustelle mal arbeiten muss."
Jetzt war es raus. Es war ausgesprochen und nicht mehr zurückzuholen. Und es war gut so. Ich fühlte mich gut dabei. Es hatte etwas von einem Neuanfang.

Ich hatte erwartet, dass Dr. Dieter über diese Offenbarung sehr erstaunt sein würde. Des Öfteren hatte er mich gelobt, dass ich die Drogensucht überwunden hatte und ich somit auch das Rauchen aufgeben könnte. Jedes Mal hatte ich mich so mies dabei gefühlt. Doch er ließ sich kaum eine Gefühlsregung anmerken.

"Ich bin froh, dass sie mir das gesagt haben, Frau Fischer. Süchtige haben meist die Liebe zu sich selbst verloren. Sie sind nicht mehr achtsam mit sich selbst. Kümmern sich nicht mehr um ihren Körper und ihren Geist. Sie müssen wieder zu sich finden. Sich um sich kümmern. Sie waren doch im Methadonprogramm vor Jahren. Was ist denn dann passiert?"
"Es stimmt, dass ich damals durchs Methadonprogramm clean geworden bin, aber ich war schnell wieder rückfällig. Zu der Zeit habe ich starke Magen-Darmbeschwerden bekommen und bin von Arzt zu Arzt gerannt, nur leider konnte niemand helfen. Migräne kam dazu. Ich habe mich für die Arbeit und die Hobbies  fit gespritzt mit dem Heroin. Erst nur ein-, zweimal in der Woche, dann wieder öfters, es kam der erste turkey und ich hab mir Methadon besorgt und nach einem Jahr war ich wieder auf Methadon und Heroin. Bis heute."

To be continued

1Wie es weitergeht »

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Störti
Erklärbär
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Beiträge: 1
Wohnort: Schleswig


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Beitrag08.08.2018 12:13

von Störti
Antworten mit Zitat

Mir gefällt der Einstieg insgesamt sehr gut, aber ich habe gerade mit dem ersten Absatz meine Probleme.

Zitat:
"Heureka!" stieß ich tonlos aus, in der Hoffnung, ich könnte die erleichternde Entscheidung erzwingen, um dem Gedankenstrudel, der mich bereits schwindelig machte, Einhalt zu gebieten. Ich saß allerdings wie ein Häufchen Elend auf einem harten, kalten Wartezimmerstuhl meines Hausarztes und nicht in der wohligen Badewanne, weshalb die Erleuchtung wohl ausblieb.


Das "Heureka" passt da irgenwie nicht rein, bzw. ich bekomme da keine Verbindung zum restlichen Inhalt hin. Inhaltlich hat man bei dem Ausruf doch eine tiefere Entdeckung gemacht. Was folgt ist aber die Darstellung einer depressiv geprägten Gesamtstimmung. Auch später finde ich nichts was zu diesem Ausruf passt.

Dann finde ich die ersten beiden Sätze, insbesondere den ersten zu lang oder verschachtelt. Kurz: Ich finde das liest sich nicht flüssig und ich komme nicht so richtig rein. Das Buch würde ich in der Buchhandlung wieder zurücklegen. Was folgt hält mich aber bei der Stange und mich kann der Inhalt fesseln.

Leider hat es mir auch der Wartezimmerstuhl angetan, denn ich denke ein Adjektiv reicht zur Beschreibung völlig aus (hart oder kalt). Aber da bin ich jetzt wahrscheinlich kleinlich.

Ich habe beide Einstiege von Dir gelesen und in der ersten Version heisst der Arzt Dr. Dieter. Der Namenswechsel zu Doktor Krüger gefällt mir, denn bei Dr. Dieter bekommt der Name durch die Endungen OR/ER (DoktOR DietER) etwas ungewollt Klamaukhaftiges. Im vorletzten Absatz Deiner zweiten Version taucht aber wieder der Name Dr. Dieter auf. Ich nehme an, das ist ein Versehen, oder ich habe das jetzt inhaltlich falsch verstanden.

Das sind die zwei Dinge die mir jetzt beim ersten Lesen aufgefallen sind. Ansonsten: Top!

LG Störti
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schnitzer
Geschlecht:männlichSchneckenpost
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Alter: 48
Beiträge: 6
Wohnort: Wien


S
Beitrag03.09.2018 22:35
Hi PikaCat,
von schnitzer
Antworten mit Zitat

das ist ein sehr interessantes Thema und ich frage mich, wie der Plot des Romans aussieht...?

Wenn der Roman daraus besteht, den Heilungsprozeß darzulegen, wird es nicht einfach, den Leser bei Stange zu halten, ich denke, da muß noch mehr passieren.

Im Moment habe ich noch ein wenig das Gefühl, ich lese einen Tatsachenbericht anstelle eines Romans, was z.T. aus der Ich-Perspektive und dem intensiven Einsatz von Dialogen resultiert.

Um den Leser noch stärker hineinzuziehen, könntest du versuchen, die Beschreibung der Situation und wie es dazu gekommen ist zu komprimieren und möglichst an den Anfang des Textes rücken.

Das erste Kapitel ist jedenfalls gut geschrieben, da ist viel Substanz, mit der man weiterarbeiten kann!

LG,

schnitzer
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SannyB
Geschlecht:weiblichLeseratte
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Beiträge: 174
Wohnort: BaWü


S
Beitrag09.09.2018 11:46
Re: Romanbeginn - Fortsetzung
von SannyB
Antworten mit Zitat

Hallo PikaCat,

Das "Heureka" am Anfang hätte mich fast dazu gebracht, das Lesen sofort abzubrechen. Es ist so altertümlich und unüblich im Sprachgebrauch.

