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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Lesezeichenpoesie 05/2018
egolution partout

 
 
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.05.2018 12:35

von Constantine
Antworten mit Zitat

Liebe Aranka,



Aranka hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
charles, in mir brennen verse.


Da eröffnet ein LI einem Charles, dass Verse in ihm brennen. Das klingt spannend und frisch und lässt einiges erwarten.

Danke. Ja, ich empfand es auch als einen passenden Anfang: Am Anfang war das Feuer ...
was für mich eine Spannung und Erwartungshaltung erzeugt.

Aranka hat Folgendes geschrieben:

In der nun folgenden Aufzählung von fünf Zeilenpaaren jeweils Frage- + Aussagesatz, spielt das LI ganz nüchtern ein paar Möglichkeiten durch, wie sich die Verse/Gedanken fixieren ließen. Hier wird ein Zeitfaden abgearbeitet, von der "Keilschrift" bis ins digitale Heute.

Richtig und es freut mich, dass ich dies vermitteln konnte. LI analysiert nüchtern seine Möglichkeiten.


Aranka hat Folgendes geschrieben:

Sprachlich fallen die Zeilen durch eine fast gleiche Satzkonstruktion auf. Es entsteht mir das Gefühl einer Länge. Die Überlegungen das LI stehen lose im Raum, führen nicht aus seinem Suchen heraus. Der Ton der Zeilen ist emotionslos, fast ein wenig gelangweilt.

Vielleicht nicht unbedingt gelangweilt, eher schon resigniert. Es wird in einem fast gleichen Ton aufgezählt, die Zeilen sind fast gleich aufgebaut, als hätte LI dies bereits einige Male getan. Ja, das Gefühl der Länge oder einer (unangenehmen) Zeitspanne.

Aranka hat Folgendes geschrieben:

Für mich ist das letzte Zeilenpaar das interessanteste. Der Gedanke, etwas von sich zu "hinterlassen", etwas, dass es wert ist, die Gedanken, die sich zu Versen formen. (So lese ich es.)

Richtig. Für mich kommt da eine gewisse Tragik und Ironie mit rein: LI hat viele Möglichkeiten, keine genügt, und doch ist das dieser Drang oder diese Sehnsucht, etwas Wertvolles von sich zu hinterlassen. Danke fürs Lob und es freut mich sehr, wie du diese Zeilen verstanden hast.

Aranka hat Folgendes geschrieben:

Emotion ist partout in mir. Hier steht das "partout" für mich überzeugend in der Zeile.

Danke.

Aranka hat Folgendes geschrieben:

Das sich sonst überall wiederholende „partout“ steht in den meisten Aussagen sehr sperrig im Satz, da es rhythmisch nicht immer gut eingearbeitet wurde, was es etwas gewollt erscheinen lässt. (Das sind jetzt ganz subjektive Leserempfindungen)

Den sperrigen Eindruck kann ich sehr gut nachvollziehen, ich fand es sprachlich auch nicht optimal, aber irgendwie sprach mich der Wille des LI an. Ja, gewollt, ein Wille spricht aus den Zeilen, vielleicht auch ein unterschwelliger Frust neben dieser Resignation (und auch der für Außenstehende vielleicht witzig-ironischen Situation), der sich im gehäuften Gebrauch des "partout" äußert.

Aranka hat Folgendes geschrieben:

Der Abschlussvers ist ebenso erfrischend wie der Eingangsvers. In diesem Textrahmen spüre ich Emotion.
Zitat:
charles, die verse rennen mir davon.
  

Danke. Ja, das sind die Momente, in denen LI mit dem letzten Zeilenpaar zuvor doch eher die Hosen runter lässt, als im aufzählenden, selbstgefälligen Ego-Mittelteil. Ich fand diese beiden Brüche spannend, hoffte ich, zeigen sie auch ein wenig die Reflexion des LI.

Aranka hat Folgendes geschrieben:

Rahmen und „Gerahmtes“ passen nicht wirklich zueinander.

Richtig. Mich hat diese Reibung interessiert und hoffte, dass diese Gegensätzlichkeit von innen zu außen dem Gedicht eine spannende Dynamik verleiht: Was ist stärker, das Ego oder die Evolution? Welches von beiden gibt eher nach? Wohin führen die beiden?
Ich hoffte, dass diese Un-Gewissheit spürbar ist.

Aranka hat Folgendes geschrieben:

Auf jeden Fall hat der Text mir so viel Aufmerksamkeit abgerungen, dass er auf meiner Punkte-Liste landen wird.

Danke. Es freut mich sehr, dass es mein Gedicht trotz Schwächen bei dir gut abgeschnitten hat und es in deine Top Ten geschafft hat.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.


LG
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.05.2018 12:41

von Constantine
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Hallo poetnick,

poetnick hat Folgendes geschrieben:
Eine gute Ausgangslage, der Humor sizt hier subcutan und das gefällt mir.

Danke. Ich war mir nicht sicher, ob der Humor rüber kommt, habe es mittlerweile in den Kommentaren von mehreren Lesern erfahren, und es freut mich sehr.

poetnick hat Folgendes geschrieben:
Irgendwie fühlte ich mich an ein Kammerspiel like 'Dinner for One' erinnert.

Als ich das gelesen habe, dachte ich mir: Wow, stimmt. Laughing

poetnick hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
wohin mit mir? mich vererben?
emotion ist partout in mir.

charles, die verse rennen davon.
...herrlich!

Danke. Laughing

poetnick hat Folgendes geschrieben:

Werde wohl, wenn alles gewichtet pünktlich wieder auftauchen.

Das bist du und ich danke dir sehr für die reiche Bepunktung.
Freut mich sehr, dass du deinen Spaß am Gedicht hattest.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.


LG
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.05.2018 12:48

von Constantine
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Liebe hobbes,

hobbes hat Folgendes geschrieben:
charles, aufgrund dieser Zeile
Zitat:
charles, die verse rennen davon.

bekommst du fünf Punkte von mir.

 Shocked

Deine Zeilen kurz und knackig und mich hat's genauso kurz, weniger knackig von Stuhl gefegt. Alles gut, nichts passiert. Das kam überraschend und ich bin schon manche Überraschungen gewohnt, aber das.

Freut mich, dass dir diese Zeile gefallen hat. Die erste Charles-Zeile anscheinend weniger. Man bedenke, wenn die auch fünf Punkte wert gewesen wäre, ne, ne. Laughing

Danke für die reiche Bepunktung, fürs Lesen und Kommentieren.


LG
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.05.2018 13:53

von Constantine
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Liebe Heidi,


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Konzeptarbeit? Hats nicht leicht bei mir.

Hab ich gemerkt. Laughing

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Das Bild der davonrennenden Verse mag ich allerdings.

Danke.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Auch die Emotionen, die partout im LI hausen, die ich allerdings nicht spüren darf. LI erklärt mir seine Emotionen - kein Wunder (aber dazu später).

Ich denke, da schimmert zu sehr dieses Ego durch, das in den Zeilenpaaren zu sehr analysiert als spürbar macht.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Es bleiben viele Dinge im Text unklar für mich. Etwa: Warum ist Stein ordinär? Weil die Verse brennen?

Nein, der Stein ist nicht ordinär, weil die Verse brennen, sondern vielleicht zu grob, zu vulgär für so etwas Wichtiges wie das Verfassen von Lyrik des porträtierten, sensiblen Ego-Dichters.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ein Stein ist einSteinistein Stein. Für mich. Aber für LI ist Stein ordinär. Seltsam. Gut, das hängt wohl mit dem Keil zusammen, der an die Wand gehämmert wird mit Fragezeichen. Wenn die Verse brennen. Trotzdem: Warum ist er zu ordinär? Ist doch eine gute Möglichkeit dafür, seinen Ausdruck für die Ewigkeit zu hinterlassen. Wenn sonst nix da ist.

Für die Ewigkeit sicherlich eine gute Möglichkeit und bestimmt auch ein guter Kontrast, Lyrik auf einem kalten, harten Hinter-/Untergrund wie Stein zu hämmern/festzuhalten. Für diesen ungeduldigen Lyriker-Typ leider und auf Dauer kein passendes Medium für seine Lyrik.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Den Griffel mag LI auch nicht, sorgt sich um trockene Haut. Scheint von melancholischer Natur zu sein, mit empfindlicher Haut. Neurodermitis?

Möglicherweise, ja. Anscheinend lässt er an seine Haut auch nichts anderes ran, außer Wasser und Dove und Cortison-Salbe. Laughing
Dieses Haut-Austrocknen scheint genauso einen Zeitaspekt in sich zu tragen, je länger man mit Ton arbeitet, umso trockener kann die Haut werden.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Das Papier ist dann auch zu weiß, deshalb wirds nix mit Feder.
Und Displays haben eben nicht dieses nostalgische Flair, das dem LI aber wichtig ist. Ich habe es hier also mit einem sehr wählerischen LI zu tun,

Richtig, sehr wählerisch.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

auch einem passiven, das Gegebenes nicht aufgreifen will, um seiner Kreativität nachzukommen, denn Emotionen sind in ihm drin - jedenfalls behauptet LI das. Ob das stimmt, beweist es mir nicht.

LI sieht in den gegebenen Möglichkeiten keine Option für seine (emotionale) Lyrik. Ich mochte diese Reibung zwischen innen und außen, zwischen Gesagtem und dem Handeln. Es passt nicht so ganz zusammen.
Dieser von dir empfundenen Passivität steht mMn ein übersteigertes Anspruchsdenken/Perfektionismus und auch eine überspitzte Hilflosigkeit gegenüber. LI will, es spricht ein Wille aus den Zeilen, aber dieser Wille steht dem eigenen Ego im Wege.

[quote="Heidi"]Handeln ist also nicht LIs Stärke, weshalb die Verse davonlaufen müssen und es nicht zum individuellen Ausdruck kommen kann. Leider.(/quote]
Ja. Sich klassisch selbst ausgespielt und ein Eigentor geschossen.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Charles, die Rahmenfigur, soll vermutlich den Butler (oder die Hilfskraft) darstellen, der die Verse des schreibfaulen handlungsunfähigen Autors zu Papier (oder Stein oder ...) bringen soll, damit sie am Weglaufen gehindert werden.

Kein Butler, keine Hilfskraft, sondern Charles Darwin und damit der Bezug zum verspielten Titel.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Der Titel erklärt mir, dass der Text mit Ich-Bezogenheit zu tun hat, was die inhaltliche Passivität des LI gut unterstützt.

Auch, ja. Eine Art Gegenüberstellung von Ichbezogenheit und dem evolutiven Prozess.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

All das zusammen ergibt das Bild einer Figur, deren Charakter ich in die Kategorie: Arschloch einsortieren würde (Passivität + Forderung, dass Charles gefälligst machen soll). Wobei ich das nicht gerne mache - es liegt mir nicht, Charaktere in Schubladen zu stecken.

 Laughing Es ist dein Verständnis und deine Sicht auf LI.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Im Grunde finde ich Arschlöcher so als Figur durchaus spannend, aber leider gelingt es Text nicht, mir eine tiefere Einsicht in das lyrische Ich zu gewähren - Facetten; denn kein Mensch besteht nur aus einseitigen Charakterzügen. In diesem Text lerne ich aber nur den LI-Egoismus kennen, der gewiss vorhanden ist (also, Thema erfüllt), aber da ich eben nur die Arschlochseite wahrnehmen darf, interessiert mich die Figur nach dem Lesen nicht weiter. Schade.

Finde ich auch schade, erhoffte ich doch im letzten Zeilenpaar und der Abschlusszeile neben der Ironie auch etwas Tragik durchschimmern zu lassen.
Es geht um Ego, ja. Es geht aber auch um Charles Darwin und die Evolutionstheorie, die ich versucht habe, im schreibenden Prozess-Kontext zu setzen und mit LI ironisch gegenüber zusetzen und zu karrikieren. Thema: Un-Gewissheit.
Ego vs Evolution.
LI ist sehr ungeduldig, die Kreativität erwacht mit dem Feuer, der Beginn von Kultur und sieht die "Schreib"-Errungenschaften der Evolution. Sie genügen nicht, das Tempo ist zu langsam. LI braucht eine andere Möglichkeit zum Lyrikausdruck und fordert in der Person von Charles (Darwin) und somit vom evolutiven Prozess, sich zu beeilen, denn die Verse rennen davon. Ego Vs Evolution.
Was die Evolution bringen wird, bleibt mMn ungewiss. Auch, so hoffte ich, wie sich das Ego entwickeln wird.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Sicherlich kann man auch Einseitigkeiten in einem Text verarbeiten, um etwas damit auszudrücken (wie die Egolution, die der Titel spricht). Dann müsste er aber insgesamt provokanter aufgebaut sein, um mich so richtig zu reizen. So sehr, dass ich dieses lyrische Ich nicht wieder vergesse, es interessant finde und immer wieder zu ihm zurückkehre, bis ich es ergründet habe. Dieses hier schafft das nicht mal im Ansatz. Es langweilt mich.

Langeweile. Der Todesstoß. Smile
Ich weiß, was du meinst.
Mit mehr Arbeitszeit und vielleicht auch etwas mehr zurück zur ersten Fassung, wäre vielleicht mehr Tiefe/Breite drin geblieben. Beim Schreiben hoffte ich, das Thema Un-Gewissheit nicht aus den Augen zu verlieren und habe LI somit eher reduziert und versucht den evolutiven Gedanken als Un-Gewissheitsfaktor verstärkt im Gedicht zu verankern.  

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Keine Punkte für dich.

Schade, aber verständlich.

Danke für dein ausführliches Auseinandersetzen mit meinem Gedicht.


LG
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.05.2018 14:03

von Constantine
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Hallo d.frank,


d.frank hat Folgendes geschrieben:
Charles, ich kann mir nicht helfen, aber das klingt für mich nach Diener. Laughing
Soll das so?

Nein, kein Diener, auch wenn LI sich wünschen würde, die Evolution würde seinen Wünschen dienen und ihm endlich eine Möglichkeit zu Verfügung stellen, mit der LI sich wohl fühlt, seine Lyrik zu verfassen. Aber dieser Prozess ist langwierig und was entsteht ungewiss.
Mit Charles ist Charles Darwin gemeint.

d.frank hat Folgendes geschrieben:

Dieses Gedicht erzeugt in mir unfreiwillig das Bild vom Dinner for One. Wie der trottelige Diener da um den Tisch schwankt, ein Glas nach dem anderen herunterstürzt:
"The same procedure as last year, Miss Sophie?"
“The same procedure as every year, James.”

 Laughing Bist nicht die einzige, die diese Assoziation hatte.

d.frank hat Folgendes geschrieben:

Sitzt da also eine blockierte bornierte Schriftstellerin vor dem Schreibtisch und klagt ihr Leid dem Untergebenen?

Nein, nicht wirklich. Eher ein ungeduldiger, selbstgefälliger Dichter, dem die Evolution zu langsam ist.

d.frank hat Folgendes geschrieben:

Oder geht es die Wortlosigkeit?

Nein, Worte hat LI reichlich, aber nicht die für ihn passende verfaß_Möglichkeit.

d.frank hat Folgendes geschrieben:

Wenn wir schon nicht reden können, bleibt uns ja der halbherzige Austausch anderer Gefälligkeiten. Laughing

Das könntest du mir erklären. Ich glaube, ich stehe grad auf dem Schlauch.

d.frank hat Folgendes geschrieben:

Wie auch immer, ich mag den humoristischen Touch in diesem Gedicht, wie er trotzdem etwas Ernstes abhandelt und ich mag das Dinner for One. smile

Damit triffst du meinen Spagat Humor mit Ernst/Tragik zu kombinieren.

Ich mag Dinner for One auch. smile

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Humor ist eine starke Waffe. Sie hat mich geschlagen.
Seven points, Charles. wink

Dass der Humor so gut durchgeschimmert hat, freut mich sehr, empfinde ich es doch als sehr schwer, Humor an Leser zu vermitteln.
Danke für die Bestätigung und die sehr reiche Bepunktung.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.


