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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 05/2018
Muschelrauschen

 
 
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Aneurysm
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 462



Beitrag06.05.2018 19:00
Muschelrauschen
von Aneurysm
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Muschelrauschen



Er hielt Sara die Tür auf, und sie wankte in die Nacht hinaus. Hinter ihren Rücken wummerten die Bässe des Clubs. Seine Augen lösten einzelne Bilder aus der Dunkelheit: Eine schlammbraune Hauskatze huschte durch den Lichtschein einer Straßenlaterne, in einem Mehrfamilienhaus flimmerte ein Fernseher. Er zog sein Telefon aus der Hosentasche und rief ein Taxi.

Sara bot ihm eine Zigarette an. Jetzt fielen ihr die Haare in wilden Strähnen vors Gesicht; auf der Tanzfläche waren sie zu einem Zopf zusammengebunden gewesen, der zwischen zuckenden Gliedmaßen im Takt gehüpft war. Ihre rotgemalten Lippen hatten ihn angezogen. Mehrmals war er von seinem Tisch in der hintersten Ecke des Raumes aufgestanden, hatte ein letztes Mal in Gedanken den Vorwand wiederholt, mit dem er ein lockeres Gespräch mit ihr beginnen wollte – ein verschüttetes Bier; die ebenso ungenaue wie falsche Behauptung, sie erinnere ihn an jemand –, nur um im letzten Augenblick kehrtzumachen und sich wieder seinem Bier zu widmen.

Sara unterbrach seine Gedanken, indem sie sich am Straßenrand erbrach. Er trat an sie heran, um ihr die Hand auf die Schulter zu legen, aber sie wehrte ihn ab. Im Club hatte sie plötzlich vor ihm gestanden und ihren Namen genannt. Er hatte nach ihren Freundinnen Ausschau gehalten, nach einem Kichern, das ihre Vorstellung als einen Streich entlarven würde. Aber sie hatte bereitwillig von ihrem Leben erzählt, und sie waren ins Gespräch gekommen.

Er drückte seine Zigarette aus und schaute die Rathausstraße entlang. Später hatte war ein anderer Typ bei ihnen aufgetaucht, in Lederjacke und hautenger Jeans. Er hatte Sara etwas ins Ohr geflüstert, sie hatte gelacht und war ihm auf die Tanzfläche gefolgt. Tränen waren ihm in die Augen gestiegen. Er hatte die einmalige Chance gehabt, bei einer Frau zu landen, und gerade jetzt war jemand aufgetaucht, um ihm alles zu vermasseln. Saras Offenheit, ihre fordernden Blicke, ihre intimen Geschichten: All das war eine Einbildung gewesen, eine Lüge, die mit dem Auftauchen dieses Typen in sich zusammengefallen war wie all seine Frauenbekanntschaften, weshalb er zwar Abend für Abend in die Stadt fuhr, aber insgeheim seinen Traum von einer Partnerschaft aufgegeben hatte – so dass ihm jeder Liebesfilm wie das Rauschen einer Muschel vorkam, das den Klang der Nordsee nachahmen, aber niemals ersetzen konnte; das seine Sehnsucht nach der Liebe befeuern, aber niemals befriedigen konnte.

Ein Taxi bog um die Kurve und kam auf sie zu. In der Ferne bellten Hunde. Obwohl der Fahrer über die Rathausstraße schlich, übersah er sie und fuhr in Richtung Fährhafen weiter. Im Club hatte er sich mit der Niederlage abgefunden, hatte sein Bierglas in einem Zug geleert und war zum Ausgang geschlurft. Aber dann hatte ihn der Ehrgeiz gepackt, und er hatte Sara nach dem Ende des Lieds angetanzt, mit zitternden Knien.

Das Taxi kam zurück. Diesmal stellte er sich auf die Straße, um den Fahrer auf sich aufmerksam zu machen. Sara stieg auf ihr Fahrrad und rief ihm kurze Abschiedsworte zu. Er zögerte. Er kannte nicht einmal ihre Nummer.

