18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Trash
Egon Rufus


 
 
Gehe zu Seite Zurück  1, 2
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Herr N.
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 293
Wohnort: Augsburg


Beitrag11.07.2018 10:06

von Herr N.
Antworten mit Zitat

guten morgen constantine,

jetzt ging ja doch alles ganz plötzlich und schnell. ich hoffe, diese zeilen:
Herr N. hat Folgendes geschrieben:
freut mich, dass sich der kleine text an dich heranknabbern konnte. vielleicht beschenkst du mich bald ja noch mit ein paar zeilen zu eben diesem


haben jetzt nicht unnötig zu dieser reaktion geführt? tatsächlich habe ich mir nämlich gestern noch überlegt, ob ich nicht vielleicht doch klarstelle, dass der satz oben bitte nicht als aufforderung zu verstehen ist. Wink



Zitat:

Mein lieber Herr N.,

nach dem sich dein Text bei mir gesetzt hat, gebe ich dir gerne ein Feedback, das ich dir schuldig bin:


schau, lieber constantine, das ist tatsächlich eine irrtümliche annahme. du bist mir keinesfalls irgendetwas schuldig - am wenigsten noch ein feedback zu diesem, oder irgendeinem meiner texte. für mich schwingt in dieser aussage (und ich denke nicht, dass sie dir schlicht unabsichtlich herausgerutscht ist Wink ) auch ein gefühl des mühsamen mit. im grunde macht das alles den eindruck als müsstest du es - weil du es ja mehr oder weniger 'angekündigt' hast. ich kann mir nicht vorstellen, dass in dieser form eine gemütlich auseinandersetzung mit einem text überhaupt möglich ist. auch deshalb kann ich dir das hier,   
Zitat:
Dennoch, sehr gerne gelesen.

nicht so ganz abkaufen Twisted Evil

aber: umso geiler dann deine lesart richtung:  
Zitat:

"Ausbruch" aus dem Wahnsinn des (Männer-)Alltags.
Daumen hoch² Daumen hoch²

ja, ja. die horrenden anforderungen an uns männer heut zu tage. es ist eine qual. fast cyboresk wandelt egon durch den (arbeits-)alltag, geht einer verpflichtung nach der anderen nach - und ja, selbst so ein ausbruch will da gut geplant sein. alles bis aufs kleinste vorbereitet. natur? alles quatsch, kann man sich untertan machen, in dem man sie in seinen zeitplan einordnet.
kontrolliertes chaos. geh ich voll mit, constantine. auch spiegelt im übrigen ja die von dir angemängelte erzählweise genau diese kontrolle wider.
der von dir angesprochene wanderer - als substitut für's schaf - hätte aber überlebt. womöglich wäre rufus eher in ein zähes streitgespräch verfallen, denn wer mag sich in seinen plänen schon so spontan gestört fühlen? das echte leben und die karriere will aber niemand durch so einen mord auf's spiel setzen. selbst das schaf kann rufus ja nur in gestalt eines wolfes morden, nichtmal hier ist er dazu in der lage, sich wirklich völlig gehen zu lassen. lieber mal für ein wochenede in eine andere rolle schlüpfen - die weiße weste sollte am ende aber erhalten bleiben.

Zitat:
Rufus ist nicht nur freundlich und gewissenhaft, er hat für sich einen Weg gefunden, wie er mit "Problemen" nach Konfrontationen umzugehen hat. Er zieht sich zurück und lässt allein mit sich manches Unterdrückte kontrolliert raus. Ein verwüsteter Wald und ein totes Schaf (ich gehe davon aus, dass wenn anstelle des Schafes ein zufälliger Wanderer des nachts dort vorbei gekommen wäre, dann hätte er nicht überlebt, aber Rufus scheint darauf zu bauen, dass er an diesem abgeschiedenen Ort für sich bleibt und nicht, nach seinem Wüten, polizeilich gesucht wird. Ich lese sehr viel Kontrolle in diesem Text, auch in der Wolfsphase.


Zitat:
Auffällig ist der Erzähler, der sich etwas "geschwollen" ausdrückt, um (möglicherweise) Rufus als sorgfältigen, zivilisierten, höflichen und freundlichen Menschen zu charakterisieren.

nicht nur möglicherweise - dies sollte auf der hand liegen. zumindest scheint der erzähler eher aus der welt von rufus zu kommen.

Zitat:
Der Erzähler bleibt in seiner Rolle des sorgfältigen Erzählers, zunächst, denn er weiß, was Sache ist. Kennt Rufus und ihm reicht es die Vorgänge zu berichten. Berichten, das ist es, was mir leider negativ aufstößt. Das Ungemütliche, was der Erzähler bereits für mich bewertend vorwegnimmt, kommt für mich nicht rüber. Der Erzähler berichtet und bewertet hier. Das Bewertende, auch Begriffe wie "kurzerhand" oder "unvermittelt" würde ich überdenken, denn es nimmt der Geschichte mMn das Ungemütliche weg.


die massive untertreibung des 'ungemütlichen', stellt im text die zäsur dar. und meinetwegen auch, wie von gold so wahrgenommen, den stilistischen bruch von realität zu phantasie (bzw. verbildlichung).  das, was vorher noch in egon unterdrückt wurde, explodiert nun - das von dir angesprochene kontrollierte chaos platzt heraus. aber es geschieht weiterhin geplant. anders gesagt: hier ist es klare absicht, dass das 'ungemütliche' einfach so in den raum gestellt wird, als etwas, das nun geschieht - aber eben so strategisch bedacht ist und aus diesem grund lediglich 'stattfindet' - da soll es nichts weiter geben, in das man sich hineinfühlen, bzw. hineinleben kann. es geht um egons emotionslose triebbewältigung, die nun endlich, seinem wunsch gemäß, stattfinden kann.

Zitat:

Schwierig finde ich diese Stellen:
Zitat:
Dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen)

Zitat:
Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig

Der Erzähler, der sonst berichtete, kommt mir hier plötzlich mit einer Bildsprache, die mir im Gesamtkonzept als zu gekünstelt und gewollt daherkommt, bloß nichts oder nicht zu viel Preis zu geben, was da geschieht. Geheimniskrämerei, anstelle zu berichten. Aber dann als zu gewollt mit der Klammer "(Frauen)" sicherzugehen, dass der Leser nicht zu sehr abdriftet. Ein Balanceakt, ja, für mich eine Stelle, wo der Erzähler aus seiner anfänglichen berichtend_bewertenden Rolle fällt.


schade, dass der text es hier nicht mehr schafft, dich mitzuzerren Wink . denn gerade dieser von dir angesprochene abschnitt ist der moment im text, in dem der konflikt zwischen egons welt und der welt, in die er eintritt um seine persönlichen probleme aufs egoistischste zu bewältigen, am deutlichsten zum vorschein kommt. das was du hier als 'gekünstelt' und 'zu gewollt' wahrnimmst, ist natürlich erstmal exakt dies: nämlich absolut und zu hundert prozent gewollt und klar, auch ge- und ver- und herumgekünstelt. es ist aber auch die einleitung und der grund für das, was am ende von egon übrig bleibt - eine erschöpfte gestalt, die eventuell aus nichts mehr sonst zu bestehen scheint, als aus einem namen.

lieber constantine, trotz meines eindrucks, dass das nun alles doch eher eine zäh-geforcte auseinandersetzung mit dem textmaterial war, nochmals vielen dank für deine gewohnt individuellen denkbeiträge  hierzu Daumen hoch

lg n.

achja: sonstwegen - finden wird man das wohl kaum im duden. eine begrifflichkeit, die am ehesten richtung adverbiale irgendwas-aber-ich-als-autor-sag-nicht-genau-weshalb-konstruktion funktionieren könnte. bin da mit dem pinsel abgerutscht und mir gefiel, was kleben blieb smile


_________________
Das Herrliche:
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag11.07.2018 19:06

von Constantine
Antworten mit Zitat

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
guten morgen constantine,

jetzt ging ja doch alles ganz plötzlich und schnell. ich hoffe, diese zeilen:
Herr N. hat Folgendes geschrieben:
freut mich, dass sich der kleine text an dich heranknabbern konnte. vielleicht beschenkst du mich bald ja noch mit ein paar zeilen zu eben diesem


haben jetzt nicht unnötig zu dieser reaktion geführt? tatsächlich habe ich mir nämlich gestern noch überlegt, ob ich nicht vielleicht doch klarstelle, dass der satz oben bitte nicht als aufforderung zu verstehen ist. Wink

Zitat:
Mein lieber Herr N.,

nach dem sich dein Text bei mir gesetzt hat, gebe ich dir gerne ein Feedback, das ich dir schuldig bin:

schau, lieber constantine, das ist tatsächlich eine irrtümliche annahme. du bist mir keinesfalls irgendetwas schuldig - am wenigsten noch ein feedback zu diesem, oder irgendeinem meiner texte. für mich schwingt in dieser aussage (und ich denke nicht, dass sie dir schlicht unabsichtlich herausgerutscht ist Wink ) auch ein gefühl des mühsamen mit. im grunde macht das alles den eindruck als müsstest du es - weil du es ja mehr oder weniger 'angekündigt' hast.