LG
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.05.2018 14:21

von Constantine
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Hallo Veith,

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Vorweg: Ich bin kein Lyrik-Experte und fühle mich nicht wirklich qualifiziert, Lyrik zu bewerten. Daher muss ich mich auf mein Bauchgefühl beschränken und mehr danach gehen, was mir von Gedanken, Sprache und Inhalt gefällt, statt wirklich nach lyrischem Können zu beurteilen. Das „un“ in un-Gewissheit interpretiere ich wie cummings die Vorsilbe verwendet hat.

Mehr als ok für mich.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:

na, ob es Herrn Darwin wirklich interessiert hätte, ob sich jemand künstlerisch verwirklichen könnte?

Nein, aber gerade darin sah ich den Reiz und den Versuch, humorvoll mit dieser Thematik umzugehen.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Nette Idee, aber bleibt sehr an der Oberfäche.

Danke.
Zu der Oberfläche: Er war herausfordernd mit den Vorgaben diese Idee herauszuarbeiten und zu hoffen, dass ungeduldiges Dichter-Ego vs ungewisse Evolution genug Reibung, Ernst und Humor erzeugen, um als Leser einiges zu entdecken und für sich mitzunehmen.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Am besten gefällt mir fast das Wortspiel im Titel.

Danke. Der Begriff "Egolution" stand sehr früh im Titel fest, "partout" kam etwas später hinzu, weil der Evolutionsprozess nicht still steht und das LI-Ego im Gedicht auch überall ist.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Was dann kommt, sind Fragen und dahingehauene Antworten, die zum Teil nicht passen. (cursor in binäre Sphären verbannen, was soll das heißen?)

Mein Versuch, Assoziationen zum Computer zu wecken: binär -> Binärsystem/Binärcode: 0 und 1. Was uns da letzten Endes vom Monitor anstrahlt sind Nullen und Einsen und wenn ich den Cursor (z.B. in einem Schreibprogramm) verbanne, schließe ich das Programm oder schalte den Monitor einfach aus. Das war der Gedanke hinter dieser Formulierung.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Irgendwie zündet es nicht richtig bei mir, sorry.

Well, ist leider so. Da nützt das Feuer von der ersten Zeile leider auch nichts. Alles gut.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Und die Un-Gewissheit suche ich auch noch.

Die hoffte ich mit der Gegenüberstellung von Egolution vs Evolution aufzuzeigen.

Trotz all der Kritik und (wie ich es herauslese) Themaverfehlung, habe ich es in deine Top Ten geschafft. Danke dir für die Punkte.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.


LG
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.05.2018 14:31

von Constantine
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Hallo Zinna,

Zinna hat Folgendes geschrieben:

bei diesem Wettbewerb werde ich meinen Kommentar nach einem Schema erarbeiten.

Ok.

Zinna hat Folgendes geschrieben:

Titel
Partout selbstbezogen – an den Song angelehnt, vermute ich.

Nein, keine Songreferenz.
Ein Wortspiel und da Evolution als auch das LI-Ego überall sind, habe ich partout in den Titel mit aufgenommen, um beides hervorzuheben.

Zinna hat Folgendes geschrieben:

Thema
Ach ja, das Schreiben.
Aber mit welchem , Meißel, Griffel, Feder, Coursor?
Bis über dem Wie das Was verschwindet...

Richtig.

Zinna hat Folgendes geschrieben:

Zitat
Ist sinnig eingepflegt, wobei den anderen „partout“-Versen das Runde fehlt (besonders dem Ton-Haut-Vers)

Danke fürs Lob und ja, manche partout reiben ziemlich in den Versen, um vielleicht auch etwas den Frust von LI zu zeigen.

Zinna hat Folgendes geschrieben:

Weiteres
Insgesamt finde ich deinen Beitrag interessant (im positivem Sinne)

Danke. Das freut mich.

Zinna hat Folgendes geschrieben:
er führt einen eher kantigen Klang.

LI ist etwas angeknabbert. Ja.

Zinna hat Folgendes geschrieben:

Charles - Bukowski?, Darwin?

Darwin.

Zinna hat Folgendes geschrieben:
Punkteränge? Kann ich noch nicht sagen.

Schade, dass es für deine Top Ten nicht gereicht hat.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.


LG
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.05.2018 15:22

von Constantine
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Hallo Lorraine,

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Meine Güte. Es hat gedauert, bis ich auf Darwin gekommen bin - dieses (Pseudo-)Französisch überall ... hatte mich auf Baudelaire eingeschossen und das hat natürlich nicht hingehauen. Dabei ist das so offensichtlich, dass man sich hinterher ziemlich deppert vorkommt. hmm

 Laughing Es ist passiert, und gut ist. Dabei dachte ich, bereits der Titel winkt so mit dem Zaunpfahl, dass die Assoziation, wer mit Charles gemeint sein könnte, eindeutig ist.
Mit dem (Pseudo-)Französisch sprichst du einen interessanten Punkt an:
In meiner ersten Fassung trat dieses "partout" für mich so stark hervor, dass ich einen direkten Bezug zum Französischen, aber auch zu französischen Begriffen hatte, die in der deutschen Sprache Verwendung finden. LI bekam damit einen sprachlichen Charakterzug, den ich als spannend empfand und dem Gesamttext etwas mehr Homogenität verleihen sollte.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:

Dem Gedicht hat Darwin jedoch auch nichts genützt, im Gegenteil. Vor lauter Ego und dieser Zimperlichkeit haben irgendwelche brennenden Verse natürlich keine Chance, klar, dass sie flüchten, bevor sie irgendwo stehen könnten.

Richtig, Darwin kann LI nicht akut helfen, da die Evolution anderen Gesetzmäßigkeiten unterstellt ist, als LI es sich wünschen würde. LI blockiert sich quasi selbst, fordert aber (stellvertretend für die Evolutionstheorie) Darwin dazu auf, schneller zu machen, eine Möglichkeit zu entwickeln, die LI als passend für sein Schreiben annehmen kann.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:

Entwicklung (in dichterischer Hinsicht) kann es da nicht geben, und das schlägt sich im Text gnadenlos nieder: Ein Vers, ein Thema, eine Idee - alles miteinander so phantasielos, bzw. einfach nicht nachvollziehbar umgesetzt, dass mich weder Form noch Inhalt interessieren.

Schade, dass das Interesse bergab ging. Die Nachvollziehbarkeit ist ein guter Punkt, dessen ich mir selbst (als zu tief drin) nicht sicher war.

Zitat:
wohin mit mir? mich vererben?
emotion ist partout in mir.


Ob sich das nun auf das Gedicht oder den Dichter beziehen soll, ist gar nicht mehr so wichtig, erstens rennen die Verse ja davon, und zweitens schweigt Darwin beharrlich zu diesen Fragen - ich wüsste auch nicht, was ich da antworten sollte, tut mir leid.[/quote]
Wüsste Darwin auch nicht, da die Evolution nicht wirklich eine Richtung hat und das Wohin ungewiss ist. LI ist zu sehr in der ungeduldigen Ego-Spirale drin, reflektiert hier kurz über seinen Beitrag, wünscht sich aber eher eine Änderung der äußeren Umgebung als seines Inneren.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Nur noch eins: Gäbe es eine Dringlichkeit, wie "brennende Verse" eingangs vermuten lassen, wäre es herzlich egal, durch welches Medium sie am Leben erhalten oder zum Bleiben veranlasst würden - falls es das ist (und das übergroße Ego eines selbsternannten Lyrikers), was auf's Korn genommen werden sollte,

Die brennenden Verse waren nicht als satirisches Bild gedacht, sondern im Evolutions-Kontext als kulturelle initiative Zündung im Sinne von "Am Anfang war das Feuer". Im Gegensatz zum überspitzt dargestellten Ego-Lyriker, da erhoffte ich mir, neben dem Ernst seiner Lage auch das Humorvolle darin zu sehen.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
das Ganze also ein Spottgedicht sein soll - dann hast du dich im Ton vergriffelt, denn Humor oder Spott erfordern großes Feingefühl und das Gegenteil von Plattheit, wenn sie greifen sollen. Nichts für ungut.

Als Spottgedicht habe ich mein Gedicht nicht angesehen, hoffte ich auch, dass am Ende die Tragik aufgrund der (Noch-)Unfähigkeit des LIs spürbar ist.
Humor ist generell sehr schwer und kann leicht zu platt werden/wirken. Ich gebe dir recht, dass das Gedicht recht direkt/platt geworden ist und feine Zwischentöne untergegangen sind.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.


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Beitrag28.05.2018 15:26

von Constantine
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Hallo Rübenach,

Rübenach hat Folgendes geschrieben:
Vorab: Das Problem bei den Wettbewerben im dsfo ist, dass es nur sehr eingeschränkt möglich ist, einen Text einige wochen liegen zu lassen, um ihn dann mit etwas Abstand neu zu betrachten und gegebenenfalls nochmal zu verändern. Andererseits ist eine Woche eine Menge Zeit, da können die Bewertungsmaßstäbe schon etwas strenger sein als beim fff.

Hm. Ich erkenne eine Hommage an Beaudelaire und zumindeat die Vorgaben scheinen eingehalten worden zu sein. Vom Hocker reisst mich hier nichts, aber so richtig schlecht ist das Gedicht auch nicht. In Anbetracht der Tatsache, dass ich 10 von 16 Gedichten Punkte geben muss, wird es wohl sicher Punkte geben, wahrscheinlich sogar mehr, als mein Kommentar vermuten lässt. Dies ist aber eher der Schwäche der Konkurrenz geschuldet.

Nein, keine Hommage an Beaudelaire, sondern eine Referenz an Darwin und seine Evolutionstheorie.

Ich freue mich, dass du die Vorgaben verwirklicht siehst, auch wenn es zum Schluss leider doch nicht für Punkte gereicht hat.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.


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V.K.B.
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Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
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Beitrag30.05.2018 23:08

von V.K.B.
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Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Meine Güte. Es hat gedauert, bis ich auf Darwin gekommen bin - dieses (Pseudo-)Französisch überall ... hatte mich auf Baudelaire eingeschossen und das hat natürlich nicht hingehauen. Dabei ist das so offensichtlich, dass man sich hinterher ziemlich deppert vorkommt.
Tröste dich, es ging mir genauso. Aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen kam mir auch als erstes Baudelaire in den Sinn. C'est le Diable qui tient les fils qui nous remuent … und hat daher nichts mit "deppert" zu tun, ich bin mir sicher Laughing

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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag31.05.2018 21:54

von Heidi
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Lieber Constantine,

du wirst es nicht glauben, nein, du wirst es schon glauben, aber als ich gelesen habe, worum es in deinem Gedicht geht, also diese Sache mit Darwin, du weißt schon, da kam ich mir auch ein wenig deppert (ich klau mir mal den Begriff von Lorraine) vor. Oder nein, eigentlich trifft es das nicht so ganz. Vielmehr habe ich gelacht, über mich, ich hatte jede Menge Spaß mit mir. Ich lasse dich aber erst mal im Ungewissen, warum ich mich so gut amüsieren konnte. Mich würde interessieren, ob du es ahnst. Ich denke schon.

Ich habe bei diesem Gedicht sehr schnell gespürt, dass ein Konzept dahintersteckt, was mich natürlich ein wenig trotzig gemacht hat, weil es mir immer gelingt großartige Gedanken zu solchen Werken zu haben, die aber, na ja, in eine völlig andere Richtung gehen. Ich hab deshalb sogar im Fremdwörterduden nach dem Begriff "Egolution" gesucht, bin aber leider nicht fündig geworden; auf ein Wortspiel mit dem Begriff Evolution bin ich nicht einmal annähernd gekommen.
Jetzt frag ich mich, warum Darwin nur so einen Allerweltsvornamen hat, dessen Begrifflichkeit bei mir mit Butler besetzt ist. Der typische Bulter-Name halt. Warum hieß Darwin nicht Epsilon oder Wednesday? Aber die Namen hätten nicht zu ihm gepasst. Vermutlich. Besser Charles.
Schlecht für mich jedenfalls. Charles-Inhalt anders gefüllt und die Fährte ging woandershin.

Trotzdem: es hat mir viel Freude gemacht, die Rezension für dieses Gedicht zu schreiben. Ich saß ziemlich lange dabei, hab gefeilt und gefeilt und ergänzt. Es war eine von denen, die ich am liebsten geschrieben habe.

Constantine hat Folgendes geschrieben:


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Auch die Emotionen, die partout im LI hausen, die ich allerdings nicht spüren darf. LI erklärt mir seine Emotionen - kein Wunder (aber dazu später).

Ich denke, da schimmert zu sehr dieses Ego durch, das in den Zeilenpaaren zu sehr analysiert als spürbar macht.


Ich glaube eher, dass die Emotion für dieses Werk nicht vordergründig wichtig war/ist. Ein guter Witz sollte sich doch eher trocken lesen, da hätten überbordende Emotionen keinen Platz.
Ich erlebe das LI ja von außen. Es zeigt mir sein Innenleben nur durch das, was es sagt.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Es bleiben viele Dinge im Text unklar für mich. Etwa: Warum ist Stein ordinär? Weil die Verse brennen?

Nein, der Stein ist nicht ordinär, weil die Verse brennen, sondern vielleicht zu grob, zu vulgär für so etwas Wichtiges wie das Verfassen von Lyrik des porträtierten, sensiblen Ego-Dichters.


Das ist natürlich ein Argument. Wichtiges in Stein hauen geht mal gar nicht für LI. Ich glaube, dieses Ordinäre konnte ich aus dem Grund nicht nachvollziehen, weil ich es als etwas ganz Wundervolles empfinde, Stein zu bearbeiten. Ich konnte mich nicht im Geringsten in LI reinversetzen (und ich "steige" beim Lesen immer in die Figur rein, geht bei mir nicht anders). Natürlich ist es was anderes einen Text in Stein zu klopfen als
ach, das geht jetzt in eine andere Richtung. Du weißt was ich meine.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ein Stein ist einSteinistein Stein. Für mich. Aber für LI ist Stein ordinär. Seltsam. Gut, das hängt wohl mit dem Keil zusammen, der an die Wand gehämmert wird mit Fragezeichen. Wenn die Verse brennen. Trotzdem: Warum ist er zu ordinär? Ist doch eine gute Möglichkeit dafür, seinen Ausdruck für die Ewigkeit zu hinterlassen. Wenn sonst nix da ist.

Für die Ewigkeit sicherlich eine gute Möglichkeit und bestimmt auch ein guter Kontrast, Lyrik auf einem kalten, harten Hinter-/Untergrund wie Stein zu hämmern/festzuhalten. Für diesen ungeduldigen Lyriker-Typ leider und auf Dauer kein passendes Medium für seine Lyrik.


Ungeduld spielt also eine Rolle - die konnte ich natürlich nicht erkennen, weil ich ja völlig anders gelesen habe. Ich hatte ja die Schnelllebigkeit, die hinter diesem Werk steht nicht im Hinterkopf. Jetzt, wo ich es weiß, erlebe ich den Text geradezu rasant. Vorher hab ich das LI gesehen und konnte mir nicht erklären, warum es sich so anstellt.
Weil Charles, die Rahmenfigur, so zart aus dem Hintergrund mitreinspielte, hatte sich in mir folgendes Bild herausgearbeitet:
LI schnöselig, fast schleimig, mit erhobener Nase steht vor diesem Stein, Meißel nebenbei und schimpft den Charles, er solle gefälligst machen. Steht nicht im Text, ich weiß, aber meine Fantasie formt so was dann einfach dazu. Und so ging das mit allen anderen Epochen. Mir wurde LI dann zunehmend unsympathischer. Ein richtiger Held, der meint, dass sich die Kreativität, die ihm innewohnt, von selbst tut, dass er sich nicht anstrengen muss, andere sollen den Prozess, die harte Arbeit für ihn erledigen. Er trägt Gefühle in sich, er weiß darum, er erkennt seine Kreativität, aber Charles soll dann das Wort für ihn niederschreiben, weil er sich dafür zu schade ist. So hab ich LI beim Lesen empfunden.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Den Griffel mag LI auch nicht, sorgt sich um trockene Haut. Scheint von melancholischer Natur zu sein, mit empfindlicher Haut. Neurodermitis?

