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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Lesezeichenpoesie 05/2018
was blieb

 
 
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag06.05.2018 19:00
was blieb
von Lorraine
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

was blieb

verdarb den vers, aus dem nichts folgen sollte
nicht schon der wunsch, er möge sich gefälligst
fügen wir ihm unrecht zu? dem dicken ende, das
uns nicht erspart und möglichst lange breit
getreten wird: in böden, die ein wurzeln später
einsicht störungsfrei durchdringen könnte, wenn
darunter raum
geblieben
tiefe
unerhörte zeilenblicke sich vor gabelungen noch
getroffen hätten; streuung des lichts, die staub
das tanzen lehrt, nie mehr zu fürchten wäre: viel
zu lange blieb im dunkeln, wo der knoten saß und
wie du ihn zum platzen hättest bringen
können wir deutung bezweifeln
lernen, stehen zu lassen
was blieb

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firstoffertio
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Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag14.05.2018 00:53

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Mir gefällt das Bild der Wurzeln, (die in Böden verbleiben). Ich denke daran, wie wir auf Stoppelfeldern Drachen fliegen ließen. Auch an Unkraut. Und auch das, was nicht zum Ernten gedacht war, kann Spaß machen, und Sinn. Die verzweigte Karotte. Die knotige Baumwurzel. Das scheinbar Missratene. Das Un-gewisse.
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Literättin
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Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
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Beitrag14.05.2018 10:05

von Literättin
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Zentrale Rolle des Themas Un-Gewissheit - Ich weiß es nicht. Das ist recht schwer zu fassen. Es geht um Zweifel, um lauter hätte, wäre, wenn und nicht dran rühren, stehen lassen, nicht verderben, um eine Art Angst vor Antastbarkeit? Vielleicht steckt eine Art Fazit drin. Wie kannst Du, Leser, Deuter, so (verwerflich?) gewiss sein in deinem Lesen, deuten, breit treten?


Einarbeitung des Zitats - Das Zitat scheint Dreh- und Angelpunkt und ist insofern gelungen eingearbeitet.


Lyrischer Gesamteindruck - Schwieriges Gedicht, für mich. Mir erscheint die Lust am Enjambement etwas ausufernd in Doppeldeutigkeiten zu schwelgen, sodass dem Ganzen nicht einfach zu folgen ist. Ich verspüre eine Art Ungeduld, aus dieser Verhedderung schnell wieder heraus finden zu wollen beim Lesen, weil ich darin hängen bleibe aber erst einmal weniger bei mir in meinem Kopf ankommt. Kein Bild, an das ich mich halten könnte, keine Szenerie, sondern reine Gedanken. Ein Wunsch zu Beginn, der Vers möge sich fügen hebt sich prompt in der Frage auf, ob wir dem Vers so nicht Gewalt antun.

Das ist interessant. Aber irgendwie auch Theorie. Obwohl wir in der Praxis vermutlich viel "herumwürgen" an Versen - aber gehört das nicht zum Prozess?

So wie ein mögliches "dickes Ende"? Oder das mögliche breit treten? Nicht schön zwar, aber vermutlich unvermeidlicher Teil des Ganzen. Ich neige also dazu, zu solchen "Berührungs-"Ängsten in Widerspruch treten zu wollen.

Störungsfrei die Tiefe durchdringen - erscheint mir lebensfern.

Und Deutung bezweifeln lernen? Warum? Es gibt so vielerlei Deutungsmöglichkeiten in den Tiefen.

Also: In mir ruft dieses leise Widerspruch hervor. Mir geht da was rhetorisch zu glatt in diesen Vor- und Rückbezügen. Ich habe das Gefühl ich soll verwirrt werden und am Ende zu einer eingeflüsterten Erkenntnis nicken, die mir nicht schmecken will. Mein Gefühl. Mehr nicht. Und möglich, dass ich morgen schon anders denke.

Das ist gekonnt verschlungen. Und mir ein wenig zu klug. Sprachlich ist das gelungen, das fließt, nimmt mit, nur dass ich mich unterwegs über die Fußangeln beschweren will, die mir da ausgeworfen werden, habe ich doch eigentlich erst einmal nichts anderes gewagt, als dieses Gedicht zu lesen. Jedenfalls versteht hier jemand was vom Handwerk.


_________________
when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.)
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Sue Rovia
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beiträge: 586
Wohnort: Metronom
Das bronzene Floß Silbernes Licht


Beitrag14.05.2018 23:29

von Sue Rovia
Antworten mit Zitat

Dieses Gedicht ist nicht nur das beste eingereichte Werk in diesem Wettbewerb, es ist auch der Grund, warum ich überhaupt kommentiere.