[Hervorhebungen durch mich]

Lieber Herr N.,

du unterliegst einer irrtümlichen Annahme, du hättest mich zu einem Feedback aufgefordert. Ich kann dich beruhigen und stelle im Gegenzug klar: Ich habe dir mein Feedback angekündigt, du hast deinen Wunsch geäußert, dich mit ein paar Zeilen zu eben diesem zu beschenken. Mehr nicht.
Mein Feedback war mühsam, ja, mühsam im Sinne von, ich habe mir Mühe gegeben und ich denke, du siehst diese geile Mühe, allerdings keine Muss-Mühe, sondern eine Möchte-Mühe.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
ich kann mir nicht vorstellen, dass in dieser form eine gemütlich auseinandersetzung mit einem text überhaupt möglich ist. auch deshalb kann ich dir das hier,   
Zitat:
Dennoch, sehr gerne gelesen.

nicht so ganz abkaufen Twisted Evil

Ich habe nichts zu verkaufen, mein "Dennoch, sehr gerne gelesen" gab's gratis zu der mühevollen Möchte-Mühe dazu.




Herr N. hat Folgendes geschrieben:
die massive untertreibung des 'ungemütlichen', stellt im text die zäsur dar. und meinetwegen auch, wie von gold so wahrgenommen, den stilistischen bruch von realität zu phantasie (bzw. verbildlichung).  das, was vorher noch in egon unterdrückt wurde, explodiert nun - das von dir angesprochene kontrollierte chaos platzt heraus. aber es geschieht weiterhin geplant. anders gesagt: hier ist es klare absicht, dass das 'ungemütliche' einfach so in den raum gestellt wird, als etwas, das nun geschieht - aber eben so strategisch bedacht ist und aus diesem grund lediglich 'stattfindet' - da soll es nichts weiter geben, in das man sich hineinfühlen, bzw. hineinleben kann. es geht um egons emotionslose triebbewältigung, die nun endlich, seinem wunsch gemäß, stattfinden kann.

Danke für deine klärenden Worte.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

Schwierig finde ich diese Stellen:
Zitat:
Dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen)

Zitat:
Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig

Der Erzähler, der sonst berichtete, kommt mir hier plötzlich mit einer Bildsprache, die mir im Gesamtkonzept als zu gekünstelt und gewollt daherkommt, bloß nichts oder nicht zu viel Preis zu geben, was da geschieht. Geheimniskrämerei, anstelle zu berichten. Aber dann als zu gewollt mit der Klammer "(Frauen)" sicherzugehen, dass der Leser nicht zu sehr abdriftet. Ein Balanceakt, ja, für mich eine Stelle, wo der Erzähler aus seiner anfänglichen berichtend_bewertenden Rolle fällt.


schade, dass der text es hier nicht mehr schafft, dich mitzuzerren Wink . denn gerade dieser von dir angesprochene abschnitt ist der moment im text, in dem der konflikt zwischen egons welt und der welt, in die er eintritt um seine persönlichen probleme aufs egoistischste zu bewältigen, am deutlichsten zum vorschein kommt. das was du hier als 'gekünstelt' und 'zu gewollt' wahrnimmst, ist natürlich erstmal exakt dies: nämlich absolut und zu hundert prozent gewollt und klar, auch ge- und ver- und herumgekünstelt. es ist aber auch die einleitung und der grund für das, was am ende von egon übrig bleibt - eine erschöpfte gestalt, die eventuell aus nichts mehr sonst zu bestehen scheint, als aus einem namen.

[Hervorhebungen durch mich]

So deutlich dann leider doch nicht für mich. Laughing
Was ich mir vorstellen könnte, wäre eine "Markierung" des "neuen" Einleitungs-Abschnitts, in der ein Wechsel geschieht, vielleicht durch eine textale ... Pause, in der der Erzähler auch kurz inne Hält.
Auch hier, danke für die klärenden Worte.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
achja: sonstwegen - finden wird man das wohl kaum im duden. eine begrifflichkeit, die am ehesten richtung adverbiale irgendwas-aber-ich-als-autor-sag-nicht-genau-weshalb-konstruktion funktionieren könnte. bin da mit dem pinsel abgerutscht und mir gefiel, was kleben blieb smile

Danke für diesen Einblick.

LG Constantine
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag11.07.2018 22:26

von Heidi
Antworten mit Zitat

Lieber N.,

ich schon wieder. Ich hoffe, du kannst so viel Aufmerksamkeit verkraften.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
hi liebe heidi,

Zitat:


 Das nun meine ganz individuelle Leseart.


... lass dir die nicht wegnehmen


Warum sollte ich mir die wegnehmen lassen? Wäre grundverkehrt und mach ich prinzipiell nicht. Und gerade dir ist es doch wichtig, dass der Leseeindruck nicht durch deine Gedanken beeinflusst wird, deshalb hab ich extra-individuell interpretiert.
Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen (wenn es denn so sein sollte): Ich werde auch weiterhin nicht uniformiert lesen. Meine Individualtät ist mir alles.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
mich fasziniert egon, so wie du ihn wahrnimmst, welche person er ist. die steifheit, das pendantische, das er dann im verlauf ablegt - das bild des stockes, der ihm, egon, vormals im arsch steckte, dann aber von ihm, auch für den aufstieg zur ruine, als stütze genutzt wird. jeweils also wird die gleiche nutzfunktion eines stockes für zwei völlig unterschiedliche zwecke gebraucht - einmal zur stabilisation des außen und einmal als synonym für einen krampfig, unlockeren, vielleicht spießigen charakter.


Danke, N., mir geht es wie dir, bin auch fasziniert von Egon und das, was ich in ihm entdecke. Ich mag Egon. Vielleicht gerade wegen dieser plötzlichen Aufrichtekraft. Es muss ihm schwer gefallen sein, den Stock von da nach dort zu transportieren - so lese ich das ganz individuell auch hier.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
ratlos macht mich, dass hier humor erkannt wird (nicht nur von dir, so scheint es). vielleicht ist es auch schlicht nicht mein humor, der erkannt wird. und das kann ja schon sein. wäre nicht das erste mal, dass mir etwas unfreiwillig humoristisches gelungen wäre ... Twisted Evil
diese erwartung an den (potentiell vorliegenden) humor wird wahrscheinlich in der folge dann auch automatisch an der nächsten stelle erwartet oder hineingedacht. wie dem auch sei. humoristisch sollte dieses kleine stückchen nicht sein. obwohl  man ja auch lachen kann, wenn gar nichts witzig ist ... Rolling Eyes


Für dich ist all das nicht witzig, okay; aber ich und meine Individualität haben trockenen Humor gelesen, den ich auch "erklärt" hatte. Einerseits war es die Kategorisierung, die mich Schmunzeln ließ, dann auch noch die Stelle mit den Frauen in Klammern. Die wirkt wie eine Stimme aus dem Off, die schreit: Hey, es geht hier um Frauen, sie sind für Egons Elend zuständig! und das fand ich witzig - nicht, weil ich Egon gerne wegen Frauen leiden sehe (im Gegenteil), sondern, weil ich diese Stimme aus dem Off als witzig angesehen habe, als trocken, humorig. Dass liegt natürlich stark an mir, an meinem Lesen, vielleicht auch, weil ich mit Egon nicht in einen absoluten Abgrund gehen wollte, weil ich mir doch noch ein Fünkchen Hoffnung für ihn gewünscht habe, oder vielmehr, weil ich selbst in solchen unausweichlichen, krassen Innenraum-Situationen dann noch einen Funken Humor in mir trage(n) (will), der mich nicht vollends verenden lässt. Das habe ich mir für Egon gewünscht, vielleicht. Und so will ich den Text auch lesen. Text hat nichts dagegen, ich hoffe, der Autor hat auch nichts dagegen und selbst wenn der Autor - das war nun die Stimme aus meinem Off - ich meine natürlich du -, also selbst, wenn du als Autor was dagegen hättest, was bestimmt nicht der Fall ist, aber selbst wenn es so wäre, würde ich mir meine Leseweise nicht nehmen lassen.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Du hast plausibel gesagt. Yippie. Smile
Wenn der Schaffner eine Kreation Egons ist, dann wäre der Text tatsächlich noch psychotischer. Nein, nicht Text, sondern er als Figur. Persönlichkeitsspaltung. Weißt du, ich erlebe den Text von der ersten Zeile an als (seelisches, inneres) Bild. Alles, was da steht, erlebe ich von innen heraus erzählt, durch Egon. Im Grunde könnte es auch ein Traum sein. Deshalb der Spaltungsgedanke gerade (aber vielleicht ist Egon auch einfach nur im Zwiespalt mit sich). Der Schaffner ist ja derjenige der eine Bahn führt bzw. lenkt und die Bahn erlebe ich als Fortbewegungsmittel, auch als Teil von Egon, das ihm hilft voranzukommen (innerlich betrachtet). Jetzt sitzt er in der Bahn und kann sich fortbewegen, davor war er möglicherweise nicht in dieser Position. Die Bahn auch als Synonym für Auto. Auto - Selbst. Und der Schaffner ist eben die Person, die dieses Selbst lenkt (aber gleichzeitig zu Egon gehört, also nicht von ihm erschaffen ist, in meinem Lesen).


