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Gerling Exposéadler
G Alter: 59 Beiträge: 2385 Wohnort: Braunschweig
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G 20.04.2018 08:31
von Gerling
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Niederrheiner hat Folgendes geschrieben: | Peter Waldbauer hat Folgendes geschrieben: | Macht mich jetzt richtig neugierig, die Verlagsänderungen mit den Agenturänderungen einmal zu vergleichen. |
Hier ein Beispiel:
Ich: "(...) fiel mir so schwer."
Agent: "(...) fiel mir so entsetzlich schwer."
Lektor: "(...) fiel mir entsetzlich schwer.
So zieht sich das über 300 Seiten durch. |
Jeder hat seine Kernkompetenzen in diesem Spiel.
Der Autor schreibt.
Der Agent vermittelt.
Der Lektor holt das Maximum aus dem Manuskript heraus.
Verlässt einer der Spieler seinen Bereich, wird es schwer ...
Wenn der Agent auf einmal anfängt, Lektor zu spielen, dann birgt das die Gefahr, dass er nicht versucht, den Satz besser zu machen, sondern dass er ihn so umformuliert, wie er ihn schreiben würde. Und das geht nicht.
Am Plot als Ganzes mit dem Agenten zu arbeiten, ist okay. Aber wenn er anfangen würde, einzelne Sätze zu verändern, würde ich stutzig werden.
_________________ Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023) |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5437 Wohnort: OWL
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20.04.2018 09:52
von Willebroer
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Gerling hat Folgendes geschrieben: |
Verlässt einer der Spieler seinen Bereich, wird es schwer ...
Wenn der Agent auf einmal anfängt, Lektor zu spielen, dann birgt das die Gefahr, dass er nicht versucht, den Satz besser zu machen, sondern dass er ihn so umformuliert, wie er ihn schreiben würde. |
Das passiert auch, wenn der Lektor anfängt, Autor zu spielen. Das scheint sogar noch häufiger zu sein.
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Peter Waldbauer Leseratte
Alter: 57 Beiträge: 179 Wohnort: Heidelberg
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20.04.2018 10:00
von Peter Waldbauer
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Willebroer hat Folgendes geschrieben: | Das passiert auch, wenn der Lektor anfängt, Autor zu spielen. Das scheint sogar noch häufiger zu sein. |
Exakt. Der Lektor wird dann zum inoffiziellen Co-Autor. Gute Lektoren lektorieren nur filigran. Wenn der Lektor über das Manuskript "herfallen" muss, stimmt sowieso etwas nicht. Dann war das ganze MS noch nicht verlagsreif.
_________________ Peter Waldbauer, Jahrgang 1966, ist Betriebswirt und wohnt als freiberuflicher Dozent und Autor in der Nähe von Heidelberg. Er veröffentlichte bisher Essays und ein Dutzend Bücher:
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Niederrheiner Klammeraffe
N
Beiträge: 821
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N 20.04.2018 11:47
von Niederrheiner
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Gerling hat Folgendes geschrieben: | Jeder hat seine Kernkompetenzen in diesem Spiel.
Der Autor schreibt.
Der Agent vermittelt.
Der Lektor holt das Maximum aus dem Manuskript heraus.
Verlässt einer der Spieler seinen Bereich, wird es schwer ... |
Aber genau das liest man doch immer wieder:
Dass gerade kleinere Agenturen immer mehr lektorieren und immer weniger erfolgreich vermitteln.
Dass mit dem Lektorieren sagen sie auch immer wieder von sich aus (s. z.B. Uschtrin-Handbuch, wo die Agenturen in diesen Fragebögen extra nach Lektorat gefragt werden). Ich hatte schon zu mehreren kleineren Agenturen Kontakt, die genau damit für sich werben, dass sie ein MS ganz intensiv betreuen und lektorieren und die meisten anderen Agenturen (gerade die größeren) das ja nicht machen. Das ist ganz oft der gleiche Text.
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Tara Niemand Gänsefüßchen
T
Beiträge: 44
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T 20.04.2018 22:03
von Tara Niemand
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Ruby Smith hat Folgendes geschrieben: | Tara Niemand hat Folgendes geschrieben: | Mein erster Roman erscheint im Mai bei einem mittelgroßen Verlag, und ich komme sozusagen "frisch aus dem Lektorat". Das Manuskript hatte ich zuvor unzählige Male überarbeitet, aber trotzdem kamen vom Lektorat noch einige Verbesserungsvorschläge, an ein paar Stellen hatten sich auch kleinere Logikfehler eingeschlichen (trotz Vorlektorat bei meiner Agentur). |
Aus Sicht eines Lektors kann ich dir sagen, dass sich immer irgendetwas einschleicht, was man auch bei der 1001 Überarbeitung übersehen hat. Und dass immer irgendetwas noch geändert werden muss, bevor das Buch endlich gedruckt wird.