Ich fand die vorgegebenen Verse, insbesondere den hier eingewobenen,  ausdrucksstark, und tiefgründig und hätte auch gar nicht gewagt, in der Lyrik zu schreiben, weil ich diese Tiefe so gar nicht einfangen könnte.

was blieb trägt dem nicht nur Rechnung, es ist untrennbar mit dem Vers verbunden, was  für mich bedeutet, ich könnte den vorgegebenen Vers nicht herausschneiden oder mit anderen Worten ersetzen und das fällt mir bei jedem anderen Text in diesem Wettbewerb, ob Prosa oder Lyrik, nur zu leicht - einschließlich meinem eigenen.

verdarb den vers, aus dem nichts folgen sollte / nicht schon der Wunsch, er möge sich gefälligst

Ich will jetzt gar nicht anfangen, über den Inhalt zu schreiben,  sonst komme ich hier nie wieder weg - aber diese Verse sind weiter gedacht, als ich alleine gekommen bin in meiner Auseinandersetzung mit dem vorgegebenen Vers. Das ist Interpretation und Fortführung in einem.

[das Gedicht trägt unverkennbar Lorraines Handschrift. Ich fühlte mich übrigens stark an den ersten Vers aus merkzetteL erinnert, was vermutlich am Titel liegt]
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag15.05.2018 08:55
Re: was blieb
von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

was blieb

verdarb den vers, aus dem nichts folgen sollte
nicht schon der wunsch, er möge sich gefälligst
fügen wir ihm unrecht zu? dem dicken ende, das
uns nicht erspart und möglichst lange breit
getreten wird: in böden, die ein wurzeln später
einsicht störungsfrei durchdringen könnte, wenn
darunter raum
geblieben
tiefe
unerhörte zeilenblicke sich vor gabelungen noch
getroffen hätten; streuung des lichts, die staub
das tanzen lehrt, nie mehr zu fürchten wäre: viel
zu lange blieb im dunkeln, wo der knoten saß und
wie du ihn zum platzen hättest bringen
können wir deutung bezweifeln
lernen, stehen zu lassen
was blieb


---------------------------------------------------------------


Hallo Inko,

... Was Bleibt  / bleibt mir das Textpaket einzig schwammig, mahnig, über-drüber ohne Boden am Konkreten vorbei, bleibt Nebel, in konjunktiven Allgemeinplätzen ... hätte ... könnte ... wäre ...

fehlt mir die Gestaltung des text/bild_Holzes , das Formen, Raspeln, Feilen ...

Die letzten drei Zeilen erschließen sich mir zu Null ...

können wir deutung bezweifeln
lernen, stehen zu lassen
was blieb
................................................................ Deutung bezweifeln lernen ??? ... stehen lassen

wahrscheinlich eine Art Resümee, das sich der Text selbst gibt ???

----------------------------------------

In S1 ist das lyrische Stilelement des schwimmenden Apokoinu_Fußes gut umgesetzt; nicht nur zwei Inhalte ineinander verschwimmen lassen; tricki hier   , das Koinon am Zeilenanfang zu platzieren  / quasi die Betonung vom Versende in den Versanfang zu verschweben; hat ohne Zweifel was !!!!

Leuchten mir dagegen die Umbrüche in S2 komplett nicht ein; ebenso die umständlichen Konjunktiv-Konstruktionen [ bleibt mir die Frage: verhunzt der Autor nun seinen eigenen Text oder nicht? und es bleibt nur bei möglichen Konjunktiven ]

Für mich ein Schade  / formal-stilige Guts mitunter, leider inhaltlich zu berührlos und zu überladen verschachtelt ... kippt der Text plötzlich in ein ich-loses 'wir' um, hat wohl Angst vor sich selbst bekommen Wink

Gruß Stimmgabel ...

-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag15.05.2018 11:27

von Constantine
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Da ich leider nur 10 Beiträge bepunkten kann, war die Auswahl schwierig.
Dein Beitrag erhält von mir leider 0 Punkte.
Sorry.
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag16.05.2018 21:35
Re: was blieb
von Heidi
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Mir gefällt die Formatierung, auch, dass dort in der Mitte ein un-gewisses Nichts erkennbar sein kann, wenn ich es sehen will.
Das dicke Ende gefällt mir weniger.

Mehr weiß ich gerade nicht zu sagen, vielleicht später mehr.

