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kijkou
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Wohnort: Kawasaki


Beitrag18.04.2018 02:42
Ignotus
von kijkou
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So, ich stelle hier einmal den erten "Teil" meines Prologs herein.
Dieser ist sehr lange und ich bin am Überlegen, ob ich nicht doch ein Kapitel daraus machen soll, da er fast 4500 Wörter umfasst.
Das liegt vermutlich daran, dass er mit zwei Handlungssträngen beginnt und mit jeweils 2 Cliffhangern endet.
Der Aufbau des Prologs wäre:
- Handlung 1
- Überblendung zu Handlung 2 mit Cliffhanger
- Fortsetzung Handlung 1 mit Cliffhanger

Ich würde diese 3 "Teile" ungern trennen, weil sie quasi der Einstieg in die Geschichte sind...

Hier mal Handlung 1:


Mit dem allmählichen Verstummen der Vogelgesänge zog sich die Sonne langsam hinter den Spitzen der Berge zurück. Ihr glänzendes Licht schwand und Schatten breiteten sich über den Tälern aus. Der Tag war zu Ende und die Nacht sollte schon bald hereinbrechen. Kurz blitzte es noch ein letztes Mal auf, ehe die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war und der Himmel ihr in warmen Rottönen nachtrauerte.
Tief im Wald von West-Kalatos in einem Tal, das aufgrund seiner Lage selbst bei helllichtem Tage vom direkten Sonnenlicht abgeschirmt war, befand sich ein Sklavenlager, das vor langer Zeit vom Stamm der Kemai errichtet worden war. Weil sie es vorzogen, sich in der Dunkelheit zu verbergen und die Sonne verabscheuten, lebten die Kemai in Wäldern oder Höhlen. Sie waren nur aus einem einzigen Grund nicht nachtaktiv. Über die Jahrhunderte hatten sie sich an den Tagesrhythmus ihrer Gefangenen, den Menschen, angepasst. Da sie Sorge tragen mussten, den Sklaven eine Flucht so aussichtslos wie möglich zu gestalten, schliefen sie nachts. Denn die Augen eines Menschen waren, im Gegensatz zu ihren, schwach und in der Dunkelheit kaum in der Lage, etwas zu sehen. In dem Glauben, die Sklaven würden es nicht wagen, an ein Entkommen zu denken, konnten sich die Kemai so getrost in ihre Erdlöcher verkriechen, in denen sie zu schlafen pflegten.
Doch in jener Nacht, nachdem sie sich zurückgezogen und zur Ruhe begeben hatten, versammelten sich Sklaven hinter einem der Quartiere, das sich inmitten des großen Lagers befand. Es war eine Gruppe aus gut fünfzig Menschen und wie es schien, führten sie etwas im Schilde. Keiner wagte es, zu sprechen oder auch nur zu laut zu atmen. Sie alle verhielten sich still und man konnte ihnen ihre Aufregung ansehen.
Im Wald ringsum außerhalb des Lagers war es inzwischen stockdunkel geworden und bis auf das dezente Schimmern der Feuer­libellen, die nachts aktiv waren und umherschwirrten, war nichts zu erkennen. Nicht einmal das Mondlicht gelangte bis ins Tal herunter. Das gesamte Gelände war von einem Holzwall umgeben und direkt neben dem Haupttor befand sich ein Wachturm, der einen guten Ausblick auf das Tor und den Platz davor bot. Dieser war nur spärlich mit Fackeln beleuchtet, deren schwach flackerndes Licht eine unheimliche Atmosphäre erzeugte.
Die nächtlichen Wacheinheiten nahe dem Haupttor sollten sicherstellen, dass niemand das Lager verlässt. Da sie völlig davon überzeugt waren, dass es ohnehin niemand wagen würde, nahmen sie ihre Aufgabe nicht sonderlich ernst.
Einige der Sklaven, vorwiegend Männer, schlichen im Schutz der Dunkelheit den Holzwall entlang. Sie durften auf keinen Fall von den Wachtposten der Kemai entdeckt werden. Unter dem Turm angelangt, kletterten drei Männer so leise wie möglich die Leiter nach oben und tasteten sich langsam von hinten an die Turmwache heran. In dem Moment, als sie sich dem Kemai näherten, drehte sich dieser um und erblickte sie. Ohne eine andere Wahl zu haben, stürzten sie sich auf ihn und obwohl der Überraschungs­moment ihnen einen kleinen Vorteil verschafft hatte, konnten die drei das Biest nur mit großer Anstrengung außer Gefecht setzen.
Zur gleichen Zeit wurden die beiden Wachen, die am Tor patrouillierten, von einer anderen Gruppe bestehend aus acht Sklaven überwältigt und ruhiggestellt.
Die Männer, die die Turmwache beseitigt hatten, stießen nun zu den anderen.
»Alles okay?«, fragte einer von ihnen leise, während sie sich verunsicherte Blicke zuwarfen.
»Ja, die Wachen sind alle erledigt«, flüsterte ein anderer. »Gib Arija Bescheid«, forderte er einen jungen Burschen links von ihm auf, der sich nochmals achtsam umsah, bevor er eine Fackel zur Hand nahm und sie hin und her schwenkte, um zu signalisieren, dass soweit alles nach Plan verlaufen war.
Weitere Sklaven hatten hinter den Vorratslagern gewartet, bis die Kemai-Wachen, die den Weg in die Freiheit versperrt hatten, keine Gefahr mehr darstellten. Auch Frauen und Kinder hatten sich einstweilen nahe den Quartieren bereitgehalten. Als sie nun die Fackel erblickten, überquerten sie vorsichtig den Platz und eilten zielstrebig auf das Haupttor zu.
Vier Männer versuchten unterdessen den großen Riegel aufzustemmen, der das schwere Tor blockierte. Mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich, diesen zur Seite zu bewegen und öffneten mit einem unvermeid­lichen Knarren das Tor.
Auf einmal kam eine der Wachen wieder zu sich. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, um die schlafenden Kemai im westlichen Teil des Lagers zu alarmieren, die umgehend aus ihren Erdlöchern gestürmt kamen. Laut brüllten sie und schlugen mit ihren Keulen und Speeren wild um sich, sodass man sogar aus der Ferne ein Schaudern verspürt haben musste, sofern man das Getöse vernommen hatte.
Jetzt hieß es schnell reagieren. Panisch strömten die Sklaven durch das halb geöffnete Tor nach draußen und versuchten, in die Dunkelheit der Nacht zu entkommen.
Die Kemai verfolgten sie und hatten die Langsameren von ihnen bald eingeholt. Einige schafften es, weiter in den Wald hinein zu flüchten, doch die meisten von ihnen nicht. Sofern sie sich den wilden Biestern unterwarfen und ergaben, wurden sie von diesen wieder zurückgetrieben, jedoch beim kleinsten Anzeichen von Widerstand sofort getötet.
Diejenigen, die vorerst entkommen waren, rannten so schnell sie nur konnten immer weiter durch den düsteren dunklen Wald, wurden aber von einer Patrouille der Kemai hartnäckig verfolgt. Nach und nach wurden sie erwischt und wenn sie nicht augenblicklich nachgaben und um ihr Leben bettelten, wurden sie brutal von den Biestern niedergestreckt.
Die Kemai hielten sich schon seit Jahrhunderten Menschen als Sklaven und zwangen diese, in Minen zu schuften und ein spezielles Gestein abzubauen, von dem sie sich ernährten, es aber auch als Rohmaterial für Handel mit den Groß­städten einsetzten. Ein menschliches Leben hatte für diese Biester keinen Wert und sie machten sich einen Spaß daraus, mit den Menschen zu spielen und sie zu quälen. Sie sorgten dennoch stets dafür, dass sie arbeitsfähig blieben, denn es war nicht einfach, an neue Sklaven zu kommen. Menschen mieden den Wald in West-Kalatos aus gutem Grund. Sollten Sklaven es aber wagen, sich gegen die Kemai aufzulehnen, hatten diese keine Gnade und richteten sie umgehend hin.
Bis auf ihren aufrechten Gang teilten diese Monster mit uns Menschen keine Gemeinsamkeiten. Sie waren Bestien, deren Klauen mit langen scharfen Krallen versehen waren. Man erzählte sich, dass sie mit diesen sogar Kasasteine, das härteste Gestein weit und breit, zu zersäbeln vermochten. Die Gestalt eines Kemai war zwar nicht viel größer als die unsrige, doch sie hatten weitaus mehr Kraft. Ihre schwarze, manchmal dunkelgrüne schuppige Haut ähnelte einem Panzer und ihre Zähne waren scharf und spitz. In ihren glasigen farblosen Augen spiegelte sich das Nichts wider – nur kalte Leere, als wären diese Wesen umherirrende Tote auf der Suche nach Erlösung.

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Stefanie
Reißwolf


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Beitrag18.04.2018 16:15
Re: Ignotus
von Stefanie
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Soll das jetzt eine Handlungsübersicht oder schon der erste Teil sein?
Dein Stil wirkt ziemlich distanziert und du wiederholst dich öfters. Außerdem erklärst du viel, was verhindert, dass Spannung aufgebaut wird.
Ich schreibe ein paar Einzelbemerkungen rein.  

kijkou hat Folgendes geschrieben:


Hier mal Handlung 1:


Mit dem allmählichen Verstummen der Vogelgesänge zog sich die Sonne langsam hinter den Spitzen der Berge zurück. Ihr glänzendes Licht schwand und Schatten breiteten sich über den Tälern aus. Der Tag war zu Ende und die Nacht sollte schon bald hereinbrechen. Kurz blitzte es noch ein letztes Mal auf, ehe die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war und der Himmel ihr in warmen Rottönen nachtrauerte.
Tief im Wald von West-Kalatos in einem Tal, das aufgrund seiner Lage selbst bei helllichtem Tage vom direkten Sonnenlicht abgeschirmt war, befand sich ein Sklavenlager, das vor langer Zeit vom Stamm der Kemai errichtet worden war. Weil sie es vorzogen, sich in der Dunkelheit zu verbergen und die Sonne verabscheuten, lebten die Kemai in Wäldern oder Höhlen. Sie waren nur aus einem einzigen Grund nicht nachtaktiv. Über die Jahrhunderte hatten sie sich an den Tagesrhythmus ihrer Gefangenen, den Menschen, angepasst. Da sie Sorge tragen mussten, den Sklaven eine Flucht so aussichtslos wie möglich zu gestalten, schliefen sie nachts. Denn die Augen eines Menschen waren, im Gegensatz zu ihren, schwach und in der Dunkelheit kaum in der Lage, etwas zu sehen. In dem Glauben, die Sklaven würden es nicht wagen, an ein Entkommen zu denken, konnten sich die Kemai so getrost in ihre Erdlöcher verkriechen, in denen sie zu schlafen pflegten. Solche Eigenarten und Details muss der Leser nicht sofort wissen.
Doch in jener Nacht, nachdem sie sich zurückgezogen und zur Ruhe begeben hatten, versammelten sich Sklaven hinter einem der Quartiere, das sich inmitten des großen Lagers befand. Es war eine Gruppe aus gut fünfzig Menschen und wie es schien, führten sie etwas im Schilde. Keiner wagte es, zu sprechen oder auch nur zu laut zu atmen. Sie alle verhielten sich still und man konnte ihnen ihre Aufregung ansehen.
Im Wald ringsum außerhalb des Lagers war es inzwischen stockdunkel geworden und bis auf das dezente Schimmern der Feuer­libellen, die nachts aktiv waren und umherschwirrten, war nichts zu erkennen. Nicht einmal das Mondlicht gelangte bis ins Tal herunter. Das gesamte Gelände war von einem Holzwall umgeben und direkt neben dem Haupttor befand sich ein Wachturm, der einen guten Ausblick auf das Tor und den Platz davor bot. Dieser war nur spärlich mit Fackeln beleuchtet, deren schwach flackerndes Licht eine unheimliche Atmosphäre erzeugte. Das liest sich wie eine Szenenbeschreibung für einen Film.
Die nächtlichen Wacheinheiten nahe dem Haupttor sollten sicherstellen, dass niemand das Lager verlässt. Da sie völlig davon überzeugt waren, dass es ohnehin niemand wagen würde, nahmen sie ihre Aufgabe nicht sonderlich ernst. Wozu sind Wachen sonst da? Zeig sie lieber gelangweilt herumlümmelnd.
Einige der Sklaven, vorwiegend Männer, schlichen im Schutz der Dunkelheit den Holzwall entlang. Sie durften auf keinen Fall von den Wachtposten der Kemai entdeckt werden. Unter dem Turm angelangt, kletterten drei Männer so leise wie möglich die Leiter nach oben und tasteten sich langsam von hinten an die Turmwache heran. In dem Moment, als sie sich dem Kemai näherten, drehte sich dieser um und erblickte sie. Ohne eine andere Wahl zu haben, stürzten sie sich auf ihn und obwohl der Überraschungs­moment ihnen einen kleinen Vorteil verschafft hatte, konnten die drei das Biest nur mit großer Anstrengung außer Gefecht setzen.
Zur gleichen Zeit wurden die beiden Wachen, die am Tor patrouillierten, von einer anderen Gruppe bestehend aus acht Sklaven überwältigt und ruhiggestellt. Das würde aktiv viel besser wirken, also die Sklaven überwältigten die Wachen.
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kijkou
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Beitrag19.04.2018 04:41

von kijkou
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Hi Stefanie,

danke für dein Feedback und deine Kommentare.

Also das war der erste Teil des Prologs. Nach diesem wechselt die Handlung. (Ich hänge den 2. Teil dann gleich an)

Ja, die Erklärungen passen besser an die Stelle, an der ich die Kemai ein bisschen vorstelle.
Das mit den Wiederholungen ist mir bisher gar nicht aufgefallen, gut, dass du das ansprichst ^^;

Danke dir!

LG
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kijkou
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Beitrag19.04.2018 04:43

von kijkou
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Hier der 2. Teil - Handlung 2:

Weit draußen inmitten des pazifischen Ozeans steuerte eine große Segeljacht in Richtung Westen. Sie trug den Namen „Trust In Fate“, welcher in einem protzigen blauen Schriftzug das Heck und den Bug zierte. Das riesige weiße Segel, das dem Schiff eine gewisse Macht verlieh, war zur Hälfte eingeholt. Die Jacht befand sich auf einer Abenteuer-Segeltour mit dem Vorhaben, Meerestiere zu sichten und zu beobachten. Das Geschäft lief gut, da in diesem Jahr vermehrt Walschulen gesichtet worden waren. Vor knapp einer Woche hatte die „Trust In Fate“ in San Diego abgelegt und bisher waren Wal-Sichtungen leider ausgeblieben.
In einer der sechs Kajüten, die sich unter Deck befanden, unterhielten sich drei junge Frauen. May, Susan und Kate waren beste Freundinnen. Sie hatten vergangenen Winter beschlossen, aufs Meer zu fahren, um Wale einmal aus nächster Nähe zu sehen und bis zum Sommer dafür gespart.
May war gerade erst einundzwanzig Jahre alt geworden. Mit ihren grünen Augen blickte sie nachdenklich zum Fenster hinaus und seufzte. »Der Nachthimmel auf hoher See ist einfach wunderschön. Ich bin schon total gespannt. Glaubt ihr, wir werden morgen endlich ein paar Wale sehen?«, fragte sie die beiden anderen, während sie eine Strähne ihres langen gewellten dunkelbraunen Haars um ihren Zeigefinger wickelte.
»Auf jeden Fall! Jetzt sind wir schon seit Ewigkeiten hier draußen und haben noch rein gar nichts gesehen. Morgen ist es hoffentlich endlich soweit!«, entgegnete Kate aufgeweckt und drehte sich im Kreis, wodurch ihre zwei brünetten Zöpfe herumgewirbelt wurden. Sie war achtzehn Jahre alt und die Jüngste der drei. Etwas schwindelig setzte sie sich und rieb sich  ihre blauen Augen. »Sonst wären wir ja völlig umsonst hier raus gefahren«, meinte sie dann etwas betrübt und zog ihr bauchfreies blaues T-Shirt bis zu ihrem weißen Minirock hinunter, da sie etwas fröstelte. Schon als kleines Kind hatte sie davon geträumt, eines Tages Wale zu beobachten und ihre Schwärmerei hatte ihre Freundinnen letztendlich dazu gebracht, diese Reise zu planen.
Susan wippte in ihrer Hängematte hin und her. Sie war zwei Jahre älter als May und hatte die Segeltour bisher sehr genossen. Grinsend richtete sie sich auf und öffnete die rote Spange, die ihr schulterlanges glattes blondes Haar zusammen­gehalten hatte. »Sollten wir keine sehen, macht es mir auch nichts aus. War doch bis jetzt ganz schön, oder nicht? Einmal so lange auf einem Segelschiff relaxen – also, das allein schon ist doch ein schön entspannender Urlaub. Die frische Luft, das weite Meer und die Wellen…« Susan streckte sich und gähnte, sodass Tränen in ihre dunkelbraunen Augen stiegen. »Na ja, bis auf diese unbequemen Hänge­matten. Aber das ist wohl so, wenn man sich für die Zwei-Sterne-Jacht entscheidet. Ich glaube, ich gehe bald schlafen, ich will mich morgen Früh gleich in die Sonne legen«, meinte sie voller Vorfreude, stieg aus der Hängematte und betrachtete sich im Spiegel, der an der Wand neben der Türe der Kabine ange­bracht war. Sie wollte nicht wieder nach Hause, bevor sie nicht wenigstens ein bisschen Farbe bekommen hatte. In ihrem engen roten Top und der knielangen Stretch-Jeans hatte sie eine Tolle Figur, war aber ihrer Ansicht nach viel zu blass.
»Für Susan ist es nichts weiter als eine Kreuzfahrt«, murmelte Kate mit finsterem Blick und Schmollmund.
May kicherte amüsiert und sah wieder zum Fenster hinaus. Sie beobachtete die Lichter der Sterne, die sich im Wasser spiegelten. Die Oberflächen­bewegung, die durch die Wellen entstand, erzeugte einen wunderschönen Glitzereffekt. »Ja, es ist wirklich großartig«, stimmte sie Susan zu. »Man kann hier komplett abschalten und dem Alltag entkommen. Zwei Sterne waren auch nicht gerade günstig. Wenn solche Touren nicht allgemein so teuer wären, würde ich so ein Abenteuer öfter in Erwägung…«
Plötzlich wurde die Unterhaltung durch das Läuten der Schiffsglocke unter­brochen. Die Intensität der Wellen schien zuzunehmen, denn die vorerst leicht schwankenden Bewegungen des Schiffes wandelten sich zu einem unruhigen Schaukeln.
Susan sprang auf und rannte zu einem der Fenster. »Was – was ist denn los!? Hast du etwas gesehen, May!?«, fragte sie nervös, doch diese schüttelte den Kopf.
Draußen zog dichter Nebel auf und es war kein einziger Stern mehr zu sehen.
»Gerade eben war der Himmel noch völlig klar, aber jetzt – jetzt sieht man gar nichts mehr…«, wunderte sich May und warf ihren Freundinnen einen ratlosen Blick zu.
»Vielleicht ein Sturm? Das Geläute bedeutet bestimmt nichts Gutes – gehen wir nach oben«, meinte Susan beunruhigt, woraufhin Kate und May zustimmend nickten.
Die drei Freundinnen verließen die Kajüte und kämpften sich mühsam durch den Gang der heftig schwankenden Jacht. Als sie die Tür zum Deck öffneten, wurde diese vom starken Wind erfasst und aufgerissen, sodass sich sogar eines der Scharniere löste. Jetzt bemerkten sie, dass sie geradewegs in ein Unwetter hineinsteuerten. Auch Blitze und Donner ließen nicht mehr lange auf sich warten und der Himmel hatte sich von nachtblauen Tönen in ein tiefes Dunkelgrau gefärbt. Weder das Funkeln der Sterne noch das helle Licht des Mondes schaffte es, diese dichte Wolkendecke zu durchdringen.
Mittlerweile waren auch die anderen Passagiere an Deck gekommen, um zu sehen, was los war. Sie alle blickten sich besorgt um und warteten auf einen Lagebericht des Kapitäns.
»Los! Steht nicht tatenlos herum – verteilt die Schwimmwesten!«, wies dieser die vier Crewmitglieder mit ernstem Ton an und wandte sich daraufhin an die Passagiere: »Bitte legen Sie alle Ihre Rettungswesten an und halten Sie sich, so gut es geht, irgendwo fest!«
Ein älterer Herr nahm die Weste entgegen und wollte sich damit in seine Kajüte zurückziehen, doch eines der Besatzungsmitglieder hielt ihn zurück.
»Hey, was soll das!?«, fragte der Mann ungehalten.
»Das geht nicht – Sie können jetzt nicht unter Deck gehen«, versuchte der junge Seemann zu erklären.
»Bleiben Sie bitte alle hier an Deck! Sollte das Schlimmste eintreffen und wir kentern, ist es viel zu gefährlich im Inneren des Schiffes!«, mahnte der Kapitän die Passagiere, drängte dann den Steuermann zur Seite und übernahm selbst die Kontrolle.
»Die Motoren sind ausgefallen, Captain! Wir können bei diesem Wind nicht abdrehen, Sir!«, berichtete der Steuermann.
»Verstanden! Gut, lassen Sie die Crew die Segel einholen!«, ordnete der Kapitän an und griff zum Funkgerät. »Mayday – Mayday – Mayday! Hier ist die „Trust in Fate“ – die „Trust In Fate“ – XV768 – Heimathafen San Diego. Unsere Position: 33 Grad 14 Minuten 04.2 Sekunden Nord, 166 Grad 19 Minuten 40.0 Sekunden West – nein – 32 Grad 54 Minuten – Moment mal! Nein, 28 Grad und – was soll das!? Die Geräte spielen verrückt! Uhrzeit 22:03 UTC. Wir befinden uns in einem Unwetter – manövrierunfähig und Motoren defekt. Wir erbitten dringend Hilfe! An Bord befinden sich vierzehn Personen inklusive Crew! Over!«
»Was ist denn passiert?! Haben Sie uns etwa direkt in dieses Unwetter hinein­gesteuert?!«, schrie ein junger Mann empört, und zog die Schwimmweste über, die ihm gerade gereicht worden war.
»Nein, das ist wie aus dem Nichts aufgetaucht! Es gab nicht das geringste Anzeichen für schlechtes Wetter! Ich kann mir das auch nicht erklären!«, erwiderte der Kapitän.
»Na, hoffentlich können Sie uns hier wieder…!« Der junge Mann erschrak, als mit einem lauten Krachen ein Blitz in den Hauptmast einschlug und diesen der Länge nach spaltete. Sogleich fing das Hauptsegel Feuer und wurde durch den umstürzenden Mast schließlich entzwei gerissen.
»Das Schiff geht unter – wir werden alle ertrinken!«, kreischte Kate und fing an zu weinen.
»Halt’s Maul, blöde Kuh! Hier verreckt keiner!«, fauchte sie der ältere Herr, der einen Meter hinter ihr stand, aggressiv an.
»Bitte, bewahren Sie Ruhe!«, rief der Kapitän mit heiserer Stimme, während er verzweifelt versuchte, das Ruder mit Hilfe des Steuerrades unter Kontrolle zu bringen. »Sehen Sie!? Der Regen hat das Feuer schon wieder gelöscht! Wir müssen nur durchhalten und warten, bis sich das Unwetter wieder beruhigt hat!«, rief er den Passagieren zu, die ihn bei diesem Getöse jedoch kaum verstehen konnten.
»Susan! Komm hier `rüber!«, rief der junge Mann ihr zu. Es handelte sich um ihren älteren Bruder, der aufgeregt mit seiner freien Hand gestikulierte und versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Hier kannst du dich gut festhalten!« Er deutete auf eine Seilwinde neben ihm.
»Schon okay – ich bleib hier bei Kate!«, entgegnete sie, während sie versuchte, ihre Freundin zu beruhigen.
»Verdammt, halt’ dich bloß gut fest! Ich komm’ zu dir rüber!«, brüllte er in der Hoffnung, so das tobende Unwetter zu übertönen. Das ungleichmäßige Schaukeln der Segeljacht machte es nahezu unmöglich, sich auf den Beinen zu halten, dennoch versuchte er, zu seiner Schwester zu gelangen, die sich auf der Backbordseite mit ihren Freundinnen an die Reling klammerte.
Der Wind wurde immer kräftiger und die Höhe der Wellen nahm rasch zu. Es war kaum noch möglich, die Jacht in eine gewollte Richtung zu steuern. Wie eine Nussschale in einem reißenden Fluss war sie den Gewalten des Ozeans ausgeliefert.
May, Susan, Kate und alle weiteren Passagiere hielten sich an der Reling oder anderen stabilen Gegenständen fest und konnten nur hoffen, dass sich das Unwetter bald legen würde, während die Besatzung bemüht war, den umge­stürzten Mast zu sichern.
Auf einmal wurde die Jacht von einer großen Welle erfasst und nur wenige Momente später gegen ein Riff geschmettert. Durch die Wucht der Kollision wurden die Menschen, die sich an Bord befanden, in die Luft und ins Meer geschleudert. Sie klammerten sich an allen möglichen Teilen der Jacht fest, die sich bei dem Aufprall gelöst hatten, was jedoch bei diesem heftigen Wellengang eine Herausforderung war.
»Susan!? Kate!?«, rief May nach ihren Freundinnen, während sie versuchte, sich über Wasser zu halten. Trotz Schwimmweste wurde sie durch die starke Strömung des Wassers immer wieder hinuntergezogen. Verzweifelt schrie sie immer wieder nach den anderen, doch das Rauschen des Meeres war viel zu laut, um je eine Antwort vernehmen zu können, und in der Dunkelheit war kaum etwas zu erkennen. Sie konnte absolut nichts unternehmen – sie war machtlos. Sich den Launen des Ozeans ausgeliefert treiben zu lassen, war alles, was sie tun konnte. Sie musste durchhalten, in der Hoffnung, dass sie aus diesem Albtraum endlich erwachen würde.
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jon
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Beitrag19.04.2018 21:38

