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achillea


 
 
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag19.06.2018 23:38
achillea
von Perry
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

achillea

die berauschende wirkung lässt nach
und ich lege mir neue blüten auf
die zunge des säuerlichen sommers

nachts hülle ich mich in die wolle
im mondlicht springender schafe
träume mich zurück in die zeit mit dir

sag mir wo der schäferwagen steht
mit dem wir zu den sternen flogen
den einzigen esel an der deichsel

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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag20.06.2018 11:39
Re: achillea
von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

achillea

die berauschende wirkung lässt nach
und ich lege mir neue blüten auf
die zunge des säuerlichen sommers

nachts hülle ich mich in die wolle
im mondlicht springender schafe
träume mich zurück in die zeit mit dir

sag mir wo der schäferwagen steht
mit dem wir zu den sternen flogen
den einzigen esel an der deichsel


-------------------------------------------------------


Hallo Perry,

einfach unglaublich, wieviele metaphorische Bilder und intertextuelle Entnahmen du hier zu einem passenden Gewebe zusammengeformt hast  Smile . In der ersten meta-Ebene sehe ich die Gedanken  / Verträumreise eines LI in seine Vergangenheit, zu seiner damaligen Liebe zurück [ träume mich zurück in die zeit mit dir  / mMn eine Frau, ob Geliebte oder Gattin scheint mir hier egal; der Grund für das 'nicht-mehr' ist hier ebenso nebensächlich ];

LI pflegt immer wieder die gebliebene Wunde über diesen Verlust [ auch heute  / ich lege mir neue blüten auf die zunge ], wird hier das mythologische Bild der Achillea [ Schafgarbe, der Überlieferung nach in der Namensgebung aus der Achilles-Mythologie, pflegte dieser angeblich sein verwundete Achillesstelle mit jener Schafgarbe ].

Ist einerseits eine quasi heilende Wirkung der Achillea für Wundstellen da, andererseits sind da die bitteren Gerbstoffe, die hier im Stück jenen bitteren Beigeschmack [ Schmerz ] an die vergangene Liebe unterlegen, heißt also für LI:

_______________________________ weiß LI ...

führt seine Sehnsucht parallel zu einer zwie_Sinnenreise, einmal zum damaligen Liebesgefühl zurück, zugleich zu einer bitteren, säuerlichen und schmerzvollen Erinnerung an den Verlust … sieht, spürt LI zudem, nagt die Erinnerung, die Gangenheit mehr und mehr an dem wachbleibenden Bild an seine damalige große Liebe [ die berauschende wirkung lässt nach ];

bleibt jener intensive Geschmack an jene Erinnerung, wird dann die Erinnerung [ für Momente ] auch immer wieder zu einem säuerlichen Sommer, vielleicht passierte genau zu dieser sommerlichen Zeitfläche das Liebes-Aus, vielleicht?

Assoziiert sich LI [ vielleicht ja auch real ] in seiner Gedankenreise auf eine Schafsweide, springendes Leben  / spürt jene wärmende Schafswolle auf seiner Haut [ passig zum Bild der heilenden Schafgarbe Wink] … setzt sich LI in den Schäferwagen und reist in seinen Sinnen zu jenem Stern, dort, wo seine Liebe nun heute traum-weilt,

zwinkert der Text nun genau zu diesem Bild, zu dieser Vorstellung sich selbst ironisch zu. Weiß es LI ebenso. Spielt hier LI quasi den Esel vor der Deichsel dieses Traumreisegefährts [ wird quasi LI selbst zu einem gedanklichen Schaf seiner Illusion, ist LI der einzige Esel an der Deichsel, weit und breit auf dieser Schafsweide … einfach köstlich diese Stelle Smile ]

Resümee : nimmt sich hier ein LI bewusst [ von Zeit zu Zeit ] jene sinnen_Muse, sich an (s)eine vergangene Liebe zu erinnern, zudem gerne, auch mit Wehmut … ist der Verlust auch heute eine wache Morgana, zugleich weiß sich LI in einer selbst-gespielten Surrealisation; verulkt sich LI selbst als einzigen Esel vor jener Deichsel dieses Traumwagens gen Himmel und Sterne.

Dekoriert sich LI seine Illu-Reise mit unterlegenden Vehikeln aus der Mythologie, aus den Traumebenen der Schafe-Freiheiten … wäre es ein bewusstes sich Gönnen an eine Erinnerung, nimmt sich LI Zeit dafür.

Perry, nicht nur sprachlich durchgehend gelungen [ für mich ], ebenso metaphorisch Klasse verwebt … flösse ein Gedanke nach dem anderen zu seinem passenden Folgenden Smile … war echt gernst hier im Text auf literarisch-lyrischen Besuch, auf dem Finden der ausgelegten Bildsteine … über diese kieselsteinende Textstraße  Smile ;


wieder ein sehr fröhpfeif_Tschüss, Frank,


-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag20.06.2018 14:58
Hallo Frank,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

besser hätte ich den Text selbst nicht erläutern können.
Jeder deiner Gedankengänge trifft zu und spricht mir aus der Schreiberseele.
Danke für Begleiten und LG
Perry
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag20.06.2018 15:41

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Perry,

ein sehr schönes Gedicht: wunderbare Bilder, eine stimmige Vernetzung der Verse und immer wieder eine Öffnung hin zur Mythologie und Literatur. Ebenso gelungen der kleine selbstironische Schwenk in der Schlusszeile, keine angehangene Pointe.
Neben dem guten GemachtSein erzählt mir der Text eine feine „Rückblick-Traum-Geschichte“, ein feiner Blick auf eine Liebe.

Sehr gerne gelesen. Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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