»Warte!« Sara hielt an. »Kommst du noch mit zu mir?«



.

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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag13.05.2018 22:22

von Eliane
Antworten mit Zitat

Mag ich. Eigentlich.

Der Text kommt schön authentisch daher, nah dran am Protagonisten. Wo er sich selbst zerschießt, ist hier:

Zitat:
Er hatte die einmalige Chance gehabt, bei einer Frau zu landen, und gerade jetzt war jemand aufgetaucht, um ihm alles zu vermasseln. Saras Offenheit, ihre fordernden Blicke, ihre intimen Geschichten: All das war eine Einbildung gewesen, eine Lüge, die mit dem Auftauchen dieses Typen in sich zusammengefallen war wie all seine Frauenbekanntschaften, weshalb er zwar Abend für Abend in die Stadt fuhr, aber insgeheim seinen Traum von einer Partnerschaft aufgegeben hatte – so dass ihm jeder Liebesfilm wie das Rauschen einer Muschel vorkam, das den Klang der Nordsee nachahmen, aber niemals ersetzen konnte; das seine Sehnsucht nach der Liebe befeuern, aber niemals befriedigen konnte.


Da geht die Nähe verloren, obwohl sie eigentlich gerade hier in der Innenschau besonders stark sein sollte. Vor allem am "Traum von einer Partnerschaft" bin ich massiv hängengeblieben. Das passt einfach nicht zum sonstigen Schreibstil.

Die Vorgaben sind prinzipiell gut umgesetzt, nur den Draht zur Ungewissheit mag ich nicht so recht finden. Mir kommt es eher vor wie Unsicherheit.

Einhaltung der Vorgaben:
Szene: ja
Thema: m.E. nicht so ganz
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lebefroh
Geschlecht:weiblichEselsohr
L

Alter: 43
Beiträge: 364
Wohnort: Berlin
Der bronzene Durchblick


L
Beitrag14.05.2018 12:25

von lebefroh
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Die Geschichte finde ich nett, aber in der Ausführung wirkt sie auf mich kitschig. Zu offensichtlich irgendwie. Aber für den schönen Titel gibt es Punkte!
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Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3376
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Silberne Neonzeit


Beitrag14.05.2018 14:19

von Michel
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Nach dem Clubbesuch. Beinahe-Date verhauen, dann doch Date. Das Auto ist ein Taxi, das erst vorbeifährt. Mir bekommt die erklärende Rückblende etwas zu viel Raum. Die Absätze erscheinen teilweise etwas willkürlich (z.B. bei "Er drückte seine Zigarette aus"). Die Auflösung kommt überraschend, ein netter Schluss, der mir hier etwas zu banal herkommt. Das ist, so wie Du Deinen sozialphobischen Protagonisten beschreibst, eine ziemlich zentrale Wende in seinem Leben - auch wenn Sara erst mal kotzt.
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Amarenakirsche
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Beiträge: 394
Wohnort: tief im Westen


Beitrag14.05.2018 16:41

von Amarenakirsche
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Schöne Szene. Ich finde, man kann sich gut in den Protagonisten hineinfühlen. Mir gefällt, dass er mehrmals im Verlauf den Mut sammelt, der ihm scheinbar häufig fehlt: um sie anzutanzen und sich dem Taxi in den Weg zu stellen.
Das Ende hat mich nicht sehr überrascht, aber der Text ist flüssig und solide geschrieben.