Möglicherweise, ja. Anscheinend lässt er an seine Haut auch nichts anderes ran, außer Wasser und Dove und Cortison-Salbe. Laughing
Dieses Haut-Austrocknen scheint genauso einen Zeitaspekt in sich zu tragen, je länger man mit Ton arbeitet, umso trockener kann die Haut werden.


Der soll sich mal nicht so anstellen. Überhaupt vergehen die Epochen in diesem Text so rasend schnell. LI kam ja kaum hinterher und es ging ihm immer noch nicht schnell genug?
Das ist auch ein Aspekt, den ich noch nicht ganz verstehe. Das LI will, dass Darwin die Evolution vorantreibt, aber es will auch das nicht annehmen, was ihm in der jeweiligen Epoche zur Verfügung steht. Es ist also ein geknechtetes LI, es knechtet sich selbst, weil völlig klar ist, dass dann nach dem Cursor wieder was Neues kommt und später wieder was Neues.
Den letzten Satz finde ich jetzt nach der Auflösung natürlich wahnsinnig witzig. Aber er hat mir auch von Anfang an gefallen. Ich ahnte wohl schon Gutes, konnte es aber nicht zuordnen.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:

auch einem passiven, das Gegebenes nicht aufgreifen will, um seiner Kreativität nachzukommen, denn Emotionen sind in ihm drin - jedenfalls behauptet LI das. Ob das stimmt, beweist es mir nicht.

LI sieht in den gegebenen Möglichkeiten keine Option für seine (emotionale) Lyrik. Ich mochte diese Reibung zwischen innen und außen, zwischen Gesagtem und dem Handeln. Es passt nicht so ganz zusammen.
Dieser von dir empfundenen Passivität steht mMn ein übersteigertes Anspruchsdenken/Perfektionismus und auch eine überspitzte Hilflosigkeit gegenüber. LI will, es spricht ein Wille aus den Zeilen, aber dieser Wille steht dem eigenen Ego im Wege.


Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich will. Mir scheint, es will nicht aus tiefstem Herzen, eben wegen dieser Hilflosigkeit; dieses überspitzte Anspruchsdenken legt sich über sein Willensleben.
Das mit der Reibung finde ich spannend. Du meinst, dass sich das, was LI sagt, mit dem reibt, was es tut? Sehr interessant. Darüber muss ich noch mal nachdenken.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

All das zusammen ergibt das Bild einer Figur, deren Charakter ich in die Kategorie: Arschloch einsortieren würde (Passivität + Forderung, dass Charles gefälligst machen soll). Wobei ich das nicht gerne mache - es liegt mir nicht, Charaktere in Schubladen zu stecken.

 Laughing Es ist dein Verständnis und deine Sicht auf LI.


Absolut.
Es gibt aber auch noch andere Arschlöcher, also welche, die anders ticken als LI. Und wenn ich den Text mit dem jetzigen Hintergrund lese, drängt sich LI als Figur nicht mehr so nach vorne - es geht schließlich um den Witz, nicht hauptsächlich um LI. Es ist dann weniger ein Text der aus der Figur heraus erzählt.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Im Grunde finde ich Arschlöcher so als Figur durchaus spannend, aber leider gelingt es Text nicht, mir eine tiefere Einsicht in das lyrische Ich zu gewähren - Facetten; denn kein Mensch besteht nur aus einseitigen Charakterzügen. In diesem Text lerne ich aber nur den LI-Egoismus kennen, der gewiss vorhanden ist (also, Thema erfüllt), aber da ich eben nur die Arschlochseite wahrnehmen darf, interessiert mich die Figur nach dem Lesen nicht weiter. Schade.

Finde ich auch schade, erhoffte ich doch im letzten Zeilenpaar und der Abschlusszeile neben der Ironie auch etwas Tragik durchschimmern zu lassen.
Es geht um Ego, ja. Es geht aber auch um Charles Darwin und die Evolutionstheorie, die ich versucht habe, im schreibenden Prozess-Kontext zu setzen und mit LI ironisch gegenüber zusetzen und zu karrikieren. Thema: Un-Gewissheit.
Ego vs Evolution.


Na ja, wenn die Leserin das Text-Konzept nicht versteht, dann kann die LI-Tragik nicht zum Vorschein kommen. Jetzt erlebe ich sie natürlich auch, weil sich das LI selbst knechtet.
Warum nur hieß Darwin nicht Ping Pong mit Vornamen?

Constantine hat Folgendes geschrieben:
LI ist sehr ungeduldig, die Kreativität erwacht mit dem Feuer, der Beginn von Kultur und sieht die "Schreib"-Errungenschaften der Evolution. Sie genügen nicht, das Tempo ist zu langsam. LI braucht eine andere Möglichkeit zum Lyrikausdruck und fordert in der Person von Charles (Darwin) und somit vom evolutiven Prozess, sich zu beeilen, denn die Verse rennen davon. Ego Vs Evolution.
Was die Evolution bringen wird, bleibt mMn ungewiss. Auch, so hoffte ich, wie sich das Ego entwickeln wird.


Sehr spannendes Un-Gewiss und Denkfutter für mich. Gerade was das LI-Ego betrifft.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Sicherlich kann man auch Einseitigkeiten in einem Text verarbeiten, um etwas damit auszudrücken (wie die Egolution, die der Titel spricht). Dann müsste er aber insgesamt provokanter aufgebaut sein, um mich so richtig zu reizen. So sehr, dass ich dieses lyrische Ich nicht wieder vergesse, es interessant finde und immer wieder zu ihm zurückkehre, bis ich es ergründet habe. Dieses hier schafft das nicht mal im Ansatz. Es langweilt mich.

Langeweile. Der Todesstoß. Smile


Du siehst noch recht lebendig aus. Smile Ich bin also nicht besorgt.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß, was du meinst.
Mit mehr Arbeitszeit und vielleicht auch etwas mehr zurück zur ersten Fassung, wäre vielleicht mehr Tiefe/Breite drin geblieben. Beim Schreiben hoffte ich, das Thema Un-Gewissheit nicht aus den Augen zu verlieren und habe LI somit eher reduziert und versucht den evolutiven Gedanken als Un-Gewissheitsfaktor verstärkt im Gedicht zu verankern.  


Mehr Arbeitszeit, ach was. Schreib doch ein Neues. Vielleicht einen Arschlochtext extreme oder mit Facetten. Würde ich gerne lesen.
Ich habs im Gespür, was Provokantes liegt dir.

Liebe Grüße
Heidi
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag01.06.2018 14:15

von Constantine
Antworten mit Zitat

Liebe Heidi,

schön von dir zu lesen und wie immer, deine Gedanken bereiten mir eine große Freude. Danke.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
du wirst es nicht glauben, nein, du wirst es schon glauben

Dieser Einstieg kommt mir sehr bekannt vor Laughing
Ich glaube dir, ja.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
, aber als ich gelesen habe, worum es in deinem Gedicht geht, also diese Sache mit Darwin, du weißt schon, da kam ich mir auch ein wenig deppert (ich klau mir mal den Begriff von Lorraine) vor. Oder nein, eigentlich trifft es das nicht so ganz. Vielmehr habe ich gelacht, über mich, ich hatte jede Menge Spaß mit mir.

Es freut mich, dass du über dich hast lachen können und deinen Spaß mit dir hattest. Kenne ich sehr gut, passiert es mir in real live oft genug, dass ich über mich lachen muss.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ich lasse dich aber erst mal im Ungewissen, warum ich mich so gut amüsieren konnte. Mich würde interessieren, ob du es ahnst. Ich denke schon.

So ungewiss sehe ich es nicht, ich ahne, was dich amüsiert hat.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ich habe bei diesem Gedicht sehr schnell gespürt, dass ein Konzept dahintersteckt,

Erlaube mir nachzufragen: Mit Konzept meinst du, dass hinter dem Gedicht konkret eine Idee/ein Bild/eine bestimmte Leseweise steckt, die unverrückbar ist?


Heidi hat Folgendes geschrieben:
was mich natürlich ein wenig trotzig gemacht hat, weil es mir immer gelingt großartige Gedanken zu solchen Werken zu haben, die aber, na ja, in eine völlig andere Richtung gehen.

Ich sehe kein Problem darin, andere Leseweisen, als die ursprünglich vom Autor verfasste, zu haben. Das macht doch zB Lyrik so spannend, die Verdichtung und diese Offenheit in mehrere Richtungen. Für den Dichter in dem Sinne spannend und aufschlussreich zu erfahren, was andere in seinem Werk lesen/sehen, was Leser aus einem Gedicht machen, und wenn der ein oder andere Leser genau die Bilder trifft, die der Dichter im Sinn hatte, ist das schön (aber für mich kein muss).


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ich hab deshalb sogar im Fremdwörterduden nach dem Begriff "Egolution" gesucht, bin aber leider nicht fündig geworden; auf ein Wortspiel mit dem Begriff Evolution bin ich nicht einmal annähernd gekommen.

Damit muss ich als Verfasser leider auch rechnen, dass meine Titel-Idee nach hinten losgeht.
Ursprünglich lautete mein Titel: E[g]olution partout
Ich hatte die Klammern eine Weile im Titel drin, dachte mir aber, als es an der Zeit war, das Gedicht abzuschließen und einzureichen, die Klammern zu entfernen. Für mich hatten sie etwas Fingerzeigendes, ein Gefühl des bevormundeten Zeigens, dass im Wort Evolution das "v" durch ein "g" ausgetauscht worden ist. Ich beließ es also ohne Klammern, in der Hoffnung, dass dieser Wortspiel-Buchstabenaustausch "sanfter" erkennbar ist. Vielleicht nehme ich die Klammern wieder rein?

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Jetzt frag ich mich, warum Darwin nur so einen Allerweltsvornamen hat, dessen Begrifflichkeit bei mir mit Butler besetzt ist. Der typische Butler-Name halt.

Da sehen wir unsere verschiedenen Assoziationen. Für mich ist der typische Butlername: James oder Alfred. Ich glaube, im von manchen Lesern erwähnten "Dinner for One" heißt der Butler auch James.
Es ist, wie es ist. Hätte ich Alfred (Russel Wallace) anstelle von Charles (Darwin) genommen, wäre die Verwirrung noch größer geworden, weil Alfred Russel Wallace noch weniger Leute kennen. Ich entschied mich für Charles (Darwin), weil er allgemein mit der Evolutionstheorie in Verbindung gebracht wird.
Ich sehe es mittlerweile so, dass die Evolutions-Ableitung aus dem Titel nicht (sofort) ersichtlich geworden ist und somit der Bezug von Evolution zu Charles (Darwin) fehlte.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Warum hieß Darwin nicht Epsilon oder Wednesday?

 Laughing

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Aber die Namen hätten nicht zu ihm gepasst. Vermutlich. Besser Charles.
Schlecht für mich jedenfalls. Charles-Inhalt anders gefüllt und die Fährte ging woandershin.

Leider ja. Aber dennoch, ungeachtet meines "Inhalts" hast du für dich das Gedicht schlüssig interpretiert. Du hast Bilder vor deinem inneren Auge gehabt und das ist auch viel wert.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Trotzdem: es hat mir viel Freude gemacht, die Rezension für dieses Gedicht zu schreiben. Ich saß ziemlich lange dabei, hab gefeilt und gefeilt und ergänzt. Es war eine von denen, die ich am liebsten geschrieben habe.

Ich habe gemerkt, dass du deinen Spaß am Gedicht bzw. am Rezensieren hattest.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Auch die Emotionen, die partout im LI hausen, die ich allerdings nicht spüren darf. LI erklärt mir seine Emotionen - kein Wunder (aber dazu später).

Ich denke, da schimmert zu sehr dieses Ego durch, das in den Zeilenpaaren zu sehr analysiert als spürbar macht.


Ich glaube eher, dass die Emotion für dieses Werk nicht vordergründig wichtig war/ist. Ein guter Witz sollte sich doch eher trocken lesen, da hätten überbordende Emotionen keinen Platz.

Den Emotionsgedanken hatte ich beim Verfassen auch und die Frage, sollte ich LI emotionaler darstellen? Frustrierter, wütender, hilfloser in seinen Fragen und Antworten? In der ersten Fassung war es LI, nahe am Fluchen, nahe am Frust. Dachte mir dann aber, dass dies zu dick gewesen wäre und hätte das Augenmerk auf den evolutiven Prozess zu sehr abgelenkt und LI vielleicht noch unglaubwürdiger wirken lassen, Jammern auf hohem Niveau und immer wieder einen Grund finden, warum diese oder jene Methodik nicht passt.
Sollte das Trockene im Gedicht spürbar geworden sein, so freut es mich.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ich erlebe das LI ja von außen. Es zeigt mir sein Innenleben nur durch das, was es sagt.

Richtig.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Es bleiben viele Dinge im Text unklar für mich. Etwa: Warum ist Stein ordinär? Weil die Verse brennen?

Nein, der Stein ist nicht ordinär, weil die Verse brennen, sondern vielleicht zu grob, zu vulgär für so etwas Wichtiges wie das Verfassen von Lyrik des porträtierten, sensiblen Ego-Dichters.


Das ist natürlich ein Argument. Wichtiges in Stein hauen geht mal gar nicht für LI. Ich glaube, dieses Ordinäre konnte ich aus dem Grund nicht nachvollziehen, weil ich es als etwas ganz Wundervolles empfinde, Stein zu bearbeiten. Ich konnte mich nicht im Geringsten in LI reinversetzen (und ich "steige" beim Lesen immer in die Figur rein, geht bei mir nicht anders). Natürlich ist es was anderes einen Text in Stein zu klopfen als
ach, das geht jetzt in eine andere Richtung. Du weißt was ich meine.

Ich weiß, was du meinst.
Die Gefahr bestand in der Tat darin, LIs Motivation nicht nachvollziehen zu können, warum zB Stein nicht geht.
Als Verfasser habe ich versucht mich in LI hineinzuversetzen und überlegt (eigentlich den Kopf zerbrochen), was hast du an Stein auszusetzen?
Ich stellte mir LI vor, wie es versucht, ein Gedicht in Stein zu hauen. LI war absolut nicht glücklich damit, hat sich verklopft und dann versuch mal, einen falschen Buchstaben aus Stein zu radieren. Neuer Stein musste her. Auf ein Neues.
Mit heutiger Technologie ließen sich Gedichte in Stein gravieren. Das wäre eine Möglichkeit gewesen, die evolutiven "Schreib"-Phasen miteinander zu verbinden, aber für LI war Stein schon unten durch.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ein Stein ist einSteinistein Stein. Für mich. Aber für LI ist Stein ordinär. Seltsam. Gut, das hängt wohl mit dem Keil zusammen, der an die Wand gehämmert wird mit Fragezeichen. Wenn die Verse brennen. Trotzdem: Warum ist er zu ordinär? Ist doch eine gute Möglichkeit dafür, seinen Ausdruck für die Ewigkeit zu hinterlassen. Wenn sonst nix da ist.

Für die Ewigkeit sicherlich eine gute Möglichkeit und bestimmt auch ein guter Kontrast, Lyrik auf einem kalten, harten Hinter-/Untergrund wie Stein zu hämmern/festzuhalten. Für diesen ungeduldigen Lyriker-Typ leider und auf Dauer kein passendes Medium für seine Lyrik.


Ungeduld spielt also eine Rolle - die konnte ich natürlich nicht erkennen, weil ich ja völlig anders gelesen habe. Ich hatte ja die Schnelllebigkeit, die hinter diesem Werk steht nicht im Hinterkopf. Jetzt, wo ich es weiß, erlebe ich den Text geradezu rasant. Vorher hab ich das LI gesehen und konnte mir nicht erklären, warum es sich so anstellt.