von jon
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Ein derart zweigeteilter Prolog lässt mich argwöhnen, dass weder das eine noch das andere wirklich die Anforderungen an einen Prolog erfüllt, dass es "nur" erste Kapitel / das erste Kapitel ist. Entscheide dich für einen der Teile und mach daraus einen echten Prolog!

Richtig störend ist aus meiner Sicht auch die völlig verschiedene Erzählweise: Das erste ist eine (sorry) eher ungelenk getarnte Erklärung, was die Kemai sind, das andere ist eine verhältnismäßig süffige, szenisch erzählte Passage.


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Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages)
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jon
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Beitrag19.04.2018 23:15
Re: Ignotus
von jon
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Zitat:
Mit dem allmählichen Verstummen der Vogelgesänge zog sich die Sonne langsam hinter den Spitzen der Berge zurück.

Das klingt, als wäre das Verstummen der Vogelgesänge der Grund für den Sonnenuntergang.

Zitat:
Ihr glänzendes Licht schwand und Schatten breiteten sich über den Tälern aus.

Schatten wären es nur, wenn die Sonne noch schiene.

Zitat:
Tief im Wald von West-Kalatos in einem Tal, das aufgrund seiner Lage selbst bei helllichtem Tage vom direkten Sonnenlicht abgeschirmt war, befand sich ein Sklavenlager, das vor langer Zeit vom Stamm der Kemai errichtet worden war.

Semantik: Man kann etwas gegen etwas abschirmen, nicht von etwas.

Zitat:
Weil sie es vorzogen, sich in der Dunkelheit zu verbergenKOMMA und die Sonne verabscheuten, lebten die Kemai in Wäldern oder Höhlen.

Das passt nicht. "Im Wald leben" heißt, man schläft da, jagt da, liebt da … "In Höhlen" kann man bestenfalls schlafen und lieben. Es sei denn, man lebt von der Höhlenflora und -fauna. Aber dann lebt man in Höhlen und nicht "oder in Wäldern". (Bei Leben in Höhlen ist übrigens nicht erklärlich, warum die Menschen nicht auch in Höhlen gehalten werden.)

Zitat:
Sie waren nur aus einem einzigen Grund nicht nachtaktiv. Über die Jahrhunderte hatten sie sich an den Tagesrhythmus ihrer Gefangenen, den der Menschen, angepasst. Da sie Sorge tragen mussten, den Sklaven eine Flucht so aussichtslos wie möglich zu gestalten, schliefen sie nachts. Denn die Augen eines Menschen waren, im Gegensatz zu ihren, schwach und in der Dunkelheit kaum in der Lage, etwas zu sehen.

Sorgen dafür tragen, dass etwas so oder ist, oder etwas so oder so gestalten
Das ergibt wenig Sinn: Es wäre schon schräg, wenn sie sich den Sklaven angepasst hätten, weil die Sklaven tagsüber besser arbeiten als nachts, aber nur wegen der Fluchtgefahr? Für den Preis, dass sie - also die Herren! - tagsüber schlecht sehen, weil die geblendet werden?
Was hat die Aussicht einer Flucht mit dem Tag-Nacht-Rhythmus zu tun? Wenn die Herren nachts schlafen, haben es die Sklaven doch leichter, sich nachts davonzustehlen. Auch das ergibt nicht sehr viel Sinn. Sinnvoll wäre es, wenn nachts besondere Gefahren auf die Menschen lauern würden, so dass sie deshalb nachts nicht fliehen.

Zitat:
Doch in jener Nacht, nachdem sie sich zurückgezogen und zur Ruhe begeben hatten, versammelten sich Sklaven hinter einem der Quartiere, das sich inmitten des großen Lagers befand.

Die Sklaven haben Quartiere, die Herren schlafen in Erdlöchern??
Was heißt "hinter", wenn es mitten im Lager steht?

Zitat:
Es war eine Gruppe aus gut fünfzig Menschen und wie es schien, führten sie etwas im Schilde. Keiner wagte es, zu sprechen oder auch nur zu laut zu atmen. Sie alle verhielten sich still und man konnte ihnen ihre Aufregung ansehen.

Wem schien es so? Wer kann es sehen? - Mir ist der Point of View nicht klar. Es klingt nach einem allwissenden Erzähler, der aber weiß, ob sie was im Schilde führen.

Zitat:
Im Wald ringsum außerhalb des Lagers war es inzwischen stockdunkel geworden und bis auf das dezente Schimmern der Feuer­libellen, die nachts aktiv waren und umherschwirrten, war nichts zu erkennen.

"Ringsum" kann nicht innerhalb des Lagers sein - "außerhalb" ist also streichbar. Dass die Libellen aktiv sind, heißt ja wohl, dass sie da rumschwirren. Streichpotential!
Schimmern ist immer dezent, sonst wäre es ein Leuchten.

Zitat:
Nicht einmal das Mondlicht gelangte bis ins Tal herunter. Das gesamte Gelände war von einem Holzwall umgeben und direkt neben dem Haupttor befand sich ein Wachturm, der einen guten Ausblick auf das Tor und den Platz davor bot.

Was für eine Gelände? Das Tal?
Und: Es klingt, als sei der Holzwall (aufgeschüttetes Holz?) daran schuld, dass der Mond nicht bis rein scheint.

Zitat:
Dieser war nur spärlich mit Fackeln beleuchtet, deren schwach flackerndes Licht eine unheimliche Atmosphäre erzeugte.

Warum ist der Platz (wenn auch nur spärlich) beleuchtet, wenn Dunkelheit doch für die Herren ein Vorteil wäre??

Zitat:
Die nächtlichen Wacheinheiten nahe dem Haupttor sollten sicherstellen, dass niemand das Lager verlässt.

Also die haben einen Wachturm, aber die Wacheinheiten sind woanders nahe am Tor?
verließ

Zitat:
Da sie völlig davon überzeugt waren, dass es ohnehin niemand wagen würde, nahmen sie ihre Aufgabe nicht sonderlich ernst.

Nein, wenn sie völlig überzeugt gewesen wären, bräuchten sie die Wachen nicht.

Im Versuch, möglichst viel zu erklären, unterlaufen dir jede Menge Plausibilitätsfehler.
Konzentrier dich auf das, was passiert, das reicht. (Auch kürzen täte den fast kitschig ausufernden Bildern gut.)
Langsam zog sich die Sonne hinter den Spitzen der Berge zurück. Dämmern breitete sich über den Tälern aus. Kurz blitzte es noch ein letztes Mal auf, ehe die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war und der Himmel ihr in warmen Rottönen nachtrauerte.
Tief im Wald von West-Kalatos in einem Tal, in das aufgrund seiner Lage nie ein Sonnenstrahl drang, befand sich ein Sklavenlager, das vor langer Zeit vom Stamm der Kemai errichtet worden war. Es war von einem Wall aus Holz und Erde umgeben, am Haupttor stand ein Wachturm, von dem aus man einen guten Blick über den freien Platz im Lager hatte. Der Wächter, der in dieser Nacht das Lager im Auge behalten sollte, döste vor sich hin. Er nahm, wie die meisten Kemai, an, dass die Menschen nicht ausgerechnet nachts fliehen würden, wenn sie dank ihrer schwachen Augen kaum eine Chance hatten, sich in den Wäldern rundum zu orientieren.
So entging ihm, dass sich einige Sklaven ...