auch hier bleibe ich in deiner lesrichtung etwas ratlos zurück - klar: in einem traum wäre dann alles möglich. was soll man dann aber greifen? bahn = auto = selbst - der schaffner lenkt das selbst, der schaffner als zweitfigur egons. es ist eine verschachtelte lesart, die sich eventuell nur durch den "anker" alles-ist-ein-traum lösen ließe?


Ich glaube nicht, dass in einem Traum alles möglich ist, zumindest nicht, wenn er literarisch umgesetzt wird - auch hier ist es wichtig, Gefühl stimmig zu transportieren. Ich habe den Text aber nicht als Traum gelesen sondern als Innenraum / Seelenraumerleben, pures Gefühl, durch und durch surrealistisch, von der ersten Zeile an.
Die Frage ist auch: Was wäre denn alles-möglich-sein? Text sollte sprechen, er sollte mir was vermitteln, insofern ist mMn auch in einer "realen" Geschichte alles möglich.
Den Anker alles-ist-ein-Traum brauche ich nicht, mein Denken bewegt sich in alle möglichen Richtungen, differenziert Egons Seele, seinen Geist, seinen Leib, sein Selbst und alles mögliche andere an ihm auseinander und fügt später alles wieder zusammen. Sicherlich ungewöhnlich diese Leseart, aber ich funktioniere so und nicht anders.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Ja, könnte man meinen. Ich schätze du weißt mehr, weil du ja der Regiemeister bist und nun machst du Andeutungen, ohne klar auszusprechen; vielleicht, um mich auf Text scharf zu machen. Du bist vielleicht einer. Ich dachte immer, Frauen wären fürs Drumrumreden zuständig.


ich werde niemanden mit der schnauze in meinen text drücken und so tun, als gäbe es 'den korrekten' zugang zu ihm, das weißt du Wink - das mag hier an anderer stelle und in anderer form der fall sein (und von der forummehrheit im zuge einer textbesprechung vom autor so gewollt) - ändern wird sich daran nichts. smile


Ich vermute, hier verstehst du mich falsch. Das Zitat von mir bezog sich auf diese Aussage von dir:

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
ein aussenseiter - dem aber scheinbar aus dem nichts heraus, wie per regie, ein schaf über den weg gehetzt wird. pünktlich zum auftritt und eventuell sogar etwas verspätet, was die hektik im lauf des schafes erklären könnte Wink
und warum dann erst blut dort ist und dann auch schon wieder nicht - alles wirkt irgendwie konstruiert und wie auf egons kurzzeitiges verlangen zugeschnitten. könnte man meinen ...


Ich verstehe noch immer nicht, was du mir damit sagen wolltest. Vor allem auch wegen Zwinker; ich verstehe das inhaltlich nicht, deshalb meine unprofessionelle Antwort.
Was meinst du damit, also mit dem Schaf, das wie per Regie über den Weg gehetzt wird? Und mit dem Konstruieren und Zuschneiden auf Egons kurzzeitiges Verlangen? Und das Blut, erst da dann nicht da? Ist Text konstruiert? Ist Text mehr aus dem Fluss entstanden? Keine Ahnung, was du mir damit vermitteln wolltest? Ich habe dann meine Schlüsse gezogen, anstatt Fragen zu stellen. Hier jetzt nachgereicht für dich.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Ein Kreis ist doch sehr endlich, eigentlich.


wenn man einen kreis als abgeschlossenes werk wahrnimmt, dann mag der schon auch endlich sein. wenn man ihn sich aber in der entstehung betrachtet, nämlich wenn die linie gezogen wird, dann ist er (oder die in kreisform gebrachte linie) nach meinem geschmack sehr unendlich.


Nach deinem Geschmack darf ein Kreis das gerne sein, aus meiner Betrachtung heraus, ist er das nicht. Es bräuchte dann schon zwei Kreise mit einer Kreuzung.
Aber jetzt, wo du das sagst, lese ich Egon vielleicht noch mal anders, im Kreis laufend, bis in alle Ewigkeit. Das wäre dann Unendlichkeit im Kreis und sehr, sehr tragisch. Düsternis pur. Keine Entwicklungsmöglichkeit, zumindest für diesen Abschnitt. Vielleicht kommt aber ein Schaf und schmilzt die Linie fort. Das wäre dann mein Wunsch an Text (in die Zukunft gerichtet).

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Interessant. Hab ich anders gesehen, weil bei mir der Quallenbegriff eher flüssig mit Dehn- und Senkbewegungen gefüllt ist, auch beruhigend in der Bewegung. Und ein Tier, na ja, ist halt ein Tier.


im wasser, ja. da gebe ich dir recht - sehr anmutig. wenn man sich eine qualle allerdings, vielleicht bereits verendend, am strand denkt, dann ist das eher ein unförmiger klumpen galertartiger masse - und im wald - so meine gedankenrichtung - müsste solch eine tier(klar, vielleicht wald-tier)-quallen-vermischung eher wie fehl am platz und wenig anmutig erscheinen.


Das hat Text mir nicht vermittelt. Der Begriff Qualle ist bei mir nicht automatisch mit toter gestrandeter Qualle besetzt.
Aber deine Interpretation finde ich hochinteressant. Klar im Wald wird Qualle zu etwas völlig anderem. Fremder Stern dort, für die Tierqualle.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Ich auch. Hast du auch gelacht?

nur heimlich und ganz kurz. im keller, in meiner kiste.


Verdammte Scheiße, ich mach mir ernsthaft Sorgen um dich. Reiß die Kiste besser in Fetzen und brenn den Keller nieder.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Zitat:
Es blutet. Dann hört es auf [...]


Zitat:
Die Stelle ist meinem Empfinden nach, im Satzbau zu einfach geraten. Du wolltest hier hetzig schreiben, wie ich jetzt weiß, aber trotzdem finde ich, dass du dieses "Es blutet" / "Dann hört es auf" tatsächlich wie in einer Kindergeschichte für 0 - 2 Jahre einsetzt. Das geht besser. Vor allem, wenn man die Rest-Textsprache miteinbezieht.

Das wars auch schon.

LG Heidi


hier wollte ich keinesfalls hetzig schreiben (woher "weißt du das jetzt" nur? Twisted Evil ). durch den gebrauch der sprachlichen reduzierung und der erzählerischen gleichgültigkeit sollte hier eher die unausweichliche determiniertheit der vorgänge hervorgestellt werden. das schaf kommt herbeigehetzt, pünktlich zur schlachtung, dann blutet es - und dann hört es auf zu bluten -  als sei dies ein ereignis, das sich, aufgereiht in einer kaskade an ereignissen, eben zu ereignen habe - und dem dabei außerdem nur ein vorbestimmter zeitlicher rahmen zugestanden ist.


Woher ich das weiß? Ich habe es vermutet, wegen diesem Teil der einen Antwort von dir, die ich bisher noch nicht verstanden habe:

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

ein aussenseiter - dem aber scheinbar aus dem nichts heraus, wie per regie, ein schaf über den weg gehetzt wird.


Danke fürs Mitteilen deiner Intention zur kindlich-einfachen Sprache an dieser Stelle.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

liebe heidi,

vielen dank dir nochmal, für deine interessanten überlegungen zum text. smile
n.


Auch hier noch ein Danke für dich und deine interessante und auch aufschlussreiche Rückantwort auf meinen Kommentar.


