Stadtfest

[Tula]

Stadtfest

der Strom zieht durch die Altstadt unter
einem Takelwerk aus Licht, Girlanden und Ballons
vorbei an den Fassaden gähnen Fenster
wie die Scharten einer Hafenmauer

zu ihren Füßen lagern aufgereiht Galeeren -
die eine dort erinnert irgendwie an einen Tisch
- die ist zwar vollbesetzt nur die Besatzung scheint
beim Fuchteln mit den Rudern ungeschickt

weiter immer weiter strudelst du vorbei
an jedem Kai preist man den reichen Fang
und schmiedet eimerweise Silber für
die zügellose Meute auf den Bänken

unerwartet blüht ein hängender Garten
ganz aus Basilikum winkt dir das Glück:
“nur ein Töpfchen mein lieber Antonius,
für die Liebste, die ich erst noch finden muss”

irgendwann sitzt du dann selbst die Strafe
ab und wischst dir Wein und Fett vom Kinn
du weißt die Fahrt durch diese Nacht wird lang  
beim Marsch träumst du von Ipanema und Tucanos



mehr zum lyrischen Reisepunkt https://lyrischereiseportugal.wordpress.com/stadtfest/
einen Opfergesang findet ihr dort ebenfalls

[niko]

hallo tula!

dieser text lässt mich irgendwie ratlos zurück. Inhaltlich ist er, wie ich finde, gut gelungen, aber die form.........
du erweckst den eindruck, als wolltest du reimlos reimen. aber die metrik stolpert zu viel.
ich fände es weitaus vollendeter, wenn die form runder wäre, wenn du beispielsweile konstant mit 6 hebungen und senkungen arbeiten würdest. Vielleicht sehen andere ganz anders auf den text, aber mit der ersten strophe  ziehst du mich praktisch metrisch rein (auch wenn die erste strophe schon etwas holpert) und dann wird es wieder wirrer. die optische aufteilung des textes tut da vermutlich noch ihr übriges.
also mich verwirrt es jedenfalls etwas. irgendwie hab ich anfangs remlose reime mit fester metrik erwartet.....weiß auch nicht genau warum.

herzlichst - niko

[Tula]

Hallo niko

nicht doch, kein gereimtes, aber dennoch nicht ohne jede Metrik, ich lese es spazierend im Strudel des Menschenstroms.

LG
Tula

[Berni]

Wieder so ein Text von dir, der den Leser direkt mitnimmt in dieses südländische Flair. Ich lasse mich da gern hineinfallen, lasse mich auch nicht davon stören, wenn ich nicht jede Zeile verstehe. Du fängst hier Stimmungen ein aus diesem südeuropäischen Raum, ja wohl Portugal. Aber du führst den Leser vorsichtig durch diese Kulisse, erschlägst ihn nicht mit Bildern, was dort im Original dem Fremden vermutlich tatsächlich droht. So jedenfalls lese ich es aus deinen Zeilen.
Ich finde, du vermittlest die Stimmung sehr gut mit diesem Text, und man kann sich auch als Nichtwissender darauf einlassen. Ein Stadtfest, wie du weiter unten erwähnst, das man selbst gern mal erleben möchte.

Gern gelesen,
Berni

[firstoffertio]

Habe etwas in deinem Gedicht herum geschmiert. Weiß nicht, ob es dir was bringt.
Die letzte Zeile, da fällt mir nicht recht was ein, und ich frage mich, ob du sie brauchst?

Stadtfest

der Strom zieht durch die Altstadt unter
einem Takelwerk aus Licht, Girlanden und Ballons
vorbei an den Fassaden gähnen Fenster
wie die Scharten einer Hafenmauer

zu ihren Füßen lagern aufgereiht Galeeren -
die eine dort erinnert irgendwie an einen Tisch
- dsie ist zwar vollbesetzt nur die Besatzung scheint
beim Fuchteln mit den Rudern ungeschickt

UND weiter immer weiter strudelst du vorbei
an jedem Kai preist man den reichen Fang
und schmiedet eimerweise Silber für schmiedet das Silber eimerweise für
die zügellose Meute auf den Bänken

unerwartet blüht ein hängender Garten
ganz aus Basilikum winkt dir das Glück:
Ein Garten aus Basilikum hängt unerwartet
blüht und winkt dir Glück
“nur ein Töpfchen mein lieber Antonius,
für die Liebste, die ich erst noch finden muss”

irgendwann Dann sitzt du dann selbst die Strafe ab
und wischst dir Wein und Fett vom Kinn
du weißt die Fahrt durch diese Nacht wird lang   
beim Marsch auf der du träumst von Ipanema und Tucanos

[Tula]

Hallo firstoffertio

danke für deine Vorschläge, ich sehe, dass du auf die Verbesserung des  sprachlichen Flusses Wert gelegt hast.

Ich muss mir nochmals in Ruhe einige Stellen gut überlegen. Beim Basilikum zum Beispiel möchte ich nicht unbedingt einen kürzeren Vers einbauen, die hängenden Gärten entsprechen dem stufenweise aufgebauten Verkaufsstand, während der Marsch am Ende des Gedichts inhaltlich eine besondere Bedeutung hat: Es geht um den Umzug - marchas populares - welcher in mancherlei Hinsicht an den brasilianischen 'Carnaval' erinnert.

Dankende Grüße

Tula

[firstoffertio]

Oha. Da sehe ich, wie ich als Leser ohne die tatsächliche Erfahrung falsch liegen kann.