4 Punkte
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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
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Das Bronzene Pfand


Beitrag14.05.2018 19:16

von femme-fatale233
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Was ich nicht verstehe: Wenn sie so besoffen ist, dass sie kotzt, warum ruft er dann ein Taxi für sich und nicht für sie? Basierend auf deiner Geschichte hätte ich es als logischer empfunden, wenn er ihr, ehrenhaft wie er ist, ein Taxi ruft, auf SEIN Rad steigt und schon wegfahren will, und sie ihn dann fragt, ob er nicht mit ins Taxi und somit zu ihr Heim will.
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1122
Wohnort: berlin


D
Beitrag14.05.2018 23:58

von d.frank
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Es wird wohl beim Rauschen bleiben..
Das hätte ein guter Text werden können, drehte er sich nicht nur um die augenscheinliche oder eingebildete Unfähigkeit des Protagonisten, spiegelte er nicht nur oberflächlich die Oberflächlichkeit einer Diskobekanntschaft.
Mir fehlt der Vorlauf für die plötzliche Entscheidung, ich hätte ihn gern schon erspürt. So bleibt es eben bei einer Aussage, die der Autor trifft und mit der ich mich abzufinden habe, na gut.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag15.05.2018 15:43

von Constantine
Antworten mit Zitat

Da ich leider nur 10 Beiträge bepunkten kann, war die Auswahl schwierig.
Dein Beitrag erhält von mir leider 0 Punkte.
Sorry.
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 42
Beiträge: 1424
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag15.05.2018 21:27
Re: Muschelrauschen
von Heidi
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Sprachlich noch unausgereift. Vor allem diese Stelle:

Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben:

Er drückte seine Zigarette aus und schaute die Rathausstraße entlang. Später hatte war ein anderer Typ bei ihnen aufgetaucht, in Lederjacke und hautenger Jeans. Er hatte Sara etwas ins Ohr geflüstert, sie hatte gelacht und war ihm auf die Tanzfläche gefolgt. Tränen waren ihm in die Augen gestiegen. Er hatte die einmalige Chance gehabt, bei einer Frau zu landen, und gerade jetzt war jemand aufgetaucht, um ihm alles zu vermasseln. Saras Offenheit, ihre fordernden Blicke, ihre intimen Geschichten: All das war eine Einbildung gewesen, eine Lüge, die mit dem Auftauchen dieses Typen in sich zusammengefallen war wie all seine Frauenbekanntschaften, weshalb er zwar Abend für Abend in die Stadt fuhr, aber insgeheim seinen Traum von einer Partnerschaft aufgegeben hatte – so dass ihm jeder Liebesfilm wie das Rauschen einer Muschel vorkam, das den Klang der Nordsee nachahmen, aber niemals ersetzen konnte; das seine Sehnsucht nach der Liebe befeuern, aber niemals befriedigen konnte.


Der Gedankenrückblick fließt nicht, stockt und stockt und stockt. Hatte, hatte, war, war, hatte.

Insgesamt komme ich schwer rein in die Geschichte. Die Un-Gewissheit kann ich auch nicht erfühlen. Es wird viel erzählt, viele (vergangene) Dinge werden durchdacht, die eigentlich in einen Dialog verpackt sein könnten, damit ich ein Gespür für die Figuren bekomme. Dafür war vermutlich nicht genug Platz, wegen der Wortzahl-Vorgabe. So fühlt sich der Text jedenfalls an.
Ich mag gerne Innenansichten von Figuren, mag es auch, ihre Gedanken zu "sehen", wie sie ticken; das kommt in deinem Text aber in einer Form vor, die es mir schwer macht, in die Figur "reinzusteigen".
Für Rückblenden ein allgmeiner Tipp: Sie lesen sich (bei Text-Zeitform Präteritum) angenehmer, wenn der erste Satz im Plusquamperfekt geschrieben wird, dann weiter im Präteritum und der letzte Satz wieder im Plusquamperfekt, damit für den Leser/die Leserin klar ist, dass die Rückblende nun endet.
Übrigens mag ich Rückblenden gerne, aber lieber in Romanen, für einen so kurzen Text finde ich sie - wenn zu überbordend eingesetzt - weniger ansprechend. Es sei denn, es wird gezielt damit umgegangen. Alles ist möglich, man muss nur wissen, wie man was einsetzt. Ob es funktioniert oder eben nicht. Hier stimmt das Wechselspiel zwischen Sprache, Inhalt, Figuren und Zeitform(en) meiner Meinung nach noch nicht.