LG Heidi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag12.07.2018 00:00
Re: Egon Rufus
von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Egon Rufus

Egon Rufus nimmt die letzte Bahn nach Achtern, fragt den Schaffner noch freundlich, ob er sich denn sicher wäre, dass dies die letzte Haltestelle sei; was dieser ihm mehrmals - auch unter Eid - versichert. Rufus steigt nun aus, schnallt sich den Stock, den er sonstwegens mitgeführt hat, auf den Rücken, schaltet das Licht seiner Stirnlampe an und folgt dem Kegel bis auf Weiteres hinauf zur Kirchruine. Angekommen, wird alles ungemütlich.
.


Hallo Herr N.,

geht's jetzt zurück zum text_Anfang. Für mich ist der Schaffner eine ICH-Instanz in Egon, die, die ihm Mut zu seinem Unterfangen, seiner Reise in sein ICH zuspricht. Weiß Rufus, wenn's gelingen soll, muss er 'Achtern' also in das Dahinter seiner verklebten Oberflächlichkeiten … braucht's hierfür jene Wegung in seine Abgeschiedenheit, in jene Umgebung hinein durch seine fassadende äußere Ruine hindurch;

bietet sich die Figuration jener Kirchruine dort oben an, auf dem abgeschiedenen Berg [ die letzte Haltestelle, erreichbar mit dem Zug, ist's nun das zu_Fuß ]. In der Figuration steigt er an dieser letzten Zug-Haltestelle aus, braucht jetzt nicht mehr sein üblichen Krückstock [ schnallt ihn auf seinen Rücken ] …schaltet Rufus zur Sicherheit seine Stirnlampe ein hin ins Dunkel seiner Ruine  / erreicht die Ruine.

Rufus ist bereit; das erwartete Ungemütlich kann beginnen. Welches Ungemütlich tatsächlich? weiß Rufus sehr genau. Wenn's gelingen will, muss er sich nun seiner alten, verklebten ICH-Melange erwehren, wird sie rebellieren.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

Rufus versperrt den letzten Zugang zur eigenen Person, indem er sich kurzerhand in einen Wolf verwandelt und ein unvermittelt vorbeihastendes Schaf reißt. Es blutet. Dann hört es auf und er (Rufus) bastelt den Kreis - unbeachtet und im Hintergrund der Sache schon vorher begonnen – aufs Heftigste fertig.
.


Verwandelt sich R. in einen Wolf, zurück in seine ureigenen Instinkte … sie, die einzige Chance sich wieder zu finden, tut's; sieht er schon ein lockendes Schaf zurück in seine alte ICH-Welt  / reißt es, es blutet ... die erste Abwehr ist gelungen;

fühlt sich mehr ...

beginnt R. seinen instinkten ICH-Kreis zu zeichnen, zu basteln, zu bauen, wieder mehr und mehr zu erinnern  / ahnte er schon vorher davon … kann es nur er sein, der ihn einerseits zurückführen kann in sein Innerstes zugleich er es genauso ist, der ihn beschützen wird vor diesem alten lock_Dämon …

rüttelt dieser gewaltig an seinem neuen / alten Instinkt-Kreis … passiert nun das Ungemütlich, geht's los :   -->  beginnt nun der vorgezogene Komm-Teil davor  Wink  


Herr N. , mal so meine denk_Linie, mein gefundenes Stück Holz zu deinem sur_Stück … wieder ein fröhpfeif_Tschüss,  Frank …

-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Herr N.
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 293
Wohnort: Augsburg


Beitrag13.07.2018 11:20

von Herr N.
Antworten mit Zitat

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Lieber Herr N.,

du unterliegst einer irrtümlichen Annahme, du hättest mich zu einem Feedback aufgefordert. Ich kann dich beruhigen und stelle im Gegenzug klar: Ich habe dir mein Feedback angekündigt, du hast deinen Wunsch geäußert, dich mit ein paar Zeilen zu eben diesem zu beschenken. Mehr nicht.
Mein Feedback war mühsam, ja, mühsam im Sinne von, ich habe mir Mühe gegeben und ich denke, du siehst diese geile Mühe, allerdings keine Muss-Mühe, sondern eine Möchte-Mühe.


Zitat:

Ich habe nichts zu verkaufen, mein "Dennoch, sehr gerne gelesen" gab's gratis zu der mühevollen Möchte-Mühe dazu.


hallöchen constantine,

dass du dir für dein feedback mühe gegeben hast, das mag ich dir auf keinen fall absprechen. nichts anderes bin ich von dir gewohnt und allein die unzähligen (farblich differenzierten(!)) markierungen signalisieren dies.
und dass es sich dabei zusätzlich um möchte-mühe handelt, macht mich noch fröhlicher und dafür hier nochmal ein dickes möchte-danke an dich.
entschuldigung dann auch an dieser stelle, dass ich dir oben stehenden verkauf unterstellt habe. auch dieses, dein "sehr gerne gelesen", wollte ich in keiner form verniedlichen.  


aber nun zur noch ausstehenden überlegung:

Constantine hat Folgendes geschrieben:


Text hat Folgendes geschrieben:
Dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen).


Der Erzähler, der sonst berichtete, kommt mir hier plötzlich mit einer Bildsprache, die mir im Gesamtkonzept als zu gekünstelt und gewollt daherkommt, bloß nichts oder nicht zu viel Preis zu geben, was da geschieht. Geheimniskrämerei, anstelle zu berichten. Aber dann als zu gewollt mit der Klammer "(Frauen)" sicherzugehen, dass der Leser nicht zu sehr abdriftet.


verstehe ich dich richtig, so kam dir die explosion der bildsprache zu abrupt, zusätzlich wirkt auf dich als leser alles konstruiert, gepaart mit geheimniskrämerei und uneindeutigkeit, die dich an dieser stelle irgendwie hinausreißt.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Was ich mir vorstellen könnte, wäre eine "Markierung" des "neuen" Einleitungs-Abschnitts, in der ein Wechsel geschieht, vielleicht durch eine textale ... Pause, in der der Erzähler auch kurz inne Hält.
Auch hier, danke für die klärenden Worte.


vielen dank für's mitversuchen direkt am text, constantine. hättest du einen expliziten vorschlag, wie du diese 'textale pause' an besagter stelle einsetzen würdest?

 - immer wieder gern interessiert, an der pinselführung anderer smile

bis demnächst wieder
n.


_________________
Das Herrliche:
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Herr N.
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 293
Wohnort: Augsburg


Beitrag13.07.2018 15:49

von Herr N.
Antworten mit Zitat

hallo stimmgabel (oder doch frank? dachte, das bliebe hier im öffentlichen raum verschwiegen?)
Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
Hach, welch eine Freude, dich wieder begrüßen zu können, deine Gedanken filetieren zu dürfen  Smile

dito!
- auf dass ich nicht gleich wieder verschwinde, weil’s mir unangenehm wird mit den latenten liebeleien Twisted Evil

Zitat:

und gleiich ist da Egon Rufus  / allein schon dieser eigenwillige Name, wäre er schon vorbegleitend den Text, ist er;
beginne ich mir dem text_Ende, ist da ja die Abrundung zum gesamten Geschehen [ R's initiierte Aktion ]. Hat sich
mMn hier Egon Rufus 'als sich selbst' wieder gefunden … spürte er endlich wieder seine Äquidistanz zu sich selbst.
Ja, dieses text_Ende hat es in sich, explodierten quasi aus Rufus die klettenden krall_Dämonen aus ihm heraus ...


Zitat:
Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen). Laute, blaue Kaltsteine, reibend über nassweißes Holz. Es riecht nach Phosphoros Lila, Hornhart und Mähnwurz. Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig. Am Ende: Egon Rufus.
.
… sehe ich in dieser Sequenz das Ablegen, Absprengen alter, das ICH verkrustende Häute und im ICH krabbelnden fress_Würmer; hat Rufus erkannt, braucht es hierfür einen quasi radikalen Weg in sein eigenes Ich hinein,
Rufus tut es;  müssen sich die eingeklebten, unbeweglichen Gedanken wieder bewegen. Müssen sie herausbrechen, sich zeigen … muss dieser zugewachsene Wald aufplatzen  / sieht Rufus Gedankenbilder seiner klitschigen direkt_Figurativen aus seiner passierten Vergangenheit;
wie ein geifernder (reibender) Fick kalter Steine mit einem nassweißen Stück Holz, spürt er so plastisch-nah seine verhornten Weich-Ebenen im Schlier seinerselbst,
entweicht ein phosphoresziertes Lila in seinen Augenschein, als löste sich etwas in Rufus.


auch bei dir, anliegend an heidis und constantines empfindungen zum text, findet ein 'etwas' in egon statt. eine katharsis. allerdings mehr noch eine lösung von alten krusten, die er abwerfen muss um eine stabile grundhaltung (äquidistanz, wie du schreibst) zu sich selbst wiederherzustellen. irgendwie scheint egon auch eine keimfläche für emotion in sich zu glauben ('verhornte weich-ebenen' <--), die er für sich wieder greifbar machen muss, denn ist sie ja unter dieser dickschichtigen hornhaut vergraben. für egon also ist es, entlang deiner lesrichtung, eine reise ins ich, die er nur durch eine radikal-physische reibung mit der eigenen natur bewältigen kann. soweit so gut, yep.

Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:

Hallo Herr N.,
geht's jetzt zurück zum text_Anfang. Für mich ist der Schaffner eine ICH-Instanz in Egon, die, die ihm Mut zu seinem Unterfangen, seiner Reise in sein ICH zuspricht. Weiß Rufus, wenn's gelingen soll, muss er 'Achtern' also in das Dahinter seiner verklebten Oberflächlichkeiten … braucht's hierfür jene Wegung in seine Abgeschiedenheit, in jene Umgebung hinein durch seine fassadende äußere Ruine hindurch;
bietet sich die Figuration jener Kirchruine dort oben an, auf dem abgeschiedenen Berg [ die letzte Haltestelle, erreichbar mit dem Zug, ist's nun das zu_Fuß ]. In der Figuration steigt er an dieser letzten Zug-Haltestelle aus, braucht jetzt nicht mehr sein üblichen Krückstock [ schnallt ihn auf seinen Rücken ] …schaltet Rufus zur Sicherheit seine Stirnlampe ein hin ins Dunkel seiner Ruine  / erreicht die Ruine.
Rufus ist bereit; das erwartete Ungemütlich kann beginnen. Welches Ungemütlich tatsächlich? weiß Rufus sehr genau. Wenn's gelingen will, muss er sich nun seiner alten, verklebten ICH-Melange erwehren, wird sie rebellieren.
Verwandelt sich R. in einen Wolf, zurück in seine ureigenen Instinkte … sie, die einzige Chance sich wieder zu finden, tut's; sieht er schon ein lockendes Schaf zurück in seine alte ICH-Welt  / reißt es, es blutet ... die erste Abwehr ist gelungen;
fühlt sich mehr ...
beginnt R. seinen instinkten ICH-Kreis zu zeichnen, zu basteln, zu bauen, wieder mehr und mehr zu erinnern  / ahnte er schon vorher davon … kann es nur er sein, der ihn einerseits zurückführen kann in sein Innerstes zugleich er es genauso ist, der ihn beschützen wird vor diesem alten lock_Dämon …
rüttelt dieser gewaltig an seinem neuen / alten Instinkt-Kreis … passiert nun das Ungemütlich, geht's los  -->  beginnt nun der vorgezogene Komm-Teil davor  Wink  
Herr N. , mal so meine denk_Linie, mein gefundenes Stück Holz zu deinem sur_Stück … wieder ein fröhpfeif_Tschüss,  Frank …
-


sehr schön: ein ich-kreis. egon auf der planreise zurück in längst vergessene wesenszüge. dafür die verwandlung, rückbesinnung aufs animalische und am ende auf ein altes-ich. ein ich, das er sich (grund unbekannt), scheinbar, herbeiwünscht.
deine lesrichtung bewegt sich, wieder heidis gedanken ähnelnd, in richtung introspektivische selbst/sinn-suche. wo ich den ausbruch der natur als auflehnung gegen egons egozentrischen umgang mit ihr sehe und das ende 'am ende' als den absoluten nullpunkt, die erschöpfung und aufgabe egons (er ergibt sich) - ist es bei dir die explosion aus egon selbst heraus, alte schmutzige krusten, ihm bekannte dämonen, die er entfachen muss, um zum kern seiner selbst zu finden - dann: der neubeginn zum anfang.

vielen dank dir, frank, für's spazieren über diesen kleinen 'holz'weg Smile


_________________
Das Herrliche:
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Herr N.
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 293
Wohnort: Augsburg


Beitrag13.07.2018 17:46

von Herr N.
Antworten mit Zitat

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Lieber N.,
ich schon wieder. Ich hoffe, du kannst so viel Aufmerksamkeit verkraften.


schwer!


Zitat:
Warum sollte ich mir die wegnehmen lassen? Wäre grundverkehrt und mach ich prinzipiell nicht. Und gerade dir ist es doch wichtig, dass der Leseeindruck nicht durch deine Gedanken beeinflusst wird, deshalb hab ich extra-individuell interpretiert.
Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen (wenn es denn so sein sollte): Ich werde auch weiterhin nicht uniformiert lesen. Meine Individualtät ist mir alles.


liebe heidi,
hier ist's natürlich keine echte sorge, dass du dir, ganz in wahrheit, die individuelle lesart würdest nehmen lassen. hab da keine befürchtung - dafür bist du doch viel zu stur Razz


Zitat:

Für dich ist all das nicht witzig, okay; aber ich und meine Individualität haben trockenen Humor gelesen, den ich auch "erklärt" hatte. Einerseits war es die Kategorisierung, die mich Schmunzeln ließ, dann auch noch die Stelle mit den Frauen in Klammern. Die wirkt wie eine Stimme aus dem Off, die schreit: Hey, es geht hier um Frauen, sie sind für Egons Elend zuständig! und das fand ich witzig - nicht, weil ich Egon gerne wegen Frauen leiden sehe (im Gegenteil), sondern, weil ich diese Stimme aus dem Off als witzig angesehen habe, als trocken, humorig.


kann ich nachvollziehen. wobei die kategorisierung (für mich ja untypisch, wie du bereits eingangs geschrieben hast) eher eine kleine provokante spielerei gewesen ist. eben weil mir kategorisierung grundsätzlich nichts taugt. klar - dass dies dann als humoristischer beisatz betrachtet wird, das kann ich nicht leugnen und eventuell hätte ich es auch weglassen können, hat's nämlich mit dem end-text nichts am hut.
insgesamt ist es dann wohl auch nicht 'ratlosigkeit', bezogen auf den von dir angespürten humor im text - vielleicht trifft 'überraschung' eher zu und klingt weniger nach abneigung, dass der text am ende 'humoristische' töne besitzen könnte Wink
Zitat:

Dass liegt natürlich stark an mir, an meinem Lesen, vielleicht auch, weil ich mit Egon nicht in einen absoluten Abgrund gehen wollte, weil ich mir doch noch ein Fünkchen Hoffnung für ihn gewünscht habe, oder vielmehr, weil ich selbst in solchen unausweichlichen, krassen Innenraum-Situationen dann noch einen Funken Humor in mir trage(n) (will), der mich nicht vollends verenden lässt. Das habe ich mir für Egon gewünscht, vielleicht. Und so will ich den Text auch lesen. Text hat nichts dagegen, ich hoffe, der Autor hat auch nichts dagegen und selbst wenn der Autor - das war nun die Stimme aus meinem Off - ich meine natürlich du -, also selbst, wenn du als Autor was dagegen hättest, was bestimmt nicht der Fall ist, aber selbst wenn es so wäre, würde ich mir meine Leseweise nicht nehmen lassen.


es kann sein, dass man unbewusst auch nach dem quentchen humor sucht, mit dem man sich eine dunkle idee abmildert. dagegen spricht doch nichts. und übrigens ist das sicher auch stimmungsabhängig. ich habe schon bücher gelesen, die mir initial eher eine ungemütliche stimmung übertragen haben, aus denen aber, beim nächsten durchgang, plötzlich viel positivere gefühle drangen.

Zitat:

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

auch hier bleibe ich in deiner lesrichtung etwas ratlos zurück - klar: in einem traum wäre dann alles möglich. was soll man dann aber greifen? bahn = auto = selbst - der schaffner lenkt das selbst, der schaffner als zweitfigur egons. es ist eine verschachtelte lesart, die sich eventuell nur durch den "anker" alles-ist-ein-traum lösen ließe?


