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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Lesezeichenpoesie 05/2018
schwarzaufweiß

 
 
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6151
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag06.05.2018 19:00
schwarzaufweiß
von V.K.B.
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Papier ist mir partout zu weiß
   und Schrift partout zu schwarz  Gewissheit was
        bewegte einst die Feder  durch die Seele floss  durch alle Filter
             fand den Weg und doch  zu jedem
                      anders nun der Jede weiß was dieser Mensch einst
                          dachte fühlte schrieb
                                   das ist doch sonnenklar und Schulweisheit und

Nein!

Das ist so grau wie die Antike  weiß
denn Farben sieht man nicht denn Farben frisst
die Zeit und sag nochmal die Feder
sei doch mächtiger und

Cut!

                                 Was ist des Schwertes Ambivalenz? Nur etwas  das
                         ein Metrum sprengt und die Gedanken
                     stoppt   zuviel
              der ihren macht er sich denn eins nur Un-
         Gewissheit  das meiste
     Wort kein Echo hat  verbleicht
  nur ungelesen und vergessen
schwarzaufweiß

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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag13.05.2018 23:51

von firstoffertio
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Graue Ambivalenz von Texten, selbst beim Autor, das Verblassen und Vergessenwerden mit der Zeit

lese ich als Thema hier,

und die Formatierung passt.

sonnenklar? Nein.
Schneidende Worte? Cut. Auch das Schwert hat zwei Schneiden. Ungewiss bleibt das Schwarz auf Weiß, oder bleibt auch nicht.
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Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
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Beitrag14.05.2018 10:04

von Literättin
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Zentrale Rolle des Themas Un-Gewissheit - Im Sinne des kein Schreiber kann sich gewiss sein, dass die Seele, die er in seine Zeilen gab auf Dauer nicht verblasst. Man mache sich ohnehin zu viel Gedanken?  Was da sonnenklar und Schulweisheit ist, wird nicht so wirklich deutlich. Aber ungewiss bleibt hier eigentlich auch nichts. Bei mir kommt an: Mach dir nicht so einen Kopf um das, was geschrieben wurde und geschrieben wird, denn es vergeht ohnehin. Für mich nicht wirklich eine Beschäftigung mit Un-Gewissheit.


Einarbeitung des Zitats - Das Zitat ist der Aufhänger für die Gedanken, die hier inhaltlich entfaltet werden. Insofern finde ich die Einarbeitung technisch gelungen.


Lyrischer Gesamteindruck - Abgebildet finde ich zunächst eine Schreibfeder vor, die optisch sehr gelungen ist. Ansonsten bleibt mir das von Form und Inhalt her eher lose verbunden. Sprachlich geht das hier weit auseinander von Alltagssprache (das ist doch sonnenklar und Schulweisheit; nur etwas, das ein Metrum sprengt und die Gedanken stoppt) bis zu Slang (Cut!) und lyrisch-rhetorischen Formen wie Umkehrungen (Was ist des Schwertes Ambivalenz?; der ihren macht er sich; das meiste Wort kein Echo hat) und das wirkt insgesamt eher durcheinander geraten. Auch der überwiegende Verzicht auf Zeichensetzung unterstützt letzteren Eindruck. Insgesamt, wie gesagt, scheint mir hier bis auf die gewählte optische Gestaltung alles eher lose und etwas Zusammenhanglos ineinander gefügt.


_________________
when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.)
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag15.05.2018 11:27

von Constantine
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Da ich leider nur 10 Beiträge bepunkten kann, war die Auswahl schwierig.
Dein Beitrag erhält von mir leider 0 Punkte.
Sorry.
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lebefroh
Geschlecht:weiblichEselsohr
L

Alter: 43
Beiträge: 364
Wohnort: Berlin
Der bronzene Durchblick


L
Beitrag15.05.2018 15:26

von lebefroh
Antworten mit Zitat

Schön. Die Einwürfe mit den Ausrufezeichen werfen mich raus.
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag16.05.2018 17:34

von Stimmgabel
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-

Hallo Inko,

für mich ein seltsam ambivalenter Text. Spricht ein Prot von seiner Sicht über die Welt im Innen und Außen. Gibt P einleitend vor, seien ihm die Werte, die Extreme Schwarz wie auch Weiß zu krass, fällt LI selbst einen Moment später genau in diese SchwarzWeiß-Denke hinein