Ja, die Ungeduld spielt eine große Rolle. LI lässt die "Evolution des Schreibens" Revue passieren und hat an allem was auszusetzen. Das Rasante kann ich nachvollziehen, eilt LI ja regelrecht durch die Epochen.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Weil Charles, die Rahmenfigur, so zart aus dem Hintergrund mitreinspielte, hatte sich in mir folgendes Bild herausgearbeitet:
LI schnöselig, fast schleimig, mit erhobener Nase steht vor diesem Stein, Meißel nebenbei und schimpft den Charles, er solle gefälligst machen. Steht nicht im Text, ich weiß, aber meine Fantasie formt so was dann einfach dazu. Und so ging das mit allen anderen Epochen. Mir wurde LI dann zunehmend unsympathischer. Ein richtiger Held, der meint, dass sich die Kreativität, die ihm innewohnt, von selbst tut, dass er sich nicht anstrengen muss, andere sollen den Prozess, die harte Arbeit für ihn erledigen. Er trägt Gefühle in sich, er weiß darum, er erkennt seine Kreativität, aber Charles soll dann das Wort für ihn niederschreiben, weil er sich dafür zu schade ist. So hab ich LI beim Lesen empfunden.

Gut nachvollziehbar mit Butler-Charles und ohne Evolutions- sondern reiner Ego-(lutions-)Ebene. Passt.
Wie gesagt, ich finde andere Leseweisen spannend und für mich muss nicht alles (und kann auch nicht alles) 1:1 vermittelt werden. Geht nicht.
Im Falle von "Egolution" und "Charles" dachte ich, die Verknüpfung zu "Evolution" und "Darwin" sei leichter ersichtlich gewesen.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Den Griffel mag LI auch nicht, sorgt sich um trockene Haut. Scheint von melancholischer Natur zu sein, mit empfindlicher Haut. Neurodermitis?

Möglicherweise, ja. Anscheinend lässt er an seine Haut auch nichts anderes ran, außer Wasser und Dove und Cortison-Salbe. Laughing
Dieses Haut-Austrocknen scheint genauso einen Zeitaspekt in sich zu tragen, je länger man mit Ton arbeitet, umso trockener kann die Haut werden.


Der soll sich mal nicht so anstellen. Überhaupt vergehen die Epochen in diesem Text so rasend schnell. LI kam ja kaum hinterher und es ging ihm immer noch nicht schnell genug?

Eigentlich voll die Ironie, aber leider ja, es ging ihm nicht schnell genug.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Das ist auch ein Aspekt, den ich noch nicht ganz verstehe. Das LI will, dass Darwin die Evolution vorantreibt, aber es will auch das nicht annehmen, was ihm in der jeweiligen Epoche zur Verfügung steht. Es ist also ein geknechtetes LI, es knechtet sich selbst, weil völlig klar ist, dass dann nach dem Cursor wieder was Neues kommt und später wieder was Neues.

Ja, Li legt sich selbst Steine in den Weg, im ungewissen Wissen, dass Neues kommen wird, aber nicht wissend, ob es für seine Lyrik passt.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Den letzten Satz finde ich jetzt nach der Auflösung natürlich wahnsinnig witzig. Aber er hat mir auch von Anfang an gefallen. Ich ahnte wohl schon Gutes, konnte es aber nicht zuordnen.

Was ich zum Ende für mich festgehalten habe:
LI ist so stur (oder so fest von der Evolution überzeugt), hofft, dass die Evolution sein Problem löst, und riskiert/nimmt in Kauf dabei, dass manche Gedichte in ihm verloren gehen.
Schön, dass du das Ende als Witzig empfindest. Danke.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:

auch einem passiven, das Gegebenes nicht aufgreifen will, um seiner Kreativität nachzukommen, denn Emotionen sind in ihm drin - jedenfalls behauptet LI das. Ob das stimmt, beweist es mir nicht.

LI sieht in den gegebenen Möglichkeiten keine Option für seine (emotionale) Lyrik. Ich mochte diese Reibung zwischen innen und außen, zwischen Gesagtem und dem Handeln. Es passt nicht so ganz zusammen.
Dieser von dir empfundenen Passivität steht mMn ein übersteigertes Anspruchsdenken/Perfektionismus und auch eine überspitzte Hilflosigkeit gegenüber. LI will, es spricht ein Wille aus den Zeilen, aber dieser Wille steht dem eigenen Ego im Wege.


Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich will. Mir scheint, es will nicht aus tiefstem Herzen, eben wegen dieser Hilflosigkeit; dieses überspitzte Anspruchsdenken legt sich über sein Willensleben.

Ich gebe dir recht, würde LI wirklich aus tiefstem Herzen wollen, dann würde es sich nicht so anstellen und zu einer der Schreibmöglichkeiten greifen.
Ich denke, damit karikiere ich ein wenig im allgemeinen den Künstler an sich. Ich habe einige Künstler in meinem bisherigen Leben kennengelernt und gemeinsam waren ihnen irgendwelche Macken, Gewohnheiten oder Rituale, die sie brauchten, um ihre Kunst zu machen/gestalten. Ein Abkommen davon wurde als unangenehm, gar als Kreativitätskiller, angesehen und wurde maximal vermieden.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Das mit der Reibung finde ich spannend. Du meinst, dass sich das, was LI sagt, mit dem reibt, was es tut? Sehr interessant. Darüber muss ich noch mal nachdenken.

Ja.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

All das zusammen ergibt das Bild einer Figur, deren Charakter ich in die Kategorie: Arschloch einsortieren würde (Passivität + Forderung, dass Charles gefälligst machen soll). Wobei ich das nicht gerne mache - es liegt mir nicht, Charaktere in Schubladen zu stecken.

 Laughing Es ist dein Verständnis und deine Sicht auf LI.


Absolut.
Es gibt aber auch noch andere Arschlöcher, also welche, die anders ticken als LI. Und wenn ich den Text mit dem jetzigen Hintergrund lese, drängt sich LI als Figur nicht mehr so nach vorne - es geht schließlich um den Witz, nicht hauptsächlich um LI. Es ist dann weniger ein Text der aus der Figur heraus erzählt.

Ich denke auch, ja, weniger aus der Figur heraus, auch wenn die Figur zentral ist. Vielleicht bin ich als Verfasser zu sehr im Gedicht präsent, weil ich gewisse Ideen miteinander verwoben habe und hoffte, dass sie (mit Reibung, Humor und Tragik) zusammenpassen.
Eigentlich verspüre ich eine Traurigkeit, was LI angeht: LI möchte dichten, ihm brennt was auf der Seele, was Wichtiges, was sehr Emotionales, und doch wartet es oder besser: pocht darauf, dass sich die äußeren Umstände ändern/verbessern, anstelle in sich zu gehen und zu erkennen, Kreativität kommt zuerst von innen, auch wenn die äußeren Umstände, die Werkzeuge, die uns von Außen zur Verfügung gestellt werden, einen Einfluss auf die Kreativität haben.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Im Grunde finde ich Arschlöcher so als Figur durchaus spannend, aber leider gelingt es Text nicht, mir eine tiefere Einsicht in das lyrische Ich zu gewähren - Facetten; denn kein Mensch besteht nur aus einseitigen Charakterzügen. In diesem Text lerne ich aber nur den LI-Egoismus kennen, der gewiss vorhanden ist (also, Thema erfüllt), aber da ich eben nur die Arschlochseite wahrnehmen darf, interessiert mich die Figur nach dem Lesen nicht weiter. Schade.

Finde ich auch schade, erhoffte ich doch im letzten Zeilenpaar und der Abschlusszeile neben der Ironie auch etwas Tragik durchschimmern zu lassen.
Es geht um Ego, ja. Es geht aber auch um Charles Darwin und die Evolutionstheorie, die ich versucht habe, im schreibenden Prozess-Kontext zu setzen und mit LI ironisch gegenüber zusetzen und zu karikieren. Thema: Un-Gewissheit.
Ego vs Evolution.


Na ja, wenn die Leserin das Text-Konzept nicht versteht, dann kann die LI-Tragik nicht zum Vorschein kommen. Jetzt erlebe ich sie natürlich auch, weil sich das LI selbst knechtet.
Warum nur hieß Darwin nicht Ping Pong mit Vornamen?

 Laughing Mach dir keinen Kopf, liebe Heidi.
Deine Leseweise mit dem Charles-Butler und dem Egomanen-Dichter ist für mich auch voll ok.
Vielleicht sind meine Frage-Antwort-Sätze im Gedicht auch zu sehr dahingehämmert, dass feine Zwischentöne untergehen.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
LI ist sehr ungeduldig, die Kreativität erwacht mit dem Feuer, der Beginn von Kultur und sieht die "Schreib"-Errungenschaften der Evolution. Sie genügen nicht, das Tempo ist zu langsam. LI braucht eine andere Möglichkeit zum Lyrikausdruck und fordert in der Person von Charles (Darwin) und somit vom evolutiven Prozess, sich zu beeilen, denn die Verse rennen davon. Ego Vs Evolution.
Was die Evolution bringen wird, bleibt mMn ungewiss. Auch, so hoffte ich, wie sich das Ego entwickeln wird.


Sehr spannendes Un-Gewiss und Denkfutter für mich. Gerade was das LI-Ego betrifft.

 Daumen hoch


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Sicherlich kann man auch Einseitigkeiten in einem Text verarbeiten, um etwas damit auszudrücken (wie die Egolution, die der Titel spricht). Dann müsste er aber insgesamt provokanter aufgebaut sein, um mich so richtig zu reizen. So sehr, dass ich dieses lyrische Ich nicht wieder vergesse, es interessant finde und immer wieder zu ihm zurückkehre, bis ich es ergründet habe. Dieses hier schafft das nicht mal im Ansatz. Es langweilt mich.

Langeweile. Der Todesstoß. Smile


Du siehst noch recht lebendig aus. Smile Ich bin also nicht besorgt.

Ich kann dich beruhigen. Ich lebe noch. Cool

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß, was du meinst.
Mit mehr Arbeitszeit und vielleicht auch etwas mehr zurück zur ersten Fassung, wäre vielleicht mehr Tiefe/Breite drin geblieben. Beim Schreiben hoffte ich, das Thema Un-Gewissheit nicht aus den Augen zu verlieren und habe LI somit eher reduziert und versucht den evolutiven Gedanken als Un-Gewissheitsfaktor verstärkt im Gedicht zu verankern.  


Mehr Arbeitszeit, ach was. Schreib doch ein Neues. Vielleicht einen Arschlochtext extreme oder mit Facetten. Würde ich gerne lesen.
Ich habs im Gespür, was Provokantes liegt dir.

Danke für die Idee und dein Vertrauen.

Liebe Heidi, ich danke dir sehr für deine Mühe und Zeit fürs erneute Vorbeischauen und diesen schönen Gedankenaustausch.
Hat mich sehr gefreut.

LG
Constantine
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Heidi
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Beitrag03.06.2018 21:20

von Heidi
Antworten mit Zitat

Lieber Constantine,

hier bin ich wieder.
Mir bereiten meine Gedanken auch immer eine große Freude. Und deine und die von anderen.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ich habe bei diesem Gedicht sehr schnell gespürt, dass ein Konzept dahintersteckt,


Erlaube mir nachzufragen: Mit Konzept meinst du, dass hinter dem Gedicht konkret eine Idee/ein Bild/eine bestimmte Leseweise steckt, die unverrückbar ist?


Auch. Die unverrückbare Idee habe ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht konkret erfassen können. Es hat mich dann allerdings nicht überrascht, als ich davon erfahren habe - durch die anderen Kommentare und auch durch deine Worte.
Das Konzept, das ich zu diesem Zeitpunkt meinte, war die Wiederholung. Ein Frage-Antwort-Konzept. Es wird eine ähnliche Frage gestellt und immer in ähnlicher Weise geantwortet, nur die Gegebenheiten sind angepasst. Ein eher denkerischer Ansatz und mir fehlt dann auch mal die Logik, weil mein Denken dazu tendiert nach (Ur-)bildern (ich meine nicht Mathe) zu suchen oder nach Emotionen aus der Figur heraus.
Auch in der bildenden Kunst fällt es mir schwer, mich in Konzeptarbeiten reinzudenken. Was nicht heißt, dass ich mich nicht mit solchen auseinandersetze und sie zu schätzen weiß. Sol LeWitts Wand(bleistift)zeichnungen kann ich durchaus was abgewinnen. Oder Hanne Darbovens Kalenderblattwerke. Aber zu Kalendern finde ich mittlerweile aus völlig anderen Gründen einen guten Zugang. Unter den Menschen, die ich liebe, gibt es einen, der Kalender liebt.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ich sehe kein Problem darin, andere Leseweisen, als die ursprünglich vom Autor verfasste, zu haben. Das macht doch zB Lyrik so spannend, die Verdichtung und diese Offenheit in mehrere Richtungen. Für den Dichter in dem Sinne spannend und aufschlussreich zu erfahren, was andere in seinem Werk lesen/sehen, was Leser aus einem Gedicht machen, und wenn der ein oder andere Leser genau die Bilder trifft, die der Dichter im Sinn hatte, ist das schön (aber für mich kein muss).


Du siehst kein Problem darin und das finde ich großartig - also, dass du als Autor, mir die Freiheit lässt, das zu denken oder hineinzufantasieren, was ich durch mich reinlegen möchte und kann. Und wenn du meine Gedanken zu deinem Werk spannend findest, freut mich das. Vielleicht weil es mir ähnlich damit geht. Nein, ganz sicher deshalb.
Dennoch ändert es nichts daran, dass dein Gedicht eine vorgegebene Lösung im Hintergrund in sich versteckt hält. Zwar kann ich auch anderes darin sehen, aber der Witz, das Wesentliche wird nicht bei mir ankommen, wenn ich den im Urgrund verborgenen Gedanken nicht erfasse. Und so war es dann auch.
Das ändert natürlich nichts an dem Spaß, den ich mit LI hatte.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Damit muss ich als Verfasser leider auch rechnen, dass meine Titel-Idee nach hinten losgeht.
Ursprünglich lautete mein Titel: E[g]olution partout
Ich hatte die Klammern eine Weile im Titel drin, dachte mir aber, als es an der Zeit war, das Gedicht abzuschließen und einzureichen, die Klammern zu entfernen. Für mich hatten sie etwas Fingerzeigendes, ein Gefühl des bevormundeten Zeigens, dass im Wort Evolution das "v" durch ein "g" ausgetauscht worden ist. Ich beließ es also ohne Klammern, in der Hoffnung, dass dieser Wortspiel-Buchstabenaustausch "sanfter" erkennbar ist. Vielleicht nehme ich die Klammern wieder rein?


Mein Denken funktioniert dermaßen anders, weshalb ich mir vorstelle, dass mich die Klammern nur noch mehr verwirrt hätten. Bin mir nicht sicher, ob ich völlig frei rekonstruieren kann, wie ich denken würde, wenn ich den eigentlichen Inhalt des Textes nicht wüsste - den ich ja mittlerweile kenne - aber ich vermute, eingeklammert "g" hätte ich als Verweis auf doch-nicht-Ego gelesen. Für dich ein Fingerzeig, für Heidi Verwirrung.
Egolution partout finde ich als Titel gelungen.  

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Auch die Emotionen, die partout im LI hausen, die ich allerdings nicht spüren darf. LI erklärt mir seine Emotionen - kein Wunder (aber dazu später).


Ich denke, da schimmert zu sehr dieses Ego durch, das in den Zeilenpaaren zu sehr analysiert als spürbar macht.


Es hat schließlich mit dem Leser zu tun, was er zwischen den Zeilen erlebt.
Was ich mir vorstellen könnte, wäre eine konkretere Einbindung von Charles. Er umrahmt das Geschehen, auf mich wirkt der Text so, als wäre Charles nicht wirklich anwesend, als würde LI ein Selbstgespräch führen und irgendwo da draußen ist dann Charles. Das widerspricht sich natürlich (jetzt) mit Dingen, die ich bereits zur Figur gesagt habe, aber, nach nochmaligem Lesen wirken LI und Charles eher distanziert zueinander. Es fehlt das Wechselspiel.
Ist das so von dir gewollt? Darwin wie der Evolutionsgott der im Hintergrund auf das Geschehen blickt und LI, das mit ihm spricht und eigentlich doch eher mit sich selbst?