Zitat:
Ohne eine andere Wahl zu haben, stürzten sie sich auf ihn und obwohl der Überraschungs­moment ihnen einen kleinen Vorteil verschafft hatte, konnten die drei das Biest nur mit großer Anstrengung außer Gefecht setzen.

Also wenn sie eine Wahl gehabt hätte, hätten sie sich nicht auf ihn gestürzt? Was wollten die dann da oben?
Woher kommt jetzt plötzlich diese Wertung??

Zitat:
Zur gleichen Zeit wurden die beiden Wachen, die am Tor patrouillierten, von einer anderen GruppeKOMMA bestehend aus acht SklavenKOMMA überwältigt und ruhiggestellt.

Das klingt eher nach einem amtlichen Bericht.


Zitat:
Die Männer, die die Turmwache beseitigt hatten, stießen nun zu den anderen.
»Alles okay?«, fragte einer von ihnen leise, während sie sich verunsicherte Blicke zuwarfen.

Wieso sehen sie sich verunsichert an? Misstrauen sie sich? Ist der Plan nicht klar? Ist er ins Wanken geraten?

Zitat:
»Ja, die Wachen sind alle erledigt«, flüsterte ein anderer. »Gib Arija Bescheid«, forderte er einen jungen Burschen links von ihm auf, der sich nochmals achtsam umsah, bevor er eine Fackel zur Hand nahm und sie hin und her schwenkte, um zu signalisieren, dass soweit alles nach Plan verlaufen war.

Was zum Teufel denkt er, beim sich achtsam Umsehen erkennen zu können? Keinen Kemai jedenfalls, während der das Fackelsignal superklar erkennen dürfte.

Zitat:
Weitere Sklaven hatten hinter den Vorratslagern gewartet, bis die Kemai-Wachen, die den Weg in die Freiheit versperrt hatten, keine Gefahr mehr darstellten.

Ach und ich dachte, sie warten, bis jemand pupst. wink Nein im Ernst: Entbehrlich!

Zitat:
Auch Frauen und Kinder hatten sich einstweilen nahe den Quartieren bereitgehalten. Als sie nun die Fackel erblickten, überquerten sie vorsichtig den Platz und eilten zielstrebig auf das Haupttor zu.

Wieso nur einstweilen (also vorübergehend)? Meinst du "mittlerweile"?

Zitat:
Vier Männer versuchten unterdessenKOMMA den großen Riegel aufzustemmen, der das schwere Tor blockierte. Mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich, diesen zur Seite zu bewegen und öffnetenKOMMA mit einem unvermeid­lichen Knarren das Tor.



Zitat:
Laut brüllten sie und schlugen mit ihren Keulen und Speeren wild um sich, sodass man sogar aus der Ferne ein Schaudern verspürt haben musste, sofern man das Getöse vernommen hatte.

Sie brüllen - okay. Aber warum schlagen sie wild um sich? Zudem mit Speeren?
Wer ist man? Was soll das mit dem musste? Und heißt das nun, dass das Getöse so weit schallte oder dass es eben nicht so weit schallte, um in der Ferne hörbar zu sein?

Zitat:
Jetzt hieß es schnell reagieren. Panisch strömten die Sklaven durch das halb geöffnete Tor nach draußen und versuchten, in die Dunkelheit der Nacht zu entkommen.

Für wen? Problem mit den unklaren Point of View!

Zitat:
Die Kemai verfolgten sie und hatten die Langsameren von ihnen bald eingeholt. Einige schafften es, weiter in den Wald hinein zu flüchten, doch die meisten von ihnen nicht.


Zitat:
Sofern sie sich den wilden Biestern unterwarfen und ergaben, wurden sie von diesen wieder zurückgetrieben, jedoch beim kleinsten Anzeichen von Widerstand sofort getötet.

doppelt gemoppelt
Das Wort "sofern" ist hier nicht ganz passend verwendet.
… und wieder "Biester"
(( Ich frage mich schon seit einiger Zeit, was so primitive Biester eigentlich mit Sklaven, die sie in Lagern halten, wollen. Nicht zum Häuserbauen offenbar. Zum Erdloch buddeln?))

Zitat:
Diejenigen, die vorerst entkommen waren, rannten so schnell sie nur konnten immer weiter durch den düsteren dunklen Wald, wurden aber von einer Patrouille der Kemai hartnäckig verfolgt. Nach und nach wurden sie erwischt und wenn sie nicht augenblicklich nachgaben und um ihr Leben bettelten, wurden sie brutal von den Biestern niedergestreckt.

Entweder nur düster oder dunkel.
Stilbruch zu dem gewollt gehobenen Stil am Anfang, vor allem das "erwischt" stößt mir auf.
Das "brutal" ist hier ein Füllwort - ohne ist die Aussage (in diesem Kontext) die selbe.

Zitat:
Die Kemai hielten sich schon seit Jahrhunderten Menschen als Sklaven und zwangen diese, in Minen zu schuften und ein spezielles Gestein abzubauen, von dem sie sich ernährten, es aber auch als Rohmaterial für Handel mit den Groß­städten einsetzten.

Pure Erklärerei.
Von Gestein ernähren??
Was ist "Rohmaterial für Handel"??

Zitat:
Ein menschliches Leben hatte für diese Biester keinen Wert und sie machten sich einen Spaß daraus, mit den Menschen zu spielen und sie zu quälen. Sie sorgten dennoch stets dafür, dass sie arbeitsfähig blieben, denn es war nicht einfach, an neue Sklaven zu kommen. Menschen mieden den Wald in West-Kalatos aus gutem Grund. Sollten Sklaven es aber wagen, sich gegen die Kemai aufzulehnen, hatten diese keine Gnade und richteten sie umgehend hin.

Weiter pure Erklärerei.
Der Satz stört an dieser Stelle.

Zitat:
Bis auf ihren aufrechten Gang teilten diese Monster mit uns Menschen keine Gemeinsamkeiten. Sie waren Bestien, deren Klauen mit langen scharfen Krallen versehen waren.

MOOOMENT! Es gibt einen menschlichen Erzähler? Dann lass ihn von Anfang erzählen!
Semantik: Man hat Gemeinsamkeiten, man teilt sie nicht.

Zitat:
Man erzählte sich, dass sie mit diesen sogar Kasasteine, das härteste Gestein weit und breit, zu zersäbeln vermochten.

Wer erzählt sich das? Wieso weiß der Zuhörer nicht, was Kasasteine sind?
Stilbruch: zersäbeln.

Zitat:
Die Gestalt eines Kemai war zwar nicht viel größer als die unsrige, doch sie hatten weitaus mehr Kraft. Ihre schwarze, manchmal dunkelgrüne schuppige Haut ähnelte einem Panzer und ihre Zähne waren scharf und spitz. In ihren glasigen farblosen Augen spiegelte sich das Nichts wider – nur kalte Leere, als wären diese Wesen umherirrende Tote auf der Suche nach Erlösung.

Reine Erklärerei.
Ich hoffe, dass dieser missglückt Fluchtversuch oben im Buch noch zu irgendwas gut ist, und empfehle, nur diese Szene zu benutzen. Wenn er keine Rolle spielt und der menschliche Erzähler der PoV des gesamtem Buches (oder der Kemai-Passagen des Buches) ist, dann kann man ihn auch die Erklärerei machen lassen. Aber bitte nicht beides.


_________________
Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages)
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Nils Oelfke
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Beitrag20.04.2018 08:28

von Nils Oelfke
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Hallo Kijkou,

ich schreibe dir eine Kritik zu dem ersten Teil deines Prologs, wobei sich die generelle Kritik auch auf deinen zweiten Prolog bezieht.

Als erstes möchte ich positv hervorstellen, dass ich deinen Sprachstil in manchen Sätzen schön sowie lebendig finde. Dieser Satz ist Positivbeispiel, wenn du bildhafte Sprache benutzt: "Mit dem allmählichen Verstummen der Vogelgesänge zog sich die Sonne hinter den Spitzen der Berge zurück."
Anders als jon habe ich nicht den Eindruck, dass die Sonne untergeht, weil die Vögel verstummen.
Hier weitere Beispiele: "...der Himmel ihr in warmen Rottönen nachtrauerte", "keiner wagte es, zu sprechen oder auch nur laut zu atmen", "Vier Männer versuchten unterdessen währenddessen den großen Riegel aufzustemmen."
In den Beispielen benutzt du starke Verben: "nachtrauerte", "zog ...zurück" oder "aufzustemmen". Das sind Situationen, in denen du Show, don't tell berücksichtigst. Dadurch wird es spannender. Beispiel: "keiner wagte es, zu sprechen oder laut zu atmen" klingt viel besser als "sie waren leise".

Woran du arbeiten solltest, sind Wortwiederholungen bzw. Inhaltswiederholungen. Der ganze erste Absatz deines Prologs ist eine Inhaltswiederholung. Ich verzeichte auf weitere Beispiele, am besten gehst du den Text einmal gezielt nach Wort- und Inhaltswiederholungen durch.

Nächster Kritikpunkt: Adjektive. Wenn ich mir deine Starksätze anschaue, sind es nicht die Adjektive, die die Sätze stark machen, sondern die Substantive oder Verben (siehe oben genannte Beispiele).
Ein Beispiel: ""Alles Ok?", fragte einer von ihnen leise..." Hier ist das Verb nicht präzise genug. Deshalb brauchtest du ein Adjektiv zu Präzision. Dadurch wird es aber langweiliger, weil du die Story erzählst, als sie zu zeigen. Nimm flüstern, streiche "leise" und "fragte".
Im selben Satz zeigst du übrigens (so halb), wie man zeigt und nicht beschreibt. Statt einer Beschreibung "Sie schauten ängstlich" schreibst du "während sie sich verunsicherte Blicke zuwarfen." "Verunsichert" kann meiner Meinung nach gestrichen werden. Ist doch klar, dass sie verunsichert sind, wenn sie sich Blicke zu werfen.
Die beiden Beispiele sollten dir zeigen, welchen Einfluss die Verwendung von Adjektiven auf die Spannung (Show oder Tell) hat.
Mein Tipp: Jedes Adjektiv anschauen und mindestens 50% weglassen oder durch ein präziseres Verb/ Substantiv im Text ersetzen. [/quote]
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Nils Oelfke
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Beitrag20.04.2018 09:10

von Nils Oelfke
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Ich habe mich dafür entschieden, kleinere Texte abzuschicken, als einen großen, da dies einen nicht erschlägt, wenn man sich den Text anguckt.