*****

Ich hab jetzt noch mehrmals gelesen. Der erste Teil liest sich aufregend, wegen dem Unrecht, das dem Vers zugefügt wird. Du hast das Gedichtezitat fließend in den Text miteingewoben, was mir sehr gefällt. Der Vers soll sich fügen, deshalb wurde er möglicherweise verdorben. Des Dichters Pein? Sobald er loslegt, seine Ideen aufs Papier zu bringen, ist schon der Fehler gemacht? Der Vers muss sich fügen, dabei entspricht seine Natur der Freiheit. Er will sich nicht bändigen lassen: die Idee leuchtet vor dem physischen Abdruck tausendmal schöner als später. Der Abdruck kann eventuell zur Enttäuschung werden. So lese ich das. Dann ergibt der Rest, der Zweifel des LI auch Sinn.
Mittlerweile lese ich dieses LI auch klagend. Ein wenig wie den Faust wenn er seinen Monolog kundtut. Das liegt möglicherweise am Rhythmus aber auch an der Fragestellung zu Anfang.
Den Schluss mit dem Knoten, lese ich als das, was entwirrt werden will, eine Idee, die sich im Kopf festsetzt und die durch innere (Gedanken)Bewegung dann ausgeformt wird. Warum lernen, stehen zu lassen was blieb? Warum nicht bleibt? Das LI blickt offensichtlich auf die Vergangenheit und versucht, das stehen zu lassen, was dort ist, was einmal geschehen ist an kreativem Prozess, weil der Abdruck ohnehin für immer bleibt, nicht einfach weggeht. Unsere Spuren bleiben, auch wenn wir uns verändern. Oder sind es die Spuren, die uns verändern? Das könnte das Thema sein. Gewissheit zumindest.

Doch, mag ich, wenn ich vom dicken Ende absehe, dessen Wirkung - wie mir gerade klar geworden ist - einfach zu floskelhaft erscheint.
Ich bin überrascht, aber du bekommst tatsächlich 10 Punkte von mir. Irgendwie könnte ich mir vorstellen, dass dieser Text gewinnt. Mal sehen.
Und ich freu mich inzwischen darüber, dass ich es geschafft habe, mich selbst zu überraschen.
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hobbes
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Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag17.05.2018 21:07

von hobbes
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Gedicht, du bekommst zwölf Punkte von mir. Wegen dem raum, den du mir lässt, wegen der tiefe und weil du mir bleibst.
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AchWiesoNicht
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A
Beitrag18.05.2018 23:08

von AchWiesoNicht
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Fast neutraler Kommentar, um bewerten zu können. Besonders gut gefällt mir hier das Ineinanderfließen von verschiedenen Abschnitten bzw. Gedankenströmen. Lässt das Ganze harmonischer wirken, finde ich.
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V.K.B.
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Beitrag20.05.2018 23:11

von V.K.B.
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Vorweg: Ich bin kein Lyrik-Experte und fühle mich nicht wirklich qualifiziert, Lyrik zu bewerten. Daher muss ich mich auf mein Bauchgefühl beschränken und mehr danach gehen, was mir von Gedanken, Sprache und Inhalt gefällt, statt wirklich nach lyrischem Können zu beurteilen. Das „un“ in un-Gewissheit interpretiere ich wie cummings die Vorsilbe verwendet hat.

Hallo Inko,
den vorgegebenen Vers hast du wirklich brillant eingebaut, besser als anderen, die ihn verwendet haben. Die Un-gewissheit wird mir nicht ganz deutlich, aber spüre, dass sie da ist. Das Gedicht hat was, definitiv, gefällt mir gut.


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d.frank
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Beitrag21.05.2018 15:46

von d.frank
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Das gefällt mir wirklich gut, weil es lyrisch ist ohne verrätselt zu sein. Weil es von etwas ganz Individuellem redet und dabei etwas ganz Großes meint:

Ungesagtes, Unbeachtetes, die Zwischentöne, Verbohrtheit, den richtigen Umgang mit Blickwinkeln, in einem Dialog mit der anderen Seite aber auch mit sich selbst.

Das Gedicht bietet natürlich keine Lösung! Wie könnte es das auch!!
Aber es regt an, die schwebende Aussage wirken zu lassen.

Mir gefällt nur ein Wort nicht:
Zitat:
störungsfrei


Es klingt so technisch, passt nicht in das Wurzeln, die Tiefe, den Raum. Aber vielleicht ist es mit Absicht gewählt, damit man drüber stolpert?


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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d.frank
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Beitrag21.05.2018 16:12

von d.frank
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10 Punkte für das nebulöse Nichts, das trotzdem irgendwie eindeutig ist! smile

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Zinna
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Beitrag21.05.2018 19:43

von Zinna
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Hallo Inko,

bei diesem Wettbewerb werde ich meinen Kommentar nach einem Schema erarbeiten.

