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Bekenntnisse eines Diebes


 
 
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Dschungelraabe
Geschlecht:männlichSchneckenpost
D

Alter: 27
Beiträge: 5
Wohnort: Rostock


D
Beitrag09.05.2018 17:20
Bekenntnisse eines Diebes
von Dschungelraabe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr Menschen.
Hier ein Auszug und vielen dank vorab, falls sich dem einer annimmt.

Ich grüßte nochmals in die vergangene Zeit hinüber, gestand mir noch so manchen Verrat ein und schlug die Hände über den Kopf zusammen, als mir die Schandtaten meiner Jugend einfielen, die ich zumeist im Geheimen begangen hatte und die ich bisher nie offenkundig auszusprechen wagte. Zu Anfang meiner Knabenzeit entwickelte ich eine Neigung, die durch den Reiz des Verbotenen genährt, mir bald zur Leidenschaft wurde. Ich schaudere ein wenig davor, die Geschichte zu erzählen, doch möchte ich mir selbst den Gefallen tun, die Last abzuwerfen. Angefangen hat alles in kindlicher Unschuld, im gefühlten Unbewusstsein, als ich meinen Spielkameraden die Zinnsoldaten stibitze und sie mein Eigen nannte. Auf diese Weise lernte ich im geheimen begehren, so suchte ich mir im Stillen die schönsten Spielfiguren aus, und stellte sie wenig später frech in meiner Armee auf. Gleichhin entwickelte sich die Geschicklichkeit Lügen zu erfinden, und mein Ideenreichtum glänzte mit vielerlei Unverschämtheiten. Die sich steigernde Begierde einen größeren Diebstahl zu tätigen, lockte mich unversehens zu einer weiteren Gemeinheit, die mich heute noch schmunzeln lässt. In unserer Nachbarschaft stand das Haus eines griesgrämigen Mannes, in deren Garten so mancherlei Köstlichkeiten angebaut waren. Und da er uns mancher Tage verachtungsvoll, stachelig und borstig wie ein Wildschwein verscheuchte, kam ich auf den Einfall, seinen Garten abzuernten. Da stiegen wir eines Nachts wie die Spitzbuben über seinen Zaun, und füllten uns die Tornister mit Pflaumen, Erdbeeren, Kirschen und Birnen. Das mich diese Tat zu Weiteren beflügelte und ermutigte, und ein Tor ums Nächste öffnete, ist anzunehmen. Ich hatte wohl schon damals einen seltsamen Drang zur Gerechtigkeit und konnte es nicht ansehen, wie reiche Leute in Saus und Braus lebten, während andere auf der Straße zerlumpt herumgeisterten und mit nackten Füßen den Schmutz der Straße kehrten. Der Anblick eines gleichaltrigen Jungens, der zerlumpt von Kindheit auf, und bettelarm im Müll nach Resten suchte, während andere im Überfluss verschwenderisch lebten, ja ein armer Teufel, der vor Hunger nicht in den Schlaf findet, ein Enterbter der Gesellschaft, dem alle Liebe und Zuneigung fehlt, gemeinhin das Bild von Schicksal, wie es  mich damals sehr mitgerissen und nachdenklich gestimmt hatte, rührte mein Herz und ich fühlte gleichzeitig bei dieser Ungerechtigkeit einen gewaltigen Hass aufsteigen, gegen jeden, der von Geld blind geworden ist. So kam es daher, dass ich heimlich in fremde Stuben einstieg, die von außen vielversprechend und gut betucht wirkten, sodass der Schaden gering zu halten wäre, wenn ich die Vorratskammer plündern würde. Ich unternahm mehrere Ausflüchte in die geheimnisvolle Luft der Sünde und  schmeckte mancher Male fast die Ohnmacht, da ich aufzufliegen glaubte, doch war dies durch meine scheulose Flinkheit nie vorgekommen. Ich stahl immer nur so viel, wie ich tragen konnte, und so entfernte ich skrupellos Kartoffeln, eingewecktes Gemüse, zuzeiten Most, zuzeiten eine Rehkeule, und teilte  meine Errungenschaften wie Robin Hood mit den Straßenjungen, die sich sichtlich darüber freuten und  alles mit funkelnden Augen begehrten. Es ist wohl den Furchen der sozialen Gerechtigkeit zu verdanken, der Kluft zwischen Arm und Reich, wo alles Leid und alle schnürende Angst des gesellschaftlichen Lebens auf das Ungleichgewicht beider Seiten zurückzuführen ist. Und sind das nicht die übelgeleiteten Aussichten, welche mich den Schritt ins Böse haben machen lassen?  Meine Eltern wussten von alldem nichts, ich führte meine Spitzbüberei raffiniert und unschuldig aus, ich lernte mich zu verstellen und zeigte mich glockenrein wie ein Engel. Ich merkte anfangs gar nicht, wie das schlummernde Misstrauen gegen jede überlegene gesellschaftliche Kraft, von Zeit zu Zeit stieg. Der daraus resultierende Neid und die daraus wachsende Feindseligkeit gegen die Oberschicht verklebt noch bis heute meine Seele, wenn auch nicht mehr so vorrangig und stark wie einst, als der Rebell mein Herz bekehrte.