... ist für LI die Welt durchgängig einbahn.

sei sie einzig von Vergänglichkeit, Verbleich und Vergessenheit geprägt; ist davon überzeugt  / sei Wissen über ... und Erfahrungen über ... einzig Fata Morganen. Seien sie bestenfalls sich selbst fressende Momentaufnahmen im Böe-Wind Zeit. Der Verlust eines Moments passiert konsequent [ einhergehend die darin passierten Realitäten ], tritt Vergangenheit und Nebel anstelle ...

bleibt ein anachronistischer Moment letztlich zu allem Passierten [ für LI ].

Als Beispiel erwähnt LI “das Grau der Antike“, fräße die Zeit immer die Farben; insbesondere Gedanken, Worte verlören ihren Wert, ihr Echo ... behauptet LI  / sagt LI:  befrag das Schwert der Ambivalenz. Der ewige tölp_Mensch sei einzig jener “Jede“; träumt illusionär davon, ’eins’ zu sein.

Resümee: Ein retortisch erfundener Protagonist, mMn literarisch pathologisert, bekommt eine papierne Existenz, wird zum Gefangenen dieses Textes  / schreibt ihn dieser sich selbst mit schwarzer Tinte auf ein weißes Blatt Papier ...

e Provokation sich selbst gegenüber?

Über die textale Hauptfigur kann ich wenig sagen, sind mir ihre mundgelegten Ansichten über Zeit und Verstrich der Dinge einfach zu abstrus einbahn  / bleibt: hab den Text aufbröselnd und konzentriert gelesen.

Zur Umsetzung:  ein teilweise wippender gloomy Stil, mMn reine Prosa [ schein_Lyrik ], die sich an manchen Stellen ins verschwimm-Unerkenntliche verknotet;  vielleicht ja ein äquidistantes Merkmal dieser text_Intention? ... wär es quasi das gleiche Problem, das Prot mit seinem Da im Hier hat, vielleicht? Zusätzlich wird der Text in eine Worte-Bildcollage reingezwängt, ob text-unterlegend?  Manche Umbrüche erscheinen mir wenig sinngebend, vielleicht ja als lyrischeTautologie gedacht?


Gruß Stimmgabel ...

-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag17.05.2018 16:45

von poetnick
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Hallo Federling,

das gefällt mir in Verbindung von sinnweisender Form und Inhalt.
Eine feine Idee, die Buchten und Einschübe zum Verweilen und (nötigem) Nachdenken bietet (bin noch dabei) und dennoch/gerade federflink durch den Text führt.
Die Vorgaben sehe ich umgesetzt und das in schöner Selbstläufigkeit. Werde sicher den Point of Return finden.

Liebe Grüsse - Poetnick


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1122
Wohnort: berlin


D
Beitrag17.05.2018 20:29

von d.frank
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Schwarzaufweiß, ja, was ist schon schwarzaufweiß?
Alles immer nur ein Zauber des Moments, nichts lässt sich wirklich festhalten.
Auch nicht damit, dass man es in Worte fasst, die überdauern.
Denn was sind schon Worte? Zum Glück kein Schwarzaufweiß!
Wäre es so, würde ich alles Schreiben sofort aufgeben.
Aber ich schreibe auch keine Lyrik, eben weil ich verstanden werden möchte. wink
Insgesamt ist mir das ein bisschen zu viel der dichterischen Klage. Es klingt so endlich, so schwarzaufweiß und hat so wenige Zwischentöne.
Was ich aber gut finde, ist, dass die entlehnte Verszeile nicht einfach nur drangepackt oder untergeschmuggelt wird, sondern die Aussage des Gedichtes trägt!


