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Autor |
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2396 Wohnort: knapp rechts von links
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19.06.2018 11:49
von holg
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d.frank hat Folgendes geschrieben: | Zitat: | In trivialer Hinsicht. Wenn zum Beispiel die Protagonistin ihr Haus verlässt, muss das Türöffnen und -schließen beschrieben werden oder können die Leser das erschließen, wenn der Satz einfach nur heißt "Sie trat auf die Straße"? Man kann das in beide Richtungen weiterführen: In die eine mit dem Zweifel, dass wenn das Türöffnen in der Tat erwähnt wird, wie es denn dann um das Aufschließen oder das Niederdrücken der Klinke bestellt sei. In die andere Richtung mit dem Zweifel, ob das Auf-die-Straße-treten überhaupt nötig sei oder man einfach mit einer Beobachtung auf der Straße im Text fortfahren könne. |
Weshalb nur in trivialer Hinsicht?
Mich persönlich würde das nerven, wenn mir derart triviale Begebenheiten wie das Auf-die-Straße-treten vorgekaut werden. |
Es gibt da ein paar Beispiele, wo so etwas meiner Meinung nach sehr gekonnt und spannend gemacht wird.
John Updike, z.B. macht das. Ich habe da den Rabbit-Zyklus im Sinn. Oder Nicholson Baker in Zimmertemperatur oder Rolltreppe: oder die Herkunft der Dinge stellt er so triviale Dinge wie z.B. Nudeln kochen so detailliert dar, dass es (für mich) eine wahre Pracht ist.
Zimmertemperatur handelt "nur" von Baby die Flasche geben.
_________________ Why so testerical? |
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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1129 Wohnort: berlin
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6476 Wohnort: München
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19.06.2018 23:55
von sleepless_lives
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d.frank hat Folgendes geschrieben: | Zitat: | In trivialer Hinsicht. Wenn zum Beispiel die Protagonistin ihr Haus verlässt, muss das Türöffnen und -schließen beschrieben werden oder können die Leser das erschließen, wenn der Satz einfach nur heißt "Sie trat auf die Straße"? Man kann das in beide Richtungen weiterführen: In die eine mit dem Zweifel, dass wenn das Türöffnen in der Tat erwähnt wird, wie es denn dann um das Aufschließen oder das Niederdrücken der Klinke bestellt sei. In die andere Richtung mit dem Zweifel, ob das Auf-die-Straße-treten überhaupt nötig sei oder man einfach mit einer Beobachtung auf der Straße im Text fortfahren könne. |
Weshalb nur in trivialer Hinsicht? |
Von "nur" steht da ja nichts. Das bezog sich auf
Zitat: | dass ich zu keinem Zeitpunkt in einem Text der Wirklichkeit gerecht werden und vollständig sein kann |
und das klingt ja auf den ersten Blick eher erkenntnisphilosophisch oder sprachphilosophisch. Aber so weit muss man nicht gehen, die Frage stellt sich auf einer wesentlich einfacheren Ebene und in praktischer Hinsicht. In trivialer Hinsicht deshalb, weil sich jeder Vorgang trivialerweise in Bestandteile zerlegen lässt, die wiederum unterteilt werden können, die wiederum unterteilt werden können, usw.. Die Entscheidung, was wie in Sätze zu fassen ist, wird allgegenwärtig gefordert und kann nie als gegeben angesehen werden. Dazu bräuchte es aber keinerlei weiterführende Überlegungen zur Darstellbarkeit von Wirklichkeit in literarischen Texten. Die treten jedoch noch hinzu, wenn man sich tiefergehend mit dem Schreiben auseinandersetzt.
d.frank hat Folgendes geschrieben: | Mich persönlich würde das nerven, wenn mir derart triviale Begebenheiten wie das Auf-die-Straße-treten vorgekaut werden. |
Jede Begebenheit ist trivial oder auch nicht. Weiter oben wurde der Satz "Es regnet" genannt. Gutes Beispiel, könnte der wichtigste Satz im ganzen Text sein oder der überflüssigste. Und dann kommt es natürlich immer auf das Wie an.
Jenni hat Folgendes geschrieben: | Wo bleibt eigentlich meine silberne Bulldogge? |
Plaketten, welcher Art auch immer, kann nur Boro vergeben und der ist gerade mit der Weitergabe von Gutscheinen beschäftigt. Da gab es nämlich eine Verzögerung.
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1129 Wohnort: berlin
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D 20.06.2018 11:16
von d.frank
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So viel denke ich über meine Texte gar nicht nach, das ist halt die Technik, die mir noch fehlt. Die kann allerdings auch dafür sorgen, dass sich ein Text mechanisch anfühlt. Ich bin ein Fan von intuitiven Sachen.
Ich bin aber auch ein Fan von Sachen, die sich nur so anfühlen.
Was man sagt, was man nicht sagt ist ja immer auch Teil dessen, was man ausdrücken möchte. Außer man hat diesen Anspruch an sich selbst, jeden Gedanken bis zur Endgültigkeit auszuformulieren.
Dass das eigentlich eine schier unlösbare Aufgabe ist, sagst du ja beinahe selbst und ich empfinde das auch so, weil man immer nur der eigenen Wirklichkeit näher kommt, die des Lesers kann eine ganz andere sein. Er liest, dass es regnet und mag keinen Regen, während ich als Autor den Regen liebe und selbst wenn ich sprachlich etwas folgen lasse, das dieses Gefühl untermauert, wird die Sicht des Lesers von eigenem Empfinden eingetrübt sein.
Man kann schon sehr nah herankommen, die Sprache entsprechend setzen, aber für mich ist die Weite der Gedanken auch immer ein Thema. Ich möchte anstoßen, nicht einschreiben. Damit bewege ich mich immer wieder in dem Risiko, nicht verstanden zu werden und vielleicht braucht es nur eine Winzigkeit, etwas mehr Technik, aber für mich ist Sprache, das Erzählen von Geschichten vor allem Gefühl und diesem möchte ich zunächst stattgeben.
_________________ Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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16.07.2018 10:59
von nebenfluss
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Ich habe übrigens bei meiner Ostsee-Rundreise
(mal wieder mit dem hier
<<<
)
bereits die Themenvorgabe für den nächsten Wettbewerb gefunden.
Kann zufällig jemand Litauisch?
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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