Zitat:
Ich glaube nicht, dass in einem Traum alles möglich ist, zumindest nicht, wenn er literarisch umgesetzt wird - auch hier ist es wichtig, Gefühl stimmig zu transportieren. Ich habe den Text aber nicht als Traum gelesen sondern als Innenraum / Seelenraumerleben, pures Gefühl, durch und durch surrealistisch, von der ersten Zeile an.
Die Frage ist auch: Was wäre denn alles-möglich-sein? Text sollte sprechen, er sollte mir was vermitteln, insofern ist mMn auch in einer "realen" Geschichte alles möglich.
Den Anker alles-ist-ein-Traum brauche ich nicht, mein Denken bewegt sich in alle möglichen Richtungen, differenziert Egons Seele, seinen Geist, seinen Leib, sein Selbst und alles mögliche andere an ihm auseinander und fügt später alles wieder zusammen. Sicherlich ungewöhnlich diese Leseart, aber ich funktioniere so und nicht anders.


daran ist nichts ungewöhnlich, liebe heidi, sondern im gegenteil alles plausibel.
und vergiss mein dümmliches geschwafel bzgl. traum-einerlei - die möglichkeiten eines textes bestehen ja nicht aufgrund seines erzählerischen inhalts, sondern aufgrund seiner mobilität, die er in den köpfen der leser erlangt und die nichts mehr mit dem autor und seiner 'idee' zu tun hat.
danke für den input.

Zitat:

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

ich werde niemanden mit der schnauze in meinen text drücken und so tun, als gäbe es 'den korrekten' zugang zu ihm, das weißt du Wink - das mag hier an anderer stelle und in anderer form der fall sein (und von der forummehrheit im zuge einer textbesprechung vom autor so gewollt) - ändern wird sich daran nichts. smile


Ich vermute, hier verstehst du mich falsch. Das Zitat von mir bezog sich auf diese Aussage von dir:

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
ein aussenseiter - dem aber scheinbar aus dem nichts heraus, wie per regie, ein schaf über den weg gehetzt wird. pünktlich zum auftritt und eventuell sogar etwas verspätet, was die hektik im lauf des schafes erklären könnte Wink
und warum dann erst blut dort ist und dann auch schon wieder nicht - alles wirkt irgendwie konstruiert und wie auf egons kurzzeitiges verlangen zugeschnitten. könnte man meinen ...


Ich verstehe noch immer nicht, was du mir damit sagen wolltest. Vor allem auch wegen Zwinker; ich verstehe das inhaltlich nicht, deshalb meine unprofessionelle Antwort.
Was meinst du damit, also mit dem Schaf, das wie per Regie über den Weg gehetzt wird? Und mit dem Konstruieren und Zuschneiden auf Egons kurzzeitiges Verlangen? Und das Blut, erst da dann nicht da? Ist Text konstruiert? Ist Text mehr aus dem Fluss entstanden? Keine Ahnung, was du mir damit vermitteln wolltest? Ich habe dann meine Schlüsse gezogen, anstatt Fragen zu stellen. Hier jetzt nachgereicht für dich.


sorry heidi, auch wenn es mir jetzt unangenehm ist - aber ginge ich jetzt explizit auf deine fragen ein, täte ich eben nichts anderes als dich:
Herr N. hat Folgendes geschrieben:

[... ] mit der schnauze in meinen text [zu] drücken und so [zu] tun, als gäbe es 'den korrekten' zugang zu ihm


belassen wir es doch einfach dabei, dass besagtes schaf scheinbar recht vorsätzlich vorbeihastet, um sich den regeln des textes unterzuordnen.
auch, dass dinge 'plötzlich' da sind (schaf, blut), dann nicht mehr - und dass sich dies in der reduzierten und fast provozierend knappen erzählweise widerspiegelt, ist so gewollt und hat nichts mit einem unfall, oder etwa der tatsache zu tun, dass text selbst in gleicher hast verfasst wurde.

Zitat:
Herr N. hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Ein Kreis ist doch sehr endlich, eigentlich.


wenn man einen kreis als abgeschlossenes werk wahrnimmt, dann mag der schon auch endlich sein. wenn man ihn sich aber in der entstehung betrachtet, nämlich wenn die linie gezogen wird, dann ist er (oder die in kreisform gebrachte linie) nach meinem geschmack sehr unendlich.


Nach deinem Geschmack darf ein Kreis das gerne sein, aus meiner Betrachtung heraus, ist er das nicht. Es bräuchte dann schon zwei Kreise mit einer Kreuzung.
Aber jetzt, wo du das sagst, lese ich Egon vielleicht noch mal anders, im Kreis laufend, bis in alle Ewigkeit. Das wäre dann Unendlichkeit im Kreis und sehr, sehr tragisch. Düsternis pur. Keine Entwicklungsmöglichkeit, zumindest für diesen Abschnitt. Vielleicht kommt aber ein Schaf und schmilzt die Linie fort. Das wäre dann mein Wunsch an Text (in die Zukunft gerichtet).


düsternis - mit einer prise humor! Wink


Zitat:
Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Interessant. Hab ich anders gesehen, weil bei mir der Quallenbegriff eher flüssig mit Dehn- und Senkbewegungen gefüllt ist, auch beruhigend in der Bewegung. Und ein Tier, na ja, ist halt ein Tier.


im wasser, ja. da gebe ich dir recht - sehr anmutig. wenn man sich eine qualle allerdings, vielleicht bereits verendend, am strand denkt, dann ist das eher ein unförmiger klumpen galertartiger masse - und im wald - so meine gedankenrichtung - müsste solch eine tier(klar, vielleicht wald-tier)-quallen-vermischung eher wie fehl am platz und wenig anmutig erscheinen.


Das hat Text mir nicht vermittelt. Der Begriff Qualle ist bei mir nicht automatisch mit toter gestrandeter Qualle besetzt.
Aber deine Interpretation finde ich hochinteressant. Klar im Wald wird Qualle zu etwas völlig anderem. Fremder Stern dort, für die Tierqualle.


der begriff qualle als alleinstehender begriff nicht, da gebe ich dir recht. in diesem beispiel steht er allerdings im kontext zur szene, in der egon sich befindet (nacht, hügelig, wald, ruine) - ich hatte mir erhofft, dass in dieser konstellation klar sein dürfte, dass hier eine (tier-)qualle wie fehl am platz, herausgerissen aus ihrem üblichen lebensraum, zu verstehen ist. dass ihr körper und ihre form in dieser szenerie schief, eingefallen und ohne ihre eigentlich anmutige stabilität gedeutet wird.
aber für dich hat es eben so nicht funktioniert - und die begründung hast du ja geliefert. auch das ist eine wertvolle erkenntnis.


wieder danke, heidi. sehr aufpushend, die auseinandersetzung mit deiner auseinandersetzung smile

lg
n.


_________________
Das Herrliche:
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag13.07.2018 22:05

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

vielen dank dir, frank, für's spazieren über diesen kleinen 'holz'weg Smile
.


Hallo Herr N.,

ein fröhpfeif_Danke für deine worteigene Wiedergabe meines erzählten Stück Holzes, meiner entdeckten Äste in deinem Text; quasi:  doppelgemoppelt hält besser Wink

schade, dass du dabei nicht paar Seitentriebe deiner idee'enden Vorstellung dazugelegt hast … nun gut  / okay, vielleicht lag ja meine Wegung so derart neben deiner Idee, dass es dir einfach zu abstrus erschien, darauf neben-ästelnd eingehen zu können, vielleicht ...

zumindest weiß ich jetzt so genauer, was ich geschrieben habe, ha ha  Razz

Wieder ein Tschüss,  Frank …

-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag14.07.2018 00:19

von Constantine
Antworten mit Zitat

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
[...]und dass es sich dabei zusätzlich um möchte-mühe handelt, macht mich noch fröhlicher und dafür hier nochmal ein dickes möchte-danke an dich.
entschuldigung dann auch an dieser stelle, dass ich dir oben stehenden verkauf unterstellt habe. auch dieses, dein "sehr gerne gelesen", wollte ich in keiner form verniedlichen.

 Daumen hoch Alles gut, und nach dem dies geklärt ist, können wir uns wieder mehr dem Text zuwenden:

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

verstehe ich dich richtig, so kam dir die explosion der bildsprache zu abrupt,

ja

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
zusätzlich wirkt auf dich als leser alles konstruiert,

Bezogen auf die von mir erwähnten Passagen, ja, vor allem
Herr N. hat Folgendes geschrieben:
gepaart mit geheimniskrämerei und uneindeutigkeit, die dich an dieser stelle irgendwie hinausreißt.