Zum Schluss taucht dann plötzlich das Taxi auf, so ganz ohne Vorwarnung. Warum?
Und dann ein Happy End. Aber noch immer nichts Ungewiss-Gewiss.

Ich denke, das wird nix mit Punkten. Und tatsächlich. Punkte sind schon futsch.
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6151
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag16.05.2018 23:26

von V.K.B.
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Vorweg: Ich interpretiere Un-Gewissheit als zweideutig, einmal eine Ungewissheit (nicht wissen, was kommt oder los ist) und eine Un-Gewissheit wie Un-Ding (oder wie cummings das "un" in seinen Gedichten benutzt hat), also eine schlimme Gewissheit.

Hallo Inko,
zum Teil gut geschrieben, aber mir zu distanziert, da fühle ich nicht mit und spannend fand ich es auch nicht wirklich. Die Un-Gewissheit fehlt mir und du nimmst der vorgegebenen Szene durch das Taxi auch die ursprüngliche Atmosphäre. Sorry, ist nicht meins.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

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Beitrag17.05.2018 00:00

von Jenni
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„Er“ wartet mit Sara, die er in einem Club kennengelernt hat, auf ein Taxi - wobei eher sie mit ihm, weil sie ja eigentlich mit dem Fahrrad da ist, und vielleicht auch nur, weil sie noch kurz kotzen musste - und reflektiert über seinen Frust bei keiner Frau zu landen - oh, warum nur?! Das ist mir mal ein extrem unsympathischer Protagonist, der sich für andere so gar nicht interessiert, auch nicht für Sara, die ihm „von ihrem Leben“ (was denn?) erzählt hat, ihm geht es nur darum bei irgendwem „zu landen“. Und das ist nicht interessant genug erzählt, um mich über die Antipathie zum Protagonsten hinwegzutrösten - obwohl ich es immerhin zu schätzen weiß, so eine starke Abneigung erstmal auszulösen.
Das Thema Un-Gewissheit sehe ich nicht recht umgesetzt - etwa die Ungewissheit, ob er bei ihr landen kann?! Die Vorgabe ist erfüllt, spielt aber für die Geschichte keine Rolle.
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hobbes
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Beitrag17.05.2018 18:19

von hobbes
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Vielleicht hätte ich überall dazuschreiben sollen, welche Wörter mich rauswerfen. Hier: schlammbraune Hauskatze.
Ein Adjektiv in der Form, das muss doch einen Mehrwert haben. Hat es aber nicht. Es ist im Grunde völlig egal, welche Farbe die HausKatze hat.

Auch wenn ich mich nicht an einzelnen Worten aufhalte, komme ich nicht viel weiter (ja doch, ich habe bis zum Ende gelesen, mehrmals sogar). Irgendsoein Typ, der nicht sonderlich viel von sich hält, spricht eine Frau an.
Irgendsoein Typ, der mich nicht an sich ranlässt, der nur von der Oberfläche erzählt, aber die Oberfläche interessiert mich leider nicht.
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Literättin
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Beitrag18.05.2018 13:47

von Literättin
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Spielt das Thema Un-Gewissheit die zentrale Rolle? Die Un-Gewissheit des Protagonisten, ob sie ihn kennen lernen möchte oder nicht: ja. Die Un-Gewissheit selbst aber als zentrales Thema: nein.



Eröffnet oder schließt die vorgegebene Szene den Text und bleibt ihr Charakter erhalten? Die Szene schließt sehr unaufdringlich eingebaut, die Geschichte. Den Charakter sehe ich persönlich für mich nicht erhalten, denn ich sah die vorgegebene Szene auch mit Spannung aufgeladen. Das ist sie hier nicht in diesem Sinne.



