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Die Zauberin


 
 
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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 905
Wohnort: die alte Stadt


Beitrag16.06.2018 18:19
Die Zauberin
von Tula
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Die Zauberin


Heiter zieht sie durch ein karges Land,
das schon jahrelang kein Grün erfreut.
Und das Feld, das wie entwässert stand,
wird plötzlich fruchtbar und erblüht erneut.

Nichts berührt sie, nur ihr weiches Haar
legt sich unbekümmert in den Wind.  
Und am Ort, der schroffer Felsen war,
dort flüstern Steine, die jetzt Flussbett sind.

Was sie arglos mit den Blicken streift,
sinkt zurück ins Blut wie süßer Wein.
Alles was ihr scheues Lächeln greift,
verwandelt sich in Sinn und Sein.



_________________
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 835
Wohnort: nach wie vor


Beitrag18.06.2018 21:57

von poetnick
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Hallo Tula,

mit der Zauberin ist möglicherweise die WM gemeint...? Laughing

Nein, sicher nicht. Also zurück zum heiteren Ernst des poetischen Ausdrucks.
Diese Zauberin bringt einige wohlklingende Formeln in die Landschaft ein und ich glaube gerne an ihre magischen Verwandlungskünste.

Zitat:

Und am Ort, der schroffer Felsen war,
dort flüstern Steine, die jetzt Flussbett sind.


Zitat:

Was sie arglos mit den Blicken streift,
sinkt zurück ins Blut wie süßer Wein.
Alles was ihr scheues Lächeln greift,
verwandelt sich in Sinn und Sein.


Ein fruchtbares Wesen ist hier in Sinn und Sein unterwegs, das Kraft seines unaufdringlichen Schweifens die karge Umgebung befruchtet und erweckt.
Einige Deutungsmöglichkeiten, (ausser der WM) liegen nun in der Aue.

Mir gefällt der Klang der Worte.

Liebe Grüße - Poetnick


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Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 905
Wohnort: die alte Stadt


Beitrag19.06.2018 00:18

von Tula
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Poetnick

ja, wer die Mannschaft gestern verzaubert hat, weiß ich auch nicht, jedenfalls wirkte die zeitweise etwas schläfrig.
Zitat:

Ein fruchtbares Wesen ist hier in Sinn und Sein unterwegs, das Kraft seines unaufdringlichen Schweifens die karge Umgebung befruchtet und erweckt.


Ein guter Ansatz. Sinn und Sein stehen ja für das Leben schlechthin, man sollte beides hin und wieder aufs Neue suchen, auch auf sich selbst rückwärts schauend.
Die Landschaft um sich herum mit anderen Augen zu betrachten, gehört auch dazu, dazu verhelfen uns mitunter ganz unverhofft und ohne jede Absicht andere Menschen, vor allem jüngere.

'heiter', 'unbekümmert', 'arglos' und 'scheu'. In diesem Forum habe ich die Lösung ja schon einmal anderswo versteckt, zumindest teilweise Rolling Eyes

LG
Tula


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firstoffertio
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Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
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Beitrag19.06.2018 01:01

von firstoffertio
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Ein optimistisches Gedicht.
Allerdings komme ich nicht drauf, wer die Zauberin sein mag, die auf so scheue Weise Sinn zu stiften vermag.

Zeile 8: das "dort" scheint mir da nicht nötig?
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Aranka
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A


Beiträge: 3106
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A
Beitrag19.06.2018 08:45

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Tula,

heiter, unbekümmert, arglos, scheu: ein Wesen mit "stiller" Zauberkraft.
Wo lässt es sich finden?

Ich sehe hier in dieser Zauberin das unschuldige Handeln und Sehen eines Kindes, das die Welt mit seiner Unbekümmertheit verzaubert. Und vielleicht kann man diesen "staunenden" ersten Blick auf die Welt, auf das Leben und die Menschen sich hin und wieder einmal zurückerobern.

Dieser Blick ist der Blick dieser Lyrik.

Das Gedicht zeigt uns diese Zauberin und was sie bewirkt und macht vielleicht ein wenig Mut zu diesem Versuch.

Formal fließen die Verse unbekümmert und weich in einem Auf und Ab. Der Reim nicht ganz unauffällig.

Das "dort" würde ich auch wegnehmen. Unschön gelöst finde ich das                "erfreut .../ ...erneut erblüht". Ist mir ein wenig viel "er-".