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 42
Beiträge: 1424
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag17.05.2018 21:00

von Heidi
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Die Formatierung gefällt mir, weil es was von diesem Schwert hat, das im Text vorkommt – im Zusammenhang mit der Ambivalenz.
Dann hört es aber auch schon auf mit dem Gefallen. Der Rhythmus ist etwas zerhackstückelt und ich mag gerne einen Fluss haben. Klar das ist subjektives Empfinden aber darum geht es ja auch.
Inhaltlich lese ich weniger Un-gewissheit sondern eher die Aussage des LI, dass Worte, wenn ungelesen, nichts bewirken können. Auch, dass das Loslassen des Denkens im dichterischen Prozess wertvoll ist - das Metrum sprengen durch das Schwert. Mithilfe von Ich-Kraft (Schwertbild) gelingt es mir im besten Falle, ein Gefühl für Rhythmus und Sprache zu erlangen. Spannend.
Ungewissheit wird im Text erwähnt aber nicht transportiert. Außer vielleicht duch das Gefühl, weil es ungewiss ist, dass pures Gefühl, außerhalb von Regeln, mir das Richtige fürs Werk in die Hand gibt? Hm ... das ist aber jetzt fünfzehnmal um die Ecke gedacht.

Insgesamt lese ich die „Biografie“ eines Textes. Das Entstehen; wie entsteht Text? Erst die Weiße des Papiers das der Autor vor sich hat, dann das Chaos im Kopf, das sich im Autor konkretisiert, das schließlich unter Schweiß und Arbeit abgebildet und durch den Leser eben zur Wahrheit wird (wenn der Autor es schafft und der Leser es denn will). So mal in meinen Worten zusammengefasst.

Auch wenn die ersten Zeilen

Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben:
Papier ist mir partout zu weiß
   und Schrift partout zu schwarz  


irgendwie fast floskelhaft klingen, finde ich gerade die spannend. Dieses Wechselspiel. Das weiße Papier macht LI zu schaffen, aber wenn die Schrift raufkommt ists zu schwarz für LI. Dann frage ich mich: das gedachte Wort alleine, also ohne Abdruck aufs Papier – was ist es dann? Wenn LI nur bei der Idee bleibt, kann es keinen physischen Abdruck hinterlassen, ein anderer Mensch könnte niemals davon erfahren.

Insgesamt zu erklärend, zu denkerisch für mich und meine Lesevorlieben. Es werden bei mir keine Emotionen ausgelöst. Leider.
Ich habe keine Ahnung warum du doch 2 Punkte bekommst. Aber ich freu mich für Text und dich.
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AchWiesoNicht
Gänsefüßchen
A

Alter: 28
Beiträge: 15
Wohnort: Leipzig


A
Beitrag18.05.2018 23:15

von AchWiesoNicht
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Fast neutraler Kommentar, um bewerten zu können. Besonders schön finde ich hier die Zwischenrufe, die erfolgreich verhindern, dass die Gedanken des Lesers zu lange am letzten Abschnitt hängen bleiben und den nächsten nicht richtig würdigen können. Sehr gelungen!
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag21.05.2018 06:40

von Aranka
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Hallo Inko!

Die Form, in der sich der Text präsentiert, drängt sich mir auf.

Der Textkörper dreigeteilt: der erste Teil, dessen Zeilen sich Schritt für Schritt von der Linksbündigkeit nach hinten weg bewegen, der dritte Teil, das Gegenstück in der Zeilen-Bewegung: also etwas Fiehendes und etwas Herankommendes.
In diesen zweigeteilten Textkörper hinein, drängen sich vier Zeilen, die durch ihre Linksbündigkeit recht massiv wirken, was durch die Worte „Nein!“ und „Cut!“,  beide mit Ausrufezeichen verstärkt, noch hervorgehoben wird.

Ich registriere auf der optischen Ebene zwar keine "Figur" aber drei unterschiedliche Bewegungen, die mich nun auch gegenläufige innere Textbewegungen erwarten lassen.