Gesamteindruck - Eine auf angenehme Art unspektakulär-alltäglich erzählte kleine Liebes-Sehnsuchts-Geschichte, wie wir sie alle wohl kennen und schon erlebt oder miterlebt haben. Wie greifbar nah ein mögliches Scheitern, die Nichterfüllung der Sehnsucht dabei immer mitschwingt, wird hier deutlich spürbar. Dass hier kein Drama aufgelegt wird, gefällt mir und wie sich in diesem Sinne völlig undramatisch das Taxi einfügt: einfach passend und so unauffällig, dass ich die Szene regelrecht suchen musste und gerade in diesem Sinne erscheint mir das gelungen umgesetzt.


_________________
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I can only speak my mind
- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
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VwieMargarita
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V
Beitrag18.05.2018 21:07

von VwieMargarita
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Deine Geschichte liest sich gut vo Anfang bis End, toll verknüpfte Sätze, der Wechsel ins Plusquamperfekt bereichert die Erzählung, lässt sie länger erscheinen. Insgesamt trefflich.

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traumLos
Eselsohr


Beiträge: 380

Pokapro 2017


Beitrag20.05.2018 05:14

von traumLos
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Hallo, ich weiß nicht wer.

Hm, was ist das nun, Chick-Lit mit männlichem Prota, die mit den Klischees des Genres arbeitet. Nur umgekehrt. Einige kleine Fehler, "ihren Rücken" , "hatte war ".

Dies ist leider nicht meine Geschichte.

0 Punkte


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Meine Beiträge geben nur meine Meinung wieder. Jede Einbeziehung realer oder fiktiver Personen wäre nur ein Angebot. Zwinkersmiley
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag20.05.2018 19:54

von rieka
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Ja, dieses permanent im Ungewissen stecken des Protagonisten  kann ich deutlich spüren. Es kommt aus mehreren Ecken der Geschichte heraus. Er ist sich im Ungewissen in Bezug auf diese Frau Sara, in Bezug auf seine Wünsche, seine Zukunft, seine Wirkung auf Frauen allgemein.  
Diesen Teil der Aufgabe sehe ich als erfüllt.
Die Textvorgabe ist ebenfalls erfüllt,  allerdings schwach.  Nach meiner Wahrnehmung. Musst mich korrigieren.  Die Hunde bellen irgendwo und sind nicht durch das Taxi aufgescheucht worden und eine Küstenstadt kann ich auch nicht erkennen. Habe ich da etwas übersehen? Die Szene könnte sich in jeder Stadt abgespielt haben. Das Muschelrauschen kann ich nur schwer mit der Aufgabe „Küstenstadt“ verbinden, denn auch dieses spielt sich in ihm und nicht als örtlicher Rahmen, ab.

Unabhängig davon gefällt mir die Formulierung >jeder Liebesfilm wie das Rauschen einer Muschel vorkam, das den Klang der Nordsee nachahmen< gut, ebenso der Titel.
Doch unter meine ersten Zehn hat dein Text es nicht ganz geschafft.
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Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag21.05.2018 13:37

von Malaga
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Die Unsicherheit der ersten Liebesannäherung wird des öfteren im Wettbewerb thematisiert. Mit einem Punkt dabei.
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag21.05.2018 22:11

von firstoffertio
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Wieder ein Geschehen, das mich so nicht interessiert. Ist mir persönlich für einen abgeschlossenen kurzen Text zu wenig interessant.
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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
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Beitrag22.05.2018 17:22

von Akiragirl
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Hallo!

Du hast einen schönen, bildhaften Stil, der sich angenehm liest und mich gut durch die Geschichte geleitet hat. Die Unsicherheit und das Hin- und Her deines Protagonisten hast du gut rübergebracht und eine gewisse Spannung damit erzeugt.