Ja.
Dieser Wechsel im Sprachduktus soll ja Reibung erzeugen und das tut er. Er soll ja
Zitat:
de[n] konflikt zwischen egons welt und der welt, in die er eintritt um seine persönlichen probleme aufs egoistischste zu bewältigen
deutlich zum Vorschein bringen.
Für dich
Zitat:
die einleitung und der grund für das, was am ende von egon übrig bleibt

und doch wird dies mit einem Stilbruch bewerkstelligt (versucht), den ich mit dem (anfangs) distanzierten Erzähler schwer in Einklang bringe. Sicherlich besteht eine Komplizenschaft zwischen Rufus und dem Erzähler und so wie Rufus abrupt "ausbricht" und das Tier in sich kontrolliert rauslässt, so tut es der Erzähler bei dir stilistisch auch und ich frage mich, warum macht es der Erzähler Rufus gleich mit dem "Ausbrechen".
Du als Verfasser wirst deine Gründe haben und für dich geklärt haben, warum dein Textkonstrukt so ist, wie es ist. Soweit ok. Dein distanziert-bewertend_berichtender Erzähler lässt im Schlussakt seine sprachliche Distanz mit rätselhaften Bildern, Metaphern und Wortkreationen fallen, wo ich vom Erzähler (weil er ja der Erzähler ist) eine Konstanz, sei sie zB perspektivisch und stilistisch, im Gesamttext erwarte. Sicherlich könnte man sich nun an der Begrifflichkeit "Erwartung" reiben, was ein Leser von einem Text oder von einem textalen Erzähler erwartet, ist für den Autor primär irrelevant, der Erzähler ist der Erzähler, der Text ist der Text, gewollt gekünstelt und kontrolliert. Ok, bin dabei und daher mein unten gemeinter Vorschlag:
Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:

Was ich mir vorstellen könnte, wäre eine "Markierung" des "neuen" Einleitungs-Abschnitts, in der ein Wechsel geschieht, vielleicht durch eine textale ... Pause, in der der Erzähler auch kurz inne Hält.
Auch hier, danke für die klärenden Worte.

vielen dank für's mitversuchen direkt am text, constantine. hättest du einen expliziten vorschlag, wie du diese 'textale pause' an besagter stelle einsetzen würdest?

inhaltlich am Text nichts zu ändern, sondern eine "textale Pause", vielleicht mit "..." den Stilwechel einzuleiten oder mit einem Zeilenumbruch oder einer anderen Text-Formatierung die besagte Stelle "markieren".

Vielleicht, um es einfach auf sich wirken zu lassen (ich weiß selbst die Wirkung und ob mögliche "Verbesserung" nicht einzuschätzen und bin genauso neugierig, wie dies auf deinen Text wirken könnte und ob's dem Verfasser und/oder Erzähler und/oder dem Leser weiterhilft):

1.) mit "...":
Zitat:
Egon Rufus nimmt die letzte Bahn nach Achtern, fragt den Schaffner noch freundlich, ob er sich denn sicher wäre, dass dies die letzte Haltestelle sei; was dieser ihm mehrmals - auch unter Eid - versichert. Rufus steigt nun aus, schnallt sich den Stock, den er sonstwegens mitgeführt hat, auf den Rücken, schaltet das Licht seiner Stirnlampe an und folgt dem Kegel bis auf Weiteres hinauf zur Kirchruine. Angekommen, wird alles ungemütlich. Rufus versperrt den letzten Zugang zur eigenen Person, indem er sich kurzerhand in einen Wolf verwandelt und ein unvermittelt vorbeihastendes Schaf reißt. Es blutet. Dann hört es auf und er (Rufus) bastelt den Kreis - unbeachtet und im Hintergrund der Sache schon vorher begonnen – aufs Heftigste fertig ...
... dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen). Laute, blaue Kaltsteine, reibend über nassweißes Holz. Es riecht nach Phosphoros Lila, Hornhart und Mähnwurz. Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig.
Am Ende: Egon Rufus.


2.) mit Zeilenumbruch:
Zitat:
Egon Rufus nimmt die letzte Bahn nach Achtern, fragt den Schaffner noch freundlich, ob er sich denn sicher wäre, dass dies die letzte Haltestelle sei; was dieser ihm mehrmals - auch unter Eid - versichert. Rufus steigt nun aus, schnallt sich den Stock, den er sonstwegens mitgeführt hat, auf den Rücken, schaltet das Licht seiner Stirnlampe an und folgt dem Kegel bis auf Weiteres hinauf zur Kirchruine. Angekommen, wird alles ungemütlich. Rufus versperrt den letzten Zugang zur eigenen Person, indem er sich kurzerhand in einen Wolf verwandelt und ein unvermittelt vorbeihastendes Schaf reißt. Es blutet. Dann hört es auf und er (Rufus) bastelt den Kreis - unbeachtet und im Hintergrund der Sache schon vorher begonnen – aufs Heftigste fertig.
Dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen). Laute, blaue Kaltsteine, reibend über nassweißes Holz. Es riecht nach Phosphoros Lila, Hornhart und Mähnwurz. Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig.
Am Ende: Egon Rufus.


3.) mit anderem Font:
Zitat:
Egon Rufus nimmt die letzte Bahn nach Achtern, fragt den Schaffner noch freundlich, ob er sich denn sicher wäre, dass dies die letzte Haltestelle sei; was dieser ihm mehrmals - auch unter Eid - versichert. Rufus steigt nun aus, schnallt sich den Stock, den er sonstwegens mitgeführt hat, auf den Rücken, schaltet das Licht seiner Stirnlampe an und folgt dem Kegel bis auf Weiteres hinauf zur Kirchruine. Angekommen, wird alles ungemütlich. Rufus versperrt den letzten Zugang zur eigenen Person, indem er sich kurzerhand in einen Wolf verwandelt und ein unvermittelt vorbeihastendes Schaf reißt. Es blutet. Dann hört es auf und er (Rufus) bastelt den Kreis - unbeachtet und im Hintergrund der Sache schon vorher begonnen – aufs Heftigste fertig. Dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen). Laute, blaue Kaltsteine, reibend über nassweißes Holz. Es riecht nach Phosphoros Lila, Hornhart und Mähnwurz. Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig.
Am Ende: Egon Rufus.


4.) etwas "verspielter" im Zeilenumbruch:
Zitat:
Egon Rufus nimmt die letzte Bahn nach Achtern, fragt den Schaffner noch freundlich, ob er sich denn sicher wäre, dass dies die letzte Haltestelle sei; was dieser ihm mehrmals - auch unter Eid - versichert. Rufus steigt nun aus, schnallt sich den Stock, den er sonstwegens mitgeführt hat, auf den Rücken, schaltet das Licht seiner Stirnlampe an und folgt dem Kegel bis auf Weiteres hinauf zur Kirchruine. Angekommen, wird alles ungemütlich. Rufus versperrt den letzten Zugang zur eigenen Person, indem er sich kurzerhand in einen Wolf verwandelt und ein unvermittelt vorbeihastendes Schaf reißt. Es blutet. Dann hört es auf und er (Rufus) bastelt den Kreis - unbeachtet und im Hintergrund der Sache schon vorher begonnen – aufs Heftigste fertig.
                                                                     Dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen). Laute, blaue Kaltsteine, reibend über nassweißes Holz. Es riecht nach Phosphoros Lila, Hornhart und Mähnwurz. Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig.
Am Ende: Egon Rufus.



LG Constantine
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Herr N.
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 293
Wohnort: Augsburg


Beitrag14.07.2018 11:33

von Herr N.
Antworten mit Zitat

Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
-

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

vielen dank dir, frank, für's spazieren über diesen kleinen 'holz'weg Smile
.