Titel
Nachdenklich, fügt sich lenkend an den Vers an.

Thema
Zweifelnde Gedanken über Ungewisses.

Zitat
Zu Beginn angesetzt, führt Schwung mit sich, stimmig ohne Fuge.

Weiteres
Ein Gedankengedicht, feiner Ton, kräftige Bilder.

Lieblingsstelle
"Streuung des lichts, die staub das tanzen lehrt"
"Dem dicken ende ... das möglichst lange breit getreten wird"

Punkte

LG
Zinna


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(c) Zinna
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menetekel
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Beitrag22.05.2018 08:32

von menetekel
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Hallo Anonyma,
für mich ein kluges Werk, das zudem in Bezug auf die Bedeutungshoheit ganz meiner Meinung entspricht.
Das Gedicht kommt eher schlicht, fast sachlich daher, ohne das Sinnliche außen vor zu lassen. Diese Erfahrungen werden gleichsam durch ein sachtes Streifen erreicht.
Ganz wunderbar:

Zitat:
unerhörte zeilenblicke sich vor gabelungen noch
getroffen hätten; streuung des lichts, die staub
das tanzen lehrt, nie mehr zu fürchten wäre: viel
zu lange blieb im dunkeln, wo der knoten saß und
wie du ihn zum platzen hättest bringen
können wir deutung bezweifeln
lernen, stehen zu lassen
was blieb


Entzückte Grüße
m.


_________________
Alles Amok! (Anita Augustin)
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poetnick
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Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag24.05.2018 10:07

von poetnick
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Hallo Unbekannt,

ein dichtes Stück, vielschichtig und irgendwie doppelbödig.

Zitat:
streuung des lichts, die staub
das tanzen lehrt, nie mehr zu fürchten wäre
... eine feine Sequenz, in der ganzen durch 'Konjunktivitis' verschleierten, vagen Sicht.
Was blieb, gefällt mir.

Liebe Grüße - Poetnick

Edit: bei der Bepunktung habe ich mich hier für andere Texte entschieden


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
R


Beiträge: 2836



R
Beitrag25.05.2018 06:13

von Rübenach
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Vorab: Das Problem bei den Wettbewerben im dsfo ist, dass es nur sehr eingeschränkt möglich ist, einen Text einige wochen liegen zu lassen, um ihn dann mit etwas Abstand neu zu betrachten und gegebenenfalls nochmal zu verändern. Andererseits ist eine Woche eine Menge Zeit, da können die Bewertungsmaßstäbe schon etwas strenger sein als beim fff.

Hier mache ich es mir mal einfach:
Nach dem ersten Lesen habe ich mich gefragt, wo denn das Zitat sei. Ich finde, diese Frage sagt sehr viel über den Text aus, ist das Zitat doch so eingearbeitet, dass es (obwohl prominent in der ersten Zeile stehend) nicht auffällt. Chapeau!
Chapeau, Madame!
Alles weitere, was ich (spontan und unter Zeitdruck) zu diesem Gedicht sagen könnte, wird ihm nicht gerecht werden. Hier erblasst der ewige Nörgler vor Ehrfurcht.
Zwölf Punkte!


_________________
"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
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Lorraine
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Beitrag02.06.2018 11:46

von Lorraine
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Hallo!

Ein paar Bemerkungen möchte ich vorausschicken, bevor ich anhand der einzelnen Kommentare versuche, meine eigenen Zweifel und Fragen, den Text betreffend, mithilfe von kritischen, ratlosen oder lobenden Anmerkungen ein bisschen auszuleuchten.

Für mich war schnell klar: In einem Gedicht einen fremden Vers zu verwenden, in dem das Wort »vers« selbst Dreh- und Angelpunkt ist, bietet die Gelegenheit, sich mit Wirkung und Wirklichkeit, mit Intention und Interpretation zu beschäftigen. Weil ich aber (eigene) Gedichte als Texte verstehe, die tatsächlich Gewebe sein wollen, Stoff-Stücke mit Eigenschaften so vielfältig, wie man sie unter den unzähligen Materialien findet, die wir unter »Stoff« zusammenfassen; die äußerlich wie Bahnen oder Abgeschnittenes, Ausgefranstes oder Eingefasstes aussehen können, war auch klar, dass es mir nicht darum gehen würde, diesen Vers als Dekoration in einem Deko- oder Vorhangstoff einzuweben, als Glitzerfaden zum Beispiel. Er sollte aber auch nicht appliziert werden, sich fühl- und sichtbar abheben.