Weiter bei der sprachlichen Kritik.
Füllwörter weglassen: "nur", "auch", "nun", usw. können in 90 % der Fälle gestrichen werden.
Ich stelle auch mal einen Probeabsatz rein, der nur ungefähr veranschaulichen soll, warum du vielleicht Füllwörter weglassen solltest. Ich streiche im folgenden alle Füllwörter durch:
"Weitere Sklaven hatten hinter den Vorratslagern gewartet, bis die Kemai-Wachen, die den Weg in die Freiheit versperrt hatten, keine Gefahr mehr darstellten. Auch Frauen und Kinder hatten sich einstweilen nahe den Quartieren bereitgehalten. Als sie nun die Fackel erblickten, überquerten sie vorsichtig den Platz und eilten zielstrebig auf das Haupttor zu. "
Und wo ich mir diesen Absatz durchlese...super Beispiel für Show, don't tell. Schreibe statt "überquerten sie vorsichtig..." "huschten. Und lasse "zielstrebig" weg?

Nun wieder etwas Positves: Du schreibst zum Großteil im Aktiv. Dies lässt mich als Leser näher an die Handlung rankommen. Hier Stellen, in denen du im Passiv schreibst (was nicht schlecht sein muss, aber wohlüberlegt, ob es sinnvoll ist im Passiv zu schreiben):
"Das gesamte Gelände ware von einem Holzwall umgegeben." Könnte auch heißen: "Ein Holzwall umgab das gesamte Gelände (=Aktiv)". Oder "Der Platz war nur spärlich mit Fackeln beleuchtet" könnte hieße im Aktiv "(Spärliche) Fackeln beleuchteten den Platz."
Bei den beiden Beispielen bin ich mir nicht sicher, ob es im Aktiv oder Passiv besser klingt. Was meinst du dazu?

Selten wechselst du deine Zeitform. Dann rutscht du von Perfekt ins Plusquamperfekt: "Weitere Sklaven hatten hinter den Vorratslagern gewartet, bis die Kemai-Wachen, die den Weg in die Freiheit versperrt hatte, keine Gefahr mehr darstelleten. Auch Frauen und Kinder hatten sich einstweillen nahe den Quartieren bereitgehalten."
Im Perfekt würde der Textabschnitt so klingen: Weitere Sklaven warteten hinter den Vorratslagern, bis die Kemai-Wachen, die den Weg in die Freiheit versperrten, keine Gefahr mehr darstellten. Auch Frauen und Kinder hielten sich nahe den Quartieren bereit."
Im Perfekt fühle ich mich als Leser mehr in der Geschichte, da Plusquamperfekt Distanz schafft. Aber ich würde gerne wissen, was du über die Verwendung von Perfekt und Plusquamperfekt denkst.

Letzeter sprachlicher Kriktikpunkt ist "und".
Wenn du ein "und" verwendest, verbindest du zwei Sätze zu einem, wobei beide Sätze geschwächt werden. Deshalb bei jedem "und" überlegen, ob es nicht durch einen Punkt ersetzt werden soll.
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Nils Oelfke
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Beitrag20.04.2018 09:35

von Nils Oelfke
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In diesem Teil möchte ich mich der Handlung, Erzählperspektive und dem Spannungsaufbau widmen:

In deinem Prolog wird von einer missglückten Flucht der versklavten Menschen berichtet. Sie versuchen ihren Besitzern, den Kemai zu entfliehen. Dabei entwickelt der Prolog wenig Spannung, sodass ich mit einem Charakter mitfiebere. Einzig die Flucht der Menschen bewegt mich ein wenig, aber hier könnte ich emotional mehr dabei sein, wenn ich in die Perspektive eines Menschen schlüpfen würde. Der allwissende Erzähler tut seinen Teil dazu bei, dass ich mit keinem Charakter ein Verbindung aufbaue. Er erzählt und erklärt viel über die Welt.
Spannend ist der Prolog für mich nicht. Dafür weckt er Vorfreude. Die Hauptbotschaft, die übermittelt wird ist: Es gibt eine Ungerechtigkeit, einen Konflikt, da Menschen (jeder Leser schlüpft emotional in die Rolle der versklavten Menschen) unterworfen wurden. Ich erwarte, wenn ich den Prolog lese, dass das Buch von dem Befreiungskampf eines Menschen oder mehrerer Menschen handelt, die sich auflehnen. Warum sonst die vielen Erklärungen? Warum sonst die ausführlichen Erklärungen zur Landschaft, zur Lebens-und Verhaltensweise der Kemai?
Der Prolog weckt Vorfreude auf diesen Konflikt. Wenn dies im Buch vorkommt, hast du bei mir mit dem Prolog die richtige Wirkung erzielt.

Zur Erzählperspektive: Der allwissende Erzähler eignet sich, um Informationen zu geben, hervorragend. Um Spannung aufzubauen aber weniger, wenn du in diesem Stil schreibst. Für diesen Prolog war es ok, aber als ich deinen zweiten Teil des Prologs mit der Jachtreise gelesen habe, wollte ich in eine Figur eintauchen, mit deren Augen sehen, hören, schmecken, riechen, usw.
Deshalb ist mein Tipp, dass du in den folgenden Kapiteln in eine Rolle hineinschlüpfst und aus dieser berichtet. Denn das Buch machen die Charaktere aus, die Spannung erzeugen, weil sie Dilemma und Konflikte zu überwinden haben.


Das war's mit meiner Kritik zu deinem Teil 1 deines Prologs. Auf Logikfehler habe ich den Text nicht untersucht. Sprachlich ist meiner Meinung nach deine größte Stärke, dass du Bilder im Kopf entstehen lassen kannst. Größtes Verbesserungsfeld sind im sprachlichen Bereich Inhaltswiederholungen und die Nutzung von Adjektiven. Die Story mit dem Konflikt Kemai-Menschen gefällt mir gut. Wenn ich als Leser den Prolog lese, erwarte ich, dass es darüber im Buch geht. Als Leser würde ich mir wünschen, dass ich mehr Verbindungen nach dem Prolog zu Figuren aufbauen kann. Ein personaler Erzähler würde da helfen.
Wenn du deinen Text überarbeiten willst, kannst du ihn mir gerne schicken, dann schaue ich wieder rüber.

Als letztes ein Wunsch von mir: Hilft dir meine Kritik, siehst du die Dinge so wie ich, usw. Kurz: Gib mir bitte ein Feedback zu meiner Kritik.

Liebe Grüße
Nils
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kijkou
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Beitrag20.04.2018 12:51
Danke für die bisherigen Kritiken :)
von kijkou
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Ihr helft mir wirklich weiter, dankeschön smile

Jon, deine  Kritik hab ich erstmal grob überflogen, weil sie sehr detailbezogen ist. In vielen Punkten stimme ich dir zu und werde auch einiges umsetzen, danke smile

jon hat Folgendes geschrieben:
Ein derart zweigeteilter Prolog lässt mich argwöhnen, dass weder das eine noch das andere wirklich die Anforderungen an einen Prolog erfüllt, dass es "nur" erste Kapitel / das erste Kapitel ist. Entscheide dich für einen der Teile und mach daraus einen echten Prolog!


Ich denke, ich werde nur den ersten Teil, die "Erklärung", als Prolog verwenden, weil er, wie du schreibst, ja vom Stil her wirklich anders ist. Das passt dann vielleicht ganz gut als Prolog.

Werde es auf jeden Fall auf deine Punkte eingehend überarbeiten.


Nils, deine Kritik habe ich mir auch gerade durchgelesen und freue mich, dass dir mein Sprachstil gefällt (^^)

Nils Oelfke hat Folgendes geschrieben:

Woran du arbeiten solltest, sind Wortwiederholungen bzw. Inhaltswiederholungen.

Ja, das muss ich eindeutig nochmals überarbeiten.

Das mit den Adjektiven und den Füllwörtern hast du gut beschrieben. Ich werde mehr darauf achten.

Nils Oelfke hat Folgendes geschrieben:

"Das gesamte Gelände ware von einem Holzwall umgegeben." Könnte auch heißen: "Ein Holzwall umgab das gesamte Gelände (=Aktiv)". Oder "Der Platz war nur spärlich mit Fackeln beleuchtet" könnte hieße im Aktiv "(Spärliche) Fackeln beleuchteten den Platz."
Bei den beiden Beispielen bin ich mir nicht sicher, ob es im Aktiv oder Passiv besser klingt. Was meinst du dazu?


Ich weiß, was du meinst. Ich finde es in dem Beispiel mit dem Holzwall passiv fast besser, weil es mehr nach "eingesperrt" klingt - wie "umzingelt". Im Aktiv klingt es für mich so, als würde man es von außen betrachten. Ich weiß, das kann man so oder so sehen, abergefühlsmäßig tendier ich da zu Passiv smile Das mit den Fackeln lass ich vielleicht weg. Wie Jon schon erwähnt hat - wozu soll man es den Sklaven leichter machen? Den Kemai kann ja egal sein, ob die Menschen beim nächtlichen Toilettengang wo dagegenlaufen lol2


Nils Oelfke hat Folgendes geschrieben:

Weitere Sklaven hatten hinter den Vorratslagern gewartet, bis die Kemai-Wachen, die den Weg in die Freiheit versperrt hatten, keine Gefahr mehr darstelleten. Auch Frauen und Kinder hatten sich einstweillen nahe den Quartieren bereitgehalten."


Wollte damit eigentlich erklären, dass das "Warten" weiter in der Vergangenheit liegt, also dass sie schon die ganze Zeit über auf diesen Moment gewartet haben.

Nils Oelfke hat Folgendes geschrieben:

In deinem Prolog wird von einer missglückten Flucht der versklavten Menschen berichtet. Sie versuchen ihren Besitzern, den Kemai zu entfliehen. Dabei entwickelt der Prolog wenig Spannung, sodass ich mit einem Charakter mitfiebere. Einzig die Flucht der Menschen bewegt mich ein wenig, aber hier könnte ich emotional mehr dabei sein, wenn ich in die Perspektive eines Menschen schlüpfen würde. Der allwissende Erzähler tut seinen Teil dazu bei, dass ich mit keinem Charakter ein Verbindung aufbaue. Er erzählt und erklärt viel über die Welt.
Spannend ist der Prolog für mich nicht. Dafür weckt er Vorfreude. Die Hauptbotschaft, die übermittelt wird ist: Es gibt eine Ungerechtigkeit, einen Konflikt, da Menschen (jeder Leser schlüpft emotional in die Rolle der versklavten Menschen) unterworfen wurden. Ich erwarte, wenn ich den Prolog lese, dass das Buch von dem Befreiungskampf eines Menschen oder mehrerer Menschen handelt, die sich auflehnen. Warum sonst die vielen Erklärungen? Warum sonst die ausführlichen Erklärungen zur Landschaft, zur Lebens-und Verhaltensweise der Kemai?
Der Prolog weckt Vorfreude auf diesen Konflikt. Wenn dies im Buch vorkommt, hast du bei mir mit dem Prolog die richtige Wirkung erzielt.


Ja, genau - deswegen werde ich wahrscheinlich nur den Teil als Prolog verwenden, weil es eine Art Einführung ist. Die eigentliche Flucht wird im 3. Teil des ursprünglichen Prologs thematisiert (Ich lade den jetzt mal hoch). Ich werde dann aber mit Teil 2 und 3 das 1. Kapitel beginnen.