Aber Du schreibst sehr gut und flüssig, ich bin froh weitergelesen zu haben.

Deine Geschichte ist komplett anders, als das, was ich sonst lese, daher bin ich neugierig, wie der Handlungsstrang des Romans wird. Ein Pitch wäre hilfreich, aber vermutlich möchtest Du nicht zuviel verraten (Ideenklau...). Auch die Ich-Perspektive ist ungewohnt.

PikaCat hat Folgendes geschrieben:
die Tränen und alles zurückdrängen, tief durchatmen und runterschlucken half nicht mehr. Sie kullerten einfach tonlos aus meinen Augen über meine Wangen. Zumindest konnte ich auch nicht mehr reden und Dr. Krüger in Ruhe fortfahren.

Ich verstehe, dass "tonlos" bedeuten soll, dass sie nicht schluchzt und überleiten zum "nicht reden". Aber es klingt etwas seltsam, da Tränen selbst ja nie Geräusche machen. Vielleicht eher: "Sie kullerten einfach aus meinen Augen über meine Wangen. Ich bekam keinen Ton mehr heraus."

PikaCat hat Folgendes geschrieben:
"Was wurde denn bisher gegen die Rückenschmerzen gemacht?"
"Nichts. Schmerztabletten soll ich nehmen."

Ich kann den Frust der Protagonistin gut nachvollziehen, aus eigenen Erfahrungen. Aber für diejenigen ohne Rückenprobleme könnte man hier eventuell einen Abschnitt einfügen, der als Rückblende o.ä. die damit verbundenen Erlebnisse mehr ausschmückt.

Das mit den Drogen bringt dann noch mal eine interessante Wendung.

Der Link "wie es weitergeht" funktioniert bei mir leider nicht... sonst hätte ich direkt weiter geschmökert...
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PikaCat
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Beiträge: 45



P
Beitrag09.09.2018 18:06

von PikaCat
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi SannyB,

vielen Dank für das auch sehr interessante Feedback. Als totale Schreibanfängerin freue ich mich, dass man den Text zumindest flüssig lesen kann.
Da du bis zur Auflösung des gehüteten Geheimnis  - die Drogensucht - gelesen hast, hast du die sogenannte Fortsetzung gelesen. Weiteres gibt es noch nicht dazu. Aber fein, dass du weiter lesen wolltest Laughing

Herzlichen Gruß
PikaCat
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marieluise
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
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Beiträge: 11



M
Beitrag01.10.2018 06:51

von marieluise
Antworten mit Zitat

Hallo PikaCat,

ich kann mich größtenteils den Kommentaren von zuvor anschließen. "Heureka" war auch für mich erst einmal ein kleiner Stolperstein, den ich bis zum Schluss nicht ganz auflösen konnte. Bei der ersten Version erging es mir auch so, dass ich es z.T. es sehr "bemitleidend" fand bzw. der Ton etwas düster war. Das gehört natürlich zum Thema, aber erschwert für mich etwas den Zugang. Ich mochte aber grundsätzlich den Anfang und wäre neugierig, eine Art "Klappentext" oder Inhalt zu lesen. Wie ist dein Roman aufgebaut? Es gibt ja Romane, die z.B. in den Kapiteln zwischen "Jetzt" und "Vergangenheit" wechseln (z.B. "Wenn ich bleibe" von Gayle Forman) Das "schwere" Thema wird mit den Rückblenden aufgelockert und erklärt.
Dazu gibt es übrigens auch eine Verfilmung, die ebenso arbeitet.

Wie alt ist die Protagonistin? Oder habe ich das überlesen? Denn ihre Sprache klingt sehr "elaboriert". Mein Geschmack (das ist aber ganz persönlich) ist für solch schwere Themen eher eine lockerere Sprache. Damit nicht beides (Inhalt und Stil) sperrig wird. Dann geht es natürlich mehr in Richtung Unterhaltungsliteratur und an eine größere Zielgruppe. Frage ist ja, was du mit deinem Text erreichen möchtest und wen du ansprichst smile Und es gibt sicher auch viele Menschen, die gerade deine Sprache so gut finden. Mach weiter so, daraus kann noch viel werden

ps.: Meine Anmerkung bezieht sich auf deinen allerersten Text
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PikaCat
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Beiträge: 45



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Beitrag21.10.2018 09:13

von PikaCat
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi MarieLuise,
entschuldige, ich war länger nicht im Forum, daher eine späte Antwort.

Vielen Dank für dein feedback. Wie du wohl bereits gelesen hast, stecke ich mit dem Schreiben noch in den ersten Gehversuchen. Desto mehr ich mich damit beschäftige, desto klarer wird mir, dass mir noch einige Gedanken dazu (wie innere Entwicklung u. wahres Bedürfnis der Figur, backstory u. a. mehr)  fehlen und die Idee zu dieser Geschichte noch weiter reifen muss. So ist mir auch noch nicht recht klar, wen ich damit ansprechen möchte - am liebsten alle Wink

Die Prota ist um die 50 Jahre alt, ja und es soll reichlich Rückblenden geben, u. a. spannendes und kriminelles aus der Drogenszene u. erklärendes aus Kindheit, Jugend und Erwachsenleben, was den Status-Quo der Prota erklärt.

Danke für deine Ermutigung zum Weitermachen, ich bleibe dran Smile
Ciao'i PikaCat
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