Das zweite Angebot in diesem Vers, das ich versuchen konnte, anzunehmen, findet sich in der Herkunft des Wortes »Vers« selbst, ein alter Hut, könnte man meckern, aber der fremde Vers, der sich in meiner Sprache zurechtfinden müsste, wäre (nichts anderes) als eins dieser unzähligen Wörter, die im Deutschen zu Hause sind, die wir nicht (mehr) als fremd wahrnehmen, die benutzt werden, gebraucht werden, ge- und umgedeutet, angepasst bis zur Unkenntlichkeit – und ohne die Sprache nicht wäre, was sie ist und wie sie sein wird. In dem Zusammenhang komme ich bei Gelegenheit auch noch auf das Wort »Deutung« zurück.
Das zur Vorgabe.

Zum Thema »Un-Gewissheit« schreibe ich mehr, falls es sich aus Fragen an den Text ergibt. Ich denke, es wurde im Wettbewerb deutlich (auch in der Prosa), wie die jeweiligen Erwartungen an die Umsetzung und die ganz eigenen, eigenwilligen Interpretationen der Themenvorgabe die Kommentare prägten. Auch die Frage, was man selbst um dieses Doppelwort herum fabriziert hatte und wie das Resultat verstanden werden wollte und ob man sich beim Lesen der fremden Texte hiervon losmachen konnte.

Ganz allgemein erst mal:

Un-Gewissheit: Schreibweise, die für mich darauf zeigt, was alles zwischen einem Begriff und seinem Gegenteil stehen kann, besser: schweben. Gesagt ist noch nichts, es steht nichts fest, da stellt sich nur etwas in einem Zeichen dar, einem Symbol. Ein Trennungsstrich trennt und hält gleichzeitig zwei Teile optisch zusammen.
Es wird aber auch die Vorsilbe »un« besonders betont, indem sie so deutlich abgetrennt da-steht, also liegt es nahe, sie als Partikel auch isoliert zu betrachten. Und gerade beim Wort ›Ungewissheit‹ als ganzes (Wort) fällt es danach gar nicht mehr so leicht, für sich zu entscheiden, ob die Silbe neutral bleibt, ins Pejorative zeigen könnte oder einfach als »Nicht-« das Gegenteil von etwas beschreibt, über dessen Definition ohnehin und je nach Kontext der Verwendung gestritten werden könnte.


Was könnte einen »vers, aus dem nichts folgen sollte« verdorben haben? Zum Beispiel die Tatsache, dass etwas daraus oder aus ihm folgte. Eine (eindeutige) Schlussfolgerung sollte nicht stattfinden können, das Gegenteil (Gewissheit?) verdarb den Vers. – Könnte so ein Vers nicht einer sein, der sein Verderben schon in sich trägt, weil er – einmal geschrieben – ausgeliefert ist, freigegeben und wirklich? Was eigentlich könnte so wünschenswert daran sein, an diesem »nichts«? Verdirbt nicht schon die Forderung nach Neutralität einen Vers, weil es sie (Neutralität) gar nicht geben kann, was hätte sie in einem Gedicht zu suchen? Solche oder ähnliche Überlegungen (plus Rattenschwänze) gingen mir im Kopf herum, als ich noch gar nicht entschlossen war, überhaupt einen Text um dieses Zitat herum zu schreiben.
Und dann war da noch etwas.
Soleatus hatte vor einiger Zeit unter einem meiner Gedichte kommentiert. Unter anderem fand sich dies:
Zitat:
[…] Text. Ich bin ein wenig misstrauisch seiner Länge gegenüber, aufgrund derer ich ihm eine Art Überwältigungsabsicht unterstelle. (Wogegen nichts spricht, aber es wirkt immer mutarm, wenn "sicherheitshalber" über den Punkt an sich weitergemacht wird. Sicher, der ist bei jeder und jedem woanders, aber …)


Das hat mich beschäftigt, tut es noch. Einer der Gründe, warum ich »was blieb« geschrieben habe, liegt auch darin, dass mir dieser Teil von Soleatus Anmerkungen sofort wieder in den Sinn kam, während ich die Vorgaben las.

Vorerst ein »Dankeschön« an alle, die dem Text ihre Gedanken dazu formuliert und hier gelassen haben, das ist nicht selbstverständlich. Mir ist es bei so manchem Wettbewerb selbst nicht gelungen, die Zeit oder Geduld dafür zu finden.