Ein bisschen schwierig fand ich die Zeitsprünge, die mir angesichts der Kürze des Textes zu häufig kamen und dich zu relativ viel Tell mit Plusquamperfekt zwingen. Da hätte es vielleicht eine elegantere Lösung gegeben. Die Sehnsucht des Protagonisten hätte auch durchaus noch etwas dezenter rübergebracht werden können, ohne sie so explizit zu benennen, wie es aktuell im Text der Fall ist.
Die Vorgaben sind gut eingebracht.

5 Punkte von mir.

LG
Anne


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Aneurysm
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 462



Beitrag26.05.2018 00:39

von Aneurysm
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Hallo zusammen,

erst einmal vielen Dank an alle, die den Text gelesen, kommentiert und/oder bewertet haben. Ich würde auf jeden Kommentar einzeln eingehen, fürchte aber, dass sich vieles wiederholen würde; deshalb hangele ich mich mal von Thema zu Thema.

Viele haben das Thema Ungewissheit angesprochen. Ist es im Text erfüllt, und wenn ja, zu welchem Grad? Ich kann mich da nur der Mehrheit anschließen: Ich sehe nicht die Ungewissheit als zentrales Thema, sondern die Unsicherheit des Protagonisten gegenüber Frauen, gegenüber Menschen im Allgemeinen. Ich hielt es für wahrscheinlich, dass mein Text disqualifiziert wird, und vermute, dass er zu den drei bis vier Kandidaten gehört, bei denen SL und Eredor beide Augen zugedrückt haben. Warum ich ihn trotzdem eingereicht habe? Zum einen aus einer Samstagslaune heraus; zum anderen bekommt man bei einem Wettbewerb vielfältige Rückmeldungen von Leuten, die den Text im Werkebereich nicht einmal angeklickt hätten. Ich wollte die Geschichte auch nicht so verändern, dass sie zum Thema passt, weil sie dann eine andere Geschichte gewesen wäre, die ich nicht erzählen wollte.

Zum Schluss mit der vorgegebenen Szene gibt es verschiedene Meinungen. Ich bin auch heute noch zufrieden damit, wie ich die Szene in den Text eingebaut habe, weil sie den Text aus meiner Sicht zu seinem natürlichen Ende bringt. Ich finde es nicht schlimm, dass die Wende unscheinbar dargestellt ist; mich schreckt zu viel Pathos in einer Geschichte eher ab. Dass du den Charakter der Szene nicht erhalten siehst, Literättin, kann ich verstehen. Ich persönlich habe die Atmosphäre der Szene damals für sekundär gehalten und mir daher die Freiheit erlaubt, sie zu verändern. @rieka: Dass die Hunde durch den Wagen aufgescheucht werden, sehe ich in der Vorgabe nicht; dort steht nur: »Hunde bellen.« Und die Szene spielt meines Erachtens klar in einer Küstenstadt; darauf deutet der Fährhafen im vorletzten Absatz hin und die Metapher mit der Muschel, die zwar das Innenleben des Protagonisten darstellt, aber aus seinen Erfahrungen mit der Außenwelt assoziiert wurde. @Heidi: Ein Happyend sehe ich in der Hinsicht, dass der Protagonist seine Unsicherheit überwunden hat; ob ihn Sara aber so toll findet wie erhofft, bleibt aus meiner Sicht offen.