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Den Emotionsgedanken hatte ich beim Verfassen auch und die Frage, sollte ich LI emotionaler darstellen? Frustrierter, wütender, hilfloser in seinen Fragen und Antworten? In der ersten Fassung war es LI, nahe am Fluchen, nahe am Frust. Dachte mir dann aber, dass dies zu dick gewesen wäre und hätte das Augenmerk auf den evolutiven Prozess zu sehr abgelenkt und LI vielleicht noch unglaubwürdiger wirken lassen, Jammern auf hohem Niveau und immer wieder einen Grund finden, warum diese oder jene Methodik nicht passt.
Sollte das Trockene im Gedicht spürbar geworden sein, so freut es mich.


Ich würde gerne von einem fluchenden LI lesen. Je eindringlicher die Emotionen, desto besser - wenn sie gut umgesetzt sind. Ich mag es, wenn Gefühle künstlerisch dargestellt werden. Die Gefahr, dass die Emotionen zu dick rüberkommen, besteht natürlich. Und: Es ist die Frage, ob ein fluchendes LI zu diesem Text passt. Mein Gefühl sagt mir: eher nicht. Der Text sollte ja trocken sein, damit er dann am Ende zündet. Der Witz.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß, was du meinst.
Die Gefahr bestand in der Tat darin, LIs Motivation nicht nachvollziehen zu können, warum zB Stein nicht geht.
Als Verfasser habe ich versucht mich in LI hineinzuversetzen und überlegt (eigentlich den Kopf zerbrochen), was hast du an Stein auszusetzen?
Ich stellte mir LI vor, wie es versucht, ein Gedicht in Stein zu hauen. LI war absolut nicht glücklich damit, hat sich verklopft und dann versuch mal, einen falschen Buchstaben aus Stein zu radieren. Neuer Stein musste her. Auf ein Neues.
Mit heutiger Technologie ließen sich Gedichte in Stein gravieren. Das wäre eine Möglichkeit gewesen, die evolutiven "Schreib"-Phasen miteinander zu verbinden, aber für LI war Stein schon unten durch.


Das klingt danach, als hättest du einen angenehmen Schreibprozess durchlaufen. smile


Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ja, die Ungeduld spielt eine große Rolle. LI lässt die "Evolution des Schreibens" Revue passieren und hat an allem was auszusetzen. Das Rasante kann ich nachvollziehen, eilt LI ja regelrecht durch die Epochen.


 Laughing

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Das ist auch ein Aspekt, den ich noch nicht ganz verstehe. Das LI will, dass Darwin die Evolution vorantreibt, aber es will auch das nicht annehmen, was ihm in der jeweiligen Epoche zur Verfügung steht. Es ist also ein geknechtetes LI, es knechtet sich selbst, weil völlig klar ist, dass dann nach dem Cursor wieder was Neues kommt und später wieder was Neues.


Ja, Li legt sich selbst Steine in den Weg, im ungewissen Wissen, dass Neues kommen wird, aber nicht wissend, ob es für seine Lyrik passt.


Wie meinst du das?

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich will. Mir scheint, es will nicht aus tiefstem Herzen, eben wegen dieser Hilflosigkeit; dieses überspitzte Anspruchsdenken legt sich über sein Willensleben.

Ich gebe dir recht, würde LI wirklich aus tiefstem Herzen wollen, dann würde es sich nicht so anstellen und zu einer der Schreibmöglichkeiten greifen.
Ich denke, damit karikiere ich ein wenig im allgemeinen den Künstler an sich. Ich habe einige Künstler in meinem bisherigen Leben kennengelernt und gemeinsam waren ihnen irgendwelche Macken, Gewohnheiten oder Rituale, die sie brauchten, um ihre Kunst zu machen/gestalten. Ein Abkommen davon wurde als unangenehm, gar als Kreativitätskiller, angesehen und wurde maximal vermieden.


Ein Mensch, der seinen Künstler bis in die Zehenspitzen hinein empfindet, hat kein Problem damit, auf fettfleckiges Butterbrotpapier zu skizzieren, wenn die Idee brennt und er sonst nichts anderes bei der Hand hat. Im Gegenteil, er wird die Fettflecken in sein Werk miteinbeziehen, sie wie Lebewesen behandeln, die genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort vorhanden sind, die Umgebung wird ihn nicht stören, selbst wenn es sich um einen Gehweg neben einer sechsspurigen Straße handelt.
Mal so aus dem Herzen gesprochen.
Aber es gibt natürlich auch den anderen Künstler, den "Stimmungskünstler". Vermutlich. LI gehört zu der Sorte, aber LI stellt auch nichts auf die Beine, die Beine Verse laufen davon.   

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Das mit der Reibung finde ich spannend. Du meinst, dass sich das, was LI sagt, mit dem reibt, was es tut? Sehr interessant. Darüber muss ich noch mal nachdenken.

Ja.


Ich habe nachgedacht. LI durchlebt also diesen inneren Kampf. Es denkt: Ich habe Wahnsinnsideen, sie brennen in mir, schafft es aber nicht das Brennen nach außen zu stülpen; es handelt indem es spricht, Fragen stellt, aber keine Fragen, die einen Urgrund herausfinden, sondern solche, die auf die Materie abzielen, die ihm zur Verfügung steht. Die Frage ist eigentlich bloß rethorisch. Ich glaube das ist auch der Grund, warum mir Charles (nun) so weit entfernt erscheint. LI fragt nicht wirklich, es meint seine Frage nicht ernst, es weiß die Antwort schon vorher. Es ist völlig klar für LI, wie die Antwort heißen wird.
Schrecklich, wenn Denken und Handeln nicht in einer Ebene ablaufen können. Mir ist aufgefallen, dass dich das Thema gerade in deinem Schreiben beschäftigt. Wie kommt es dazu?

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:


Na ja, wenn die Leserin das Text-Konzept nicht versteht, dann kann die LI-Tragik nicht zum Vorschein kommen. Jetzt erlebe ich sie natürlich auch, weil sich das LI selbst knechtet.
Warum nur hieß Darwin nicht Ping Pong mit Vornamen?

 Laughing Mach dir keinen Kopf, liebe Heidi.
Deine Leseweise mit dem Charles-Butler und dem Egomanen-Dichter ist für mich auch voll ok.
Vielleicht sind meine Frage-Antwort-Sätze im Gedicht auch zu sehr dahingehämmert, dass feine Zwischentöne untergehen.


Vielleicht. Aber das ist schwer zu sagen. Willst du noch an diesem Text feilen?

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Langeweile. Der Todesstoß. Smile
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Du siehst noch recht lebendig aus. Smile Ich bin also nicht besorgt.

Ich kann dich beruhigen. Ich lebe noch. Cool



Ich verrate dir nicht, was ich jetzt denke. Smile

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Mehr Arbeitszeit, ach was. Schreib doch ein Neues. Vielleicht einen Arschlochtext extreme oder mit Facetten. Würde ich gerne lesen.
Ich habs im Gespür, was Provokantes liegt dir.


Danke für die Idee und dein Vertrauen.


Wann bekomme ich den Text zu lesen?

Bis dann
Heidi
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag09.06.2018 02:34

von Constantine
Antworten mit Zitat

Liebe Heidi,

Heidi hat Folgendes geschrieben:


Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ich habe bei diesem Gedicht sehr schnell gespürt, dass ein Konzept dahintersteckt,


Erlaube mir nachzufragen: Mit Konzept meinst du, dass hinter dem Gedicht konkret eine Idee/ein Bild/eine bestimmte Leseweise steckt, die unverrückbar ist?


Auch. Die unverrückbare Idee habe ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht konkret erfassen können. Es hat mich dann allerdings nicht überrascht, als ich davon erfahren habe - durch die anderen Kommentare und auch durch deine Worte.
Das Konzept, das ich zu diesem Zeitpunkt meinte, war die Wiederholung. Ein Frage-Antwort-Konzept. Es wird eine ähnliche Frage gestellt und immer in ähnlicher Weise geantwortet, nur die Gegebenheiten sind angepasst. Ein eher denkerischer Ansatz und mir fehlt dann auch mal die Logik, weil mein Denken dazu tendiert nach (Ur-)bildern (ich meine nicht Mathe) zu suchen oder nach Emotionen aus der Figur heraus.

Als ich die Zitat-Vorgaben gesehen habe, hatte ich den Eindruck, mein gewähltes Zitat sei die Antwort auf eine Frage. Ich überlegte mir die Frage und daraus entstand langsam das Gedicht.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ich sehe kein Problem darin, andere Leseweisen, als die ursprünglich vom Autor verfasste, zu haben. Das macht doch zB Lyrik so spannend, die Verdichtung und diese Offenheit in mehrere Richtungen. Für den Dichter in dem Sinne spannend und aufschlussreich zu erfahren, was andere in seinem Werk lesen/sehen, was Leser aus einem Gedicht machen, und wenn der ein oder andere Leser genau die Bilder trifft, die der Dichter im Sinn hatte, ist das schön (aber für mich kein muss).


Du siehst kein Problem darin und das finde ich großartig - also, dass du als Autor, mir die Freiheit lässt, das zu denken oder hineinzufantasieren, was ich durch mich reinlegen möchte und kann. Und wenn du meine Gedanken zu deinem Werk spannend findest, freut mich das. Vielleicht weil es mir ähnlich damit geht. Nein, ganz sicher deshalb.

Vielleicht, um nicht missverstanden zu werden, ich möchte nicht pauschalisieren, in dem Sinne, es sei mir egal, was der Leser interpretiert, Hauptsache er interpretiert irgendwas. Natürlich freut es mich, wenn Leser zB in einem Gedicht das erkennen, was ich im Sinn hatte, dennoch sehe ich es losgelöster. So wie ich einen Text verfasse, fühlt er sich für mich in gewisser Weise richtig an, manchmal kann es sein, dass ich keine Ahnung habe, welche Wirkung mein Geschriebenes auf Leser haben könnte, weil für mich zunächst der Text Priorität hat und mein, wie soll ich es ausdrücken, "Schreibempfinden". In Überarbeitungen kann sich der Text stark verändern, da mögen viele verschiedene Komponenten mitspielen, die zum (vorläufigen) Endresultat führen, u.a. auch Gedanken dazu, mit etwas mehr Distanz zum Text, ob manches für den Leser verständlich sein könnte, ob manches dem Text hilft oder eher dem Leser, oder oder oder und wie man sich als Autor entscheidet, um es evtl. platt auszudrücken, ob der Text funktioniert. Vielleicht ist es auch ein Denkfehler von mir, wenn ich mir sage, was ich mit einem meiner Texte ausdrücken möchte, reicht, wenn ich und vielleicht eine Handvoll Leser es erkennen und ein Großteil in ganz andere Richtungen geht. Dahingehend lote ich mich selbst noch aus.
Aber, ungeachtet meiner Motivation, ich finde es zunächst großartig, dass Leser die "Einladung" annehmen und einen Text zu ihrem eigen machen, mit eigenen Gedanken. Denn so ist es eigentlich, da es nicht mehr in meiner Hand liegt (natürlich liegt es zu einem Teil im meiner Hand, was ein Text vermittelt, schießlich bin ich der Verfasser, aber zum anderen Teil liegt es dann doch nicht mehr in meiner Hand, und dieser andere Teil, dieses unterschiedliche Denken, die unterschiedlichen Assoziationen, die Variation im Textverständnis, macht es so spannend) sobald ich mich entschieden habe, wie ein Text "auszusehen" hat, was Leser daraus machen.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
                                                                      
Dennoch ändert es nichts daran, dass dein Gedicht eine vorgegebene Lösung im Hintergrund in sich versteckt hält.

Ich denke, das tut jeder Text, ich meine dabei nicht die "vorgegebene Lösung", weil mir das zu sehr auf ein erzwungenes Rätselraten hinauslaufen könnte, sondern die Motivation, eine "Idee" zu transportieren, sie in dem Sinne mit einem konkreten Bild zu beschreiben, dieses Bild aber etwas loszulösen und zu versuchen, einer Emotion nachzuspüren, die allgemeinverständlich wird, ohne mein konkretes Bild zu verwenden, auch wenn das konkrete Bild da ist. Verstehst du?
Was ich meine, zB was mir Angst macht, muss nicht zwangsläufig jemand anderem auch Angst machen. Vielleicht verwende ich meine Bilder, aber es geht mir nicht in erster Linie um meine Bilder, sondern darum, das Gefühl der Angst zu vermitteln (etwas widersprüchlich, denke ich: eigene Bilder zu verwenden, um das Gefühl der Angst zu vermitteln, wobei die eigenen Bilder nicht so wichtig sind, sondern das vermittelte Gefühl (?) Das soll einer verstehen.).
So wie du meintest, du spürst das Trockene oder den Humor, siehst aber nicht 1:1, was der Verfasser "sah".

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Zwar kann ich auch anderes darin sehen, aber der Witz, das Wesentliche wird nicht bei mir ankommen, wenn ich den im Urgrund verborgenen Gedanken nicht erfasse. Und so war es dann auch.

Das ist mein Risiko, da gebe ich dir recht, und vielleicht leicht widersprüchlich mit dem zuvor Geschriebenen. Ich kann nur sagen, ich erhoffte mir, dass manches ersichtlich oder spürbar ist, so wie ich es für mich formuliert habe und kann sehr gut nachvollziehen, wenn manches nach hinten losgegangen ist. Ist ja die gleiche Situation umgekehrt: Ich als Leser eines fremden Textes, interpretiere rigoros meine Sichtweise und liege komplett daneben damit, was der Verfasser im Sinn hatte. Wer hat nun recht? Der Verfasser? Der Leser? Oder der Text?

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Das ändert natürlich nichts an dem Spaß, den ich mit LI hatte.

Ich finde, das ist das wichtigste, seinen Spaß am Lesen, am Text und an den eigenen Gedanken zu haben.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Damit muss ich als Verfasser leider auch rechnen, dass meine Titel-Idee nach hinten losgeht.
Ursprünglich lautete mein Titel: E[g]olution partout
Ich hatte die Klammern eine Weile im Titel drin, dachte mir aber, als es an der Zeit war, das Gedicht abzuschließen und einzureichen, die Klammern zu entfernen. Für mich hatten sie etwas Fingerzeigendes, ein Gefühl des bevormundeten Zeigens, dass im Wort Evolution das "v" durch ein "g" ausgetauscht worden ist. Ich beließ es also ohne Klammern, in der Hoffnung, dass dieser Wortspiel-Buchstabenaustausch "sanfter" erkennbar ist. Vielleicht nehme ich die Klammern wieder rein?


Mein Denken funktioniert dermaßen anders, weshalb ich mir vorstelle, dass mich die Klammern nur noch mehr verwirrt hätten. Bin mir nicht sicher, ob ich völlig frei rekonstruieren kann, wie ich denken würde, wenn ich den eigentlichen Inhalt des Textes nicht wüsste - den ich ja mittlerweile kenne - aber ich vermute, eingeklammert "g" hätte ich als Verweis auf doch-nicht-Ego gelesen. Für dich ein Fingerzeig, für Heidi Verwirrung.

Ok, verstehe. Das Problem mag nicht primär am Titel gelegen haben, sondern für manche Leser konkret am Text.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Egolution partout finde ich als Titel gelungen.

Danke.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Auch die Emotionen, die partout im LI hausen, die ich allerdings nicht spüren darf. LI erklärt mir seine Emotionen - kein Wunder (aber dazu später).


Ich denke, da schimmert zu sehr dieses Ego durch, das in den Zeilenpaaren zu sehr analysiert als spürbar macht.


Es hat schließlich mit dem Leser zu tun, was er zwischen den Zeilen erlebt.
Was ich mir vorstellen könnte, wäre eine konkretere Einbindung von Charles. Er umrahmt das Geschehen, auf mich wirkt der Text so, als wäre Charles nicht wirklich anwesend, als würde LI ein Selbstgespräch führen und irgendwo da draußen ist dann Charles. Das widerspricht sich natürlich (jetzt) mit Dingen, die ich bereits zur Figur gesagt habe, aber, nach nochmaligem Lesen wirken LI und Charles eher distanziert zueinander. Es fehlt das Wechselspiel.
Ist das so von dir gewollt? Darwin wie der Evolutionsgott der im Hintergrund auf das Geschehen blickt und LI, das mit ihm spricht und eigentlich doch eher mit sich selbst?