Zwei weitere Stilmittel sind für den Text prägend und haben erheblichen Einfluss auf den Texterfassungs- und Leseprozess:

a) das Fehlen jeglicher Satzzeichen und b) der häufige Gebrauch der Apokoinu-Konstruktion.  Beides trägt dazu bei, dass die Satzteile sich permanent neu und anders miteinander verweben, so dass eine klare Trennung der Sinneinheiten kaum möglich ist, wohl auch nicht gewollt ist. Damit entstehen Doppellesbarkeiten, innere Text Zerrissenheiten, Ungewissheiten.

Es hat ein paar Anläufe gebraucht, lesend einen/meinen Weg durch den Text zu finden.

Was mir als Ton entgegenkam würde ich mal mit entschiedener Auflehnung bis hin zur Resignation im letzen Teil bezeichnen.  Ob es so gedacht ist, weiß ich nicht. Ich kann nur mein Leseempfinden und meine Gedanken beim Lesen offenlegen:

Schwarzaufweiß: das steht als Redewendung erst mal für „Sicherheit" für "Eindeutigkeit".
Wichtiges regelt man schwarz auf weiß. Was man weitergeben will, was nicht vergessen werden soll „sichert“ man (heute) schwarz auf weiß.

Aber wie Gewiss, wie eindeutig ist ein solches Scharzaufweiß?

Das LI betritt diesen Denk- und Frageraum und ihm geht es nicht um das Schwarzaufweiß juristischer Verträge, ihm geht es um das Schwarzaufweiß der Literatur.

Das  LI hat zum Weiß des Papiers und zum Schwarz der Schrift eine durchaus entschiedene Meinung: die Farbe des einen und des anderen ist ihm partout zu …  zu entschieden????  
Denn was ist schon wirklich „partout“ … ?

Die Text-Eröffnung macht mich neugierig und das Zitat ist wirklich Teil des Textes geworden.

Mit den Worten „Gewissheit was“ beginnt das Hin und Her der Text- und Denkbewegung.
Verkürzt lese ich im ersten Teil: Was passiert mit dem Schwarzaufweiß, das einmal einer schrieb im Leseprozess eines anderen. Mir entgegen fallen die Zeilen:

Zitat:
der Jede weiß was dieser Mensch einst
                          dachte fühlte schrieb
                                   das ist doch sonnenklar und Schulweisheit und

Nein!


Ich registriere Ironie und auch Entrüstung in der „sonnenklar-Zeile“  und eine Art Heftigkeit und Abwehr in dem „Nein!“

Inhaltlich bin ich hier eher Selbstverständlichkeiten begegnet, was mich aufhorchen lässt und mir Fragen zuspielt ist der angeschlagene Ton.

Wogegen wehrt sich hier das LI? Was regt es so auf? Sind es die „Ungeheuerlichkeiten“, die Verstümmelungen, Hinzufügungen, Fehldeutungen,  die im Lesevollzug geschehen?
Aber ist das nicht wirklich eine Schulweisheit, dass dies so ist, das dies immer so war? Kann das dem Text etwas anhaben? Es drängen sich weitere Fragen in meinen Leseprozess:

Mit wem spricht das LI? Mit sich selbst? Mit den dreisten Lesern, die glauben zu wissen, was den Schreiber einst bewegte?  Ich bin irritiert und folge weiter dem Text:

Zitat:
Nein!  

Das ist so grau wie die Antike  weiß
denn Farben sieht man nicht denn Farben frisst
die Zeit und sag nochmal die Feder
sei doch mächtiger und

Cut!


Inhaltlich und rhetorisch fühle ich mich mitten in einer dieser „Scheinargumentationen“. Bezeichnend die letzte Zeile: Und sag nochmal …

Außer der Entschiedenheit des „Cut!“ erreicht mich hier wenig.

Ein LI drängt sich mit sich mit seinen Emotionen in den Vordergrund. Für mich ein ungutes Gefühl.  

Zitat:
Was ist des Schwertes Ambivalenz?


Eine wahrlich mächtig ausschreitende Frage, ein fast donnernder Auftritt diese Genitivkonstruktion.