Gern gelesen. LG Aranka


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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag19.06.2018 09:48

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo Tula von den schönen Versen,

wieder mal ein sehr atmosphärisches, klingendes Gedicht von dir, das mir sehr gefällt.

Heute aber noch eine Frage oder Anmerkung: Ich muss mich erst immer wieder neu daran gewöhnen, dass in der Lyrik jeder was anderes liest und versteht. Halt, das könnte ich noch nachvollziehen. Aber dass es oft im Gegenzug dann doch um das Erraten des Richtigen zu gehen scheint, das kann ich dann nicht mehr so ganz nachvollziehen. Ich wundere mich darüber vielleicht auch, weil ich den Widerspruch nicht verstehe und mag mich da auch gerne raushalten. Wenn man sagt, dass Bilder, sprachliche Szenerien erschaffen werden, die nicht unbedingt erschlossen werden müssen, die nur in sich eine interne Logik aufweisen, dann macht das doch nichts, liest das Gegenüber etwas ganz anderes heraus oder auch gar nichts und sich nur den Bildern überlassen will, die ihm offensichtlich etwas geben. Sorry, dass ich diese Frage stelle, aber mir fällt das oft auf, dieses Raten wollen. Und umgekehrt, das Hoffen, im Text stünde doch alles für eine richtige Deutung drin.
Ich erlebe das ja sogar oft in der Prosa, dass es vom schieren Unverständnis zu einer fast identischen Sicht wie des Autoren kommt. Vielleicht liegt das einfach in der Natur der Sache. In der Prosa und mehr noch in der Lyrik.
Jedenfalls denke ich manchmal, wenn man verstanden werden will, unbedingt, dann muss man eben verständlich schreiben. Möglichst jedenfalls. Wenn man aber ein in sich stimmiges Bild, ein Gefühl erzeugen will, das jeder für sich verstehen und lesen kann, dann muss man doch nicht auf die Indizien hindeuten.
So wahrscheinlich habe ich gerade gegen Windmühlen angekämpft und dich völlig falsch verstanden. Aber solche Zitate hier: '
Zitat:
heiter', 'unbekümmert', 'arglos' und 'scheu'. In diesem Forum habe ich die Lösung ja schon einmal anderswo versteckt, zumindest teilweise
ich kann die einfach nicht nachvollziehen.
Ärger dich nicht, Tula über mich, ich mag nur nicht in das allgemeine Raten eintreten und ich finde es auch oft fehl am Platz. und so, wie ich das Zitat verstehe, denke ich dann, ui, jeder, der das nicht so liest, hat irgendwas nicht gerafft. Puh und schon ist der Spaß an der zauberhaften Atmosphäre des Gedichtes dahin.
Keine Angst, ist mir hier nicht passiert.
Für mich ist der Blick von dem aus das Leben gesehen wird, einfach etwas Neues. Die Liebe, ein Kind, eine neue Sicht auf das Leben - etwas eben, das scheinbar Ausgetrocknetes, Totes, wieder zum Leben erweckt. Und das hast du rund und stimmig in Szene gesetzt.
Deine 3. Strophe ist so etwas wie ein Fazit, eine Konklusion. Ich gehe aber so weit zu  sagen, dass mir dein Gedicht ohne diese Strophe fast besser gefiele. Ist mir zu sehr draufgedeutet, dass hinter allem doch aber wirklich ein Sinn, eine Bedeutung steckt.

Das soll aber deine Freude über dein Gedicht bitte nicht schmälern und ist wohl einfach auch eine Art Geschmackssache. Sprachlich finde ich das alles toll. Wunderbar fließend. Man überlässt sich gerne diesem Blick, diesen Worten und Strömen und Bildern.  
Über das "dort", das finde ich, kann man nachdenken.

Viele Grüße an dich von Zufall
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag19.06.2018 13:03

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Rainer Zufall,

du sprichst hier (vereinfacht ausgedrückt) das „Rätselraten“ in der Lyrik an und ich gehe mal nicht davon aus, dass du damit das im Text eingewebte Verborgene meinst, was Hilde Domin so wunderbar mit „die unspezifische Genauigkeit“ der Poesie benennt.