Charles Darwin ist so etwas wie ein Platzhalter, ein Symbol, eine Metapher für die Evolution. Die Evolution ist nicht greifbar, zu abstrakt, aber in der Person um Charles Darwin bekommt sie einen Repräsentanten, eine reelle und greifbare Komponente, für dich eine Art Evolutionsgott, ja, er ist nicht körperlich da, aber doch präsent. Er ist ein reeles Symbol, er ist jemand, der die "Regeln" der Evolution konkretisiert hat, (etwas vereinfacht ausgedrückt) der best angepassteste Organismus zeugt (mehr) Nachkommen, die aufgrund ihrer Angepasstheit an ihre Umgebung bessere Überlebens- und Fortpflanzungchancen haben als andere Organismen. Darwin steht für den abstrakten Begriff der Evolution, er ist fast schon eine Kultfigur wie Che Guevara, James Dean oder Marylin Monroe, die für eine bestimmte Verkörperung stehen.
Es gibt kein direktes Wechselspiel zwischen LI und Charles, kann es mMn auch nicht, da die Evolution keine konkrete Richtung besitzt. Ja, LI und Charles sind distanziert zueinander, zumindest Charles ist es. LI möchte diese Distanz eher verringern, möchte konkretes, spür- und fühlbares, aber kann nur scheitern.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:

Den Emotionsgedanken hatte ich beim Verfassen auch und die Frage, sollte ich LI emotionaler darstellen? Frustrierter, wütender, hilfloser in seinen Fragen und Antworten? In der ersten Fassung war es LI, nahe am Fluchen, nahe am Frust. Dachte mir dann aber, dass dies zu dick gewesen wäre und hätte das Augenmerk auf den evolutiven Prozess zu sehr abgelenkt und LI vielleicht noch unglaubwürdiger wirken lassen, Jammern auf hohem Niveau und immer wieder einen Grund finden, warum diese oder jene Methodik nicht passt.
Sollte das Trockene im Gedicht spürbar geworden sein, so freut es mich.


Ich würde gerne von einem fluchenden LI lesen. Je eindringlicher die Emotionen, desto besser - wenn sie gut umgesetzt sind. Ich mag es, wenn Gefühle künstlerisch dargestellt werden. Die Gefahr, dass die Emotionen zu dick rüberkommen, besteht natürlich. Und: Es ist die Frage, ob ein fluchendes LI zu diesem Text passt. Mein Gefühl sagt mir: eher nicht. Der Text sollte ja trocken sein, damit er dann am Ende zündet. Der Witz.

Das war auch mein Gefühl, weswegen ich mich dagegen entschieden habe.
Der Witz, (oder auch die Ironie), dass er so schwer zu erkennen oder spürbar ist, muss ich mir ankreiden lassen, dass ich ihn nicht vermitteln konnte.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß, was du meinst.
Die Gefahr bestand in der Tat darin, LIs Motivation nicht nachvollziehen zu können, warum zB Stein nicht geht.
Als Verfasser habe ich versucht mich in LI hineinzuversetzen und überlegt (eigentlich den Kopf zerbrochen), was hast du an Stein auszusetzen?
Ich stellte mir LI vor, wie es versucht, ein Gedicht in Stein zu hauen. LI war absolut nicht glücklich damit, hat sich verklopft und dann versuch mal, einen falschen Buchstaben aus Stein zu radieren. Neuer Stein musste her. Auf ein Neues.
Mit heutiger Technologie ließen sich Gedichte in Stein gravieren. Das wäre eine Möglichkeit gewesen, die evolutiven "Schreib"-Phasen miteinander zu verbinden, aber für LI war Stein schon unten durch.


Das klingt danach, als hättest du einen angenehmen Schreibprozess durchlaufen. smile

 Laughing


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Das ist auch ein Aspekt, den ich noch nicht ganz verstehe. Das LI will, dass Darwin die Evolution vorantreibt, aber es will auch das nicht annehmen, was ihm in der jeweiligen Epoche zur Verfügung steht. Es ist also ein geknechtetes LI, es knechtet sich selbst, weil völlig klar ist, dass dann nach dem Cursor wieder was Neues kommt und später wieder was Neues.


Ja, Li legt sich selbst Steine in den Weg, im ungewissen Wissen, dass Neues kommen wird, aber nicht wissend, ob es für seine Lyrik passt.


Wie meinst du das?

Das liegt an der Natur der Evolution. Es ist wie eine Art Spiel, man weiss nicht, was als nächstes kommt, was sich wie entwickeln wird, wohin die Reise geht. Man weiß zwar, dass was passieren wird, aber was es bringen wird, ist ungewiss.
So ist es auch hier: LI weiß, dass die Evolution immer weiter geht, voranschreitet, Neues bringen wird, aber was es sein wird, weiß es nicht, hofft aber, dass es etwas sein könnte, um LI in seinem Schaffen voranzubringen.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich will. Mir scheint, es will nicht aus tiefstem Herzen, eben wegen dieser Hilflosigkeit; dieses überspitzte Anspruchsdenken legt sich über sein Willensleben.

Ich gebe dir recht, würde LI wirklich aus tiefstem Herzen wollen, dann würde es sich nicht so anstellen und zu einer der Schreibmöglichkeiten greifen.
Ich denke, damit karikiere ich ein wenig im allgemeinen den Künstler an sich. Ich habe einige Künstler in meinem bisherigen Leben kennengelernt und gemeinsam waren ihnen irgendwelche Macken, Gewohnheiten oder Rituale, die sie brauchten, um ihre Kunst zu machen/gestalten. Ein Abkommen davon wurde als unangenehm, gar als Kreativitätskiller, angesehen und wurde maximal vermieden.


Ein Mensch, der seinen Künstler bis in die Zehenspitzen hinein empfindet, hat kein Problem damit, auf fettfleckiges Butterbrotpapier zu skizzieren, wenn die Idee brennt und er sonst nichts anderes bei der Hand hat. Im Gegenteil, er wird die Fettflecken in sein Werk miteinbeziehen, sie wie Lebewesen behandeln, die genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort vorhanden sind, die Umgebung wird ihn nicht stören, selbst wenn es sich um einen Gehweg neben einer sechsspurigen Straße handelt.
Mal so aus dem Herzen gesprochen.

Zustimmung.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Aber es gibt natürlich auch den anderen Künstler, den "Stimmungskünstler". Vermutlich. LI gehört zu der Sorte, aber LI stellt auch nichts auf die Beine, die Beine Verse laufen davon.

Ja, LI nimmt in Kauf, eher Verse zu verlieren und dafür auf den evolutiven Prozess zu warten, der eine ungewisse, kreative Besserung bringen könnte.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Das mit der Reibung finde ich spannend. Du meinst, dass sich das, was LI sagt, mit dem reibt, was es tut? Sehr interessant. Darüber muss ich noch mal nachdenken.

Ja.


Ich habe nachgedacht. LI durchlebt also diesen inneren Kampf. Es denkt: Ich habe Wahnsinnsideen, sie brennen in mir, schafft es aber nicht das Brennen nach außen zu stülpen; es handelt indem es spricht, Fragen stellt, aber keine Fragen, die einen Urgrund herausfinden, sondern solche, die auf die Materie abzielen, die ihm zur Verfügung steht. Die Frage ist eigentlich bloß rethorisch. Ich glaube das ist auch der Grund, warum mir Charles (nun) so weit entfernt erscheint. LI fragt nicht wirklich, es meint seine Frage nicht ernst, es weiß die Antwort schon vorher. Es ist völlig klar für LI, wie die Antwort heißen wird.

Ich glaube, soweit hatte ich noch nicht gedacht, ob LI seine Fragen nicht ernst meint. Ich denke, die Lage ist ernst. LI kennt die Antworten zu den Fragen und es kommt mir selbst vor, als würde LI Charles Darwin nur Vorwürfe machen, was ich sehr witzig fand. LI gibt Charles Darwin und der Evolution die Schuld, dass ihm die Verse davonlaufen. Das muss man sich mal geben.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Schrecklich, wenn Denken und Handeln nicht in einer Ebene ablaufen können. Mir ist aufgefallen, dass dich das Thema gerade in deinem Schreiben beschäftigt. Wie kommt es dazu?

Ich denke, es geht um die eigene und die fremde Haut. Im Gedicht bekomme ich als Leser etwas aus der Sichtweise eines LIs vermittelt, sozusagen aus seiner Haut heraus. Gehe ich einen Schritt zurück und schaue es mir aus der Distanz an, aus meiner eigenen Haut, bekommt diese LI-Sichtweise eine andere Form. Ich denke, ich würde nur mit dem Kopf schütteln und LI fragen, was machst du da eigentlich.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:


Na ja, wenn die Leserin das Text-Konzept nicht versteht, dann kann die LI-Tragik nicht zum Vorschein kommen. Jetzt erlebe ich sie natürlich auch, weil sich das LI selbst knechtet.
Warum nur hieß Darwin nicht Ping Pong mit Vornamen?

 Laughing Mach dir keinen Kopf, liebe Heidi.
Deine Leseweise mit dem Charles-Butler und dem Egomanen-Dichter ist für mich auch voll ok.
Vielleicht sind meine Frage-Antwort-Sätze im Gedicht auch zu sehr dahingehämmert, dass feine Zwischentöne untergehen.


Vielleicht. Aber das ist schwer zu sagen. Willst du noch an diesem Text feilen?

Ich bin ehrlich: Das habe ich noch nicht entschieden.
Das Thema finde ich sehr reizvoll, bin aber unschlüssig, ob ich ihm mit den Vorgaben und meiner LI-Motivation gerecht werden kann.
Ich denke, es lässt sich noch was aus dem Thema und dem Gedicht machen, aber braucht in mir noch Zeit zum Formen und Setzen lassen. Ich habe Ideen, die aber den Ton des LI ändern würden, es würde quasi ein anderes Gedicht daraus werden und dann stellte sich mir die Frage, ob es für mich ok wäre. Ich weiß es grad nicht, Heidi.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Langeweile. Der Todesstoß. Smile
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Du siehst noch recht lebendig aus. Smile Ich bin also nicht besorgt.

Ich kann dich beruhigen. Ich lebe noch. Cool



Ich verrate dir nicht, was ich jetzt denke. Smile

Brauchst du auch nicht. War deutlich zu hören.


Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Mehr Arbeitszeit, ach was. Schreib doch ein Neues. Vielleicht einen Arschlochtext extreme oder mit Facetten. Würde ich gerne lesen.
Ich habs im Gespür, was Provokantes liegt dir.


Danke für die Idee und dein Vertrauen.


Wann bekomme ich den Text zu lesen?

Du meinst mit genauer Uhrzeit? Laughing

LG
Constantine
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Heidi
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Beitrag10.06.2018 21:00

von Heidi
Antworten mit Zitat

Lieber Constantine,

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Als ich die Zitat-Vorgaben gesehen habe, hatte ich den Eindruck, mein gewähltes Zitat sei die Antwort auf eine Frage. Ich überlegte mir die Frage und daraus entstand langsam das Gedicht.


deine Vorgehensweise klingt sehr spannend; ich freu mich total, mal davon zu hören, wie sich ein Text entwickelt. Also jetzt bei dir entwickelt. Der Prozess ist sicherlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Nachdem ich das hier gelesen hatte, habe ich mich gefragt, wie bei mir der Schreibprozess ins Laufen gekommen ist. Anders auf alle Fälle, aber ich fange jetzt nicht damit an, davon zu erzählen; das ein anderes Thema.
War die Frage auf die Papierantwort dann auch die mit der Feder? Vom ersten Moment an?
Ich muss darüber noch mal nachdenken. Die Antwort auf eine Frage. Also, wie der Prozess bei dir funktioniert, in deinem Denken oder dein Denken; das ist wirklich spannend.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht, um nicht missverstanden zu werden, ich möchte nicht pauschalisieren, in dem Sinne, es sei mir egal, was der Leser interpretiert, Hauptsache er interpretiert irgendwas. Natürlich freut es mich, wenn Leser zB in einem Gedicht das erkennen, was ich im Sinn hatte, dennoch sehe ich es losgelöster. So wie ich einen Text verfasse, fühlt er sich für mich in gewisser Weise richtig an, manchmal kann es sein, dass ich keine Ahnung habe, welche Wirkung mein Geschriebenes auf Leser haben könnte, weil für mich zunächst der Text Priorität hat und mein, wie soll ich es ausdrücken, "Schreibempfinden". In Überarbeitungen kann sich der Text stark verändern, da mögen viele verschiedene Komponenten mitspielen, die zum (vorläufigen) Endresultat führen, u.a. auch Gedanken dazu, mit etwas mehr Distanz zum Text, ob manches für den Leser verständlich sein könnte, ob manches dem Text hilft oder eher dem Leser, oder oder oder und wie man sich als Autor entscheidet, um es evtl. platt auszudrücken, ob der Text funktioniert.


So habe ich auch nicht über dich gedacht. Egal was - nein, das passt überhaupt nicht zu diesem Gedicht. Dazu ist es zu gut durchdacht. Ich habe beim Lesen gemerkt, dass es ein durchdachtes Gedicht ist. Dass mehr dahintersteckt als es preisgibt. Aber nicht in Form eines Rätsels sondern anders. Ich nannte es Konzept.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht ist es auch ein Denkfehler von mir, wenn ich mir sage, was ich mit einem meiner Texte ausdrücken möchte, reicht, wenn ich und vielleicht eine Handvoll Leser es erkennen und ein Großteil in ganz andere Richtungen geht. Dahingehend lote ich mich selbst noch aus.


Weiß nicht. Gibt es Denkfehler?
Ich hatte ja meinen Spaß. Und ich werde diesen Text gewiss nicht vergessen. Das ist doch schon was.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Aber, ungeachtet meiner Motivation, ich finde es zunächst großartig, dass Leser die "Einladung" annehmen und einen Text zu ihrem eigen machen, mit eigenen Gedanken. Denn so ist es eigentlich, da es nicht mehr in meiner Hand liegt (natürlich liegt es zu einem Teil im meiner Hand, was ein Text vermittelt, schießlich bin ich der Verfasser, aber zum anderen Teil liegt es dann doch nicht mehr in meiner Hand, und dieser andere Teil, dieses unterschiedliche Denken, die unterschiedlichen Assoziationen, die Variation im Textverständnis, macht es so spannend) sobald ich mich entschieden habe, wie ein Text "auszusehen" hat, was Leser daraus machen.


Übereinstimmung

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Dennoch ändert es nichts daran, dass dein Gedicht eine vorgegebene Lösung im Hintergrund in sich versteckt hält.


Ich denke, das tut jeder Text, ich meine dabei nicht die "vorgegebene Lösung", weil mir das zu sehr auf ein erzwungenes Rätselraten hinauslaufen könnte, sondern die Motivation, eine "Idee" zu transportieren, sie in dem Sinne mit einem konkreten Bild zu beschreiben, dieses Bild aber etwas loszulösen und zu versuchen, einer Emotion nachzuspüren, die allgemeinverständlich wird, ohne mein konkretes Bild zu verwenden, auch wenn das konkrete Bild da ist. Verstehst du?


Doch ja, das verstehe ich. Es wäre auch irrsinnig, wenn man keine eigene Intention hätte, einfach um des Schreibens Willen schreibt. Irgendeine Idee steckt dahinter, ist ja auch irgendwie der Urgrund. Warum sollte man sonst Kunst schaffen wollen. Die Idee. Woher kommt sie? Und wie kommt sie an. Also hier. Nicht das Forum. Ach herrje. Ich meine in der Welt.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Was ich meine, zB was mir Angst macht, muss nicht zwangsläufig jemand anderem auch Angst machen. Vielleicht verwende ich meine Bilder, aber es geht mir nicht in erster Linie um meine Bilder, sondern darum, das Gefühl der Angst zu vermitteln (etwas widersprüchlich, denke ich: eigene Bilder zu verwenden, um das Gefühl der Angst zu vermitteln, wobei die eigenen Bilder nicht so wichtig sind, sondern das vermittelte Gefühl (?) Das soll einer verstehen.).
So wie du meintest, du spürst das Trockene oder den Humor, siehst aber nicht 1:1, was der Verfasser "sah".