Das Metrum sprengen, die Gedanken stoppen (Eine Forderung an dieses Schwert?)
Auf der anderen Seite: Die vielen Worte ohne Echo , ungelesen, vergessen. (Resignation?)

Fazit:
Ich sehe einen kunstvoll gemachten Text.

Inhaltlich bleibt der Text für mich hinter der formalen Seite zurück. Ich finde keine brennenden Fragen, kein AHA, keine überraschenden Gedanken.

Die stilistischen Textverwebungen bleiben Verwehungen auf der formalen Ebene und führen nicht zu jener „ lyrischen Unschärfe“ in die ein Gedicht die Dinge rückt, die es hinterfragt, um sie dann neu zu denken.

All das, kann an meinem Lesen liegen. Vielleicht habe ich die Textöffnungen nicht gefunden, die mich hineingelassen hätten.

Auf jeden Fall findet der Text einen Platz in der Liste meiner gepunkteten Texte. Die Wertskala ist eine, die auf einer ordnenden Vergleichsbasis zwischen den vorhandenen Texten beruht, und immer auch eine ganz persönliche.

Geschätzt habe ich hier die möglich werdende Auseinandersetzung mit einem interessanten Gemachtsein und einem auffälligen Text-Ton.

Dieser aktive Leseprozess war mir wertvoll, was sich sicherlich auch in der Länge des Kommentars abbildet.

Gerne auseinandergesetzt. Liebe Grüße.  Aranka


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"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

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Zinna
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Beitrag21.05.2018 19:56

von Zinna
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Hallo Inko,

bei diesem Wettbewerb werde ich meinen Kommentar nach einem Schema erarbeiten.

Titel
Etwas festgehalten (tintig), scheinbar mit ewigem Bestand.

Thema
Die Frage vieler (aller) Schreibenden: Was von dem, was aus ihnen auf die Unterlage geflossen ist, wird wie vom Leser eingefangen, aufgenommen?
Der Text ist, auch aus Sicht des Verfassers, obwohl noch derselbe, nicht mehr der gleiche.

Zitat
Da es an den Anfang gesetzt ist, ist nur eine Stoß-Stelle da, das Zitat fügt sich stimmig, auch vom Klang her ohne Naht an.

Weiteres
Ein Gedankengedicht, in dem mn das Ungewiss spürt und wo man eine Zerissenheit, trotz der symmetrischen Anordnung sehen kann.

Lieblingsstelle

"Farben sieht man nicht denn Farben frisst die Zeit"

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LG
Zinna


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V.K.B.
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Beitrag21.05.2018 21:58

von V.K.B.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Okay, zum Abschluss kommentiere ich meinen eigenen Text auch noch, ist ja Tradition, und außerdem bin ich abergläubisch: Das einzige Mal, als ich bei einem Wettbewerb meinen eigenen Text nicht kommentiert habe, bin ich prompt auf dem letzten Platz gelandet. Also, hier goes:

Erstmal, ich bin kein Lyrikexperte, und deshalb ist mir auch nichts besseres eingefallen, als mein Erfolgsrezept vom Dichte Weite Wettbewerb wieder auszugraben. Okay, irgendwo ist das ja auch schon ein eigener Stil, warum also nicht. Macht doch nix, wenn man mich daran erkennt, das ist ja bei vielen anderen Dichtern (die den Titel mehr verdienen als ich) auch der Fall.