Was mich allerdings im Nachhinein stört, ist das unhöfliche Verhalten des Protagonisten. Saras Kotzen war für mich eher ein Lückenfüller zwischen seinen Erinnerungen an den Abend. Dass er sich ein Taxi ruft, obwohl es ihr schlecht geht, ist tatsächlich unlogisch. Ich kann es nur auf meine Betriebsblindheit schieben oder auf meinen Versuch, die Vorgaben mit meiner Idee zu vereinen. Da hätte es dem Text gutgetan, wenn er eine Woche geruht hätte. Man könnte das Problem zum einen lösen, indem man ihn kotzen lässt; zum anderen könnte Sara das Taxi gerufen haben, was femme-fatale vorschlägt. Letztere Idee ist nicht schlecht, steht aber mit meiner Intention im Konflikt, den Protagonisten von der Reaktion – sie spricht ihn im Club an – zur Aktion – er tanzt sie an und fragt sie, ob sie ihn begleiten will – übergehen zu lassen. Dass der Protagonist nur bei irgendwem landen will, denke ich nicht, Jenni, aber ich kann deinen Eindruck bei seinem Verhalten verstehen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der große Anteil an Rückblenden. Ich verstehe die Leute, die wegen den vielen Sprüngen zwischen Jetztzeit und Erinnerung verwirrt waren oder den großen Anteil an Plusquamperfekt nervig fanden. Ich als Autor kann mich da nur auf mein eigenes Gefühl verlassen; und das hat mich vielleicht in diesem Fall getäuscht, weil ich keinen Abstand zum Text hatte und die Geschichte schon kannte. Zudem bin ich ziemlich immun gegen viel Plusquamperfekt. Sicher könnte man darüber nachdenken, die Erinnerungen sparsamer einzusetzen oder in einem Dialog unterzubringen. Mir schien es am logischsten, die Probleme des Protagonisten in seinen Gedanken darzustellen, während er auf das Taxi wartet. Nach einem Satz ins Präteritum zu wechseln, ist aus meiner Sicht keine Option, weil es dann bei den vielen Zeitsprüngen schwierig wäre zu erkennen, wo sich der Protagonist gerade befindet.

Mehrere Leute haben diesen Absatz kritisiert:
Zitat:
Er hatte die einmalige Chance gehabt, bei einer Frau zu landen, und gerade jetzt war jemand aufgetaucht, um ihm alles zu vermasseln. Saras Offenheit, ihre fordernden Blicke, ihre intimen Geschichten: All das war eine Einbildung gewesen, eine Lüge, die mit dem Auftauchen dieses Typen in sich zusammengefallen war wie all seine Frauenbekanntschaften, weshalb er zwar Abend für Abend in die Stadt fuhr, aber insgeheim seinen Traum von einer Partnerschaft aufgegeben hatte – so dass ihm jeder Liebesfilm wie das Rauschen einer Muschel vorkam, das den Klang der Nordsee nachahmen, aber niemals ersetzen konnte; das seine Sehnsucht nach der Liebe befeuern, aber niemals befriedigen konnte.

Es überrascht mich im Nachhinein nicht, dass er für manche nicht zum Rest der Geschichte passt, weil der letzte Satz erst kurz vorm Abschicken hinzugekommen ist. Ich habe mich da wohl zu sehr über das gefundene Bild von der rauschenden Muschel gefreut und dabei nicht bemerkt, wie sehr sich der Satz vom sonst eher leisen Ton der Geschichte unterscheidet. Das Bild gefällt mir immer noch, aber diese Außenansicht passt einfach nicht zum personalen Erzähler. Da wäre Platz gewesen für eine tiefere Betrachtung des Charakters und seiner Beziehung zu Sara.

Was ich in der Geschichte sehe, haben Literättin, Akiragirl und Amarenakirsche gut erfasst. Zum einen ist es die Entwicklung des Protagonisten, der durch die Begegnung mit Sara seine Unsicherheit überwindet. Zum anderen wollte ich die Licht- und Schattenseiten einer alltäglichen Liebesannäherung darstellen.

Obwohl ich mit dem Text mittlerweile noch schlechter finde als beim Abschicken, bin ich froh, beim Wettbewerb mitgemacht zu haben. Mir war von Anfang an klar, dass ich keine Chance habe zu gewinnen, erstens wegen dem starken Teilnehmerfeld und zweitens wegen der schlechten Umsetzung des Themas. Aber man erhält nicht nur neue Ansichten auf seinen Text, sondern auch konkrete Tipps, was man in Zukunft besser machen kann.

Liebe Grüße
Aneurysm
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