Wow, stimmt. Übereinstimmung.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Zwar kann ich auch anderes darin sehen, aber der Witz, das Wesentliche wird nicht bei mir ankommen, wenn ich den im Urgrund verborgenen Gedanken nicht erfasse. Und so war es dann auch.

Das ist mein Risiko, da gebe ich dir recht, und vielleicht leicht widersprüchlich mit dem zuvor Geschriebenen. Ich kann nur sagen, ich erhoffte mir, dass manches ersichtlich oder spürbar ist, so wie ich es für mich formuliert habe und kann sehr gut nachvollziehen, wenn manches nach hinten losgegangen ist. Ist ja die gleiche Situation umgekehrt: Ich als Leser eines fremden Textes, interpretiere rigoros meine Sichtweise und liege komplett daneben damit, was der Verfasser im Sinn hatte. Wer hat nun recht? Der Verfasser? Der Leser? Oder der Text?


Ich sag mal: Der Text hat immer recht. Er muss recht haben, weil er etwas nach außen Gestülptes zeigt; er ist Teil des Autors, aber nicht der Autor selbst. Der Text zeigt seinen Ausdruck und im jeweiligen Moment hat der Ausdruck recht. Was damit geschieht, was der Leser daraus macht, dazu hast du weiter oben was gesagt und das sehe ich genauso.
Der Autor selbst steht zunächst "nur" hinter dem Text, es ist sein Werk, das er mit Respekt behandeln sollte, aber nicht mehr und nicht weniger. So empfinde ich es.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Das ändert natürlich nichts an dem Spaß, den ich mit LI hatte.

Ich finde, das ist das wichtigste, seinen Spaß am Lesen, am Text und an den eigenen Gedanken zu haben.


Übereinstimmung

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ok, verstehe. Das Problem mag nicht primär am Titel gelegen haben, sondern für manche Leser konkret am Text.


Och, Problem, das ist so ein unschönes Wort. Ich hatte kein Problem mit LI und auch nicht mit Text.
Aber ich kann ja nur für mich sprechen, vielleicht hatten andere Leser Probleme. Ich sollte noch mal die Kommentare lesen. Mach ich noch mal.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Charles Darwin ist so etwas wie ein Platzhalter, ein Symbol, eine Metapher für die Evolution. Die Evolution ist nicht greifbar, zu abstrakt, aber in der Person um Charles Darwin bekommt sie einen Repräsentanten, eine reelle und greifbare Komponente, für dich eine Art Evolutionsgott, ja, er ist nicht körperlich da, aber doch präsent. Er ist ein reeles Symbol, er ist jemand, der die "Regeln" der Evolution konkretisiert hat, (etwas vereinfacht ausgedrückt) der best angepassteste Organismus zeugt (mehr) Nachkommen, die aufgrund ihrer Angepasstheit an ihre Umgebung bessere Überlebens- und Fortpflanzungchancen haben als andere Organismen. Darwin steht für den abstrakten Begriff der Evolution, er ist fast schon eine Kultfigur wie Che Guevara, James Dean oder Marylin Monroe, die für eine bestimmte Verkörperung stehen.
Es gibt kein direktes Wechselspiel zwischen LI und Charles, kann es mMn auch nicht, da die Evolution keine konkrete Richtung besitzt. Ja, LI und Charles sind distanziert zueinander, zumindest Charles ist es. LI möchte diese Distanz eher verringern, möchte konkretes, spür- und fühlbares, aber kann nur scheitern.


Ich muss das noch gründlich durchdenken. Wahrlich eine Denkaufgabe für mich. Aber ich habs auf dem Zettel, weil das, was du über die Evolution erzählst, wirklich spannend ist.
Den Darwin-Symbolcharakter habe ich unbewusst erahnt, deshalb auch diese Distanz.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Ich würde gerne von einem fluchenden LI lesen. Je eindringlicher die Emotionen, desto besser - wenn sie gut umgesetzt sind. Ich mag es, wenn Gefühle künstlerisch dargestellt werden. Die Gefahr, dass die Emotionen zu dick rüberkommen, besteht natürlich. Und: Es ist die Frage, ob ein fluchendes LI zu diesem Text passt. Mein Gefühl sagt mir: eher nicht. Der Text sollte ja trocken sein, damit er dann am Ende zündet. Der Witz.

Das war auch mein Gefühl, weswegen ich mich dagegen entschieden habe.
Der Witz, (oder auch die Ironie), dass er so schwer zu erkennen oder spürbar ist, muss ich mir ankreiden lassen, dass ich ihn nicht vermitteln konnte.


Hier widersprichst du dich ein wenig, aber ich mag Widersprüche. Sehr. Ich sehe die Sache nicht so "dramatisch". Witzig fanden den Text wohl alle Leser, soweit ich es mitbekommen habe. Der eine oder andere hat halt seinen eigenen Witz daraus gemacht.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Das liegt an der Natur der Evolution. Es ist wie eine Art Spiel, man weiss nicht, was als nächstes kommt, was sich wie entwickeln wird, wohin die Reise geht. Man weiß zwar, dass was passieren wird, aber was es bringen wird, ist ungewiss.
So ist es auch hier: LI weiß, dass die Evolution immer weiter geht, voranschreitet, Neues bringen wird, aber was es sein wird, weiß es nicht, hofft aber, dass es etwas sein könnte, um LI in seinem Schaffen voranzubringen.


Die Hoffnung ist vorhanden, aber das Handeln nicht. LI setzt allein auf die Hoffnung, es denkt, wenn es nur lange genug hofft, tut sich alles andere von alleine. Das ist tatsächlich eine traurige Geschichte.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Aber es gibt natürlich auch den anderen Künstler, den "Stimmungskünstler". Vermutlich. LI gehört zu der Sorte, aber LI stellt auch nichts auf die Beine, die Beine Verse laufen davon.

Ja, LI nimmt in Kauf, eher Verse zu verlieren und dafür auf den evolutiven Prozess zu warten, der eine ungewisse, kreative Besserung bringen könnte.


LI will den Prozess nicht von innen heraus ergreifen, sondern ihn von außen aufnehmen. LI ist eher glaubend als tätig; es könnte auch sein, dass es daran zweifelt, es aus sich heraus zu schaffen, den kreativen Prozess in die Wege zu leiten. Es setzt auf einen "Gott", der ihm hilft. Es hofft und es glaubt. Hoffnung und Glaube stehen aber weit auseinander, es fehlt was.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Ich glaube, soweit hatte ich noch nicht gedacht, ob LI seine Fragen nicht ernst meint. Ich denke, die Lage ist ernst. LI kennt die Antworten zu den Fragen und es kommt mir selbst vor, als würde LI Charles Darwin nur Vorwürfe machen, was ich sehr witzig fand. LI gibt Charles Darwin und der Evolution die Schuld, dass ihm die Verse davonlaufen. Das muss man sich mal geben.


Das sehe ich nun genauso. Das ist wirklich heftig. Tragikomisch. LI ist irgendwo in der Entwicklung hängengeblieben, es hat etwas verpasst, die Sache mit der Eigeninitiative. Da kommt jetzt natürlich meine Warum-Frage. Der Punkt, an dem ich LI näher kennenlernen würde. Warum nur kann es nicht aus seiner Haut raus. Es müssen Dinge geschehen sein, die es beeinflusst haben. Irgendwann in der Evolution.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Schrecklich, wenn Denken und Handeln nicht in einer Ebene ablaufen können. Mir ist aufgefallen, dass dich das Thema gerade in deinem Schreiben beschäftigt. Wie kommt es dazu?

Ich denke, es geht um die eigene und die fremde Haut. Im Gedicht bekomme ich als Leser etwas aus der Sichtweise eines LIs vermittelt, sozusagen aus seiner Haut heraus. Gehe ich einen Schritt zurück und schaue es mir aus der Distanz an, aus meiner eigenen Haut, bekommt diese LI-Sichtweise eine andere Form. Ich denke, ich würde nur mit dem Kopf schütteln und LI fragen, was machst du da eigentlich.


Übereinstimmung.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht. Aber das ist schwer zu sagen. Willst du noch an diesem Text feilen?

Ich bin ehrlich: Das habe ich noch nicht entschieden.
Das Thema finde ich sehr reizvoll, bin aber unschlüssig, ob ich ihm mit den Vorgaben und meiner LI-Motivation gerecht werden kann.
Ich denke, es lässt sich noch was aus dem Thema und dem Gedicht machen, aber braucht in mir noch Zeit zum Formen und Setzen lassen. Ich habe Ideen, die aber den Ton des LI ändern würden, es würde quasi ein anderes Gedicht daraus werden und dann stellte sich mir die Frage, ob es für mich ok wäre. Ich weiß es grad nicht, Heidi.


Mit dem Ton hast du wohl recht. Das Trockene ist für diesen Text wichtig. Daran würde ich nichts mehr ändern.
Weißt du was ich denke? Nein, weißt du nicht. Oder na ja, wenn doch, dann kannst dus mir ja hinterher sagen. Ich verrat es dir mal:
Das Thema hätte Potenzial für einen längeren Text, eine Satire vielleicht. All die Gedanken, die dahinterstehen, die du schon durchdacht hast.
Man kann einen Text auch zerfeilen, finde ich. So viel jetzt zu diesem Text. Aber manchmal hilft liegenlassen auch, wenn es wichtig ist. Für dich. Es gab schon Bilder, die ich erst ein Jahr später (eins sogar neun Jahre später und bei dem weiß ich noch nicht mal, ob ich nicht noch mal ran muss) fertig gemalt habe, nachdem ich es das Jahr zuvor als für fertig befunden hatte. Selbst ändert man sich. Das Werk aber "bleibt stehen" und kann sich später dann vielleicht noch mal verändern. Wenns passt.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Langeweile. Der Todesstoß. Smile
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Du siehst noch recht lebendig aus. Smile Ich bin also nicht besorgt.

Ich kann dich beruhigen. Ich lebe noch. Cool


Ich verrate dir nicht, was ich jetzt denke. Smile


Brauchst du auch nicht. War deutlich zu hören.


Ich wusste, dass du das sagst.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Mehr Arbeitszeit, ach was. Schreib doch ein Neues. Vielleicht einen Arschlochtext extreme oder mit Facetten. Würde ich gerne lesen.
Ich habs im Gespür, was Provokantes liegt dir.


Danke für die Idee und dein Vertrauen.


Wann bekomme ich den Text zu lesen?


Du meinst mit genauer Uhrzeit? Laughing


So konkret hab ich das erst mal noch nicht gemeint, ich dachte eher an einen Rahmen. Vielleicht in spätestens neun Monaten.
Aber warum nicht auch Datum mit genauer Uhrzeit festlegen? Ich sag mal spontan:

5.1.2019 um 23.58 Uhr
Hab den Termin auch schon im Kalender eingetragen. Und freue mich auf Text.

Liebe Grüße
Heidi
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag12.06.2018 20:59

von Constantine
Antworten mit Zitat

Liebe Heidi,

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:

Als ich die Zitat-Vorgaben gesehen habe, hatte ich den Eindruck, mein gewähltes Zitat sei die Antwort auf eine Frage. Ich überlegte mir die Frage und daraus entstand langsam das Gedicht.


deine Vorgehensweise klingt sehr spannend; ich freu mich total, mal davon zu hören, wie sich ein Text entwickelt. Also jetzt bei dir entwickelt.

Danke, ich es freut mich, dass es dich freut.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Der Prozess ist sicherlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Bestimmt.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Nachdem ich das hier gelesen hatte, habe ich mich gefragt, wie bei mir der Schreibprozess ins Laufen gekommen ist. Anders auf alle Fälle, aber ich fange jetzt nicht damit an, davon zu erzählen; das ein anderes Thema.

Ich denke, das behalten wir im Hinterkopf und bei Gelegenheit kannst du in einem deiner Fäden mehr über deinen Schreibprozess erzählen. Das fände ich spannend.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
War die Frage auf die Papierantwort dann auch die mit der Feder? Vom ersten Moment an?

Ja.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ich muss darüber noch mal nachdenken. Die Antwort auf eine Frage. Also, wie der Prozess bei dir funktioniert, in deinem Denken oder dein Denken; das ist wirklich spannend.

Ich empfinde mein Denken nicht als so spannend. Könnte daran liegen, dass es mein Denken ist. Laughing

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht, um nicht missverstanden zu werden, ich möchte nicht pauschalisieren, in dem Sinne, es sei mir egal, was der Leser interpretiert, Hauptsache er interpretiert irgendwas. Natürlich freut es mich, wenn Leser zB in einem Gedicht das erkennen, was ich im Sinn hatte, dennoch sehe ich es losgelöster. So wie ich einen Text verfasse, fühlt er sich für mich in gewisser Weise richtig an, manchmal kann es sein, dass ich keine Ahnung habe, welche Wirkung mein Geschriebenes auf Leser haben könnte, weil für mich zunächst der Text Priorität hat und mein, wie soll ich es ausdrücken, "Schreibempfinden". In Überarbeitungen kann sich der Text stark verändern, da mögen viele verschiedene Komponenten mitspielen, die zum (vorläufigen) Endresultat führen, u.a. auch Gedanken dazu, mit etwas mehr Distanz zum Text, ob manches für den Leser verständlich sein könnte, ob manches dem Text hilft oder eher dem Leser, oder oder oder und wie man sich als Autor entscheidet, um es evtl. platt auszudrücken, ob der Text funktioniert.


So habe ich auch nicht über dich gedacht. Egal was - nein, das passt überhaupt nicht zu diesem Gedicht. Dazu ist es zu gut durchdacht. Ich habe beim Lesen gemerkt, dass es ein durchdachtes Gedicht ist. Dass mehr dahintersteckt als es preisgibt. Aber nicht in Form eines Rätsels sondern anders. Ich nannte es Konzept.

Danke. Ja, der Evolutionsgedanke kam kurz nach der Feder und dadurch eine Konzeption.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht ist es auch ein Denkfehler von mir, wenn ich mir sage, was ich mit einem meiner Texte ausdrücken möchte, reicht, wenn ich und vielleicht eine Handvoll Leser es erkennen und ein Großteil in ganz andere Richtungen geht. Dahingehend lote ich mich selbst noch aus.


Weiß nicht. Gibt es Denkfehler?

Ja, die gibt es.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ich hatte ja meinen Spaß. Und ich werde diesen Text gewiss nicht vergessen. Das ist doch schon was.

Mehr als ich erwarten kann und mich freut dein Spaß und dass dir mein Gedicht in Erinnerung bleiben wird.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Aber, ungeachtet meiner Motivation, ich finde es zunächst großartig, dass Leser die "Einladung" annehmen und einen Text zu ihrem eigen machen, mit eigenen Gedanken. Denn so ist es eigentlich, da es nicht mehr in meiner Hand liegt (natürlich liegt es zu einem Teil im meiner Hand, was ein Text vermittelt, schießlich bin ich der Verfasser, aber zum anderen Teil liegt es dann doch nicht mehr in meiner Hand, und dieser andere Teil, dieses unterschiedliche Denken, die unterschiedlichen Assoziationen, die Variation im Textverständnis, macht es so spannend) sobald ich mich entschieden habe, wie ein Text "auszusehen" hat, was Leser daraus machen.


Übereinstimmung

 Daumen hoch

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Dennoch ändert es nichts daran, dass dein Gedicht eine vorgegebene Lösung im Hintergrund in sich versteckt hält.


Ich denke, das tut jeder Text, ich meine dabei nicht die "vorgegebene Lösung", weil mir das zu sehr auf ein erzwungenes Rätselraten hinauslaufen könnte, sondern die Motivation, eine "Idee" zu transportieren, sie in dem Sinne mit einem konkreten Bild zu beschreiben, dieses Bild aber etwas loszulösen und zu versuchen, einer Emotion nachzuspüren, die allgemeinverständlich wird, ohne mein konkretes Bild zu verwenden, auch wenn das konkrete Bild da ist. Verstehst du?