Wochenend-Grüße
Lorraine
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Beitrag02.06.2018 15:35

von Lorraine
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Mir gefällt das Bild der Wurzeln, (die in Böden verbleiben). Ich denke daran, wie wir auf Stoppelfeldern Drachen fliegen ließen. Auch an Unkraut. Und auch das, was nicht zum Ernten gedacht war, kann Spaß machen, und Sinn. Die verzweigte Karotte. Die knotige Baumwurzel. Das scheinbar Missratene. Das Un-gewisse.



Danke, firstoffertio, für diese Anmerkungen, die viel über die Freiheit sagen, die Gedichte bieten können, wenn man sie sich nimmt. Was blieb ist für mich in der Vergangenheit verortet und im grammatischen Sinn »abgeschlossen« und nur durch die Verschiebung der Sicht darauf insofern veränderbar, dass Assoziationen, weitere Erfahrungen sich dem, was blieb – im Sinne einer Erinnerung – anknüpfen, es erweitern, es möglicherweise mitteilbar machen und damit zu etwas, was nicht nur: übrig blieb.
Das Wurzeln, die Wurzeln – einmal substantiviertes Verb, einmal Plural des Substantivs: dasselbe Wort-Bild, im konkreten Sinn. Dann trifft es auf einen Leser und bahnt sich und ihm vielleicht einen Weg durchs Gestrüpp.

Was ich sagen kann, zum oder übers Gedicht, spiegelt jetzt, nachdem ich selbst zum Leser geworden bin, nur das Überfliessende, den Mehrwert oder das, was überschäumt. Wenn so ein Gärungsprozess eingesetzt hat, ich das Ganze durch schon wieder gealterte Augen durchlasse, den Blick geschärft oder getrübt von Einsichten oder schrägen Blicken anderer.

Wie kann ›späte Einsicht‹ wurzeln? Oder Wurzeln treiben? Und überhaupt: Ist sie eine Nutzpflanze, die Nahrung braucht und wer würde sie ernten wollen oder müssen? Braucht sie Platz, wie müsste der Raum beschaffen sein, in dem sie Wurzeln schlagen, festwachsen könnte? Wie grenzt man das ab: Boden, und den Raum darunter? Jedenfalls … habe ich einen Keimling, dann muss ich ihn setzen. Dazu muss der Boden vorbereitet sein, gelockert. Das Anwurzeln funktioniert nur, wenn die Bedingungen gut genug sind: Locker genug, aber doch Halt bietend – so muss der ›Raum‹ unter der Oberfläche sein, es reicht nicht, nur eben mal ein Löchlein zu kratzen und den Rest sich selbst zu überlassen. Zumindest würde sie auf diese Weise nicht gedeihen, diese späte Sorte Einsicht. Und vielleicht ist sie ja nur eine Zierpflanze. Un-Kraut? Warum nicht, müsste halt ohne Zutun wuchern.

Einen Gruß mit Dank für so viele Punkte,
Lorraine
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Lorraine
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Beitrag02.06.2018 23:11

von Lorraine
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Literättin hat Folgendes geschrieben:
Zentrale Rolle des Themas Un-Gewissheit - Ich weiß es nicht. Das ist recht schwer zu fassen. Es geht um Zweifel, um lauter hätte, wäre, wenn und nicht dran rühren, stehen lassen, nicht verderben, um eine Art Angst vor Antastbarkeit? Vielleicht steckt eine Art Fazit drin. Wie kannst Du, Leser, Deuter, so (verwerflich?) gewiss sein in deinem Lesen, deuten, breit treten?


Einarbeitung des Zitats - Das Zitat scheint Dreh- und Angelpunkt und ist insofern gelungen eingearbeitet.


Lyrischer Gesamteindruck - Schwieriges Gedicht, für mich. Mir erscheint die Lust am Enjambement etwas ausufernd in Doppeldeutigkeiten zu schwelgen, sodass dem Ganzen nicht einfach zu folgen ist. Ich verspüre eine Art Ungeduld, aus dieser Verhedderung schnell wieder heraus finden zu wollen beim Lesen, weil ich darin hängen bleibe aber erst einmal weniger bei mir in meinem Kopf ankommt. Kein Bild, an das ich mich halten könnte, keine Szenerie, sondern reine Gedanken. Ein Wunsch zu Beginn, der Vers möge sich fügen hebt sich prompt in der Frage auf, ob wir dem Vers so nicht Gewalt antun.

Das ist interessant. Aber irgendwie auch Theorie. Obwohl wir in der Praxis vermutlich viel "herumwürgen" an Versen - aber gehört das nicht zum Prozess?

So wie ein mögliches "dickes Ende"? Oder das mögliche breit treten? Nicht schön zwar, aber vermutlich unvermeidlicher Teil des Ganzen. Ich neige also dazu, zu solchen "Berührungs-"Ängsten in Widerspruch treten zu wollen.