Ich denke, der Inhalt ist realtiv verständlich diesmal und ich brauch da nichts zu sagen. Die Form: Ein Rorschach. Man kann einen Schmetterling (auf die Seite gelegt) daraus machen, als Rückbezug auf die Anfänge des Diskussionsfadens (und sozusagen das Bild der Essenz, aus dem alle Geschichten und Gedichte dieses Wettbewerbs geboren wurden); oder statt Schmetterling doch eher das Gespenst der Zukunft, das warnend buhrufend die Arme hebt; oder einen Dolch, der eine Wunde sticht, eben die Un-Gewissheit, dass das meiste, was wir schreiben, relevanzlos und nur Futter für die Zeit ist. Wer's mit Freud hat, kann natürlich auch einen Geschlechtsakt unterstellen. Dann könnte man die Bedeutung, dass die meisten geschriebenen Worte keine längerfristige Relevanz haben, auf den (gezeugten) Menschen übertragen. Wäre bitter, aber Tatsache, denn auch die meisten Menschen haben, genau wie die meisten Texte, keine allgemeingültige oder gar historische Relevanz. Aber so düster muss es nicht sein: Vielleicht auch eine Fahne für die Schriftstellerei, emporgehalten wider der bedeutungschweren Neon-God Nichtigkeiten unseres postfaktischen Angstzeitalters? Oder eben noch was ganz anderes daraus sehen, mit ganz anderer Bedeutung. Was auch immer, aber es würde mich natürlich freuen, wenn für jeden was dabei ist und es viele mögliche Sichtweisen, Lesungen und Interpretationen gibt.

So, hoffe, es wird nicht wieder der letzte Platz wie beim ersten Lesezeichenwettbewerb, denn es ist immerhin mein erster Versuch, ernsthaft an der Lyrik-Disziplin dieses Wettbewerbs teilzunehmen.


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menetekel
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Beitrag22.05.2018 08:12

von menetekel
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Hallo Anonymus,
optisch ein ansprechendes Gedicht und nah am Thema gefertigt, ganz wie es sein sollte.
Bei mir kommt es allerdings etwas zu belehrend an.
Fragen, die aufgeworfen und kurzerhand selbst beantwortet werden. - Bin ich nun klüger geworden? Weiß ich um die Wirkung de geschriebenen Worts? Wusste ich das nicht bereits zuvor?
Und dann gibt es diese latente Weinerlichkeit ... kurzum: Nicht so meins.

Liebe Grüße
m.


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Alles Amok! (Anita Augustin)
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Sue Rovia
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Beitrag22.05.2018 23:23

von Sue Rovia
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Ich hab mir zunächst schwer getan mit deinem Gedicht, wahrscheinlich wegen der Thematik und dann die Antike als Wort, naja - nichtdestotrotz ist es gut gemacht, und in sich stimmig, das ist zumindest mein Eindruck nach mehrfachem Lesen.
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Rübenach
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R


Beiträge: 2836



R
Beitrag25.05.2018 06:03

von Rübenach
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Vorab: Das Problem bei den Wettbewerben im dsfo ist, dass es nur sehr eingeschränkt möglich ist, einen Text einige wochen liegen zu lassen, um ihn dann mit etwas Abstand neu zu betrachten und gegebenenfalls nochmal zu verändern. Andererseits ist eine Woche eine Menge Zeit, da können die Bewertungsmaßstäbe schon etwas strenger sein als beim fff.

Das elfte Gedicht, die neunte unzulässige Veränderung des Zitats. So langsam beginne ich die Nöte der Organisatoren zu verstehen.

Zum Gedicht. Als erstes fällt natürlich die Form auf. Hier wird ein Schwertknauf abgebildet. Ist das jetzt schon konkrete Poesie oder nur Manierismus? Sprachlich hat das Gedicht an vielen Stellen etwas bemüht altväterliches

der Jede weiß; zuviel der ihren; das meiste Wort kein Echo hat

was mit dem Neudeutschen Cut! kontrastiert.

Bei ungelesen und vergessen glaube ich einen logischen Widerspruch zu entdecken.

Alles in allem: naja.

Zwei Punkte


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Lorraine
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Beitrag25.05.2018 12:33

von Lorraine
Antworten mit Zitat

Sprache wird hier gebeutelt, vor allem nach dem "Cut!", da hilft auch keine Schwert-Grafik; der Eindruck, den diese Verse

Zitat:
zuviel
der ihren macht er sich denn eins nur Un-
Gewissheit das meiste
Wort kein Echo hat verbleicht
nur ungelesen und vergessen
schwarzaufweiß


hinterlassen, verdrängt (bei mir) jeden vorherigen. Es könnte sein, dass man sich einzelne Elemente herausschneiden sollte, sich selbst zusammensetzen, bzw. den Text löchern, damit das Ambivalente sich tatsächlich gegenüberstehen könnte, dazu bräuchte es aber ein feineres Instrument - wenn ich mit deinem Schwert auf deinen Sprachknoten haue, nützt (mir) das nichts. Die Sprache selbst ist dein Instrument, mir scheint, hier fehlte die Übung?