Du schreibst:

Zitat:
Ich muss mich erst immer wieder neu daran gewöhnen, dass in der Lyrik jeder was anderes liest und versteht 1). Halt, das könnte ich noch nachvollziehen. Aber dass es oft im Gegenzug dann doch um das Erraten des Richtigen 2) zu gehen scheint, das kann ich dann nicht mehr so ganz nachvollziehen.


Du benennst hier zwei Aspekte, die ich immer wieder in den Diskussionen finde.

Das jeder etwas anderes im Gedicht findet, das bei jedem vielleicht ein anderer Vers besonders zupackt, dass ist fast selbstverständlich, da Bilder oder auch bestimmte Worte bei jedem unterschiedliche Hintergründe öffnen. Auch öffnen sich Texte, die hinter der Oberfläche mehr beherbergen als eine Wahrheit oder eine Logik, erst nach und nach und oft über lange Zeiträume immer wieder etwas anders. Und das mag ich an guter Lyrik, das mein Lesen hier nie an ein Ende gelangt und ich dennoch nicht leergelassen zurück bleibe.

Um das Erraten des Richtigen kann es nicht gehen, weil es der Lyrik nicht um ein Richtig und Falsch geht; vielleicht umkreist sie mit ihren Bildern einen Kern, dem sie sich nähert, vielleicht wird etwas erahnbar, sichtbar, spürbar, vielleicht gelangt man an Fragen, vielleicht findet man einen Zauber, eine ungeahnte Freiheit, ein Entsetzen, ein Staunen etc.

Mein Lesen ist einfach ein Pflücken dessen, was der Text mir entgegenbringt. Das kann täglich etwas anderes sein, manchmal erkenne ich nicht, was offensichtlich im Text liegt und ein Verborgeneres greift nach mir. Wer weiß das schon. Es ist das persönliche Erlebnis: Leser / Text.
Wenn der Text etwas zu sagen hat, ist das immer ein spannendes und lohnendes Erlebnis.

Ich wehre mich gegen jedes Rätselraten, gegen jede Spekulation, gegen jeden Deutungssalto, gegen all diese „Andeutungsbrocken“ über die ich stolpere. Wenn es denn Reichtum ist, der im Text verborgen liegt, finde ich es nicht schlimm, wenn der Text sein Geheimnis hütet, denn ich komme gerne immer wieder zum Text zurück. Ist es jedoch bloße Geheimnistuerei, so soll der Text sein „Was auch immer“  ruhig behalten.

Mein Schreiben ist immer auch meine eigene Suche, die ich in meinem Text betreibe, das, was mich umtreibt in diesen Zeilen, das lege ich Schritt für Schritt in den Text (will es gar nicht verstecken), was der Text auf diesem Weg mit mir zusammen dann so alles findet, (nicht alles ist planbar) darin gehe ich ebenso wie der Leser spazieren und finde hoffentlich mehr, als ich hineingelegt habe.

Es ist eine Grenzwanderung, wie weit ich verdichte, abstrahiere oder chiffriere, aber auf keinen Fall verstecke ich „Ostereier“ und veranstalte Suchspielchen mit dem Leser.  Nicht immer gelingt es, einen guten reichen Text zu schreiben, der sein Geheimnis bewahrt und gleichzeitig freigibt.

Ich verfolge ein wenig eine ähnlich Diskussion zum Wettbewerb in der Prosa.

Hier schreibt Klemens:

Zitat:
Wenn die Wirkung eines Textes, seine Aussagekraft aber davon abhängt, was ich als Leser bereit bin hineinzulegen, bleibt er immer hinter seinen Möglichkeiten zurück. 


Dem stimme ich zu, für Lyrik und Prosa. Der Text sollte seine Wirkung kennen und all seine Möglichkeiten ausschöpfen und seinen ganzen inneren Reichtum „erwandern“ und es nicht dem Leser überlassen, dass er erst wird, was er von sich aus sein sollte. Wenn der Text zu seinem Leser geht, sollte er in seiner ganzen Fülle dastehn. Was der Leser ihm zusätzlich an Atem schenkt, an Nuancen und Fassetten, die nur dem Leser eigen sind, das kann immer nur eine Erweiterung, ein Zusätzliches sein, aber nicht seine Seele, sein SoSein.

Tula, ich hoffe, du gibst im Nachhinein deinen Segen zu diesem Gedankenausflug unter deinem Gedicht. Ich füge noch mal eine Aussage von Hilde Domin an. Finde, man kann sie auch gut auf deine Zeilen beziehen.