Störungsfrei die Tiefe durchdringen - erscheint mir lebensfern.

Und Deutung bezweifeln lernen? Warum? Es gibt so vielerlei Deutungsmöglichkeiten in den Tiefen.

Also: In mir ruft dieses leise Widerspruch hervor. Mir geht da was rhetorisch zu glatt in diesen Vor- und Rückbezügen. Ich habe das Gefühl ich soll verwirrt werden und am Ende zu einer eingeflüsterten Erkenntnis nicken, die mir nicht schmecken will. Mein Gefühl. Mehr nicht. Und möglich, dass ich morgen schon anders denke.

Das ist gekonnt verschlungen. Und mir ein wenig zu klug. Sprachlich ist das gelungen, das fließt, nimmt mit, nur dass ich mich unterwegs über die Fußangeln beschweren will, die mir da ausgeworfen werden, habe ich doch eigentlich erst einmal nichts anderes gewagt, als dieses Gedicht zu lesen. Jedenfalls versteht hier jemand was vom Handwerk.



Hallo Literättin,

Sehr schwer, hier Worte zu finden.

 "Rhetorisch zu glatt", "ein wenig zu klug". "Fußangeln", die ausgeworfen würden.

Ohne deine kritischen Anmerkungen beseite wischen zu wollen, auch nicht die Vorwürfe, die du dem Text machst - die meisten Fragen, die du stellst, hast du dir bereits beantwortet.

Ich erfahre viel darüber, was das Gedicht bzw. deine Lesart bei dir auslöst, und müsste ich einen Sammelbegriff für all das benennen, dann würde ich Misstrauen wählen.

Ich wollte eigentlich schreiben, wie schwer ich nachvollziehen kann, was du dem Text bescheinigst oder wie du zu deinen Fragen gekommen bist, aber das trifft es gar nicht. Es steht ja alles da. Ich musste nur oft genug lesen.

Danke für den Kommentar, Literättin
Lorraine
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Beitrag03.06.2018 10:38

von Lorraine
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Guten Morgen Sue!

Vielen Dank für das, was du (mir) geschrieben hast. Für das 'untrennbar' und das 'unverkennbar' ganz besonders.
Klar frage ich mich, vor allem aus dem zeitlichen Abstand heraus, ob es mir an Mut gefehlt hat und sich das im Gedicht zeigt. Ob ich mich hinter etwas verstecke und ob nicht dieses 'wir' eine Falle darstellt, in die ich getappt bin.

Der geschätzte Nihil hat Folgendes geschrieben:
Wir steigen auf,
ich weiß nicht wer,
doch ein Wir
findet sich immer.


Nicht irgendein Wir. Ich glaube an das kleinste gemeinsame Wir, das sich beim Lesen eines Gedichts finden kann: Du und Ich. Leser und Gedicht.

Wenn ein Gedicht, das ich geschrieben habe, durch eine Handschrift auch dann mit mir verbunden bleibt, wenn ich es losgelassen habe, dann will ich mich nicht mehr lossagen davon. Auch wenn das die Blöße bedeutet, die ich mir gebe.

Danke (für das hier und viel mehr)

L.
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Lorraine
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Beitrag03.06.2018 14:25

von Lorraine
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Stimmgabel!


Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inko,

... Was Bleibt  / bleibt mir das Textpaket einzig schwammig, mahnig, über-drüber ohne Boden am Konkreten vorbei, bleibt Nebel, in konjunktiven Allgemeinplätzen ... hätte ... könnte ... wäre

Ja. Schön: schwammig, mahnig. Nebel. Ich kann mir das sehr gut vorstellen, wie das ist, wenn man nichts sieht, nichts zu greifen hat, nichts zu beißen findet. Was du »konjunktive Allgemeinplätze« nennst, sind ganz einfach irreale Konditionalsätze, die für dich nichts besonderes aussagen, wie könnten sie auch, im Nebel ist die Dämpfung groß.

Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
fehlt mir die Gestaltung des text/bild_Holzes , das Formen, Raspeln, Feilen …

Holz. Raspeln, feilen. Wie wärs mit Viskoseverfahren? Spinnlösung? - Kann sein, dass sich jeder im Dunstkreis der eigenen Verfahrensweisheiten am wohlsten fühlt.

Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
Die letzten drei Zeilen erschließen sich mir zu Null ...

können wir deutung bezweifeln
lernen, stehen zu lassen
was blieb
................................................................ Deutung bezweifeln lernen ??? ... stehen lassen

wahrscheinlich eine Art Resümee, das sich der Text selbst gibt ???