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Genau das sage ich ja. Als Autor kann ich nur mein Bestes geben, das Geschriebene wieder und wieder überarbeiten, und am Ende gibt es trotzdem noch genug Verbesserungsvorschläge. Nur weil ich persönlich das Manuskript "rund" finde, heißt es nicht, dass es das auch ist. Darauf hatte ich mich auch gleich von Anfang an eingestellt.
Was die Sache mit dem Vorlektorat in der Agentur angeht, sehe ich das ähnlich kritisch wie Niederrheiner. Ein Agent sollte sich nicht als Lektor fühlen, sondern nur auf gröbere Fehler hinweisen. Mein Agent hat auch (über)genau mit mir gearbeitet und dabei wichtigere Punkte übersehen. Viele seiner Vorschläge habe ich im Nachhinein wieder rückgängig gemacht, und keiner von ihnen wurde beim Verlagslektorat bemängelt. Beim Folgeband werde ich diesen Punkt bei meinem Agenten auch zur Sprache bringen.
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Niederrheiner Klammeraffe
N
Beiträge: 821
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N 21.04.2018 13:09
von Niederrheiner
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Tara Niemand hat Folgendes geschrieben: | Mein Agent hat auch (über)genau mit mir gearbeitet und dabei wichtigere Punkte übersehen. |
Genau die Erfahrung hab ich auch gemacht!
Dieses Lektorat seitens der Agentur und das sehr detaillierte gemeinsame Arbeiten am Manuskript führt teilweise dazu, dass Agent und Autor völlig die Distanz zum Text verlieren und die wesentlichen Schwächen gar nicht mehr erkennen, weil von Anfang ewig an einzelnen Szenen, Sätzen und Formulierungen gearbeitet wird.
Das macht man, lässt den Agenten das an die Verlage schicken und hat ein super Gefühl, eben weil man so viel dran gearbeitet hat und sich denkt, dass der Agent schon weiß, was er tut.
Und dann kommen Absagen wie: "Die Erzählstimme ist nicht authentisch", "Die Figuren sind zu flach", "Die Auflösung geht viel zu schnell und wirklich überzeugend ist sie auch nicht".
Und das jeweils mehrfach.
Und dann denkt man sich: Ja, das hätte der Agent sehen müssen.
Aber wie man hier immer wieder liest, leiten viele Agenturen die Absagegründe ja gar nicht an die Autoren weiter. Dann ist es natürlich ganz schwer, die Absagen richtig einzuordnen.
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5437 Wohnort: OWL
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21.04.2018 13:48
von Willebroer
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Niederrheiner hat Folgendes geschrieben: |
Und dann kommen Absagen wie: "Die Erzählstimme ist nicht authentisch", "Die Figuren sind zu flach", "Die Auflösung geht viel zu schnell und wirklich überzeugend ist sie auch nicht". |
Da würde ich auch am ehesten die Aufgabe einer Agentur sehen (wenn sie überhaupt zur Quaität des Manuskriptes Stellung nimmt) und nicht bei Einzelheiten wie Satzbau oder Kommasetzung. Aber das wäre meist kein Grund, das Ms. zu bearbeiten, sondern es zurückzugeben mit dem Angebot, es mit Nachbesserungen erneut einzureichen. Es sei denn, es wären vereinzelte Fehler, die sich ohne großen Aufwand beheben lassen.
Die Agentur als letzter Probeleser vor dem Lektorat ist ja nicht verkehrt. Aber ob das ökonomisch ist?
Das Dumme ist halt: Wenn echte Verbesserungsvorschläge und Hinweise auf Schwachstellen kommen, geht man oft davon aus, das ganze Manuskript wäre sorgfältig gelesen worden - und es wären sonst keine gravierenden Fehler vorhanden. Dabei sind die erwähnten vielleicht nur rein zufällig aufgefallen.
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Stefan_Burban Klammeraffe
S Alter: 48 Beiträge: 571
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S 22.04.2018 07:55 Re: Wie perfekt muss ein Manuskript sein? [v.a. an bereits erfolgreiche Autoren] von Stefan_Burban
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Fenris hat Folgendes geschrieben: | Der Titel ist selbstredend:
Davon ausgehend, dass es keine Mängel in der Orthographie gibt und auch Thema sowie Genre passen: Wie perfekt, ausgereift und glänzend muss ein Manuskript sein, damit es eine Agentur (oder ein Verlag mittlerer bis großer Größe) aufnimmt? Arbeitet das Lektorat auch an/mit Texten, die vielleicht (unbeabsichtigt) logische Lücken/Sprünge aufweisen, stellenweise verbesserungswürdige Abschnitte aufweisen u. dgl. mehr?