Nils Oelfke hat Folgendes geschrieben:

Deshalb ist mein Tipp, dass du in den folgenden Kapiteln in eine Rolle hineinschlüpfst und aus dieser berichtet. Denn das Buch machen die Charaktere aus, die Spannung erzeugen, weil sie Dilemma und Konflikte zu überwinden haben.


Die weiteren (bisher) 12 Kapitel sind alle wie im 2. Teil geschrieben smile

Nils Oelfke hat Folgendes geschrieben:

Wenn du deinen Text überarbeiten willst, kannst du ihn mir gerne schicken, dann schaue ich wieder rüber.

Hilft dir meine Kritik, siehst du die Dinge so wie ich, usw. Kurz: Gib mir bitte ein Feedback zu meiner Kritik.


Das würde ich gerne, deine Kritik hat mir sehr geholfen smile

Danke euch!

LG kijkou
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kijkou
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Beitrag20.04.2018 13:00

von kijkou
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Hier der 3. Tei und die eigentliche Flucht:

Tief im Wald durchstreiften die Kemai das Gebiet rund ums Lager und versuchten eine Spur aufzunehmen. Sie befanden sich immer noch auf der Jagd nach den flüchtigen Sklaven. Die Biester brüllten und fauchten, suchten in jedem Gestrüpp, hinter jedem Baum und wurden zunehmend aggressiver.
Die Sklaven rannten voller Angst durch den beinahe stockdunklen Wald um ihr Leben. Nicht einmal zwanzig waren es noch, die erschöpft und orientierungslos durch das unwegsame Gelände hetzten. Sie alle hatten große Furcht davor, erwischt und getötet zu werden.
Einer von ihnen hielt plötzlich an. »Marcon!?«, fragte er und sah sich um. »Wo ist Marcon?! Hat ihn jemand von euch gesehen?!«
»Es ist nicht bei dir!? Verdammt! Er ist verschwunden!«, rief ein anderer und hielt ebenfalls an.
Arija, die Anführerin, eine starke Frau, die die Moral im Lager stets aufrecht­erhalten hatte, drehte sich zu den beiden um. »Frevus, Jiyuu!! Nicht stehen bleiben! Wir können nichts unternehmen, wenn er zu weit zurückfällt – das ist zu riskant!«
Die beiden warfen sich unentschlossene Blicke zu, konnten im Dunklen aber kaum die Miene des anderen erkennen.
»Sie haben ihn vermutlich erwischt. Wir können ihm nicht helfen. Sie sind uns hier auch in der Unterzahl weit überlegen. Kommt jetzt weiter! Los!«, rief Arija drängend, woraufhin die beiden schließlich weiterliefen.
Das Gebrüll der Kemai kam immer näher und die Sklaven rannten weiter, so schnell sie nur konnten. In dieser Finsternis war es alles andere als einfach, rennend den Stämmen der Bäume und anderen Hindernissen auszuweichen. Immer wieder stolperten einige von ihnen und wenn sie Pech hatten, verletzten sie sich und konnten nicht mehr weiterlaufen.
»Argh…«, ertönte auf einmal ein ächzender Laut.
»Was war das?!« Arija blieb stehen und sah sich um, doch obwohl sich ihre Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie kaum etwas erkennen.
Ein junger Mann begann, verzweifelt nach jemandem zu suchen. »Sinora! Wo bist du?! Sinora!! Sinora!!« Er rief aufgebracht nach seiner Frau, bekam jedoch keine Antwort.
»Belkan, lass es! Sie ist verschwunden!! Wir können jetzt nicht nach ihr suchen!«, rief ihm Harag, sein älterer Bruder zu und schüttelte bedauernd den Kopf. »Komm weiter – es hat keinen Sinn, sonst kriegen sie dich auch!«, redete er auf ihn ein und tastete nach dessen Hand.
Arija runzelte ihre Stirn. »Aber wie ist das möglich?! Das kann nicht sein – sie war doch gerade noch hinter dir!«, meinte sie verwundert.
»Grgh – hilf…« Ein paar Meter weiter hinten konnte man noch den verstum­menden Schrei eines weiteren Mannes vernehmen.
Harag blieb stehen. »Frevus!! Frevus, was ist da hinten bei euch los?! Sag doch was!«, rief er nach seinem Freund, doch dieser hatte bereits seinen letzten Atemzug getan.
Jiyuu kam von weiter hinten angerannt und packte Harags Arm. »Schnell, wir müssen ans Ende des Waldes! Wenn die Sonne aufgeht, trauen sie sich nicht weiter raus!«
»Jiyuu, was ist passiert!? Du warst doch bei ihm!«, wollte Harag wissen, doch dieser blickte sich nur hektisch um und zerrte ihn weiter.
»Los! Lauf – schneller!!«, rief Jiyuu ernst.
Die Sklaven, die sich noch auf freiem Fuß befanden, waren schon sehr erschöpft. Sie hatten nicht die geringste Ahnung, wo sie sich überhaupt befanden und wo der Wald zu Ende war. Es konnten noch etliche Kilometer bis zum Waldrand sein.
Die Kemai genossen den Vorteil, nachts viel besser sehen zu können, wohingegen Menschen auf das Mondlicht angewiesen waren, das nur spärlich durch das Geäst der Bäume drang. Allzu lange würden die Sklaven nicht mehr durchhalten können und ihre einzige Hoffnung war, dass der Tag bald hereinbrechen würde.
Nach einiger Zeit mit Einbruch der Dämmerung war das Ende des Waldes noch immer nicht in Sicht. Für einen kurzen Moment hatten die Sklaven angehalten, um zu verschnaufen. Sie waren völlig verschwitzt und rangen nach Luft. Einige von ihnen waren verwundet oder einfach am Ende ihrer Kräfte angelangt, doch diese kurze Rast hatte verheerende Folgen.
Vier der Kemai stürmten aus dem Hinterhalt und näherten sich den entsetzten Menschen, von welchen kaum noch jemand in der Lage war, aufrecht zu stehen. Arija wusste nicht mehr weiter. Verzweifelt breitete sie ihre Arme aus und stellte sich den Biestern schwer atmend entgegen, um sie aufzuhalten. »Lauft – ihr alle!! Verliert keine Zeit! Schnell!«, schrie sie und warf den anderen einen entschlos­senen Blick zu.
Diese sahen sie schockiert an und rührten sich nicht von der Stelle.
»Arija! Was machst du!? Was soll das!?«, fragte Jiyuu sie fassungslos. »Du kannst doch nicht…«
»Habt ihr nicht gehört!? Rennt!«, brüllte sie ihn an.
»Tu das nicht«, hauchte Jiyuu bittend, während die Kemai ihr schon bedrohlich nahe kamen.
»Lauf!« Arija blickte Jiyuu tief in seine dunklen Augen. »Lauf weg, Jiyuu! Du musst leben, hörst du!? Für Tharros!«
Eines der Monster packte Arija an ihren langen roten Haaren, holte mit seinem anderen Arm aus und bohrte seine Krallen tief in ihren Hals.
»ARIJAAAA!!!!« Harag war außer sich und wollte ihr helfen, doch Jiyuu hielt ihn mit gesenktem Haupt zurück.
Er schluckte sein Entsetzen vorerst hinunter und zerrte Harag zurück. »Sie – sie hat es für uns getan! Opfere dich nicht auch noch!«, meinte er dann und deutete den anderen, dass sie weglaufen sollten.
Die Sklaven starrten ihn befangen an, während sie versuchten, das soeben Geschehene zu verarbeiten. Erneut musste er sie anbrüllen, bis sie sich endlich in Bewegung setzten. Ohne sich noch einmal umzublicken, folgten Jiyuu und Harag den anderen, aber nach kurzer Zeit schon hatten die Kemai sie abermals eingeholt. Um eine Chance zu haben, entschlossen sie sich, in verschiedene Richtungen zu laufen, was ihnen letztendlich nichts nutzte.
Die Biester töteten einen nach dem anderen und man konnte ihnen ansehen, dass sie es mit Genuss taten.
Zwei der Sklaven hatten es irgendwie noch geschafft, sich unentdeckt ins Unterholz zu flüchten. Zusammengekauert hatten sie sich in einem Gestrüpp versteckt.
Belkan war ganz unruhig. Er stand unter Schock, atmete schwer und zitterte am ganzen Leib. »Sie sind alle weg! Sie sind alle tot! Sie haben sie alle umgebracht und – und sie werden uns auch…«
Jiyuu hielt ihm den Mund zu. »Scht! Halt’s Maul! Idiot! Willst du, dass sie uns auch noch kriegen?« Nachdem er bemerkte, dass Belkan wieder langsamer atmete und sich etwas zu beruhigen schien, nahm er seine Hand wieder von dessen Mund. Er packte ihn an beiden Schultern und blickte ihm in die Augen. »Belkan, hör mir zu! Überleg’ doch mal – sie sind viel schneller als wir. Wir dürfen nicht einfach losrennen und sie so auf uns aufmerksam machen«, flüsterte er. »Wir müssen ganz leise sein, dann haben wir eine Chance. Beruhige dich, hörst du? Reiß dich zusammen…«
»Du – du sagst das so leicht! Sie – sie haben meine Frau umgebracht! Sinora ist tot. Ich – ich werde sie nie wieder sehen!« Belkan kämpfte mit sich selbst. Seine Gefühle befanden sich in einem Chaos. Er hatte furchtbare Angst, aber verspürte zugleich extreme Wut und lähmende Erschöpfung.
»Denkst du, ich weiß nicht, wie das ist? Du bist nicht der einzige, der…« Jiyuu hielt inne und schüttelte den Kopf. »Glaubst du, Sinora hätte gewollt, dass sie dich auch noch kriegen? Bestimmt nicht! Sie würde sich doch wünschen, dass wenigstens du weiterleben kannst – endlich – in Freiheit…«, versuchte Jiyuu Belkan zur Vernunft zu bringen, doch dieser nahm ihn gar nicht richtig wahr.
Er war in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen, blickte sich wirr um und ging nicht auf das ein, was sein Freund zu ihm sagte. »Da! Siehst du?! Da ist das Ende des Waldes!«, schrie Belkan, sprang auf und blickte Jiyuu mit einem Ausdruck voller Hoffnung an. »Es ist nicht weit! Wir schaffen es! Schnell, lauf!«, rief er entschlossen, drehte sich um und rannte los.
Nur einen kurzen Augenblick darauf stürzte einer der Kemai von einem Baum herunter, nahm die Verfolgung auf und rammte Belkan von hinten seine Krallen durch den Brustkorb.
»NEEIIIIIIN!!!!«, schrie Jiyuu wutentbrannt und stürmte aus dem Gestrüpp. Seine Augen funkelten und fixierten das Monster hasserfüllt.
Der Kemai richtete seinen Blick auf ihn und wandte sich ihm langsam zu. »Komm nur her, du Murmur, damit ich dich zerquetschen kann!«, fauchte er spöttisch und grinste, als er seine Klauen aus Belkans Körper herauszog und diesen danach bedeutungslos zu Boden warf.
Jiyuu schnaubte vor Wut und ballte seine Hände zu Fäusten. »Das – das wirst du noch bereuen! IHR ALLE!!«, brüllte er, drehte sich um und rannte auf die Waldlichtung zu, die sein Freund zuvor gesichtet hatte.
Das erste Mal spürte er die wärmenden Sonnenstrahlen, die durch die Baumkronen drangen und auf sein Gesicht fielen. Er hatte endlich die Lichtung erreicht und dachte, nur ein kleines Stück noch, dann hätte er es geschafft – gleich würde er frei sein, bis direkt vor ihm ein steiler Felsabhang auftauchte und er gerade noch rechtzeitig anhalten konnte.
Die Kemai hetzten hinterher, blieben jedoch im Schatten der Bäume zurück. Irgendetwas hielt sie davon ab, ihn bis ins Sonnenlicht zu verfolgen.
Jiyuu wusste nicht genau, warum sie die Sonne mieden, doch er war sich sicher, dass sie ihm nicht folgen würden, solange er sich im Licht aufhielt.
Die Biester verharrten im Schatten, ließen ihn aber nicht einen Moment aus den Augen. Sie schnaubten wild und es passte ihnen gar nicht, dass sie ihn nicht erreichen konnten.
Jiyuu war immer noch völlig außer Atem. Nervös blickte er in den Abgrund. Es war aussichts­los, hinunter zu klettern. Die steile Felswand führte in ein tiefer gelegenes Waldstück hinunter.
›Verdammt, was jetzt!? Ewig hier warten kann ich nicht! Spätestens, wenn der Tag zu Ende geht und es wieder dunkel wird, kriegen sie mich‹, überlegte er und fragte sich, ob er wenigstens versuchen sollte, irgendwie hinunter zu gelangen. Er konnte weder nach links noch nach rechts, da sich rundherum Baumgruppen befanden, was die Kemai ausgenutzt hatten, um ihn einzukreisen.
Jiyuu blickte immer wieder in den Abgrund, in der Hoffnung, doch noch einen Ausweg zu finden. Er schluckte schwer und seufzte.
»Arija«, murmelte er befangen und blickte in den Himmel hinauf. ›Warum hast du dich für uns geopfert? Es war letztendlich sinnlos – sie sind alle tot. Nur ich bin noch hier. Aber ich verspreche dir, ich finde einen Weg. Ich werde dafür sorgen, dass du dich nicht umsonst…‹ »Ugh!!«
Auf einmal spürte er einen stechenden, drückenden Schmerz im Rücken. Er konnte nicht mehr richtig atmen. Als er wieder nach unten blickte, bemerkte er, dass ihn ein Speer der Kemai-Patrouille von hinten durchbohrt hatte und vorne unterhalb seiner Brust herausragte.
›Nein – nein, ich darf jetzt nicht…‹ Ein Gefühl der Ausweglosigkeit befiel ihn. Langsam wurde ihm schwindelig und wiederholt schwarz vor Augen. Es gestaltete sich zusehends schwieriger für ihn, sich auf den Beinen zu halten. Er bekam keine Luft mehr und begann zu taumeln. ›Ich – ich muss irgendwie…‹ Mit letzter Kraft griff er nach dem Speer und versuchte ihn herauszuziehen, verlor dabei aber das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe.
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kijkou
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Beitrag21.04.2018 17:13
überarbeiteter Prolog
von kijkou
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Hab jetzt den ersten Teil überarbeitet, wie ich ihn als Prolog nehmen würde und hätte dazu gerne eure Meinung smile