Hallo Herr N.,

ein fröhpfeif_Danke für deine worteigene Wiedergabe meines erzählten Stück Holzes, meiner entdeckten Äste in deinem Text; quasi:  doppelgemoppelt hält besser Wink

schade, dass du dabei nicht paar Seitentriebe deiner idee'enden Vorstellung dazugelegt hast … nun gut  / okay, vielleicht lag ja meine Wegung so derart neben deiner Idee, dass es dir einfach zu abstrus erschien, darauf neben-ästelnd eingehen zu können, vielleicht ...

zumindest weiß ich jetzt so genauer, was ich geschrieben habe, ha ha  Razz

Wieder ein Tschüss,  Frank …

-





herrlich Very Happy

in meiner ästelung ist's so (und weicht in dem sinne von deiner ab, bzw. gleicht ihr teils insofern), dass egon zwar mit sich etwas auszumachen hat, dies aber in tatsächlicher physischer form, inklusive real stattfindender reise mit dem zug, zu angegebenem ort beginnt. wie bereits erwähnt, trägt egon diese ihm antrainierte mechanische verhaltensstruktur, die ihm im alltag des herumlebens dient, im tagein-tagaus der vollen existenz allerdings die tür zu sich selbst versperrt. die planung eines 'kontrollierten' ausbruchs scheint für ihn die einzige möglichkeit, sich dieser 'dämonen' zu entledigen - ich sehe hier übrigens auch eine ähnlichkeit zu deiner zauberberg-blaubeeren-folie im lyrik bereich. die planbare flucht, bzw. das abenteuer, um einer alltäglichen zermürbung zu entgehen - immer aber im rückgriff die sicherheit (gewissheit), dass dies niemals auf dauer sein wird (wobei es in diesem fall möglicherweise gewollt wäre, in jenem fall deines lyrik-stückes unerwünscht). alles hat egon vorbereitet: die fahrt, haltestelle exakt bekannt (wobei ich hier auch schön eine symbolik der fahrt in sich selbst, inklusive dialog mit instanz schaffner, als zweitpersönlichkeit egons, nachempfinden kann). die gestaltwandlung, das rollenspiel hin zu tierischer form, die man sich - ganz typ macht/kontroll-mensch - auch sofort zu nutze macht, in dem man endlich einmal die schlummernde aggression hinauslassen kann - schon kommt ja das schaf, wie bestellt, es hastet, ein zeichen vielleicht dafür, dass es sich sogar verspätet wähnt. dann der symbolische kreis, der forcierte charakter dieser handlung, bestätigt den absoluten wunsch, das lechzen egons, zu sich zurückzufinden - er nutzt dafür den raum der natur, macht sich ohnehin ja die natur für seinen egoistischen selbstfindungstrip untertan. was kommt, kommt dann zwangsläufig (und hier divergieren wir wieder, denn in deiner lesrichtung kommt die folgende explosion/dämonisch/aus egon selbst) - denn die natur schlägt nun zurück, in überbordenter gewalttätigkeit und auflehnung gegen den menschlichen, auch vor allem gegen den männlichen triebwust egons. spielt mit seinen sinnen, bricht den wald auf, lässt ihn seine tiefsten ängste in form der platzenden bilder und gestalten erfahren. sogar mit egons furcht vor der weiblichen sexualität wird genussvoll gespielt - und am ende. es bleibt nichts mehr, als ein name. der kreis schließt sich, denn es ist nicht nur egon, der für das ende steht, er ist es selbst, der am ende ist.

soviel vielleicht als kleines zutun in form meiner ästelungen wink

bis dann wieder, frank
lg
n.


_________________
Das Herrliche:
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag15.07.2018 14:16

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

Hallo Herr N.,

jetzt nur ein sehr kurzer hinein_Trip in dene geweitete denk_Melange  Smile … igeln und anpieksen ist ja so wunderbar der Literatur innere Seele, hi hi …

und die gablige dazu_Weite kommt dann klaro noch !

will heißen, freut mich dein hineinblicken lassen in deine dahinter_Idee  / wunderbar, und nun ein Hubberle sichtbarer … sind da Parallelen wie auch fast ganz andere Weggabelungen und Nuancen,

aber vielleicht ja doch gar nicht so weit auseinander [ deine Wegung von meiner ]; okay, bleibst du berechtigt in deinen surrealen Bildflächen [ ist es nunmal ein surrealer Text ], und ich versuchte überhaupt erst einmal mir einen entsurrealisierten Weg durch deinen sur_Dickicht hindurch zu bahnen  Wink

kann ich nun wieder im Zurückgehen mehr und mehr gelassen die (deinen) Surrealen zurück-draufklappen, hi hi …

sind sie nunmal ein extra_Bitzel  / damit noch tiefer ins Rufus-Innere einzutauchen,

vor allem für einen fremden Leser [ für den Autoren natürlich genauso Smile ].

Und. … sehe ich ebenso die parallele Ebene deines Textes zu meinem Blaubeerkuchen [ und klaro umgekehrt ] hinsichtlich jener (geplanten  / ja, auch nein … mMn) protagonen Flucht vor einer, wie auch immer zermürbenden drauen_Wirklichkeit, so von den jeweiligen Protagonisten empfunden und für sich begründet.

Zudem eine weitere, inspirierende Freude, nun immer mal wieder in den Texten hin und her-springend die zufälligen Schnittmengen zu entdecken finden ...

gehe ich nun erst mal wieder zurüch zu den 'vernünftig tückenden Blaubeeren' , du verzeihst … wartet da nicht nur dein fines dazugestelltes Schattenbild, warten da auch die irr-vernünftigen Blaubeeren auf ihre Entkleidung,

und, Hach, meine ich genauso nun menetekels dazu_Gedanke heraus -und hinein-guckend aus seinem Text [ wie geht's denn so? ] in meinen, mMn genauso auch in deinen … insbesondere bzgk der Werte:

sich selbst persiflieren zu können, zu müssen  / zugleich immer noch seine Utopien finden zu wollen …


Herr N., erst mal dieses hier, Tschüss  Frank … bis dann drüben auf dem Bergigen …

-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Herr N.
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 293
Wohnort: Augsburg


Beitrag16.07.2018 12:32

von Herr N.
Antworten mit Zitat

Constantine hat Folgendes geschrieben:

[...]Sicherlich besteht eine Komplizenschaft zwischen Rufus und dem Erzähler und so wie Rufus abrupt "ausbricht" und das Tier in sich kontrolliert rauslässt, so tut es der Erzähler bei dir stilistisch auch und ich frage mich, warum macht es der Erzähler Rufus gleich mit dem "Ausbrechen".
Du als Verfasser wirst deine Gründe haben und für dich geklärt haben, warum dein Textkonstrukt so ist, wie es ist. Soweit ok. Dein distanziert-bewertend_berichtender Erzähler lässt im Schlussakt seine sprachliche Distanz mit rätselhaften Bildern, Metaphern und Wortkreationen fallen, wo ich vom Erzähler (weil er ja der Erzähler ist) eine Konstanz, sei sie zB perspektivisch und stilistisch, im Gesamttext erwarte. Sicherlich könnte man sich nun an der Begrifflichkeit "Erwartung" reiben, was ein Leser von einem Text oder von einem textalen Erzähler erwartet, ist für den Autor primär irrelevant, der Erzähler ist der Erzähler, der Text ist der Text, gewollt gekünstelt und kontrolliert.


hi lieber constantine,

ich glaube, dass wir eine unterschiedliche idee von konstanz und/oder dem auftrag eines erzählers haben (vor allem in hinblick auf den leser). für mich ist es plausibel, ja, sogar logisch, dass ein eingangs distanziert berichtender erzähler - hier und da -  in einem duktus, bestehend aus "rätselhaften bildern metaphern und wortkreationen", explodiert. als beispiel der text selbst: etwa die szenische geschwindigkeitsaufnahme, die hektik im zu berichtenden ablauf, die eine erzählinstanz zu spiegelnder 'hast' drängt, damit keine information übersehen wird (hierfür übrigens auch ein indikator das präsens, aufzeigend, dass es um die unmittelbarkeit der vorgänge geht, die es eben einzufangen gilt). im grunde signalisiert dieser bruch in duktus ja eben genau das, was quasi im unterholz von textebene bzw. in egons erlebnis schlummert. klar: natürlich mag nun der ein oder andere dagegen anbringen, dass es ja nicht die zu erzählende sache ist, die dem erzähler die technik vorschreibt, sondern vielmehr genau andersherum, nämlich der erzähler die zu erzählende sache für sich manipuliert - und zwar bestenfalls in richtung erwartung der leser Twisted Evil - da liegt tatsächlich eine grundsatzdiskussion verborgen. wieviel autorität hat die geschichte, wieviel autorität sollte der autor einem (seinem?) erzähler zugestehen? ist es wirklich ein herrschafts-duo, am ende eine triade, oder ist da noch irgendwas unter dem gestrüpp, dass dafür sorgt, dass einige einen text so wahrnehmen und andere so?
aber dies alles geht mir jetzt ins zu-philosophierende hinein und ich breche das an dieser stelle ab.

dann vielen dank für deine vorschläge zur textal-pause. für mich persönlich ist da leider keine passende idee dabei. für mich sind's dann letzlich doch nur visuell-grafische spielereien, die meine idee vom schreiben nicht decken.
aber trotz allem ein sehr interessanter ansatz und nochmal ein danke dafür. Wink

bis bald wieder, constantine
lg
n.


_________________
Das Herrliche:
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 2 von 2 Gehe zu Seite Zurück  1, 2

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Trash
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Der Hund namens Egon und andere Unwic...
von Traumtänzerin
Traumtänzerin Werkstatt 13 25.08.2009 18:15 Letzten Beitrag anzeigen


Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!