Hilde Domin nennt das Gedicht einen „Ort der Freiheit“, einen „magischen Gebrachsgegenstand“. Das finde ich sehr treffend und immer einen Gedanken wert.

Tula und Rainer Zufall, euch liebe Grüße. Aranka


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"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

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Stimmgabel
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Beitrag20.06.2018 00:34
Re: Die Zauberin
von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


Die Zauberin


Heiter zieht sie durch ein karges Land,
das schon jahrelang kein Grün erfreut.
Und das Feld, das wie entwässert stand,
wird plötzlich fruchtbar und erblüht erneut.

Nichts berührt sie, nur ihr weiches Haar
legt sich unbekümmert in den Wind.  
Und am Ort, der schroffer Felsen war,
dort flüstern Steine, die jetzt Flussbett sind.

Was sie arglos mit den Blicken streift,
sinkt zurück ins Blut wie süßer Wein.
Alles was ihr scheues Lächeln greift,
verwandelt sich in Sinn und Sein.


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Hallo Tula,

was für den einen/e pure Raterei in den Nebel der eigenen (selbstverschuldeten) Unbedarftheit ist, ist für den belesenen Literaten natürlich ein Klabauterkarton voller intertextueller Bezüge mit Background  Wink

sitzt da eine haarkämmende Adaption einer Loreley, Lore Ley [ oder Brentanos Lore Lay, oder oder ... ] auf ihrem ins Auge pfeilenden Goar-Felsen und irritiert die vorbei schippernde Männerwelt in ihrer oberflächlichen Gier;

im Übertragenen eine Rezeption an die Bindung des Haares, fallend in die Rheinfluten … verweben, be -und verstärken sich Illusionen in die Bewegung ihrer eigeen Zauberkraft, findet hier ebenso die mythologische Figur der Echo Einkehr  / bemerkt der Rufer nicht sein eigen reflektiertes Bergecho, als spräche, säuselte eine Bergnymphe zu ihm, gibt er sich dieser irr-Einbildung hin …


Tula, ein feines Stück Intertextualität in die Welt der Einbildung, Illusion und die des Selbstbetrugs desjenigen, der's selbst nicht bemerkt  Wink


wieder einen lieben Gruß, Stimmgabel … gerne mit-illusioniert ...

-


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Tula
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Beitrag20.06.2018 00:43

von Tula
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Liebe firstoffertio, Arkanka und lieber Rainer

euch allen Dank für die weiteren Kommentare, die verschiedenen Sichtweisen finde ich recht interessant und aufschlussreich, wie verschieden die Leser auf ein Werk eingehen und in welchen Punkten sie sich wiederum mehr oder weniger einig sind.

Das Gedicht soll sprachlich 'schön' wirken, das Bild eines alles be- und verzaubernden Wesens darstellen. Das mag mancher Leser einfach so auf sich wirken lassen und ist ok. Hier stimme ich dem Zitat der unbestimmten Genauigkeit gern zu. Wichtig war mir hier das 'zauberhafte Wesen', nicht unbedingt die vollständig-korrekte inhaltliche Deutung. Was mich nicht davon abhält, die Absicht gern zu erklären.

Nichtsdestotrotz ist das Gedicht in sich selbst eine Metapher. Dass es sich dabei auch um ein Kind handeln könnte, passt gut zur Absicht, wenn ich auch eigentlich eine noch sehr junge Frau meinte, also keinen (aus der Sicht des alternden Autors Embarassed ) 'Erwachsenen' Menschen, unabhängig vom biologischen Alter der Dame. Diese bezaubert eher unbeabsichtigt durch ihre natürliche Freundlichkeit und Anmut und zuweilen auch etwas unreif wirkende Verlegenheit gegenüber älteren Menschen um sie herum.

Im weiteren Sinne geht es um die Jugend, die 'noch nicht' um gesellschaftliche Konformität besorgt ist, sondern einfach das Leben entdecken will, zuweilen unrealistische Pläne schmiedet und davon offen und frei heraus träumt. Immer wieder erfrischend, solchen jungen Menschen zu begegnen.

Das 'dort' war in der Tat der Struktur geschuldet. Nehme ich es heraus, da die vierte Zeile jeweils jambisch wird (damit es nicht so monoton wirkt). Da nun mehrere Leser sagen, dass das eher unschön wirkt ...