Ich hab viele eurer Ratschläge befolgt und hoffe, es liest sich jetzt etwas besser (^^;

Mit dem allmählichen verstummen der Vogelgesänge (Von denen konnte ich mich nicht trennen.) zog sich die Sonne langsam hinter den Spitzen der Berge zurück. Kurz blitzte es noch ein letztes Mal auf, ehe sie hinter dem Horizont verschwunden war und der Himmel ihr in warmen Rottönen nachtrauerte.
Tief im Wald von West-Kalatos in einem Tal, das aufgrund seiner Lage selbst bei helllichtem Tage von direktem Sonnenlicht unberührt blieb, befand sich ein Sklavenlager, das vor langer Zeit vom Stamm der Kemai errichtet worden war.
Dieses war wie eine Festung von einer massiven Mauer umgeben, welche aus Holzstämmen errichtet worden war. Direkt neben dem Haupttor befand sich ein Wachturm, von dem aus man einen guten Ausblick auf das Tor und den Platz davor hatte.
Die Wacheinheiten, die sicherstellen sollten, dass niemand das Lager verlässt, waren dabei, ihre Waffen zu inspizieren oder dösten vor sich hin. Wie die meisten Kemai nahmen sie an, dass es die Menschen gerade nachts nicht wagen würden, einen Fluchtversuch zu unternehmen, da diese aufgrund ihrer schwachen Augen kaum eine Chance hätten, sich im dunklen Wald zu orientieren.
So entging ihnen, dass sich einige Sklaven bei den Quartieren versammelten, welche sich inmitten des großen Lagers befanden. Es waren an die fünfzig Menschen, von denen es keiner wagte, zu sprechen oder laut zu atmen. Obwohl sie bemühten waren, sich möglichst unauffällig zu verhalten, fiel es ihnen schwer, ihre Aufregung zu verbergen.
Im Wald ringsum war es inzwischen stockdunkel geworden und bis auf das dezente Schimmern der umherschwirrenden Feuer­libellen, konnte man nichts erkennen.
Eine kleine Gruppe von Sklaven schlich entlang der Mauer auf das Haupttor zu. Unter dem Wachturm angelangt, kletterten drei Männer so leise wie möglich die Leiter nach oben und tasteten sich von hinten an die Turmwache heran. In dem Moment, als sie sich dem Kemai näherten, drehte sich dieser um und erblickte sie. Ohne lange zu zögern, stürzten sich die drei auf ihn. Obwohl ihnen der Über­raschungs­moment einen kleinen Vorteil verschafft hatte, konnten sie die Bestie nur mit großer Anstrengung außer Gefecht setzen.
Indessen überwältigte eine andere Gruppe, bestehend aus acht Sklaven, die beiden am Tor patrouillierenden Wachen und stellte sie ruhig.
Die Männer, die die Turmwache beseitigt hatten, stießen nun zu den anderen.
»Alles okay?«, flüsterte einer von ihnen, während sie sich gegenseitig Blicke zuwarfen.
»Ja, die Wachen sind alle erledigt«, entgegnete ein anderer. »Gib Arija Bescheid«, forderte er einen jungen Burschen links von sich auf.
Dieser sah sich nochmals um, bevor er den Ruf eines Nachtvogels imitierte, um zu signalisieren, dass soweit alles nach Plan verlaufen war. (Die Fackeln hab ich gestrichen, also musste ein anderes Zeichen her.)
Die anderen Sklaven hatten hinter den Vorratslagern gewartet und auch Frauen und Kinder hielten sich nahe den Quartieren bereit. Als sie das zuvor ausgemachte Zeichen hörten, huschten sie über den Platz auf das Haupttor zu.
Vier Männer versuchten unterdessen, den Riegel aufzustemmen, der das schwere Tor blockierte. Mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich, diesen zur Seite zu bewegen und öffneten, mit einem unvermeid­lichen Knarren das Tor.
Auf einmal kam eine der Wachen wieder zu sich. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, um die schlafenden Kemai im westlichen Teil des Lagers zu alarmieren.
Diese stürmten umgehend aus ihren Erdlöchern. Laut brüllten sie auf und schlugen mit ihren Keulen und Speeren wild um sich. Ihr schauderhaftes Getöse konnte man vermutlich sogar noch aus der Ferne vernehmen.
Jetzt mussten die Sklaven schnell reagieren. Panisch strömten sie durch das halb geöffnete Tor nach draußen und stürzten in die Dunkelheit der Nacht.
Die Kemai verfolgten sie und hatten die Langsameren von ihnen bald eingeholt.
Einige schafften es, weiter in den Wald hinein zu flüchten, doch die meisten nicht. Sofern sie sich den wilden Kreaturen ergaben, wurden sie von diesen wieder zurückgetrieben, beim kleinsten Anzeichen von Widerstand jedoch sofort getötet.
Die Menschen, die vorerst entkommen waren, rannten so schnell sie konnten durch den düsteren Wald, wurden aber von einer Patrouille der Kemai hartnäckig verfolgt, die sie nach und nach einholten. Wenn sie nicht augenblicklich aufgaben und um ihr Leben bettelten, streckten die Biester sie erbarmungslos nieder.
Weil die Kemai die Sonne verabscheuten und es vorzogen, sich in der Dunkelheit zu verbergen, lebten sie in Wäldern oder anderen schattigen Orten.
Um den Sklaven eine Flucht so aussichtslos wie möglich zu gestalten, waren die Kemai, die ein solches Lager kontrollierten, im Gegensatz zu ihren Artgenossen nicht nachtaktiv. Die Augen eines Menschen waren schwach und in der Dunkelheit kaum in der Lage, etwas zu sehen. In dem Glauben, ihre Gefangenen würden es nicht wagen, an ein Entkommen durch den stockdunklen Wald zu denken, konnten sich die Kemai getrost in ihre Erdlöcher verkriechen, in welchen sie zu schlafen pflegten.
Eine Vielzahl ihrer Sklaven zwangen sie, in Minen zu schuften und ein spezielles Gestein abzubauen. Von diesem ernährten sie sich, setzten es aber auch für Handel mit den Groß­städten ein, die das Rohmaterial für die Weiterverarbeitung zu Energie­quellen benötigten. (Wäre es besser, wenn ich die Erklärung weglasse, da das Thema im weiteren Verlauf der Geschichte näher erklärt wird?)
Ein menschliches Leben hatte für diese Biester keinen Wert. Sie machten sich einen Spaß daraus, mit den Sklaven zu spielen und sie zu quälen, sorgten dennoch stets dafür, dass sie arbeitsfähig blieben. Es war nicht einfach, an neue Arbeits­kräfte zu kommen, da die Menschen den Wald in West-Kalatos mieden. Sollte es ein Sklave nichtsdestotrotz wagen, sich gegen die Kemai aufzulehnen, kannten diese keine Gnade und richteten ihn umgehend hin.
Bis auf ihren aufrechten Gang hatten diese Monster mit den Menschen keine Gemeinsamkeiten. Sie waren Bestien, deren Klauen mit langen scharfen Krallen versehen waren. Auf Ignotus erzählte man sich, dass sie mit diesen sogar Kasasteine, das härteste Gestein weit und breit, zu zerteilen vermochten.
Die Gestalt eines Kemai war zwar nicht viel größer als die der Menschen, doch sie hatten weitaus mehr Kraft. Ihre schwarze, manchmal dunkelgrüne schuppige Haut ähnelte einem Panzer und ihre Zähne waren scharf und spitz. In ihren glasigen farblosen Augen spiegelte sich das Nichts wider – nur kalte Leere, als wären diese Wesen umherirrende Tote auf der Suche nach Erlösung.
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Nils Oelfke
Geschlecht:männlichWortedrechsler

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Wohnort: Jever


Beitrag02.05.2018 16:52

von Nils Oelfke
Antworten mit Zitat

Hallo kijkou,

mir fällt es schwer, einen Vergleich zu ziehen zwischen der ersten Fassung deines Prologs und der überarbeiteten Version. Somit werde ich nur schreiben, was mir bei der überarbeiteten Version aufgefallen ist.