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lindaa
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag13.05.2018 09:59

von lindaa
Antworten mit Zitat

Hallo Dschungelraabe! Very Happy

Ich finde deinen Text sehr gut gelungen. Du drückst dich sehr gehoben aus, was ihn  echt einzigartig und besonders macht. Zum Beispiel diese Stelle hat mir sehr gut gefallen:

...
Zitat:
während andere auf der Straße zerlumpt herumgeisterten und mit nackten Füßen
den Schmutz der Straße kehrten.


Ein paar kleine Fehler habe ich gefunden, wie:

 
Zitat:
das Haus eines griesgrämigen Mannes, in deren Garten so mancherlei Köstlichkeiten angebaut waren


Außerdem ist mir aufgefallen, dass du sehr viele lange, verschachtelte Sätze verwendest. Ich glaube, was das betrifft hat jeder seinen eigenen persönlichen Geschmack, ich verliere dadurch allerdings schnell den Überblick. Wenn ein Satz gleich mehrere Zeilen umfasst finde ich es oftmals schwer, die Kernaussage zu erfassen:

Zitat:
Der Anblick eines gleichaltrigen Jungens, der zerlumpt von Kindheit auf, und bettelarm im Müll nach Resten suchte, während andere im Überfluss verschwenderisch lebten, ja ein armer Teufel, der vor Hunger nicht in den Schlaf findet, ein Enterbter der Gesellschaft, dem alle Liebe und Zuneigung fehlt, gemeinhin das Bild von Schicksal, wie es mich damals sehr mitgerissen und nachdenklich gestimmt hatte, rührte mein Herz und ich fühlte gleichzeitig bei dieser Ungerechtigkeit einen gewaltigen Hass aufsteigen, gegen jeden, der von Geld blind geworden ist.


Das ist ein wirklich ziemlich langer Satz, den man locker in mindestens zwei Sätze unterteilen könnte. Für mich wäre der Text dann an ein paar Stellen flüssiger zu lesen, aber wie gesagt, das ist Geschmackssache.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiter helfen!
Liebe Grüße
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Dschungelraabe
Geschlecht:männlichSchneckenpost
D

Alter: 27
Beiträge: 5
Wohnort: Rostock


D
Beitrag17.05.2018 20:20

von Dschungelraabe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Herzlichen Dank für deine Rückantwort werte lindaa!

Mancher Tage wünschte ich mir, mein Eigensinn sich Kritik zu wünschen, wäre dem selbst schreiben von Kritiken gleich zu messen. Vielleicht kommt ja noch der Tag an dem ich auch mal eine bei euren lieben Texten hinterlasse.

Deine Anregungen versuche ich umzusetzen, da ich selbst mit diesen langen verschachtelten Sätzen in Ungnade falle, wobei ich sie auf eine andere Weise auch verehre. Rolling Eyes

Der Anblick eines gleichaltrigen Jungens, der zerlumpt von Kindheit auf,  bettelarm im Müll nach Resten suchte, während andere im Überfluss verschwenderisch lebten, rührte mein Herz und ich fühlte gleichzeitig bei dieser Ungerechtigkeit einen gewaltigen Hass aufsteigen, gegen jeden der von Geld blind geworden ist. Es waren meist die Schicksalsbilder der gesellschaftlich Enterbten,die  der armen Teufel, die vor Hunger nicht in den Schlaf finden, die  von aller Liebe verlassen sind  und mit leeren Gesichtern auf den Straßen herumgeistern, die mich in tiefe Traurigkeit versetzten und nachdenklich stimmten.

So könnte es vielleicht besser klingen smile

Lieben Gruß
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