Zitat:
und sag nochmal die Feder
sei doch mächtiger und


"Feder" ist eine Metapher (wenn auch so gut wie tot), aber ich sag's gern nochmal: Federn, aber auch Schwerter, sind nur so mächtig wie der, der sie führt, schwingt oder was auch immer. Und ja, insofern kann die Feder sehr viel mehr bewirken als das Schwert. Ist aber eine zweischneidige Sache, und insofern fand ich gut, wie du die Demonstration dessen, was du hier schreibst:

Zitat:
Was ist des Schwertes Ambivalenz? Nur etwas das
ein Metrum sprengt


gleich mitlieferst. Ich würde sagen, das Gedicht hätte mit mehr Geduld und Genauigkeit ganz gut werden können. Bin ja nicht die einzige, die "bewertet" und vielleicht bekommt der Text ja positiveres Echo von anderen.


Grüße,
Lorraine
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V.K.B.
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Beitrag26.05.2018 01:30

von V.K.B.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr alle,
vielen Dank für die ausführlichen Kommentare und die Punkte. Besonders beim Kommentieren haben sich viele extrem viel Mühe gegeben, sogar wenn es keine Punkte gab. Dafür bin ich euch sehr dankbar, denn das hilft weiter. Besonders, wenn man wie ich nicht besonders Lyrik-erfahren ist. Da ist vieles zum Nachdenken dabei, nochmal vielen Dank dafür.

Beste Grüße,
Veith


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Beitrag26.05.2018 22:32

von V.K.B.
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Rübenach hat Folgendes geschrieben:
Das elfte Gedicht, die neunte unzulässige Veränderung des Zitats. So langsam beginne ich die Nöte der Organisatoren zu verstehen
Meinst du die Großschreibung von Papier?  Finde ich übertrieben, denn Verzicht auf Großschreibung gehört zum allgemeinen Stil eines Gedichts und verändert doch nichts an einem Zitat. Zumal dieses sowieso völlig aus dem Kontext gerissen ist und schon daher verändert werden sollte. Da kommt es doch eher auf die Übernahme des genauen Wortlauts an, das macht ein Zitat aus, nicht auf die Schreibung. Selbst wenn man es auf den Kopf stellen und spiegeln würde: .ssıǝʍ nz ʇnoʇɹɐd ɹıɯ ʇsı ɹǝıdɐd
Es ist doch immer noch das Zitat und nichts anderes. Ist jedenfalls meine Meinung.


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Rübenach
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R


Beiträge: 2836



R
Beitrag27.05.2018 07:56

von Rübenach
Antworten mit Zitat

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Rübenach hat Folgendes geschrieben:
Das elfte Gedicht, die neunte unzulässige Veränderung des Zitats. So langsam beginne ich die Nöte der Organisatoren zu verstehen
Meinst du die Großschreibung von Papier?  Finde ich übertrieben, denn Verzicht auf Großschreibung gehört zum allgemeinen Stil eines Gedichts

Eben. Und so wurde (meiner Ansicht nach) der "allgemeine Stil" des Gedichts durch die Aufgabenstellung vorgegeben. Zumindest dann, wenn man das Zitat ohne Stilbruch integrieren wollte.

und verändert doch nichts an einem Zitat. Zumal dieses sowieso völlig aus dem Kontext gerissen ist und schon daher verändert werden sollte. Da kommt es doch eher auf die Übernahme des genauen Wortlauts an, das macht ein Zitat aus, nicht auf die Schreibung. Selbst wenn man es auf den Kopf stellen und spiegeln würde: .ssıǝʍ nz ʇnoʇɹɐd ɹıɯ ʇsı ɹǝıdɐd
Es ist doch immer noch das Zitat und nichts anderes. Ist jedenfalls meine Meinung.