Als erstes zur Struktur (und in dem Moment, wo ich zur Struktur komme, merke ich, dass ich doch vergleichen kann). Die Strukturierung des Textes hat mir bei deiner ersten Version deutlich besser gefallen.


Zitat:
Weil die Kemai die Sonne verabscheuten und es vorzogen, sich in der Dunkelheit zu verbergen, lebten sie in Wäldern oder anderen schattigen Orten.
Um den Sklaven eine Flucht so aussichtslos wie möglich zu gestalten, waren die Kemai, die ein solches Lager kontrollierten, im Gegensatz zu ihren Artgenossen nicht nachtaktiv. Die Augen eines Menschen waren schwach und in der Dunkelheit kaum in der Lage, etwas zu sehen. In dem Glauben, ihre Gefangenen würden es nicht wagen, an ein Entkommen durch den stockdunklen Wald zu denken, konnten sich die Kemai getrost in ihre Erdlöcher verkriechen, in welchen sie zu schlafen pflegten.
Eine Vielzahl ihrer Sklaven zwangen sie, in Minen zu schuften und ein spezielles Gestein abzubauen. Von diesem ernährten sie sich, setzten es aber auch für Handel mit den Groß­städten ein, die das Rohmaterial für die Weiterverarbeitung zu Energie­quellen benötigten. (Wäre es besser, wenn ich die Erklärung weglasse, da das Thema im weiteren Verlauf der Geschichte näher erklärt wird?)
Ein menschliches Leben hatte für diese Biester keinen Wert. Sie machten sich einen Spaß daraus, mit den Sklaven zu spielen und sie zu quälen, sorgten dennoch stets dafür, dass sie arbeitsfähig blieben. Es war nicht einfach, an neue Arbeits­kräfte zu kommen, da die Menschen den Wald in West-Kalatos mieden. Sollte es ein Sklave nichtsdestotrotz wagen, sich gegen die Kemai aufzulehnen, kannten diese keine Gnade und richteten ihn umgehend hin.
Bis auf ihren aufrechten Gang hatten diese Monster mit den Menschen keine Gemeinsamkeiten. Sie waren Bestien, deren Klauen mit langen scharfen Krallen versehen waren. Auf Ignotus erzählte man sich, dass sie mit diesen sogar Kasasteine, das härteste Gestein weit und breit, zu zerteilen vermochten.
Die Gestalt eines Kemai war zwar nicht viel größer als die der Menschen, doch sie hatten weitaus mehr Kraft. Ihre schwarze, manchmal dunkelgrüne schuppige Haut ähnelte einem Panzer und ihre Zähne waren scharf und spitz. In ihren glasigen farblosen Augen spiegelte sich das Nichts wider – nur kalte Leere, als wären diese Wesen umherirrende Tote auf der Suche nach Erlösung.

Bei diesem Teil frage ich mich, warum du ihn ans Ende geklatscht hast. Das dies nur Infos sind, die gegeben werden, ist klar. Dieser ganze Teil ist eine Beschreibung. Spannender ist es aber, wenn du es zeigst. Also lass doch die Kemai grausame Dinge tun oder zeige uns in einer Situation, dass die Kemai das Sonnenlicht verabscheuen.
Diese ganzen Infos könnten entweder weg oder wie du es bei der ersten Version hattest an den Anfang.

Desweiteren vermisse ich in dem Text das Innenleben der Figuren. Ich würde gerne die Emotionen, Gedanken und Empfindungen der Menschen gezeigt bekommen. Allerdings ist dies ein Prolog, weshalb hierfür andere Regeln gelten. Würde dies ein Kapitel sein, würde ich auf jeden Fall mehr von dem Innenleben der Figuren erfahren wollen. Da dies aber der Prolog ist, kannst du meiner Meinung nach auch einen etwas anderen Erzählstil in diesem fahren.

Was mir gut gefällt, sind Sätze mit starken Verben und Substantiven:

Zitat:
...stürzten in die Dunkelheit der Nacht.


Zitat:
...streckten die Biester sie erbarmungslos nieder.


Was mich interessiert: Hast du versucht, den Text um Blähwörter, Abschwächer, Adverbien und Adjektive zu reduzieren?
LG
Nils
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kijkou
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 39
Beiträge: 10
Wohnort: Kawasaki


Beitrag03.05.2018 15:42

von kijkou
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Nils,

ich verstehe, was du meinst.

Zitat:
Was mich interessiert: Hast du versucht, den Text um Blähwörter, Abschwächer, Adverbien und Adjektive zu reduzieren?

Hab es versucht, ist aber nicht so einfach lol2

Hab mich jetzt noch einmal durchgearbeitet und an deinen Rat gehalten. Was hältst du von dieser Version?

Mit dem allmählichen verstummen der Vogelgesänge zog sich die Sonne langsam hinter den Spitzen der Berge zurück. Kurz blitzte es noch ein letztes Mal auf, ehe sie hinter dem Horizont verschwunden war und der Himmel ihr in warmen Rottönen nachtrauerte.
Tief im Wald von West-Kalatos in einem Tal, das aufgrund seiner Lage selbst bei helllichtem Tage von direktem Sonnenlicht unberührt blieb, befand sich ein Sklavenlager, das vor langer Zeit vom Stamm der Kemai errichtet worden war.
Weil die Kemai die Sonne verabscheuten und es vorzogen, sich in der Dunkelheit zu verbergen, lebten sie in Wäldern oder anderen schattigen Orten.
Das Lager war wie eine Festung von einer massiven Wand aus Palisaden umgeben. Direkt neben dem Haupttor befand sich ein Wachturm, von dem aus man einen guten Ausblick auf das Tor und den Platz davor hatte.
Die Kemai, die ein solches Lager kontrollierten, waren im Gegensatz zu ihren Artgenossen nicht nachtaktiv, um den menschlichen Sklaven eine Flucht so aussichtslos wie möglich zu gestalten. Die Augen dieser waren schwach und in der Dunkelheit kaum in der Lage, etwas zu sehen. So konnten sie sich getrost in ihre Erdlöcher verkriechen, in welchen sie zu schlafen pflegten.
Die Wacheinheiten, die sicherstellen sollten, dass niemand das Lager verlässt, waren dabei, ihre Waffen zu inspizieren oder dösten vor sich hin. Wie die meisten Kemai nahmen sie an, dass es gerade nachts niemand wagen würde, einen Fluchtversuch zu unternehmen.
So entging ihnen, dass sich einige Sklaven bei den Quartieren versammelten, welche sich inmitten des großen Lagers befanden. Es waren an die fünfzig Menschen, von denen es keiner wagte, zu sprechen oder laut zu atmen. Obwohl sie bemüht waren, sich möglichst unauffällig zu verhalten, fiel es ihnen schwer, ihre Aufregung zu verbergen.
Im Wald ringsum war es inzwischen stockdunkel geworden und bis auf das dezente Schimmern der umherschwirrenden Feuer­libellen, konnte man nichts erkennen.
Eine kleine Gruppe von Sklaven schlich entlang der Palisaden auf das Haupttor zu. Sie waren mit Werkzeugen und Messern bewaffnet, welche sie während der Arbeit in den Minen heimlich entwendet hatten.
Unter dem Wachturm angelangt, kletterten drei Männer achtsam die Leiter nach oben und tasteten sich von hinten an die Turmwache heran.
In dem Moment, als sie sich dem Kemai näherten, fuhr dieser herum und erblickte sie mit seinen glasigen, farblosen Augen. Ohne lange zu zögern, stürzten sich die drei auf ihn. Obwohl ihnen der Über­raschungs­moment einen kleinen Vorteil verschafft hatte, konnten sie die Bestie, deren Klauen mit langen, scharfen Krallen versehen waren, nur mit großer Anstrengung außer Gefecht setzen.
Indessen versuchte eine andere Gruppe, bestehend aus acht Sklaven, die beiden am Tor patrouillierenden Wachen zu überwältigen. Auch zu acht hatten sie kein leichtes Spiel, da ein Kemai, wenngleich dessen Gestalt nicht viel größer als die der Menschen war, weitaus mehr Kraft hatte. Sie attackierten sie mit ihren Messern, welche nur mit großem Kraftaufwand die schuppige dunkelgrüne Haut der Kreaturen durchdrangen.
Nachdem sie die beiden Wachen bezwungen hatten, stießen die Männer, die den Turmwächter beseitigt hatten, zu ihnen.
»Alles okay?«, flüsterte einer der drei, während sie sich gegenseitig Blicke zuwarfen.
»Ja, die Wachen sind erledigt«, berichtete ein anderer. »Gib Arija Bescheid«, forderte er einen jungen Burschen links von sich auf.
Dieser spähte über den Platz, bevor er den Ruf eines Nachtvogels imitierte, um zu signalisieren, dass soweit alles nach Plan verlaufen war.
Die anderen Sklaven hatten hinter den Vorratslagern gewartet und auch Frauen und Kinder hielten sich nahe den Quartieren bereit. Als sie das zuvor ausgemachte Zeichen hörten, huschten sie auf das Haupttor zu.
Vier Männer versuchten unterdessen, den Riegel aufzustemmen, der das schwere Tor blockierte. Mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich, diesen zur Seite zu hieven und öffneten, mit einem unvermeid­lichen Knarren das Tor.
Auf einmal kam eine der Wachen wieder zu sich. Sie riss ihr Maul auf, was ihre scharfen, spitzen Zähne zum Vorschein brachte und stieß einen schrillen Schrei aus, um die schlafenden Kemai im westlichen Teil des Lagers zu alarmieren.
Diese stürmten umgehend aus ihren Erdlöchern. Laut brüllten sie auf und wüteten mit ihren Keulen und Speeren. Ihr schauderhaftes Getöse konnte man vermutlich sogar noch aus der Ferne vernehmen.
Panisch strömten die Sklaven durch das halb geöffnete Tor nach draußen und stürzten in die Dunkelheit der Nacht.
Die Kemai jagten ihnen hinterher und hatten die Langsameren von ihnen schon bald eingeholt.
Einige Sklaven schafften es, weiter in den Wald hinein zu flüchten, doch die meisten nicht. Sofern sie sich den wilden Kreaturen ergaben, wurden sie von diesen wieder zurückgetrieben, beim kleinsten Anzeichen von Widerstand jedoch sofort getötet.
Die Menschen, die vorerst entkommen waren, rannten, so schnell sie konnten, durch den düsteren Wald, wurden aber von einer Patrouille der Kemai hartnäckig verfolgt. Nach und nach wurden sie eingeholt und wenn sie nicht augenblicklich aufgaben und um ihr Leben bettelten, streckten die Biester sie erbarmungslos nieder.

Die Erklärungen, die jetzt ganz weggefallen sind, werden dann im späteren Verlauf erläutert.

LG kijkou
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