Man könnte auch anders fragen: Wie stark wird im Verlagslektorat in bestehende Texte eingegriffen? Finden Überarbeitungen hier nur auf Detailebene statt (dieser Satz holpert noch...), oder werden auch ganze Handlungsstränge, -verläufe, Figuren u. dgl. einer Neubearbeitung unterzogen? |
Wenn ich dir einen Rat geben darf, setz dich nicht selbst unter Druck. Schreib so gut du kannst und dann schick ein Exposé an Agenturen und/oder Verlage. Denn egal wie gut du schreibst, der Lektor wird immer etwas finden, das sich verbessern lässt oder verbessert werden muss. Das kann gar nicht verhindert werden. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Und wenn du dich selbst so unter Druck setzt, dann wird man das am Text merken und das ist dann eher kontraproduktiv.
_________________ Der Ruul-Konflikt:
Band 1 Düstere Vorzeichen
Band 2 Nahende Finsternis
Band 3 In dunkelster Stunde |
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Fjodor Reißwolf
Beiträge: 1500
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23.04.2018 10:07
von Fjodor
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Meine einschlägigen Erfahrungen sind zwar ein knappes Jahrzehnt alt, aber damals wurde mir mehrfach bestätigt, dass Fehler und Schwächen, die im Bereich dessen liegen, was bei einem durchschnittlich aufwändigen Lektorat ohnehin auf den Prüfstand kommt, keine Gründe sind, die für Annahme oder Ablehnung entscheidend sind. -- Danach würde ich mich auch weiterhin richten, denn in ein Lektorat selbst zu investieren, kann sich leicht zum finanziellen Minusgeschäft entwickeln, höchstens man verbucht die Zusammenarbeit mit einem fähigen Lektoren unter "Fortbildung".
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jon Eselsohr
J Alter: 57 Beiträge: 270 Wohnort: Leipzig
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J 30.04.2018 22:17 (Kleine Abschweifung) von jon
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Die genannten Beispiele für das Hin-und-Her-Lektorat zusammen mit dem Hinweis, dass das Manuskript total rot aus dem dem Verlagslektorat kam, erinnert mich an ein Phänomen, das wohl immer häufiger um sich greift. Hier wird es als "der Lektor spielt Autor" umschrieben.
Mich beschleicht die böse Ahnung, dass solche Lektoren in erster Linie ihre Daseinsberechtigung untermauern wollen oder müssen und/oder dass sie (dazu) den leichteren Weg an der Oberfläche entlang wählen (müssen), weil der aufwändigere, sich tief in den Text hineinzubewegen, sie (momentan) überfordert. In Agenturen kommt sicher noch dazu, dass man Verlagen nach dem Mund reden "muss" und deshalb geneigt ist, Stilbügeleien en mass zu betreiben, damit der betreffende Text mainstreamfähig (also gut verkaufbar) wird.
Es ist möglich, dass ein Autor so schlecht formuliert, dass man jeden zweiten Satz ausbessern muss, damit es überhaupt erträglich wird. Ein Buch mit so einer Qualität dürfte es aber kaum bis zu dem Stadium schaffen, in dem ein Verlag seinen Lektor dransetzt.
Es kann auch sein, dass sich in einem Text kaum drei Sätze logisch richtig zusammenfügen oder alle fünf Sätze Sachen gesagt werden, die nicht zum Text davor passen. Wenn man das alles anstreicht, wird das MS auch rot. Nur dürfte es auch dann gar nicht bis in das Verlagslektorat vordringen.
Also würde ich mir als Autor sagen: Wenn mein Buch so ein inhaltliches und stilistische Potential hat, von einem Verlag / einer Agentur ernsthaft in Betracht gezogen zu werden, dann kann es nicht sein, dass eine flächendeckende Satz-Umstellerei und Detail-Veränderei tatsächlich nötig ist. Ich würde mich auf dieses Spielchen nicht einlassen und nur das ändern, was mir als echte Verbesserung einleuchtet.
_________________ Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages) |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5437 Wohnort: OWL
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30.04.2018 22:59
von Willebroer
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Eigentlich kann ich mir das nur vorstellen bei "Autoren", die nicht ihr Manuskript verkaufen, sondern ihren Namen. Dann nennt man das aber auch nicht Lektor, sondern Gostwriter.
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FabienneH Gänsefüßchen
Alter: 29 Beiträge: 15 Wohnort: Bei Karlsruhe
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06.05.2018 17:44
von FabienneH
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Wie unterscheidet sich dieser Umstand eigentlich aus der Sicht von Literaturagentur und Verlagen? Ich denke mal Literaturagenturen drücken da noch eher ein Auge zu was notwendige Plotverbesserungen betrifft oder liege ich mit dieser Annahme falsch?
_________________ “Never give up on something that you can't go a day without thinking about.”
― Winston Churchill |
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