Letztendlich ist ja nichts passiert. Ich habe diese Veränderungen des Zitats nicht in die Bewertung einfließen lassen. Hätte ich es getan, wäre auch kein anderes Ergebnis rausgekommen. Insgesamt gab es, wenn ich richtig gezählt habe, vier Gedichte, die das Zitat 1:1, also inklusive Kleinschreibung, Kommasetzung und Versumbruch* übernommen haben. Drei davon haben von mir keine Punkte bekommen und der erste Platz des vierten Gedichts war sowieso in Stein gemeißelt.

*Zum Versumbruch: Der Wegfall des Versumbruchs war ja explizit erlaubt. (Nicht aber das Einfügen eines Versumbruchs an anderer Stelle, was ja auch einige Male vorgekommen ist.) Selbst wenn ich dir bei deiner These, das Auf-den-Kopf-Stellen und Spiegeln sei eine wörtliche Übernahme, zustimmen würde, dann wäre immer noch der Versumbruch verändert worden. Was im Sinne der Aufgabenstellung regelgerecht wäre, denn diese Abweichung wurde (als einzige) ausdrücklich erlaubt.

Daraus schließe ich (also auch nur meine ganz persönliche Meinung): Wenn von den Organisatoren der Wegfall des Versumbruchs explizit erlaubt ist, dann ist bereits dieser Wegfall eine Veränderung des Zitats, allerdings eine, die den Regeln des Wettbewerbs entspricht. Die Organisatoren sehen also in solch geringfügigen Änderungen bereits eine grundsätzlich unzulässige Vorgehensweise, die sie aber in einem, genau abgegrenzten Fall erlaubt haben. Allgemein gesprochen: Es gibt eine Grundregel und von dieser Grundregel ist genau eine Abweichung erlaubt. Wären sehr viele Abweichungen erlaubt, dann hätte man die eine nicht gesondert erwähnen müssen, wären wenige andere erlaubt, dann hätte das auch in der Aufgabenstellung gestanden.


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V.K.B.
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Beitrag28.05.2018 02:12

von V.K.B.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Daraus schließe ich (also auch nur meine ganz persönliche Meinung): Wenn von den Organisatoren der Wegfall des Versumbruchs explizit erlaubt ist, dann ist bereits dieser Wegfall eine Veränderung des Zitats, allerdings eine, die den Regeln des Wettbewerbs entspricht. Die Organisatoren sehen also in solch geringfügigen Änderungen bereits eine grundsätzlich unzulässige Vorgehensweise, die sie aber in einem, genau abgegrenzten Fall erlaubt haben. Allgemein gesprochen: Es gibt eine Grundregel und von dieser Grundregel ist genau eine Abweichung erlaubt. Wären sehr viele Abweichungen erlaubt, dann hätte man die eine nicht gesondert erwähnen müssen, wären wenige andere erlaubt, dann hätte das auch in der Aufgabenstellung gestanden.

Interessante Sichtweise, denn ich hab das anders und viel pragmatischer interpretiert: Gleiche Einschränkung bei beiden Zitaten, damit kein Vorteil oder Nachteil entsteht, egal, welches man verwendet. Er waren nur 25 Zeilen erlaubt. Ohne explizit darauf hinzuweisen, dass auch das im Original zwei Zeilen belegende Zitat im Wettbewerb nur eine Zeile belegen muss (und damit auch kein Enjambement als erzwungenes Stilmittel vorgegeben ist) wurde sichergestellt, dass niemand durch die Wahl eines der beiden Zitate mehr Einschränkungen hat als der andere. Gesagt werden musste es, denn ein Stilmittel wie ein Enjambement zu tilgen, ist mMn ein gravierender Eingriff, sehr viel extremer als Zeichensetzung oder Groß-Kleinschreibung zu ändern. Aber wie gesagt, das ist eine Interpretationsfrage, wo es eh kein ›richtig‹ und ›falsch‹, sondern nur ein ›mMn‹ gibt.


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