Die Häufung von er- war mir selbst nicht aufgefallen. Werde über eine Alternative nachdenken.

LG
Tula


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Tula
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Beitrag20.06.2018 00:52

von Tula
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Hallo Stimgabel

dein Kommentar kam nun zeitlich genau in meine Antwort, sorry.

Zitat:
sitzt da eine haarkämmende Adaption einer Loreley, Lore Ley [ oder Brentanos Lore Lay, oder oder ... ] auf ihrem ins Auge pfeilenden Goar-Felsen und irritiert die vorbei schippernde Männerwelt in ihrer oberflächlichen Gier;


Jetzt hast du mich entlarvt Rolling Eyes Nun ja, 'oberflächlich gierig' bin ich hoffentlich nicht Embarassed Aber dass die weibliche Anmut hier im Spiel gerade die Männer mitreißt, will ich nicht abstreiten.

Danke für deinen heiteren Kommentar!

LG
Tula


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Stimmgabel
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Beitrag20.06.2018 01:34

von Stimmgabel
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-
Tula hat Folgendes geschrieben:
Hallo Stimgabel


Danke für deinen heiteren Kommentar!

LG
Tula


hi hi Tula, war's mir doch sehr ernst mit meinem Kommentar … nun ja, wenigstens 'heiter'  Shocked

Grüßle …

-


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Aranka
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A
Beitrag20.06.2018 09:30

von Aranka
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Hallo Tula,

ich hatte keineswegs ein "Kind" vor Augen, als ich diesen Satz schrieb:

Aranka schrieb:

Zitat:
Ich sehe hier in dieser Zauberin das unschuldige Handeln und Sehen eines Kindes, das die Welt mit seiner Unbekümmertheit verzaubert.


Diese Zauberin ist für mich nicht an ein Alter gebunden, ist ein weibliches Wesen, dass sich im Innern das unschuldige Sehen eines Kindes, die Unbekümmertheit der Jugend bewahrt hat. Die Gabe, sich selbst und andere zu verzaubern, wenigstens ab und an diesen anderen Blick zu wagen, ist für mich alterslos.

Tula, nur um Missverständnisse zu vermeiden.

Einen schönen Tag. Aranka


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poetnick
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Beitrag20.06.2018 20:46

von poetnick
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Hallo Tula,

Zitat:
Im weiteren Sinne geht es um die Jugend, die 'noch nicht' um gesellschaftliche Konformität besorgt ist, sondern einfach das Leben entdecken will, zuweilen unrealistische Pläne schmiedet und davon offen und frei heraus träumt. Immer wieder erfrischend, solchen jungen Menschen zu begegnen.


Danke Dir noch abschließend für die Teilung Deiner Sicht- und Deutungsweise zum Text, nachdem wir hier alle mehr oder weniger Rate- und Zuschreibungsabstinenz geübt und gelobt haben.
Mir ist gerade auch der autoreigene, originäre Impuls erfahrenswert, wenn der Autor diesen mitteilen kann und mag.
Erfahre ich doch hier eine Abgleichung mit den eigenen Bildern und Sichtungen.
Die Wahrnehmung bestimmt die Wirklichkeit und derer gibt es bekanntlich viele. Dazu fällt mir noch ein Phänomen aus Jugendzeiten ein. Beim hören fremdsprachiger Musiktexte bildete sich eine ganz eigene, emotional begründete und erfahrene Ideenwelt. (Und es liess sich lange und gründlich darin verweilen - ohne ein Gefühl von Mangel). Wurde diese durch eine exakte Übersetzung aufgeklärt, folgte manchmal eine gewisse Entzauberung des Musikstückes, doch ebenso häufig weitete sich der Erfahrungshorizont.

Das nochmal zum Text, dessen autoreigene Be-deutung mir auch hier etwas erfahrenswertes zum eigenen Texterleben dazugegeben hat.

