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Nachricht |
Cholyrika
 Eselsohr
Alter: 60
Beiträge: 465
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 26.07.2018 13:20
Man könnte Erdbeeren vergraben
von Cholyrika
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Man könnte Erdbeeren vergraben
Es ist wieder Zeit für meine ureigene Darstellungswut.
Ich schiebe mich nackt durch die Menge zum Schafott.
Schaut her, ich bin schuldig
Keine Mätressen lüften ihre Röcke
als Henkersmahlzeit.
Keine Anzugträger offerieren mir
neue Rentenzusatzversicherungen.
Zu spät für Individualismus.
Die Menge kühlt sich
im David Guetta Wind und vergisst ihre Namen.
Hier und da explodieren Denkerköpfe
und eine Mutter versucht verzweifelt ihre Geschichte zu erzählen.
Es ist Sommer in der Trabantenstadt.
Es regnet seit Generationen nicht.
Gegenüber markiert ein Hund sein Revier.
Weitere Werke von Cholyrika:
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gold
 Papiertiger
Beiträge: 4936
Wohnort: unter Wasser
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26.07.2018 22:14
Re: Man könnte Erdbeeren vergraben
von gold
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| Cholyrika hat Folgendes geschrieben: | Man könnte Erdbeeren vergraben
Ltd. google ist: "Abdecken oder Vergraben der Früchte" "wenig effektiv" kann leider keinen Zusammenhang zwischen dem Titel und dem Text herstellen
Es ist wieder Zeit für meine ureigene Darstellungswut.
Ich schiebe mich nackt durch die Menge zum Schafott.
Schaut her, ich bin schuldig
Keine Mätressen lüften ihre Röcke
als Henkersmahlzeit. diese Metapher gefällt mir
Keine Anzugträger offerieren mir
neue Rentenzusatzversicherungen.
Zu spät für Individualismus. Ist das ironisch gemeint? Ich denke, dass neue Rentenzusatzversicherungen eine Person noch lange nicht zum Individualisten machen. Das wäre mir zu spärlich.
Die Menge kühlt sich
im David Guetta Wind und vergisst ihre Namen.
Hier und da explodieren Denkerköpfe
und eine Mutter versucht verzweifelt ihre Geschichte zu erzählen.
Es ist Sommer in der Trabantenstadt.
Es regnet seit Generationen nicht.
Gegenüber markiert ein Hund sein Revier. |
Hallo Cholyrika,
schön, wieder mal etwas von dir zu lesen. Der zweite Teil deines Textes gefällt mir sehr gut, vor allem die Stellen | Zitat: | Die Menge kühlt sich
im David Guetta Wind und vergisst ihre Namen. |
und | Zitat: | | und eine Mutter versucht verzweifelt ihre Geschichte zu erzählen. |
Gerne gelesen.
LG gold
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Cholyrika
Eselsohr
Alter: 60
Beiträge: 465
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27.07.2018 08:55
von Cholyrika
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Lieben Dank fürs Lesen.
Ja, Du hast Recht!
Das ist eindeutig ironisch gemeint.
Und "Erdbeeren vergraben" ist nicht sinnvoll, es hat keinen Wert, es ist keine Sache, die überhaupt ein Ergebnis hervorruft. Darum der Titel
Liebe Grüße
Wir lesen uns
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Anoa
Leseratte
A
Alter: 67
Beiträge: 143
Wohnort: Berlin
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A 27.07.2018 09:19
von Anoa
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Guten Morgen!
Wegen der Hitze nur kurz:
Dein Text ist dufte, wie wir in Berlin sagen.
Anoa
_________________
Mona Ullrich, Berlin |
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Aranka
Bücherwurm
A
Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 27.07.2018 12:02
von Aranka
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Hallo Cholyrika!
Der Text gefällt mir. Rund um. Punkt.
Ich weiß, kein sehr qualifizierter Kommentar, aber drei erste knappe Aussagen aus dem Bauch heraus. Mal sehen, ob bei der Hitze ein paar begründete Aussagen gelingen, ohne zu zerfließen.