Doch ja, das verstehe ich. Es wäre auch irrsinnig, wenn man keine eigene Intention hätte, einfach um des Schreibens Willen schreibt. Irgendeine Idee steckt dahinter, ist ja auch irgendwie der Urgrund. Warum sollte man sonst Kunst schaffen wollen. Die Idee. Woher kommt sie? Und wie kommt sie an. Also hier. Nicht das Forum. Ach herrje. Ich meine in der Welt.

Zustimmung.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Was ich meine, zB was mir Angst macht, muss nicht zwangsläufig jemand anderem auch Angst machen. Vielleicht verwende ich meine Bilder, aber es geht mir nicht in erster Linie um meine Bilder, sondern darum, das Gefühl der Angst zu vermitteln (etwas widersprüchlich, denke ich: eigene Bilder zu verwenden, um das Gefühl der Angst zu vermitteln, wobei die eigenen Bilder nicht so wichtig sind, sondern das vermittelte Gefühl (?) Das soll einer verstehen.).
So wie du meintest, du spürst das Trockene oder den Humor, siehst aber nicht 1:1, was der Verfasser "sah".


Wow, stimmt. Übereinstimmung.

 Daumen hoch

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Zwar kann ich auch anderes darin sehen, aber der Witz, das Wesentliche wird nicht bei mir ankommen, wenn ich den im Urgrund verborgenen Gedanken nicht erfasse. Und so war es dann auch.

Das ist mein Risiko, da gebe ich dir recht, und vielleicht leicht widersprüchlich mit dem zuvor Geschriebenen. Ich kann nur sagen, ich erhoffte mir, dass manches ersichtlich oder spürbar ist, so wie ich es für mich formuliert habe und kann sehr gut nachvollziehen, wenn manches nach hinten losgegangen ist. Ist ja die gleiche Situation umgekehrt: Ich als Leser eines fremden Textes, interpretiere rigoros meine Sichtweise und liege komplett daneben damit, was der Verfasser im Sinn hatte. Wer hat nun recht? Der Verfasser? Der Leser? Oder der Text?


Ich sag mal: Der Text hat immer recht. Er muss recht haben, weil er etwas nach außen Gestülptes zeigt; er ist Teil des Autors, aber nicht der Autor selbst. Der Text zeigt seinen Ausdruck und im jeweiligen Moment hat der Ausdruck recht. Was damit geschieht, was der Leser daraus macht, dazu hast du weiter oben was gesagt und das sehe ich genauso.
Der Autor selbst steht zunächst "nur" hinter dem Text, es ist sein Werk, das er mit Respekt behandeln sollte, aber nicht mehr und nicht weniger. So empfinde ich es.

Zustimmung.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Das ändert natürlich nichts an dem Spaß, den ich mit LI hatte.

Ich finde, das ist das wichtigste, seinen Spaß am Lesen, am Text und an den eigenen Gedanken zu haben.


Übereinstimmung

 Daumen hoch

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Charles Darwin ist so etwas wie ein Platzhalter, ein Symbol, eine Metapher für die Evolution. Die Evolution ist nicht greifbar, zu abstrakt, aber in der Person um Charles Darwin bekommt sie einen Repräsentanten, eine reelle und greifbare Komponente, für dich eine Art Evolutionsgott, ja, er ist nicht körperlich da, aber doch präsent. Er ist ein reelles Symbol, er ist jemand, der die "Regeln" der Evolution konkretisiert hat, (etwas vereinfacht ausgedrückt) der best angepassteste Organismus zeugt (mehr) Nachkommen, die aufgrund ihrer Angepasstheit an ihre Umgebung bessere Überlebens- und Fortpflanzungchancen haben als andere Organismen. Darwin steht für den abstrakten Begriff der Evolution, er ist fast schon eine Kultfigur wie Che Guevara, James Dean oder Marilyn Monroe, die für eine bestimmte Verkörperung stehen.
Es gibt kein direktes Wechselspiel zwischen LI und Charles, kann es mMn auch nicht, da die Evolution keine konkrete Richtung besitzt. Ja, LI und Charles sind distanziert zueinander, zumindest Charles ist es. LI möchte diese Distanz eher verringern, möchte konkretes, spür- und fühlbares, aber kann nur scheitern.


Ich muss das noch gründlich durchdenken. Wahrlich eine Denkaufgabe für mich. Aber ich habs auf dem Zettel, weil das, was du über die Evolution erzählst, wirklich spannend ist.

Für mich war es voll spannend, in welche Richtung mich die Vorgaben geführt haben und das resultierende Gedicht zu sehen. Ja, Evolution ist ein spannendes Thema.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Den Darwin-Symbolcharakter habe ich unbewusst erahnt, deshalb auch diese Distanz.

Freut mich, dass das spürbar war.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Ich würde gerne von einem fluchenden LI lesen. Je eindringlicher die Emotionen, desto besser - wenn sie gut umgesetzt sind. Ich mag es, wenn Gefühle künstlerisch dargestellt werden. Die Gefahr, dass die Emotionen zu dick rüber kommen, besteht natürlich. Und: Es ist die Frage, ob ein fluchendes LI zu diesem Text passt. Mein Gefühl sagt mir: eher nicht. Der Text sollte ja trocken sein, damit er dann am Ende zündet. Der Witz.

Das war auch mein Gefühl, weswegen ich mich dagegen entschieden habe.
Der Witz, (oder auch die Ironie), dass er so schwer zu erkennen oder spürbar ist, muss ich mir ankreiden lassen, dass ich ihn nicht vermitteln konnte.


Hier widersprichst du dich ein wenig, aber ich mag Widersprüche. Sehr. Ich sehe die Sache nicht so "dramatisch". Witzig fanden den Text wohl alle Leser, soweit ich es mitbekommen habe. Der eine oder andere hat halt seinen eigenen Witz daraus gemacht.

 Laughing Danke. Ja, du hast recht.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Das liegt an der Natur der Evolution. Es ist wie eine Art Spiel, man weiß nicht, was als nächstes kommt, was sich wie entwickeln wird, wohin die Reise geht. Man weiß zwar, dass was passieren wird, aber was es bringen wird, ist ungewiss.
So ist es auch hier: LI weiß, dass die Evolution immer weiter geht, voranschreitet, Neues bringen wird, aber was es sein wird, weiß es nicht, hofft aber, dass es etwas sein könnte, um LI in seinem Schaffen voranzubringen.


Die Hoffnung ist vorhanden, aber das Handeln nicht. LI setzt allein auf die Hoffnung, es denkt, wenn es nur lange genug hofft, tut sich alles andere von alleine. Das ist tatsächlich eine traurige Geschichte.

Finde ich auch und freut mich, dass du neben dem Witzigen auch das Traurige sehen kannst.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Aber es gibt natürlich auch den anderen Künstler, den "Stimmungskünstler". Vermutlich. LI gehört zu der Sorte, aber LI stellt auch nichts auf die Beine, die Beine Verse laufen davon.

Ja, LI nimmt in Kauf, eher Verse zu verlieren und dafür auf den evolutiven Prozess zu warten, der eine ungewisse, kreative Besserung bringen könnte.


LI will den Prozess nicht von innen heraus ergreifen, sondern ihn von außen aufnehmen. LI ist eher glaubend als tätig; es könnte auch sein, dass es daran zweifelt, es aus sich heraus zu schaffen, den kreativen Prozess in die Wege zu leiten. Es setzt auf einen "Gott", der ihm hilft. Es hofft und es glaubt. Hoffnung und Glaube stehen aber weit auseinander, es fehlt was.

Es gibt einen kurzen Moment der Selbstreflexion
Zitat:
wohin mit mir? mich vererben?
emotion ist partout in mir.

Hier sah ich in LI einen Funken, diesen kreativen Prozess von innen heraus zu schaffen, dass das Ego sich anders zeigen kann.
Ich denke, dieser Bruch im Denken des LI ist zu sehr gehaucht, als spürbar.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:

Ich glaube, soweit hatte ich noch nicht gedacht, ob LI seine Fragen nicht ernst meint. Ich denke, die Lage ist ernst. LI kennt die Antworten zu den Fragen und es kommt mir selbst vor, als würde LI Charles Darwin nur Vorwürfe machen, was ich sehr witzig fand. LI gibt Charles Darwin und der Evolution die Schuld, dass ihm die Verse davonlaufen. Das muss man sich mal geben.


Das sehe ich nun genauso. Das ist wirklich heftig. Tragikomisch.

Danke.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
LI ist irgendwo in der Entwicklung hängengeblieben, es hat etwas verpasst, die Sache mit der Eigeninitiative. Da kommt jetzt natürlich meine Warum-Frage. Der Punkt, an dem ich LI näher kennenlernen würde. Warum nur kann es nicht aus seiner Haut raus. Es müssen Dinge geschehen sein, die es beeinflusst haben. Irgendwann in der Evolution.

Vielleicht das Ego?

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Schrecklich, wenn Denken und Handeln nicht in einer Ebene ablaufen können. Mir ist aufgefallen, dass dich das Thema gerade in deinem Schreiben beschäftigt. Wie kommt es dazu?

Ich denke, es geht um die eigene und die fremde Haut. Im Gedicht bekomme ich als Leser etwas aus der Sichtweise eines LIs vermittelt, sozusagen aus seiner Haut heraus. Gehe ich einen Schritt zurück und schaue es mir aus der Distanz an, aus meiner eigenen Haut, bekommt diese LI-Sichtweise eine andere Form. Ich denke, ich würde nur mit dem Kopf schütteln und LI fragen, was machst du da eigentlich.


Übereinstimmung.

 Daumen hoch

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht. Aber das ist schwer zu sagen. Willst du noch an diesem Text feilen?

Ich bin ehrlich: Das habe ich noch nicht entschieden.
Das Thema finde ich sehr reizvoll, bin aber unschlüssig, ob ich ihm mit den Vorgaben und meiner LI-Motivation gerecht werden kann.
Ich denke, es lässt sich noch was aus dem Thema und dem Gedicht machen, aber braucht in mir noch Zeit zum Formen und Setzen lassen. Ich habe Ideen, die aber den Ton des LI ändern würden, es würde quasi ein anderes Gedicht daraus werden und dann stellte sich mir die Frage, ob es für mich ok wäre. Ich weiß es grad nicht, Heidi.


Mit dem Ton hast du wohl recht. Das Trockene ist für diesen Text wichtig. Daran würde ich nichts mehr ändern.

Ich auch nicht.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Weißt du was ich denke? Nein, weißt du nicht. Oder na ja, wenn doch, dann kannst dus mir ja hinterher sagen. Ich verrat es dir mal:
Das Thema hätte Potenzial für einen längeren Text, eine Satire vielleicht. All die Gedanken, die dahinterstehen, die du schon durchdacht hast.

Das denke ich auch.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Man kann einen Text auch zerfeilen, finde ich. So viel jetzt zu diesem Text. Aber manchmal hilft liegenlassen auch, wenn es wichtig ist. Für dich. Es gab schon Bilder, die ich erst ein Jahr später (eins sogar neun Jahre später und bei dem weiß ich noch nicht mal, ob ich nicht noch mal ran muss) fertig gemalt habe, nachdem ich es das Jahr zuvor als für fertig befunden hatte. Selbst ändert man sich. Das Werk aber "bleibt stehen" und kann sich später dann vielleicht noch mal verändern. Wenns passt.

Stimmt.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Langeweile. Der Todesstoß. Smile
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Du siehst noch recht lebendig aus. Smile Ich bin also nicht besorgt.

Ich kann dich beruhigen. Ich lebe noch. Cool


Ich verrate dir nicht, was ich jetzt denke. Smile


Brauchst du auch nicht. War deutlich zu hören.


Ich wusste, dass du das sagst.

 Laughing

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Heidi hat Folgendes geschrieben:

Mehr Arbeitszeit, ach was. Schreib doch ein Neues. Vielleicht einen Arschlochtext extreme oder mit Facetten. Würde ich gerne lesen.
Ich habs im Gespür, was Provokantes liegt dir.


Danke für die Idee und dein Vertrauen.


Wann bekomme ich den Text zu lesen?


Du meinst mit genauer Uhrzeit? Laughing


So konkret hab ich das erst mal noch nicht gemeint, ich dachte eher an einen Rahmen. Vielleicht in spätestens neun Monaten.
Aber warum nicht auch Datum mit genauer Uhrzeit festlegen? Ich sag mal spontan:

5.1.2019 um 23.58 Uhr
Hab den Termin auch schon im Kalender eingetragen. Und freue mich auf Text.

Sehr gut. Termin notiert. Bin auch gespannt.

Danke fürs nochmalige Vorbeischauen und den regen Gedankenaustausch, liebe Heidi.

LG
Constantine
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firstoffertio
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Beitrag15.06.2018 00:15

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich bin etwas spät dran, ich weiß.

Frage mich nun selbst, wieso ich nicht auf Darwin gekommen bin.

Wo mir doch diese Zeile aufgefallen war:

Zitat:
wohin mit mir? mich vererben?


Dabei dachte ich aber nur an eine etwas zynische, zumindest ironische Bemerkung des LI, das mit keiner Arbeitsweise zufrieden ist, also natürlich auch nicht mit der, die es sich vererben lassen würde. Diese die einzige, die man (im allgemeinen) nicht als Technik einordnen würde. Und doch schien sie mir so eingeordnet, was ich lustig fand.

Sonst hast du eindeutig Techniken geschildert (und LI hat sie für sich ausgeschlossen). Da sah ich schon historische Entwicklung, nicht aber Evolution.

Zitat:
emotion ist partout in mir.


Das dann kam rüber, als machte sich LI lustig. Also nicht, als habe es ein Bedürfnis, sie zu vermitteln. Gerade nicht.

So ist, was du oben in etwa schriebst, dass LI sehnlichst wartet, dass sich eine ihm angemessene Möglichkeit, sich auszudrücken, erst entwickelt, bei mir nicht angekommen.
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Constantine
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Beitrag20.06.2018 21:16

von Constantine
Antworten mit Zitat

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ich bin etwas spät dran, ich weiß.

Ich auch.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Frage mich nun selbst, wieso ich nicht auf Darwin gekommen bin.

Wo mir doch diese Zeile aufgefallen war:

Zitat:
wohin mit mir? mich vererben?

Gefällt mir, dass du genau diese ausgewählt hast. Für mich eine der zentralsten Zeilen im Gedicht und gerade der Aspekt des Vererbens kam mir vor, wie eine Tür, die sich öffnet.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:

Dabei dachte ich aber nur an eine etwas zynische, zumindest ironische Bemerkung des LI, das mit keiner Arbeitsweise zufrieden ist,

Freut mich, dass das Zynische/Ironische für dich spürbar war.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
also natürlich auch nicht mit der, die es sich vererben lassen würde. Diese die einzige, die man (im allgemeinen) nicht als Technik einordnen würde. Und doch schien sie mir so eingeordnet, was ich lustig fand.

Ja, es war, was das Evolution/Egolution-Thema des Gedichts angeht, der Gesichtspunkt, der eine Eigeninitiative des LI verlangt, und es freut mich, dass du auch hier das Lustige wahrgenommen hast.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Sonst hast du eindeutig Techniken geschildert (und LI hat sie für sich ausgeschlossen). Da sah ich schon historische Entwicklung, nicht aber Evolution.

Ich habe diese historische Entwicklung in einem (metaphorischen und überspitzten) evolutiven Kontext verwendet/gebracht.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
emotion ist partout in mir.

Das dann kam rüber, als machte sich LI lustig.

Freut mich, ja.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Also nicht, als habe es ein Bedürfnis, sie zu vermitteln. Gerade nicht.

Das wären dann weiterführende Gedanken, die vielleicht in Hintergrund schweben.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
So ist, was du oben in etwa schriebst, dass LI sehnlichst wartet, dass sich eine ihm angemessene Möglichkeit, sich auszudrücken, erst entwickelt, bei mir nicht angekommen.

Meine Hoffnung war, dass dieser Aspekt mit dem Erkennen von Charles Darwin und der Evolutionstheorie spürbar im Gedicht wird.

Danke für deine klärenden Anmerkungen, liebe firstoffertio, fürs Vorbeischauen und nochmal Beschäftigen mit meinem Gedicht.

LG
Constantine
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