Liebe Grüße - Poetnick

P.S. (die WM war es nun wirklich nicht... Wink )


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Tula
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Beitrag21.06.2018 00:01

von Tula
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Hallo Stimmgabel

auch die Heiterkeit ist ernst gemeint smile

Aber wirklich, das Bild der Schönen hoch droben auf dem Fels, sinnbildlich natürlich, unerreichbar für die Männer (einige ertrinken in ihrer hilflosen Sehnsucht), die dies nicht begreifen, mich erheitert es und steht ganz im Sinne (m)einer humoristischen Sichtweise der Dinge. Die Lorelei gewinnt immer Wink

In diesem Sinne

LG
Tula


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Tula
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Beitrag21.06.2018 00:07

von Tula
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Hallo Aranka

Zitat:
Die Gabe, sich selbst und andere zu verzaubern, wenigstens ab und an diesen anderen Blick zu wagen, ist für mich alterslos.


Da will ich dir ganz und gar nicht widersprechen, obwohl die jugendliche Unbefangenheit in der Tat mit der Zeit verloren geht, offene Herzlichkeit bleibt natürlich.

Der Vergleich mit dem 'wirklichen' Kind ist dennoch nicht verkehrt, kann ein solches doch ebenfalls unheimlich entzückend sein, hätte dies aber sicherlich etwas deutlicher eingearbeitet.

Danke für deinen Gruß

LG
Tula


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Tula
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Wohnort: die alte Stadt


Beitrag21.06.2018 00:18

von Tula
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Lieber Poetnick

Danke auch für deinen zweiten Gruß und Gedanken zum Gedicht.

Zitat:
Mir ist gerade auch der autoreigene, originäre Impuls erfahrenswert, wenn der Autor diesen mitteilen kann und mag. Erfahre ich doch hier eine Abgleichung mit den eigenen Bildern und Sichtungen.


Da stimme ich gern zu. Ich weiß natürlich auch, dass mit zu vielen Erklärungen des Autors der Zauber eines Gedichtes zumindest teilweise verloren gehen kann. Da wir im Forum aber am Text arbeiten, ist mir dieser Austausch wichtig.
Zitat:

Die Wahrnehmung bestimmt die Wirklichkeit und derer gibt es bekanntlich viele.


Oh, damit triffst du genau den Kern! Denn es sind die unmittelbaren Gefühle, welche hier bestimmend sind, die einzige Wahrheit im Moment eines Lächelns. Wink

LG
Tula


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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag22.06.2018 21:09

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo lieber Tula, nur eine kurze Atwort an Aranka, ich schwöre, dann höre ich auch gleich wieder auf zu offtopicen.

Liebe Aranka, für deine Antwort danke ich dir sehr. Nein, das im Text eingewebte Verborgene meinte ich nicht. Du hast das eigentlich ganz wunderbar aufgelöst, wenn du schreibst:
Zitat:
Das jeder etwas anderes im Gedicht findet, das bei jedem vielleicht ein anderer Vers besonders zupackt, dass ist fast selbstverständlich, da Bilder oder auch bestimmte Worte bei jedem unterschiedliche Hintergründe öffnen. Auch öffnen sich Texte, die hinter der Oberfläche mehr beherbergen als eine Wahrheit oder eine Logik, erst nach und nach und oft über lange Zeiträume immer wieder etwas anders. Und das mag ich an guter Lyrik, das mein Lesen hier nie an ein Ende gelangt und ich dennoch nicht leergelassen zurück bleibe.

Auch Prosa muss, will sie gut sein, etwas Derartiges leisten. Und du hast Recht, ein Erraten des Richtigen würde diesen Zauber vermutlich gerade zerstören. Es geht wohl um das Aufspüren eines Kerns und das Aufspüren von etwas Ungreifbarem, was sich im Schreibprozess zeigt.
Zitat:
Mein Schreiben ist immer auch meine eigene Suche, die ich in meinem Text betreibe, das, was mich umtreibt in diesen Zeilen, das lege ich Schritt für Schritt in den Text (will es gar nicht verstecken), was der Text auf diesem Weg mit mir zusammen dann so alles findet, (nicht alles ist planbar) darin gehe ich ebenso wie der Leser spazieren und finde hoffentlich mehr, als ich hineingelegt habe.
(...)
Nicht immer gelingt es, einen guten reichen Text zu schreiben, der sein Geheimnis bewahrt und gleichzeitig freigibt.


Das ist etwas, was mich schon lange umtreibt und beschäftigt. Du hast mir ein wenig geholfen, meine Gedanken zu sortieren. Dankeschön auch für den Hinweis auf die Diskussion in der Prosa, Ich habe diese Diskussion jetzt erst mit Interesse verfolgt.
Danke für deine Gedanken.
Liebe Grüße von der Rainerin
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