Ich würde sagen: Sollten die Schlussverse als Resümee oder Fazit durchgehen (wollen), dann fehlt etwas.  Was folgt daraus? Eine Schlussfolgerung findest du hier nicht.

Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
----------------------------------------

In S1 ist das lyrische Stilelement des schwimmenden Apokoinu_Fußes gut umgesetzt; nicht nur zwei Inhalte ineinander verschwimmen lassen; tricki hier   , das Koinon am Zeilenanfang zu platzieren  / quasi die Betonung vom Versende in den Versanfang zu verschweben; hat ohne Zweifel was !!!!


Vier Ausrufezeichen! Ja, verschwimmen lassen. Eigentlich schwimmt der Titel oben (schon):

was blieb/verdarb den vers, aus dem nichts folgen sollte


Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
Leuchten mir dagegen die Umbrüche in S2 komplett nicht ein; ebenso die umständlichen Konjunktiv-Konstruktionen [ bleibt mir die Frage: verhunzt der Autor nun seinen eigenen Text oder nicht? und es bleibt nur bei möglichen Konjunktiven ]


Zur Frage »verhunzt oder nicht?: Meine Antwort ist »Nein«, aber ich bin nicht sicher, ob du mich fragst. Es bliebe bei »möglichen Konjunktiven«, schreibst du. Falls du das Ende meinst: Jain. »können wir ...« steht nicht im Konjunktiv. Davor »blieb im dunkeln … wo […] und wie du […] hättest können« – das ist, bei genauerem Hinsehen Abtasten nichts anderes als ein weiterer irrealer Konditionalsatz, dessen Konjunktion sich  zusammen mit dem Bedingungsnebensatz im dunkeln verbirgt.

Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
Für mich ein Schade  / formal-stilige Guts mitunter, leider inhaltlich zu berührlos und zu überladen verschachtelt ... kippt der Text plötzlich in ein ich-loses 'wir' um, hat wohl Angst vor sich selbst bekommen Wink

Nett von dir, dein »Schade« und dein »leider«. Das mit dem Kippen: Für mich gibt es das nicht: ein »ich-loses« Wir. Im gesamten Text tritt das Ich im Wir auf. Es ist das Du, das sich aus dem Wir löst oder verabschiedet wird. Vorübergehend.


Gruß Stimmgabel ...
-[/quote]
Gruß zurück,
Lorraine
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag03.06.2018 15:18
Re: was blieb
von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

was blieb

verdarb den vers, aus dem nichts folgen sollte
nicht schon der wunsch, er möge sich gefälligst
fügen wir ihm unrecht zu? dem dicken ende, das
uns nicht erspart und möglichst lange breit
getreten wird: in böden, die ein wurzeln später
einsicht störungsfrei durchdringen könnte, wenn
darunter raum
geblieben
tiefe
unerhörte zeilenblicke sich vor gabelungen noch
getroffen hätten; streuung des lichts, die staub
das tanzen lehrt, nie mehr zu fürchten wäre: viel
zu lange blieb im dunkeln, wo der knoten saß und
wie du ihn zum platzen hättest bringen
können wir deutung bezweifeln
lernen, stehen zu lassen
was blieb


----------------------------------------------------------------


Hallo Lorraine,

ich weiß gar nicht wie man diese Vorgehensweise nennt  Wink

… zerreiße den eigenen Kontext, um die Aussage des Kommentators ins Leere zu verfrachten, hi hi …

, und, ob nun (gerumpfte) Konditionalsätze irrealis oder tendenzende Aussagen im Konjunktiv (irrealis), ist mMn gehupft wie gesprungen, zumindest mMn, bleibt meine Frage, bleibt mir das Irrealis ohne Wegführung weiterhin im Nirwana.

Das Original:


die ein wurzeln später einsicht störungsfrei durchdringen könnte, wenn


wenn ………………………… unerhörte einblicke sich vor gabelungen noch getroffen hätten;


wo der knoten saß und wie du ihn zum platzen hättest bringen können



… usw, usw … Wink

Lorraine hat Folgendes geschrieben:

Das mit dem Kippen: Für mich gibt es das nicht: ein »ich-loses« Wir. Im gesamten Text tritt das Ich im Wir auf. Es ist das Du, das sich aus dem Wir löst oder verabschiedet wird. Vorübergehend.
.


… uns ich spüre aus dem Text unentwegt, dass sich LI hinter einem konturlosen  'wir' versteckt …  / kann doch passieren, dass Leser und Autor verschiedene Sehweisen entwickeln  Smile , na und.


Gruß Stimmgabel …

-


_________________
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