Ich mach's mal zwischen den Text. Hoffe es stört dich nicht.
| Zitat: | | Man könnte Erdbeeren vergraben |
Was für ein Titel: macht das, was es soll, lockt mich in den Text, macht mich neugierig, setzt Gedanken frei. Und nach erstem Lesen des Textes, stimme ich dir zu: es ist zu heiß zum Bäume auszureißen, aber der Text-Blick verlangt nach einer völlig sinnlosen Aktion. Also vergraben wir gedanklich Erdbeeren.
| Zitat: | | Es ist wieder Zeit für meine ureigene Darstellungswut. |
Ich lese Selbstironie und gleichzeitig einen ganz gelassen lakonischen Ton. Gefällt mir als Einstieg. Ich weiß, woran ich bin mit dem LI.
| Zitat: | Ich schiebe mich nackt durch die Menge zum Schafott.Â
Schaut her, ich bin schuldig |
Ich sehe das Nacktsein zwar übertragen und die Ironie in der zur Schau getragenen Schuldigkeit noch mal gesteigert, aber die Zeile: "Ich schiebe mich nackt durch die Menge“ hat auf der ersten Ebene eine hohe Bildwirkung und rüttelt mich als Leser einfach wach. Da will einer seine "Botschaften" deutlich in den Raum setzen.
| Zitat: | Keine Mätressen lüften ihre RöckeÂ
als Henkersmahlzeit.Â
Keine Anzugträger offerieren mirÂ
neue Rentenzusatzversicherungen.Â
Zu spät für Individualismus. |
Der Text wirft einen kritischen Blick auf die Gesellschaft und tut dies (für mich in gelungener Weise ) sehr bildhaft. Beim Lesen geht mir so einiges durch den Kopf, was für mich hier angestoßen wird:
Die absolute Freiheit des Einzelnen, Jahrhunderte Ziel des aufgeklärten Menschen, ist längst Geschichte, ist ernüchternde und nicht durchschaute Realität. Was uns in lauter EINZELNE auseinandergebracht hat, fügt nichts (auch keine Ideologie) mehr zusammen.
Der Partikularismus ist an sein Ziel gekommen: wir sind bei uns angekommen und suchen immer weiter. Doch wonach? Nach Identität? Und wenn es die nur in der Identifizierung mit etwas außerhalb von uns gäbe?
| Zitat: | Die Menge kühlt sichÂ
im David Guetta Wind und vergisst ihre Namen. |
„Die Menge“ ein Versuch? Ein Versuch nach ein Stück Gemeinschaft? Der David Guette Wind die Möglichkeit einzutauchen und sich als kurze Gemeinschaft zu fühlen? Reicht das einem Wesen, das sich auch als geschichtliches sieht?
| Zitat: | Hier und da explodieren DenkerköpfeÂ
und eine Mutter versucht verzweifelt ihre Geschichte zu erzählen. |
Verzweifelte Versuche!!!
Die vielbeschworene individuelle Freiheit war und ist eine politische Metapher.
Was bleibt: Das Sammeln der Fakten. Der eigene Blick auf die Dinge in ihrer Vereinzelung.
Die letzten drei Zeilen tun dies ohne Wertung, ohne Jammern oder Beschönigung: eine Reihung – die Gegebenheiten in der Vereinzelung.
| Zitat: | Es ist Sommer in der Trabantenstadt.Â
Es regnet seit Generationen nicht.Â
Gegenüber markiert ein Hund sein Revier. |
Dieser Text überzeugt mich nicht zuletzt durch den roten Faden, den konsequenten Ton und die zupackenden Bilder.
Gerne gelesen. Aranka
_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Cholyrika
Eselsohr
Alter: 60
Beiträge: 465
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27.07.2018 12:50
von Cholyrika
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Lieben Dank für Deine gute und präzise Interpretation!!!!!
Nur beim "Nacktsein" hatte ich eine andere Intuition.
Es geht um das die Wertung des Nackseins.
Am besten beschreibt das ein lateinische Sprichwort, dass ich auch groß auf der Brust tätowiert habe:
Omnia mea mecum porto
„All meinen Besitz trage ich bei mir“
ist ein von Cicero dem griechischen Philosophen Bias von Priene zugeschriebener Ausspruch.[1] Bias von Priene, einer der sieben Weisen, soll diesen Ausspruch auf der Flucht aus seiner Heimatstadt getätigt haben: Sein wahrer Besitz liegt in seinen Fähigkeiten und seinen charakterlichen Eigenschaften - und nicht in materiellen Dingen. Daran wird der Einfluss der Kyniker auf die Lehre der Stoa deutlich; man vergleiche etwa die Ansichten des Diogenes von Sinope zu materiellem Besitz.
Lieben Dank fürs Lesen und die Textarbeit
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