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Schluri Leseratte
Alter: 36 Beiträge: 159
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27.07.2018 10:18 Rückblenden & komplett andere Erzählperspektive von Schluri
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Ich plane gerade meinen nächsten Roman und stolpere ein bisschen über die Erzählperspektive. Es geht um eine Frau, die an einen Ort reist an dem sie immer wieder Briefe ihrer verstorbenen Mutter erhält, die langsam entblößen, was damals mit ihr geschah. Die Geschichte spielt zu etwa 50 % in der Gegenwart der Tochter und 50 % in der Vergangenheit der Mutter (durch die Briefe eben).
Wenn sie diese Briefe liest wollte ich quasi ‚in die Zeit reisen‘ und das damals Geschehene erzählen. Also kein Runterrattern des Briefes, sondern wie ein wirkliches Durch-die-Zeit-reisen. Jetzt stellt sich mir die Frage, wie ich das mit der Erzählperspektive am besten mache.
Meine Idee war es die Geschichte, die mit der Tochter in der Gegenwart spielt in dem personalen Erzähler und Präsens ablaufen zu lassen. Die Rückblenden in dem Ich-Erzähler und Präteritum. Obwohl ich ein Zurückreisen will, möchte ich dennoch irgendwie deutlich machen, dass es sich dabei um eine Erzählung einer Person handelt. Eben weil es ja auf Briefen basiert. Und die würde man ja, wenn man seine Geschichte erzählt, auch in der Ich- und Vergangenheitsform erzählen.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob das funktioniert, weil das vielleicht zu viel Springerei zwischen Zeiten und Erzählperspektive ist, obwohl ich die Logik hinter den gewählten Formen ja schon sehe.
Was meint ihr? Kann man das so machen oder verwirrt der komplette Erzählperspektivenwechsel inklusive Zeitenwechsel zu sehr?
_________________ Liebe Grüße
Ronja |
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Gast
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27.07.2018 11:17
von Gast
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Letztlich gilt aus meiner Sicht: Probieren geht über studieren. Sprich: Ich würde einfach anfangen zu schreiben, dann merkst du (zumindest geht das mir so) relativ schnell, ob sich die beiden gewählten Perspektiven für dich richtig anfühlen.
Zum Grundsätzlichen: Perspektivwechsel, noch dazu so drastische, sind sicher Geschmackssache. Ich persönlich liebe sie, sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen. Nichts lässt mich tiefer in verschiedene Charaktere eintauchen, wenn die gewählten Perspektiven und Erzählzeiten passen. Allerdings habe ich diesbezüglich schon ganz unterschiedliche Leserresonanz erlebt. In meiner letzten Agentur zum Beispiel wurde ein ähnlich gearteter Perspektivenwechsel, noch ein bisschen krasser vielleicht als deiner, von Agentin Nr. 1 als halber Geniestreich gefeiert, der mein Manuskript zu etwas ganz Besonderem macht. Dann gab es aber leider einen Personalwechsel, Agentin Nr. 2 bezeichnete den Wechsel als überflüssige Spielerei, zu verkünstelt und überhaupt viel zu anspruchsvoll für den Standardleser. Ob deine Idee also besonders marktgängig ist, weiß ich nicht. Agenturen und Verlage neigen vielleicht teilweise dazu, den Leser an sich für nicht besonders helle und leicht zu verwirren zu halten ... Ausprobieren würde ich es aber wohl trotzdem. Schon allein, weil du ja aus meiner Sicht bei dieser Geschichte einen klaren Cut zwischen den beiden Protagonistinnen brauchst. Liebe Grüße!
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6380 Wohnort: USA
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27.07.2018 13:45
von Murmel
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Lese meine Brunnenleich (die Technik siehst du schon als Leseprobe), dann siehst du, wie man das machen kann.
Soll heißen, suche dir Beispiele in veröffentlichten Büchern. Ich schreibe gerade einen Roman, in denen der Rückblick in der Ich-Person im Block geschieht, die Rahmenhandlung als Er/Sie-Perspektive. Geht.
Hilfreich dabei: die Person und Zeit klar am Kapitelanfang herausstellen. Dann verwirrst du die Leser nicht.
_________________
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Schluri Leseratte
Alter: 36 Beiträge: 159
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27.07.2018 14:15
von Schluri
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Danke ihr beiden.
Dass zwischen der Ich und Er/Sie Perspektive gesprungen wird, kenne ich tatsächlich aus ein paar Romanen. Besonders bei Liebesromanen habe ich das oft gelesen. Da wird die Protagonistin in der Ich-Form geschrieben, wohl um den weiblichen Leser besser in ihre Haut stecken zu können.
Bei mir geht es zudem auch um die Zeiten. Quasi beides auf einmal.
Also in etwa sowas (bitte keine Textanalyse. Ich denke mir das gerade einfach nur schnell aus, um zu verdeutlichen, was ich meine ):
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YYY setzt sich mit dem Brief auf das Bett und faltet ihn mit zittrigen Händen auseinander. Schnell überfliegt sie die Zeilen, nur um dann nochmal langsam mit dem Lesen von vorne zu beginnen.
[Szenenwechsel - hier würde ich dann markieren, dass sich die Person ändert]
Ich wuchs in einem schönen Örtchen neben einem noch schöneren See auf und wollte mein ganzes Leben lang nichts anderes als die weite Welt sehen.
Eines schönen Tages ging ich zum Bäcker, nur um davor eine alte Freundin meiner Mutter zu treffen.
"Hallo XXX, wie geht's dir denn?", fragte sie.
usw.
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Die Erzählungen aus dem Brief sollen dann quasi zu einer Geschichte mit Dialogen etc. werden. Da passt halt der ICH-Erzähler sehr gut, weil es ja immer noch Briefe sind. Und die Vergangenheitsform eben auch, weil es ja nachträglich erzählt wird.
Ich bin mir nur nicht sicher, ob Perspektive und Zeitwechsel in einem too much ist.
@Murmel
Meinst du bei Brunnenleich direkt im ersten Kapitel den Rückblick zu Santo Domingo damit?
_________________ Liebe Grüße
Ronja |
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